Erzgebirgischer Volksfreund : 17.09.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1919
- Monat1919-09
- Tag1919-09-17
- Monat1919-09
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- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 17.09.1919
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Mr und Amerika. Der bekannt« Führer von U-Deutschland, Kapitän Paul Königs verbreitet sich in der neuesten Nummer (Amerika-Nummer, Nr. 12) von „Was man missen muß" (Verlag Joh. Schorpp, Leipzig) in interessan ten Ausführungen sehr eingehend über Deutschland und Amerika. Unter der Frage „Was können wir von Ame rika und was kann Amerika von uns lernen" stellt er lehrreich« Vergleiche an und behandelt den Charakter die Erziehung, das kirchliche Leben, Wissenschaft und Kunst, da» Gesellschaftsleben, die „politische Korrup- tion" und di« Presse der Vereinigten Staaten und schließt mit einem Hinweis auf die Lebensaufgabe un serer deutschen Jugend. Wir veröffentlichen nachfol gend den Abschnitt über die Möglichkeit et.er An näherung -wischen beiden Völkern. wo ist nun in Zukunft «in Verständnis mit dem amerikanische» Volk« zu suchen? — Nur innerhalb jener Unterströmung, die durch das amerikanische Volk geht, in Ler sich alle jene feineren Elemente gufammenfinden, die von der allgemeinen Oberflächlichkeit der ame rikanischen Gesellschaft abgestoßen werden. Diese Unterströmung kommt hier und da in der besser ki Presse, auf Kanzel und Lehr stuhl zum Ausdruck. Sie repräsentiert das Gewissen der Neuen Welt, an das wir in Zukunft appellieren müssen, nm ein besseres Verständnis zwischen dm beiden Nationen herzustellen, al» der Ml° kerbundsgedanke des Präsidenten Wilson es kann, der in Wirklich keit nichts anderes darstellt, als die finanzielle und politische Ab hängigkeit der Welt von Anglo-Amecika. Wo das Verständnis zu suchen ist, hatten wir ja schon vor dem Kriege erkannt. Der Pro- feuorenaustausch war einer jener Annäherungsversuche mit den edleren Schichten des amerikanischen Volkes. Leider haben wir ihren Einfluß drüben überschätzt und übersehen, daß di« Entwick lung der Bereinigten Staaten sich in rasendem Tempo mF in der Richtung der materiellen Erstarkung, der des Gewiss rznd Selbst- vermehrung des Kapitals bewegte. Diese Entwickelung drängte Amerika von Beginn des Krieges an auf die Seit« Englands und mußte Amerika über kur- oder lang zum Eingreifen in den Krieg gegen uns zwingen. Der Widerstand hiergegen, der sich im ameri kanischen Volke teilweise zeigte, wurde von der Presse auf Geheiß der finanziellen Machthaber ganz systematisch bekämpft und würde auch ohne den verschärften U-Bootkrieg gebrochen worden seiik Wir hatten jahrzehntelang im Glauben gelebt, Amerika sei uns fr? nd- »ich gesinnt. In Wirklichkeit hatte drüben immer schon eine Un duldsamkeit der Amerikaner gegen das Deutsch-Amerikanertum ge herrscht, die sich auch auf die alte Heimat übertrug. Und England verstand es meisterhafte drüben alle internationalen Zwischenfälle gegen Deutschland auszubeuten. Was nützt es, wenn die deutsch- amerikanische Presse ihr Bestes tat, um das anglo-amcrikanische Publikum über die friedliche Natur der deutschen Politik aufzuklii- ren? Der Amerikaner liest kein« deutschsprachige ZeUnng; was die „Times" sagt, dringt viel leichter und schneller an sein Ohr. Gewiß haben hin und wieder edle Amerikaner die kulturelle Bedeutung des Deutschtums für die Union