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Erzgebirgischer Volksfreund : 24.06.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192606243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19260624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19260624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1926
- Monat1926-06
- Tag1926-06-24
- Monat1926-06
- Jahr1926
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 24.06.1926
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Erzgedirgischer Bolkssreunv Ueber dem Alttag Johannistag OerMche Angelegenheiten es Mr „rden abrr all, v«wa»t«Il w«d«. kPauIus l. «orlnlh« 18^1) ist niemand do, der ihr verbieten könnte, hinzugehcn. Georg sieht ihr die Angst an. „Soll ich mit dir gehen?" „Io, komm, laß mick) nicht allein setzt . . Sie zittert am ganzen Körper. Ein namenloses Grauen Rote Rose glüht auf dem Grabe. Seltsam! Seltsam! Unbegreiflich! Auf der Stätte der Verwesung leuchtet in brennender Farbe das Leben. Rosen- schönheit — vollkommene Schönheit — entfaltet sich im Juni- sonnenlicht. Das Auge, noch feucht von Tränen -er Trauer, kann sich nicht satt sehen an all der Anmut. Seltsam, zu denken: daß zwei Meter tiefer ... unterm Hügel... ein Menschenleib zergeht in Staub und Asche. Die Wurzeln des Rosenstockes greifen hinunter ins Grabesdunkel. So nahe beieinander wohnen Tod und Leben. Schmetterling schwebt übers Grab. Prediger geheimnisvoller Wandlung bist du, zarter Falter! Mühsam kroch am Boden Lie Raupe, in Kerkerhaft harrte die Puppe. Wunder über Wunder — lieblich und leicht spielt nun ein jungbeschwingtes Geschöpf im freundlichen Licht. Fast kann nian's nicht glauben: daß diese bunte, feine Schmctterlings- schönheit einmal als rauher Wurm über die Erde schlich. Ich begreife die fromme Weisheit, die das Bild des Schmet- terlings in den Grabstein meißelte. In raupenhafter Schwer fälligkeit, in puppenhafter Gnge lebt die Masse der Erdge borenen das Leben. Hinrmlische Leichtigkeit und göttliche Frei heit — wie siehnt sich die Seele danach! Rose und Schmetterling überm Grabhügel, ihr hobt etwas zu bedeuten! Urch eben kommt mir's in den Sinn: ob wohl auf dem fernen Grob, das den lieben Gefallenen Leckt, auch eine Rose flammt, auch ein Schmetterling spielt . . . ? i Truckenbrodt, Lößnitz. „Ich glaub, dem alten Herrn geht's nicht gut, ich habe eben zum Doktor geschickt, kommen Sie gleich herunter, Frau Doktor." „Ja ... ja ... ich komme . . ." Die Worte lösen sich ihr mechanisch von den Lippen. Sie hat noch nie einen Menschen sterben sehen. Sie fürchtet sich. Sie weiß, sie müßte als Tochter hinabeilen an das Sterbebett Les Vaters. Aber sie hat Angst — es ist ein« dumpfe, lähmende Angst, die ihr den kalten Schweiß auf die Stirn treibt. Damals bei der Mutter war es anders gewesen. Sie hatte sie gepflegt, sich ihr nah gefühlt in jedem Augenblick, und in der großen Nacht des Sterbens war sie doch nicht bei ihr gewesen. Der Vater hatte nicht gewollt, daß man sie wecke, er wollte ihr diesen schauerlichen Anblick ersparen — es lag Vorsorge und zarte Rücksicht darin, und jetzt rufen fremde Leute die Tochter an sein Sterbebett, und * Einkommensteuer ns«. Die Finanzämter sind angewiesen worden, die Ginkommensteuerbescheide (Kürperschastssteuer- ibescheide) möglichst bis zum Iulivorauszahlungstewnin zuzu- siellen. Nach Empfang des Steuerbescheides haben die Pflich tigen die Vorauszahlungen auf Lie Einkommensteuer (Körper schaftssteuer) nicht mehr selbst zu berechnen. Auch die Abgabe der Voranmeldungen für die Einkommensteuer (Körpevschafts- steuvr) fällt weg. Die Vorauszahlungen sind nach dem Steuer bescheid zu entrichten. Um Zweifel darüber auszuschließen, ob dies auch für Steuerpflichtige gilt, Lie den Stellerbescheid in der Zeit vom 1V. bis 17. Juni 1926, also innerhalb der Schon- frist, erhalten, ist die Schon frist allgemein bis zum 24. Juli l626 verlängert worden. Wer bis zum 17. Juni 1926 (ein schließlich) den Steuerbescheid erhalten hat, hat die Voraus zahlungen auf die Einkommensteuer (Körperschaftssteuer) eben falls nach dem Steuerbescheid zu entrichten. Steuerpflichtige, die bis zum 17. Juni 1926 den Einkomniensteuerbescheid (Kör- perschaftssteuerbescheid) noch nicht erhalten haben, müssen die Verlag T. M. Gärtner, Aue. Betdla». kaffen, die vollkommen unabhängig von den 380 sächsischen Sparkassen arbeiten. 55 Girokassen sind mit Kreditgenoffen- schaften verbunden, denen die Kreditgewährung unter Soli darhaftung der Genoffen der Sirokasse gegenüber obliegt. Die Girozentrale mit dem Sitze in Dresden ist die Verrech nungsstelle für die Ferngiroüberweisungen entsprechend den Postscheckämtern und gleichzeitig die zentrale Geldausgleichs stelle und die Bankabteilung des Giroverbandes. An 18 Orten unterhält sie eigene gwelaanstalten, von denen 12 In Arbeits gemeinschaft mrt angeschloffenen Banken arbeiten. In Ar beitsgemeinschaft steht sie selbst mit der Landständischen Bank des ehemaligen Markgraftums Oberlausitz, Filiale Dresden, die die Effektengeschäfte des Giroverbandes besorgt; an den Chemnitzer Giroverband in Chemnitz ist sie als Komplementär beteiligt. Der Giroverband verfügte Ende 1925 über reichlich 200 Millionen RM. Einlagen seitens annähernd 280 000 Girokunden. Den 200 Millionen RM. Einlagen stehen über 26 Millionen RM. eigene Mittel der Gesamtorganisation gegenüber. * Der Lvang.-lutherlsche Landesoerband für die weibliche Jugend in Sachsen hielt seinen 6. Verbands-Jugendtag vom 19. bis 21. Juni in Annaberg ab. Die Tagung war aus allen Kreisverbänden des Sachscnlandes, besonders natürlich aus dem Erzgebirge, stark beschickt worden. Der ganze Nachdruck war auch diesmal wieder darauf gelegt, die ganze Tagung für die erschienene Jugend zu einem innerlichen Er- lebnis zu machen. Alle Feiern und Verhandlungen hatten zum Leitgedanken das Thema: Kirche und Jugend, mit dem Leitwort Epheser 2, 17—22. Für die am Sonnabend nach mittag schon Eingetroffenen war Gelegenheit zu einem ersten innerlichen Sammeln gegeben in einer schlichten, aber stim- mungsvollen Andachtsstunde in der kleinen Bergkirche, wo Pfarrer Lic. Wustmann aus Chemnitz über Psalm 118, 24—26 sprach. Dann fanden noch Vorbereitungen für Lie beteiligten Sängerinnen und Turnerinnen statt. Am Abend folgten dann zwei große Begrüßungsversammlungen in der Festhalle und im Museumssaal. Auf beiden rief neben den Vertretern des Landesverbandes und der städtischen und kirchlichen Kör perschaften Landeckbischof v. Ihmels den Versammelten Gruß und Segenswunsch zu. Hatte der Sonnabend nachmittag Herr ick) klares Wetter gebracht, so hielt dies auch am Sonntag er» reulicherweise aus. Nach Wecken durch Glocken und Po- äunenklang und Liedersingen kleiner Gruppen vor den Hau ern, sammelten sich auf den Märkten von Annaberg und Buchholz die Scharen Ler jungen Mädchen mit ihren Wim peln zum Zuge in die Kirchen. In der Annenkirche predigte Pfarrer v. Fiebig aus Leipzig. Beide Kirchen waren bis zum letzten Plaß gefüllt und die Gottesdienste, die im Wechsel gesang des großen lutherischen Tedeum „Herr Gott, dich loben wir" ausklängen, werden allen Teilnehmern unvergeßlich bleiben. Dann zogen die jungen