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Erzgebirgischer Volksfreund : 01.08.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192508011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19250801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19250801
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1925
- Monat1925-08
- Tag1925-08-01
- Monat1925-08
- Jahr1925
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 01.08.1925
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Beginn eines französisch-deutschen Wirtschaftskampses? L«lkl, SV. Juli. Nw Pariser „Journal Offiziell" ver öffentlicht «ine Verordnung, wonach bi« Einfuhr von deutscher Steinkohle, Koks usw. einer besonde- ren Genehmigung bedarf. Diese Maßnahme richtet sich in erster Linie gegen Deutschland. In dem -wischen Trendelen- buvg und Chaumet stattgefundenen Notenwechsel ist ausdrück lich festgestellt worden, daß während der Handelsvertragsver- Handlungen weder der eine noch der andere Teil Maßnahmen auf wirtschaftlichem Gebiet gegen den anderen ergreifen soll. Degen diese Vereinbarung verstößt die französische Verordnung. >— In Berlin ist man außerordentlich überrascht über das Ein fuhrverbot. Selbst in Regierungskveisen war man nicht im oeringsten auf eine solche Maßnahme vorbereitet. Der Ein- druck, den dieses Verbot heroorruft, ist geradezu kata strophal. Man gibt ohne weiteres zu, daß man über die in Frage kommende Preß- und Braunkohle bei einer friedlichen Auseinandersetzung sehr schnell zu einer Einigung gekommen wäre. Ader inan muß feststellen, daß gerade die völlig unvor bereitete Bestimmung die gesamten de ut sch - fra n z ö si - schen Beziehungen außerordentlich schwerwiegend gestört hat. Das französische Einfuhrverbot widerspricht den -wischen Dr. Trendelenburg und dem französischen Handels- minister Chaumet getroffenen Vereinbarungen. Nach diesen durfte wtHrrnd des bis -um Abschlusse der Handelsvertrags verhandlungen festgelegten Zustandes keine Maßnahme wirt schaftlicher Art ergriffen werden, die sich allein gegen eines der beteiligten Länder richtet. Das ober tut das jetzt vorliegende französische Einfuhrverbot deutscher Preß- und Braunkohle. Das rücksichtslose Vorgehen der Franzosen gibt zu pessimisti schen Urteilen über den Vorgang der deutsch-französischen Wirtschaftsverhandlungen Anlaß. Bedenkt man, daß Briand sich entschlossen zu haben scheint, die deutsche Note nicht vor Mitte August und nicht vor einer Einigung mit Chamberlain zu beantworten, so kann man beurteilen, in welchem Maße die deutschen Beziehungen zu Paris jetzt getrübt erscheinen. Die Situation wird zweifellos dadurch verschärft, daß die Reichsregierung zu Gegenmaßnahmen gezwungen ist, die zur Beseitigung der Mißverständnisse sicher nicht beitragen werden. In welcher Form Deutschland wirtschaftliche Re pressalien gegen das französische Einfuhrverbot ergreift, ist noch nicht abzusehen; aber es ist nicht unmöglich, daß sie auf dem Gebiete der von Frankreich gewünschten Erleichterungen zoll- politischer Art für das Saargebiet und Elsaß-Lothringen liegen. Die Ausweisungen aus Polen. Berlin, 30. Juli. Zu dec Ausweisung der deutschen Op tanten aus Polen wird berichtet, daß bis zum 4. August auf Anweisung der polnischen Regierung 20 000 Optanten Polen verlassen müßten davon sind bereits 7000 in Deutsch landeingetroffen. Deutschland H an allem schuld. Warschau, 30. Juli. Der polnische Zloty hat ganz plötzlich stark an Wert verloren. So war er am Donnerstag in Prag um 70 Punkte gefallen. Die Nachricht wurde in Warschau gestern erst in den Abendstunden bekannt. Von amtlicher Seite wird daraus hingewiesen, daß die objektive Lage der Bank von Polen zu Befürchtungen für den