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Sächsische Elbzeitung : 22.11.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-186111220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-18611122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-18611122
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1861
- Monat1861-11
- Tag1861-11-22
- Monat1861-11
- Jahr1861
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 22.11.1861
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379 noch einen Reiz mehr verleiht: dort sprudelt der Born der Sage noch frisch und sinnig, viele Bilder und Deu tungen der Alten über die dortigen Erscheinungen haben sich erhalten und sind auf unsere Tage gekommen, und wenn wir auch nicht mehr mit dem kindlich-einfältigen Glauben wie sie, an denselben hängen, so erfreuen wir unö ihrer doch, hören die alten Erzählungen gern, und bewundern den Neichthum der Phantasie, der auö ihnen hervorlcuchtct. So erzählt man sich denn, nächst vielem Anderen, auch Nachstehendes: „Unterhalb der alten Stadt Bacharach, wo sich daS Rheinthal erweitert und die Wellen sanft und breit dahin fließen, erhebt sich, der kleinen Stadt Kaub gegenüber mitten auö dem Strome ein Felsen, auf welchem die so genannte Pfalz steht, ein viereckiges, thurmähnlicheö Ge bäude, von ganz sonderbarer Gestalt, versehen mit vielen Zinnen und Thürmchen. DaS Gebäude ist sehr alt; denn die Pfalzgrafeü am Rhein hatten schon im 11. Jahrh. die Pfalzgrafschaft und die damit verbundenen Länder erblich erhalten und gehörten zu den vornehmsten Fürsten deö deutschen Reiches. In daS Innere deö Gebäudes ge- langt man durch eine Fallthüre, welche an der Seite nach dem rechten Stromufer angebracht ist und zu welcher eine schmale Treppe führt. DaS ganze Innere bietet weniger Merkwürdiges dar, als daö Aeußcre. Ein kleines Ge- mach zeigt man, in dem der Sage nach die Pfalzgräsinneo deS Rheingau ihr Wochenbett abhallen mußten. In den Felsen ist ein tiefer Brunnen gehauen, der seine Quelle nicht im Rheine hat. Unterirdisch besinden sich mehrere Gewölbe, die früher zu StaatSgefängmsscn benutzt wurden. Um den Thurm herum, auf dem Rheine, ist immer ein regeö Leben von Schiffern und Fischern. Unterhalb der Pfalz rücken die Rhcinufcr wieder näher gegeneinander, und hinter der Stadt Oberwesel, auf dem linken Ufer gelegen, nehmen sic eine schauerlich wildroman tische Gestalt an. Das Thal verengt sich immer mehr und der Strom muß durch einen Engpaß, durch welchen er sich mit aller Gewalt Bahn bricht und, eine Krümmung,bil dend, mit Ungestüm an die sich ihm cntgcgenstcllcnden Fel sen anprallt. Die Wellen schäumen und brausen hier sehr, und der reißende Fluß bildet nahe am Ufer zwei gefähr liche Wirbel, welche schon manches Fahrzeug verschlungen haben. Der eine dieser Wirbel heißt daö Gewirre; der andere wird die Bank genannt. Der letztere Strudel wird dadurch gebildet, daß der sehr tiefe Strom von einer theilö unter dem Wasser verborgenen, thcils über dasselbe hervorragenden Felsengruppe in seinem Laufe gehindert wird, daher sich hier die Wogen in einem weit gezogenen schäumenden Kreise bewegen, der Alles, was in sein Be reich kommt, blitzschnell erfaßt, sortreißt und verschlingt. Um an dieser äußerst gefährlichen Stelle glücklich vorüber zu kommen, versäumen die rührigen Schiffer und Floß- führer nicht, vorerst betend sich dem allcrobcrstcn Schutz herrn zu empfehlen und beobachten dann folgendes Ler fahren : „Wenn sie bis in eine gewisse Entfernung von dem Strudel gekommen sind, wird von ihnen ein großer, schwerer, in Bereitschaft gehaltener Baumstamm an daö vordere Ende deö Fahrzeugs gebracht, und während diesen der Strudel erfaßt und umherwirbclt, erhält dadurch daö Fahrzeug eine Neigung nach der andern Seite deö Stromes, und gelangt bald außer Bereich deö Wirbels. Ungeheure Aufmerksamkeit, Umsicht und Kraftanstrengung gehört aber trotz dieser Vorkehrung noch dazu, daö Schiff oder Floß dem gefährlichen Strudel glücklich vorüber zu führen. Jener Baumstamm führt in der Schiffcrsprache den Name» Hund. Haben die Schiffer mit Gottes Hilfe diese Gefahr überwunden, so droht ihnen gleich darauf wieder eine neue Gefahr. "Nach einer kurzen Biegung deö Stromes starrt ihnen plötzlich von der rechten Uferseite herein ein mäch tiger Basaltfelscn entgegen, der sogenannte Lorelei felsen, dessen furchtbaren Klippen sie von der heftigen Strömung.unrettbar entgegen getrieben werden, wenn sie nicht mit der äußersten Borsicht zu Werke gehen. Dieser Felsen ist eS nun, ber wegen seines herrlichen Echo'S einen weltberühmten Namen erlangt hat. Der Zu ruf der Vorübcrfahrenden oder ein Schuß, oder ein Hornklang wird durch ein sünfzchnmaligcs Echo wunderschön zurück- gegeben. DaS Sonderbare und Staunenöwürdigc dabei ist aber, daß sich der Ruf oder Ton, nicht wie bei andern Wiederholten, abgcprallt zurückgiebt, sondern der Laut scheint auS dem Innern deS FclsenS, wie aus einer heiligen Halle hervorzugehen. Der Hauptgrund dieses merkwürdigen Echo's mag wohl in der sonderbaren Gestalt des FclsenS liegen, jedoch hat gewiß auch die mehr oder weniger große Feuchtigkeit der Luft einen wesentlichen Einfluß auf diese Erscheinung. Die beste Stelle, daö Echo zu hören, ist die Mitte des Flusscö, oder daS linke Ufer. Die gedachte Merkwürdigkeit und Eigenthümlichkeit, und die Gefahren, welche dem unvorsichtigen Schiffer in der Nähe dieses FclsenS drohen, haben wahrscheinlich An laß zu folgender Sage gegeben, und der Felsen selbst trägt seinen Namen „Lurlci" nach dieser Sage. Tief im Felsen, von den Wogen dcü Rheins bespült, befand sich ein prächtiges Schloß, daö von der über alle Beschreihung schönen Udine (Wasserjungfer) Lorelei oder Lurlci bewohnt wurde. Wenn der Abend dämmerte, oder der Mond schön hell schien, stieg sie ost auf den Felsen hinauf im weißen, wallenden Gewände mit einer goldenen Harfe und einem goldenen Kamme. Hier saß die Wasscrjungfrau und schaute mit ihren blauen, dem klarsten Wasser gleichenden Augen auf den Nhcm hinab, kämmte ihr langes glänzendes Lockcnhaar und begann dann in so wunderlichen, wchmüthigcn und lockenden Weisen zu singen und zu spielen, daß die Schiffer, von den süßen Tonen bezaubert, auf den Lauf des Schiffeö nicht achteten und am Felsen oder im Strudel untergingcn. Auch die Jäger lockte sie durch ihre xeizcnde Erscheinung und ihren zauberischen Gesang in den finstern Wald hin ein, der vom Lande auö den Felsen umgab, und nimmer kehrten diese wieder daraus zurück. Niemand hatte noch die Jungfrau in der Nähe geschaut, als einige junge Fi scher; zu diesen gesellte sie sich bisweilen im letzten Abend roth und zeigte ihnen die Stellen, wo sie ihre Netze aus- werfen sollten, und jedes Mal, wenn sie den Nath der Jungfrau befolgten, thatcn sie einen glücklichen Zug. Die Fischer erzählten nun, wo sie hinkamen, von der Huld und Schönheit der Unbekannten, und die Geschichte verbreitete sich im ganzen Lande umher. Ein Sohn dcö Pfalzgrafen, der damals in der Umgegend sein Hoflagcr hielt, hörte auch die wundervolle Mähr und sein Herz entbrannte in heißer Sehnsucht, die Jungfrau zu sehen. Unter dem Vor wande, auf Jagd zu gehen, nahm er den Weg nach Wesel, setzte sich dort in einen Nachen und ließ sich stromabwärts fahren. Die Sonne war eben untcrgegangcn und die er sten Sterne traten am Himmel hervor, als sich daö Fahr zeug dem Lurlci näherte. „Seht ihr sie dort die ver wünschte Zauberin," riefen die Schiffer, „denn eine solche ist sie gewiß!" Der erlauchte Jüngling hatte sie aber schon erblickt, wie sie am Abhange deö FclsenS nicht weit vom Strome saß und einen Kranz sür ihre gold'nen Locken band. Jetzt vernahm er auch den Klang ihrer reizenden Stimme und bald war er seiner Sinne nicht mehr mächtig. Er nöthigte die Fischer, an den Fels anzufahrcn, und noch einige Schritte davon, wollte er ans Land springen und die Jungfrau fcsthalten; aber er nahm den Sprung zu kurz und siürzte in den Strom, dessen Wellen über ihn zusammenschlugen. Als der Pfalzgraf die unglückliche Bot schaft erhielt, sandte er den muthigstcn seiner Hauptleute mit Bewaffneten auö, die Zauberin sangen zu lassen. Sie
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