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Erzgebirgischer Volksfreund : 23.08.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192408236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19240823
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19240823
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1924
- Monat1924-08
- Tag1924-08-23
- Monat1924-08
- Jahr1924
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 23.08.1924
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dem d« Ausländer etwa an die Stelle de» deutschen Beamten, also etwa des Ftnanzministers, tritt, und an seiner Stelle ver waltet. ", Abg. Hergt (Dntl.) fragte daraus, wie es denn gejtomnmr sei, daß die MinderunasNausel, der Minderungsindexe für die Endzahlen von 2^ Milliarden, vorgesehen sei. ' Dr. Luther: Diese Frage war, wie die Dinge einmal politisch lagen, nicht loszulösen von der Fraged e r a l lg e. meinen Haushalttontrolle. Wir haben aber er reicht, daß wir keinerlei Kontrolle der Ausgaben unseres Haus,. Haltplanes haben. (Abg. Hergt: Das kommt nachher bei den Storern!) Nein, wir haben keinerlei Kontrolle für die Aus gaben unsere« Hauchaltplanes, sondern wir haben nur Kon- trollen Uber gewisse Einnahmen. Das ist ein ganz ungeheurer Unterschied. Wenn wir eine Ausgabenkontrolle gehabt Hütten, wären wir in die Lage gekommen, daß wir überhaupt keine selbständige Verwaltung in Deutschland mehr führten. Nach dem bis jetzt geltenden Recht bestand eine Ausgabenkontrolle, amd diese ist beseitigt. Es kann aus dem Vertrage gegen uns eine Verfehlung nur festgestellt werden, wenn es sicht, um eine quantitativ nennenswerte Verfehlung handelt, und wenn 2. die Absichtlichkeit der Ver^hlung festgestellt ist. Auch haben wir bei jeder Ge legenheit darauf hingewiesen, daß wir die Summe von 2,5 ^Milliarden fiir. so hoch halten, daß man zwar, wenn man sich Idazu entschlossen hat, alles tun wird, um seine Pflicht zu qr- ,füllen, daß man aber begründeten Zweifel daran hat, ob es inöglich sein wird, eine solche Summe aus unserer Volks wirtschaft hevanszuwirtschaftvn. Hierauf begründete Geheimrat Ernst vom Reichs- finanzministerium das Kapitel 3 des Protokolls, das die gah- stungen aus 'dem deutschen Reichshaushalt und die Einrichtung deiner Aufsicht über die Einnahmen aus den Zöllen und über !die Abgaben auf Alkohol, Tabak, Dier und Zucker betrifft. Die Abg. Dr. Reichert (Dntl.) und Könen (Kom.) kritisieren die überaus weitgehenden, deutschen Zugeständnisse der Finanz, und Steuerkontrolle. Dr. Reichert wies insbeson dere darauf hin, daß die Freiheit des Ministers in Erlaß und 'Stundung von Steuern in wichtigen Fällen genomnren sei. Dr. Luther erklärte, daß niemand mehr als die deutsche Regierung es beklage, daß nach dem Sachverständigen-Gutachten pine Kontrolle ganz bestimmter Einnahmegruppen stattfinde, und zwar in der Hauptsache aus psychologischen Gründen. Es gebe gar kernen Zweifel, daß gerade diese Dinge gegenüber der Bevölkerung innenpolitisch außerordentlich unbequem wirken könnten, aber wir wollen doch auch nicht, vergessen, was jetzt hilft. Abg. Dr. Hilferding (Soz.): Das Garantiekomitee ^atte das Recht einer vollständigen Haushaltkontrolle. Dem gegenüber bedeutet die jetzt vorgesehene Kontrolle einen wesent- lichen