Suche löschen...
Erzgebirgischer Volksfreund : 27.06.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-191906270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19190627
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19190627
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1919
- Monat1919-06
- Tag1919-06-27
- Monat1919-06
- Jahr1919
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 27.06.1919
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
72. Jahrg. Freitag, den 27. Juni 1919 Nr. 14S. Ich werd« Such nie vergessen. von Hindenburg. AmMche Bekanntmachungen befinden sich im Beiblatt. Auch Grüner tritt zurückl Kolbens, 25. Juni. General Gröner hat am den Reichspräsi denten nachstehende Drahtung aerlcktet: Nachdem der Gencralfeld- marschall von Hindenburg den Oberbefehl niedergeleqt hat, sehe ich mich veranlaßt, Ihnen, Herr Reichspräsident, nachstehendes vorzu tragen: Ich habe als Vertreter der obersten Heeresleitung bei der Be sprechung in Weimar am 19. d. M. erklärt, baß für den Fall der An nahme der Schmachparagraphen eine große Zahl von Offizieren und Truppen der Regierung nicht weiter dienen würden. Dasselbe ist nochmals in demTelegramm der obersten Heeresleitung in der Nacht vom 22. zum 23. Juni zum Ausdruck gebracht worden. Besonders Sie, Herr Reichspräsident, werden es mir nachempfinden, daß ich unter diesen Umständen, nach bedingungsloser Annahme des Frie- densvertraaes, den Wunsch hege, aus meiner Stellung zu scheiden. Im Interesse der Sache und auf Grund des Apvells der National versammlung bin ich jedoch bereit, bis zur endgültigen Regelung der militärischen Verhältnisse im Osten auf meinem Posten zu ver- harren. General Gröner. , Kindenburg geht. s Kolberg, 2S. Juni. Generalfeldmarschall v. Hindenburg richtete folgend« Abschirdskundgebung an sein« Truppen: I Soldaten! Ich hab« mich seinerzeit der Regierung gegenüber dahin ausgesprochen, daß ich als Soldat denehrenvollenlln- tergang einem Schmachsrieden vorziehen mutz. Dies« Erklärung bin ich Such schuldig. Nachdem ich schon früher meine Absicht kund- getan hatte, nach erfolgter Friedensentscheidung wieder in den Ruhestand zurückzutreten, leg« ich nunmehr den Oberbefehl nieder. Ich gedenke bei meinem Scheiden vor allem bewegten Herzens der langen Jahre, in welchen ich drei Königlichen und Kai serlichen Kriegsherren dienen durfte. Zeiten stiller, unermüdlicher standen, waren mir ein Lichtblick in dieser namenlos schweren Zeit, harren» stehen mir dabei vor Augen. Ich gedenke dann aber auch mit tiefem Schmerz der traurigen Tag« ix» gusammenbruch«s unsere» Vaterlandes. Die hingehende Treue und da» Vertrauen, mit denen Offizser«, Unteroffiziere und Mannschaften neben mir standen, waren mir in Lichtblick in dieser namenlos schweren Zeit. Dafür gebührt Euch allen, darunter nicht zuletzt den Freiwilligenver bänden, die unentwegt die Wacht an der Ostfront halten, mein un auslöschlicher Dank. Mit diesem Danke verbinde ich aber noch »In« Bitte für die Zukunft. Wie der Einzeln« bei sich über die Er eignisse der letzten Tage denkt, ist seine Sache, für sein Handeln darf es aber nur eine Richtschnur geben, das Wohl des Vaterlande». Roch steht unser Volkstum in schwerer Gefahr. Die Möglichkeit, die inner« Ruhe zu wahren und zu fruchtbringender