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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 26.05.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192805262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19280526
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19280526
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-05
- Tag1928-05-26
- Monat1928-05
- Jahr1928
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-^.Dtzs HW ^. NMÄKLe « doch noch ihr Grah. AÄr «» Ä« Lm ÄlSsvnW chmn st« dort unten lag und Pfarrer Hchpwt durfte ihr Wem Platz an Mutters Seite geben, Senn dke Wasser sie ans Land spülten. Eine Welle hob sie hoch empor! „Vergib mir all meine Schuld!" flehte sie im Herzen. Sie hörte nur noch «in Rauschen. Dann fühlte sie, wie ein Arm sie an sich ritz. ,Hona!" schrie Helbing mit Todesangst. „Lona!" Der Schrei weckte sie aus ihrer Betäubung. St« versucht« sich'Mit aller noch vorhandenen Kraft losgumachen. „Das Wehr!" stieh sie hervor. „Retten Sie sich, Herr Helbing!" „Wir beide, oder keines!" Br schlang den Arm um sie und sticht« mit dem anderen die Strömung zn bewältigen. Sie waren verloren! Sie begriff es jäh. Immer rascher tri«bm sie dem Wehr zu. Cie mutzten beide jedes seine ganze Kraft einsetzen. Es galt sein Leben! Nicht das Ire .Lassen Sie mich los!"- keuchte sie. „Ich will versuchen, neben Ihnen zu schwimmen. Ich Mube, dah ich es kam!" Er gab sie fvm, blieb aber dicht an ihrer Seite. Als ein« Welle sie hob, ritz er sie wieder an sich. Am Ufer war da» Schreien verstummt. Alle — unter den vielen auch Pfarrer Schmidt — verfolgten mit weit- geüffneten Ungar den Kampf der beiden Menschen mit dem „Lona! Och, Lona! Du lieber Gott, tu's nicht strafen für die sündhafte Red' von damals!" betete Pfarrer Schmidt unablässig i» stillen. Nm kam Karsten gelaufen, der nach Haufe gekommen war und Helbing gesucht hott«. „Ich komm«, Hans!" rief er und schleuderte seinen Rock zu Boden . ,Sk»ib!" hört« er Helbings Stimm«. ^.Lber das Wasser schlug bereits über ihm zusammen. Er dacht« an Elisabeth und sein Kind. Aber er konnte nicht mwerr und wenn es sein Leben galt! Der Freund war in Not und mü ihm auch sie, die Hans liebte, so wie er fein Mnb- Helbing teilte mit der freien Linken das Wasser, Vi« mit einem Ruder. Der Wille, Lona Petersen am Leben At erhalten, verlieh ihm Riesenkräfte. Karsten kam rasch auf sie zu und faßte Lona von der andern Seite. Noch einige Minuten höchste Kraftrmstrengung, dann hatten sie das Ufer erreicht, kaum zehn Meter oberhalb des Wehrs. Petersen kam über den Steg, voll Schweitz auf der Stirne und mit blutunterlaufenen Augen. Er hatte nichts gewußt und war ahnungslos aus dem Park gekommen, als ihm Ferdi die Schreckensnachricht entgegenrief. Seine Hände streck ten sich zitternd feinem Kinde entgegen. Karsten klomm als Erster ans Ufer und Helbing hob ihm Loera entgegen. Dann kletterte er selbst nach, von einem Dutzend Händen ysaßt, di« all« die feinen drücken wollten. Lona war vollkommen bei Bewußtsein. ,Faufen Sie, was Sie laufen kömren, nach Hause!" sprach Karsten erregt. „Vermögen Sie das?" Sie nickte und fühlte Simmens Lippen auf ihren Händen. .Ohne aufzu sehen, lief sie, so rasch sie es vermochte, über den Steg nach dem Park. Petersen drückte Helbing und Karsten die Hand und eilte seiner Tochter nach. Die beiden Männer gingen mit Schmidt nach dem Doktorhaus. „Hoffentlich ist meine Frau nicht um die Wege," sagte Karsten. „Der Schrecken könnte ihr schaden!" Aber Elisabeth war zum Glück nicht im Garten, sondern bei Lene in der Küche. Karsten und Helbing kamen un gesehen nach ihrem Zimmer, wo sie die Kleider wechselten. Line Viertelstunde später gingen sie beide, unter dem Vor wand, sie wollten noch einen kleinen Bummel durchs Dors machen, irach Petersens Villa, um sich nach Lonas Befinden zu erkundigen. Simmen war mit seinem Klemen ebenfalls dorthin gegangen, um Lona zu danken. > „Sie haben sich umsonst zu mir bemüht, Herr Doktor!" sagte sie errötend, als die beiden Herren vor ihr standen. „Ich fühle mich_ sehr wohl, und zu Helbing gewendet, bat sie: „Verzeihen Sie, Herr Direktor, daß ich Sie in Lebens gefahr brachte! Es lag nicht in meinem Willen!" Der kleine Simmen saß aus ihrem Schötz und sah mit etwas scheuen Augen um sich. Petersen legte ihm die Hand