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Wilsdruffer Tageblatt : 08.05.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192805083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19280508
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19280508
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1928
- Monat1928-05
- Tag1928-05-08
- Monat1928-05
- Jahr1928
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 08.05.1928
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^««»Wretchnayme des AuSlaudsmarktrs tu Betracht kom- ««»de« öffentliche« Körperschaften oder ihre Kredit- verbände wird in kürzester Zeit freigegeben werden. Plan- «LtzigeS Vorgehen ist im Interesse des deutschen Kredits t» RuLlande hierbei ebenso wie bei den Körperschaften, »er«« Anleihen noch folgen können, unerläßlich. Die Erledi- »««, des jetzt durchzuführenden Programms wird aller- btyg-k nur dem dringendsten Bedarf der Gemeinden ge recht. Dennoch wird es dabei für einen längeren Zeit- «u« fein Bewenden haben müssen; erst nach Ablauf dieses ZeitranmeS und nach sorgfältiger Prüfung der «esamtsituation wird an die Frage herangegangen werdrn können, ob und wann die Hereinnahme weiteren Nnslandskapitals für kommunale Zwecke in Zukunft w»»d«c befürwortet werden kann. Die Notlage der Landwirtschaft «acht auch auf dem Gebiete der Auslandsfinanzierung «chergewöhnliche Anstrengungen erforderlich. Insbeson dere kann de« Landwirten, die nach dem Notprogramm der Reichsregierung Umschuldungshilfe erwarten, gegen wärtig i« wesentlichen nur durch Inanspruchnahme aus ländischen Leihkapitals die dringend gebotene und nicht anfschiebbare Unterstützung zuteil werden. Von der hier bei vorgesehenen Art der Finanzierung wird indessen W»r im engfte« Umfange Gebrauch gemacht werden. Rußland an Polen. Eine scharfe Note. Ler sowjetrussische Gesandte in Warschau, Dogomo- ww, hat dem polnischen Minister des Auswärtigen, Zaleski, eine Note überreicht, in der anläßlich des Atten tats auf de» Handelsvertreter der Sowjetunion, Lisa- rew, entschiedener Protest gegen die Passivität der pol nischen Behörden gegenüber den weißen Emigranten- »rgaxisationen eingelegt wird. Weiterhin wird in der Note erklärt, aus den Begleitumständen des Attentats sei zu folgern, daß es eigentlich gegen den sowjetrussischen -ksandte« Bogomolow geplant gewesen sei und daß der Urheber des Attentats, Wojziechowski, irrtümlich den Handelsvertreter Lisarew für den sowjetrussischen Ge- ftmdten gehalten hat. Die Note weist ferner darauf hin, daß die sowjet- ruMche Gesandtschaft, der zuverlässige Angaben über die Leilnahme Wojziechowskis an der Vorbereitung der Er- mordung des ehemaligen Sowjetgesandten in Warschau, Woikow, zur Verfügung standen, bereits im verflossenen Jahre das polnische Ministerium des Auswärtigen davon i« Kenntnis setzte. Das polnische Ministerium des Aus wärtigen habe versprochen, eine Untersuchung einzuleiten, jedoch am nächsten Tage erklärt, daß die Untersuchung «ine Beteiligung Wojziechowskis an der Ermordung Woikows nicht bestätigt Habs. Zum Schluß weist die Note aus die Rolle der Emigrantcnpresse sowie eines Teils der polnischen Presse hin, deren Verhalten gegenüber terro ristischen Anschlägen eine indirekte Begünstigung der selben darftelle. ( Kleine Nachrichten - Das Boruntersuchungsversahren gegen den Favrilanten Hiller. Hannover. In dem Voruntersuchungsversahren gegen den „Lukutate"-Fabrikanlen Hiller hat der Untersuchungs richter dessen Festnahme angeordnet. Der Aufenthalt Hillers ist der Polizei zurzeit unbekannt. Drei Arbeiter verschüttet. Bad Eister. In der Nähe der katholischen Kirche, wo zur zeit ein Stadion gebaut wird, wird auch die Stahlquelle 3 in Eisenbeton