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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 08.12.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-191812088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19181208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19181208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1918
- Monat1918-12
- Tag1918-12-08
- Monat1918-12
- Jahr1918
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 08.12.1918
- Autor
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erfaßt, als sie »ns seinem Munde crst dieselben Worte. vernahm, die seinerzeit Algers gesprochen. Ein merk würdig tühles Eesühl schlich in ihrHerz. .Mein, das in allerdings hier keiner eingcsallcn," sagte sie nun, „ich bin die erste Dame, ,die ein sg -7 nniveiblichrs Ansinnen an die Bibliothek stellte. Die Binder bade ich übrigens aus einen Schein entlehnt, den mir Dr. Algers aus seinen tarnen ansstellte." Ein bitteres lächeln kräuselte ibre Rippen. „Hat er sicli darüber vielleicht nun allch bei . . . deiner Mutter beschwert?" Er überhörte den Hob» in ihren Worten. „Unglaublich! Unglaublich!" stieß er heraus. Und dann wurde sein Besicht ganz bleich, während seine Augen san drehend aus ihr rubten. „Tann in ain Ende auch das andere Geklaisch tvahr — das; du heimlich schreibst?" „Gewiß ist es ivabr! Hast du etwas dagegen eium wenden?" „Welche Frage! Natürlich verbiete ich dir solchen Unsinn ein sür allemal! Ich werde mich doch nicht lächerlich machen lassen durch meine Fran!" „lächerlich? Wieso?" l „Ba ein Blaustrnmps! Als ob eine Frau je etwas Vernünstiges zustande bringen könnte! Lei:reibende Frauen sind etwas Gräßliches — und überhaupt wozu denn?" Eugenie trat rüstig au den Schreibtisch, öffnete ein Fach und reichte ihrem Bräutigam einen Bries. „lies!" sagte sie kurz. Er las flüchtig. Ein großer Verlag teilte Eu genie darin mit, dass ihre Novelle angenommen sei und das Honorar in den nächsten Tagen folgen werde. Angeldern beglückwünschte inan sic zn einem so aus gesprochenen Talent, riet ihr durch streuge Selbst- kritil dasselbe weiter auszubilden und bat schließ lich uni das Vorrecht, jede neue Arbeit zuerst bor gelegt zu bekommen. Aus Morland machten die Worte keinerlei Eindruck. „Glaubst du. dag dies meine Absicht ändern könnte?" fragte er geringschätzig. „Selbst wenn du Talent hast und Erfolge dir sicher wären, würde ich nie dulden, das; du in dieser Weife in die Scffeiit- lichkeit trittst. Fest mag keine selbständige Frau! Was du bist und hast sollst du mir allein verdanken, das ist Maunesrecht!" - „Und Frauenrecht, etwas aus sich selbst heraus zu sein — Menu man die Fähigkeit dazu beugt! Warum soll denn die Frau durchaus nur ein schöpf des Mannes sein? Sind wir denn Busch nea-erirznen oder Hörige? Ich bin ja keine, die dafür eintrilt, das; die Frau unter allen Umstän den geistig gleichwertig mit dein Manne ist, nöch weniger, das; all feine durch die Natur und'tausend jährige Erfahrung ihm gebührenden Rechte von ihr an sich gerissen werden. Mag er der Herr /ein und auch ihr Führer, soweit er dazu stark genug ist." „Tu bist sebr güitg!" schaltete er blas; vor Aerger mir unverhohlenem Spott ein. Sie aber snhr voll Eiser kort: „Nur eines lebt als nnunistöstliche lieber zengung ju mir: dast wahre stiebe zwischen Men scheu vor allem wahres Verstehen sein nun;. Tas; mau in der Elie gegenseitig Achtung haben must, vor dem jnnereu Wesen des andern. Tast, so selbst verständlich es ist, dast sich die Fran in täustereu Tingev dem Wunsche des Mannes fügt, in allen inneren — ich meine aus rein geistigem «gebiet — ihr dieselbe rolw Freiheit gebührt wie dein Man w? Wenn ich 'meine Pflicht als Fran erfülle — .und diew Pflicht ist ja sicher nicht immer leicht — 'soll ich darüber mein Recht verlieren an jenes ureigenste innere Leben, das nichts mit der Ehe gemein hat?" „Wenn dieses Leben dich zu Dingen treibt, die in Widerspruch mit der Auslassung deiner Umgebung sieben — ja'" antwortete er finster. „Eine Frau inii deinen Ansichten würde sich und ihren Manu in einer kleinen Stadt sehr bald unmöglich machen!" Sie uoleu beide sehr ernst geworden, denn sie mblten: Ties war mehr als bloster Meinungsstreit, es war ein .stampf um eingewurzelte Ueberzeugun- gei! und von feinem Ausgang hing ihr Lebens glück ab. , ° „Wenn du glaubst, — obwohl ich der Meinung bin, dast zwei Meuscheu, die fest zusammenstehen, w Ust den Sieg erringen, ja sogar vorbildlich wirken würden. Aber wenn du wirklich glaubst, daß es hier unnlögiich ist, dann . . . dann könnten wir ;a fortgeben?" „Nein," sagte er kopfschüttelnd, jetzt nicht mehr. Jets Pabe ja früher selbst daran gedacht, 'N den Staatsdienst zu treten, aber den Gedanken aus zwei (Münden wieder aufgegebeu. ^.rstcus hält mich der Nigersiche Prozess, der mir unerwartet schnell zu einer festen Position liier verhilft, und zweitens han delt es sich mn uiein Ansehen. Ich wäre einfach eine lächerliche Figur, wenn ich nm der Marotten meiner Frau willen Wudeubrnek verließe! Tenn natürlich würde jedermann sagen: Entweder muß er cs tun, weil sie es ivill oder -fEr tust Ls freiwiillig, weil er fürchtet, seiner Frau "hier doch keine Geltung ver schaffen zu können! Ich aber ivill es. Gerade das!" Sie sab ibn eine Weile stumm an mit einem merk würdig hellsichtigen Blick, als sähe sie ihn zum erstenmal, und wolle doch nicht glauben, was sie sähe . . . „Und warum willst du diesen Versuch daun nicht wagen?" fragte sic kühl. ' „Ich tviil es ja! Ich habe cs schon getan, indem ich mich mit djr verlobte, trotzdem ganz Whden- brnck gegen dich stand- Aber nun mußt auch du ver nünftig werden!" „Was verstehst du darunter?" „Tast du wirst wie rudere Frauen! Daß du fortan alles unterläßt, Ivas Anlaß zu Gerede geben könnte!" „Mit einein Wort: das; ich werde wie die Whden- la nckei innen! Aber, mein Freund, weißt du denn nicht, daß das Wewu eines Menschen sich nicht be liebig lunchen läßt, daß cs etwas Gegebenes ist? Selbst wenn ich wollte — könnte ich es fgar nicht!" „Versprich mir wenigstens, dieses alberne Ge schreibsel zn lassen! Ticke Kleinigkeit kannst du mir nicht abschlagen!" „Ich muß es, denn es ist für mich keine „Kleinig keit"!" Es ist nur Bedürfnis, Notwendigkeit! Es ist die Weit, in die ich mich flüchte vor dein Alltag! Ich fühle es von Tag zn Tag mehr. Und wenn ich auch nie Erfolg gehabt hätte oder je hoffen dürfte, uh müßte es dennoch tun! Tenn ich weiß heute, cs ist der Punkt, dein ich immer unbewußt zustrebte, auf dem allein ich etwas leisten kann! Ihn 'mir nehmen, hieße mein Lebe,, arm machen! Und wenn du mich liebst, dann wirst du nicht verlangen, daß icl diesen Levien hier mein Teuerstes opsere!" Sie sprach einst und bewegt. Ihre meerblauen Augen hallen einen wundersamen Schimmer, wie nenn Sovuensunken über eine Wasserfläche blitzen. Aber diesmal hatte er kein Auge sür ihre Schön heit. Er irar verbittert und - erschrocken über des, ivas sich ibm da ungeahnt enthüllte. Und nichts irar in ibm als ein blinder Trants .e-^Zneheuzu- ringcn . . . damit fertig zu werden um jeden ^Preis. KarHetzun, folM
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