Abbau. Vollständig vermieden ist die Kontrolle für die Ausgaben und für alle direkten und Verkehrssteuern. Die Kontrolle bleibt nur bestehen fiir die verpfändeten indirekten Steuern und hier wird sie ebenfalls auf ganz bestimmt um schriebene Fälle beschränkt. Der Fall,'daß tatsächlich die Be- fugnisse des kontrollierenden Kommissars in einer für Deutsch land gefährlichen Weise praktisch werden könnten, ist wohl außerordentlich unwahrscheinlich. Nach weiteren Ausführungen von Abgeordneten der veutschnationalen und Nationalsozialistischen Partei gibt G e - heimrat Kastl eine ausführliche Darlegung über die Be lastung, die Deutschland durch das Gutachten durch den Lon doner Zahlungsplan und durch das Angebot vom 7. Juni 1923 erwachsen werden. Die Weiterberatung erfolgt morgen. Die Absage -er Deutschnattonalen. Berlin, 21. August. Die deutschnationale Reichstags fraktion sprach heute nachmittag in län gerer Sitzung ihre Zustimmung zu der bisherigen Haltung der Parteileitung aus. Sie stellte einstimmig fest, daß sie nach wie vor auf dem in ihren'sieben Punkten vorn 22. Juli 1924 und in der Rede des Abg. Dr. Hötzsch vom 26. Juli festgelegten Standpunkt beharrt. . * Die „Deutsche Zeitung" sagt: Soweit wir unterrichtet sind, bedeutet diese Verlautbarung der Deutschnationalen die unbe dingte Ablehnung des Londoner "Abkommens und der im Dawesbericht vorgesehenen Gesetze. Die „Bossische Zeitung" schreibt: Das „Nein!" der Deutsch- Vmtionalen ist zwar nicht wörtlich ausgesprochen oder angekün- bigt, aber die Berufung auf die Veröffentlichung vom 15. 8. genügt vollauf. Bian wird sich jetzt nur noch mit den Folge ¬ rungen zu beschäftigen haben, die die Regierung au» dieser Haltung der Demschnotionolen ziehen wird. Der „Vorwärts" schreibt: Die Deutschnationalen baden "durch ihren Beschluß sich selbst und dem Reichstag der Inflation das Urteil gesprochen. Mit diesem Reichstag läßt sich der Lon- doner Vertrag nicht durchführen. Das Blatt teilt weiter mit, daß auch der sozialdemokratische Vorstand gestern einmütig der Meinung war, daß der Reichstag der Auflösung verfallen müsse. Auf keinen Fall könne davon die Rede sein, daß der Volksentscheid als Ersatz für die notröendige Neuwahl zur An- Wendung gebracht werden dürfe. Das „Tageblatt" glaubt, daß die Deutschnationalen noch nicht das letzte Wort gesprochen haben. Das Wort „Ablehnung" käme in der deutschnationalen Erklärung nicht vör. Wenn auch Hergt und Westarp gesprächsweise erklärt hätten, daß die Ent- schließung der Deutschnationalen als glatte Ablehnung auf- zusassen sei, glaubt das Blatt annehmen zu dürfen, daß die Formulierung den Weg zu Verhandlungen mit der Regierung und den Äoalitionsparteien frei machen soll. Das Blatt schreibt rveiter, es habe Grund zu der Annahme, daß sich im Reichsland bund ein Stimmungswechsel zu vollziehen beginne. Die Mit teilung des Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht, daß er wahr scheinlich bei Ablehnung der Dawesgesetze zu einer wesent licher Verkürzung oder Einschränkung der Kredite schreiten müsse, habe in den Kreisen ^des Landbundes starken Eindruck gemacht. Der Vorstand der sozialdemokratischen Reichs- tagsfraktion kam heute mit Bezug oqf die durch die Haltung der Deutschnationalen entstandenen Lage zu der Entscheidung, daß bei Nichtzustandekommen einer Zweidrittel-Mehrheit fiir die Gutachtengesetze unter allen Umständen dieAuflösung des Reichstags verlangt werden müsse. Essen, 21.