Zlotykurs keinen Anlaß gebe. Weiter hin wird darin behauptet, daß der Kursfall des Zloty auch an den ausländischen Börsen auf eine Aktion polenfeind lichgesinnter Kreise zurückzuführen sei, die ihren Sitz in Danzig und Berlin hätten. (I) Eine 7«« Meldung besagt: Warschau, SO. Juli. Die Bank von Polen Hot heute die «i dam offiziell noch festgehaltenen Kurse von 8/19 Zloty für den Dollar gestellten Ansprüche nur zum Teil befriedigen können, so daß es während des Tages zu lebhaften Umsätzen im freien Valutenoerkehr kam, wo der Dollar bis zu ö/70 Zloty gehandelt wurde. Das Sinken des Zlotykurses wird von den Abendblättern erregt besprochen. „Gazeta War- szawska" verlangt, daß sich di« Polen des Kaufes deutscher Waren enthalten. „Kurjer Czerwony" fordert eine allgemeine Volkserhebung zum Schutze -es Zloty. Das Blatt kündigt die Veröffentlichung aller derer an, die ohne Notwendigkeit Aus- bandsretsen unternehmen, sowie nichtpolnisch« Waren einführen und kaufen. - » » Neue Verschärfung der russisch-polnischen Beziehungen. Moskau, 30. Juli. Die Beziehungen zwischen Sowjet- /ußland und Polen haben ein« neue Verschärfung erfahren, durch den ersten Gren z zw i sch en fall, der sich seit Tschitscherins ernster Warnung an Polen -ugetragen hat. Ein russischer Führer des Grenzpostens Jampol wurde am 20. Juli von polnischen Soldaten, di« über die Grenze ge drungen waren, getötet und di« Leiche verschleppt. Im Be- zirk Iampol hotten sich bereits in den letzten Monaten mehrere Angriffe regulärer polnischer Truppen auf sowjet- russischem Boden ereignet. Im Zusammenhang hiermit über- reichte am Donnerstag das Volkskommissariat des Auswärtigen der polnischen Regierung eine sehr energische Protestnote. Ferner begibt sich ein« gemischt« Kommission an die Grenze, um Ermittelungen über Lie Angelegenheit anzustellen. Bulgarisch« Geistlich« auf d«r Kircheuko»fer«uz In Stockholm. Sofia, 30. Juli. Eine besondere Abordnung mit dem Sofioter Erzbischof Stephan an der Spitze begab sich nach Stockholm am die dortige Weltkonferenz aller christ- lichen Kirchen. Die bulgarische Delegatton wird hauptsächlich hi «verzweifelte Lage der Flüchtlinge aus Mazedonien und der bulgarischen Minderheit barstellen und an alle Kirchen der W« appellieren, das Elend taufend unglücklicher Leute in Bulgarien zu beseitigen. Dieselbe Abordnung wird auch einige andere fremd« Hauptstädte besuchen, um dort die Aufmerksam- keit der Negierungen und der öffentlichen Meinung auf das unerträgliche Schicksal der mazedonischen Flüchtlinge zu senken. Der Kampf am -e« Finanzausgleich. Berlin, 30. Juli. Im Reichste» ist jetzt ein entscheidender Kompromißantrag -er Regierungsparteien zum Fi- nanzausgleich, bei dem bekanntlich über di« Höhe der Steuerlkberwetsung eine Uebeveinstimnnmg nicht erzielt werden konnte, eingegangen. Darnach erhält der Artikel m» des Finanzausgleichsgesetzes folgende Fassung: Um die Länder und Gemeinden Instand zu halten, ihre Aufgaben, insbesondere auf' sozialem und kulturellem Gebiet, auszuführen, werden den Landern und Gemeinden, wenn sich ihre Anteile an der Einkommensteuer, der Körperschaftssteuer und der Umsatz st euer insgesamt in den Rechnungsjahren 1925 und 1926 auf weniger als 2,1 Milliarden belaufen, die daran fehlenden Beträge aus Mitteln des Reichs haushaltes, insbesondere aus dem Aufkommen aus nicht verwandten Verbrauchsabgaben, zur Verfügung gestellt werden. — Auch zur Weinsteuer, die bekanntlich ohne joden Steuersatz an das Plenum kam, ist jetzt ein geineinsamer Antrag aller Regierungsparteien vorgelegt worden. Die Vorschrift über die Ermäßigung des Steuersatzes soll am 1. August 1925 in Kraft treten. In, übrigen soll der Reichsfinanzminister den Zeitpunkt des Inkrafttretens