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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 18.08.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192008183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19200818
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19200818
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- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1920
- Monat1920-08
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256 Wette äW zuftieden sein könne, denn der Faust Goethes er löste sich nicht durch die Tat, er suchte nur Befriedigung. Darum läßt die Dichterin des neuen Faust diesen ein« Wänd- kmg erleben: Faust gelangt aus dem „Sonnensuchen" zur Liebestat. Helene, die ihn nach Mephistos Plan in die Hölle locken sollt«, findet durch die Selbstopferung des Faust Er lösung. Mit ihr Faust selbst. Der Teufel ist auch hier wieder der Besiegte, er verliert di« Wette endgültig — aber er verliert sie nicht durch das Eingreifen des Herrn, sondern durch die Entwicklung des Menschen selbst. Da, aM Ende muh der Böse emsehen, dah der Weg der höheren Macht auch durch ihn hindurchgeht, dah er selbst mitsamt seiner Hölle nichts anderes ist, als ein Weg zur Erlösung. — Es muh anerkannt werden, dah. dieser Hauptpunkt der Dichtung über die Goethesche Auffassung des .Faustproblems, <üs das des genialen Menschen, hinausgeht. — Von eigenartiger Schön heit And Kraft sind Technik und Sprache dieses grohen Dramas, das aus einem Vorspiel und vier Akten besteht. Sie find von anderem Geiste getragen als die Goethes, bringen nicht das Metaphysische in realistisch gesehenen Bildern, sondern sie verpersönlichen das Uebersinnliche. Ost nähern sie sich mehr der Form Byrons, etwa im Manfred. Der Eesamt- «indruck war bei einer Vorlesung überwältigend groß. Millkimir ma vsOsimur Von Rolf Wolfgang Martens. s Fragt der verwunderte Beschauer, was di« Malereien der s Futuristen eigentlich darstellen sollen, so mutz erwidert werden, datz sie ebenso wenig, wie der Erprefsionismus, ein Abbild der äußeren Natur sein wollen! Wir sehen zunächst ein wirres Durcheinander von Strichen, Farbenflecken und möglichst grellet Nuancen und wieder Strichen und Schattierungen; hie und La erkennen wir: Aha! —' soll ein rechtes Auge sein, und s das dort ein Röllchen-Manschette! — Aber das meiste bleibt > uns schleierhaft! — Ein Bekannter sagte mir vor Jahren: ! es gehe uns mit diesen Machwerken, wie mit den Verier- hildern, „Wo ist die Katz?" ! Noch einmal die Frage: Was kann der Maler uns hier ' dargestellt haben? — Wo haben wir ähnliches erlebt? — j Jetzt fällt die Antwort nicht Mehr so schwer: In unserem ! Inneren war es, — nach dem stattgehabten Eindruck! — s Es ist während jener Zeitspanne nach den Wahrnehmungen s geschehen, — wenn wir gewissermaßen die Augen geschlossen s halten und das, was wir vorher wahrgenommen haben, in s einzelnen losgerissenen Fetzen vor unserem geistigen Auge einher s wirbelt! Unser Gedächtnis vermag nicht genau mehr den s Wahrnehmungsvorgang wiederzugeben, und unsere Logik hat : noch nicht die einzelnen^ Wahrnehmungstelle genügend ein- > geordnet. — Es handelt sich bei diesem Kunftinhalt also ! nicht mehr um „ein Stück Natur, gesehen durch ein Tem- perament" — wie Taine und Zola im Auge haben, — ' sondern um unsere subjektiven Vorstellungen des Wahrgenom- , Menen. Die. Wiedergabe — das wollen wir auch noch be- ! merken, — ist in den futuristischen Gemälden äußerst roh ! und mit den primitivsten Mitteln gegeben. — Ob es nun überhaupt möglich ist, datz aus solchem Inhalt und solcher Form der Wiedergabe etwas flitzen kann, was wir bisher gewöhnt sind mit „Kunst" zu bezeichnen und das dem Be ttachter Genutz gewährt, — darüber Mag jeder selbst entschei den! — — Nach dem Gesagten wird es jedenfalls em- leuchten, datz der Jnteressenkreis des Futurismus nur eng be grenzt sein mag! — In Italien, von wo diese eigentümliche „Kunstart" ihren Ausgang nahm und an die Namen von Marmetti, Carra und Soffici geknüpft ist, kam es bei den Vortragsabenden zu wüsten Szenen und ständigen Prügeleien; in Deutschland, wo Herwarth' Walden durch seine Zeitschrift „Der Sturm" die Bewegung zu fördern suchte, wurde die Erregung durch unser nordisches Temperament etwas ge- LLmvft! — Datz jedoch überall bei Verkündigung dieser „Kunst" Feindseligkeiten und Radau entstehen mutz, liegt in Ler Unverständlichkeit ihrer Darbietungen begründet, die das Publikum zu Spott und Verhöhnung herausfordert, und dadurch die „Künstler" ihrerseits