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Erzgebirgischer Volksfreund : 18.03.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192403185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19240318
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19240318
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1924
- Monat1924-03
- Tag1924-03-18
- Monat1924-03
- Jahr1924
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 18.03.1924
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, Der KMer - Prozev. ' Vkünche«. 1V. März. Im weiteren Verlaufe der Zt»«nv«rneh» Mng wird die vesfentlichkeit ousgrschlossen, nach-rm der Gerichtshof «och den Beschluß verkündigt hat, daß General von Lossow wegen Fernbleiben» von der heutigen Sitzung zu den dadurch entstandenen Drosten und außerdem zu einer Geldstrafe von öS Mart eventuell fünf Tagen Hast verurteilt wird. Vann wurde der Rechteanwalt Nutzbau« über di« F«ft> »ab«, der Stabträte imRathau, und ihre weitere Be handlung vernommen. Sr schildert, wie gegen 11 Uhr vormittag» Brroaffnet« zuerst den bet einer Sitzung versammelten Nettesten« Ausschuß de» Stadtrat» fiir verhaftet erklärt, dann nur die Demo» traten und Sozialdemokraten und endlich nur die letzteren allein. Er selbst erhielt dabei mit dem Gewehr «inen Schlag in di« Seite. Sonst seien von den Bewaffneten kein« Mißhandlungen vorgekommen. E» wurde den Verhafteten mit Erschießen gedroht, von der vor dem Nathau» versammelten Menge wurden st« bespuckt und geschlagen. Ein Lastauto fährt» sie zum Bürgerbräukeller, wo einmal Hitler an ihnen voriibergtng, ohne etwa» zu äußern. Entgegen der Angabe dr» früheren Iustlzminister, Abgeordneten Noth versichert der eidlich »ernommen« Zeuge, daß Not sich nicht in einem Gedränge befand und daß er auf de» Zeugen Einrede: .Herr Minister, halten Sie es nicht für «mgezeigt, hier «inzugrrlfen?" mit einem Achcslzncken writerging. Der Erste Bürgermeister und di« acht Stadträtr wurden h«unt»g«führt. Sie wurden dann in di« Trupp« «ingrstellt. die zum Zug in di« Stadt formiert war, und es wurde ihnen gesagt: wenn di« R«ichswehr auf uns schießt, dann werdet ihr nieder- »eschossen. Dann wurde ihnen ein weiterer Beschluß verkündigt: Wenn di« Reichswehr schießt, dann werden dir Gefangenen nicht niedergeschossen, sondrrn niedergemachtl Ein Lostantomobil bracht« dann die Gefangenen nach dem Perlacher Forst. Dort angekommen, wurden st« unter Führung ein«, Offizier» und von Bewaffneten in den Wald geführt. Ungefähr SO Schritt weiter sagte der Führer, er hab« «in« unangenrhmr Mitteilung zu machen. Di« Verhafteten glaubten, daß sie nunmehr erschossen würden; der Fahrer aber teilte Hnen mit, e» müßten «iniae Leute zu Erkundigungen in di« Stadt, und dazu brauchten si« Kleider. Es wurden einzelnen einige Klei dungsstück« abgenommen. Es kam sodann «in städtisch» Ob«r- Leamter, der mit vieler Müh« den Aufenthalt erkundet hatte, im Automobil nachaefahren, dem es gelang, si« mit der Begründung zu befreien, daß sie di« Arbeitslosenunterstützung anszuzahlen hatten und außerdem bl« Arbeitslosen revoltieren würden. Schließlich wurden sie geaen ihr Ehrenwort, daß sie nichts von dem Orte und d» Truppenstärke verraten würden, entlassen. Nächst» Dertzandlungstag Montag. O München, 16. März. Da» Münchener Volksgerlcht beschloß am Tonnabend, da Lossow ein weitere» Erscheinen vor Gericht ablehnt, auf Antrag der Verteidiger, ihn erneut in KO Rentenmark Geldstrafe zu nehmen. Er soll zur nächsten Sitzring nochmals geladen werden, und fall» er wieder nicht erscheint, soll dann Dorführungsbefehl erlassen werden. Der Vorsitzende im Hitler-Prozeß hat gestern abend den Ver teidigern mitgteilt, daß er den Prozeß unter allen Umständen in lammender Woche zu Ende führen wolle. Gestern nach- mittag wiederholten sich nach Schluß der Verhandlungen die Be lästigungen gegenüber Kahr und Lossow durch Trupps jugendlicher Personen beim Verlassen der Infanierieschule. München, IS. März. Wie die Morgcnblätter melden, hat Kapi- Kinleutnant Ehrhardt am Donnerstag abend seine Münchener Wohnung mit unbekanntem Reiseziel verlassen. Ob Ehrhardt am Montag vor Gericht »scheinen wird, ist zweifelhaft. O München, 16. März. In einer amtlichen Feststellung de» bay rischen Minister Dr. Schweyer zum Hitlerprozeß wird hervorge hoben, daß di« von Schweiger veröffentlicht« Erklärung über den Bruch de» Ehrenwortes, da» Hitler dem Minister im Jahre 1922 ge geben habe, der Recht»beistand Hitler» ein« Entgegnung bekanntgebe, rn der er durch eine Vermengung verschiedener Vorgänge einen offen kundigen Tatbestand zu verschleiern versucht habe. Dazu stellt der Minister fest, daß Hitler selbst zugabe, ihm im November 1922 ehren- «Srtlich versichert zu haben, daß er weder jetzt noch später einen Putsch unternehmen werde und daß es nicht richiig sei, daß di« Ge nehmigung der Fahnenweihe am 18. Juni 1923 Hitler unter der Bedingung zugefagt worden sei, daß er sein Ehrenwort dem Minister geb«, daß er keinen Putsch mache. Auch Lossow habe Hitler niemals im Auftrag de» Ministers ein Ehrenwort abverlangt. Lossow habe im Januar 1923 lediglich zu Gunsten Hitlers interveniert zur Ermög lichung der Abhaltung der Fahnenweihe. Minister Schweyer stellt .Midlich erneut fest, daß er Hitler niemals ein zweites Ehrenwort ab- 1 » > L.., -.1 . > Zwei Müller. >- ' Skizze von Oskar Koehler -München. Ein herrlicher Sommermorgen! — Blutrot gebt Frau Sonn« auf. Peis« lispelnd spielt der laue Morgenwind in den schlaftrunkenen Bäumen und blühende Halme neigen sich ihm schwankend. — Gleich Myriaden blitzender Brit lauten funkelt der Tau in seinen Tröpfchen. Leichtbeschwingte Falter eilen kosend von Blüte zu Blüte, den Wstlichen Nektar schlürfend, summend und brummen- werden Hummel und Diene um die Gunst ihrer Damen, der farbenprächtigen Blumen de» «infamen Talkessel». Ringsum grüßen im Aethcrblau die Berge. Stolz und majestätisch, al« fühlten sic sich zu Wächtern berufen, als Äxiren si« sich ihr» Kraft l>ewußt, umschließen si« fast trotzig das kleine Fleckchen Erde — und der schwarze Tann raunt seine alien, lieben Weisen; die Hellen Birken in zartem Grün flirten mit den roten Buchen und munter eilt plätschernd das Bächlein zu Tale, um freundliche Aufnahne im glitzernden Bergs» zu finden, der gleich einem tiefen, blauen AM« ruhig die friedlich« Landschaft in sich auf- saugt. — Dachstelzchen wippt hastig von Kiesel zu Kiesel, der Feuersala mander sonnt sich nach erfrischendem Dade und Gevatter Specht hämmert lustig und guter Dinge in seiner luftigen Werkstatt. Lin- trächtlglich sitzt zwitschernd und schnäbelnd ein Sticglitzpärchen auf dem schwanken Ast einer jungen