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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 18.06.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192106186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19210618
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19210618
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Druckfehler: Titelseite der Beilage enth. falsches Ausgabedatum.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1921
- Monat1921-06
- Tag1921-06-18
- Monat1921-06
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Vielleicht auf einer Stuhllehne sitzend, mit einem kleinen Seidenpintscheri auf dem Schoß? Und im Hintergrund eine Beethovenbüste. ,Ditte, recht dämonisch!" würde der Photograph sagen, wenn er was verstand. Und eventuell eine Zigarette im Perlen mund. Oder statt des Pintschers ein Notenblatt? — Wenn man nur wüßte, wie es die Schriftleiter der illustrierten Blätter am liebsten haben! Nur einmal küssen . . . Wer den Zettel wohl geschrieben haben mochte? Er sann nach. ! Da war gestern, wie er aus dem Zug stieg, auf dem Bahnsteig eine Dame gewesen, eine Blondine, «in Götter- weib. die hatte sich schier den Hals nach ihm ausgedrsht! (Bildete er sich ein. In Wahrheit hatte sie nur einen Ge päckträger gesucht.) Die mutzte es gewesen sein. Woher sie seinen Namen kannte? Na, den Tenor van Maren kennt man doch! Oder vielleicht war es doch eine andere gewesen? Da hatte in der zweiten Reihe eine Dame gesessen, eine Juno, eine Aphrodite, die hatte den ganzen Abend kein Auge von ihm gelassen, hatte sich förmlich festgefogen mit ihren Guckerln an seinen Lippen. (Bildete er sich ein. In Wahrheit hatte sie nur gedacht: „Wie schlecht sein Kragen sitzt! Jetzt rutscht er — gleich geht er auf — ich platz' heraus, wenn er auf gehl!") Die war's gewesen. Der hatte sein Perlenmund das Herz gebrochen. O Gott! Nur einmal küssen. Nur «in Mal. Den Perlenmund. Und dann sterben. Oder so was. Oder vielleicht hatte das Zimmermädchen den Zettel geschrieben? Ein reizender Schneck war's gewesen, and jetzt siel ihm ein: sie hatte Tränen in den Augen gehabt. Seinetwegen. (Bildete er sich ein. In Wahrheit hatte sie Tränen in den Augen gehabt, weil sie sich draußen den Kopf mit aller Wucht an den Türpfosten gerannt hatte, als sie dem blonden Hausknecht nachguckte.) Oder wer konnte sonst den Zettel'geschrieben haben? Da war noch eine Brünette gewesen, eine Rose, . . . und e-ne Schwarze, eine Madonna, . . . und eine Rote, eine Grazie, . . . und eine Flachsfarbene, eine Walküre ... , van Maren schwebte in den Speisesaal. Als er eintrat, glaubte er ein allgemeines Wispern zu hören. Er kannte das. „Jetzt flüstern sie wieder: das kst er, und fühlen etwas Festtägliches in sich!" (Bildete er sich ein. In Wahr heit flüsterten sie: „Der hat ja keinen Schlips um!") Mein Gott, wie lästig, so berühmt zu sein! Und so schön! So dämonisch! , Und da Lar ja auch am Nebentisch wieder dieses junge Ehepaar das ihn schon beim Mittagessen durch die öffent liche Schaustellung seines standesamtlich genehmigten Glückes nervös gemacht hatte! Wie man nur so verliebt tun kann! Besonders, wenn lein Berichterstatter in der Nähe ist! Ha, wenn er jetzt plötzlich auf den Stuhl stiege und zur Begleitung der Hoteltapelle die Arie aus „Aida" schmet tern würde! Und dann mit einer Verbeugung gegen das Publikum: „Ich werde mir gestatten, für dieses Lied eine Lellersammlung zugunsten notleidender Kinder zu veranstal- ten!" Ha, das wäre eine Sache! „Der durch seinen Wohl tätigkeitssinn rühmlichst bekannte große Tenor" würde die Presse schreiben, „. . . obwohl er ein anstrengendes, überaus erfolgreiches Konzert hinter sich hatte . . . das edle Beispiel verdient Nachahmung." Und der Dame mit der Sehnsucht nach