anerkannt, mit Aus bruch des Krieges 1914 war das aber alles vergessen. Lion kann nicht einmal von einem Umschwung in Amerika sprechen. Was von jeher an Vorurteilen und Unduldsamkeit gegen alles Deutsche im amerikanischen Volke unter der Oberfläche schlummerte, wurde nur mit plötzlichem, gewaltigem Stoß an die Oberfläche getrieben. Tezeichnend war der Anklang, den ein Buch fand, das im Jahre 1913 erschien, betitelt „England und Engländer, vom amerikanischen Standpunkt ans betrachtet". Der Verfasser schildert darin manche Schwächen und zieht Parallelen mit besseren Zuständen in Deutsch land. Im vorletzten Kapitel beschreibt er die Schönheiten Eng lands und Lie angenehmen Lebensformen daselbst, im letzten Ka pitel beantwortet das Buch die Frage eines eventuellen Krieges -wischen Deutschland und England dahin, daß, wenn der Fall ein- träie, die ganze Christenheit nicht darüber trauern würde, wenn in Deutschland kein Stein auf dem anderen bliebe! Was da angc- deutet wurde, hat man erreicht. Als die Revolution in Deutschland ausbrach, sagte Lloyd George: „Deutschland ist vernichtet, laßt uns alle zur Kirche gehen". Für uns war der anfgezwungene Kampf von Anfang an ein Kampf auf Leben und Tod. Das dokumentiert nichts besser als die erdrückenden Friedensbedingungen und das Gebaren der Entente einem wehrlosen Feinde gegenüber. Sollen wir nun alle Hoffnung aufgeben, uns je wieder aukn- richten? Nein, Deutschland kann und wird nicht nntergehen. Wir haben der Welt an deutschem Geistesleben und deutscher Denkungs art noch viel zu geben. Nur darin könnte dem Deutschtum eine ernste Gefahr drohen, wenn wir amerikanisches Wesen gedankenlos nachahmen würden. Begreift das deutsche Volk feine trostlose Lage? Trostlos? Gewiß, wenn Leichtsinn, Wahnwitz, Arbeitsscheu und dumpfe Gleichgültigkeit Hand in Hand gehen, und die Sucht nach Wohlleben di« ernste Lebensrichtnna erstickt. Keine Kasteiungen dürfen wir üben; Lebensmut und Arbeitsfrcudigkcit gehören zu sammen, und im Kopfhängen finden wir keine Schwungkraft zu fleißigem Schaffen. Gin tatenfrohes Arbeitsleben erfordert in rech ter Abwechslung ein erfrischendes Genußleben, und je schwerer wir zu ringen haben, um so mehr müssen wir auf diese notwendige Wechselwirkung von Arbeit und Erholung Bedacht nehmen; aber die Würde muß gewahrt werden, die Würde! Die wenigen, die den ganzen furchtbaren Ernst unserer Lage begreifen, sehen mit schmerzlichem Bedauern, wie sich ein großer Teil unseres deutschen Volke» an ödem Ulk ergötzt, wie viele in seichten, sinnenkihelnden Zerstreuungen und Spielhöllen sich verlieren, und alle Vornehm heit, alle zeitgemäß« Zurückhaltung im Lebensgenuss« mißachtet und gedankenlos jubiliert am Rande des Abgrundes. Gin Blick in die Vergnugungsanzeigen genügt, diese unglückselige Richtung unser« Denußleben» -u erkennen; in ausgesuchter Raffiniertheit locken die Ankündigungen zu Zerstreuungen und Belustigungen, di« sich in dieser ernsten Zeit nur der Leichtsinn gestatten kann. Das ist nicht Auffrischung nach ermüdender Arbefl. sondern CrtS- tung all« Lust an ernst«, straffer und Rettung bringender TS Mr » a» «ME« «NU»»« >»2»« dt» e ich» >» h» tüWßüatta- HßElM, VNI Dookkss Dtzff Köst »» »»vj-na«, r«« «»I, «iUßkniUk Sa» Mr» A VMM». «»—MM »7?—-7->--- — ———.