bestimmen. Auch zurBier - und Tabaksteuer sind neue Kompromißanträge der Re gierungsparteien eingegangen. Wühlen der Zollopposition. Berlin, 30. Juli. Di« Zollopposition wird nicht müde, immer neue Täuschungsversuche zum Zwecke -er Ver schleppung der Zollvorlage zu unternehmen. Dahin ge hört auch ein ausführlicher Bericht des „Vorwärts" über den Besuch -er Gewerkschaftsführer beim Reichskanzler. In diesem Bericht wird behauptet, daß auch die christIichen Gewerk- schaften sich energisch gegen das Zollkompromiß ausge sprochen hätten. Dabei ist in dem Bericht selbst nirgends die Rede von einer Erkläruna, die von seiten der Gewerk schaften abgegeben ist. Tatsache ist lediglich, daß die zahlenmäßig völlig unbedeutenden demokratischen Hirsch-Dunckerschen Ge werkschaften in der Besprechung haben erklären lassen, daß sie von -em Zollkompromiß unerträgliche Preissteigerungen be fürchten. Das KSrperschsfkssleuergesetz. Neue kommunistische Ausfälle im Reichstag. Berlin, 30. Juli. Auf der Tagesordnung der heutigen Reichstagssitzung steht die 2. Beratung der Körper- schaftssteuergesetze. Als der Abg. Korsch (Kam.) das Wort erhält und von rechts einige Zurufe ertönen, ruft Abg. Creutzburg (Kom.): Sei ruhig mit deiner versoffenen Stimme da oben. Präsident Löbe ruft den kommunistischen Abgeordneten zur Ordnung. Die Abstimmungen werden aus gesetzt. Gs folgt dann die zweite Lesung des Verm ö g ens - und Erbschaftssteuergesetzes. Um 9,10 Uhr beantragt Abg. Hertz (Soz.) Vertagung. Abg. Koenen (Kom.) ver langt ebenfalls Vertagung. Er wird zur Ordnung gerufen, als er von einem Schandwerk der Gesetzgebung spricht. Ms von der Rechten ihm laute Zurufe antworten, droht er mit der Faust und spricht von Alkoholdunst und weingeröteten Ge sichtern. Plötzlich stellt Abg. Leicht (Dayr. Vp.) fest, daß ihm ein Kommunist zugerufen habe: „Das war der Pfaffe dort, der Los angerichtet hat!" Beim Zentrum und der Bayrischen Volkspartei entsteht wieder eine ungeheure Erregung. Der Abg. Bayersdorff (Bayr. Vp.) schlägt mit den Fäusten wnpört auf den Tisch des Hauses. Die Kommunisten dringen in dichten Schoren gegen ihn vor, und von allen Seiten eilen Abgeordnete herbei, so -aß ein ungeheurer Knäuel entsteht, in dem demokratische und Zentrumsabgeordnete zu vermitteln versuchen. Der Tumult wird immer größer, so daß Präsident Löbe den Saal verläßt und die Sitzung damit aufgehoben ist. Nach 10 Minuten erscheint der Präsident wieder im Sitzungssaal, wo die streitenden Parteien immer noch aufein- ander «inschveien und tritt mit, daß der Aeltestenrat sich sofort versammeln wird. Dann wird das Hous weiter zu entscheiden haben. Die Sitzung des Aeltestenrates dauert nahezu «ine Stunde. Um 1-11 Uhr eröffnet Präsident Löbe wiederum Lie Sitzung und ruft die kommunistischen Abgeordneten Hoernle und Obendiek wegen beleidigender Zurufe gegen den Abge ordneten Leicht nachträglich zur Ordnung. Der Präsident teilt dann mit, daß -ie Mehrheit des Aeltestenrates auf -em Stand punkt stehe, daß dis Beratungen des Vermügenssteuerqesetzes zu Ende geführt werden müssen. Älbg. Florin (Kom.) ruft: „Die Kerle sind ja yan- besoffen!" Er wird zweimal zur Ordnung gerufen. Der Präsi dent schlägt Vertagung vor und empfiehlt, do Lie Sitzung des Aeltestenrates so lang« gedauert habe, diese Zeit durch möglichst frühen Beginn der Freitagsitzung einzuholen. Das Hans ver- tagt sich auf Freitag 10 Uhr. Tagesordnung: Notetat, Steuer gesetz. Lohnbewegungen. Königsberg, 30. Juli. Die Generalversammlungen des Holzgewerbes und der Holzindustrie haben be- s chlosse n, am Freitag, dem 31. Juli, früh die Aussper rung -er gesamten im ostpreußischen Holzgewerbe tätigen Arbeiter vorzunehmvn. Der Deutsche Holzarbeiterverband for dert, wie die Mitteilung besagt, eine Erhöhung -er Löhne um 33 Prozent und lehnt andererseits jene Verlängerung der Arbeitszeit über 48 Stunden ab. Der Deutsche Holzarbeiter verband hat, ohne die zur Annahme oder Ablehnung der Ar beitgebervorschläge vereinbarte Frist einzuhalten, Teilstreiks hervorgerufen. — Die Arbeiter und Arbeiterinnen der meisten Betriebe der Braunschweiger Konserven-Indu- strie sind in den Aus stand getreten. Es handelt sich um Lohnforderungen. Braunschweig zählt über 30 Konserven- fabriken. » » « Die Streiklage im Saarbergbau. Saarbrücken, 30. Juli. Die Zahl der Arbeitswilligen im Saarbergbau hat sich nicht vermehrt. Di« streikenden Berg- arbeiter werden -um Teil von den Landgemeinden des Saar- gobietes mit Notstandsarbeiten beschäftigt. Seit heute hat die Grubenvcrwvltung den Strom der Leitung -er Land- strecke Saarbrücken—Heusweiler zeitweilig gestört. Die Pariser Lohnoerhandlungen finden ihre Fortsetzung in der Besprechung der Bevgbaudirektion in Saarbrücken. Da» endgültige Ergebnis ist nicht vor Sonnabend zu erwarten. Ueber -ie Verhandlungen wird strengstes Stillschweigen beobachtet. Anerkennung deutscher Kolonialleiftuugen. Berlin, SO. Juli. Di« Anerkennung der vorbildlichen deutschen Arbeit im Aufbau -es Forschungsinstitute, in Amani in Deutsch-Ostafrika (Tanganyika^erritory) durch den amtlichen Bericht der englischen Ostafrika-Parla- ments-Kommission hat ihr Echo nicht nur in England selbst, sondern auch in Ostafrika gefunden. Besonders bemerkenswert ist ein Artikel des „Kenya Observer" in Nairoba, Ler an leiten der Stelle schreibt: „Diese zentrale Station wird mehr als ein Forschungsinstitut sein. Ls wird einen ungeheurenLin- fluß ausüben in der Ermutigung zur Zusaminenarbeit der einzelnen ostasrikanischen Gebiete. Ihr Einfluß und Wirken wird nicht nur Ostafrika, sondern der ganzen Welt zugute kommen. Dies aber nur, wenn unser« Arbeit auf der breiten und festen Basis des deutschen Planes begründet wird, wenn wir die deutsche wissenschaftlich« Leistungsfähigkeit er reichen, wenn wir uns von den gleichen Idealen leiten lassen und wenn wir die gleiche Gründlichkeit anwenden, die die deutsche Forschung charakterisiert. Das Institut ist nicht eine einfache Gründung der Deutschen, die Großbritannien weiter führen soll, sondern ein edles Vermächtnis. Es wäre eine Schande für die Wissenschaft, wenn sie es nicht edel ge brauchen und nützen würde. Wir zweifeln nicht daran, d«ß das große englische Interesse an diesem Institut erkannt wird. Das Interesse könnte durch die Ueberlegung gesteigert werden, was aus Anmni geworden wäre, wenn der Krieg anders ge endet hätte und wenn Deutschland das gvoße Gebiet tropischen Afrikas behalten Hätte, das nun britisch ist. Aber wir wollen diesen etwas demütigen Vergleich nicht weiterfuhren." Der hereingefattene „Dorwärks". Amtliches Material an unrichtiger Stelle. Berlin, 30. Juli. Der „Vorwärts" hat in seiner Hetze gegen angeblich unbefugte Veröffentlichung amtlicher Doku mente selbst amtliche Dokumente benutzt. Gestern hat sich der peinliche Eindruck dieser unrechtmäßigen Veröffent lichung dadurch verstärkt, daß außer dem „Vorwärts" auch eine Berliner Korrespondenz in der Lage war, ganz neue An gaben über die Vernehmung der zwei Iustizbe- amten, bei denen die Haussuchung vorbenommen worden war, zu machen. Noch gestern abend, bevor irgendein Vorwurf erhoben werden konnte, beeilte sich der amtliche Preußische Pressedienst, festzustellen, daß diese Angaben nicht von der Berliner Kriminalpolizei staininen könnten, sondern nur aus den eigenen Angaben der Vernommenen. Diese Eile ist verdächtig, denn wer sich entschuldigt, klagt sich an. Wir müssen endlich feststellen, -aß die beiden in Betracht kommenden ver- dächtigen Iuftizbeamten Caspari und Kußmann eher jeder anderen Zeitung als dem „Vorwärts" Mitteilungen gemacht haben können und daß sie selbst erklären, weder dem „Vor wärts" noch der Korrespondenz solche Angaben gemacht zu haben. Es taucht also ein neuer Skandal auf. Im'übrigen ist es merkwürdig still geworden, und noch heute vermissen wir die Eröffnung des Desziplinarverfahrens gegen Caspari und die Einleitung der Strafverfahren Fege Caspari und Kuß mann. Auch über die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen Barncat, das von Tag zu Tag dringender gefordert wird, schweigt man sich aus. Das hat zur Folge, daß die unange nehmen Gerüchte, die von einer wenig sympathischen Diktatur eines bekannten Berliner Verteidigers im preußischen Justiz- Ministerium wissen, immer festere Formen annehmen. Vor dem britischen Bergarbeiterstreik. London, 30. Juli. Heute abend wurde eiligst eine Sondersitzung des Kabinetts einberufen, um den aWenblicklichen Stand der Verhandlungen in dem Berg werkskonflikt zu erörtern. Bon Mitgliedern des Unter- Hauses wird die Ansicht vertreten, daß der Strik unver meidlich sei. — Baldwin erklärte den Vertretern -er Bergarbeiter endgültig, daß die Regierung nicht imstande sei, der Kohlenbergwerksindustrie eine staatliche Subventio nierung zu bewilligen. Der Sekretär der Bcrgnrbeiter- gewerkschaff Lock bezeichnete diese Erklärung des Premier ministers als eine Kriegserklärung an dis Arbeiter. Angriff auf eine französische Kontrollkommission. Budapest, 30. Juli. Am Dienstag erschienen in Steinam- anger, wie der „E. V." schon kurz meldete, Entcnteoffiziere, um auf Grund einer an die Kontrollkommission gelangten Anzeige im Kommissarshaus nach Waffen zu suchen. Mittwoch vormittag erfuhr die Bevölkerung von der Anwesenheit der Entente offizier«, worauf sich eine groß« Menschenmenge auf dem Platze vor dem Kommissarshause ansammelte.' Die Menge nahm bald eine drohende Haltuckg an. Schließlich rief man: „Nieder mit den Leichenschündern! — Hoch Abd el Krim! — Nieder mitden Franzosen I — GehtnachMarokko!" Etwa 40 bis 50 Personen drangen in das Gebäude ein. Ls entwickelte sich ein längeres Hand gemenge zwischen den herbeigerufenen Polizisten und den Ein dringlingen, die erst dann das Haus verließen, als die Poli- zisten erklärten, die Ententeoffiziere hätten auf die weitere Durchsuchung des Kommissarshauses verzichtet und würden nach Budapest zurückkehrcn. Die Menge wartete jedoch vor dein Kommissarshause, um sich vom Abzug der Kommission zu über- zeugen. Die Stimmung wurde immer erregter, so daß schließlich Militär zur Verstärkung der Polizisten kom mandiert werden mußte. Der Kampf Chinas gegen England. London, 30. Juli. Wie die „Chieago Tribune" berichler, hat sich durch die Unfähigkeit der Mächte, ein Abkommen, be- sonders aber die Ueberbrückung des englisch-chinesischen Gegen- satzes zu erreichen, die Lage in Schanghai zu einem Kampf auf Leben und Tod -wischen den Engländern und Chinesen entwickelt, der das künftige Gedeihen des Hafens in verheerender Weis« trifft. Die erfolglosen Bemühungen, dis Schanghaier Zwischenfälle beizulegen, haben auf die Zollein- nahmen ein« sehr nachteilige Wirkung ausgeübt. Brüssel, 80. Juli. Brunet gab seinen Entschluß be kannt, den Kammervorsitz nie-er-ulegen. Bagdad, 30. Juli. PersischeRegierungstrup- pen griffen gestern in Failiyah den Palast des Scheichs von Mohammerah an. Der Palast, der von Arabern besetzt ge halten wurde, die am Fveitaa den Bazar von Mohammerah gestürmt hatten, wurde nach einem schaden Kampf genommen: Die persischen Truppen verloren sechs Tote, während dl« Araber 1Ü0 Tot» hatten.
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