- August. Eine Sitzung der gesamten Führerschaft des rheinisch-westfälischen Industriegebietes vom Gewerk- schaftsring deutscher Arbeiter-, Angestellten- und Beam tenverbände nahm folgende Entschließung an: Der Gewerk- schaftsring deutscher Arbeiter-, Angestellten- und Beamtenver- bände des rheinisch-westfälischen Industriegebietes und die-an geschlossenen Verbände sind der Ansicht, daß die ungeheuerliche wirtschaftliche Notlage, in der sich die Arbeitnehmer insbeson dere des-Industriegebietes befinden, vorwiegend zurückzuführen ist auf die unsicheren außenpolitischen Verhältnisse. Sie be grüßen deshalb das Resultatder Londoner Konfe renz, weil dieses bei seiner Durchführung unserer poli tischen sowohl als auch unserer wirtschaftlichen Lage wieder eine feste-Grundlage gibt, die nicht zuletzt auch mildernd auf den bisherigen Druck wirken wird. Die gesamte Arbeitnehmer schaft des politis chneutralen Gewerkschastsringes erwartet des halb von allen politischen Parteien, daß sie alle wirtschaft lichen Bedenken zurückstellen und in, Interesse -er Bewohner des Ruhrgebietes sich restlos für die Annahme des Londoner Paktes einsetzen. ' - ' Konferenz Ler Wirtschastsführer. Berlin, 21. August. Der Reichsverband derdeut- s chen Industrie, der deutsche-I ndustrie- und Han- delstag und die Wirtschaftsausschüsse für die besetzten Gebiete halten morgen in Berlin eine gemein same Beratung über dip Londoner Beschlüsse ab. London nimmt an. London, 21. August. Der gestrige britische Kabinettsrat, an dem di« Vertreter der Dominions teilnahmen, hat ein- -stimmig das L ond oner A b k om men geb ill-ig t. Die französische Regierungserklärung. Paris, 21. August. In der Regierungserklärung, die Herriot in der Kammer verlesen hat, heißt es u. a.: Die französische Delegatton glaubt, Wesentliches ausgerichtet zu haben. Es ist ein erheblicher Erfolg, wenn die Kohlen-, Koks- und Farbstofflieferungen über die im Vorträge von Ver sailles vorgesehenen Fristen weiterlaufen. Das Abkommen zwischen den alliierten Negierungen und der deutschen Regie rung ist nach unserer Ansicht das Kernstück der Konferenz. (Beifall links, Unruhe rechts.) Der ernste Charakter der Kon- vertierungsfrage wird von niemand übersehen. Das Repa rationsproblem ist ein Konvertierungsproblem, wie die Sach verständigen selbst zugegeben haben. Die Londoner Konferenz, die allen Schwierigkeiten entschlossen zu Leibe gegangen ist, hat auch hier nicht diktiert, eine Methode, die zwar die Eitel-- leit befriedigt, die aber bei der Durchführung selbst hinderlich wirkt. Bei Besprechung der Räumung des Ruhrgebiet'es er klärte Herriot: E- habe nicht von ihm und vielleicht auch nicht! von Macdonald abgehanaen, diese Frage beiseite -u lassen. Es sei der französischen Delegation jedoch kl« geworden, daß die für die Durchführung be» Dawe«planes notwendigen Der-! etnbarungen unmöglich ohne befriedigende Lösung de« Ruhki Problems zu verwirklichen war. Obwohl er sich geweigert) habe, diese Frage.auf das Programm der Londoner Konferenz! setzen zu lassen, habe er dieses Problem doch nicht beiseite- schieben können. Der