Eiche. — Ein Bild tiefen, frohen Friedens. — Mit einem Male bricht durchs Buschwerk stöhnend eine Rehgeiß, schleppt sich mühevoll zum Quell, netzt den brennenden Lecker — und sinkt dann kraftlo» zusammen. Der blumige Nasen färbt sich rot von dampfendem Schweiß. — Mit weitklasfender Wunde hat man sie gehetzt, bi» ihr di« Kraft versagte. — So bleibt sie liegen — regungs- lo», todesmait, geduldig, — fern von ihren Lieben. — Der Wald verstummt, wie ein Alb liegt's auf dem einsamen, weltvergessenen Winkel — tiefe Still« ring». — ' Plötzlich durchfchneidet ein langgezogener Schrei die drückend« Schwül« und neue» Leben flammt in der waidmunden Mutter auf — I «in» ihrer Kinder naht — wehmütig lockt und lockt sie —, bi» endlich voll übermütiger Fronde ein scheckige» Kitz in possierlichen Sprüngen itber die Matte wechselt, um sich gierig an der Mutter Brust zu stärken — und sie, die Todgeweihte, matt und erschöpft, läßt e» sroh geschehen, liebevoll leckt sie da« blanke Fell ihre» Kleinen und die lachende Sonne blickt durch der Zweige Grün auf frohe» Mutterolück. Negung»lo» liegt die Natur im Sonnenglast, kein Lufthauch stört hl« feirrlich Ruh«. — Da knackt'» in den Zwclgkn, al» nahe ein menschlicher Fuß! Angsterfüllt äugt da» Reh in jene Richtung und deckt mit letzter Kraft, mit rigenem Körper den »iU«rndcn Leib dr» Jungen. — Auf die Lichtung ist ein Weib mit offenem Haar getreten, schüchtern erst, ängstlich sich vor Entdeckung schützend; an seinem Busen ruht ein kleine«, zappelnde» Bündel. — Dann tritt es rasch en schlossen an dar schtlfumwucherte Ufer de» See», — wirft mit Rotziger Miene da» wimmernde Bündel, da» ihm für» Leben zu lästig erschien, in weitem Bogen in die spiegelglatte Flut — und verschwindet im Dickicht. — Der See klatscht auf — als lege er Ben sung rin — dann zieht dr gltkernd« Kreche um fei« Gehet: -is- bis oi> »r»-« u» ^ande verlangt habe, wie er ihm auch da« erst« Ehrenwort vollkommen frei- willig gegeben hckb«. Oerlttche Angelegenheiten. Sitzung -es BeAirkuauutchnlfeA b«r «mtdhavptmannschast Schwarzenberg, am 12. Mär» 1924. Vovfltz«nder: Amtshauptmann Dr. v. Schwartz. Senchmigt wurden verschie-ene Nachträge zu Grmeindsstruevordiuingen, ferner riilia« Ortsnetz« über di« kostenlose Totenbestattung sowie Her S. Nachtrag zu den Bestimmungen über -as Mel-owesen im Bezirke -er Amtshauptmamrschaft Schwarzenberg. Geyen mehrere De- mein-everfassunyen und Geschäftsordnungen wuäx Einspruch erho ben. Gleichzeitig wurde d« Amtshauptmannfchaft ermächtigt, bei Dvm»tnüev«rsafsunyen, -i« nicht zu beanstan-en sind, auf Erhebung des Einspruches zu verzichten. Der von einer Gemeinde beabsichtig ten Veräußerung von Demeindeareal wurde die Genehmigung ver- lagt. Don dem Beschlusse der Stadt Aue, au, -rm Bezirks- verband zum 1. Juli 1924 auszuscheiüen, wurde Kenntnis genommen. Die Satzung des öifentlchcn Arbeitsnachweises für Eibenstock u. U. soll der Bezirksoorsammlung befürworten- vor- aelegt werden. Zur Bepflanzung eines Teiles der Stra- ßrnstreck« Aue —Nie-erschlema mit vbstbäumen seitens der Gemein-« NioderMema wurde die Gewährung eines Beitrags und -ie Lieferung der Daumpfähl« beschlossen. Für da» Deutsch« Hi)gieucmnseum in Dresden soll ein Mitqkiedsdcitraq von 30 D.