zu Angriffen, gegen das 'nach ihrer Meinung „kunstblinde Banausentum" veranlatzt. Mtt all diesem irrsinnig amnutenden Gebaren haben diese Herrlein, denen es wohl an künstlerischer Begabung, aber durchaus nicht an Geschäftssinn fehlt, es verstanden in Mode zu kommen, so datz sie ihre Machwerke heute für 10000 Mark und mehr verkaufen können! Auf dem Gebiete der Lyrik hat sich in den letzten Jahre« eine ähnliche Strömung ausgebreitet: „Der Dadaismus!" — Auch hier sollen die subjektiven Auffassungen in uns, welche die Dinge dadrautzen HMvorgerufen haben, — also nicht etwa die Dinge selbst, — zuM Ausdruck kommen. Die Nadir der Wirklichkeit und ihre Gesetz« und Logik sind hier voll kommen gleichgültig — ebenso wie beim Futurismus, uni ebenso ist auch hier der Widerspruch. Aber Lazu kommt noch etwas, das Mes bisher dagewesene in den Schatten stellt: die Art der Ausdrucksform! Die artikulierte Sprache ge nügt dm Dadaisten nicht, sie sind deshalb bestrebt aus den Urlaut, den die Natur für die Empfindungen als Aeutze- rung gebraucht, zu wählen und sind ernstlich der Meinung, datz sie diesen jedesmal heraussinden können und er zur Vermittlung des Gefühls und der Stimmung auf andere Men schen zu dienen vermag. Was dabei herauskommt, wirkt als verständnisloses Gelall einzelner Silben und Laute. Aus folgendem Beispiel, in dem ein Dadaist seinen Kollegen Rudolf Blümer, während dieser vorträgt, besingt, möge der Leser sich.selbst sein Urteil bilden: ' „Der Stimme schwendet Kopf verquer die Beine. Greizt Arme quälte schlingern Knall um Knall. Umstrahlend ezsn quicke dreiz. Und Knall um Knall." ii«ele SN-kennsmen eimt uns jetrt Von Geh. Studienrat Prof. Dr. Oskar Weise. Zwischen den Verkehrswegen der Städte des Mittel alters und der Gegenwart bestehen große Unterschiede: An die Stelle der engen, krummen und schmutzigen -Wassen sind vielfach schöne, breite, gerade Straßen getreten, und wie ihr Aeußeres haben sich oft auch ihre Namen verändert; das Eigenartige, Poetische hat meist dem Gleichförmigen, Nüch ternen Platz Machen müssen. Einstmals benannte man sie vorwiegend nach! ihrer Gestalt und Machte dabei häufig von humorvollen Bezeichnungen Gebrauch, wie Löffenstiel, Sei denbeutel, Sackpfeifr, Eänsehals, Pfannenstiel, Bügeleisen, Salzfätzchen, Brotkorb, Hasenwinkel u. a., die wir nament lich in niederdeutschen Städten antreffen. Mitunter gab Man auch seinem Aerger über ihre schlechte Beschaffenheit Aus druck Lurch Namen wie Hölle oder Fegefeuer. Sodann ent lehnte man die Benennungen gern von der Hauptmasse der Be wohner, sprach daher von einer Flamen-, Wenden-, Juden gasse oder einer fiämischen, wendischen, Mischen Gasse und und von einer Altbüßer-, Löber-, Grapengießer-, Schwert feger-, Badergasse, weil darin besonders die Gewerbe der Schuhflicker, Rotgerber, Topsgießer usw. bettieben umrden. Auch von wichtigen Gebäuden, die darin standen, entnahm man die Sttaßenbezeichnungen (hatte daher «ine Kloster-, Schul-, Kirchen-, Münzgasse usw.), in den äußeren Stadt teilen aber von Len Nachbarstädten, wohin die Straßen führten. Dagegen fehlten dem Mittelalter die Benennungen nach Ruhmestaten des Volkes, wie wir sie jetzt in der König- grätzer, Sedansttatzen u. a. besitzen, und ebenso die nach Fürstlichkeiten und hervorragenden Männern, die sich be deutende Leistungen in Kriegswesen, Wissenschaft, Kunst, Wohl tätigkeit u. a. große Verdienste erworben haben. Ihre Zahl ist nach und nach so groß geworden, dah in Berlin schon 1885 von 519 Straßen 221 nach Personen benannt wurden (darunter so ungeheuerliche Bildungen wie Prinz-August-von- Württemberg-Sttatze). Wohl gab es auch im Mittelalter Namen von Personen, aber das waren fast nur katholische Heilige, deren Kirchen in der betreffenden Straße lagen; daher Peters-, Johannis-, Michaels-, Jakobi-, Georgs-, Ma rien-, Annen-, Katharinengasse. Mit Recht sucht man''jetzt die guten, allen Namen wieder hervor, Mtt Recht wendet man sich auch gegen Lie Unsitte fremder Bezeichnungen, wie Promenade, Allee, Bellevue, Ron dell, Kommunikation u. a., jedoch schwerlich wird man sich dazu entschließen, die Straße wieder der Gasse zu opfern. Wer aber 'sein Herz an alten kerndeutschen Straßennamen wie Graben, Steg, Damm, Brücke, Anger, Brühl, Brink, Fleet, Klärt, Twiete u. a. erfreuen will, der mich eine alle Stadt des urdeutschen Nordwestens aussuchen. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenbers i-K, — Druck.und Verlag v-n S. G. Roßberg in Frankenberg t.S.
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