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Erzgebirgischer Volksfreund : 21.07.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192507214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19250721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19250721
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1925
- Monat1925-07
- Tag1925-07-21
- Monat1925-07
- Jahr1925
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 21.07.1925
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«r. 167. 21. Juli 1S2S. Erzgevtrgiscyer Bvlnssrenno. Verlag E. M. SÜrkner, Me. OerMche Angelegeuhetten. Vierter fächfischer Kandwerkertag. Nach zweijähriger Pause wurde in Chemnitz wiederum eine Schau sächsischer Handwerker abgehalten, die mit der Cr- öffmmg der Ausstellung „Werk und Schule" ihren Beginn nahm. Am Freitagabend schloß sich an die Ausstellungserüff- nung eine Sitzung des geschäftsfiihrenden Vorstands an. Der SonmBenid brachte zunächst eine außerordentliche Mitglie derversammlung vom Landes ausschuß des sächsischen Handwerks. Vom sächsischen Ministerium war Ar beitsminister Elsner nach Chemnitz gekommen. Ferner war das Finanzministerium vertreten, die Finanzämter Leipzig und Dresden und der Mitteldeutsche Handwerbund. Der Vorsitzende des Innungsausschusses Leipzig Überreichte dem Vorsitzenden des Landesausschusses als Ehrengeschenk eine Amtskette. Schwebende Gegenwartsfragen besprach Syndikus Weber-Dres- den in einem längeren Dortrag. Oberingenieur Graf-Dresden von der Landessiedlungsgesellschaft sprach dann über die Stel lung des Handwerks in der Wohnungsfrage, Abg. Noack-Dres den über die Kreditnot des gewerblichen Mittelstandes, vor allem des Handwerks, und Abg. Jänig-Mittweida über unge- sunde Erscheinungen im Wirtschaftsleben und deren Lekämp. fung. In einer einmütig angenommenen Entschließung erklärt der sächsische Handwerkertag die vom Landtag bewilligten Kreditefür den Mittelstand als unzu län g lich und ver langt Erhöhung der Untevstiitzungssumme auf 10 Millionen. Eine zweite Entschließung sprach der Technischen Nothilfe Dank und Anerkennung für die dem Datevlande und dem deutschen Wirtschaftsleben geleisteten Dienste aus. Gleichzeitig forderte der Landesausschuß des sächsischen Handwerkertages seine Verbandsangehörigen auf, die Technische Nothilfe auch durch persönlichen Beitritt zu unterstützen. Fachgruppenversamm- jungen der einzelnen Verbände und eine Tagung der Hand- werkerbaugenvfsenschaft füllten den Nachmittag aus. Am Abend vereinigte man sich zu einem großen Degrüßungskommers, in dessen Mittelpunkt die Wethe des Landesbanners für das sächsische Handwerk stand. Ein Festspiel und anderes umfangreiches Programm füllte den Abend aus, an dem noch zahlreiche Geschenke für den Landesausschuß überreicht wurden. In der festlich geschmückten Ausstellungshalle des Sport- Platzes Chemnitz-Altendorf fand am Sonntag vormittag eine gewaltige Kundgebung des gesamten sächsischen Handwerks statt. Nach den Begrüßungsansprachen wurde nachstehende Entschließung ohne besondere Aussprache einmütig angenommen: „Der 4. Sächsische Handwerkertag in Chemnitz, der vsn weit über 10 000 Handwerkern besucht ist, gedenkt in ^dankbarer Anerkennung der großen O p fer, die das Rhein land der deutschen Einheit gebracht hat. Der Rückblick auf eine 1000jährige Geschichte ist ein unerschütterliches Bekenntnis des Rheinlandes zum deutschen Volk, wofür das sächsische Handwerk nur einen Dank kennt: Treue um Treue. Von der Reichsregierung erwartet der Sächsische Handwerkertag, daß sie in Würdigung der unvergänglichen Verdienste des Rheinlandes um die