französische Ministerrat habe dann eintz Höchstfrist von einem Jahr beschlossen. Darüber hinauszugehen hätte geheißen, dpn Abbruch der Konferenz riskieren. Marr Mußte wählen zwischen der Wiederherstellung der interalliiert ten Entente und der Aufrechterhaltung der isolierten Aktien. Er habe die Wahl getroffen. Aber die ganze Angelegenheit bleibe in der Schwebe, und das Parlament werde seinerzeit seine Wahl treffen können. Bezüglich der Kölner gone sei unter den Alliierten beschlossen worden, eine Räumung nicht ins Auge zu fassen, bevor Deutschland seinen Verpflichtungen aus dem Versailler Vertrag einschließlich der Abrüstung nach gekommen sei. Herriot erklärte dann weiter, daß Uber einen deutsch-französischen Handelsvertrag an: 1. Oktober in Paris verhandelt werden solle. Die Londoner Konferenz bedeute nur eine Etappe auf dem Wege zum wahren Frieden. Der Völker-! bund habe das begonnene Werk weiter fortzusetzen. Die Schluß, warte des Ministerpräsidenten wurden wiederholt von starken! Beifallskundgebungen auf der Linken unterbrochen. Eine von! den Abgeordneten Bokanowski eingebrachte Tagesordnung desj Inhalts, die Besprechung der Interpellationen über die Lon-- doner Abmachungen zu vertagen, bis der Kammer die Bez schlüsse der zuständigen Kommissionen zugegangen seien, wurdc- nachdem Herriot den Antrag entschieden bekämpft und er klärt hatte, die Regierung wünsche, daß alle notwendigen! Erklärungen von den Ohren des Volkes abgegeben werden mit 323:209 Stimmen abgelehnt. ? Das neue Reichsmünzgesetz. Ueber den wesentlichen Inhalt des Münz gesetzt entwurfs, der gleichfalls auf Grund des Dawes-Bericht» dem Reichstag vorgelegt wird, wird folgendes mitgeteilt: Künftig gilt im Deutschen Reiche die Goldwährung. Ihre Rechnungseinheit bildet die Reichs m a r k, die in hun^ dert Goldpfennige eingeteilt wird. Alleinige gesetzliche Zah( lpngsmittel sind: > 1. die Goldmünzen und die Reichsmarknoten unbeschränkt; 2. die Silber- und Pfennigmünzen jedoch mit der Bc4 schränkung, daß niemand verpflichtet ist, Silbermiinzen im Betrage von mehr als 20 Reichsmark und Pfennigmünzen im Betrage von mehr als 5 Reichsmark in Zahlung zu nehmens Don den Reichs- und Landeskassen werden auch diese Münzen! in jedem Betrage in Zahlung genommen. / Als Reichsmünzen sollen ausgeprägt werden: s 1. als Goldmünzen Stücke über 2 0 und 10 Reichs, m a r k. Als Reichsgoldmünzen gelten bis auf weiteres auch die früheren Goldmünzen; 2. als Sill> ermünzenstücke über die Werte von 1 bis 5 Reichsmark. Als Reichssilbermünzen aelten bis auf weiteres auch die auf Grund des Gesetzes vom 20. März 1924 geprägten Silbermünzen; 3. Stücke über 1, 2, 5, 10 und 50 Reichspfennige. Als Reichspfennigmünzen gelten bis auf weiteres auch die Ron- tenpfennigstücke und die früheren Kupfermünzen. Der Gesamtbetrag der Münzen zu 5 Reichsmark und darunter wird 20 Reichsmark auf den Kopf der Bevölkerung nicht übersteigen. Das Verfahren bei der Ausprägung wird vom Reichsfinanzminister mit Zustimmung des Reichsrates ge- regelt. Bei -er Ausprägung der Goldmünzen werden auf 1 kg! feines Gold 139,5 Stücke 20 Reichsmarkmünzen und 279 Stücke 10 Reichsmarkmünzen ausgeprägt. Das Mischungsver^ hältnis beträgt 900 Teile Gold und 100 Teile Kupfer. Be den Silbermünzen und den auf Neichspfennige