gefaßt, über diesen Betonschacht hat man Erd massen ausgeschüttet und über diese führt eine Kleinbahn. Wahrscheinlich infolge Überlastung brach nun die Betondecke zusammen, wobei drei Arbeiter mit in die Tiefe gerissen wurden. Während es gelang, zwei von ihnen mit leichteren Verletzungen zu retten, mußte der 26 Jahre alte Magnus Geipel aus Mühlhausen den Erstickungstod erleiden. Schiedsspruch im Lohnstreit der hannoverschen Metallindustrie. Hannover. Nachdem durch Bestellung eines Souder- Michters eine Verständigung der am Lohnstreit beteiligten Parteien zustande gekommen war, wurde unter Vorsitz von Dr. Völker-Bremen eine neue Entscheidung getroffen. Der Schiedsspruch sicht im wesentlichen folgendes vor: Der Tarif lohn Wird um 5 Pfennig erhöht. Bei der Akkordlohncrhöhung wird das Angebot der Arbeitgeber von 4 Prozent bei behalten. Der Zuschlag für dreistündige Mehrarbeit wird von 10 aus 15 Prozent erhöht. Die Parteien haben sich bis Mittwoch zu erklären. Der Mitschuldige beim Bonner Mädchcnmord verhaftet. Köln. Nunmehr ist auch der zweite Insasse des Kraft wagens, aus dem am Sonnabend ein Mädchen auf denFahr- bamm geschleudert worden war, fcstgenommen worden. Während der zuerst Festgenommenc behauptete, das Mädchen habe sich zur Wehr gesetzt und sei selbst aus dem Wagen gesprungen, als er es küssen wollte, versucht sich sein Mit fahrer damit herauszureden, geschlafen zu haben. Die Polizei glaubt beide Aussagen widerlegen zu können. Grausiger Leichenfund im Rhein. Köln. Ein Schiffseigcntümer zog unterhalb der neuen Mülheimer Brücke einen zugcnähten Sack aus dem Wasser, in dem sich der Rumps einer 30- bis 40jährigen weiblichen Leiche befand, dem Arme, Beine und Kops kunstgerecht ab- geschnitlen waren. In dem Sack befanden sich ferner ein schwarzes Taftkleid und eine schwarze Pelzjacke. Rus unlerer Kelmat i Wilsdruf, am 8. Mos 1628. Merkblatt für den 9. Mai. Sonnenaufgang 4" !! Mondaufgang — Sonnenuntergang 10^ Monduntcrgang 6°' Friedlich von Schiller in Weimar (1805) gestorben. * KrühjahrsFuren. Wie die Hausfrau um die Osterzeit das unabweisliche Bedürsnis verspürt, in ihrer Wohnung ein Großreinemachen zu veranstalten, so haben viele Menschen, unbewußt oder von abergläubischen Vorstellungen beeinflußt, den Wunsch, im Frühjahr auch ihren Körper einem solchen Großreinemachen zu unterziehen. Dieser Wunsch erscheint nur zu sehr berechtigt, denn die Sünden unzweckmäßiger Ernährung im Winter haben manche Menschen beim Einsetzen frühlinghaster Witterung zu büßen: MüdiLk-tt. Unlust und Reizbarkeit, Kopfschmerz, Migräne. Ailsäruff vor fünfzig, leebsig Jahren. 12) Erinnerungen von Paul Kirsten- Dresden. Auf der rechten Seite der „Zelle" ist nichts sonderlich bemerkenswertes.. Geradeüber von Eberts Bäckerei der Drechslermeister Franke. Neben der nachbarlichen Tischlerei zweigt der Stadtgraben ab. Und dann am Ende der Straße eine Schankwirtschaft und ein Gut. Weiter drau ßen beginnen die Felder. Wir kehren um und wenden uns wieder stadtwärts, der entgegengesetzten Seite zu. Das geräumige Haus mit dem großen Eingang, das sich durch seine Eigenart vorteilhaft aus dem Rahmen der übrigen heraushebt, birgt neben der Privatschule von Lo renz die Redaktion des „Wilsdruffer Wochenblattes". Lo renz ist sowohl ein tüchtiger Lehrer als auch ein gewandter Redakteur. Ein kühnes Unternehmen das „Wilsdruffer Wochen blatt". Da es in Wilsdruff keine Druckerei gibt, wird die Zeitung in Meißen gedruckt. Und da zwischen Meißen und Wilsdruff die Botenfrau die einzige Verbindung bildet, werden die gedruckten Exemplare auf dem Rücken in Trag körben nach Wilsdruff befördert. Lorenz hat auch in anderer Hinsicht manche Schwierig keiten zu überwinden, und so geht das Gerücht, daß