Suche löschen...
Erzgebirgischer Volksfreund : 04.01.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-191901046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19190104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19190104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1919
- Monat1919-01
- Tag1919-01-04
- Monat1919-01
- Jahr1919
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 04.01.1919
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
72. Iahrg. Sonnabend» den 4. Januar 1919. Nr. 3. D« .Or»«b»raUch« 4>*l»fr«u«d- «rs»«tnl ««glich mit Äuinahm, b«r Lage nach Sonn- und F«iiiag«n. G«»ng»pr«I»i monaINck Mari, I.L0 durch dl« Auslrkair Im las Saus; durch die Polt bezogen v>«rl«>lkhr»ch Ward 4.02, monatlich Mark 1.34. -Lnuigrupr«»»! im Amlsdlalibezirk der Raum der l 1p. Lolonelzeil» LS PIg., auswliris 3L Plg., tm amMchen Tetl di, halb« J«iie l.42Plg.. ImReklamelell dt-J-il« I.S0MK. P»stsch«a-a»uto, Leipzig Rr. ILLA. der Amkshaupkmannschaften Schwarzen- ^UgeolUll * rUMlSviMl berg und Zwickau, sowie der Staats- und Städtischen Behörden in Aue, Grünhain, Kartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustädtel, Schneeberg, Schwarzenberg bzw. Wildenfels. Verlag von E. M. Gärtner, Aue, Erzgeb. Fernsprech - Anschlüsse: Aue 81, Lößnitz (Ami Aue) 440, Schneeberg 10, Schwarzenberg IS. Drahlanschrisl: Dolkssreunü Aueerzgebirge. klWWWWWM 4lnz«tg«»-A»nah«« sür di« am Rachmittag «richtig«»»? Rumm«r bis oormMags S Uhr in drn SailPtaMlisv. Il«li«n. Ein« Gewähr sür di« Ausnahm« d«r Anzeig«» am oorg«ichrlebenen Teiges owie an d«fttmml«r Siill« wird nicht gegeben, auch nicht sür die Richtigkeit der durch Fern. Iprecher ausgegebenen Anzeigen. - Für Rückgabe u>w«rlt...: eingelandter ÄckrNWcke iidsrnimml dt« Schriftitilung keine Derantworiuna. - Unirrbrechungen des Seschllsls- beiriebes begründen keine Ansprüche. Rei Jaklbng»v«rzug und Konkurs «eilen Rabalte al» nichi vereinbart. yaupt-,kchäst»st«N«a in Aue, Löhnig, Sckne«d«rg an» Schwarzenberg. sein/ da Dle amtlichen Bekanntmachungen befinden sich im Beiblatt. Dem Abgrun- entgegen. Der Unterstaatssetreiär H. v. Gerlach schreibt kn seiner „Welt am Montag": „Die Arbeitslosigkeit wächst unheimlich, die Kriegsindustrie ist mit ihrer Arbeit zu Ende, un- die . Friedensindustrlc kann zum grössten Teil noch nicht arbeiten. Jeder Tag der Demobilmachung vergröbert das Heer der Arbeitslosen. Viele Fabriken möchten arbeiten — s e haben keine Kohlen. Andere Fabriken möchten arbeiten — sie fin den keine Arbeiter oder dock) nicht genug, Keine Arbeiter? Trotz der wachsenden Arbeitslosigkeit? Jawohl, es ist so. Die Grosze Berliner Straßenbahn sucht 1000 Arbeiter, und trotz der Hunderltausende von Arbeitslosen meiden sich nur 350. In der Mark müssen die Zuckerfabrilen Ketzin und Nauen den Betrieb einstellsn, weil sie leine Arbeiter haben. Zn Danzig wurde mir berichtet, das; in einer grossen Zmcker- fabrik in der Nähe die Rüben verfaulten, wegen Ar esio umngels. Ich weis; wohl, was viele Arbeiter abhält, sich für bestimmte Beiriede zu melden: Untere nährnng, ungenü gende Belleidung, ungenügendes Schul;wert, rein ere Ent lohnung als anderwärts. Aber es darf auch nicht verschwie gen werden, daß die vier Jahr« Krieg auf die Arbeits- /I euo i g ke i t sehr un gü n stig eingewirkt haben. W:nn man selbst weder zu den Drohnen, noch zu den Vertrete:n der kapitalistischen Gesinnung gehört, darf man das ruhig aurspre- chen, wenn man sich dir furchtbaren Gefahren klarmacht, die unser Wirtschaftsleben und damit die Arbeiter selbst infolge her heutigen Mentalität breiter Dolksmassrn bedrohen.. Sub jektiv kann man selbst sehr hohe Lotn'orde ungrn ver'te c!. Obseltiv sind sic das grösste wirtschaiu.he Unheil, das uns begegnen kann. . . Das Rückgrat de- preußischen Staals- LkU-ldaUs waren die Eisenbahnen. Sie erbrachten 1913 einen Ueher schuh von 325 Millionen. Dieser Uebeo- schuh ging durch den Krieg auf 18 Millionen.in 1917 zurück. Für 1918 ist bereits ein Zuschuß von 1325 Millionen er forderlich, und für 1919 wird das Defizit fast 3 Milliarden betragen. Der Turchschnittslohn ist von 1280 M. in 1913 aus 1220 M. gestiegen. Der Achtstundentag lostet bereisen- oayn jährlich 130 Millionen. Was für die Eisenbahnen gilt, gilt für alle anderen Staatsbetriebe. Wachsen die PcssonaK ausgaben in derselben Weise weiter, so sind sie samt und sonders bankerott. Zu der sowieso schon so riesigen Staais- lasr tritt hinzu die Deckung all dieser Defizits. Sir Steuer last steigt ins Unvorstellbare. Von den Privatbeirieben gilt dasselbe. Fast jeder einzelnen Kategorie gönnt der sozial empfindende Mensch eine Besserung "der Lage. Und doch be deutet der ganze Komplex dieser Lohnstcixemngen einfach den Ruin unseres Wirtschaftslebens. Ein deutscher Fabrikant bekam in Liesen Tagen «inen groben Auftrag auf 'Kleinessew- waren aus Norwegen. Er reichte seine Preis fort c u ng ein, berechnete mit knappstem Gewinn. Worauf ihm der nordische Geschäftsfreund mitteilte, Amerika habe ihm dieselbe Ware zum halben Preise in Rechnung gestellt. Gerlach schlicht: „Es gibt keine Rettung mehr", erklärte mir einer unserer bekanntesten Arbeiterführer. „Wirklich nicht? So verzweifelt es im Augen blick aussieht, ich hoffe noch immer, daß der realrolitische Sinn der Arbeiter die Oberhand gewinnen wird über die Neoolutionsromaniik, eh: es zu spät ist.'' Die „Krcuzzsitung" schreibt: „Uns ist bekannt geworden, dah eine große Lokomotivenfabrik, die in dem letzten KricgS- iahre monatlich gegen 30 Lokomvtiren äblieferte, in ihrer Leistung im Oktober auf 20, im November auf 6, Im Dezeaio ber aut kü fertige Lokomotiven zurllckgegangen Ist. Zahlreiche Werke können sich auf den Tag genau berechnen, das; ihre Vorräte an Kapital bei den jetzigen Lohnforderungen bin nen wenigen Wochen oder Monaten zu Ende sein »«erden." Auch die „Soziale Praxis" weist auf die allgemein zu-- tage tretend» Arbeisunlust hin: „Der Glaube, in jetzige-Zeit mit weniger Arbeic als früher mehr verdienen zu i . inen, ist nicht auszurotien. Auch Kriegsbeschädigte, die noch reckt gut — und zink aigÄisten Besten einer ger« zelten TS ig-- Ie:t obliegen könnten, ziehen drn bezuenÄ! Appell ans Mi!» leid vor und spielen in beängstigender Menge Drehorgel." Die „Soziale Praxis", Ler gewißauh die Arbeiter Verständnis für soziale Bedürfnisse nicht ckvsprehen wessen, hebt hervor, L-ah vielfach die hohe Arbeitslosenunterstützung korrumpierend aewirkt hat. Sülbst Ler „Vorwärts" hat sich genötigt gesehen, zum Mahhalten in den Lohnforderungen zu mahnen: „Wenn es so weitergeht, wird, wenn Lie Sozialisierung der dazu rc? fen Beirieds beginnen soll, nichts Mehr zu v;rg<rMichas!en In einer Unterredung mit dem Vertreter von W. T. B. sagte Ebert u. a., Deutschland habe zum ersten Male eine Partelregle- rung. Die sympathischen Zcitungsstimmen zur Kabinettsumbildung bedeuteten zwar keine Zustimmung zu dem Parteiprogramm, wohl aber zu dem Negierungsprogramm. Dieses solle bis zur National versammlung das Reich vor Erschütterungen bewahren. Dann werde die Abstimmung zeigen, ob die Dolksmehrheit eine andere Negierung wünsche oder ob sie hinter ihr stehe. Die jetzige Regie rung fühle sich keineswegs als Ausschuß der Partei, sondern als Beauftragter des ganzen Volkes. Sic wolle auch keine Berliner Negierung, sondern eine dentsch« sein. Seine Bemühungen, aus Süddcutschland «inen Vertreter in das Kabinett zu berufen, seien bisher erfolglos geblieben, da alle führenden Männer bereits an irgend welchen Reaterungsgeschäften beteiligt seien. Die Regierung sei bestrebt, in engster Fühlung mit den deutschen Freistaaten die Reichsgeschäfte zu führen, um durch ständige Zusammenarbeit die Neichselnheit klar auszudrückcn. Die dringendste Aufgabe der Ne gierung werde sein, einen Rückhalt in der deutschen Volkswehr zu bekommen. Dies wolle Staatssekretär Noske übernehmen. Scheide manns Aufgabe sei die Vorbereitung der Friedenskonferenz, wobei Graf Rantzaus vorzügliche Kraft zur Verfügung stehe. Wissel habe dafür zu sorgen, daß das Schlagwort von der sozialistische«, Rcpu- Bcrlin, 2. Ian. Seit dem l. Januar hat der Verband die gesamten Rheinlandc, wie „B. L.-A." mitteilt, gegen Deutschland' hermetisch abgeschlossen. Kein Eiscnbahnzug darf in das besetzte- Gebiet hinein oder heraus. Zum Teil werden die Schicnenstränge' zerstört. Kein Fuhrwerk darf den Rhein mehr passieren, auch der Personenverkehr ist grundsätzlich verboten und beschränkt sich auf- ganz wenige mit besonderen Ausweisen versehene Ausnahmen. Die« ses Verfahren des Verbandes ist ein brutaler Rechtsbruch, denn in dem Wafsenstillstandsvcrtrag war ausdrücklich festgelegt worden, daß zwischen dem besetzten Gebiet und dem übrigen Deutschen Reich der Verkehr, besonders Handel und Industrie, keinerlei Beschrän kungen unterworfen sein soll. Der Zweck dieses Vorgehens der Der«! bandsmächte ist offenbar der, die Rheinlande politisch, wirtschaftlich, „ , , und kulturell noch bevor es zum Friedensschluß kommt, vom Deut» blik Deutschlands zur Tatsache werde. Er, Ebert, selbst, wolle sich scheu Reiche zu lösen und die gesamte Industrie, die auf den Bezug- hauptsächlich ter Vorbeieitung der Nationalversammlung widmen,-der rechtsrheinischen Kohle angewiesen ist, durch diese Verkehrs» deren uu»estörte Abhaltung mit allen Mitteln durckgeketzt werden sperre zum völligen Zusammenbruch zu bringen, wodurch die Hun» müsse. In diesem Millen, schloß Ebert, und mit diesen Krastew derttauscnde von Arbeitslosen gezwungen werden, nach Berlin und m?>- !nq «->--> Oakr. I Frankreich auszuwandern und dort Arbeitsgelegenheit zu suchen. 0«be«b»rsf als Mahner. Wie die „L. N. N." mitteilen, sei schon an» 2. Juni vL. von Luden dorff an vertraute Parteiführer folgender Wink gegeben worden: „Wir stehen letzt auf der Höhe unserer militärischen Erfolge. Ob die nächste Offensive gelingt, weiß ich nicht. Es ist jetzt Zeit, zu» Frieden zu gelangen. Es empfiehlt sich, auf die westlichen Kriegs» ziele zu verzichten und zu versuchen, im Osten zu halten, was zsr halten ist." Im August hat dann Ludendorff eine neue Botschaft ge schickt, folgenden Inhalts: „Wir können den Krieg nur noch Hinhal ten, aber nicht mehr gewinnen. Sorgen Sie für den Frieden!" ! Eine dsulsrhe Absage an »le russischen DolsHsWiftrn. Berlin, 3. Ian. Aus Anlaß des unbefugten Eindringen« von Nadek und Genossen nach Deutschland hat die deutsche Regie rung folgenden Funkspruch nach Moskau gerichtet: Bor einigen Ta- gen ist Karl Radek, d?r Chef der russischen Propaganda, nebst eini gen Genossen unter Umgehung der Grenzkontrolle in Berlin einge troffen. Er ist in einer Versammlung für den Bürgerkrieg in Deutschland und die Wiederaufnahme des Kampfes gegen die En tente eingetreten. Radek und seine Genossen werden die Folgen ihres unerlaubten Schrittes zu tragen haben. Die deutsche Regie rung aber sieht sich genötigt, gegen das Eindringen der russischen Vertreter nachdrücklichst Einspruch zu erheben. Das Verhalten Ra deks wird sie darin bestärken, der Zulassung von Vertretern der rus- silchen Sowjetregierung auch ferner Widerstand zu leisten. — Fer ner hat die deutsche Regierung an Ober-Ost und dem gentralrat der Ostfront, sowie sämtlichen Soldatenräten im Osten folgendes Telegramm zugehen lassen: Der bekannte Chef der russischen bolsche wistischen Propaganda und bolschewistische Agitator Radek ist vor einigen Tagen nebst anderen bolschewistischen Vertretern in Berlin eingetroffen und hat hier in einer Versammlung dec Spartakus- Partei öffentlich für den Bürgerkrieg in Deutschland und die Wie deraufnahme des Kampfes gegen die Entente gemeinsam mit de» Bolschewisten gesprochen. Die russischen Vertreter haben es augen scheinlich verstanden, sich der Grenzkontrolle in unbefugter Weise zu entziehen. Wir bitten, zu untersuchen, wie dies möglich gewesen ist, und ersuchen, mit allen Kräfte»« darauf Bedacht zu nehmen, daß der Grenzschutz auch in dieser Beziehung nicht nachläßt und daß alle» dazu getan wird, um das Eindringen der -Anarchie nach Deutsch» land zu verhindern. Na-ek in Berlin. Aus dem Haag wird gemeldet, daß Radeks Aufenthalt in Ber lin in den Enteutekreifen großes Befremde» erregt hat und daß dort die Frage aufgeworfen wird, welche Mittel der deutschen Re gierung noch zur Abwehr, des Bolschewismus zur Verfügung stehen. Falls es Deutschland nicht gelingt, den.Bolschewismus fernzuhat- tcn und falls es nicht binnen kurzer Zeit definitiv mit der Sowjet republik bricht, werden die Ententeländer, besonders dir Vereinig ten Staaten, die schärfste Blockade gegen Deutschland aufrechterhal ten und Deutschland ebenso unter Ouarantänc halten, wie ße es bereits mit Rußland tun. Muster Ra-ek auch Joffe? Berlin, 2. Jan. Außer Radek ist es, wie die „Nat.-Ztg" erfährt, noch einem anderen Mitglied der gegenwärtigen russischen Regierung gelungen, nach Berliir zu kommen. Wie Spariakus arbeitet und zahlt. Wie von zuverlässiger Seite mitgeteilt wird, zahlt Spartakus an jedes neue Mitglied 6V Mark Handgeld und zum Teil 20 Mark Tagegeld. Die Anwerber erhalten für jeden von ihnen gewonne nen neuen Mitarbeiter 50 Mark Belohnung und außerdem ein Ta gegeld von 25 Mark. 200 Millionen -urch Joffe an Liebknach: geflossen. Aus Paris wird gemeldet. Laß mr Lie Revolution ar« Deutschlands aus Rußland 200 Millionen Lurch Joffe an Lieb knecht geflossen seien. Das Schicksal unserer U-Boote. Berlin, 2. Ian. Der „Lokalanzeiger" meldet aus dem Haag: Die Alliierten haben beschlossen, die 114 von Deutschland abgelie ferten U-Boote unter sich zu teilen. England erhält 78, Frankreich 15, Italien 10, Japan 7 und Amerika 4 Boote. Diese letzteren sind bereits nach den Vereinigten Staaten abgcgangcn. Die Denkl Kralen sehen mit Sen Sozialisten. Auf eine Anregung Ler Deutschnaiionalen Volkspactei in Schleswig-Holstein an die Demokratische Partei, die Löten zu verbinden, ist folgende Erklärung oss Mg. Hoff in Ler „Kio lcr Zeitung" erfolgt: Für uns kann einc deraruge Verl- bindung nicht in Frage kommen. Während Ler letzten Jahre haben die Fortschrittler gemeinsam mit den SozraldLmokraten eine wahrhaft vaterländische Politik getrieben, indem sic sich! cegen die verderblichen Treibe ebn der Konservativen und Ms- deutschen wandten. Wenn Lie Demokraten jetzt mit Lea Sce»^ zialisten das Schicksal des Vaterlandes in Lie Hand nehmen müssen, dann kann von einer Verbindung Ler Listen Mit recht keine NeLe sein. Die Absperrung im Westen. Volkswehr. —l. Der Volksbeauftragte Ebert hat vor kurzen» als nächste und dringendste Aufgabe bezeichnet, der Regierung einen Rückhalt in der neu zu schaffenden freiwilligen Volkswehr zu geben. Ihre Or ganisierung ist dem neuen Volkobeauftragten Noske übertragen wor- Sen. Sie soll eine „Kerntruppe der Republik" werden und nur aus Freiwilligen bestehen, die das 24. Lebensjahr zurückgelegt und bei körperlicher Rüstigkeit einen längeren einwandfreien Frontdienst hinter sich haben. Die Freiwilligen werden nach einer Probezeit von 21 Tagen zunächst auf 6 Monate durch Handschlag verpflichtet, wäh len ihre Führer selbst, und zwar jede Hundertschaft einen Führer und drei Zugführer, mehrere Hundertschaften den Abteilungsführer und einen Stab, dem ein Vertrauensrat von fünf Freiwilligen zur Seite steht. Die Volkswehr untersteht ausschließlich dem Rat der Bolksbeauftragten. Das Gesetz über die Schaffung dieser Dolkswehr ist vom 12. De zember. Drei Wochen sind in's Land gegangen und bisher hatte man nichts von einer Verwirklichung gehört. Man wird nicht fehl gehen, wenn man den Grund dieser Verzögerung in Widerständen sucht, die von den unabhängigen Bolksbeauftragten ansgingen, die nunmehr aus dem Rate der Volksbcauftragten ausgcschieden sind. Ihrem Anhang und den ihnen nicht allzufcr'n stehenden Spartakus leuten ist eine Schutzgarde der Regierung aus naheliegenden Grün den ilicht willkommen. „Ls gibt keine Regierung ohne Macht. Ohne Macht sind wir jedem prcisgcgebcn, der verbrecherisch genug ist, für den eigene»» jämmerlichen Ehrgeiz seine Kameraden und ihre Waffen zu miß brauchen." So erklärten die Dolksbeauftragten in dem Bericht, den sie über die Berliner Vorgänge vom 24. Dezember veröfsentlchten. Und die Presse der Mehrheitssozialisten »nackt Forderungen geltend, die militärisch anmutenden Hilferufen nach den Bajonetten, auf die sich jede Regierung stützen muß, wie ein Ei dem anderen ähnlich aussehen. Ob die freiwillige Volkswehr nur eine Schutztruppe gegen den „inneren Feind", eine Art weißer Garde, werden soll, oder ob sie die Hauptaufgabe des früheren „militärischen" Heeres, den heute so nötigen Schutz der Landesgrenzen mit übernehmen soll, darüber wird man wohl nächstens hören. Ebenso darüber, wi« das Verhält nis zu dein stehenden Heere werden soll, dessen Abschaffung nicht be absichtigt zu fein scheint — sind doch erst kürzlich eine Anzahl von Berufsoffizieren mit Kommandöstcllen bcliehen worden. Der Volksbeauftragte. Noske, an dessen Fähigkeiten, die er vor kurzem auf dem heißen Boden von Kiel gezeigt hat, ebensowenig zu zweifeln ist, wie an seinem ernsten Willen, das Vaterland aus schwerster Gefahr zu retten, steht einer Riescnaufgabe gegenüber. Wer den Zusammenbruch der Disziplin im Heere erlebt hat, und den Mißerfolg, den die Anwerbungen von Freiwilligen sür den Kampf gegen die Bolschewiken im Baltikum hatten, wer gesehen hat, wie die Lcquis schen Regierungstruppen in Berlin infolge der dama ligen Schwäche der Negierung sich geradezu verraten fühlen muß ten, dem müssen Zweifel an dem Erfolg der Werbetrommel fiir eine freiwillige Dolkswehr kommen. Der Beweggrund zum Eintritt in die freiwillige Dolkswehr darf nicht materieller Ratur sein. Leute, die durch hohe Löhnung und das Versprechen besonders guter Verpflegung gewonnen wer den, oder die in der Zeit der Arbeitslosigkeit ein Unterkommen su chen, bei dem sie sich nicht zu überanstrengen brauchen, sind unge eignet. Wir haben noch ideal gesinnte junge Männer in Deutsch land genug, die um der bohen Sache willen dem Vaterland in sei ner schwersten Stunde mit Gewehr und Handgranate dienen wür den, wenn man ihnen die Gewähr gäbe, daß sie sich rückhaltlos auf die Regierung verlassen könnten. Dieses Vertrauen zu erwecken und zu erkalten, muß die nächste Aufgabe des Volksbeauftragtcn für die militärischen Angelegenheiten sein. Mit einer Rehabilitierung des Offizicrsstandes und der Wiederherstellung der vollen Kommando gewalt der Offiziere müßte angefangen werden. Das unberechtigte Mißtrauen gegen unser Offizierskorps »miß verschwinden, sonst wc?» den alle Anstrengungen zur Bildung der Dolkswehr vergeblich sein. Ein oerlrauliches Telegramm Kin-enburgs. Berlin, 2. Jan. Die „Freiheit" veröffentlicht ein an gebliches vertrauliches Telegramm Hindenburgs an öas Ärmee- oorriommanLo O^er-Oit. weiches sich gegen den Beschluß de; MtekongrMs wendet. Das Telegramm hat der „Freiheit" zufolge folgendsn Wortlaut: Ich errenne die von Lem Zeitz- tralrat Ler Arbeiter- und Sofdalenräte gefaßte Resolution, betreffend Verordnung über das Hrersswesen. insbesontere in Ler Stellung der Offiziere und UntgrosVizicre, nicht an. Ich bin Ler Auffassung, Laß eine solche tief in das Leben der Nation und des Leeres einschneidende Veränderung nicht von einer einseitigen SlänLeverirelung, sondern nur von der durch das ganze Voll berufenen Nationalversammlung getroffen Mr«-er lann Das Heer steht nach wie vor zu der Negierung Ebert und erwartet von dieser Regierung, daß sie Lie von ihr gegebene Zrtz- sage über Leit Bestand des Heeres und Nichtlinen über die Bo fugnissr der Vertrauensmänner des Hec e ; weiter als maßge bend anerkennt und dadurch Offizier- und Untcros-izierlLros ermöglichen wird, weiter Dienst zu tun. bin in bissen, Sinne bei der Negierung vorstellig geworden. Es bleibt des halb bei den bisher gegebenen Besessen. Eber! über -ie Aufgaben -er neuen Negierung.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite