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Erzgebirgischer Volksfreund : 02.08.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-191908023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19190802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19190802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1919
- Monat1919-08
- Tag1919-08-02
- Monat1919-08
- Jahr1919
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 02.08.1919
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ksrgebirgkoks Lank L. 6. m. b.Zekneeberg ^sustüMLl, »atten8lein, <.au1sr, 8vkwarrenbsrg >w«r An- vor Lrlsckigung «Ilsr SvrssnauNrSgs« Serlffche Angelegenheilen. «EmWKWKt RunbgtffttAßtz» WUElM Dwlk «rschloa« und so mehr »der w»ntg,r Dmmusttn wurde» jetzt M0 «ljstfs« «rhof»«^ ^«Autonomiebewegung. Tt, hab« sich w«««n Aufrv Auerbach. Die Stadt hat die Erwerbslosmunterstützung er höht und den Verheirateten, die drei Monate erwerbslo« sind, eine Teuerungszulage von 30 M. und für jedes Kint IO M. bewilligt. Da Auerbach gegenwärtig 2300 Erwerbslos« hat. beträgt der Aufwand hierfür 37 000 M. " Werdau. Einem hiesigen Fabrikarbeiter wurden nachts uns dem Keller 200 Eier, Schinken, Fleisch und Butter gestohlen. " Leipzig. Recht trübe Erfahrungen mußte ein Leipziger mit seiner Hausdame, die ursprünglich als Dienstmädchen m seinen Haushalt kam, machen. Das Mädchen verstand es, sich die Zunei gung ihres Herrn in so hohem Maße zu erwerben, daß sie bald zur „Hausdame" emporrückte, und bas Verhältnis zwischen beiden war lange Zeit ein recht gutes. Jetzt aber sah sich der Herr veranlaßt, seiner Hausdame zu kündigen. Nun wandelte sich bei dieser die Liebe in Haß, und diesem ließ sie in recht eigenartiger Weise freien Lauf. Nicht allein, daß sie in ihrer Empörung 45 000 im Bade ofen verbrannte, schnitt die Zornige große Löcher in die Persertep piche und verbrannte die ausgeschnittenen Stücke, ließ eine große Anzahl wertvoller Kleidungsstücke in den Ofen wandern, schlug aus kostbarem Porzellan mit einem Hammer Stücke heraus und warf das vorhandene Silberzeug in die Elster. f ble nicht in bas Haus gehören, liefen mit. Di« Arbeiter sprangen von dem Trümmerhaufen, und im Stu drängte sich inmitten des Hofes ein Menschenknäuel um einen Bauer, der mit fliegendem Atem und so scheuer, gedämpfter Stimme sprach, als fürchte er, es könne ein Widerhall von den Mauern laut werden. ,Hinter dem Dambacher Hölzchen," klang es wie verloren herauf, und „hinter dem Dambacher Hölzchen haben sie ihn gefun den," sagte plötzlich eine Stimme dicht an der halb offenen Tür des nächsten Bodenraumes. Es war ein Lehrjunge, der von unten herauskam. „Sein Pferd ist an einen Daum angebunden gewesen, berichtete er atemlos weiter, „und er hat auf dem Mose gelegen — die Marktweiber haben gedacht, er schlief«. Nun hab«n sie ihn wieder in die Fabrik geschafft. Solch ein reicher Mann, wie der, hat viele hundert Fabrikleut« unter sich und Kutscher und Bedien ten, und hat doch io allein —' Er verstummte erschrocken vor dem entgeisterten Mädchenantlitz unter dem schwarzen Spltzentuch, vor den großen, entsetzten Augen und der schlanken Gestalt, die mit schlaff herabhängendcn Armen wie nachtwandelnd an ihm und den Gesellen vorllberschritt. Sie fragte nicht: „Ist er tot?" Dies« er