Arbeit z« gelangen, hängt wesentlich von der Festigkeit unserer Wehrmacht ab. Diese Festigkeit zu erhalten, ist daher unsere erste Pflicht. Die persön lichen Anschauungen, so schuxr es auch fallen mag, müssen -nrLS- gestellt werden. Nurch durch solch« einmütig« Arbeit kann « mit Gottes Hilfe gelingen unser armes deutsch«» Vaterland aus tiefster Erniedrigung wieder besseren Zeiten entgegenzusühren. Lebt wohl» «ml,«»«««»»« « — ««chmtn», MINE di, s u»- dl d« ««vtzisuu. «»llo». »«sitz« Xr »i, «UkmU», d« U»nX« » dOwichN,»«« T«, «U, m iMimnUr «UI, Mr» »I« >»» «tchlfür »I, AUddeMU d« »mch Na» toräda «ul,vdrna, U»z-tV- " Mr MMgab, SariMck« LdantmmI »U S«lftlNd», IM«« Daa,dr«t«» - U^adradm^r »« «lchUI»- barlrda dtireiidailmia Uihüich«. «U «» NaUuir, «M«a U«boIU-U «Ich« „riiÄM«. y«»->ü-schS1«»,t«am », «a. Lttzniz. Süin«»«, M» Kolberg, 25. Juni. Generalfeldmarschall v. Hindenburg hat an den Reichspräsidenten folgende Drahtung gerichtet: .Kerr Prä- iidcntl Auf mein Schreiben vom 1. Mai d. Js. haben Sie mir Zu stimmung dazu erteilt, daß ich mich nach Unterzeichnung des Frie rens in das Privatleben zurückziehe. Ich lege daher den Oberbefehl nieder. Dem preußischen Herrn Kriegsminister habe ich eine Ab schrift dieses Telegramms zugehen lassen, v. Hindenburg. Die Reichswehr und -le Annahme -erFrie-ensbe-lngungen. Berlin, 25. Juni. Gegenüber der von W- T. D. verbreiteten Meldung, daß die Konferenz der höheren Trüppenführrr mit dem Reickswehrminister ein voller Erfolg für diesen gewesen sei und die Gefahr einer Zersplitterung nicht besteht, wird dem ,Fokal-Anz.' von unterrichteter Seite mitgeteilt, daß dies« Darstellung den Tat- fachen nicht entspricht. Die Besprechungen haben eine Klärung der Lag« nicht herbeigesührt. Wie weiter mitgeteilt wird, haben Teile der Truppen dem Wunsche Ausdruck gegeben, Berlin verlassen zu dürfen. Es besteht die Gefahr, daß diese Truppenteile sich aus lösen, wenn ihnen ihr Wunsch nicht erfüllt wird. Die Lage ist jedenfalls fehr ernst. Gneral von Lüttwitz hat an den „Vorwärts' folgenden Drif gerichtek: ,Ln der Morgenausgabe vom 23. S. bemerkt die Schriftleitung des „Vorwärts' ,sie sei von wesentlicheren Dingen in Anspruch ge nommen, als von der durch mich zum Ausdruck gebrachten Stellung nahme der Reichswehr. Aus der Bemerkung geht hervor, daß der Schriftleitimg jedes Verständnis für die nicht gerade als unwe- sentlich zu bezeichnende Bedeutung der Stimmung und Auffassung der in ihrem Ehrgefühl aufs tiefst« verletzt enMacht abgeht. Mein Aufruf an die Truppen wird in der Morgenausgabe des „Vorwärts' vom 24. v. unter der Ueberschrift „Eine recht über flüssige Erklärung' bekanntgegeben. Ich sehe auch darin eine unge hörige Auffassung d«r schweren E«wissensbedsnken, mit denen meine Truppe und ich zu ringen haben, und weise sie aufs schärfste zurück. Ich habe die Pflicht, in dieser schweren Zeit die Auffassung der Manner zu vertreten, die im Kriege und in den Unruhen der letzten Monate sich mit ihrer Person für den Schutz des Land«» einge setzt haben. wenn vor dem Blick der Enkel di« Geschehnisse der Jahre 1914 bis 1919 halb versunken sein werden, dann wird wie strahlendes Sonnenlicht noch immer die Erinnerung an den einzigen Mann Hin- denburg durch die Nebel brechen. Daß wir ihn gehabt haben, daß er unser