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Wilsdruffer Tageblatt : 27.07.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193907277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19390727
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19390727
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1939
- Monat1939-07
- Tag1939-07-27
- Monat1939-07
- Jahr1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 27.07.1939
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.MM" md „Nolde" Der Führer auch bei der zweiten Bayreuther Festspiel aufführung Als zweite Vorstellung der Bayreuther Bühnenfestspiele ging am Mittwoch Richard Wagners „Tristan und Isolde" in Szene. Wieder war der Führer mit vielen namhaften Ehrengästen Zeuge einer beispielhaften Aufführung. Die vom vorigen Jahr bekannte Inszenierung Heinz Tietjens mit Max Lorenz, Margarethe Klose. Jaro Prohaska und Josef von Manowarda in den nagenden Rollen Hal durch die musikalische Leitung des italienischen Dirigenten Victor Sabata sowie durch die französische Sängerin Ger maine Lubin als Darstellerin der Isolde eine wesent liche Bereicherung erfahren. Die Vorstellung hinterließ In dem ausverkauften Festspielhaus einen überwältigenden Eindruck, der sich in begeistertem Beifall nach jedem Akt kunv- gab. LambreMrhMen ewige Weihestätte Lutze ehrt die Julikämpfcr — Erinnerungsfeier im Lamprechts- Hausen Am Mittwoch fand in Lambrechtshausen ein großer SA.- Appell statt, der dem Gedenken an die Juli-Gefallenen der Ostmark gewidmet war und seine besondere Bedeutung durch eine Ansprache des Stabschefs der SA. erhielt. Nachdem der Stabschef die Angehörigen der Ermordeten begrüßt hatte, nahm der Dichter des Lamprechishausener Wei- -espiels, Springschmied, das Wort, um den Sinn des Tages zu deuten. Lamprechtshausen solle eine ewige Feierstätte sein zum Erdenken an die Ostmarkgefallenen. Im Auftrag des Gaulci- ters enthüllte dann Springenschmid ein künstlerisches Fresko, das von Prof. Lobisser-Kärnten hergestcllt wurde. Unter den Klängen des Liedes vom Guten Kameraden legte nunmehr Stabschef Lutze einen Kranz am Heldenmal nieder. Weitere Kränze widmeten der Gauleiter von Salz burg, der schon vorher die Gräber besucht hatte, der Gruppen führer der SA-Gruppe Alpenland und die Wehrmacht. Ihren Höhepunkt erreichte die Weihestunde mit einer An sprache des Stabschefs der SA., Lutze. Er erinnerte daran, daß alle, die hier vor diesem Ehrenmal stehen, keinen Anlaß hätten, zu klagen, dieses Ehrenmal solle vielmehr eine immer währende Erinnerung an die gefallenen Kameraden darstellen. Durch ihr Opfer erwachse für uns eine fortdauernde Verpslich- tung. Wie der Führer die Männer, die am Königlichen Platz in München ruhen, ehrt, so wallen wir Euch, Ihr toten Kame raden, hier in diesem Dorf der Ostmark vor allen anderen her- vusheben. Ihr seid nicht gestorben, sondern weilt unter uns, solange die SA marschiert. Und sie wird so lange marschieren. Wie Deutschland lebt. Indem ich Euch hier grüße, grüße ich alle gefallenen Ka meraden und verspreche im Namen aller SA-Männer, daß Euer Tod nicht umsonst gewesen sein soll. Die Angehörigen brauchen nicht zu klagen, denn die Gefallenen haben mehr ge- tan, als ein Mensch tun kann. Wir werden in ihrem Geist «rbeitcn, marschieren und wenn es notwendig ist, auch sterben, so wie sie cs einst taten. Mit einem Gruß an den Führer schloß der Stabsches seine Ansprache. — Am Abend besuchte der Stabschef mit dem Gauleiter und den übrigen Ehrengästen Lie Aufführung des Lamprechishausener Weihespiels, das den Kampf der Ostmark bis zum endgültigen Siege