blaßten Lippen waren wie im Krampfe geschlossen. Stumm glitt si« von Tür zu Tür, die Treppe de» Packhauses hinab, und durch das offene Tor auf die Straße hinaus. Und nun ging es eilenden Fußes durch di« abgelegenen, men- schenstillen Gaffen, denselben Weg, auf welchem si« «inst aus Furcht vor dem Institut davongelaufen war . . . Ihr war, als zöge t>e, Schülcrchor neben und hinter ihr. -„Es ist bestimmt in Gottes Rat" klang es fort und fort und lief mit ihr. . . Und dann blieb sie sekundenlang stehen und preßt« stöhnend die Hand« auf di« Oh »n und schloß di« Augrn. Nein, nicht da» Schlimmste war geschehen! Nicht wi« die schwanke Aehr«, die ein einziger Sensenschnitt hin- mäht, sank s'lch eine eisenfest gefügte, kraftstrotzend« Gestalt dal.Ir, nicht so griff die dunkle Ha-ud in das ho-noestelgert« Getriebe mensch licher Pläne und Entschlüsse und wllcht« jäh entscheidend« Worte von den Hipp«^ , t r . (Forifttzuna folat.) A«, I. August. D«i der Sparkasse Au, sind tu» Monat Juli ISIS ILO» Einzahlungen von 590470^5 M., «7« Rückzahlung gen von 4W 514^8 M. erfolgt. 2» wurden ISS neue Bücher au» gestellt, SS Bücher sind erloschen. ' Schewetderg, I. August. Auf Anregung der hiesigen Ortsgruppe der Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen soll nächsten Sonntag, al» am Lage der Mobilmachung vor süns Jahren, et» Gedüchtnivgottevdtenft zu Ehren der im Weltkrieg« Ge fallenen und -ur Begrüßung der heimgekehrten Krieger stattfinden. An all« hiesigen Vereine ist deshalb Einladung ergangen, sich an dieser Feier zu beteiligen. Di« Vereine und alle übrigen Teilnehmr sollen sich Sonntag früh AS Uhr an der alten Hauptwache stellen (die Vereine mit ihren Fahnen). Unter Dorantritt der Stadtkapelle bewegt sich der gug über Fürsten- und Marktplatz in die Kirch« un ter Glockengelaute. Die Fahnenabordnungen stellen sich am Altar platz ans. Für die Hinterbliebenen soll möglichst das Schiff der Kinhe kreibleiben. Di« Vereine verlassen die Kirch« nach dem Got tesdienste geschlossen und lösen sich am Kriegerdenkmal auf. Es darf erwartet werden, daß sich an dieser Gedächtnisfeier alle Vereine, in dem kameradschaftlicher Geist gepflegt wird, ohne Ausnahme beteiligten. Johanngeorgenstadt, I. August. In «in«, Handwerker- Versammlung im Restaurant ,Lur Miene" sprach Hr. Se kretär Röhntg vom Bezirksausschuß des Handwerks in Aue über Organisation und Zusammenschluß im Handwerk. Eine Anzahl Zn« nungsmitglieder traten der genannten Vereinigung bei. Auch wurde ein Ortsausschuß gebildet. Hr. Schneider-Aue hielt dann einen Vortrag über Nützlichkeit^ Zwick und Ziel« «iner Gewerbe- Krankenkaffe. Niederschlema, I. Aug. Gin «n«rhSrtea Vorkommnis spielt« sich am 29. Juli auf dem hies. Bahnhof ab. Als der Zug 1959 (Annaberg- «lwa 30 Minuten Verspätung hier eintraf, war der um 5.10 nachm. nach Schneeberg fahrende Zug 2082 bereits abgelaffen worden. Es bot sich jedoch für die Fahrgäste, die in der Richtung nach Schnee berg weiterfahren wollten und die nun zunächst keinen Anschluß hatten, Gelegenheit^ um SLO nachm. mit dem Zng 2083/2084, der fahrplanmäßig um 5.43 nachm. von Schneeberg über Niederschlema nach Aue und von dortzurück nach Niederschlema und weiter nach Schneeberg fährt, weiteren Anschluß zu erreichen. Als dieser Zug um 0 Uhr