—. MUMMWM , «Pp, Ne. 72. Jahrg. Mittwoch, den 17. September 1919 tut neben einer M. K rund lll- «s not, um so mehr, . , , . ihrer alten Spannkraft im langen Hungerkriege verloren haben. Amtliche Bekanntmachungen befinden sich lm Beiblatt. Verbindung zu teuer Ausland aber unter werden in längeren Ausführungen in der „Sächsischen Industrie", Organ des Derbsudes Sächsischer Industrielle», besprochen. Rach einer Infam- menstellung der geplanten Gesetzesbestimmungen werden an Hand von Beispielen die Wirkungen der Abgabe eingehend geschildert und u. a. fol Die wirtschaftlichen Folgen -es Äelchsnotopfers mmatUch Mar» 174. ^8 Mg., anNbanA Pfg., litt amlnchM ^eil u tlliaMr. ««MlmMM »us-l« t^0Md. Nur daun, wenn wir unsere verzweifelte Lage völlig begreifen und in allem danach handeln, kann Deutschland wieder das Muster land der Arbeit, der Organisation und der Pflichterfüllung werden. trauen zur deutschen Industrie, wem» die Mark überhaupt noch Li Lt»-. m der Schweiz notiert, gu d«r jetzige» Regierung fehlt dagegen da» Be» trauen im Ausland und schwindet immer mehr, wenn man h. , daß dM Industrie, auf die man noch da» Vertrauen gesetzt hat, di« Lebensmdgltch- keit genommen wird. Der neue Aeichssiuanzminister, Herr Lrzberg«, hat als neu» Theorie erklärt, daß nicht das Reich, sondern nur das Boll pleite gehen könnt«. Bis jetzt hat man viel« Staatsbaukerotte in der ve- schichte verzeichnet gefunden, di« sich «bgewickelt haben, ohne daß das Bott pleite gegangen ist und es ist wohl noch in keinem Fall« zu «in«r »«,- mögenskonflskation gekommen, obgleich solch« beabsichtigt war. Aber selbst in der geplanten bescheidenen Höhe von 10 ». H. ist sie nicht dürchgegan- gcn. Wie sich aber der Herr Minister Erzberger den Fortbestand des Rei- ches denkt, nachdem da« ganze Doll pleite ist, das bleibt sein Geheimnis; denn ist das Volk pleite, so gibt es auch keine Steuerzahler mehr und das Draufgängertum steht dann vor dem Nichts und wird mit Machtwor te u keine neuen Mittel und kein neu« Wirtschaftsleben hervorzaubern tonnen. Statt zu produktiver Arbeit zu kommen, werden durch das ganz« jetzige System und Vie Steu«rgesetz« immer mehr Menschen nicht nur zu vnvrodnktiver, sondern sogar zu destruktiver Arbeit angestellt. Ss kommt dabei der Hast gegen den vermeintlichen Kapitalismus immer mehr zum Ausdruck und man steht, dast die Regierung der Mass« »icht aufbanen» nnd fördernd, sondern nur zerstörend wirkt, DI« Industri« «präsentiert eine große Macht, leider läßt sie aber alles bisber über sich ergeh««, ah« sich darauf zn besinn««, dast st« mich «in Machtwort mit reden könnt«. Da» Bürgertum läßt überhaupt Kraft und Energie vermissen, so dast «» immer mehr bei Seite gedrängt wird, anstatt ein« führende Roll« zu b«haupten und dafür zu sorgen, dast di« Vernunft regiert, statt der entfesselten ?ei- denichasten. Diese entfesselten Leidenschaften werden nicht nur das Wirt- schasrsleben, sondern auch das Deutsche Reich selbst zerstören. gendes ausgrMirt: Wenn für das Rcichsuotopfcr z. B. ein Nrstvermögon von allen Umständen an; denn nur wenn DenftMand seine Einfuhr mit Aus- fnhr bezahlt, können sich die Verhältnisse bessern und kann sich der Mark, fürs heben. Don ollen Selten bemüht man sich, größer« nnd langfristige amerikanisch« Kredite zu erhalten, was durch Hingabe von Sicherheiten, wie Hypotheken, Obligationen nsw. auch möglich wäre: denn die Bereinig ten Staaten von Amerika sind prinzipiell bereit, große nnd langfristige Kredite an deutsche Korporationen zu gewähren. Dies« Möglichkeit wird der Industrie durch die Vermögensabgabe und die