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Wilsdruffer Tageblatt : 16.03.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192803161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19280316
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19280316
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1928
- Monat1928-03
- Tag1928-03-16
- Monat1928-03
- Jahr1928
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 16.03.1928
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K Am heimischen fierd " UntervsItungsbeNsge rum „AilsüruNrr LsgebisN" — Amtsblatt. » » * u Ik v » » «» «t »i ' Tschaika. Sibirische Skizze von Woldemar von Bosen st ein. Reinweiß, wie das Gefieder der Möwe es zum großen Teile ist, war das Fell des flinken Hundekindes. Deshalb er hielt es von seinem Herrn den Namen jenes Vogels: Tschaika. Dichter und derber wurde im Laufe der Zeit das zottige Kleid, doch im Winter waren seine Wollgranen stets flockig weich wie bei allen Pelzträgern des hohen Nordens. Aufrecht trug die sibirische Hündin die kurzen, spitzen Lauscher. Schräg standen die gelben Seher, aus denen zu weilen Flammen zu sprühen schienen. Das spitze Gesicht er innerte unstreitig ein wenig an die Züge der Ostiaken und Tungusen selbst. Die lange, buschige Rute hob sich selten über Rückenhöhe, meist trug Tschaika sie nach Wolfsart hängend. Wolfsähnlich waren Gang und Stimme, nur selten, in freu digster Erregung, ließ so etwas wie Gebell sich erkennen. Tschaika war ein Polarhund mit allen Eigenschaften dieser Dreiviertelwölfe, doch batte sie etwas vor ihren Brüdern und Schwestern voraus: sie war treu und anhänglich. Ihr Herr, )er Ostiake Leonti Wassiljewitsch Oljenjeff, . hatte sie vor zwei Jahren als raum entwöhnte Welpe von seinem Bruder gegen zwei Zobelfelle eingetauscht. Sein scharfes Jägerauge hatte mit sicherem Blick in den Lichtern des Wild lings die guten Eigenschaften entdeckt — und wirklich, er brauchte seinen Kauf nicht zu bereuen Die verhältnismäßig zierliche Gestalt Tschaikas schien nur aus Muskeln und Fischbein zu bestehen. Im Gespann lief sie, ausgewachsen, sofort als Leithund, doch benutzte Leonti sie nur selten zu diesem Zweck. Viel öfter begleitete sie ihn auf seinen ausgedehnten Jagd- und Fischzügen. Hatte sie ein Reh oder einen Elch gespürt, so gab es kein Halten und kein Entrinnen. Mit lang heraushängender Zunge, hechelnd und den ach viel zu langsamen Herrn hinter sich her zerrend, folgte sie der Spur stunden- und tagelang. Da halfen keine Winkel züge noch Widergänge! Endlich stellte sich das Wild, prustend und mit den Schaufeln nach dem kleinen weißen Teufel schla gend, und Leonti schoß den nie fehlenden Knochenpfcil ab. In den eisigen Wiuternächten, die ja vier lange Monate dauern, Pflegen die Schlittcnhunde, just als ob sie ibr schweres Dasein beklagten, regelmäßig zu bestimmten Stunden in ein schauerliches Masseugeheul auszubrechen, dem — einem Echo gleich — jedesmal die wilden Vettern des Waldes anworten. Merkwürdigerweise oeteiligte Tschaika sich nicht an diesen Kon zerten, obwohl auch sie die Nähe der Menschen mied und nur äußerst widerstrebend kurze Zeit am wärmenden Feuer blieb. Wenn in eisiger Polarnacht aus dem schwarzen Himmels gewölbe ungezählte Fla.mmen zu funkeln schienen, lag die Hündin am liebsten draußen auf freier Schneedecke. Ja, gern ließ sie sich einschneien, dann sah das kundige Auge an der Stelle, wo das Tier ruhte, eine feine, kaum merkbare Dampf fäule aus dem Schnee steigen. Oft hat mein Freund Leonti mir von Tschaika erzählt, und als ich endlich Gelegenheit hatte, sie kennen zu lernen, verstand ich, daß er diese Gefährtin liebte. Eines Tages erschienen viele von Hunden begleitete Männer, die mit langen Lanzen und Beilen bewaffnet waren. Auch Leonti griff zum Bärenspieß, packte einen tüchtigen Mundvorrat auf ein altes bewährtes Ren, schnallte die Schnee reifen unter, und bald setzte sich ein langer Zug gen Norden in Bewegung. Ungeduldig heulend und winselnd sprang die Meute voraus. Am dritten Lage mühevollen Wanderns wurde in einem Windwurf ein starker Hanptbär bestätigt und in aller Stille schnell eingekreist. Doch hatten Meister Petz das Jaulen und Kläffen in der Ferne geweckt, und er lugte vorsichtig aus einem kleinen Loch in der Schneedecke nach seinen Feinden. Rasch hatte er die drohende Gefahr erkannt. Hier half nur schnellster Durchbruch. Die Männer waren noch nicht recht vorbereitet, da fuh schon das zottige Ungeheuer wie ein Sturmwind aus seiner weißen Hülle und rannte mit lautem Wutgebrüll die Reihe an. Leonti sah sich unversehens auf wenige Schritte der Bestie gegenüber. Was halfen ihm da alle noch so gut bezahlten Amulette des Schamanen, was das ge- weihte Kreuz seiner Taufe! Er wäre verloren gewesen, wenn nicht Tschaika wie eine Irrsinnige aus der wütend heulenden, aber doch in respektvoller Entfernung verharrenden Hunde meute hervor gebrochen wäre. Einem Weißen Blitz gleich schnellte sie nach der Kehle des Riesen und schlug ihre scharfen Wolfszähne wie Zangen hinein. G-öhlend und brüllend ver suchte Meister Petz die lästige Klammer fort zu wischen, rot färbte sich oas schneeige Fell, und die feinen Nippen krachten. Jetzt sauste Leontis Lanze dem Ungetüm zwischen die Rippen, und schwer sank das getroffene Tier vornüber, die Waffe damit nur noch tiefer hinein drückend. Leontis blitzen des Beil fuhr krachend in den breiten Schädel, und noch ehe der Braune verendete, sprang der Jäger zu, um Tschaika aus der verderblichen U- .armung zu erretten. Zu spät! Im Todeskampfe zerriß und zerfetzte der Riese den Hnnd. Sentimentalität oder langes Trauern, selbst um einen auf der Jagd gebliebenen Menschen, ist nicht Sache des rauhen Eingeborenen Sibiriens. Doch von Leonti wurde berichtet: Als die Meute heranstürmte, um den Kadaver der gefallenen Schwester zu verschlingen, prügelte er sie mit einem Baumast hinweg. Dann hob er den toten Gefährten vorsichtig auf und trug ihn weit hinein in den Wald. Dort hackte er mühevoll mit dem Beil eine Grube in die eiserstarrte Erde und über deckte sie hernach mit einer Reihe von Baumstämmen, damit nicht hungriges Raubzeug den kleinen weiße» Freund auf- fändc. Während die Jagdgesellen lustig schmausend um das Feuer saßen, blickte Leonti schweigend in die sprühenden, gol denen Funken. Da war es ihm, als schauten durch die Flam men die gelben Wolfsangen Tschaikas zu ihm empor. Hansi im Glück. Eine Mndergeschichte von Richard Blasius. Tante Charlotte hatte ihrem fünfjährigen Neffen einen Leierkasten als Geburtstagsgeschenk gesandt und War de sicheren Glaubens gewesen, damit das Richtige getroffen zu haben. Wenn auch diese Erwartung von ihrer Schwester er füllt wurde, so hatte sie sich doch in ihrem Schwager, dem In genieur Wellhaupt, getäuscht. Dieser schüttelte den Kopf und brummte etwas von geisttötender Svielerei vor sich Kin. abe- natürlich, wie das bei "Ehemännern immer ist, gerade noch laut genug, daß es seine Fran verstehen mußte. „Du bist undankbar", verwies ihm Lisa sein Volksgemur mel. „Höre doch, wie Hansi sich mit dem niedlichen Dingelchen ergötzt!" Auf der Dorfstraße stolzierte glückstrahlend ein kleiner Knirps umher, hatte an grünem Bande einen Leierkasten hängen und musizierte eifrig darauf los. Der