verherrlicht. Aernftheii wird Gemeingut der Volker Die Deutsche Reichspost gibt den Fernsehrund- funk für die Oeffentlichkeit frei. Bisher hat die Deutsche ReichSpost den Fernschrundsunt versuchsweise betrieben und nur in beschränktem Umfange der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Vorarbeiten sind jetzt so weit abgeschloffen, daß die Deutsche ReichSpost den Fernsch- rundfunk für die Oeffentlichkeit sreigeben kann. Jeder Rundfunkhörer kann dann, vorerst ohne Erhöhung der Gebühren, die Sendungen des Fernsehsenders Berlin-Witzleben im eigenen Heim empfangen. Diese Maßnahme wird anfangs nur den Berlinern zu gute kommen, denn die Ultrakurzwellen, die das Fernsehen und den dazugehörigen Ton übertragen, haben im Vergleich zu den Wellen des allgemeinen Rundfunks nur einen kleinen Ausbreitungsbereich, nämlich 50 bis 100 Kilometer. Wenn die Fernsehsendungen allgemeine Bedeutung für das ganze Reichsgebiet gewinnen sollen, werden die Fernsehsender wesentlich dichter gesetzt werden müssen als die Rundfunk sender. Deshalb stehen bereits zwei Fernsehsender, einer auf dem Brocken, und einer aus dem Feldberg im Taunus, vor der Vollendung, und weitere Fernsehsender werden in den übri gen größeren Städten des Reiches errichtet werden. Daneben hat die Deutsche Reichspost bereits den Ausbau eines um fassenden Fernsehkabelnetzes begonnen, auf die die Ereig nisse von der Berliner Fernsehbühne oder von anderen Auf nahmeorten zu den Sendern geleitet werden. Die Lösung der großen Ausgabe, den Fernsehrundfunk im Reich allgenrein einzuführen, ist nur möglich, wenn sie in umfassender Weise angepackt wird. Damit das Fernsehen Ge meingut des deutschen Volkes werde, hat die Deutsche Reichs- Post unter der Leitung ihres Ministers Dr.-Jng. e. h. Ohne sorge in großzügigster Weise alles darangesetzt, nm von der Fernsehbühne bis zum Fernsehempfänger technisch und orga nisatorisch die notwendigen Voraussetzungen zu schassen und zu verbessern. Es wäre verfehlt zu glauben, der Fernsehrundfunk werde in absehbarer Zeit den allgemeinen Rundfunk zurückdrängen. Das zeigt sich schon in der ganz verschiedenen Programm gestaltung» die für den Fernsehrundfunk ebenfalls der Neichs- rundfunkgesellschaft übertragen ist. Beim Fernfehrundfunk liegt die Bedeutung noch mehr als beim allgemeinen Rundfunk in seiner aktuellen Gestaltnng. Weil er die Vorgänge durch das Ohr und durch das Auge gleichzeitig vermittelt, bringt er dem Beschauer die Gescheh nisse der Gegenwart sinnlich wahrnehmbarer heran und läßt sie ibn eindrucksvoller mtterlebcn. Damit ist eine neue Epoche des Rundfunks einaelettet. Mit dem Fernsehen im eigenen Heim ist es uns möglich, an dem großen aktuellen Geschehen im gleichen Augenblick des Verlanfs nicht nur als Hörer eines Mikrophonberichtes, son dern als „Augenzeuge" teilzunehmen, der im eigenen Heim sogar noch den bevorzugten Platz des Fernsehberichterstatters mitinnehat. Die Umwälzungen, die das Fernsehen in der Zukunft noch mit sich bringen wird, kaffen sich heute noch nicht übersehen, aber eines steht fest: eine neue Epoche der Funk technik hat ihren Anfang genommen. Zusammenarbeit der Walsangnaüvnen Besprechungen in London. — Auch Deutschland beteiligt. Die Londoner Walsangbesprechungen der an der Wal fang-Industrie besonders interessierten Staaten sind beendet worden. An den Besprechungen waren beteiligt die Union von Südafrika, die Vereinigten Staaten von Amerika, Kanada, Ir land, Deutschland, Großbritannien, Japan und Nor wegen. Die deutsche Delegation stand unter Führung von Staatsrat Wohltat. Gegenstand der Besprechungen war die Vereinheitlichung der internationalen Vorfchriften für den Walfang und eine allgemeine Walmarkierung, die bisher nur von England und Deuischlaud als wissenschaftliche Methode zur Feststellung der Wanderungen der Wale angewendei wurde. Die Delegierten haben ihren Negierungen verschiedene Entschließungen unterbreitet, die die praktische Zusammen- arbeit der Malsan gugtioncn weiter verbessern jvuer^ MM mtter Flitgrrslkk» Ein Zeugnis bester Organisation und Disziplin Die seit Tagen erwartete große Luftschutzübung, die am Mittwochnachmittag überraschend in der Reichshauptstadt ein- setzte, wickelte sich dank der disziplinierten Bereitschaft der Ber liner Bevölkerung völlig programmäßig ab. Punkt 15 Uhr kündete lautes Sirenengeheul den Beginn der Uebung. Dieses erstes Signal galt jedoch nur zunächst dem Aufruf des zivilen Luftschutzes. Indessen wickelte sich der Ver kehr auf den Straßen und Plätzen in gewohnter Weise ab, bis dann um 18,50 Uhr der Fliegeralarm ertönte. Zehn Mi nuten danach waren die soeben noch vom Verkehr der Groß stadt durchfluteten Straßen menschenleer. Dann erklang plötz liches Propellergcräusch, die ersten Angrisssflieger brausten heran, um im Sturzslug herunterzugehen und Bomben ab- zuwcrfcn. Besonders „schwer heimgesucht" wurde der Berliner Osten, während die Innenstadt und die westlichen Stadtteile von den „Bombern" noch ei,nigermaßen glimpflich behandelt wurden. Inzwischen waren die Männer des Lustfchutzes in den Häu sern und Betrieben eifrig beschäftigt, um die „Verwundeieu" abzutransportieren, die Entgiftung der gefährdeten Gebiete vorzunehmen oder um Gebändeschäden zu beseitigen. Soweit die SchiedsriÄter feststellen konnten, klappte die Arbeit der Männer des Luftschutzes vorzüglich. Um 20 Uhr verkündete lautes Sirenengeheul den Schluß dieser ersten Uebung. Jetzt setzte die vorgesehene Verdunkelung ein. Dennoch machte die Stadt keineswegs einen toten Eindruck. Im Gegenteil, das Leben lief weiter. Die Bevölkerung der Millionenstadt war nach der Entwarnung wieder in Massen ins Freie geströmt und bestaunte dieses eindrucksvolle Wunder der Organisa tion und Selbstdisziplin. So nahm die Verdunkelung, die die Reichshauptstadt ge gen jede Sicht von oben schützt, ihren vorschrisismäßigen Ver laus; denn auch im Ernstfall ist es ja unmöglich, bei solchem Anlaß etwa das Leben und Treiben in den Straßen völlig abzustoppen. Jedenfalls dürsten schon diese ersten Luftschutz- Übungen einwandsrei bewiesen haben, daß es Berlin versteht, sich gegenüber feindlichen Fliegerangriffen eine ausgezeichnete Tarnkappe übcrzustreifen. WelikriegsHeginn und Tannenberg Feiertage am 2. und 27. August 1S3S. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat befohlen, daß aus Anlaß der 25. Wiederkehr des Weltkriegs- bcginns und der Schlacht bei Tannenberg der 2. und 27. August 1939 als Feiertage zu gestalten sind. Für den 2. August ist bestimmt: * Bei sämtlichen Stäben und Truppenteilen sind Appelle abzuhalten, bei denen die Befehlshaber und Kommandeure der Bedeutung des Tages gedenken, an dem das deutsche Volk vor 25 Jahren den Vertcidigungskampf um seinen Be stand gegen feindliche Uebermachi aufnahm. Sämtliche Wehrmachigebäude legen für den 2. August 1939 Flaggenschmuck an. Am Abend des Tages findet in allen Wehrmachtstandorten großer Zapfenstreich statt. Am 27. August findet ein Staatsakt am Wellkriegsehren mal Tannenberg statt, verbunden mit einer Ehrung verdien ter Kriegsteilnehmer von 1914—1918. PMWe Aktion grsen LkMsche Türner Ein neuer Schlag gegen das deutsche Vereinswesen Die polnischen Sichsrhertsbehörden haben jetzt eine neue Aktion eingcleitet, die sich diesmal gegen die deutsche Turner- schnft in Polen richtet. Am Dienstag erschienen in der KattowiHer Zentrale der . .Turnerschaft mehrere polnische Kriminalbeamte und nahmen veine vierstündige Haussuchung vor, für die sie keinerlei Gründe angaben. Die polnischen Beamten beschlagnahmten umfangreiches Schriftmaterial, darunter ein Verzeichnis sämt licher deutscher Turnvereine in Polen. Dieselben Beamten hat ten bereits am Tage vorher in den Räumen des MTV. Kö- nigshütte eine Haussuchung vorgenommen. Was die polnischen Behörden mit diesen Maßnahmen bezweckten, ist wohl nicht schwer zu erraten Nach einer Meldung des „Dziennik Bydgoskt" vom 25. Juli wurde wieder eine Anzahl Volksdeutscher unter dem Vorwurf der „Beleidigung des polnischen Volkes" vrrhaftet. Irr ZMenMiW M dm Lendener AWos KiW Groß Der Bombenanschlag hat bisher ein Todesopfer gefordert. Ein Schwerverletzter, dem beide Beine abgerissen wurden, ist gestorben. Der Zustand zweier schwerverletzter Schalterbcamtcr ist ernst. Der Tatort bietet ein Bild größter Verwüstung. Die Trümmer werden von Scotland Uard aus das genaueste un tersucht; jedoch hat man bisher noch nicht feststellen können, ob die Bombe sich in einem Gepäckstück befand, das zur Auf bewahrung abgegeben worden war. Die Wirkung der Explosion beschränkte sich nicht nur auf den Schalterraum. Zwei Nutodroschken, die vor dem Bahn hofseingang standen, wurden gleichfalls schwer beschädigt und ihre Insassen verletzt. Selbst angrenzende Läden wurden tu Mitleidenschaft gezogen. Der Anschlag hat unter der Bevölkerung einen ungeheuren Tnmnlt hervorgerufen. Die Polizei sah sich schließlich gezwun gen, den Zugang zum Bahnhof völlig abzusperren und die Menge auseinanderzutreiben. Die Serie der Bombenanschläge, die sich nun seit Monaten in London und verschiedenen größeren Provinzstädten fort gesetzt ereignet hat, hat bereits vor Wochen in Manchester ein Todesopfer gefordert, wo ein Passant frühmorgens von einer Bombe zerrissen worden war. Noch vor vier Wochen wurden 17 Personen bei schweren Explosionen, die sich gleichzeitig auf belebten Plätzen in London ereigneten, verletzt. Au Wetter BomdeuaMlag Ein neuer Bombenanschlag wurde am Mittwochabend auf den Gepäckraum eines der größten Londoner Bahnhöfe, des Virtoriabahnhofcs, verübt. Die Bombe, ein Sprengkörper, wie er von den irischen Nationalisten gewöhnlich verwendet wird, war in einem Keinen Koffer verpackt. Fünf Personen sind ver letzt worden. Die mußten aste in ein Krankenhaus gebracht werden. Drei Bomben explodierten in Liverpool DNB. London, 27. Juli. In der Nacht zum Donners tag wurden von den Ira-Männern in Liverpool wiederum drei Attentate verübt. Eine Drehbrücke über dem Kanal eines Vor ortes von Liverpool wurde bon einer Bombe gesprengt. Die Trümmer der Brücke fielen in den Kanal, so daß der gesamte Schleppkahnverkehr unterbrochen werden mußte. Durch eine andere Bombe wurden kurz daraus die Vorderfront und große Teile der Inneneinrichtung eines Postamtes im Zentrum völlig zerstört. Schließlich explodierte eine dritte Bomb» in einem Park. Personen wurden durch diese drei Explosionen nicht ver letzt. Das arrsgeMevene ^argsw Warschau über das Scheitern der Anleth«« Verhandlungen bestürzt. Das Blatt „Kilrjer Warszawski" meldet, daß der Leiter der polnischen Anleihedelegation, Oberst Koc, bereits in den allernächsten Tagen London verlassen und die Weiter führung der Verhandlungen einem seiner Mitarbeiter über lassen werde, der die technischen Bedingungen für das kleine Warenkreditabkommen sestlegen soll. (Inzwischen hat Oberst Koc bereits London verlassen. Die Schrift!.) Die