von Schneeberg in Niederschlema eintraf, verlangte aber eine große Anzahl Arbeiter von dem Fahrtleiter, daß er den Zug sicht nach Aue weiter fahren, sonder« sofort «ach Schvcrberg wieder zurrickgehet» lassen solle. Selbstverständlich weigerte sich der Beamte ganz energisch, diesem unerhörten Verlangen nachzukom men. Daraufhin legte und stellte sich eine größere Anzahl Arbeiter vor die Lokomotive zwischen die Schienen, während ein großer Trupp Arbeiter mit beleidigenden Redensarten und Drohungen auf den Fahrtleiter eindrang. Als Lieser einsah, -aß man gegen ibn sehe bald Gewalt anwenden würde, mußte er notgedrungen den Zug be reits 6.14 wieder nach Schneeberg znrückfahren lassen, zum größten Leidwesen vieler Fahrgäste, die in Aue den Anschluß nach Chemmy erreichen wollten. Auch eine größere Anzahl weiterer Fahrgäste, d-e sich in den Warteräumen 3. Klasse aushielten und von Lein wüsten Vorgang auf dem Bahnsteig nichts bemerkt hatten, mußten nun zu Fuß nach Schneeberg gehen. Angesichts solcher Zustände — Ler Niederschlemaer Fall steht nicht vereinzelt da — kann man sich nur wundern, daß nicht mehr Unglücksfälle im Eisenbichnverkchr vorkommen. Zugleich ist die Frage an Las Finanzministerium zu richten, was es zu tun gedenkt, um den ungestörten Zugverkehr zu gewährleisten und die Bahnbe amten in ihrem schweren Dienst zu unterstützen. Ferner ist darauf binzuweisen, daß solche bedauerliche Vorkommnisse vermieden wer- den, wenn die Fahrzeiten besser eingehalten würden. Die Nach- mittags in der 5. Stunde über Aue verkehrenden Züge haben seit Monaten eine fast regelmäßige Verspätung, welche die Geduld des Publikums auf eine harte Probe stellt. Auch leiden sie zum größten Teil unter einer unerhörten Ueberfüllung, die schon immer ein Gegenstand von Unzuträglichkeiten zwischen Publikum und Fahrt- personal ist. Schnellst« Abhilfe ist unbedingt «ötig! die augenblickliche inne« Spannung machten sich stun doch geltend, man war wunderlicherwcise ein wenig nervös. Und Tante Sophie kam herein, überblickt« wiederholt den her gerichteten Mittagstisch und scheuchte eine naschhaft« Flieg« von der Obstschale. „Es muß schlimm aussehen draußen in »er Fabrik, dein Vater kommt gar nicht wieder," sagte sie zu dem jungen Mäd chen am Fenster über den Markt hin, wo di« Schüler eben aus einander gingen, und der ersehnte Reiter sich immer noch nicht zeigt«, meinte sie: „Du könntest schnell noch einmal die Treppe hin- ausspringen, Gretel. Der Schlosser ist droben und bringt die Doden- kammertür in Ordnung. Ich hab Sorg«, daß ers mit den hin- gelehntm Bildern nicht genau nimmt." Margarete ging hinauf, an den unversehrten Bildern vor über. Die vorgestemmten Dalkcnstücke waren wieder entfernt, und die Tür stand offen wie in der vergangenen Nacht. Der Schlosse» hantierte an den losgeriffenen Angeln, und draußen unter dem frei- gelenten Dachgsrüst waren Zimmerleute beschäftigt. Sie trat auf die kreischenden Bcdendiclen, unter das eisenfeste, gebräunte Gebälk hinaus, das scharf gezähnt in den blauen Hirn- mel Hineinschnitt. Jetzt lag die klare Oktobersonn: auf der Fußspur, von welcher der Papa in der Nacht gesprochen hatte. Sie schüttelte den Kopf — feine Sohlen waren sicher nie über diese rohen, ungc- hobelten Bretter gegangen, höchstens der benagelte Schuh der frll- Heren Packer. — Warum gerade hier, in den ehemaligen Lager räumen unverfänglicher Leinenballen, der Sturm ein ungelöstes Rätsel habe aufjagen und an den Tag bringen sollen, das begriff Ne jetzt unter dem lachenden Tagcshimmel noch viel weniger, als in der Nacht, da der Papa so wunderlich gesprochen . . . Hier oben in den Lüften wehte ein zieu^ch starker Zugwind, der dem jungen Mäochen das Haar aufslattern machte. Si« zog einen kleinen, schwarzen Epitzcnschal aus der Tasche, band ihn über den Knps und wollte eben di« Speicherräume entlang schreiten, als ein la.<es Aufkreischen von Frauenstimmen aus den Küchenfenstern ihren Schritt hemmte . .. Kein Gesicht zeigt« sich an den Fen stern, wohl »bcr stürzte in diesem Augenblick der Kutscher in den HÄ uM tM.ük 5u<li zM KMm, mH ve<«k«ds» Mil «E «kl ^onkrkütkkvU Mn Teil wurde ftrigesprochen. Di« Soldat«», di, bei de» Angriff auf Rasendem «itgewirkt hätten, »urde» M j« einem Jahr drei Mo- WEICHEI» >»-»bMG M. Juli. Wegen neuer revolutionärer Umtriebe (Propaganda für Wiedererrichtuna der Räterupublik wurd« «iner o« Haupträdeloführer der verflossenen Münchener Republik, der ehemalig« Zentral-Vorsitzend« Lehrer Statisch au» Augsburg neuer- ding» verhaftet. Niekisch wurde seinerzeit nur unter der Deoingung Strafaufschub für di« über ihn verhängte zweijährige Fepungs- straf« gewährt, daß er von jeder Agitation ablass». Dr. Boner» politische» Glanb«n»b«reaNt»t». Haah SI. Juli. In einer gestern abgehaltenen sozialdemokrati schen Versammmlung erstattet« Dr. Bauer seinen Rechenschaftsbe richt über jein« amtüch« LütiMt al» deutsch-Ssterrüchifcher Staat,- sekretär da» Aeu Heren. Er führt« u. a. aus: Mein erstes Ziel seit meinem Amtsantritt war di« Dereinlauna D«utschöst«rreich» mit dem D«utsch«n Reiche. Ich halt, den Anschluß Deutschösterreichs für sein« wirtschaftliche, politisch« und kulturell« Lag« für notwen dig. Di« Förderation mit den Nationalstaaten lehne ich ab, weil wir hier unter serbischer Führung im Dienst« eine» fremden Ka- pitalismu» st«h«n würden. Im Dezember, Januar und Februar hätten wir Len Anschluß an Deutschland vollziehen können und hätten damit den Berband bereit» vor vollendete Tatsachen ge stellt. Die» war wegen der diplomatischen Aktionen der Anschluß gegner unmöglich. Die ernstesten Gegner waren die Monarchisten und die kapitalistischen Gruppen. Ich muß zugeben, daß wir heute den Anschluß nicht durchführen können, aber der Gedanke wird wachsen und erstarke«, bis er zustande gekommeck^sei» wird. Die Zeit meiner gemeinsamen Arbeit wahrend meiner Amtstätigkeit mit den Vereinigten Staaten und England wir- mir eine stet« an genehm« Erinnerung bleiben. Anders ist es mit den Kontinental mächten. Ick wollte möglichst gute Beziehungen zu Italien unter- halten, um damit Las unrecht Habsburgs vom Jahre 1915 und 1868 zu sühnen. Die Entscheidung ist jedoch in Rom gefallen, da Italien, weil es Fiume hergeben mußte, sich unbedingt an Südtirol schadlos halten will. Ich geb« zu, die Franzosen sind gegen : Sie meinen, ich wäre ein höchst gefährlicher Bolschewist; ich bin aber kein Bolschewist. Nach meinen Befürchtungen bedeutet fetzt der Kommunismus bei den heutigen europäischen Verbältniffm einen vorübergehenden Sieg des Proletariats und ich fürchte