Führer gewesen ist, soll uns auf immer mit gerechtem Stolz erfüllen. In Hinden burg verkörpern sich die redliche unerschütterliche Gewissenhaftigkeit, die treue Vaterlandsliebe der Millionen, die für das Reich in Not und Tod gegangen sind. Hindenburg uno Hindenburg-Gesinnung, die uns 1914 retteten, sind unsere Hoffnung auch für die kom mende Zeit. Ein Volk, aus dem solch «in Mann hervorgegangen, kann nicht ganz verloren sein. Aus den Schrecken und den Jämmerlichkeiten dieser Tage wird es einen Aufstieg für un» geben, schon weil ein Werk wie das seinige nicht nutzlos im Sand verrinnen kann. Hin denburg geht, — aber was er uns gegeben hat, kann niemals von uns scheiden. Auf zum Sntscheidung»kampfl , Thorn, 24. Juni. Die Deutsche BrrekniKrug, gezeichnet Ettlnyw, veröffentlicht folgenden Aufruf: Deutsche Landsleutei Unter dem Eindruck der Kämpfe um die Ministersessel finden sich Kreise und Persönlichkeiten, die euch einreden wollen, daß es keinen anderen Ausweg für uns gäbe als Unterwerfung. Behaltet unser altes Wort im Gedächtnis: Die Heimat ist uns erst verloren, wenn wir sie selbst preisgeben. — Und dann: Wer einen Kontrakt unterzeichnet, de» t» gar nicht halten kann, ist ein Lump! Wir Deutsche wollen ehrlich bleibenl Daraus folgt: Macht euch bereit für den Entscheidung»- kamps! Hochschultrauer an Deutschland» schwärzeste» Tag. Berlin, 25. Juni. Um der tiefen Trauer des deutschen Volke» Ausdruck zu verleihen, hält es die Studentenschaft der Handelshoch schule Berlin für.ihre Pflicht, für die Schließung der Hochschule am Tage der Unterzeichnung des Frieden» einzutreten. Die Studentei» schäft der Handelshochschule wendet sich gleichzeitig an sämtlich». deutscheHochschulen mit der Bitte, sich diesemVorgehen anzuschließen. Selbstmord Altdeutscher in den Reich»la»d«u. In einem großen Teile von Lothringen haben angesehene Alt deutsch« Selbstmord begangen, als die Nachricht «intraf, daß. Deutschland ohne Widerstand auf Elsaß-Lothringen verzichtet habt Clemenceau, Stund» Haag, 25. Juni. Als Clemenceau in feinem Kabinett tekphpi- nisch hörte, daß die Deütschen'die Fiüedtnsb'eöingünaen an drückte er den Mitgliedern und seinen Mitarbeitern die Hande',ud sagte: Mein« Herren, ich hab« 49 Jahve ans diese Minute gewartet.' Die Aufhebung der Blockade. „Daily Herald' meldet aus Paris, daß der Diererrat beschlos sen habe, die Blockade aufzuheben, sobald der Frieden mit Deutsch land unterzeichnet ist. Für Amerika tst der Krieg beendet. Washington, 25. Juni. Im Senat sind zwei Resoluttonen eingebracht worden, die verlangen, daß der Krieg als beendigt erklärt und der Präsident beauftragt werde, sämtliche Truppen aus Frankreich sofort nach Hause zu senden. Zwischen de» Kämpfe». Versailles, 25. Juni. „Populaire" schreibt: Deutschland Has nachgegeoen, der Frieden ist da. Aber welcher Frieden? Wer glaubt denn, daß er der versprochene Dauerfrieden ist? Dir alle sind über zeugt, daß wir uns zwische» zwei Kriege» befinden und daß die Friedensunterzeichnung nichts beendet. Osteuropa steht in Brand. Die Verbündeten messen sich mit Blicken, wenn sie nicht Handgeinei» sind. Polen und Tschecho-Slowaken. Rumänen, Serben, Südflaweu und Italiener halten die Hand auf dem Schwertknaufe. Der Dmter- bund ist bisher nur ein Betätigungsfeld für begehrliche