Londoner Blätter befassen sich mit der Unterhaus- Erklärung Simons über die englisch-polnischen Kreditverhaud- lungen und stellen einmütig fest, daß Polen, nachdem Engla^) sich zu einer Rüstungsanieihe von 5 Millionen und Frank reich sich zu einem Zuschnß von 3V, Millionen Pfund bereit erklärt hätten, keine weiteren Gelder mehr von England be kommen werde. Dis Blätter erklären, es hätten noch einmal Verhandlungen über die polnische Forderung stattgesunden, die von England bewilligte Füns-Millionen-Änleihe in Gold anszuzahlen. Von den britischen Vertretern sei dies aber endgültig abgelehnt worden. Der diplomatische Korre spondent des „Daily Telegraph" meldet, Polen werde zumin dest für den Augenblick die Baranleihe nicht bekommen. In der Pariser Presse spricht der Autzenpolitiker des „Journal" von einer „Panne" der Verhandlungen. In einem Londoner Bericht des „Figaro" heißt es, Londoner Börsenkreise seien der Ansicht, daß der Abschluß eines englisch- polnischen Finanzabkommens ans ein unbegrenztes Datnm verschoben worden sei. Die polnische Regierung habe ge wünscht, daß man ihr einen Goldkredit gewähre. Dadurch wäre die Golddeckung der polnischen Nationaibank verstärkt wor den, und Polen hätte den Notenumlaus erhöhen und seine finanziellen Schwierigkeiten mit der Rotcnpresse bekämpfen können. Die britischen und die französischen Unterhändler wollten Polen jedoch nur Kredite in Pfunden und Franken zuerkennen, mit denen sich Polen allerdings keine Erhöhung des Notenumlaufes erlauben könne. Die Geschichte der politischen Anleihen ist schon sehr alt. Bereits Philipp von Macedonien war der Meinung, daß jede Stadt durch einen mit Gold beladenen Essl eingenommen wer den könne. Wenn vielleicht hierbei auch der Gedanke an Be stechung und Verrat mitspielte, so kannte das Altertum eben so wie finanzielle Tribute auch die Form der politischen An leihen. Immerhin mußte erst die kapitalistische Entwicklung auf eine bestimmte Tourenzahl kommen, bis das System der politischen Anleihen allgemein gang und gebe wurde, ja, daß die kapitalistischen Staaten sogar eine Art Wettrennen ver anstalteten, um ihre Golder unter anderem auch in politischen Anleihen anzulcgen. Das eindrucksvollste Beispiel, daß di« neue Geschichte in der Frage der politischen Anleihen kennt, war die Hergabe eines gewaltigen Stücks des französischen Nationalvermögens sür die Zwecke der Ausrüstung des alten zaristischen Rußlands. Gerade dieses Beispiel zeigt auch auf das nachdrücklichste, wie politische Anleihen sür ganz besonder« militärische Zwecke gegeben wurden. Das alte Rußland baut« damit seine strategischen Bahnen nach dem Westen — also gegen Deutschland —, nnd es verwendete das französische Gold zur Ausrüstung seiner Armeen mit Kriegsmaterial und Munition. Nach den Diktatorgicn in den Pariser Vororten war «S allgemein üblich, den ncnentstandcnen Staaten Anleihen zu ge währen. Anch hier wieder war der Hintergedanke, daß diese Länder sür das ihnen gewährte Gold zu gegebener Zeit de« Blutzoll für ihre Anleihegeber zu entrichten hätten. Wieder wurde dem französischen Sparer vorgegaukett, daß es im In teresse der französischen Sicherheit läge, wenn Polen und dir Tschccho-Slowakei, Oesterreich oder Rumänien Anleihen für di« Zwecke ihrer Aufrüstung erhielten. Im neuesten Zeitabschnitt aber ist es England, das seine Einkreisungspolitik auch mit Hilse politischer Anleihen betreib«. Die Konjunktur der poli tischen Anleihen scheint freilich ihren Höhepunkt schon über schritten zu haben. Jedenfalls sind di« Engländer gegenüber den Polen bereits recht hartleibig geworden. In Warscha« hatte man sich das so nett gedacht, daß England Gold zur Ver fügung stellen würde und daß Polen daraufhin vermehrt« Noten ausgeben könnte. Aber dis City hat offenbar trotz ihrer fundamentalen Unkenntnis in kontinentalen Fragen schon etwas von der „polnischen Wirtschaft" läuten hören, »nd s« weigert man sich, den Polen Bargeld in die Hand zu geben. Lediglich Rüstungskrediie für aus England bezogenes Kriegs material ist man zu geben bereit. Warschau weint, selbst i« Paris findet man den britischen Bundesgenoffen zu hartherzig gegenüber dem geldbedürftigcn polnischen Verbündeten! Aber England ist viel zu sehr vom Sändlergeist bewegt, als daß es nicht immer wieder versucht«, die goldenen Kugel« im politischen Spiel zu verwenden. Eben hat es wieder i« China verlorenen Millionen nachzutrauern, trotzdem hat «S der Türkei, Rumänien und Griechenland politische Anleihen ge währt. Ja, es winkt sogar dem nationalen Spanien mit feinem Geldsack, und der komische Mr. Hudson hatte sich sogar eine« Plan ausgeheckt, wie man das Grotzdeutsche Reich an die gol denen Ketten der City legen könne. Ein angesehenes italie nisches Blatt sagt ans diesem Anlaß: „Die Engländer haben viel Geld, und darum glauben sie, mit Geld kaffe sich alles er reichen". Nirgends zeigt sich der fundamentale Unterschied in der politischen Auffassung so stark, wie hier. Im Grunde ähnelt Englands Einstellung noch der alttestamentlichen jüdischen Ein stellung eines Esau, der sein Erstgeburtsrecht für ein Linsen- Auf -er Suche nach neuen Wegen Militärkommission soll nach Moskau fahren Offensichtlich auf einen Wink von Paris hin wollen meh rere Londoner Blätter den Stand der Moskauer Verhandlun gen optimistischer beurteilen können. Alle rechnen damit, daß die britische Regierung jetzt wiederum einer sowjetruffische« Forderung gegenüber nachgegebcn habe, nämlich der, datz Generalstabsbesprechungen abgehalten werden sol len. Die Blätter kündigen bereits als feststehende Tatsache an, datz in Bälde eine Militärmiffion nach Moskau fahren lverde. Der diplomatische Korrespondent der „Times" schildert die Lage wie folgt: Die britische Regierung versuche jetzt, „neue Wege" zu finden, um der Schwierigkeiten in den Moskauer Verhandlungen Herr zu werden. Der britische Botschafter werde neue Instruktionen erhalten, und dann werde das ganze Problem wahrscheinlich von einem „anderen Gesichtswinkel" aus in Angriff genommen werden. Der beab sichtigte Pakt würde dann aus zwei Teilen bestehen, einem politischen und einem militärischen. Bisher habe man sich hauptsächlich mit dem politischen Teil befaßt, da aber „einige Punkte" noch ossenstündsn, habe man jetzt angeregt, daß in Bälde militärische Besprechungen ausgenommen werden soll ten. Folge man englischerseits dem Beispiel mit Polen und der Türkei, dann würde eine sehr starke britische Mission unter Führung eines hohen Offiziers, dem auch ein Vertreter der Flotte beigeordnet werde, nach Moskau gehen, wenn dies auch noch nicht amtlich mitgeteilt worden sei. General Iron side würde der richtige Mann für Moskau sein, gegen sein« Wahl spreche allerdings, datz er die britischen Streitkräfte in Murmansk und Archangelsk kommandiert habe. Amerikanische Volitirer retten nach Europa An Bord des Dampfers „Manhattan" reisten ein« grS» ßere Anzahl amerikanischer Politiker nach Europa, varumer die bekanntesten: der Postminister Farlev, der Vorsitzender der Demokratischen Partei ist, und John Hamilton, der Vorsitzen de der Republikanischen Partei. Ferner ist an Bord der be- lamtte ijolatiouistische KongkeLLbgeMuete Hamilton
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