er über kurz oder lang Wilsdruff verlassen wird, um einem Ruf nach Leipzig an eine höhere Schule zu folgen. Neben dem kleinen Häuschen von dem Tischlermeister Kießling das Nachbarhäuschen gehört dem Schneider meister Schwarz. Außer seinem Handwerk huldigt der Herr Schneidermeister noch auf eine eigene Art der Jagd. Er betreibt das „Lerchenstreichen". Er breitet große, langausladende Netze über die Felder und fängt unter die sen die jedem Naturfreund Freude bringenden Vögelchen. Sie werden gut bezahlt. Sind doch Lerchen für Fein schmecker ein beliebter Gaumenkitzel. Das Ende der Straßenfront mit dem angefügten Oberbau bildet die Schmiedewerkstatt von Loßner. Ich kann an keiner Schmiede vorübergehen, ohne daß sich mein Auge an dem Feuerherd mit seinen schwellenden Flammen und Flämmchen, seinem atemreichen Blasebalg und dem sonstigen romantisch-anheimelnden Drum und Dran des Hephästos ergötzt hätte. Wie oft und wie gern hab ich in Sora bei dem dorti gen „Huf- und Waffenschmied" Koch Emkehr gehalten. Und mit welchem Stolz zeigte er mir das Privileg, daß er ein wirklicher Waffenschmied war: ein selbstgeschmiede tes Schwert. . . Hier die Ecke, wo die kurze Straße mündet, ziert in stolzer Einsamkeit „Rudolphs Blumbe". Der Brunnen fördert ein hartes, sehr geschätztes Trinkwasser. Wegen seines hohen Kalkgehaltes ist es allerdings den Hausfrauen zum Wäschereinigen weniger willkommen. Im Wilsdruffer Jargon heißt ein Ziehbrunnen mit einem Pumpenschwengel eine „Blumbe". Und das erste Haus mit dem Laden, wenige Schritte von dem Brunnen entfernt, ist Eigentum des Seilermeisters Rudolph. Daher heißt der Brunnen kurzweg „Rudolphs Blumbe". Die andere Ecke der Straße mit dem Ladengeschäft des Mehlhändlers Hilfert fällt hier außer Betracht, da dessen Hauptfront nach der Zellaer Straße zeigt. Diese „Blumbe" ist für die „Mutter Rudolphen" ein fortwährender Stein des Anstoßes. Oder wie sie sich aus zudrücken beliebt, „ein Nagel zu ihrem Sarge". Wenn, wie verschiedene Forscher erklären, das Wasser unsere Urheimat ist, so konnten sie hier an dem Auslauf des Brunnens eine bedeutende Stütze ihrer Behauptung finden. Die Jungens sehnten sich wie besessen nach ihrem heimatlichen Element. Die einen dürsteten, die anderen, und zwar die Mehrzahl, wollten ihren Mitschülern hand greiflich aufklärend zu Gemüts führen, wie sehr sie heute noch des Wassers benötigten. Geschickt, mit tödlicher Treffsicherheit, lenkte der eine einen Wasserstrahl auf den nichts Ahnenden, während der andere mitverschworene Nichtsnutz mit dem Schwengel in einem fort neues Wasser der Tiefe entlockte. Der naß Gewordene wollte die Aufmerksamkeit nicht ohne Gegenleistung hinnehmen. Er strebte Gleiches mit Gleichem zu vergelten, und so entbrannte regelmäßig ein heißer Kampf um die Herrschaft über die „Blumbe". Das ging natürlich nicht ruhig ab. Kampf und Schlacht ohne Lärm und Getöse gibt es ja nicht. Es bilde ten sich Parteien, und bald standen sich zwei Armeen gegenüber, kampfesmutig, mit Wut in der Brust. Es ging mitunter heiß und hoch her, bis der „Mutter Rudolphen" zu toll der Nagel in ihren Sarg getrieben wurde, bis ihr die Geduld riß und sie schimpfend und scheltend mit drohend geschwungener Birkenrute die Hel den auseinander trieb. Das wäre ja so weit ganz harmlos gewesen. Aber das Verderben lauerte im Hintergründe, im bombensiche ren Auslug. Den Jungens war vom Lehrer bedeutet, solche Dummheiten zu unterlassen. Mit dem dem Deutschen an geborenen Freiheitstrieb unterließen die Knaben solche verbotene Dummheiten natürlich nicht. Und da war es des Tischlermeisters Brendel gefürchtete Ehefrau, die ge radeüber im ersten Stockwerk, hinter der Gardine ver steckt, alles haarscharf beobachtete. Nun hielt sich diese gefürchtete Frau Brendel vom Schicksal dadurch auserkoren, besondere Heldentaten des Wilsdruffer Nachwuchses den betreffenden Eltern bis aufs J-Tippelchen genau zu erzählen. Beim Verhör behaupte ten die jugendlichen Verbrecher zuweilen, die liebe Frau übertreibe. Aber was half's: das Ende vom Liede war jedesmal ein straffgezogener Hosenboden mit einem darauf tan zenden Allegro Vivace. Damit wir aber unversehens nicht auch einen Strahl, von irgendwelcher ruchlosen Hand geleitet, auf uns locken, wollen wir uns nicht länger auf diesem Felde wässeriger Gefahr aufhalten und in gemütlicher Trockenheit weiter gondeln. Nein, nicht links um den Garten mit dem großen Zapfenbirnbaum. Da kämen wir in den „Stadtgraben". Sondern rechts hintenherum, an den beiden einstöckigen Zwillingshäusern vorüber, die so eng aneinander ge schmiegt sind, daß nicht einmal eine Brandmauer sie trennt. Das erste Haus gehört einem Getreidehändler Schulze, das zweite meinen lieben Eltern. Nach zwei, drei Minuten zwischen Rotdornhecken da hinschlendernd haben wir zur Rechten das Gut vom Nach bar Roßberg, während geradeaus der „Zingweg" sich un seren Augen erschließt. Auf diesem kurzen Stück Weges hat sich ein Ereignis vollzogen, das sich unvergeßlich meinem Gedächtnis ein geprägt. Waren die üblichen Winter kalt und streng, so war dieser Winter mit seinen eisigen Stürmen ein besonder» ungemütlicher Gesell. Der Wind heulte stundenlang und es schneite und schneite in einemfort. Unaufhörlich. Wohlgeborgen im warmen Stübchen ließ man sich das Schauspiel schon gefallen. Als wir aber den anderen Morgen durch die Hintertür ins Freie wollten, da wollte sich die Tür nicht öffnen. Selbst mit aller Gewalt nicht. Und was entdeckten wir? Zwischen uns und Roß bergs hatte sich eine gewaltige Schneewehe ihr Lager be reitet. Das Roßbergsche Gut war von der Umwelt abge schnitten. Natürlich wurde sofort Hand angelegt, freie Bahn zu schaffen. Der Schnee wurde „ausgeworfen". Es kostete aber viel Mühe und viel Schweiß, um nur für die Men schen eine schmale Gangbahn zu schaffen. Zwischen über mannshohen Schneewänden hindurch. Die Eisblumen, die die Fensterscheiben voll über wucherten, wichen selbst der intensivsten Feuerung nur einige Zentimeter, um zum Abend sich wieder in unge schmälerter Schöne von neuem zu entfalten. Der glitzernde Schnee knirschte dem Wanderer bei je dem Schritt ein schrilles Hohngelächter entgegen, und es bedurfte strengster Aufmerksamkeit, um nicht zu straucheln. Die Rader quietschten und knisterten, ächzten und krächzten, und die armen Pferde dampften vor Anstrengung und schleppten nur mit größter Mühe trotz geschärfter Hufeisen kaum die Hälfte der üblichen Last vorwärts. Mein Vater meinte: „Als ich noch Kind war — also etwa um 1830 — waren die Winter meistens so streng wie der diesjährige. Natürlich die Schneewehen abgerechnet." Und er konnte sich besinnen, daß es einmal so kalt war; daß, wie man jetzt Ohrenfutterale trägt, man die Nasen Wittels Schützlinge Vorm Erfrieren zu bewahren strebte. Man hätte sich in dem betreffenden Winter nicht gefragt: „Wie geht's?", „Wie befinden Sie sich?", sondern die erste Er kundung wäre gewesen: „Haben Sie schon was erfroren?" Jetzt stehen wir vor dem Eingang zum „Zing". Der Zingweg verläuft inmitten einer Schlucht, die sich zu bei den Seiten in ihrer höchsten Erhöhung bis über ein Stock werk hoch ausbuchtet. Der Weg ist an verschiedenen Stellen so schmal, daß Fuhrwerk ihn nur mit größter Mühe be nutzen kann. Für den Fußgänger ist es wegen der in den Untiefen verstreut umherliegenden größeren und kleineren Steine eine gute Vorübung für den Spitzentanz. Am Eingänge zum „Zing" auf der Rechten das Gut von Roßberg. Die