Rivalitäten. In allen Nationen grollt der Klasscnkampf und die europäiischt Re aktion geht gegen die Revolution in Rußland und Ungarn vor. Da mit ein wahrer Friede entstehe, muß eine neue Menschheit entstehen und der Sozialismus überall die Tyrannei und die Ungerechtigkeiten der Vergangenheit weggefegt haben. Wer unterschreibt? Berlin, 25. Juni. Die Frage, wer die Unterschrift für den Friedensvcrtraq leisten wird, ist noch nickt entschieden. Es ist wahr scheinlich, daß das Kabinett sich heute nachmittag darüber entscheiden wird. Der neue Minister des Aeußeren, Hermann Müller, und ebenso Erzberger sollen abgelehnt haben. Versailles, 25. Juni. Nach dem „Temps' wird der Rat der Dier verlangen, daß die Unterschrift Deutschlands durch Würdenträger geleistet werde, die an Rang und Autorität den Vertretern der Alli- ierten gleickstehen. Versailles, 25. Juni. Im Gegensatz zu Wilson und Lloyd Ge orge, die d>'e sofortige Unterzeichnung des Friedensvertrages wün schen, setzteClemenreau den Aufschub der Zeremonie, der er di« größt möglichste Feierlichkeit zu geben wünscht, durch. Bei der Ankunft der deutschen Delegierten zur Unterzeichnung wird ihnen durch die Wache keine Ehrenbezeigung erwiesen werden, sondern erst, wenn sie gemeinsam mit den anderen Delegierten zurückkehren. Der Kaiser für Unterzeichnung? Die Pariser Blätter berichten aus Koblenz, daß ein Brief des früheren Deutschen Kaisers nach Berlin gelangt sei, worin erDeutsch- land den Nat gegeben habe, den Frieden zu unterzeichnen. Der Brief sei aus Amerongen von besonders Beauftragten nach Berlin zu Händen des ehemaligen Leiter» der Reichsregierung (Scheide mann) überbracht worden. Auch Behörden von Frankfurt, Mainz, Koblenz und Köln wurde dieser Brief des früheren Kaisers überge ben. Er habe besonders in den Kreisen Eindruck gemacht, die bisher gegen die Unterzeichnung waren. (Da diese Meldung auf dem Um wege über Pari« zu uns gelangt, ist ihre Glaubwürdigkeit dement sprechend zn bewerten. Echrlftltg.) An die Bevölkerung der Ostprovinzen. Danzig, 25. Juni. Di« drei Oberpräsidenten der preußischen Ostprovinzen haben an di« Bevölkerung Ostpreußen», Westpreußen» und Posens eine Kundgebung gerichtet, in welcher sie dem tiesstrn Schmbrze über die bedingungslose Annahme der feindlichen Frir- densfordcrnngrn Ausdruck geben. Stände die Ostmark allein, heißt es weiter, so wäre es der gegebene Weg, mit den Waffen Selbstbe- stimmungscrchs -»d Ebre zu wahren. Wir dürfen aber di« Regie rung an der Einlösung des einmal den Feinden gegebenen Dort» nicht hindern. Die Rücksicht auf unsere Volksgenossen im Reich» welche die Folgen solchen Vorgehens mit zu tragen hätten, legt un« die schwere Pflicht auf, d«m Kampfe zu entsagen und «a» der ge troffenen Entscheidung zu beugen. Die Volksabstimmung im Ost««. „Daily News' meldet aus Paris: Die Volksabstimmung in Ober schlesien und Westpreußen wird nicht vor August vor sich gehen kön nen. Die Alliierten selbst rechnen damit, daß die Abstimmung ei»« wenn auch nicht sehr große Mehrheit für die Deutschen ergeb«« werde. Tageblatt - Amtsblatt und Städtischen Behörden in Aue. Grünhain. Kartenstein. Johanngeorgenstadt» Löhnitz. Neustädlet. Schneeberg. Schwarzenberg bzw. Wildensets. Verlag von C. M. Gärtner, Aue, Erzgeb. Fernfprech - Anschlüsse: Au« 81. Lößnitz (Amt Au«) 440. Schneeberg Schwarzenberg IS. Drahtanschrift: Volksfreund Aueerzgedirge. x. Wer von denen, die den August 1914 miterlebt haben, wird je den Tag vergessen, an dem die Kunde von Tannenberg nach Deutschland drang? Glanzvoll hatten wir unsere Waffen im Westen vorgctragen, die belgischen Festungen waren unseren Riesen- gcschlltzen erlegen, die französischen Heere zurückgewichen — aber . immer furchtbarer wälzte sich das russische Gespenst heran. Ost preußen brannte. Hunderte von Gutshöfen/ Dörfern und Städten . gingen in Flammen aus; Mord und Raub waren die Begleiter der wilden moskowitischen Kriegsscharen. Da kam Hindenburg , über sie. Und während wir noch in Angst und Gram um unsere Ostmark vergingen, während wir schon Kosakenschwärme an der > Oder streifen sahen, begannen überall im Reiche die Glocken zu läuten: Tannenberg war geschlagen worden! Ueberlegene, geniale Feldherrnkunst hatte das ungeheure Barbarenhcer in Sumpf und Wäldern erwürgt. Keine einzige Kanone gelangte nach Rußland zurück. Hindenburg, der Retter des deutschen Ostens, ist dann der > Mann gewesen, der in langem, unsäglich erbittertem Ringen die vielgenannte russische Dampfwalze zertrümmerte, die glatt über uns hinweggehcn sollte. Man hat ihm leider von Anfang an nicht so freie Bahn gelassen, daß er das ungeheure Werk hatte rascher vollenden können. Auch an die Spitze des Gesamtheeres ist Hin denburg viel zn spät berufen worden. Der Krieg im Westen wäre wahrscheinlich anders ausgegangen, wenn sofort nach der ver pfuschten Marneschlacht, die wir durch offenbare Kopflosigkeit im Hauptquartier verloren haben, Hindenburg die Führung über nommen hätte. So gewaltig er und sein treuer Gehilfe Luden dorff sich nachher auch mühten, sic kamen zu spät. Verräter«! und Niedermeuchelung des deutschen Siegeswillens haben dann unseren Triumph vollends unmöglich gemacht. Durch einen Dolch stoß in den Rücken, so sagte der englische General Maurice, ist die deutsche Armee gemordet worden. Wären wir dem Führer Hin denburg vaterlandsliebend, opfcrfroh und getreu gefolgt, so hätte drotz allem der Sieg gewonnen werden können und gewonnen werden müsse». Nicht der Führer, sondern das deutsche Volk hat versagt. Als alles verloren schien, die jahrhunderte alte Ehre der preu- ßisch-dentschen Armee in den Kot getreten wurde, auch da noch hat Hindenburg um des Landes willen seine Pflicht getan. Er blieb an der Spitze der Armee, um zu retten, was noch zn retten war. Wenn unsere Truppen in leidlicher Ordnung über den Rhein zurück- gebracht werden konnten, so ist dies hauptsächlich das Verdienst des großen alten Mannes. So grauenvoll und widerwärtig es ihm gewesen sein mag, mit Umstürzlern zusammen zu arbeiten, und so schändliche Beschimpfungen auch gegen ihn geschleudert wurden (ein Lciiniyer Sozialistcnblatt verlangte die Verhaftung des „Bluthun des Hindenburg") — er hielt unerschütterlich aus. Und erst jetzt, wo der Schmachfrieden angenommen ist, legt er. sein schweres, un dankbares Amt nieder. Als aufrechter, pflichtbewußter Mann wie vorher. Er hat am Kaiser fest gehalten, bis keine Möglichkeit mehr war, die sich selbst aufgebcnde Monarchie zu retten. Er ist ein echier Soldat unter Entfesselten geblieben, die gleich Wahnsinnigen tcbten und den schändlichen Verrat für Heldentat hielten. Er hat . sich nm des Landes willen einer Regierung zur Verfügung gestellt, für die er die tiefste Abneigung empfinden mußte. Alles seinem Dclke zuliebe, seinem Volk, das den Gewaltigen nicht verstand und ihn beschimpfte, statt ib« aut oen Kni.