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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 15.05.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-192205155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19220515
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19220515
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1922
- Monat1922-05
- Tag1922-05-15
- Monat1922-05
- Jahr1922
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 15.05.1922
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A^ri ban Deutsch« Sketch« verfaß erklärt worden. Gehen G«ßer wurde auf «ine Geldstrafe von 50600 Mark und erny Berfa llerttärung von 356000 Mark erkannt. Da »e« deutsche Botschafter iu AurerU«. D« deutsche Botschafter Wiedfeld wurde bei seiner An kunft von einer Kommission hervorragender Bürger deut scher Abstammung beglicht. Ihr Führer, Polizeirichter Ober- woger, hielt eine Begrüßungsansprache, in welcher er sagte, die Stadt Newyott Heche im Namen Amerikas den deut schen Botschafter als Freund willkommen. Wiedfeld ant wortet«, daß er mit dem Gedanken nach Amerika gekommen sei, das Gefühl der Freundschaft zwischen Amerika und Deutschland zu stärken und die letzten Spuren des be grabenen Hasses zu verwischen. Er schloß: Nur die Zu sammenarbeit der Nationen kann die internationalen Wirt schaftsbeziehungen wieder Herstellen, und ich werde meine ganze Kraft daransetzen, dies Ziel zu erreichen. „Ein neues Lied vom Rhein." Bei der Festlichkeit der Jugendgruppe der Deutschen Bolkspartei in Worms wurde „Ein neues Lied vom Rhein" durch Fräulein Heil aus Darmstadt vorgetragen. Das Mili- tärpolizeigericht verurteilte den Vorsitzende det Jugend- gruppe, R. Brehm, zu sechs Tagen Gefängnis, Frl. H. in Abwesenheit zu zehn Tagen Gefängnis, den Vorsitzenden der Mainzer Jugendgruppe ebenfalls zu sechs Tagen GS fängnis. Das Gedicht gehört augenblicklich zu den im be setzten Gebiet verbotenen Liedern. Berufung ist angemeldet. Das Gedicht ist von einem Ausländsdeutschen verfaßt und erschien seiner Zeit in der „Täglichen Rundschau". Davon, daß es im besetzten Gebiet verboten sei, ist dort nichts bekannt. Vielleicht ist die Interalliierte Kommission ein mal so freundlich, ein Verzeichnis derjenigen Gedichte auszu- stellen, durch deren Vortrag die „Sicherheit der Besatzungs truppen" gefährdet werden könnte. Der RLvber von Jntonienhütte. Aus Beuthsn wird gemeldet: Laut „Ostdeutscher Mor genpost" haben die Kaufleute von Antonienhütte in einer Versammlung beschlossen, einem von der Räuberbande an die Kaufmannschaft gestellten und bis Sonntag befristeten Ultimatum stattzugeben. Es wurde der Vorschlag gemacht, daß jeder Kaufmann 800 bis 1000 Mark opfern solle, um Ruhe vor der Bande zu haben. Insgesamt wird mit einer Summe von 35 000 Mark gerechnet. — So schlimm liegen jetzt die Verhältnisse in Oberschlesien, daß sich die Kaufmann schaft ihre Sicherheit vor Räubern erkaufen muß! Ausland. Phantasiepreise in Wien. Wi«n. Die Lebensmittelpreise in Wien nähern sich mit Wochenschluß russischen Zuständen. Auf dem Lebensmittcl- markte wurden am Freitag gefordert: für ein Ei bis 400 Kronen, für ein Kilo Kartoffeln 450 Kronen, für eine Büchse kondensierte Milch 1200 Kronen und für ein Stück Haushaltseife (1 Pfund) 625 Kronen. Die Hungerkatastrophe in Rußland. Rotterdam. Wie die „Morning Post" aus Moskau meldet, wird in der „Prawda" der Bericht der Volkskom missare über die Lage im Hungergebiet veröffentlicht. Der Bericht stellt eine Ausbreitung der Hungersnot auf 3653 Bauernortschaften seit 1. März fest, d. h. auf' ein weiteres Bevölkerungsgebiet von fast 400 000 Menschen. Die inter nationale Hilfe bezeichnet er als völlig ungenügend, nach dem die Zahl der täglichen Todesfälle seit 1. März von 00 auf 120 gestiegen sei und wahrscheinlich in den nächsten Monaten weiter steigen würde. Die Sowjrtregierung, die von allen Lebensmitteloorräten fast entblößt sei, könne nicht helfen und müsse dem Elend zusehen. 11 Popen in Moskau zum Tod« verurteilt. Moskau. Nach zweiwöchiger Verhandlung u. vierzshnftün- diger Beratung wurde vom Revolutionstribunal in dem Sensationsprozeß gegen die Popen und Zivilpersonen, die wegen Widerstandes gegen das Dekret über die Entnahme von Kirchengut angeklagt waren, das Urteil gefällt. Es lautet: Elf Angeklagte, meist Popen, werden er schossen, sechs Popen erhalten je 5 Jahre Gefängnis, die übrigen Angeklagten geringere Gefängnisstrafen oder wurden freigesprochen. - Das Urteil ist vollständig sinn los; denn die Christlichen waren iin Rechte, als sie sich gegen die Räuber von Kirchengütern zur Wehr setzten. krirM W Meile -er MiMiestWes. Wie di« Ausländsdeutschen über den würdelos« Inter nationalismus der deutsch« Links-Sozialist« denken, zeigt ein Artikel der „Deutschen Wacht" in Batavia, den die „D. A. Z." wiedergibt. Die „Deutsche Wacht" ist die Zeitschrift des dortig« „Deutsch« Bundes", der die Reichs deutschen Ni«derländisch-Jndi«s umfaßt. Das Blatt schreibt: „Am jüngst« Parteitag der Unabhängig« Sozialist« zu Leipzig hat einer der Redner erklärt: „Unser Vaterland ist die ganze Erde!" Wir Ausländsdeutschen, die wir die „Erde" jedenfalls besser kenn« als jener Redner der „Unabhängigen Sozia listen", sind wohl in erster Linie berufen, ja verpflichtet, zu diesem Bekenntnis Stellung zu nehmen. Wohl jedei: Deutsche, der während oder nach dem Kriege die Welt gesehen hat, wird unsere Empfindung teilen: Ls ist ein Gefühl tiefster Beschämung, welches uns beim Les« dieser Worte beschleicht. Haben diesen „unabhängigen" Herren und Dam« denn die letzt« Jahre verschlafen? Wir glaub« es fast: denn sonst müßten sie es doch wissen, daß drei Viertel der Erde uns verschlossen sind. Selbst wenn wir uns gewaltsam jede Spur deutschen Fühlens aus dem Herz« reiß« wollten — wir könnten nicht einmal „Erdenbürger" werden. Aus dem einfach« Grunde, weil ui ns drei Viertel der Erd« nicht hab« woll«. Drei Viertel der Erde betrachten uns als Ausgestoßene, und ein Teil derselben möchte uns am liebst« ganz von der Erde vertilgen. Ein Gutes hatte der Krie/g. Er Hais d« deutschen Renegaten das Handwerk gelegt. Sir können nicht mehr nach Belieb« Engländer, Russen oder Franzos« werden - nach der jeweilig« Eeschäftskonjunttur. Mit dieser Sorte „Erdenbürgertum" hat es ein Ende. Die Deut schen auf der ganz« Welt sind dazu verurteilt - man verzeihe uns das Wort Deutsche zu bleiben. Gott sei Dank! Nur nach Leipzig scheint diese eherne Wahrheit noch nicht durchgedrungm zu sein. Da segelt man noch in den Wolk«. Alle Auslanddeutschm der ganzen Welt werden mit uns einer Meinung sein: mit solchen Glaubensbekennt nissen macht man sich im Auslande nur lächer lich, wenn nicht verächtlich. Wenn man«' Deutschland nicht ernst nimmt, und wenn man mit uns macht, was man will, so ist das zum größten Teil darauf zurückzuführen, daß man ein deutsches Volk ohne Vaterlandsliebe nicht achtet und nicht fürchtet. Und die Welt hat tausendmal mehr Sympathie mit einem Volke, das sich — wie die Buren, Irren, Inder oder Araber — unter das fremde Joch nicht beug« will und mit zäher Kraft sein Volkstum verteidigt, als mit Sllavcnnatur«, die die Peitsche noch küssen, mit der man sie geschlagen hat." MM geMete MWMe in MM. Ein Kenner des neuen Rußlands schreibt uns: Wie auch die Konferenz in Genua ausgehen mag, mit einem Burgfrieden im Ost« oder mit einer ständigen Kom mission, die dir Verhandlungen mit Rußland fortführt, auf jeden Fall muß die Sowjctregierung, um Handel, Vor kehr und Wiederaufbau einzuleit«, ihr Versprechen einer Rechtsordnung einlösen. Die Unsicherheit und Verworren heit der Rechtsverhältnisse im ganzen russischen Riesenreich: sind ja bisher das Haupthindernis für die Wiederaufbautätig- keit gewesen. Der Sowjetregicrung ist diese Wurzel all« Uebels wohlbekannt, und sie hat schon lange vor der Kon ferenz von Genua mit der Angleichung des Rechtes an die privatkapitalistischen Konzessionen begonnen. Die revolutio näre Gesetzgebung des Kriegskommunismus von 1918 -19 hatte eine Unzahl von Dekreten in die Welt gesetzt, mit denen die Volksrichter nichts anzusangen wußten. Immer neue Dekrete kamen, widersprachen den alten oder hoben sie aus. Man kannte sich nicht mehr aus. Als der Handel in gewissen Grenzen wieder erlaubt wurde und die neue Privatwirtschaft ihre ersten Gehversuche unternahm, also vor etwa einem Jahre, erschien eine große Reihe wirtschaftspolitischer Ge setze, die die Wiedereinschaltung der Privatinitiative ermög lichen sollen. Aber ein starkes Wirtschaftsleben kann auch mit den schönsten Gesetzen nicht verwirklicht werden, solange der Kauf mann sticht di« Gewißheit Hal, daß ein« verständnirvolle Rechtsprechung sein« Verträgen Geltung verschafft. Damit ist es aber zurzeit noch schlecht bestem^ Die Sowjetjustiz von heute ist einer solch« Aufgabe in keiner Wäse ge wachsen. Doch auch hier ist der Wille zum Wiederaufbau wirksam. Das Volkskommissariat für Justiz unterzieht sich mit Anspannung aller Kräfte der ungeheurer. Aufgabe dar Schaffung eines neu« Rechts und neuer Rechtspfl^organe. Noch ist das meiste im Stadium der Entwürfe, und erst ein Gesetz rein privatrechtlicher Natur ist zur Veröffentlichung gelangt: die Wechselordnung vom 30. März 1922. Dieses Gesetz überrascht durch seinen völlig .bürgerlich«" Cha ratter. Man fragt sich nur, was Rußland veranlaßt hat, ein völ lig neues Gesetz zu schaffen, während es doch nahegelegen hätte, die bisherige Wechselordnung wieder rinzuführ«. Aber das hängt mit der allgemein« Abneigung der SowjetherrSn, an frühere russische Tradition« anzuknüpf«, zusammen. Geben sie dem neu« Kapitalismus doch lieber die Richtung, daß die Revolutionsgewinnler, die Abenteurer und die „mo dernen" Geschäftsleute, mit denen der Kreml in Verbindung steht, die vorhanden« Wette in ihr Eigentum nehm«, als daß die zaristischen Eigentumsverhältnisse wiederhergestellt werd«. Man fürchtet schon den bloßen Anschein, Gegen revolution zu mach«. Der Kommunismus schasst sich sein eigenes neues Privateigentum. Das ist zwar logischer Unsinn, führt aber tief in das psychologische Verständnis der Mos kauer Regierung. Was den Gesetzgeber des russischen Wechsttrechts von 1922 natürlich außerdem zu einer vollständig« Neufassung veranlaßt hat, war das Bestreben, ein möglichst einfaches, allgemein verständliches Gesetz zu schaff«, um d« juristisch nicht vorgebildeten Volksrichtern die Anwendung zu er- leichtem. Dasselbe Bestreben beherrscht auch die bisher ver öffentlicht« Entwürfe der weiteren neuzuschaffenden Zivil gesetze. Daß dieses Ziel aus dem Wche der Weglassung wichtiger Bestimmungen erreicht werd« kann, ist unwahr scheinlich. Der Rechtsprechung erwächst daraus die undank bare Aufgabe, die zahlreichen Lücken solcher mit heißer Feder niedrrgeschrieben« Gesetze auszufüll«. Aber ist denn über haupt eine Rechtsprechung im bolschewistischen Rußland Vor hand«? Als man die alten Gerichte mit ihren ausgebildeten