Scharen zu der großen ge- «einsamen Kundgebung auf dem Marktplatz. Sie wurde vor trefflich durch den bekannten Posaunenmeister Pfarrer Adolf Müller geleitet. Dann ging es zur Rast und Speisung nach dem Festplatz und der Festhalle. Von 3 Uhr an durchzogen dann alle Erschienenen, nach den 36 Kreisverbänden geord net, in großem Fcstzug die Hauptstraßen der Stadt Annaberg und im Anschluß daran entwickelte sich auf den Festwiesen «in frohes Treiben mit Spielen, Singen und Turnen und kurzen, werbenden Ansprachen. Eine kurze Schlußkundgebung auf dem Markt vereinigte noch einmal diejenigen, die am Sonn- Nr. 144. L4. Juni 1S2S. Direktor — seit Jahren. Er kann sich doch nicht plötzlich von allem Verkehr zurückziehen, das würde ihm schaden und dann — cs geht überhaupt nicht, auch für Iduna geht es nicht . . . Es muß «ine feste, bürgerliche Form für ihre Beziehung gefunden werden. Sie muß sich scheiden lassen — dann Wir er sic heiraten. Er wird sie gerne zu seiner Frau machen — sie hat so etwas Apartes, Nervöses, Interessantes . . . Er denkt an die Düsseldorfer Künstlerfrauen — die sind all« so behäbig und spießerhaft. Iduna hat etwas Aristo kratisches und dabei die hinreißende Leidenschaft. Er wär« kein Mann, wenn ihm das nicht Las Blut in den Adern herumjagte. Dabei hat sie auch noch Vermögen, und er — die schöne Stellung. In ein paar Jahren wird er Professor sein. Sie werden ein hübsches Haus machen . . . Iduna denkt nicht. Sie fühlt nur, daß es warm und hell ist in ihr wie noch nie. Es ist, als hätte ihre Seel« wie ein scheuer Vogel lange einen Ruheplatz gesucht und ihn endlich gefunden. Sie weiß nicht, was weiter werden wird, sie hat gar keine bestimmten Vorstellungen von ihrem künftigen Leben. Nur daß cs etwas ganz Besonderes sein wird — das weiß sie. Daß das Glück endlich gekommen ist, nachdem sie so lange gehungert hat, das große, unfaßbar große Glück! Jahr« und Jahre hindurch ist sie im Dunkeln gehalten worden, ein geschlossen hinter dicken Mauern, und nun stehen Tür und Fenster offen — sie sieht Täler und Höhen, Wälder und Wiesen, und jubelt: „Da kann ich Hinsehen, wenn ich will — und dort . . . und von den hundert Wegen, die dorthin führen, kann ich den wählen, der mir gerade gefällt, und so gehört die Welt mir, die ganze Welt . . ." Es ist wieder Sehnsucht in ihr, aber «in« Helle, freudige Sehnsucht, mehr Ungeduld beinahe, der heiße, brennende Wunsch, das Leben einzufangen, wie sie es vor sich sieht, das Leben mit Händen zu greifen, damit es nur ja nicht wieder entflattert wie «in Schmetterling, der vor einem offenen Fenster hin und her gaukelt, uni sich dann in der Ferne zu verlieren . . . Der Kranke läßt ermattet die Uhr fallen und lehnt sich mit einem leisen, röchelnden Laut in die Kiffen zurück. Georg wirft einen raschen Blick auf di« junge Frau an seiner Seite. „Fürchtest du dich, Dudi?" Si« blickte ihn an mit Hellen, leuchtenden Augen. . „Nein, gar nicht." Sie erhebt sich und geht wieder zum Bett des Kranken. „Vater. . ." „Ja, mein Kind ..." Sie zuckt zusammen. Lebte er denn wirklich noch ein bewußtes, eigenes Leben? Wieder packt sie die Angst, und zitternd legt sie ihre Fingerspitzen in die geöffnete alte Hand, die nach ihr zu verlangen scheint. „Ja, Vater, ich bin da . . ." Aber der Ton ihrer Stimm« ist so ängstlich, daß Georg nun auch langsam näher kommt, wie um ihr Mut zu machen durch seine Nähe. Der Kranke bewegt die Lippen, dann sagt er: „Es ist alles In Ordnung ... die Papiere . . . alles Gut, daß du da bist . .'