Vater im Zimmer horchte auf. „Hörst Du, Lisa?" sagte er lachend. „Das ursprüngliche Thema ist ihm schon langweilig geworden. Er hat bereits mit der ersten Variation begonnen." Hansi hatte nämlich entdeckt, daß man die Kurbel auch rückwärts drehen konnte. Dadurch entstand statt des ewigen „Hänschen klein" ein zweites Stück, indem sich die Töne einfach in umgekehrter Reihenfolge hören ließen. Er stampfte, unermüdlich die Kurbel drehend, die Straße entlang, auf die das Tauwetter breiigen Morast gelegt hatte. Im Häuschen des Flickschneiders verschwand er, um die töne erzeugende Herrlichkeit seinem gleichaltrigen Spielkameraden vorzuführen. Schneiders Ottl beäugte neiderfüllt den Kasten, schwamm aber in einem Meer von Entzücken, als er selbst die Kurbel drehen durfte. Da entdeckte Hansi unter dem Tische ein Paar neue Holzpantoffeln, wie sie die Dorfjungen gewöhn lich trugen. Gar zu gern hätte er solche Pantoffeln besessen, doch immer hatten die Eltern diesen schon oft ausgesprochenen Wunsch mit Lachen abgelehnt. Was wußte Hansi von sozialen Standesunterschieden, denen zufolge der einzige Sproß des Herrn Ingenieurs seine Füßchen in Schuhe zu stecken hatte? Zwischen den beiden Jungen entstand Plötzlich ein ge heimnisvolles Flüstern. Als es zu Ende war, kroch Schneiders Ottl mit dem Leierkasten hinter den Ofen, während Hansi mit Freude im Herzen und einem Paar Holzpantoffeln unter dem Arme aus dem Hause schlich. Am liebsten hätte er sich sofort seiner überflüssigen Schuhe entledigt und wäre in die Pan toffeln gefahren, doch der Schmutz auf der Straße kam ihm bedenklich hoch vor. Auf der Haustürschwelle des Krämerladens saß Anni, auch eine Altersgefährtin Hansis, und hielt eine dicke, mit Quark bestrichene Brotschnitte in der Hand. Aber o Wonne, auch der Quarr kreu-s stch eines Belages. Dicker, zäher Syrup tropfte goldgelb von ren Rändern. Hansis Augen erweiterten sich heißhungrig. „Anni, gib mir Dein Brot!" Die Kleine schob die Unterlippe vor und musterte den Bit tenden mißtrauisch. Sie wußte schon, daß Jungen leicht ge fährlich werden, auch wenn sie vorerst nur bitten. „Gib mir die Pantoffeln!" forderte sie dann plötzlich und hielt Hansi das Brot hin. Dieser zögerte einen Augenblick, aber das Leckermaul siegte. Im Handumdrehen war der Tausch vollzogen. Das Mädchen aber verschwand mit den Pantoffeln im Hause. Da bekam Hansi einen Puff in den Rücken. Er drehte sich um und sah den großen Dreßler vor sich stehen. Zählte dieser Junge auch nicht mehr als neun Jahre, so besaß er doch damit ein Uebergewicht, das für Hansi etwas bedrohlich Erwachsenes barg. Das Bedrohliche wurde dadurch noch ver stärkt, daß Dreßler im Armenhause aufwuchs und als ein jugendlicher Raufbold bekannt war, der sich seine Opfer ohne Rücksicht auf soziale Schichtung erkor. Hansi überlegte schnell, ob es nicht das beste sei, augen blicklich in ein Zetergeschrei auszubrechen. Da sagte der Lange zu ihm: „Du, greif mal in meine Hosentasche!" Der Knirps kam dieser Aufforderung mehr aus Augst als aus Neugierde nach. Aber da strahlte er auch schon über das ganze Gesicht und wußte weiter nichts zu sagen als: „Ooooooh, fein!" „Das kriegst Du, wenn Du mir Dein Brot gibst." Jetzt gab es kein Zögern. Eins, zwei, drei, war das Ge schäft erledigt. Der Armenhausjunge biß gierig in das Brot und trollte sich langsam. Hansi machte sich aus den Heimweg, die kleine Brust stolz geschwellt im Bewußtsein eines großen Gewinnes. „Wo ist der Leierkasten?" fragte entrüstet die Mutter. „Schneiders Ottl hat mir Holzpantoffeln dafür gegeben", sagte seelenruhig der Kleine. „Und die Pantoffeln, Du Unglücksrabe?" fragte