Jurist« nach Hause schickte und Volksgerichte mit Laien richtern an ihre Stelle setzte, da ging der alte russische Richtrr- stand, der zum Teil besser war als sein westlicher Rus, zu grunde. Di: Mitglieder jener alt« Erricht: sind heute in alle Winde auseinandergesprengt. Viele sind ausgewandett, viel: buchstäblich verhungert. Manche hab« sich in den sowjetistisch« Regierungsdienst gereitet und wollen nicht zum Richteramt zurück. Man wird also neu: Richter heranbilden müssen. Das ist ohne ein blühendes Hochschulwesen undenkbar. Die bolschewistischen „Universitäten" stehen aber mehr auf dem Papier als im wirklichen Unterrichtsleben. Es bleibt nur ein Ausweg für die Uebergangszeit, nämlich aus vor handen« Organisation«, in denen sich juristisch versierte Kaufleute und intellektuelle Beamte finden, geeignete Han delsrichter heranzuziehen. Solche Quell« wär« dos Auß«- handelskommissariat in Moskau und dir neugebildete Han delskammer für Nordwest-Rußland in Petersburg. Das wei tere Ersinn« solcher Aushilfsmittel muß man der Um gebung Lenins überlassen. Sie MMriniete M ihre FesWW. Nur noch wenige Wochen trennen uns von dem Zeit punkte, der für das Inkrafttreten des Reichsmietengesetzes festgelcgt ist (1. Juli 1922). Angesichts dieses Umstandes möchten wir auf einen besonders wichtigen Punkt dieses Gesetzes aufmerksam machen. Nach Ls 1 könn« Vermieter wie Miet^: eines Gebäu des oder Gebäudeteils jederzeit dem anderen Vertragsteile gegenüber erklären, daß die Höhe des Mietzinses nach den Vorschrift« des Rcichsmietengesetzes berechnet werden soll. Die Erklärung bedarf der schriftlich« Form. Der Mieter würde also beim Hauswirt oder bei dessen beauftragt« Vertreter den Antrag schriftlich zu stell« haben. Di: so berechnete Miete ist die gesetzlich: Miete. Im H 2 wird nun bestimmt, daß bei Berechnung der gesetzlichen Miete von dem Mietzins auszugehm ist, der für die mit dem 1. Juli 1914 beginnende Mietzeit vereinbart war. Dieser Mietzins gilt als di: sog. Friedcnsmiete. Nun wird der Leser sagen: Das ist ja alles klar» darüber kann es gar keinen Streit geben. So liegen di: MM M. Roman von Richard Nordmau«. 63. Nachdruck verboten. „Dazu wären Sie auch noch zu jung, mein Fräulein. Ruh« und Ueberlegung sind der Vorzug des Alters." „Ich will es Ihnen also rasch sagen, Herr Gerhardos, um das Peinliche unseres Beisammenseins abzukürzen — aber ick werde doch ein wenig ausholen müssen. — Mein Vater — war nicht sonderlich erfreut, daß ich heimgekehrt bin —" „Wie?" „Nein, er zeigte es mir unverhohlen, daß er in mir seine Frau weiter haßt." „Unmöglich!" rief Gerhardos sichtlich erschüttert aus. ,-Es ist so. Manchmal glaubte ich sein Herz gewann« zu haben, aber der nächste Augenblick zeigte mir immer wieder meinen Irrtum. Da kam eine Stunde zwischen uns, eine auf regende, böse Stunde — und da sagte mir mein Vater . . ." Sie hielt inne. „Nun? . . .?" fragte Gerhardos gespannt. „Weshalb meine Mutter eigentlich von ihm gegangen", preßte Elena mühsam hervor. ' „Weshalb . . . Weil er sie tyrannisierte, quälte. . ." ,O) nein . . ." Elena war totenbleich geworden und atmete schwer. „Nein? — Nicht? . . . Was denn? ... Ich beschwöre Sie, was sagte er: > „ ,Es war ein Dritter daran schuld . . . ,-Ein Dritter . . .? Wer . . .? Ich bitte Sie, mein Kind, redew kie um Himmelswillen!" äi^che lder Kranke gequält. ,Es verkehrte ja fast niemand im Hause Ihrer Eltern als ich." „Ia, jo. Sie!" stieß Elena heraus. ,Er hat mir Ihren Kamen nicht genannt, aber er erzählte so vieler, dar, aneinan dergereiht, ergeben muß, daß . . . und als ich dieses Zimmer betrat, kam es über mich wie eine Offenbarung, daß