-Ä. in d«n Laushaltplan eingestellt wevdcn. Zum ltmbau je einer Stauanlage in Raschau wü Sosa wurde bedingungsweise Ge. nehmiyung erteilt. Ein Gfeuch aus Beierfeld um Lveilung der unbeschränkten Schankkonzession wurde mangel« Bedürfnisse» abze- lehnt. Ein Gesuch au, Blauenthal um Ausdehnung der Er laubnis zum Deherbe g«n auf vier neu eingerichtete Fremdenzimmer wurde genehmigt. Auf «Ine große Anzahl Einsprüche und Erlaß- gesuche, Zintierstoner betr., wurde teilweise beifällige, teilweise ab fällige Entschließung gefaßt. s " Keine Osterpaust lm Wahlkampf. Die Stellungnahme de» Neichrratos zu der vom Reichstag beschlossenen Einschränkung der Wahlversammlungen während der Osterzeit ist in der Presse vielfach dahin ausgelegt worden, als ob der Reichsvat den Reichstagsbe- Schlüssen seine Zustimmung versagt und damit da» Gesetz zum Scheitern gebracht" habe. Dies ist, wie von amtlicher Stelle mitgeteilt wird, nicht zutreffend. Der Beschluß des Reichstags ist nur mit einfacher Mehrheit gefaßt worden. Da es sich aber um ein vcrsastungsänderndo» Ge'otz handele war Zweidrittelmehrheit erforderlich Mangels Er- füllung dies» Voraussetzung liegt ein gültig» Gesetzesbeschluß des Reichstags überhaupt nicht vor. Für den Neichsrat entfiel daher die Möglichkeit, zu den Abschlüssen des Reichstags Stellung zu nehmen. Er hat lediglich von den Reichstagsbeschlüsscn Kenntnis genommen. * Befreiung von der Veltragspflicht zur Erwerbslosevfürsorge. 8 34 der Verordnung über Erwcrbslosenfürsorge in der neuen Fassung vom 16. Februar 1924 hat den Noichscubeitsminister er- mächtigt, bestimmte Deschäftigungs- oder Prsonengruppen von der Beitragspflicht zur Erwerbslosenfürsorge frei zu erklären oder sie verschieden zu belasten. Nachdem ursprünglich von dem Reichsarbeits- mlnister eine weitergebendo Befreiung ins Auge gefaßt worden war, ist sie auf Grund von Vorschlägen, die der Fachausschuß für Erwerbs losenfürsorge im Verwaltungsrat dcs Neichsamts für Arbeitsvermitt lung erstattet hatte, mit Zustimmung des Rcichsrats zunächst in fol- gcndcm Umfange zustande gekommen: Dcitragsfrci ist eine Beschäf tigung in der Land- oder Forstwirtsck-aft, wenn der Beschäftigt« nur während eines Teiles des Jahres als Arbeitnehmer tätig ist, in der Hauptsache aber vom eigenen land- oder forstwirtschaftlichen Grund besitz lebt (Heuerlinge); das gilt auch für Angehörige solcher Arbeit nehmer. Deitragsfrci ist ferner, — auch außerhalb der Land- oder Forstwirtschaft — «er kür mindesten» ein Jahr oder auf unbestimmte Zeit mit mnid'estens sechsmonatiger Kündigungsfrist eingestellt Ist. * Lkchtblldzwang für alle Eisenbahn-Zeltkarte». Um di« miß bräuchliche Benutzung der Zeitkarten zu unterbinden, wird am 1. April tm ganzen Reichsbähngebiet der Lichtbildzwang für Monatskarten, Wochenkarten und Schülermonatskarten allgemein eingeführt. Diese Maßnahme liegt zuletzt auch im Interesse der Reisenden selbst, da nur hierdurch die weitgehende Vergünstigung der Zeitkarten aufrecht- crhaltcn werden kann. Zur Einführung gelangt das sächsische Ver fahren der Vereinigung von Lichtbild und Zeitkarte auf einem Blech rahmen, die Befestigung geschieht durch eine Derschlußvorrichtnng, die vom Reisenden selbst zu betätigen ist und mithin dessen Selbst abfertigung ermöglicht. Die Dlcchrahmen werden den Zeitkartenin- verebben, hat dort am Bache eine Mutter, das säugende Junge noch an der erschlafften Brust — ausgelitten . . , Und tiefe Still« wie vordem. — Die Ksmmung -es Kerzens. Skizze von K o p e r n i k u l u «. Lothar trat gerade in dem Augenblick bei mir ein, als Ich da» interssante Buch über indische Fakire und Joghis aus der Hand legte. Ich stand noch ganz unter dem Eindruck des Gelesenen und überfiel ihn daher mit der Fcage: „Hältst du es wirklich für möglich, daß man sich lediglich durch die Macht des eigenen Willens töten kann?