seinem Perlen- mund würde er dann sagen: „Ich wußte, daß du im Speise saal warst, mein pochendes Herz sagte es mir, nur für dich habe ich die Arje gesungen!" — Was hatte denn der quatschköpfige Eheneuling am Neben tisch zu lachen? van Maren lauschte hinüber. Und er hört«: Er: Summst du schon wieder diesen Gassenhauer vor dich hin, Schatzi? Sie: Wenn du nett wärst, Butz, hättest du mir schon längst die Noten dazu besorgt! Er: Werde ich morgen früh Hun, Mausi! Ich habe vorhin, während du mit der Frau Regierungsrätin plantschtest, mich beim .Kapellmeister nach dem Titel des Liedes er kundigt, und bin gleich hinauf ins Zimmer und hab' ihn mir auf einen Zettel notiert. Das Lied heißt — — es heißt — - — na, zum Kuckuck, wie heißt denn gleich das Teufelslied ?" van Maren war sehr rot geworden. Er bitz sich auf die Zähn«, wandte sich nach dem Nebentisch und hauchte: „Wenn ich den Herrschaften mit meinem bescheidenen Wissen aushelsen darf — ich habe das Lied nach dem reizenden Summen der gnädigen Frau sofort erkannt — es heißt: Nur: einmal küssen deinen Perlenmund!" „Richtig!" jauchzte die kleine Frau. „Nein, was Sie für e'm ausgezeichnetes musikalisches Gehör haben!" „Das ist nicht weiter verwunderlich," lächelte van Maren geschmeichelt, „ich bin doch sozusagen vom Fach Mein Name ist — van Maren!" „Wie? Sie sind van Maren? Der berühmte Klavier- virtuose? Wie interessant! Wollten Sie nicht dieser Tage auch hier ein Konzert geben? Männe, so stelle dich doch Herrn Fanfaren vor!" Der junge Ehemann erhob sich und stotterte: „Ich habe zwar keinen so berühmten Namen wie Sie . . . aber, wenn Sie gestatten, mein Name ist Maier!" „Oh, bitte, das macht gar nichts!", erwiderte van Maren vornehm. > 3. Kapitel. ! Oh, wie eitel sind die Frauen! Es gibt nichts Eitleres als eine Frau. Eitelkeit, dein Name ist Weib. Was zu beweisen war. „Habe ich wirklich so -inen Perlenmund?" prüfte er im Spiegel nach und schmunzelte bewundernd: „Dear me!" Er wandte im Selbstgespräch gerne die englische Sprache an; im Gespräch mit anderen tat er es weniger gern: man kommt da in den seltensten Fällen mit „Lear me" „good evening" aus. Ml da» »me nocd asr« Lest? Betrachtung von R. Bopp (Altenburg). Frühmorgens . . . wenn die Hähne krähen, ziehe ich, gleich der Lerche, in die frische, klare Morgenluft hinaus. Das ist für mich km besonderen nichts Außergewöhnliches; für den Großstädter ,m allgemeinen aber schon. Denn ehr sich das Leben der Großstadt regt, ehe der Geist der Hast und Unruhe die Straßen beherrscht, vor allem an Sonn tagen, bin ich längst zurück. Nur hier und da ein Frühschwärmer, ein Naturträumer, ein Garten- oder Feldbesitzer, der zur Arbeit wandert. Sonst Stille — Morgen stille! — — Der Wald jm Süden der Stadt liegt am Fluß wie «in Tempel, in dem der Chor der Vögel die liederfrohe Gemeinde ist. Ueb«rall im jungen Grün der Bäume zwitschert's, jubiliert's und musiziert's. Fin ken und Meisen, Stieglitz, Lerche, Amsel und Star, am Flußrande die muntere Bachstelze, die schwanzwippend und geschäfiigt hier- und dorthin trippelt, entschädigen den Wan derer reichlich für die so früh aufgegebene Nachtruhe. Vom azurblauen Himmel leuchtet golden die Morgen sonne, im Flutz sich spiegelnd. Die munteren Wellen, vom leichten Morgenwind gekräuselt, werfen neckisch schaukelnd dach Bild des Beschauers zurück ... So nahe der Großstadt ein Stück natürlichster Natur! — Auf Leni Heimwege treffe ich einen Bekannten. Er schimpft aus die Großstadt. Da draußen in „Dingsdorf" war es schöner, meint er. Allerdings muß ich ihm da beipflichten; denn wenn er spazieren geht, ist die „Natur von Dingsdorf" vom Geist« der Großstadt verjagt. Man empfindet sie nur frühmorgens, . . . wenn die Hähne krähen! i
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