Sicherheitsstellung da- für vollständig genommen. Der Wiederaufbau de« deutschen Wirtschaftslebens wird somit durch Deutschland selbst unmöglich gemacht. Militärisch und politisch ist Deutschland auf absetzbar« Zeit erledigt und man must leider sagen, dast es sich selbst den Todesstoß gegeben hat. Wirt- schaftlich ist es aber noch nicht völlig gebrochen; denn die Fabriken sind noch intakt, es brauchen nur Rohstoffe beschafft zu w«rdrn und di« Arbei- ter sich wieder zn besinnen, wieder zur Arbeit surückzukehrcn. Es scheint aber, daß auch das wirtschaftliche Rückgrat Deutschland» gebrochen werden soll und zwar wieder durch Selbstmord. Im Ausland« hat man noch »er- Di« Folge aller durch die Abgabe imd der in damit entstehenden Schwierigkeiten ist, daß viel fabriziert wird, und der Betrieb gegen das konkurrenzunfähia bleibt. Auf di« Ausfuhr kommt es der Amlshaupkmannschasten Schwarzen- ^rnisvlun berg und Zwickau, sowie der Staats- und Städtischen Behörden in Aue, Grünhain, Kartenstein, Johanngeorgenstadt, Löbnitz, Neustädkel, Schneeberg, Schwarzenberg bzw. Wildenfels. Verlag vom S. M. Gürtner, Aue, Erzgeb. fternsprech - Anschlüsse: Aue 81, Lößnitz (Amt Aue) 440, Schneeberg w, Schmarzenberg lA vrahtanschnst: Boltzssrennd tiueerzgebirge ' la- 1 ! 1!!^ Nr. 215. Unsere Gefangene«. Bei uns«« Kriegag^angenen in Frankreich. Bersaill«, 1k. Sept. Major Draudt, der dieser Tage in d« Lage war, die englischen Kriegsgefangenenlager bei Boulogne sur Mer -u besuchen, bat unter Führung »in«« frml-ösischen yberleut» 4 VW ooo // in Frage kommt, so ist sicher anzimetzmen, daß es vor der Dermögenszuwachsaügabe mindestens 5 OVO Ovo .es betragen hat, dabri darf es sich nicht um einen Betrieb handeln, welcher Kriegsgewinue ge macht hat; denn 1 Nb 600 könne» als normaler Fricdensgewinn vom 1. Januar 1914 bis 31. Dezember 1918, somit für fünf Jahre, gerechnet werden. Auf die verbliebenen 4 VW vvv find 1729 999 .ck abzugcbeu Ehe der erste Termin, der 1. Oktober 1939 herankommt, laufen zu 8 Proz vom 1. Januar bis 1. Oktober 1929 bereits «4 890 .L Zinsen auf. Der 30. Teil von 1 739 900 .tk beträgt runv 57 WO .A. Boi sofortiger Bezah- Irmg der ganzen Abgabe würden somit am 1. Oktober 1920 1 793 890 zu zahlen sein, so daß von einem Vermögen, welches am 1. Januar 1919 vorhanden war und 5 500 000 .L betrug, nur 2 206 309 .// übrig bleiben. Da aber der Kapitalismus nur ein Begriff ist und das vermögen nicht bar im Geldschrank liegt, sondern in Grundstücken der Landwirtschaft oder Industrie investiert ist, kann die Abgabe nicht in einem Posten be zahlt werden. Bei einer Fabrikanlage oder ebenso bei der Landwirtschaft ist ar/unrhmen, daß mehr als der Restbetrag des vermögens, d. h. 2 206 209 .,7 investiert ist. Die 30jährig« Tilgung muß daher in Anspruch genommen werden. Die jährliche Quote int'l, Zinsen dafür betrügt 98 957 .ck, ist in 30 Jahren etwa 2 969 090 rund gerechnet. Diese Summo muß als Schuld in die Passiv-Seite eingestellt werden, so daß dann nur noch ein vermögen von 1031 000 von ursprünglich 5 500 900 ,4k übrig bleibt. Der Begriff der Mork ist aber ein fiktiver; dnm die Mark hat nur noch den vierten Teil Kaufkraft als vor dem Kriege. Der Kurs in der Schweiz ist 32 Centimes, somit knapp 26 Pfg. Zn diesem Kurs gerechnet, betrügt der Vermögensrefl nur noch 268 000 .tk. Boi 2 009 000 .L Nestvermögen ist anzunehmen, daß dasselbe am 1. Januar 1919 wenigstens 2 750 000 betragen hat, ohne daß es sich dabei um einen Kriegsbetrieb handelt. Die Abgabe dafür beträgt 671000 -il. bei 30sahriger Tilgung die Jahresquote 88 580 .4!, im ganzen in 30 Jahren 1 157 400 .L. Bon einem vermögen von 2 750 000 .,2 bleiben so nnt nach Abzug der Vermögenszuwachsstener und der teilweisen Der- mögenskonfiskativn noch 842 600 .F übrig. Den heutigen Mariniert gegen den Friedens»!