* „Sich selber? Warum nicht? Aber wer tut so etwas?" „In Indien . . ." „Ach so, die dotzhi«. Aber das ist ja kein Kunststück. Sie hemmen einfach den Blutlauf." „Sie hemm . . „Hemmen den Blutlaus, indem st« da» Herz stillstshen lassen. Sieh mich doch nicht so verwundert an. Hast du noch nie etwa» von willkürlichen und unwillkürlichen Nerven gehört und gelesen? Alle Muskeln werden entweder durch unsern Willen bewegt, z. B. die Arme, Deine, Mund usw. Oder sie bewegen sich von selbst, wie z. B. die Brustmuskeln zum Atmen, das Herz usw. Aber man kann doch den Atem auch willkürlich anhalten, nicht wahr?" „Ja, gewiß. Aber das Herz .. ." „Können manche Leute ebenso regulieren wie die Brustmuskeln. Glaubst du das nicht? Kannst du mit den Ohren wackeln?" „Nein, ich nicht, aber .. ." „Franz, willst du sagen. Ja, der kann das. Auch die Kopfhaut kann er bewegen. Und so gibt es auch Leute, die das Herz stillstehen lassen können." „Ich!" sagte Lothar ruhig. Und, als ich lhn mißtrauisch ansah: „Glaubst du das nicht? Du kannst dich überzeugen." Und schon öffnete er seine Weste und forderte mich auf, meine Hand unter sein Heu-d aus die Drust zu legen. „Fühlst du, wie's klovst?" fragte er. ,La," sagte ich und nickle dabei. „Dann paß auf, ich werde e» gleich stilisieren lassen." Damit schloß » die Augen, und fein Gesicht nahm «inen Ausdruck starker Gcdankrnkonzentration an. Und in der Tat, ich traule meinem Ge fühle kaum, das Pochen Höri« auf. Lin», zwei, drei, vier Sekunden, erschrocken blickte ich zu ihm empor. Da ließ er langsam den Atem au» den Lungen, und sofort begann der Herzschlag wie vorher, seine Augen öffneten sich, und die Spannung au» seinen Zügen wich. Tief atmet« er von neuem und sagte dann langsam: „Angenehm ist da» Experiment nicht, nnd man muß beizeiten damit aufiBren. Sonst . .." „Sonst?" fragte ich gespannt. „Sonst platzt wahrscheinlich die Airto oder vielleicht auch die Venen. Und solch ein innerer Bluterguß wirkt voraussichtlich tödlich." „Das kann ich mir denken." Lothar lächelte lustig: „Di» Poghi» sind also kein« b«hw-»«a Künstler. Lie «chea e» Haber» gegen eine Pfandgebühr von KV Pfg. überlassen, bl« bei Rückgabe de- unversehrten, noch verwendung-fähigen Rahmen« zurück» gezahlt wird. * Rückgabe von Fahrkarte«. Der Umtausch und dl« Zurückgabe von Fahrkarten am Schalter war seit dem vorigen Jahr nur am Lösungetaae gestattet. E» war die« eine notwendige Folge de» u. U. täaltchen Wechseln, der Fahrpreise. Die Bestimmung ist jetzt aufge hoben, solang« di« Währung st«tlg bleibt. Fahrkarten tönnrn «leder innerhalb ihrer Gültigkeitsdauer gegen Erstattung de, Fahrgelde, zurückgegeben oder gegen andere umg«tauscht werden, sowie sie von den Schaltern al» verstempelt verrechnet wer-en können. * Bezlrk»obstbauv«r«in. Der Daumpflrgekursu« unter Leitung b«» Oberamtsstraßenmeister» Beilicke in Schwarzenberg findet jeden Mitt woch nachmittags von 2—S Uhr statt. Weitere Teilnehmer sind will kommen. Treffpunkt am 19. Alärz: Garten de» Prtnz-Albert-Stift» am Ottenstein. Gute Baumsäge und scharfe» Baumbefchneidemeffer sind mitzubrlngrn. Aue, 17. Mär». Vorigen Dienetag hielt Fränk-'" Dlehl aus Slsenach im Nlkolaipfarrhau» «inen Vortrag üb» d.c Neuland- Bewegung. Sie zeigte mit klaren packenden Worten, wie Materia lismus, Flachheit und undeutsches, vaterlandsloses Wesen sich Immer breiter machen und einen Ausstieg Deutschland» verhindern, wie darw» eine Jugend nötig ist, die mit ihrem ganzen Wesen und Leben fmt eine innere Erneuerung unsere- Volkes arbeitet, au» der allein eine äußere Erhebung kommen kann. In der Neuland-Bewcgung sammelt sich diese Jugend, die wieder wahrhaft deutsche Gesinnung und kraft volles Lhristsein ins Volk tragen will. Die zahlreich erschienenen Zu hörerinnen, die zum Teil auch aus Schneeberg, Niederschlrma und Lauter gekommen waren, nahmen den Dortrag begeistert auf und wünschten, Neulandarbeit und Neulandgeist näher kennen zu lernen, um mitzuarbeiten an seinem großen Ziele. Sie treffen sich Dienstag, den 18. März, abends 8 Uhr im Pfarrhaus St. Nikolai. Aue, 17. März. D» Eisendreher Ernst Falk in Zschorlau feiert« am Sonnabend sein 2Sjährige» Arbeitsjubiläum bei der Firma Emst Geßner, Aktiengesellschaft. Er wurde von der Direktion beglückwünscht und beschenkt. Auch seine Arbeitskollegen erfreuten den Jubilar durch Defchenke sowie durch Schmückung seine, Arbeitsplatzes. Bernsbach, 17. März. Der Frlihjcchrsbußtag, der auch in diesem Jahre al» kirchlicher Feiertag gehalten wird, findet in diel» Woche am 19. März statt. An ihm ist nicht nur früh 8 Uhr Abendmahl und 9 Uhr Hauplgottesdlenst, sondern abends 8 Uhr Passionsandacht (letzter« im geheizten Pfarrsoal). Auf diese Abendstunde werden vor alle« die hingewiesen, die früh nicht zum Gottesdienst komme« können. Zwickau. In der Schedewitz» Kammgarnspinnerei stürzte ein« Arbeiterin durch eine für Maschinentransport bestimmte Ocffnnng i» der Decke aus . dem oberen Saal« Ins unter« Stock. :rk und erlitt dabei tödliche Verletzungen. --- Reichenbach. Der Zimmermann Hölzel, der in einer ^»sige» Tuchfabrik beschäftigt war, wurde von einer Tranrmissionsr - er faßt und mehrmals herumgeschleudert, so daß er Arm und Bein» brach und sofort tot war. " Leipzig. Ein Straßenbahnschoffner wurde in der Straßcnbaha- halle beim Besteigen eine» in der Fahrt begriffenen Wagen» zwischen ein Tor und den Wagen geklemmt und tödlich verletzt. Aus -en Parlelen. " Schirgiswalde. Nachdem Dürgermcist» KeßleIn, der Vor sitzende der sächsischen Zcntrumspartei, aus dem Zentrum ausgetreten ist und sich der neugegründeten Ehristlich-sozialen Dolkspartei ange schloffen hat, sind seinem Vorgehen eine Reihe anderer im öffentlichen Leben stehender Personen erfolgt, so Stadtrat Joseph Trepte, der bis herige Vorsitzende der Ortsgruppe Schirgiswalde der Zcntrumspartei und der Stadtverordnete Lehrer Tischa, der sein Mandat al, Stadt verordneter niedergeleqt hat. Demut ist eine Sualtung der Zentrums- po.rtei im Ltadtverordnetenkollegium herbeigeführt. Diese Vorgänge sind angesichts d» bevorstehenden Mahlen bemerkenswert und werden, da Schirgiswalde bisher Mittelpunkt de- Zentrums war, sympto matisch für ganz Sachsen sein. j Konzerte, Theater, Vergnügungen. Schneeb«rg, 17. März. Das Frühjahrsgastspiel der Sächsische» Landesbühne findet am Sonnabend, dem k. April, bis mii Freitag, dem 11. April, statt. Di« Vorstellungen sind in 2 Reihen gegliedert. !-! _>!>—U.UUS—! > wahrscheinlich aus Sparsamkeit. Und wenn ich einmal Selbstmord begehen will, habe ich's billig." Fast ein halb«» Jahr lang hatte ich nach diesem Gespräch meinen Freund nicht zu Gesicht bekommen. Da traf ich ihn auf einem Gang durch die Stadt. Ich erschrak über sein Aussehen, und er begrüßte mich mit einer Hastigkeit, die das Verstörte seine« Wesens geradezu unheimlich machte. Er schob seinen Arm heftig unter den meinen und zerrte mich gewaltsam in ein nahegelegenes Cafö, in welchem wir oft miteinander gesessen und geplaudert hatten. Es war ziemlich leer; trotzdem stieß «r mich förmlich vorwärts, bi» wir in dem dämmerigen, stillen Seitenstübchen Platz genommen hatten. „Sekt!" rief er dem Kellner zu, und ich staunt«; denn solchen Luxus l?atte Lothar, den wir bisweilen sogar wegen einer gewisse» Knickerigkeit verulkt hatten, sich nie geleistet. Aber wer findet sich nicht in «ine Situation, in der er auf anderer Leute Kosten Cham pagner trinken kann? Auch mich beruhigt« dies« Bestellung also ge wissermaßen. Ich bot ihm Zigaretten an, von denen er mechanisch Gebrauch machte, und fragte, indem ich ihn, allerdings ein wenig unsicher, anblinzelte: „Was ist denn lo, mit dir?" Wild fuhr er herum, wie au» d«m Schlaf geschreckt und starrt« mich groß und fremd an. Aber als der Kellner den Sekt gebracht hatte und Lothar die ersten Züg« tat, kam Leben in fein Mienenspiel. „Du kamst mir gerade recht," flüsterte er. „Denn so Hot doch wenigstens einer was von dem seltenen Schauspiel, da» ich mir selber und dir in den nächsten Minuten geben werde." Mir wurde seltsam unheimlich zumute bei diesen rätselhaften Worten, und ich faßte den Freund, der sich in seinem Wesen so ver ändert hatte, prüfend ins Auge: „Was willst du denn tun?" Er überhörte die Frage und zischt« mit verzerrtem Lachen: ,Lst dein Hcrz schon einmal mit dir durchgegangen?'' „Ja, wie meinst du da» .. .?" „Sei still! Ich will mich nicht unterhalt«». Hier an diesem Tische war e." Er schlug mit der Faust auf die Platte. „Und hlcr will ich ihm auch dir Kandare anlegen. Leb wohl, lieber Walcher." Damit schloß er die Augen und preßte die Lippen zusammen. Ich wußte zuerst nicht, wa» er wollte. Aber dann fiel mir jenc» Gespräch «in, ich begriff und schrie auf. Ich wollt« mich auf ihn stürzen, um ihn zu hindern. Und wi« «ine Eingebung kamen mir die Wort«, bi« ich ihm ausgerrgt zuriif: „Dcnlst du an Anno von Großmann? «*i« licht dich ja, Mcnsch, halte ein! Ich sprach mit ihr gestern. Sie fürchtet nur, du spielest mit ihr, und darum .. ." Schon hatte ich seine Schulter» gepackt und rüttelte ihn, um sein Blut in Bewegung zu bringen. Und er selbst riß die Augen auf in wahnsinniger Angst und gurgelte auf. Un- die Angst in den Augen brüllte nach Leben, eine furchtbar verzweifelt» Anstrengung, das Herz wieder zum Schlagen zu bringen, s-.erte beut- lich au» ihnen. Aber zu spätl Sr brach stöhnend zusammen. Dir Natur hott» launi'ch das Spi«l geduldet; jetzt aber im tödlich-bitteren Ernst kannte st« lein Mitlrib, st«, die über all« Herzen verfügt, ab« st Kr -ein» hat.
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