die darauf folgende Niederlage. Ich halte di« bolschewistische Methode nicht für anwendbar, deshalb bin ich aber kein blinder Herrscher der so zialistischen Revolution, di« sich in Osteuropa vollzieht. Menn ich meinen Posten verlasse, so babe ich Las Bewußtsein, daß ich die ganz« Zeit meinen sozialistischen Prinzipien treu geblieben bin. Polen und da» Baltikum. Berlin, 31. Juli. Zwischen Warschau und Riga sollen demnächst diplomatische Beziehungen ausgenommen werden. In Reval traf ein Vertreter Polens mit der Aufgabe ein, einen Brmd zwischen Finnland, Estland, Lettland, Ltiuaen, Polen und Ler Ukraine zu schließen. Daffenstillstandsbitte Ungarn«. Havas meldet: Die Rotc-Armee-Leitung der Budapester Kom munisten hat bei der rumänischen Armee-Oberleitung um baldigen Waffenstillstand »achgcsucht. Der Waffenstillstand ist verweigert worden. Die Rumänen stehen etwa 22 Kilometer von den äußeren Vorstädten Budapests entfernt. Reuter meldet aus Paris: Der Nat der Alliierten beschloß, vor Annahme des ungarischen Antrages zu Verhandlungen die Ein stellung der militärischen Operationen der Budapester Kommuni sten auf allen Fronten zu verlangen. Das Gericht über Ungarn. Zürich, 81. Juli. Der .Züricher Tagesanzeiger' meldet aus Paris: Die Entente fordert von Ungarn bedingungslose Ausliefe rung Bela Khuns und der kommunistischen Volksbeauftragten, um ihre Aburteilung durch ungarische Gerichte wegen der Verbrechen am Leben und Eigentum ungarischer Staatsbürger herbeizukühren. beizuführen. Lenin eilt Vela Khun zu Hilfe. Budapest, 31. Juli. Laut amtlicher rumänischer Meldung haben di« Russen am Dnjestr eine Offensive b^onnen und an fünf Stellen versucht, den Fluß zu überschreiten. Die Russen melden die Einnahme mehrerer Ortschaften in der Uu^ebung von Iampol. Neue Unruhen in Italien. Lugano, 31. Jul. Die Streikbewegung«: mit revolutionärem Charakter sind in Italien von neuem aufgeflammt. Nachdem in Mailand bereits am Sonnabend der Generalstreik verkündet wurde, kam es in der Stadt und Umgebung zu neuen blutigen Ausschrei, tnngeir. „Avanti" meldet, daß in Bergamo 50 000 Textilarbeiter unter Führung der katholischen Syndikate streiken. Auch in anderen Städten haben di« Unruhen wieder begonnen. Die mau mit den Karfunkelsteinen. Roman von E. Marlitt. (42. Forlfehung.) 15. Später füllte sich der Hof mit Arbeitern. Das Aufräumen der TrÜmmerstätt« verursachte einen wüsten Lärm, der das junge Mäd chen bald au» ihrer trauten Hosstube verjagte . . . „Morgen wird e» da oben eine« Sturm geben, so wild wie der, unter welchem «ben unser altes Haus erbebt!" hatte ihr Vater im Hinweis auf die ober« Etage gesagt. Was da geschehen sollte und mußte, war ihr «in Rätsel. Zwischen dem Papa und ben Verwandten droben schien -a» best« Einvernehmen zu herrschen; auch nicht di« geringste Spur «ines Konflikte« trat zutage; und doch mußten innere Differenzen obwalten, di« dem Ehef de» Lamprechtshauses nachgerade uner- träglich geworden waren, denn er wollte ja ckm jeden Preis „ein Ende machen . . ." Unter den Fenstern de» Vorderhauses war es auch nicht viel Killer, als im Hofe. Da zogen den Marktplatz entlang die Kurrende- schüler, der wohlbekannte, au« den Schülern der höheren Lehran stalten sich ergänzend« Singchor. . . D. war ein« von den wenigen