Wände der Schlucht glätten sich hier zur normalen Verfassung des Platten Geländes. Um den Fuß- und Wagenverkehr zur Roßbergschen Besitzung zu ermög lichen, machte sich eine kleine Ueberbrückung nötig. Bei trockenem Wetter war der Saumpfad des „Zinges" naturgemäß gleichfalls trocken. Oft sogar staubtrocken wie Mehl. Regnete es jedoch, so bildeten sich bei der Holprig keit des Fußbodens alsbald kleinere und größere Lachen, die die verschiedenen Steine in feucht-fröhlicher Lustigkeit umrahmten. Zum Verdruß derer, die gezwungen waren, die Patsche zu durchwaten. Wie überall im „Zing", so war es auch hier beim Ein gang. Nur hatte diese Eigenart hier eine Begleiterschei nung, deren Rätsel bisher noch niemand gelöst. Sobald sich nämlich hier Lachen bildeten, sofort, wie auf Kommando, zeigten sich im Wasser wie unter den Steinen fingerlange ausgewachsene Fische: Schmerlen und Elleritzen. Kleinere und ganz kleine Exemplare fanden sich nie. Und ich, der ich um dieses Geheimnis wußte, beu tete es weidlich aus. Eine bequemere Gelegenheit zu Back fischen bot sich ein zweites Mal Wohl nirgends. Woher kamen nun diese Fische? Sie mußten doch ir gendwoher stammen. Von einem Gewässer herzuschwim men — das war durch die isolierte Lage, ohne jede Ver bindungsmöglichkeit von vornherein ausgeschlossen. Mein Forschertrieb spornte mich wiederholt an. Ich habe in der Trockenzeit alles durchsucht. Ich bin unter die kleine Brücke gekrochen und habe jede nur erdenkliche Möglichkeit durchstöbert — nirgends ein feuchtes Fleckchen. Nirgends eine Gelegenheit, wo Fische sich aufhalten konnten. Mein Vater konnte gleichfalls nichts entdecken. Suggestion und Autosuggestion konnten diese Fische auch nicht sein. Denn meine Mutter war über diese Fisch esserei wenig erfreut. „Die Dinger machen mehr Arbeit und kosten mehr Butter, als sie wert sind." — Das war ihr Glaubensbekenntnis. — Und trotzdem bildeten sie für meinen jugendlichen Gaumen ein leckeres Mahl. So! Jetzt hab ich genug von den Fischen ausgekramt. Und nun kannst Du, schöne Leserin, Deinen Bubikopf an strengen und auch Du, verehrter Leser, mit Deinem parla mentarischen Kahlkopf kannst in die Abgründe dieses Ge heimnisses Hinablauchen. Vielleicht gelingt dem einen oder dem anderen, den Schleier dieses Geheimnisses zu lüften. Meinem Vater und mir ist dies, wie bereits erklärt, nicht gelungen. gichtische und rheumatische Beschwerden und viele andere Krankheitserscheinungen sind häusig getreue Begleiter des Frühlings und machen schwächlichen, blutarmen Personen, insbesondere aber Frauen, oft schwer zu schassen. Die medizinische Wissenschaft kennt diese Krankheilszu stände sehr wohl und ist geneigt, sie als sogenannte „Mangelkrankheiten" auszufassen, die zurückzuführen sind aus den Mangel an Gemüsen und irischem Obst während der Winterszeit Dieser Mangel einerseits und die Über ladung des Blutes mit Abbauproduklen von Fleisch und anderen Eiweißträgern fährt zur Bildung von Schlacken- stossen und zu einer Übersäuerung des Blutes. deren schädliche Folgen sich im Frühling besonders bemerkbar machen. Daß gerade der Frühling derartige Erscheinungen auslöst, dürfte durch die starke Sonnenstrahlung, die Weich heit und vor allem die starke Trockenheit der Frühlingslusi bedingt sein, deren Folge für den Körper eine außergewöhn liche Wasserentziehung ist Erst die neuere Zeit hat diese Zu sammenhänge richtig erkannt. Sie geben gleichzeitig den beste« Wegweiser dafür ab, wie eine Frühjahrskur be schaffen sein muß, um die erwähnten Krankheitszetche« zu beseitigen. Gefühlsmäßig hat man schon im Mittelalter Frühjahrs kuren ejngeleitel. Es wurde geschröpft und zur Adxr gelassen,
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