lautendem Münzen wird das Mischungsverhältnis von dem Reichsfinanz. Minister im Einvernehmen mit dem Rcichsrat festgesetzt. Die Altswerlungskämpfe. tVVv. Der 18. Reichstagsausschuß, der die Aufwertungs- frage zu prüfen hat, hat einem Unterausschuß eine Fülle vom Anträgen und Richtlinien übergeben und selbst zunächst seins Arbeit eingestellt. Da fast alle Parteien sich vor der Rcichs- tagswahl über das Aufwertungsproblem geäußert und ihren Anhängern gewisse Zusagen gemacht hatten, mußten bei Zu sammentritt des neuen Reichstags diese Fragen gründlich be handelt werden. Das größte Interesse beanspruchen die An träge der Deutschnationalen und des Zentrums, welche den ginsendienst für die Reichsanleihe wieder ausgenommen haben wollen, wenn auch zunächst nur in geringem Umfange. Solche den Bender, der mit mir aus eigem Dorf war. Dumm war er uicht und auch nicht ungeschickt im Dienst, aber hautschlocht war er, und Herr Leutnant werden wissen, eines Tages, nachdem die Franzosen immer und immer wieder die Zettel herübergewor- fen hatten, daß wir's bei ihnen wie im Himmel hätten, wenn wir nur mal rüberkämen, eines Tages also war der Bender weg und wir wußten auch wo er war. Ein Jahr später, Herr Leutnant werden es ja auch noch wissen, wurde ich gefangen. Da sitze ich einmal in meinem wüsten Loch; da sieht cinex zum Fenster rein und grinst mich an und wie ich ihn näher an- sehe, wer ist's, der Bender! „Na, wie gehts?" sagt er und lacht. „Besser gings uns, wenn wir mehr solcher Kerle hätten- wie Du einer bist" sag' ich. „Wieso?" fragt er. „Na," sag' ich, „das meine ich so: Wenn nämlich alle Schandkerle unter uns zu den Franzosen übergelaufen und dafür die Tüchtigen uns geblieben wären?" Da lief er schimpfend weg. Und drei! Tage später wischte ich den Franzosen wieder aus und kam, auch glücklich zu den Unseren und konnte wieder Mitkämpfer Den Kopfschuß erhielt ich ja erst zu allerletzt. — Ja, Herr Leut-! nant, sehen Sie, das alles fiel mir eben wieder ein, als Herr Leutnant sagte, er wolle fort. Was soll denn aus uns wer den, wenn auch die Braven und Tüchtigen von uns fortgehen?, Die brauchen wir doch nun erst recht!" Erich schwieg. Schwieg lange und ging in tiefem Nach denken neben dem Blinden her. Dann sagte er, die Hand des Mannes herzlich schüttelnd: „Ich danke Ihnen, Bahlke. Ich glaube, es war ein Wink des Himmels, daß ich Sie heute so unsanft anrennen mußte. Auf Wiedersehen!" — Eine Stunde später stand auf Inges Tisch ein Strauß roter, vollerblühter Rosen. Und zwischen ihnen lag ein Brief chen. „Meine Inge, verzeih mir, wenn Du kannst! Aber Dein! großes Her- war es, das recht hatte und nicht mein kleine wütiger Kopf. Darf ich mir heute noch Deine Verzeihung Er hat sie sich geholt und die Stunde warmen Glücks, big er bei der Geliebte^ fand, hat ihm für. alle. Zeit gx-eigt, wq lÜ« H?iMt.wa^ aber mein Kopf und meine Hände sollen da arbeiten, wo man mehr denn je tüchtige Menschen braucht. Ueberlege einmal, Erich, wenn alle Tüchtigen so dächten!" Der junge Mann hatte sich erhoben und sah sie bitter an. „Wenn Du mich liebtest, würdest Du anders sprechen. Ich rede Dir deshalb auch nicht mehr zu. Aber ich fühle, daß ich zugrunde gehen würde an Leib und Seele, müßte ich hier blei ben. — Mögest Du Deine Worte nie