««! eingestellt, d. h. a. 26 Psg. gerechnet, ergibt dies 219 076 .L. Es bleibt somit mir der 13. Teil des vermögens übrig. Je größer das Vermögen, desto schärfer ist bei der staken Progression der Abgabe die Wirkung. In einem weiteren Beispiel wird gezeigt, daß di« Progres sion derart ist, daß von einem vermögen von 8 000 0<>0 .L durch die Pro gression der Abgabe nur knapp 4500 000 .7k mehr übrig bleiben als von einem vermögen van 5 500 000 ./l. Dabei ist noch gar nicht abzusehen, wie tief die deutsche Valuta noch sinken wird. Ein« Aktiengesellschaft, deren Kapital soweit dezimiert wär«, müßte ohne weiterer den Konkurs auzeigen, da sie nicht weiter arbeiten darf, wenn sie mehr als die Hälft« ihres Anlagekapitals verloren hat. Neben dieser Leichtlebigkeit zieht eine maßlose, alle notwendige Rücksichtnahme auf da» allgemeine Wohl beiseite schiebend« Ichsucht immer weitere Kreise; der Gedanke, daß auch für das Wiederauf kommen der Gesamtheit des Polkes gearbeitet werden müsse, will keine Durchschlagskraft gewinnen, sondern jedermann jucht für sich aus möglichst wenig Arbeit höchstmöglichen Gewinn zu ziehen, zur Befriedigung seiner ost recht weitgehenden, unzeitgemäßen Son- derwünsche und Bedürfnisse. Das, was man „öffentliches Gewissen" nennt, ist abgestumpft, nnd die Redlichkeit ist eine seltene Tugend geworden. Wohin wir auch blicken, immer müssen wir sehen, daß der Nerv hochgemuter, sittlicher Lebensauffassung langsam getötet wird. In Handel und Wandel, in der Verwaltung von Staat und Gemeinde, in Anstalten für allgemeine Wohlfahrt machen sich Selbstsucht und Habgier breit; es erlahmt das feine Empfinden für treue Pflichterfüllung, für Recht und Unrecht, und so K "ks ge kommen, daß wir unberechenbar große Summen Geldes durch Raub an öffentlichen Gütern verloren haben und noch weiter ver lieren. Die Stimm« des Gewissens wird heiser, die alte» Ideale verblassen, nnd jeder Hilst sich wie und wo er kann! Aus diesem Irr- und Wirrsal kann uns nur eine straffe und zielbewußte Ziigelführnna befreien; nur strenge Zucht kann unser au» den Angeln geschleuderte» politisches, wirtschaftliches nnd na- tionales Leben wieder einrenken. Hier Halen Schule, Familie und Körperschaften Hand in Hand mit einer festen, führenden Re gierungsgewalt in unerbittlicher Strenge eines Erziehermtes zn walten, wenn Vicht völlige Zerfahrenheit zum furchtbaren Verhäng nis für uns werden soll. Zwang zur Arbeit, zur Ordnung, zu einer Lebensführung, die unserer Jammerlage entspricht, zum Zi sammenschluß aller Kräfte für den Wiederaufbau des Vaterland»- großzügigen allgemeinen Bolksaufklärung dringend , als die körperlichen und seelischen Kräfte viel von DI« Unterschrift Frankreich». Berlin, 15. Sevt. Nach einer Meldung der Preßinformatior. aus Paris wird die Ratifikation des Friedensvertrages mit Deutsch land an, S5 September stattfinden. Di« Zustimmung zu der verband«,oke. Dr'kin 15. Sept. Di« deutsch« Antwort auf die Lntentenote geht heute abend in zustimmendem Sinne noch Versailles «b. Die Einberufung der