thüringischen Städten, welche diese uralte, von den gabenheischen- ben Dettelmönchen und den späteren Bacchanten herstammende Sitte noch pflegten. Wie ein« Schar Dohlen kamen ff« daher, di« Knaben und Jüngling«, in ihren runden, schwarzen Mänteln, schwarze Baretts auf di« junge Stirn gedrückt. Drüben vor der Apotheke sangen ff« einen Lhoral, und bald darauf formiert« ffck der weite Kreis vor Lamprecht« Hause und intonierte da» Lied: „Es ist bestimmt in Gottes Nat". — Sie sangen „schlecht und recht" mit ihren vom Stadtkantor gedrillten Kehlen, die, so jung, meist mit Seele und Ausdruck noch nichts zu schaffen haben; und doch griffen diese Tön« seltsam bewegend an Maroa-etenv Herz, und ein Gcfübl banger Beklemmung beichi'ch - st, — ia. dl» gestrig furchtbar« Schrecken, tti« Sturme-yacht mrd Berlin, 31. Juli. Die Neichsregierung kehrt heute nach Berlin zurück. Berlin, 31. Juli. Die deutsche Einwanderung in die Schweiz droht einen ungeheuren Umfang anzunehmen. Schon bis jetzt ha- ben bei der Schweizer Gesandtschaft in Berlin SO—70 000 Personen um Einreiseerlaubnis nachgcsucht. London, 31. Juli. Marschall Foch, der zum Ehrenbürger von London ernannt worden ist, erhielt vom König Georg den Rang eines Feldmarschalls im britischen Heer. Wit»«, in. Just. Ban verschied«»«, Zrntnlmsabgeordnrten d«a» Mimst« Erzberger nahegelegt worden, sei» Ministeramt led«r,ul»g«n. Erzberger hat jedoch erklärt, -aß er keinen Grund ch», -les« Auffv««ung mu^ukommen; er würde nur dann auf »» Amt verzichten, wenn di« Zentrumsfraktion ihm ihr Vertrauen ,en würde. Da» sei nicht geschehen, vielmehr hab« di« Frak- - 'a «st vor wenig«» Lag«»' ihr V«rtrau«n ausgesvroch«». soll durch srin« Ministrrkolleg«, stark in b«r Auffassung wrrdrn, sein Amt zu behalten, denn man müßt« andernfall» it «kwr Demijfio» -«» gesamt« Kabinett« rechnen. Erzberger» Au«la»d«-„Propaga»da". - Bo» diplomatisch« Seit» wird der „D. T^Z." geschrieben: He« Erzberger bemüht sich neuerding», zu stinerRechtfertigung «le Schuld an früheren Mißgriffen und Unterlassungen ben frühe- «n Leitern der deutschen Politik aufzubürden. Seine Anhänger »lnd Freund« unt«rstützen ihn dab«i nach Kräften. Demgegenüber ivä« e» doch an d« Zeit, einmal wieder, aber nachdrücklicher al» bisher, festzustell«, welch hervorragend«, Anteil gerade Herr Erz- Berg« an den verfehlt« Maßnahme« d« Regierung während des hat. Gr war nämlich Leiter der deutschen Auslands- gandä und hat zusammen mit Geheimrat Hammann eine der gstrn Aufgaben zu erfüll« gehabt. Ihm und Hammann lag »s ob, di, öffentliche Meinung de» In- und Auslandes fortlaufend j^ufzuklären und für da- im Kampf um sein Leben stehend« Drutsch- -land günstig zu stimm«». Mehr al» dMßig Millionen sollen ihm (dafür zur Verfügung gestanden haben, über sie nach mehrfach auf- tvetauchter Behauptung noch keuw Rechnung gelegt sein sollt Kein HKweig der deutschen Verwaltung hat aber im Kriege so gänzlich ver- Jagt wi« Erzberger» Auslandsprovagandal Di« m Tausenden von Zentnern verbreiteten Erzbergerschen^ Aufklärungsschriften erregten bald nur Heiterkeit. Weder ihr Inhalt noch ihre Sprache waren Len Landern angepaßt, in denen sie verbreitet wurden. Allen Nat. Mägen und Mahnungen Sachkundiger zum Trotz wurden sie viel- rfach von Leute-, verfaßt oder übersetzt,, denen