beruen. — Leb wohl, Inge." In seinem Dahinstürmen, ganz zerrissen vor Schmerz und Enttäuschung, sah und hörte er nichts, bis er auf einmal mit einem Menschen zusammenstieß, der langsam, einen Hund an der Leine haltend, dahingeschrittcn war. Mechanisch murmelte Erich eine Entschuldigung, sah aber im Augenblick, daß er einen Kriegsblinden vor sich hatte und gleichzeitig erkannte er ihn auch. Cs war Franz Bahlke, einer seiner eigenen Sol daten, der erst in den letzten Kriegstagen durch einen Kopf- schuß das Augenlicht verloren hatte. „Ach, Bahlke, Sie sind's! Verzeihen Sie mir, aber ich bin wirklich, ohne zu schauen, dahin gelaufen! Sie sind wohl recht erschrocken?" „I wo, Herr Leutnant, das kommt öfter vor. Im Gegen- teil, freuen tue ich mich, daß ich Herrn Leutnant wieder ein mal höre, — sehen kann ich ja leider nimmre sagen! Aber wie geht's denn Herrn Leutnant, wenn ich fragen darf?" „So gut, Bahlke, daß ich so bald als möglich nach Süd amerika dampfe und dort ein neues Leben anfangs!" Der Mann neben ihm wurde auf einmal ernst. „Das ist aber bös, Herr Leutnant," murmelte er. „Bös? Ja warum denn bös? Beneiden Sie mich doch lieber!" „Nee, Herr Leutnant, darum nicht. Aber wenn Herr Leut- naut so sprechen, da fällt mir gerade was ein. Darf ich'» mal erzählen?" „Nur zu Dahlke, ich höre zu." „Also, da hatten wir doch einen unter uns, Herr Leut, nant werden sich ja wohl erinnere, so. einen xotbaarigW Kxxl, Das Tüchtige. Deutsches Zeitbild von M. A. v. Lütgendorff-München. „Hurra! Inge, nun können wir Heimten! Endlich, end lich, Liebste, nach so langem Warten!" Das schöne Mädchen trat dem Jubelnden freudig und tief erglühend entgegen. „Wie ist das möglich Erich, so schnell auf einmal?" „Ja, Liebling, laß Dir nur erzählen, wie es kam. Ganz heimlich hinter Deinem Rücken schrieb ich nämlich an Onkel Robert in Chile und klagte ihm mein Leid. Daß wir uns lieb hätten, daß wir aber unter den gegenwärtigen Verhält nissen gar nicht ans Heimten denken Ünnten, und daß ich mich in meine Bürostellung auch so ganz und gar nicht hin- einfinden könne. Und daß wir beide jung und gesund wären und klare Sinne und kräftige Arme hätten. Darauf schrieb er mir denn heute, wir sollten nur hinüber kommen. Er wolle die Ueberfahrt bezahlen und heiße uns herzlich willkommen. Arbeit, schöne gesunde Arbeit fände sich bei ihm in Hülle und Fülle. Was sagst Du nun, Liebste?" „Ich sage, was tun wir in Chile? Wir haben doch unsere Heimat? Eine Heimat, die, weiß Gott, unsere klaren Sinne und kräftigen Arme notwendiger braucht, als das ferne und fremde Land da drüben!" Wie aus allen Wolken gefallen starrte Erich die Ge liebte an. „Aber Inge! Inge! Wie sprichst Du denn? Wäre ich noch Offizier, so dächte ich natürlich nicht ans Auswandern, aber ich sage selbst: was haben wir denn beide vom Leben, so wie cs jetzt bei uns steht? Jeder wird zermürbt durch unbe friedigende Arbeit und dabei keine Hoffnung auf ein bischen Glück. Wie lange sollen wir denn noch aufeinander warten?" „Sei nicht böse, Liebster, aber ich kann nicht anders. Ich geh' nicht hinüber. Jeder Handgriff, den ich drüben machte, käme mir wie ein Diebstahl an meiner annen Heimat vor. find wenn wir auch kein Glück haben, in Gotte» Namen denn,
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