. und dein Mann auch ... gut . (Fortsetzung folgt.) Vorauszahlungen noch der Zweiten Steuernotverordnung und dem Steuerüberleitungsgesetz, in der Regel also nach den Be triebseinnahmen (Umsatz) oder dein Vermögen, leisten. Hierbei gelten die bisherigen Anordnungen weiter. So können ins besondere buchführenüe Gemerb«treibende, denen bis zum 17. Juli 1926 Ler Steuerbescheid noch nicht zugestellt ist, die für den 10. Juli zu leistende Vorauszahlung vorläufig in Höhe eines Viertels des Betrages entrichten, der sich nach der bei in Finanzamt abgegebenen Steuererklärung als Steuevschuld er gibt. Führt die Veranlagung zu einer höheren Steuerschuld, so ist der Unterschicdsbetrag zwischen der geleisteten Voraus zahlung innerhalb eines Monats nach Zustellung d«s Steuer- besck)«iLes nachzuzahlen. Die Verlängerung der Schonfrist gilt im Intevesse Ler Steuerpflichtigen diesmal ausnahmsweise auch für di« Umsatzsteuer. * Ueberschwemmungsschäde« in der Landwirtschaft. Wie vorauszusehen war, haben di« großen Ueberschwemmungen in den letzten Wochen und die starken Regengüsse und die im Zu sammenhang damit stehenden Ueberschwemmungen besonders auch in der Landwirtschaft großen Schaden verursacht. Fast all« Wasserläufe mit ihren Zuflüssen traten über die Ufer und haben Blecker und Wiesen tage- und wochenlang unter Avasscr gehalten. Die Heuevnte ist zum Teil schon verdorben. Vom Ge treide hat ahuptsächlich der Roggen gelitten. Auch Weizen, Hafer, Gerste und Leinen lagern besonders in den höheren Ge genden und können infolgedessen nur geringen Körnererträge liefern. Das alles wird ein« starke Schädigung der diesjährigen Ernte im Gefolge und darüber hinaus noch erhebliche Ver wüstungen an Feldern und Wiesen, HSegcn und selbst bei landwirtschaftlichen Gehöften befürchten lassen. Wie die Presse stelle der Landwirtschaftskammer mittelst, sind diese Tatsachen dazu benutzt worden, um beim Wirtschaftsministerium dahin vorstellig zu werden, daß die Vertreter der Finanzämter und der Grundsteuerbehörden mit möglichster Beschleunigung auf Antrag der geschädigten Landwirte amtliche Feststellungen der Schäden an Ort und Stelle vornehmen. Die Landwirtschafts- kameinr hat weiter dein: Kultusministerium angeregt, den höheren Volksschulklassen Lie Erlaubnis zu erteilen, bei der Reinigung der Hackfruchtfelder nach Zurückgehen Les Hoch wassers tatkräftig mitzuarbeiten. * Falsche Reichsbanknoten zu 20 Mark. Nach einer Mit teilung der Ranchsbank in Berlin ist von den in Umlauf be findlichen Neichshanknoten über 20 Reichsmark mit dem Da tum des 11. Oktober 1924 euerdings eine Fälschung festgestellt worden, die in nachstehend aufgcführten hauptsächlichsten Merkmalen zu erkennen ist: Papier: Aus zwei zusanimen gefügten Blättchen, einem kräftigeren, gelblich getönten Grundblatt und einem hauchartigen Deckblatt bestehend, mit dazwischen gestreuten falschen Fasern. Wasserzeichen: In der Durchsicht mit auffallend kräftiger verschwommener Zeichnung zu sehen. Auf dem Streifen der Blindprägung — Vorderseite der Note, rechts — schimmert der falsche Wasser- zeichmdruck rötlich durch das dünne Deckblatt. Blind- Prägung: Schwächer geprägt. Im Kontrollstempel ist die kleine Mittelzierung fast unsichtbar. Vorderseite: Im Worte „Berlin" des Ausfertigungsdatums sind die beiden Buchstaben „in" oben nicht getrennt, sondern in Form eines „m" verbunden wiedergegeben. * Der Aufbau des kommunalen Bankwesens in Sachsen. Nach dem Geschäftsbericht des Giroverbandes Sachs. Gemein- den umfaßt der Giroverband z. gt. 560 Gemeinden mit Giro ¬ packt sie, wie sie der voranschreitenden Christine in das Zimmer des Vaters folgt. Der alte Flößner sitzt aufrecht im