auf das Köpfchen. ,P«danks dich bei Herrn Direktor Helbing, du kleiner Hans! Wenn er nicht gewesen wäre, hätte ich jetzt kein« Äpchter und dein Pster keinen Junten mehr!" Der Knak» ließ sich von Pongs Schoß 'herab und «ichte Helbing mit einem treuherzigen Blick das Härchchen. „Wie kam es denn, daß du ins Wasser fielst?" fragte der Direktor und hob ihn auf feinen Arm. „Fräulein Petersen hat Sternblumen ausgezählt," berich tete er. „Erst für mich, ob Mutter mich lieb hat, und dann für sich, für jemand, den sie so lieb Hat, wie ich mein Mütter chen, hat sie gesagt. Bei mir hat das Blättchen geheißen: „ein wenig" und bei ihr: „gar nicht". Da hat sie geweint und sagte, sie sei noch viel ärmer als ich, well Mutter mich doch wenigstens ein bißchen lieb hätte. Da wollte ich ihr vom Fluß oben wieder eine andere Sternblume bringen, damit sie noch einmal auszählen kann. — Vielleicht hat sie das erstemal ein Blättchen zuviel abgerissen!" schloß er kindlich treuherzig. Lona starrte in glühender Scham auf das Kind. Sie wagte es nicht, Helbings Blick zu begegnen. Als sie dann für eine Sekunde flüchtig zu ihm hicksah, trafen ihre Augen doch mit den seinen zusammen. Er merkte, wie sie zusammen- schauerte. Hastig wandte sie sich ab. Er setzte den Jungen zu Boden. „Du bist ein ganz braves Kerlchen! Aber ins Wässer darfst du nicht wieder fallen! Es ist nicht immer jemand dm der die kleinen Kinder herausholt. Und Sternblumen gibt es aus jeder Wiese. Da kannst du morgen dem Fräulein Peter sen einen ganzen Büschel bringen. Die Blättchen gehen dann sicher besser hinaus, wenn sie wieder auszählt!" Lona sah nicht mehr zu ihm hin. Das Kind hatte ihr ganzes Innere vor ihm schonungslos nichtsahnend enthüllt. Sie glaubte vergehen zu müssen vor Scham. Sie steckte dem Jungen noch einige von den Aprikosen, die auf der Frucht- schale lagen, in die Taschen seines blauen Kittelanzuges. „Gute Nacht, mein Dickerchen!" sagte sie und küßte ihn auf die Stirne. „Hans heiße ich!" Gr machte dasselbe gekränkte Mäul chen, wie vorher auf der Mes«. — „Aber weil Sie mich aus dem Wasser gezogen haben, dürfen Sie Dickerchen zu mir sagen — und der Herr Direktor auch!" „Sieh mal, welche Vergünstigung!" lachte Karsten. „Und ich?" Das Kind sah ihn fragend an. „Sie haben ja nur Fräulein Petersen herausgeholt, Herr Doktor!'« Er lachte schallend aus. „Der geborene Egoist! Sein Leben gilt ihm als das wertvollere!"- Nachdem Simmen mit dem Kinde gegangen war, verab schiedeten sich auch Helbing und d«r Doktor. Der Direktor beugte sich über Lonas Hand und drückte seine Lippen daraus. Sie fühlte den festen Druck feiner Finger. Warm wie frisch pulsierendes Leben durchströmte er sie. Der Kommerzienrat begleitete die beiden Herren noch bis an das Parktor. Als sie über den Steg kamen, flog ihnen Elisabeth ent gegen, in dem totenblassen Gesichtchen zwei angstvoll er weiterte Augen. „Kind, was ist dir?" ries Karsten und legte, auf sie zuellenb, schützend den Arm um sie. „Es fehlt dir nichts, Roll?" „Ader nein, Liebstes! Wie kommst du nur darauf?" „Und Hans?" „Du siehst, ich bin vergnügt wie ein Schneekönig!" lachte Helbing. „Vor wenigen Minuten kam eine Frau und sagte, daß ihr beinahe ertrunken wäret!" „Unsinn!" sprach Karsten. „Wir haben nur ein Bad ge nommen, Hans und ich, und schwammen dabei ein bißchen um die Wette! Du hast dich also ganz umsonst geängstigt, mein Kind!" Sie schmiegte sich enge an ihn. du große, heilige Macht, Liebe!" dachte Karsten, „wie damals an Ellermanns Sterbe bett. Sie glaubt alles! Sie duldet alles! Und sie vergibt alles!" Man ging früh zu Bett. Nur der Doktor saß noch in seinem Studierzimmer. Er hörte Helbings ruhelosen Schritt über sich, immer hin und zurück, im gleichen Zeitmaß! Das nahm ihm alle Ruhe. Er las einen Artikel aus seiner Fach zeitschrift, aber er wußte so viel wie nichts! Nun lag bei dem armen Menschen da oben die Wunde wieder offen und blutete von neuem. Und er konnte nicht helfen! Hans mutzte sich ganz allein durchrmgen! Es ging schon gegen zwölf Uhr und noch immer kam der Schritt über ihm nicht zur Ruhe. Das ging jedenfalls die ganze Nacht so fort! Er konnte ihn nicht mehr hören! Es tal ihm weh, wie körperlicher Schmerz. Er. verließ daK Limmer uns- trnt in den Garten. Der Mkvd
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