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lafirg Erscheint wöchentl. — Abonnementspr. pro Quart. 2 Mk. — Oesterr. Währ. fl. 1,20. — Inserate die ögespalt. Petitzeile oder deren Raum 25 Pf., bei Wiederholungen 2—3 Mal 10%, 4—8 Mal 20%, 9—26 Mal 33 Vs 0 /}, 27—52 Mal 50% Rabatt. — Arbeitsmarkt pro Zeile 15 Pf. den 28 . Oktober 1882 . Alle Buchhandlungen und Postämter nehmen Bestellungen an. Verlag u. Expedition: Herrn. Schlag, Leipzig. Ferdinand Rosenkranz: verantwortlicher Redakteur und Miteigentümer. Inhalt: Die Uhr auf der katholischen Frauenkirche zu Nürnberg. — Die zu München stattgefundene Elektrizitäts-Ausstellung. — Kurzer Bericht über die Uhrmacherschule zu Furtwangen. — Allgemeinnütziges aus dem Gebiete des Patentwesens. — Künstliche Korallen. Ueber das Messen der Kraft einer Zugfeder. — Patentbeschreibungen. — Ein Brief von Ferdinand Berthoud. — Vereinsnachrichten. — Literatur. — Briefkasten. — Anzeigen. Die Ulir auf der katholischen Frauenkirche zu Nürnberg. Meinen, gelegentlich des Verbandstages in Nürnberg anwesenden Kollegen gewidmet, von Gustav Speck hart in Nürnberg. Die Liebhaberei, Uhren mit beweglichen Figuren zu bauen, war im Mittelalter eine allgemeine. Das ganze Sinnen und Trachten galt jenen Mechanismen, die durch ihre kunstvolle Konstruktion auf das Auge des Beschauers einwirkten und so die Uhrmacherkunst in ein geheimnisvolles Dunkel hüllten. Das Publikum fand an diesem seltsam Wunderbaren Ge schmack und so entstanden auf Kirchen und Rathhäusern nicht nur Uhren mit beweglichen Himmelskörpern und Auto maten, sondern auch viele solche, die Liedchen spielten, um auf diese Weise, meist zur Mittagsstunde, das Volk zu ergötzen. Diese Uhren sind die volksthümlichsten Zierden mittelalter licher Städte geworden und glänzen noch manche als deren Wahrzeichen. Unter diesen ist als eines der hervorragendsten und bewunde rungswürdigsten Kunstwerke die Uhr des Strassburger Münsters zu nennen, und ist dort alles vereint, was man auf dem Gebiete der Uhrmacherkunst Schönes und Grossartiges hervorzubringen vermochte. Wenn nun auch nicht in so grossartigem Maasstabe wie die Uhr genannten Domes, so haben aber viele andere deutsche Städte, unter diesen auch Nürnberg, ähnliche Kunstwerke der alten Zeit aufzuweisen. Die Uhr auf der katholischen Frauenkirche zu Nürnberg das sogenannte „Männleinlaufen“ hat sich in Nürnberg und auch bei Fremden einer grossen Beliebtheit erfreut und ist auch heute noch der Sage nach von dem Künstler die Rede, dem ein hoher Rath die Augen ausstechen liess, damit keine zweite Stadt von demselben ein solches Werk erhalten konnte. Das „Männleinlaufen“, wie es meist vom Volke nach seinen Figuren, welche die sieben Kurfürsten darstellen, die zur Mittagsstunde um den am Throne sitzenden Kaiser herum- marschiren, genannt wird, ist um das Jahr 1506—1509 er richtet worden. Nach einer Aufzeichnung von seiten des „Fränkischen Kuriers“ am 25. August d. J., gelegentlich des 700 jährigen Re gierungs-Jubiläums des bayrischen Königshauses, an welchem Tage auch die in der Restauration begriffene Frauenkirche und mit ihr das Männleinlaufen zu Ehren dieses Festes enthüllt wurde, geht hervor, dass auf Veranlassung des Kirchenpflegers Ullmann, Stromer, ein 'Ahnherr des derzeitigenI. Bürger meisters der Stadt Nürnberg, Freiherrn v. Stromer und des Kirchenmeisters Peter Harsdorf er verschiedene Meister, wie Michel Behaim, Jorg Stadelmann, alle eines ehrbaren Rathes Baumeister und Werkleute, ferner Sebald Schreiner, Kirchenmeister zu St. Sebald, Meister Peter Fischer, Roth- schmied, Meister Sebastian Lindenast, Meister Adam Mertz, Steinmetz und Jorg Heuss, Schlosser,, am 3. Juni 1506 zu einer Berathung über den Plan und die Ausführung eines neuen Uhrwerkes für die Frauenkirche zusammentraten, in welcher beschlossen wurde, das alte Uhrwerk abzubrechen und ein neues mit einem Kaiser und den Kurfürsten anzu bringen, wie es an der alten Uhr vorher auch gewesen ist. Noch in demselben Jahre wurde mit der Arbeit begonnen; die Herstellung des Mauerwerkes wurde dem Meister Jorg Stadel mann, der Figuren dem Meister Sebastian Lindenast und des Uhrwerkes dem Meister Jorg Heuss übertragen. Im Jahre 1509 war die Uhr vollendet, wie heute noch aus der Inschrift zu sehen ist, welche sich unterhalb derselben befindet: „Die or ist im 1509 jar volpracht“. Eine andere Inschrift auf Bleiblech ist in die Mondkugel eingenietet, welche aus zwei kupfernen Halbkugeln (Becken) zusammengesetzt ist, sie hat folgenden Wortlaut: „Anno domini 1509 ist gemacht das Becken von Wastian Lindenast“. Für Maurer- und Stein metzenarbeit gab der Kirchenmeister Harsdorfer 279 Gulden 5 Pfd. 2 Pf. aus, für das Holzwerk 92 Gulden, 6 Pfd. 18 Pf. Meister Sebastian Lindenast bekam 419 Gulden 2 Pfd. 17 Pf. und zwar für den vollständigen, fertigen grossen Kaiser, inkl. der Kosten des Versilberns und Vergoldens, der 35 Pfund an Kupfer wog 70 Gulden; für die sieben Kurfürsten, die zusammen 86 Pfd. an Kupfer wogen, 35 Gulden, für die zwei Thürhüter lein, zwei Schlagmänner und zwei Brustbilder, die zusammen