deutsche Einheit mit allem Nachdruck be müht ist, die durch die Besetzung hervorgemrfene wirtschaftliche und seelische Not zu beseitigen." Hierauf wurde in die eigentliche Tagesordnung eingetreien. An erster Stelle sprach Reichstvgsabgeordneter Biener über: Di« kulturelle und national« Bedeutung des Handwerks. Er schloß: Das Handwerk ist gewillt, sich seine Position zu er halten und zu verteidigen. Der Handwerkertag ist daher eine gesunde Lebensäußerung, die nicht unterschätzt werden sollte, ein Lebenswille, der sich Äurchzusetzen sucht, ein Bekenntnis zur Ordnung im Staate, ein Gelöbnis zur Treue am Berufe, zur Staatsgesinnung, zum deutschen Volke! Der Kampf des Handwerks um die Wiedevgesundung seiner Absatzgebiete war der Titel des nächsten Vortrages, den Syndikus Weber-Dresden hielt. Dev Redner schloß Mit den Worten: „Der Säbel zer- stört, der Hammer schafft, der Vorrang gehört der schaffenden Kraft". Sodann sprach Obermeister Beier-Chemnitz über das Thema: Der Wille des Handwerks zum Wiederaufbau der Wirt ¬ schaft. Im Anschluß an den Vortrag wurde folgende Ent schließung einstimmig angenommen: „Mt größter Besorg nis verfolgt das Handwerk seine fortschreitende Zurückdrängung auf ureigenen Auftragsgebieten durch di« Regiebetriebe des Reiches, des Staates und der Gemeinden. Diese unverständ lichen Maßnahinen, die infolge der sich daraus entwickelnden behördlichen Monopolstellung letzten Endes zu einer Schädi gung der Allgemeinheit führen, sind der Ausfluß einer rein Materialistifclien Einstellung, die sich brutal auf die betroffenen Erwerbsstände auswirkt. Ein solcher Geist führt nicht zu einer Sammlung, sondern zu einer weiteren Zer klüftung unseres Voltes. Darum fordert der Säch sische Handwertertag Reich, Staat und Gemeinden auf, von einer weitere,: Schädigung des Handwerks durch Aufnahme und W« i te r f ü h r u n g der eigenen handwerklichen Regiebetriebe abzu sehen und sich das Handwerk als einen vertrauensvollen Mitarbeiter und in seiner Gesamtheit außerordentlich wertvollen Steuerzahler zu erhalten. Weiter erwartet der Sächsische Handwertertag im Interesse der Gesun- düng unserer Wirtschaft, daß Staat und Gemeinden wieder zu der alten Hochachtung handwerklicher Qualitätsarbeit zurück- kehren und dieser auch den angemessenen Preis zubilligen. Ein leistungsfähiges und gutbeschäftigtes Handwerk trägt i'n hohem Maße zur Gesundung unserer Volkswirtschaft bei. Vor allen Dingen müssen die öffentlichen Körperschaften endlich auch mit der Tat dafür eintreten, daß unser Wirtschafts, leben von all den ungesunden Erscheinungen befreit, daß der unlautere Wettbewerb schärfer erfaßt wird und daß Treu und Glauben im Geschäftsverkehr wieder oberster Grundsatz werden." Der Kundgebung schloß sich ein Festzug an. Er war der Tagung Glanzpunkt. Den Ausklang des Handwerkertages bildete, wenn man von der am Montag stattfindenden Gesellschaftsfahrt nach Oberwiesenthal absieht, die Kundgebung des Landesver- Landes sächsischer Iunghandwerker, die für Sonntag nachmittag >45 Uhr im großen Saale der „Linde" anberaumt war. Die Tage bewiesen, daß die Kräfte, die im bsutschen Vater lande liegen, keineswegs des Greisenalters Schwäche offenbaren, daß Deutschland auch in nöteschwerer Zeit innerlich zu erstarken weiß und frohen Glauben stärkt auf gute Zukunft. Und unser Handwerk gab diesem Glauben und Hoffen Berech tigung in seinem Glanze, der golden strahlte. * Sachsen und die Reichsamnestie. Die Reichsregierung hat, wie der „E. V." vor kurzem meldete, den Ländern den Entwurf eines Reichsamnestiegesetzes zugehen lassen. Dazu wird jetzt an zuständiger Stelle mitgeteilt, daß die sächsische Re gierung einBedürfnis für eine Reichsamnestie nicht an erkennen kann. Für die Fälle, in denen Las Reich eine Am nestie für solche Straftaten erlassen wolle, die vom Reichsgericht oder vom Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik abgeur teilt oder bei diesen Gerichten noch anhängig sind, werde die sächsische Regierung prüfen, inwieweit diese Reichsamnestie durch eine Länderamnestie ergänzt werden könne. Im übrigen sei auf die ausführlichen Darlegungen des Iustiz- ministers Bünger bei der großen Amnestiedebatte im Land tag verwiesen. * Das neue Gesetz über Unfallversicherung in Nr. 30 Reichsgesetzblatt 1 wertet die Renten aus alten Unfällen nach den neuen Iahresarbeitsverdiensten auf. Die Rentenempfitn» ger erhalten von den Trägern der Unfallversicherung hier« wegen besondere Bescheide. Die Umrechnung von 7 bi» 800 000 Renten erfordert aber Zeit. Sine Verkürzung trttt nicht ein, wenn die innen Bezüge ab 1. Juli 1SSö nachgezahkt werden. - * Der Berband Deutscher Architekten- und Ingenieur» vereine trat in Essenzu seiner SO. Dertvetevversommlung zusammen. 87 Derbandsvereins waren vertreten. Verband», vorsitzender Oberbaurat Schenk-Frankfurt a. M. leitete di» Verhandlungen. Oberbaurat Metzger erstattete den Geschäft»-! bericht. Der Verband umfaßt danach 8000 Mitglieder. DK Tagung befaßt« sich mit der Frage eines wirksamen Schuhe» der freien Architekten und Ingenieure gegen wenig geschulte Kräfte. Die in Oesterreich bestehende Einrichtung eines be hördlich geschützten Berufes des Zivilingenieurs und Zivil- architekten soll für künftige Verhandlungen eine Unterlage bilden. Einen breiten Raum nahm weiter die Besprechung der Wohnungsbaufragen in Anspruch. Die aufgestÄlten Richtlinien wurden von der Versammlung genehmigt. Sie ev- streben den Abbau der Wohnungszwangswirtschast und for dern weitere Erhöhungen der Hauszinssteuer, die ausschließ lich zum Wohnungsneubau Verwendung finden sollen. Di« Dertreterversammlung beschloß u. a., an dm Reichskanzler dl» Bitte zu richten, die Prüfung und Abgrenzung der technische^ Reifearbeiten nur Beamten technischer Vorbildung Mit prak-, tischen Erfahrungen und Len erforderlichen Sonderkenntnissen zu übertragen. ' * Der Lohnkampf in der sächsischen Metallindustrie. Au» dem Arbeitsministerium wird milgeteilt: Die in mehreren Zeitungen erschienene Notiz über den Lohnkampf in der Metallindustrie ist unrichtig und irreführend. Der Schlichter, nicht der Schlichtungsausschuß, hat den Lohn» schiedsspruch für die sächsische Metallindustrie am Donnerstag für verbindlich erklärt. Mit dieser Verbindlichkeitser klärung ist Tarifrecht geschaffen. Die Derbindlichkeitser- klärung untersteht nicht mehr der Annahme oder der Ableh nung der Arbeitgeber oder Arbeitnehmer, sondern die Differenzen sind damit erledigt. Eine Aussperrung und weitere Streiks können aus diesem Anlaß nicht mehr vorgenommen werden. Des weiteren haben Streiks Erledigung gefunden, bei denen eine Entlassung oder Kündigung der Ar beiter bei Austritt aus dem Dienstverhältnis nicht erfolgt ist, weil nach geltendem Recht der Streik das Arbeitsv« r« hältnisnichtaufhebt. / » / Aue, 20. Juli. Ein Fachschüler, der mit mehreren Per sonen in Streitigkeiten geraten war, kokettierte dabei mit einem Dolche, der ihm aber gar bald von der Polizei be schlagnahmt wurde. Aue, 20. Juli. Recht rabiat benahm sich der Kaufmann Sch. von hier, der in der Nacht zum Sonntag auf dem Markte festgenommen wurde, weil er fürchterlich skandalierte. Als er in einer Arrestzelle 'ein stilles Plätzchen zugewiesen erhalten hatte, um sich zu beruhigen, erboste er sich darüber so, daß er eine Fensterscheibe demolierte. Er sieht nun einem Strafman-', Lat wegen nächtlicher Ruhestörung und Sachbeschädigung ent-' gegen. «s Ein Frühlingslraum. Ein« Erzichlung aus dem Leben von Fr. Lehne. (Nachdruck verboten.) (S0. Fortsetzung.) Als Wolf nach sechs Uhr nach Hause kam, war sein erster Sang nach dem Kinderzimmer. Still saß Hasso in der Ecke und blätterte in einem großen Buche. „Wie gehts denn, mein Liebling?" fragte Wolf zärtlich, „noch Kopfweh?" „Ganz gut, liebes Papachen! Du und di« Mama ihr könnt nachher ruhig fortgehen! Ich darf auch die Mama sehen, wenn sie fein sst! „Aber dein Köpfchen und die Händchen sind so heiß, mein Junge," und besorgt faßte er nach beiden. In diesem Augen blicke wurde die Tür geöffnet, und Gabriele trat herein in einem wunderbar zarten duftigen Unterrock, schon frisiert und bis auf Las Kleid fertig angezogen. Ach, du bist da," sagte sie zu ihrem Gatten, „mir war, als hört« ich dich vorhin in deinem Zimmer. Beeile dich, Wolf, es ist bald sieben Uhr!" „So: Ich muß gestehen, daß ich am liebsten hier bleiben möchte! Hasso gefällt mir gar nicht! Sieh nur, wi« apathisch er da sitzt!" „Dachte ich es doch! Aber zu deiner Beruhigung will ich dir sagen, daß ich gleich nach deinem Weggang« zum Sanitäts- vat geschickt habe, der mich wegen meiner Besorgnis fast ver lachte — er meinte, verdorbener Magen!" „Ach, Gabriel«, der Sanitätsrat ist kein Kinderarzt- zu Ihm habe ich kein Vertrauen. Mir ist so eigen; am liebsten möchte ich gar nicht fortgehen; wenn nur in Hasso keine ernst liche Krankheit steckt; ich bin zu ängstlich wegen Scharlach oder Diphthevitis." „Aber Wolf, da müßte ich es als Mutter doch viel mehr sein; sei nicht gar so besorgt! Was soll das erst werden, wenn Hasso in die Schul« geht?" „In der Nachbarschaft ist Scharlach; di« beiden kleinen Gehrkes liegen fest, wie ich hörte," bemerkte das Kinderfräu- lein. Gabriel« warf ihr einen ungnädigen Blick zu. Mußt« dieses ungeschickt« Geschöpf die Besorgnis ihres Gatten noch steigern! „Bringen Sie Hasso zu Bett," sagte sie kurz, „wenn er morgen au-geschlafen hat, wird alles wieder gut fein/ „Sollte sich sein Zustand jedoch verändern, dann schicken Sie sofort nach uns — Sie wissen ja, wo wir sind, und zu gleich auch zu Dr. Kornelius; zum Sanitätsrat habe ich kein rechtes Vertrauen, während jener junge Arzt als Kinderarzt sehr bekannt ist," sagte Wolf. — „So, mein lieber Junge, lasse dich schön zu Bett bringen; Papa kommt nachher noch und sagt dir, gmte Nacht!" Als sie gegen zwei Uhr nach Haus kamen, eilte Wolf so- fort unruhig an Hassos Bettchen. Schlaftrunken erhob sich das Kinderfräulein von seinem Platz — sie hatte getreulich Wacht gehalten, konnte aber dein besorgten Vater nichts ande res sagen, als was er selbst sah — unruhig wälzte sich der Knabe auf seinem Lager; di« Bäckchen waren heiß rind rot, und ab und zu stieß er unverständliche Wort« hervor. Aengst- lich sah Wolf auf ihn und faßt« seine Händchen wie sein Ge sichtchen an. „Er fiebert, Gabriele, steh nur —" Sie trat dicht an das Bettchen heran, einen verdrießlichen Ausdruck im Gesicht. Ihre blendende Erscheinung wollte gar nicht so recht dahin passen. Achtlos ließ sie den kostbaren Mantel von den üppigen entblößten Schultern gleiten, als si« sich über das schlafende Kind neigte und prüfend in das gorö- tebs Gesicht desselben blickte. „Ach Unsinn, Wolf, das find Schlafbäckchen; di« hat er ja immer —" sagte si« etwas unfreundlich. Lächerlich, darum, gerade als es am schönsten war, nach Hause zu eilen; aber er hatte sich ja nicht mehr halten lassen, ein« törichte Angst trieb ihn fort, und es war doch so amüsant gewesen; sie wäre zu gern noch geblieben — man hatte ihr wie einer Fürstin gehul digt, und sie hatte wieder große Triumphe gefeiert — nur ihr Bär von Mann hatte nicht darauf geachtet, wi« schön sie tu dem weichen fließenden, kostbaren Kleid« aussah, das ihre herrliche Büste fast bis zur Grenze der Erlaubten freiließ. Besonders Exzellenz waren ja entzückt von ihr und hatte, sie durch häufige Ansprachen ausgezeichnet, was doch nur von Vorteil für Wolf sein konnte — bah, und hier stand er wie ein« ängstliche besorgte Kindermuhme — «in fast verächtlicher Zug legte sich um ihre vollen Lippen, als si« ihn beobachtete. „Meinst du, Ella?" fragt« er da wie etwas erleichtert, ,^ber dieser unruhige Schlaf —" ,,— ist die Folge seines verdorbenen Magens. Wer weiß, was er alles bei Papa gegessen hat — die Lassen ist in dieser Beziehung unvernünftig; sie verwöhnt Hasso über die Maßen! — Sei gut, Wolf — ünstigo dich nicht, sieh, ich bin doch des Kindes Mutter, und wenn ich ruhig bin —", ste legte -ia ring- geschmückte Hand auf seine Schulter und blickte ihn an. Si« wollte ihn zwingen, ihre Schönheit zu sehen, zu bewundern —> und dadurch ihn wieder zu sich ziehen, zu ihr, der doch sonst, wenn sie nur wollte, kein Mann widerstand. 2lber selbst jetzt übte ihre berauschende Nähe gar keine Wirkung auf ihn aus — mit einem schwer zu beschreibenden Blick sah er si« an und sagte dann, „erkälte dich nicht, Gabriele, da du so entblößt bist," und wandte sich dann wieder seinem Kinde zu. Gr merkte ihre Absicht, deshalb konnte sie keinen Einfluß auf ihn haben. Zornig biß sie sich auf die Lippen. „Sie können ruhig zu Bett gehen, Fräulein, es ist absolut keine Gefahr," be merkte sie zum Kinderfräulein und rauschte dann hinaus. Nu« schwer entfernte sich Wolf vom Lager seines Kindes; am an dern Morgen schickte er auch gleich zu Dr. Kornelius, den et gut kannte. Vorläufig konnte dieser noch nichts Bestimmt« sagen — aber am nächsten Tage stellte er den Ausbruch ein«, Lungenentzündung fest. Hasso war ein ungebärdiger Patienj und nur seinem Vater gelang es, ihn etwas zu beruhigen —: von der Mutter wollte er gar nichts wissen, worüber sich dies« sehr erzürnte und dem Krankenzimmer meistens fern blieb. „Gnädige Frau," sagte Dr. Kornelius zu ihr, „es ist ein zierm lich schwerer Fall, und ich Halts es für ratsam, wenn wir ein« Pflegerin zu Hilfe nehmen; das Kinderfräulekn ist nicht bei sonders kräftig; sie gefällt mir gar nicht; ich fürchte, sie wird uns noch krank." „Sie haben rocht, Herr Doktvr! Dann bin lch auch be ruhigter. Mr geht die Angst und Sorge auf die Nerven, und' man ist eine schlecht« Krankenwärterin, wenn die mütterlichen Gefühle mit in Frag« kommen. Dio Diakonissen sind das Pflegen gewöhnt, und ihnen geht alles sicherer von der Hand» — Ich bin schon ganz elend —" Der junge Arzt warf einen sprechenden Blick in iHv blühendes Gesicht, dem man nichts cknsah und sagte: „Aller dings, gnädige Frau! — Ich kann Ihnen eine vorzüglich« Pflegerin empfehlen. Schwester Konsuelo ist ein liebes, warm herziges Geschöpf, die besonders mit Kindern umzugehen ver steht. Sie ist freiwillige Pflegerin, gehört nicht zum Schwe- sternverband des hiesigen Krankenhauses. In der Klinik von Kollege Homann ist sie di« beste Stütze. Augenblicklich ist dort nichts für sie zu tun; deshalb wird si« kommen können. Ich habe, sie schon an manchem Krankenbett bewährt gefunden." Er hatte sich ordentlich warm geredet, der junge Arzt. Da trat WM «n. blqk und angegriffen von der Sorg, um sain Kind (Fortsetzung folgt.).
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