lachend der Vater. „Krämers Anni hat mir ein Quarkbrot dafür gegeben, und da war auch noch Syrup drauf." Die Mutter schlug die Hände über dem Kopfe zusammen. „Schäme Dich, Jung!" sagte sie. „Nun werden die Leute im Dorfe sagen, Du bekämst nicht genug zu essen." „Hab das Brot nicht gegeßt." „Paß auf, das hat er auch noch verschachert", erriet der Vater noch immer lachend. „Was hast Du dafür bekommen?" fragte er das Söhnchen und zwinkerte ihm mit den Augen volles Verstehen zu. „Das da." Hansi zog aus der Hosentasche behutsam und zärtlich etwas Graues und legte es aus den weißgedeckten Kaffeetisch. As war eine tote Maus. Der verhängnisvolle Affenschwanz. Ein Erlebnis in Hinterindien von G. W. Beyer. Wir saßen aus der Veranda des großen Bungalows, den mein Freund Parker, der Administrator einer Bananen plantage an der Straße von Malakka, bewohnte. „Wenn Sic einmal etwas Interessantes und zugleich Komisches sehen Wollen", meinte Parker, als ich ihm klagte, daß mir schon alles auf seiner Pflanzung bekannt sei, „dann müssen Sie bei Flut zwischen die Mangroven an der Flußmündung fahren und zu schauen, wie die Affen Krebse fangen". — „Was", lachte ich, „Affen, die Krebse angeln? Nein, Verehrtester, einen solchen Bären können Sie mir nicht aufbinden". — „Bitte", sagte Parker, „überzeugen Sie sich selbst!" So ließ ich mich am Spätnachmittag, als gerade die Flut einsetzte, von einem Malayen im Boot zwischen di« Mangroven fahren. Das Wasser hatte noch nicht die hohen Luftwurzeln überflutet, und wir konnten bequem zwischen und unter den Aesten hindurch gleiten und ein Versteck im Dickicht suchen. Eine halbe Stunde Lagen wir aus der Lauer, die Flut kletterte immer höher an den Wurzeln hinauf, da kam mit viel Geschnatter em Rudel Hulmane (Schlankassen) durch die Mangroven geklettert. Die Damen hockten mit den Kindern auf den Aesten, kreischten, suchten sich gegenseitig die Pelze ab und sahen interessiert den Eheherren zu. Diese waren auf die Aeste hcruntergcklettert, die nur ganz wenig über dem Wasser lagen, glotzten io- Spiegelbild an, schnatterten, kratzten snh und angelten mit bm Händen im Wasser herum. Von Zeit zu Zeit brachten sie euwn handlangen grauen Gegenstand ans Tageslicht, den ich bald durch das Fernglas als Krebs er kannte. Einer der Afsenjünglinge, ein starker Rüde, ließ seinen langen Schwanz ins Wasser hängen, kreuzte die Hände über dem Bauch und machte ein äußerst gespanntes Gesicht. Plötzlich zuckte er zusammen, der Schwanz fegte aus dem Wasser, das Tier griff nach dem Ende, machte mit großer Zärtlichkeit einen Krebs los, brach ihn auseinander, spülte die beiden Stücke im Wasser und verspeiste seinen Fang mi. außerordentlichem Wohlbehagen. Die ganze Szene kam mir so komisch vor, daß ich kaum das Lachen verbeißen konnte. Inzwischen hatte die Flut ihren höchsten Stand erreicht, und der starke Ast, auf dem die Angler der Reihe nach hockten, lag nur wenige Zentimeter über dem Wasser. Jetzt ließen alle Hulmane ihre Schwänze ins Wasser und angelten. Wenn sich die Herren satt gefressen hatten, stiegen sie zu ihren Familien hinauf und brachten Frau und Kind ihren Anteil am Schmaus. Allmählich schien die ganze Gesellschaft satt zu sein, nur der große Affenjüngling mußte noch nicht genug haben. Unermüdlich angelte, brach, wusch und fraß er die Krebse. Einer seiner Kameraden nach dem anderen ver schwand; er blieb allein sitzen. Plötzlich stieß mein Hulmanjüngling einen durch dringenden Schrei aus, schwankte und fiel nach rückwärts ins Wasser. Er konnte sich aber noch mit den Händen am Ast fest halten und schrie ans Leibeskräften. Etwas mußte an seinem Schwanz zerren, denn ruckweise tauchte der Körper ins Wasser und wurde dann von den Armen wieder hochgezogen. „Ein Riesenkrebs!" raunte mir der Malaye zu. „Er wird ihn bald unter Wasser ziehen." Mir tat der arme Angler leid, und ich wollte ihn retten. Der Malaye ruderte das Boot auf den Kampfplatz zu, ich beugte mich vor, um den Hulman am Fell zu Packen, da sah ich etwas vor mir durch die Luft sausen, bekam einen Schlag vor den Kopf und fiel nach hinten ins Wasser. Prustend tauchte ich wieder aus und — schrie aus Leibes kräften: Wie tausend Zangen zwickte und biß es mich an den Beinen, an den Armen, am Rücken und am meisten an der Stelle, die ich gewöhnlich zum Sitzen benutze. Ich mußte wohl in eine Krebsversammlung geraten sein. Zehn Meter vor mir lag das Boot neben dem Mangrove» ast. Ich schwamm stöhnend darauf zu und kletterte mit des Malayen Hilse ächzend an Bord. Dort begann erst die richtige Oual: das Entfernen der empörten Krebse. Der Malave wußte aber mit den Quälgeistern umzugehen, und nach wenigen Minuten hatte er den ganzen Fang, vierzehn mittel große Krebse, in den Behälter im Stern des Bootes geworfen. Jetzt fiel mir der ar,ne Hulman ein. Er hielt sich noch immer mit den Händen am Ast fest, aber seine Augen blickten mich verzweifelt an und verrieten, daß seine Kräfte zu Ende gingen. Ich ließ das Boot an ihn herantreiben, packte ihn unter die Arme und zog ihn mit aller Kraft ins Boot; ei» fünfzig Zentimeter langer Krebs hing an seinem arg miß handelten Schwanz. Der Malaye schlug dem Schalentier mit dem Ruder über die Stecknadelaugen, langsam lösten sich die Scheren, und die Beute flog zu den anderen in den Behälter. Nun hatte ich auch Zeit, mich nach dem umzusehen, was mich ins Wasser geworfen hatte. Da saß am Ende eines kleineren Mangrovenastes eine Affenjungfrau und beobachtete ängstlich unsere Rettungsbemühungen. Sie mußte gerade in dem Augenblick, als ich ihrem Liebsten zur Hilse komme» wollte, von einem höheren Beobachtungsstand ans den Ast ge sprungen sein und mir diesen vor den Schädel geschlagen haben. Unser geretteter Hulman war vollkommen erschöpft. Er ließ sich ruhig greifen und zur Plantage bringen. Die Affen - jrmgfran verschwand dagegen schimpfend in den Mangrove». Gereimte Zeitbilder. Von Gotthilf. Wir sind nun in die Zeit getreten, Wo pflichtgemäß der Lenz erwacht, Nun hilft kein Singen und kein Beten: Es wird ein Frühlingslied gemacht! Man ist zwar nur ein armer Schlucker Und mit Moneten meistens klamm, Doch etwas Rotwein, etwas Zucker, Das dicht' ich mir schon noch zusamm'. Nun nehm' ich etwas heißes Wasser Und braue einen festen Grog Und schnalze wie ein rechter Prasser: ..Pikfein und steif als wie ein Stock!" Und Kohlen pack ich in den Ofen — Warum denn nicht? Wir haben's ja! Dann bau' ich kunstvoll meine Strophen Und huste: „Huch! Der Lenz ist da!" Es ist zwar noch ein bißchen kühle, Teils mir, teils dir, teils allgemein, Doch da ich's in den Knochen fühle, Wird's wohl trotzdem der Frühling sein' Kommt er nicht alle Jahre wieder, Wenn man die Mitte März erreicht? Man tätigt also Frühlingslieder, Womit man jedes Herz erweicht. Und, paß mal auf! zur Märzenwende Wird alles schön in Blüten steh'n, Und nur der Reichstag nimmt ein Ende - Ach, diesen wird man nicht mehr seh'n! Ach, dieser wird von uns genommen, O Gott, o Gott! in kurzer Frist! Es wird ein ond'rer wiederkommen, Doch Weitz man denn, wie dieser ist?! Es trüben mir sich die Gedanken, Gedenk' ich unsres Parlaments, Mein inn rer Mensch kommt stark ins Schwante»,. Mein äuß'rer auch. — Ra, Prosit, Lenz!
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