Nationalversammlung für morgen nachmit tag hat nur informatorischen Wert. Nen« kommunistisch« Wühlereien. Betti«, 15. L pt. Der Note Volizugsrat hat sich in Lohntagen in der Metallindustrie eiugemengt, um sie für kommunistische Zwecke auszunützen. Ein Rundschreiben des Roten Dollzntzsrates an die Berliner Arbeiterorganisation fordert eine Symp'äthisaMon derBe'H. liner und der übrigen deutschen Arbeiterschaft im Falle eines Beb- liuer Metnllarbeiterstreiks. - ' Neue Unruhen tu Oderschlofie«. ' Kattowitz, 15. Sept. In der Nacht zum Sonnabend sind Grenz- schutzpatrouillen in Laurahütt« abermals aus mehreren Häusern und von Dächern von Zivilpersonen beschossen worden. Das Feuer war zeitweise sehr heftig und zog sich bis 5 Uhr früh hin. Militäri- scherseiis sind dabei Verluste nicht entstanden. In Zaborze wurde in der Nacht zum Sonnabend in der Nähe der Brikettfabrik eine Handgranate auf das Militär geworfen. Dabei wurde da» Dach der Fabrik beschädigt. Auch gegen den Posten des Pionierbatakt- Ions der 6. Marinebrigade vor den Oberschlesitchen Elektrizitäts werken wurde eine Handgranate geschlendert. Di« Untersuchung blieb ergebnislos. Plünderungen in Waldenburg. Waldenburg. 15. Sept. Am Sonnabend ist es hier zu Plünde rungen vieler Geschäfte gekommen. Es wurde ein Sturm auf die Wache im Rathaus ausgeführt. Bei dem Ausfall der Sicherheit»- Mannschaften wurden 1 Person getötet und 4 schwer verletzt. SozkaldentÄkrattsche Wahlniederlage in Braunschweig. Braunschweig, 15. Sept. Boi den in einer Reihe von größere» Braunschweiger Landgemeinden erfolgte» Wahlen zum Magistrat ist ein starker Rückgang der sozialdemokratischen Stimmen zu verzeih nen. Die Unabhängigen und Mehrheitssozialisten sind, von einigen kleinen Teilerfolgen abgesehen, den bürgerlichen Gegnern im alme weinen unterlegen. Emen vollen Erfolg haben die bürgerlichen Wähler überall dort erzielt, wo st» gemeinsam vorgingen. - - Die Partetkrippe. Stettin, 16. Sept. Nachdem in ganz kurzer Zeit drei Land- rate in der Provinz Pommern von ihren Posten enthoben wurde» und durch Sozialdemokraten ersetzt worden sind, wird jetzt bekannt; daß auch der bisherige kommissarische Polizeipräsident von Stettin, Oberregicrnnasrat Dr. Hassenstein von seinem Amte abberufen und der Genosse Fenner mit diesem Posten betraut worden ist. Belgien und die Niederlande. Amsterdam, 15. Sept. „Zentral News" meldet ans Porl», daß di« Möglichkeit bestehe, daß eine Uebereinkunft zwischen den Nie derlanden und Belgien erzielt werde. Den belgischen Schiffen, mich Kriegsschiffen, soll di« freie Fahrt auf der Schelde gestattet werden, und alle niederländischen Befestigungen, wie die Fort» von Vlissim gen, sollen geschleift werden. Brattmm zuriickgetreten? Patt», 14. Sept. „Temps" meldet, daß der rumänische Gesandt« in Poris ein Telegramm aus Bukarest erhalten hat, welches di« Mitteilung enthält, daß Bratianu znrückgetr«t«n ist, da er den Fr,«- densvcrtrag mit Oesterreich nicht unterzeichnen kann, weil er de, Ansicht ist, daß verschiedene Bestimmungen in dem Vertrage «inen Eingriff in die Unabhängigkeit Rumänien» bedeuten. Großfürst Michael im Hauptquartier «olkschak». Pari», 15. Sept. Großfürst Michael Romanonew, der Brudel des verstorbenen garen, ist aus Peru, wo er gefangen halte, wurde, geflüchtet. Er befindet sich im Hauptquartier Koltfchak» wo er die Rolle ein«» Thronprät«ndent«n spielt.
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