-n zu üm ken. Von Tannen berg bis zum bitteren Ende ist er sich treu geblieben. Wenn einmal Hi« Fürchterlichketten dieser Zeit in wohltätige» Dunkel gehüllt, vusnohm« d« lagt nach 6oan» und gtstlagta. 4»«iuadvr«I»< »nnalN» MaNi 1.50 durch dl« vu«tt»»«r ! Ir« lu» Kau,: durch du Poll dtjogra olertellthrllch Viard 4.SL, monatlich Mord I.S4. «Nttlarnpro«! lm Amlrdlolldtprd d«r «amu »ar I lülontlzM« u Pla.. -uMdrU « Plg., lm amlllchrn r«ll dl« h-lä M-1^ Md.. - R««°m«lM U« 3<U. »L0w». P,Mch«<k-»»at»< VUpP» vr. irr». WeWMMsfreM Die Versenkung der Nott«. Berlin, 25. Juni. Ueber die Vorgeschichte der Tat von Scapa Flow wird dein Lokalanzeiger aus Kiel gemeldet: In Kiel hat man. es in den wilden Novembertagen so ziemlich von jedem Matrosen hören können, daß auch die englischen Schiffsöesatzungen den Ge horsam verweigert und die rote Fahne aufgezogen hätten, ja, daß die englische Flotte im Begriff sei, zu kommen, um sich mit der deutschen zu verbrüdern. Heute darf man es als begründete Mel- nung äußern, daß das in den Tagen der Flottenrevolution um- , laufende Gerücht von gleichen Vorgängen auf den englische»' Schiffen nickt von ungefähr kam, sondern daß englisches oder sonst- wie feindliches Geld dabei mitspielte. Nachdem erst einmal die Suggesticn von der Verbrüderung die Sinne umnebelte, erfolgte rasch die Ablehnung der Verbrüderung durch die englische Nott« und eines Tages fuhren die deutfchen Matrosen unsicher und ung«- festigt, vielleicht in einem gewissen geistigen Dämmerzustand, ist, di, Internierung nach Scapa Flow. Sieben lange Monate nichts wie Wasser und Felsen um sich, mußten die deutschen Matrosen auf den deutschen Schiffen bleiben. Es war eine überaus harte, schmack- volle Gefangenschaft bei schwerer Arbeit. Wenn man liest, daß di« deutschen Schiffsbesatzungen ihre Schiffe versenkten, um der Be sitznahme durch die Engländer zuvorzutvnunen, bann ist dir» eben die Tat des aus Träumen jäh erwachten deutschen Schwärmers, eine, letzte kühne Kundgebung deutschen Mannesstolzes, der sich schämt und den es wurmt, auf «»-lisch«» Lug und Trug herttagefallen zu sein. „Daily Herald' berichtet über oie Versenkung der deutschen Schiffe folgendes: Am Sonnabend mittag wurde die deutsche Flagg« (gemeint ist jedenfalls die Kriegsflagg«) mit einer roten Flagg« darunter auf einem der Schiffe gehißt. Man glaubt, daß auf diese» Zeichen hin die Ventile geöffnet wurden. Die Mannschaften, di« all« Rettungsgürtel angelegt hatten, begaben sich in die Boote, einig« sprangen in» Wasser. Di« Wachtschiffe der britischen Flott« er öffneten da» Feuer, um di« Mannschaften zu veranlassen, auf ihr« Schiffe zurückzukehren, erreichten aber ihren Zweck nicht, denn al« Leute sprangen sofort aus den Booten über Bord in» Wasser. All« verfügbaren Schiffe von Scapa Flow beteiligten sick an der Rettung der im Wasser Liegenden. Demselben Blatt zufolge erklärt« d« bekannt« Martnrschriststrll«: A. H. Poll«« Ich kam, nicht and«,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite