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Erzgebirgischer Volksfreund : 24.02.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192402246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19240224
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19240224
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1924
- Monat1924-02
- Tag1924-02-24
- Monat1924-02
- Jahr1924
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 24.02.1924
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Hm «ach, und 1700, »ach dcff«n Tode, übernimmt Salomon Fried, rich Fischer, der Gatt« einer Rosina Schnorr aus Schneeberg, das Werk. Bon Unterblanrnthal berichtet Lehmann arge Schäden. Ein Hochofen, der erst vor fünf Wochen sertiggestelit war, wurde ver nichtet. 300 Fuder Eisenstein, 200 Zentner Echlackeneisen, 100 Schock Kubel Kohlen, 100 Fuder Frischschlacken gingen zu Grunde, auch ein Tisenbergwerk, das dazu gehörte und in Sosa lag, vier Häuser, zwei Muldenbrücken und eine Brücke über die Bockau litten Schaden. Das Blauenthaler Revier gehörte ursprünglich zu Burkhardtsgrün. 1518 lauste Krupar Motel! es an, gab cs an die Brüder Andreas und Balt- iosar Blau in Sosa weiter, und diese erlangten vom Kurfürsten Chri stian ein« Konzession zur Anlage des Hammerwerks. Ein zweiter Andreas Blau vereinigte den Frcihof Sosa mit dem Hammer. 1550 Lis 89 war Franz Brehm Hammerherr. 1605 ist der gelernte Kupfer- schmied Georg Sebastian Kleinhempel in dieser Stellung. Er wird von seinem Bruder Nicolaus unterstützt. Dann solgen Nachkom men Brehms (1630 Franz Brehm, 1670 etwa Brehms Enkel Johann Kobel), 1694 finden wir Andreas Siegel, dann Friedrich Siegel, Hein- mch Siegel, bis 1739 einen zweiten Friedrich Siegel und schließlich um 1750 Johann Friedrich Hennig aus Carlsfcld als Hammcrherren «ufge führt. Als letztes Hammerwerk wird „der Schnorrin A u e rha m in e r" «r wähnt, in dem die Flut für 2000 Taler Schaden anrichtet. (Dessen Geschichte sieh« in meiner Festschrift zur 750-Iahr feier von Aue.) Weiterhin hatten der Schneeberger Floßgrabcn erheblichen Scha den gelitten, in Eibenstock waren 28 Häuser und 11 Mühlen Mg- -rriffcn oder beschädigt, in Sosa fielen 7 Häuser der Flut zum Opfer, der Besitzer vom Rittergut Klösterlein, von Wolffers- dorff, gab 300 Taler Schaden an, dagegen hatte ihm die Flut auch Rutzen gebracht, nämlich 100 Schrägen Holz angeschwcmmt. Schließ lich hatte auch der Lößnitz bach alle Wehre und Brücken in Dit tersdorf weggeriffen und in der Lößnitzer Spitalkirche die Kanzel um- -eworfcn. Auch die Eisenbrücke bei Schlema wär zerstört. Der Ueberblick über die Ueberschwemmung des Jahres 1661 diente uns also als Leitfaden Lurch die Geschichte der Hammerwerke und ähnlicher Industrieanlagen unsere- Kreises in der Zeit nach dem dreißigjähri gen Kriege. Lehmann selbst zählt an anderer Stelle im Echwarz- «affergebiet auf: 16 Kirchen, 7 Stäütlein, 23 Dörfer, 10 Blech- und Eisenhammer, 22 Schmiedehütten, 12 Hochöfen, 12 Schmelzhütten, 46 Rahl- und Brettmühlen, 3 Färb- und 2 Papiermühlen, 180 Flöß-, Schutz- und Rutztciche. Diese Angabe dürfte durch die obigen Dar legungen etwas an Leben und Farbe gewinnen. Fügen wir noch hin zu, daß Lehmann die Einwohnerzahl des Gebietes auf 12 000 Men schen anschlägt, so läßt sich daraus ersehen, daß für damalige Zeiten das wilde Waldgcbiet des oberen Erzgebirges doch bereits eine In dustrielandschaft war, von deren Bedeutung innerhalb des deutschen Kulturgebictes man sich bisher wohl nicht die richtige Vorstellung ge macht hat. Gerade die Eisenindustrie ist kaum anderswo so srühzei- mg zu bedeutender Blüte entwickelt gewesen, wie in unserm Schwarz- roaffergebiet. Darum machte sich schon 1660 der Erlaß einer Ham- «rrordnung für di« Blechhammcrwerk« der «rzgebirgiscben Aemter notwendig. 1lnü Kurfürst Johann Georg II. ließ dies Gesetz 1666 er neuern und erweitern. Freilich ging die blühende erzgcbirgikche Ei senindustrie im 18. Jahrhundert langsam zurück, und heute sind nur noch geringe Reste davon übrig. g. - - s I»«», raureeNerS > 4« «« LelMIE «er silen Rweesterlier isletolcktole (Herum) V« 1485 «g 1835. (Schluß.) 5. Die Schulbibliothek. Die Geschichte der Schulbibliothck des Lyzeums reicht weit zu- Mk. Alten Urkunden zufolge wird bereits im Jahre 1494 eine Bibliothek erwähnt, zu der ein Kardinal Joh. de Turri Lremata bei einem Besuche hier durch Schenking wertvoller Folianten den Grund legte. Das war der Anfang der Kirchcnbibliothek, die man von der Schulbibliothek znnächst unterscheiden muß. Letztere soll um das Jahr 1564 entstanden sein. Die Gründer der Bibliothek, welche spä ter Ordnung in die aufgehäuften Büchcrvorräte brachten, waren Ge richtsschreiber Michael Widecop, Gerichtsschöppe Paul Lobwaffcr — «u» der Familie des berühmten Dichters und Rechtsgelehrten Ambro- pu» Lobwasser — und Pfarrer Michael Musculus. Diese schieden -as Ungeeignete aus und behielten für die Schule einen Bestand von 138 Druckwerken und 17 Manuskripten zurück. Darunter befanden Ach die Bibel in den Grundsprachen, die gangbarsten Klassiker, einige Rechts- und Arzneibücher, sowie Chroniken und Historien. Untcrge- »rächt war diese Bücherei zunächst im Schulgebäude und kam später, als sie sich immer mehr vermehrte, in die über der Sakristei der St. Wolfgonqscirche befindlich« Hall». So kam es, daß diese Bibliothek deim Echulbranüe von 1623 unversehrt blieb. In den folgenden Jahren wurden diese Bücher bald vevgsffen. Neuanschaffungen wur den weder vom Rate nach von Privatpersonen in di« Wege geleitet. W« sollte auch in den Drangsalsjahren des dreißigjährigen Krieges »1t leinen furchtbaren Nachwehen Mtirk dafür autzubringen im- Mand, Gewesen sein, wo Hmige, und G«n^«n fast lein Hans ver schonten? Nur eine wertvolle Bereicherung Hai die Bibliothek von 1614 bis 1774, also innerhalb 160 Jahren, erfahren und zwar eine Arisgabe von Luthers Werken in 12 Bänden, welche ihr durch ein Vermächtnis des v. Christoph Pierer zufiel. Desgleichen wurde eine Anzahl Bücher mif Kosten des Kirchcnärars angesclwsft. In den sieb ziger Jahren des 18. Jahrhunderts trat für die Bibliothek eine ent scheidend« Wendung insofern ein, als sie einen Teil ihrer besten Werke verlor und dafür andere Bücherschntze bekam. Der junge Kur fürst Friedrich August der Gerechte (1763 bis 1827) gründete 1774 die bekannte öffentlich« Bibliothek in Dresden, die für ganz Sachsen von großer Bedeutung geworden ist. Auf Grund einer Verordnung wur- den die Ausseher und Vorsteher aller Büchersammlnngcn im Lande aufgefordert, Bücher von einigem Werte nach Dresden abzulieser», nm die Landcsbibliothck auffüllcn zu Helsen. Rektor Reusmann wählte eine Menge Werke aus und schickte sie nach Dresden. Schneeberg er hielt dafür 147 Thaler und 17 Groschen, die zur Neuanschaffung von Büchern verwendet wurde». Man könnte es einesteils bedauern, daß Schneeberg auf diese Weise 83 wertvolle Werke, meist Handschriften und Inkunabeln, verlor, andererseits muß man auch sagen, daß diese Bücher heute noch «inen wertvollen Teil der Dresdener Bibliothek üarstellen und daß Schneeberg damals 82 andere gute Bücher be- bckam, die es ohne jenen Verkauf nicht hätte vcrwerbcn können. Mit dem Rektor Schaarschmidt (1797 bis 1813) bekam die Bibliothek einen, verständnisvollen Förderer und Pfleger. Es gelang ihm, die damals in Blüte stehende Lindcnanische Leseanstalt zu bewegen, von dem Ueberschusse ihrer Kaffe jährlich einige Werke für die Bibliothek anzu- schaffcn. Auf diese Weise erhielt letztere bis 1813 einen Zuwachs von 104 Bände». Am zahlreichsten ist die Predigtliteratur aus Lem 18. Jahrhundert vertreten; das mag daher kommen, daß einige Pfar rer ihre Düchersammlungen der Bibliothek vermachten, wie auch z. B. die angeblich 6000 Bände zählende Bücherei des 1826 hier ver storbenen Ouartus Jage demselben Zwecke zugesührt wurde. Es mag viel Spreu darunter sein, immerhin findet sich in dieser alten Biblio thek noch manches gute Buch und verdient, wie bisher, pietätvoll in Ehren gehalten zu werden. 6. Lehr gegen stände und Schuldisziplin. Daß es eine lateinische Schule war, die unsere Stadt in ihren Mauern barg, geht schon daraus hervor, daß »eben Religion aus schließlich Latein gelehrt wurde. Griechisch nnd Hebräisch war auf den Privatunterricht beschränkt. Die gute alte Zeit war eben eine „lateinische Zeit'. Das Deutsche war die Sprache des Bürgers und Bauersmannes, aber die Gelehrten redeten und schrieben lateinisch und waren stolz darauf, ihre deutsche Muttersprache beinahe — ver lernt zu haben. Luther, der das Studium der alten Sprachen be fürwortete, nannte diese „die Scheide, darinnen das Schwert des Geistes steckt". Im 16. Jahrhundert wurden sogenannte Schul komö- dien aufgcfllhrt, welche die Schüler in der lateinischen Konversation üben sollten. Der alte Kantor Spillner (1611 bis 1636) führte 1625 „eine Comocdia von v. Luthers Beständigkeit, so er nach Worms eitiret gewesen, auf freyem Markte vor einer volkreichen Versamm lung mit herrlichem Ornat und Eeremonien" auf. Kein Wunder, daß die Zöglinge im klastischen Altertum heimisch wurden; 1721 bezeugte Rektor Doppelt seinen Abiturienten, „sie hätten die Zierden Grie chenlands miü Roms gründlich durchforscht." Wie im Einzelnen die Schuldisziplin in alter Zeit beschaffen war, kann man aus einem alten Schulgesetz entnehmen, welches anno 1734 in revidierter Gestalt erschien. Die Schüler von dmnals werden wohl im Grunde genommen dieselben wie di« von heute gewesen sein, den»! die alten Rektoren haben zeitweise die Zügel des Regiments recht straff halten muffen. An Hand einiger Auszüge aus dem betr. Schulgesetz wird man de» gewaltigen Unterschied wahrnchmen, der zwischen heut« nnd der alten Zeit obwaltet. Die alten Schulgesetze trugen die Ueber- schrift: In nomine Jesu, und ein christlicher Linn durchwehte sie vom Anfang bis zum Ende. Die betr. Paragraphen lauten: „1. Es sollen alle und jede Schüler in hiesiger Schule vornehmlich Gott mit reinem und aufrichtigem Herzen, auch andächtigem Gebet und An- rufnng verehren. 2. Alle Arte» der Zauberei), alle Flüchx, Verwün schungen, wie auch allen Mißbrauch und Entheiligung des allcrhc:- ligsten Namen Gottes mit höchstem Fleiß« meiden und fliehen. 3. Bei denen ordentlichen Gottesdienst«», Predigte», Vespern und ande ren heiligen Kirchengcbränchcn sich häufig ohne Unterschied zu be stimmter Zeit mit gebührender Ehrfurcht einfinden und zugegen sei». 4. Den heimlichen Groll, Neid, Zorn, das Laster des Zunamens (Spitznamen), Feindschaft, Zank und Schlägereien ernstlich vermei den. 5. Weder Dolch« (!) noch Messer sollen Zöglinge mit in die Schule bringen. 6. Weder Komödien nnd Possen noch unflätige Buhlenlieücr von sich Horen lassen noch Romainen (Romane) lesen. 7. Bei »»gestellten Freß- und Saufgelagen durchaus sich nicht finden lassen noch auch die öffentlichen Wirtshäuser srequentiren und bc- suchen. 8. Das Würfel-, Brett- nnd Kartenspiel mit höchstem Fleiß« meiden. 9. Eich von Fischfängen, Jägereien, Vogclstellen (!) öffent lichen Tcichschwimme» und Baden (I!) gänzlich enthalten. 10. Auch nicht mit bunte: und vielfarbiger Kleidung ausztehen nnd einherstol zieren, noch sich in Soldaten- oder Daucrnhabit verkleide», sondern alles, was mehr einen Kriegsmann als Etitdiercnden anslehet, gänz- lieh oblegen". Ans den Bestimmungen „von denen anständigen Sit ten in der Kirchen" sei folgendes herausgegriffen: 1. „Wenn man aus der Schule in die Kirche aehLN muß, so sollen alle Schüler zu rechter Zeit in der Schul« sich rinfinden und hernach paarweise auf Befehl ihre praeceptoris bescheidentlich, still und ohne Tumult in die Kirchs gehen. 2. Unter dem Singen sollen sie dem, so anfängt zu singen, zwar mit völlige» Stimme mitsing«» helfen, ihm aber w»ü«» vor- noch nachsingcn. 3. Bei Nennung des Nomens Jef« Christi und wenn vor dem Altar das Gloria gesungen wird, oder auch bei Konsekcirung des heiligen Abendmahles des hochtheurcn Blutes Icfu Christi Mel- dung geschieht, sollen sie, wenn sie stehen, ihre Knie bergen, wenn sie aber sitzen, ihr Haupt entblößen (sie trugen Baretts). In der Kirchen geziemet ihnen nicht zu schlafen oder weltliche Bücher zu lesen. 5. In der Kirchen sollen sie nichts zerbrechen oder zerreißen, auch nirgends wo etwas anschreiben, anmal«n »och anhestcn." In einem anderen Kapital über Pflichten und Sitten in der Schule heißt es: „Daß sich jeder Schüler mit dem Seigerschlag einznfinücn hat, Laß die Zög linge beim Hersagen nicht in die Bücher gucken und nicht cinhelfe», daß sie auch ihre lateinischen Bücher von deutscher. Bemerkungen reinhaltcn und nach vollbrachtem Tagewerk ruhig und ganz ehrbar nach Hause gehen sollen." In einem weiteren Kapitel über „die an ständigen Sitten auf der Gaffen" heißt cs: „Sie sollen nicht zer lumpte und zerrissene Kleider haben, davon ein Stück hier, das an dere dort vom Halse hcruntcrchängt!" Ferner war den Schülern „Schneeballwcrfen, Zschindcrn ans dem Eis und Ruscher» mit Hand- schlitten" bei Strafe untersagt. Diese alte» Schulgesetze haben sich an manchem Jüngling be währt und niemand soll glauben, daß der Geist dieser Disziplin etwa finstere, eingeschüchtcrte Menschen erzeugt habe. Die alten Rek toren wußte» sehr wohl, wie weit sic die Zügel anziehcn konnten und gönnten ihren Zöglingen auch manche Freude. Wer im Examen gut nbgcschnitten hatte, bekam als Lohn einen Kranz oder auch einen Frei- Hsch bei mildtätigen Bürgern. Desgleichen brachte das Neujahrs- nnd Grcgoriussingcn manch klingende Freude. Ei» Festakt siir die Lyzcistcn war die Einholung eines Rektors, Lehrers oder Pfarrers. So wurde 1780 der Oberpfarrcr Mag. Trommler in einer vierspän nigen Kutsche abgcholt und die Schüler Ler 1. Klasse ritte» voran. Als im Winter 1787 der neue Kantor Bonitz aus Schwarzenberg kam, waren ihm 15 Schlitten cntgeaengcfahre», in den zehn ersten fuhren die Primaner des Lyzeums. So streng auch die „Moderenores" dec alten Zeit über Zucht und Sitte ihrer Zöglinge wachten, so hat cs doch auch an geselligen Freuden nicht gefehlt. 7. Die Schülerzahl. Alte Lchülerlisten und Hauptbücher des Lyzeums, aus denen mau ziffernmäßig die Höhe des jeweiligen Besuches feststellon könnte, find leider nicht mehr vorhanden. Man ist deshalb aus einzelne An deutungen in alten Aktenstücken mrd in Meltzers Chronik angewiesen. Es laß: sich fast mit Bestimmtheit behaupte», daß der Schulbesuch steten Schwankungen unterworfen war. 'Auf der einen Seite waren cs Kriege, Seuchcn vnd Brände, dir den Zuzug zur Anstalt hemm ten, wenn nicht gar aufhörcn liehen, andererseits trug wieder der be sondere Ruf eines hervorragenden Hektars oder Lehrers wesentlich da zu bei, daß viels Schiller die Klaffen füllten. Wie hoch die Schülcr- zahl vor der Reformatio» gewesen ist, darüber fehle» alle Nachrichten, Loch dürste der häufige Wechsel der Rektoren gerade in der ersten Zeit ihre; Bestehens nicht günstig aus die Schule gewirkt habe». Eine Wendung zum Besseren mag dann mrt dem Einzug der Reformation «ingctrcten sei», der sich Schneeberg bereits 1518 anschloß. Im Jahre 1524 erschien Luthers Schrift „an die Ratsherren aller Srädte Deutschlands, daß sie christliche Schule» anfrichten und halten sollen", «in Buch, welches auch auf das Schneeberger Schulwesen fördernd wirkte. Bedenkr man weiter, daß um dicsc Zeit zwei der bedeutend ste» Schulmänner aller Zeiten, Hieronymus Weller und Joh. Rivius, nacheinander an der Lateinschule amtierten, so ist die Annahme be rechtigt, daß der Schulbesuch damals ein starker gewesen sein muß. Die erste ziffernmäßige Angabe stammt aus Lei» Jahrs 1564, wo bei der Einweihung der neuen Schule 330 Zöglinge teilnahmeu. An« traurigsten ist cs während des dreißigjährigen Krieges um die Schul« bestellt gewesen. Die Einfälle und Plünderungen der Gene rals Holk und Hatzfeld, nnd Lie damit verbundenen pestartigen Seu che», brachte» Schneeberg an den Rand des Abgrundes. Wo vordem 4000 Menschen gewohnt hatten, waren es um 1640 kaum noch die Hälfte. Das Schulhaus hatte bei der Plünderung 1633 so stark ge litten, daß es nur mit einem Kostenaufwand von 200 Gulden wicder- hergesteUt werden konnte. In wehmütigem Ton klagt der Rektor i. I. 3655, die lateinische Schuls fei „gänzlich ruiniert." Gegen Ende des 18. Jahrhunderts, unter dem Rektorat des wackere» Reusmann nnd idem Konrektorat des liebenswürdigen Haas hatte sich die Schillerzahl erheblich vermehrt, sodaß i. I. 1787 in Prima 35, in Sekunde 26 Schüler gezählt wurden, während die übrigen Klassen ähnlich be setzt waren. Bon den Schülern der Prima waren 15 aus Schneeberg, 0 aus Oberschlema, 2 aus Iohanngeorgenstagt, je einer aus Sachsen feld, Hartenstein, Lengefeld, Rödersdorf, Annaberg, Hundshübel, Ei benstock, Bockau, Grünhain, Dorfchemnitz, Scheibenberg, Et. Egidien uird Schönau. Von der Sekunda waren 11 aus Schneeberg, je 2 aus Zwönitz und Eibenstock, je einer aus Oberschlema, Zelle, Stützengrün, Annaberg, Schwarzenberg, Kirchberg, Stollberg, Neiöhardtsthal, Neu- städtcl, Lößnitz und Bernsbach. 8. Schulh u m o r. - In den über das Lyzcum geführten Akten fehlt es auch nicht an amtlichen Schreiben, in denen sich ein gewisser Humor versteckt. Echo» die Sprache nnd Ausdruck-weise ist ost eine ergötzliche. Den bekann ten Organist Linke störten manche Unarten der Schüler, wenn er die Orgel spielte. In seiner drastischen Ari verfaßte er rin Schreiben an den Ortspfarrcr, welches also lautet: „Notorisch ist ja Stadt und Land kundig, daß die hiesigen Schüler, fast allermeist groß und klein, keine Zucht, pietaet und mores besitzen, vielmehr aber anstatt dessen Brutalität, Kreul, Frechheit, Kühnheit, Grobheit »nt. "voerstand, ja »»verschämt« Leichtfertigkeiten, schändliches Possentreiberr mit lauten Reden, tückischem Gelächter und vexiren, garstigen und unverständig« Gebärden Aergerniß geben und die Andacht stören". ... So geht es seitenlang in diesem Ton weiter. Auch in den alten Schulgesetzen kommt der Humor zu seinem Rechte. Bei Vergehen gegen den An- tanü werden folgend« Strafen angedroht: „Wird er dawider handeln, o soll er das erstemal eine Stunde lang knien und Abbitte thun. Ge- chieht cs noch einmal, so soll er zwar jene Strafe noch einmal be kommen, aber auch zugleich noch am Geld« gcstrafct werden. Ge schieht cs zum drittenmal, so soll cr, und zwar ein Primaner ins Lärzer gcskcket, ein jeder anderer aber mit einem Strohkranz öffent lich zur Schmude ausgestellt werden. Sollte «r sich aber aus diesen Strafen nichts macken, so ist es Zeit, daß er aus der Schule gestoßen werde." Bon kulturhistorischem Werte ist auch die sogenannte Man- jclvcrordnung. Eie lautet: „Weil von geraumer Zeit her einige Schü ler sich heransgcnommen haben, ohne Mantel zu gehen, als wär« der Mantel eine Schande, so sollt ihr wissen, daß von den urälteste» Zeiten her bei denen gesitteten Völkern der Mantel das Unterschei dungszeichen gewesen, woran man Leute von guter Herkunft und Auf führung erkennen und sie von den schlechten und geringen unterschei den konnte. Ja, er war sogar in denen alten Zeiten sowie auch noch heutzutage ein Stück von der königlichen Pracht und Ehren. Die Philosophen trugen ihn, daß sie gleich von denen konnten erkannt werden, die die Wissenschaft liebten. Knechte dursten ihn nicht tra gen. Auch zu unseren Zeiten ist der Dlantcl nicht allen erlaubt, son dern nur Personen von Würde, als auf Universitäten den Doctori bus thcologiae und in Kirchen und Schulen denen öffentlichen Leh rern. An dieser vorzüglichen Ehre sollten nach dem Willen unserer Vorfahren auch die Schüler thcilhaben, damit st« unterschieden wä ren von denen Schustern, Schn «4 der», Kaufman ns- und anderen Handwerksiungen, deren Schurzfell, darinnen sie gehen, von einer weitgeringercn Le« bcnsartzeiget. So soll dann dem, der den Mantel umzuthur unterläßt, von Stund an zur Straf« und Beschimpfung der Monte auf eine Zeitlang untersagt sein, so daß «r in der Kirchen unter sei nen Camcraden ohne Mantel sitzet wie ein Quintaner, damit jeder» mann sichet, das sei ein solcher, der drr Ehre nicht würdig sein wolle, welche dir Vorfahren denen Schüler» eingeräumct." Run noch «ine Kuriosa aus der letzten Zeit des Lyzeums, die Bibliothek betr. Bekanntlich stand diese in dem Raume über der Sakristei, in welchem cs stets modrig war. Die Bücher mußten deshalb öfters „gcsimmerr" rvcrden. Das war für di« Quartaner das alljährlich» Hauptvcrgnügsn, wenn sie an einem heiteren Sommertage die BL- cher heraus auf den Kirchplatz tragen, auf lange Bänke legen und „mit Hafelstecken tüchtig üurchprügcln konnten." Oberpfarrer Trommler und N°ktor Reusmann standen als Ausfichts- sührcr dabci und trieben die Buben an, ja recht tüchtig zuzuhauen, Dies« Prozedur gefiel den Schülern, denn sie waren froh, daß der „Hafelstecken" diesmal nur mit fremden, nicht aber mit ihrem eigenen Leder in Berührung kam. An Zuschauern aus Iung-Schaecbcrg, de nen diele „Drcscherei" riesigen Spaß macht«, fehlte es nicht und ge» dnldig schluckten sie die dichten Staubwolken ein, bis sich das Schlacht feld wieder geleert und dcr letzte Stoß Bücher wieder seinen alten Platz cinarnrimmcn hatte. Von den Lehrern »vor der brave Kantor Thomas (^ 1833) eir Original in seiner Art. Hatte einmal ein Schüler eine falsche Ant wort gegeben, dann legte er seine Hand aus die Schulter des ZöA lings und sagte: „ Schatz, das war nicht recht". Die gute alte Zeit — eine gemütliche Zeit! 9. Das Ende drr Anstalt. Durch die Neuorganisation des gesamten sächsischen Schulwesen Anfang der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts war cs voran«. zuschcn, daß die bisher in Gemeindehaus«» gewesene» alten Lyzeen cntwcdcr in Staatshände übergehen oder gänzlich aufgelöst würden. Zu den letzteren gehörten auch die lateinischen Schulen von Schnee berg und Annaberg. Wie manchmal ein Et«rbcnder kurz vor seinen» Tode noch einmal mit n«uem Leben durchströmt wird nnd seine früher« Gesundheit scheinbar wicdcrerlangt hat, so war auch die de»» End« nahe Anstalt kurz vor ihrer Auflösung in ein Stadium relativer BILK getreten, daß man das Ende in so naher Zeit nicht erwartet Härte. D» ses letzte Ausleben verdankte sie einem Manne, dem am Schluffe die ser Zeilen noch ein Wort der Anerkcnnunq gewidmet sri» soll, den vorletzten Rektor Mag. Joh. Gottlob August Voigtländer. Er war al« Sohn des hiesigen Nrchidiakonns Voigtländer am 10. Januar 180k in Grüichoin geboren und hatte als Knabe im Lltcrnhause und aus der Schule eiu« so vortreffliche Erziehung genossen, daß er bereits im Jahre 1820, also im jugendlichen Alter von 20 Jahren, zum Leiter des Lyzeums gewählt wurde. Als 20jährigrr Rektor stand er der Anstalt mit der Kraft nnd Gelehrsamkeit eines im Amte «grauten Meisters vor nnd wnßtc sie noch einmal zn hoher Blüt« zu brin ge». Sein« Lehrgabe soll eine ganz hervorragende gewesen sein un- alle seine überlebende.» Schüler sprachen nur mit der denkbar höch ste»» Anerkennung ron ihrem jugendlichen Rektor. Neben verschiede nen andern Werken lieferte cr eine neu« Bearbeitung des großen la teinischen Lexikons von Forcellini, welchcs in der hiesigen Schu- mannschen Buchdrnckcrci hevgestellt wurde. Leider wurde dieser hoch begabte Mann gerade zu der Zeit heimgernscn, wo er seine ganze Kraft zu entfalte»» «rst Gelegenheit gefunden hatte. Er starb hier aas 14. Dezember 1828, noch nicht 29 Jahre alt an einem Schlaganfall nachdem er die Anstalt fast neun Jahre mit pädagogischer Meist«« schäft geleitet hatte. Wie eine Ahnung vom nahen Untergang det. Schul« klingt «ine Stelle des von einem feiner dankbaren Schuler ver« faßten Tran«H»dicht,c: „Wache, Schiff««, dein» N«-« brach«» nutz
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