Sie. . ." „Datz ich derjenige war, um dessentwillen . . . Kind! Ich war ja der beste Freund Ihrer Mutter, und ich sollte sie fortgetriebcn haben?" „Ach ... sie wußte ja, was ihre Pflicht war!" rief Elena unter Tränen. „Pflicht . . . Pflicht . . .?" Er starrte sie mit weitgeöff neten Augen an, dann rief er mit zitternder Stimme. „Kind, Elena, martern Sie ein« (->chwerkranken nicht zu Tode, sagen Sie mir — ich beschwöre Sie — sag« Sie mir alles, was Ihr Vater sprach." Eine seltsame Empfindung durchbebte Elena, ihr Herz klopfte zum Zerspringen. „Mein Vater sagte nur, daß die Mutter aufgehört hätte, ihn zu lieben, weil ... sie anfing, einen ander« zu lieben.' „Wen . . . wen . . .?" stieß Gerhardos atemlos, heiser, hervor, und es war, als ob seine sAugen vor Erregung uno Spannung aus ihren Höhlen treten wollten. „Er nannte kamen Namen, jedoch. . ." sagte Elena leise, dann hielt sie wieder inne. „Was . . . was ... ich beschwöre Sie!" stöhnte der Kranke. „Sie liebte den Mann, dem mein Vater Dank schuldig war . . . mit dem er später in Todfeindschaft geriet... sie liebte denjenigen, der ohne Wissen meines Vaters die Bauschuld für sie getilgt hat. . ." „Geliebt . . . den. . . den hätte sie geliebt. Lin schrilles, heiseres Auflachen, kurz und schmerzlich, wie ein Tobes- schrei — dann sank Gerhardos in seine Kiss« zurück, und ohne sich mehr zu regen, blieb er lautlos, wie in sich zusammengesunken, in seinem Rollstuhle liefen. Elena wagte es nicht, die Stille, di« in dem Gemache herrschte, zu unterbrechen. Wies in ihr zitterte und hebt«, sie hält« weiß Gott was darum gegeben, von dem Manne, den sie vor einer Stunde noch gehaßt, verachtet hatte, ein erlösendes Wort zu hören, aber er rührte sich nicht, selbst als Elena end*- lich langsam zu ihm ging, seine Hand faßte und leise sagte: „Herr Gerhardos . . ." machte er keine Bewegung, und sie blieb, seine Hand in der ihrigen. Neben ihm stehen und wartete zitternd auf den ersten Laut, den er von sich geben würde. Endlich schlug er seine Augen wj-ser auf. sie hafteten lange auf Elena, dann murmelte er ton'osr „Setzen Sie sich zu mir, mein Kind . . >,,nahe . . . ganz nahe . . . dKnit »Sie jedes Würt hören und verstehen können . . . und wks ich Ihnen setzt sagen werve, das sagen Sie, Wort für Wort, Ihrem Vater . . . Ihrem armen Vater." Er zog sie zu sich heran, Elena setzte sich, und Gerhardos sprach lanAam, mühsam vor unterdrückter Bewegung uno Tr- grisfenheit: ' ., . „Vor allem muß ich Ihnen sagen, daß ich mit ohrer Mutter bis knapp vor deren Tode in Korrespondenz gestanden habe —" „Also doch?" rief Elena schmerzlich aus. „Ich habe alle Ihre Briefe wohlverwahrt, diese Doku mente einer Frauenseele, eines Herzens, das sich nie selbst erkann te, nie den Weg zu sich selber find« konnte, well es einmal aus seinen Bahnen herausgeschleudert worden war. Könn« Sie sich vorstellen, daß ein Wrib seinen Gatten liebt und fürchtet, anbetet und haßt zugleich? Daß dieser Gatte sein Weid ver göttert und tyrannisiert, auf Händen trägt und zu Erundck richtet? Wenn sie von ihm fort war, sehnt« sie sich nach ihm zurück, und waren sie beisammen, so fühlte sich ihr feines Naturell durch tausend Nein« und große Brutalitäten verletzt, abgestoßen. Sie sind zu «jung, um derartig« Rätsel und Zwiespalte der menschlichen Natur ganz begreifen zu können: mir selbst wurde es anfangs schwer, es zu verstehen, denn ich sah einerseits, mit welcher Webe Ihre Mutter an Aristide; hing, und sah ander» jeits, wie sehr sie an 'seiner Seite litt. Sie sprach nie «in Wort darüber, und doch wußte ich «r. (Fortsetzung folgt.)
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