die nötige Begabung Mnd Vorbildung fehlte. Das Französisch und Englisch dieser Schrif- Nen wimmelt« meist von großen Fehlern undMißverständnifsen, wie (jeder Kenner noch heute sich überzeugen kann. Aber alle Borstel- Jungen vom In- und Ausland blieben unbeachtet. Die Erzberger- ijsche Propaganda wurde in neutralen Staaten erst Gegenstand de» '^Spotts, oann des Aergers, während die unserer Feind« überall mit ''Erfolg arbeiteten. Sie hat im Auslände unser Ansehen untergra- /den und sehr daran mitgewirkt, im Inland den Stegeswillen zu zer- k mürben. Herr Erzberger, der Fein- der Kriegsgewinnler. Berlin, 31. Juli. Man schreibt der Deutsch. Tagesztg.': Mit seinem sicheren Instinkt für populäre Wendungen hat sich Herr Erzberger in letzter Zeit wiederholt stark gemacht gegen das Kriegs- " gewlnnlertum, bei der Begründung seiner Steuervorlagen und sonstwo. Der Beifall war ihm sicher und erscholl reichlich. Zwei fellos ist Herr Erzberger besonders autorisiert, über die Kriegsge winnler den Stab zu brechen. Zum Beweise dienen folgende Tat- /fachen: Seit längerer Zeit befindet sich seine Familie in der Schweiz, (und zwar in St. Moritz. Dort wird in der Kurliste aufgcfllhrt: , „Suretta-House, Frau Reichsminister Erzberger mit Kindern und (Gouvernante". Insgesamt sieben Personen; täglicher Pensionspreis »etwa 250 Franken, das sind bei der jetzigen Valuta monatlich rund (20000 Mark. Wer in der Lag« ist, von seinen Kriegsverdiensten solche Aus- /Wendungen zu bestreiten, der muß allerdings einen Einblick in die Echattenseit« des Kriegsaewinnlertum« haben. Und der ist der Berufen« Mann, dir Interessen d«s Proletariat» gegen b?» Spital (Ou vertraten. Die Koste» des Kriegs. Pari», 81. Jul«. „Echo de Paris" berichtet, baß der franKö- / fische Finanzminister Klotz erklärte, daß dirAusgaben für den Krieg i 1005 Milliarden Frank betragen, von denen 700 Milliarden auf die (Verbündeten und 305 Milliarden auf di« Zentralmächt« entfallen. Machtpoll tik, Mülheim, 31. Juli. Di« Vertrauensleute sämtlicher Betriebe ^n Mülheim a. d. R. beschlossen einstimmig, in den Streik zu treten, fall» die Firmen nicht die entlassenen Arbeiter wieder ein- stellen. Ferner beschloß man, solange di« Steuern zu verweigern, vi» der Oberbürgermeister dm Stadtverordneiensitzungsimil wieder dem Arbeiterrat zu dessen Vollsitzungen frei gibt. 8^0 Mark Stundenlohn. Bremen, 31. Juli. Die Atlaswerke haben sich genötigt gesehen, wegen passiver Resistenz der Arbeiterschaft die Stahlgießerei, die Metallgießerei und di« beiden Eisengießereien zu schließen und die betreffenden Arbeiter zu entlassen. Di« ausgesperrtm Arbeiter forderten einen Stundenlohn von 3.50 M. Sie erklärten, daß sie bei Bewilligung dieses Lohnes und nachdem sie sich einigermaßen wie der erholt hatten, imstande seien, Lie Produktion zu heben, sofern »s ihr körperlicher Zustand gestattet. Im anderen Falle drohm sie mit der vollständigen Stillegung des ganzen Werkes. Sin weiteres München« Urteil. München, 31. Juli. Dor dem Standgericht München hatten sich 77 Soldaten des ehemaligen Leibregiments zu verantworten, weil Ke während der Rätereg erung nach Rosenheim gezogen waren und der dort eingeleiteten Gegenbewegnng mit Gewalt enigegentraien,
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