Bett, von Kissen ge stützt. Sein« Augen blicken blöde aus dem wachsgelben Gesicht mit den ganz erschlafften Zügen herab auf eine große, goldene Taschenuhr, die er in der Hand hält und deren Uhrwerk er mit einem kleinen Schlüssel anfzuziehen sucht. „Ich hab' ihm all Lie Uhren geben müssen, er hat sic alle selbst aufziehen wollen," erklärt die Wirtschafterin. Iduna nähert sich dem Bett. „Vater." Der Alt« hebt di« Aug«n, sieht aber an Iduna vorbei und lächelt blöde ins Leere hinein. „Ja, ja, cs ist spät ... die Uhr geht nach . . . ja . . . ja, es bleibt alles zurück . . . keine Ordnung . . ." Und er müht sich den kleinen Schlüssel einzuführen ins altmodische Uhrwerk, aber er gleitet immer wieder ab. Doch das macht ihn nicht ungeduldig. Er murmelt nur immer un verständliches Zeug und lächelt manchmal vor sich hin. Iduna tritt vom Bett zurück und setzt sich in den dunklen Hintergrund des Zimmers neben Georg auf ein kleines hartes Sofa. „Wie er sich abmüht," flüstert sie. „Fürchtest du dich noch immer?" fragt er sie. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, es ist nur so seltsam alles . . ." Dann sitzen sie schweigend da, ganz gerade, ohne sich an zulehnen, ohne einander zu berühren, wie ganz artige Kinder, die etwas sehr Großes und Wundcrsanres erwarten. Aber ihr« Gedanken sind weitab von diesem Zimmer. Georg rechnet, wie lange er noch Urlaub hat. Acht Tag«, nicht mehr. Dann muß er nach Düsseldorf zurück, an di« Akademie, wo er Lehrer ist. Was soll dann mit Dudi ge schehen? Sie wird amb nach Düsseldorf kommen wollen . . . Wie wird iicki das einrichicn lassen? Er lebt dort in sehr bürgerlichen Verhältnissen. Er lmt Fannlicnvcrkchr; er ist jeden Abend beinahe geladen und am Sonntag Tisch-aft bet» Das kleine Glück. Roman von Olga Wohlbrück. Copyright by Greiner L Lomp., Berlin IV 30. (Nachdruck verboten.) (29. Fortsetzung.) „Nun, Georgy, siehst du, wie ich dir gehör«? Ohne etwas von dir zu wissen, nur, weil nur ist, als hättest du inrmer einzig und allein ein Recht auf mich gehabt und das andere alles nicht zählt in meinem Leben." Er macht eine Bewegung, als hätte er «ine schwer« Bürde i» Arm und wüßte nicht, wo er sie hinstellen sollte. „Du kennst mich ja wirklich nicht," sagt er langsam. „Was soll denn jetzt werden?" „Etwas anderes soll werden, etwas anderes als bisher war." Er kämpft «ine Weile mit sich, dann stockend: „Ich . . . ich heirate nicht, ich kann nicht heiraten, ich darf Noch nicht Sie sieht ihn an und lacht. Lacht wie ein Kind, das froh ist, einem anderen Kinde einen großen Schrecken wegzulachen. „Ja, will ich dich denn heiraten? Sollen wir Derlobungs- visiten machen, eine Wohnung mieten, ein Dienstmädchen auf- nehmeN und am Sonntag die Familie zu einem Kalbsbraten einladen? Georgy, Georgy ... so nicht . . ." Er zieht sie wieder an sich in plötzlich erwachendem Be gehren und doch ängstlich, als fürchte er eine Fall« in ihren Worten. „Wie meinst du denn?" Sie schlingt den Arm um ihn und sieht ihm tief in die Augen. „Die Welt soll uns gehören, Georgy ... die ganze Welt! Du bist Künstler, ich habe mein kleines selbständiges Vermögen — ich kann reisen, mit dir reisen, da sein, wo du bist, in deiner Welt leben, in deiner Welt der Schönheit." „Und dein Kind?" Sie legt ihm die Hand auf den Rtund. „Jetzt nicht, bitte nicht. Das wird sich finden. Ich werde dir sagen — später, was mir das Kind ist. Aber jetzt noch nicht... du würdest mich nicht verstehen. Wir haben ja Zeit so viel zu sprechen ... so viel!" . . . Plötzlich horchen beide auf. Im Hause werden Schritte laut, man hört einzelne Ruf«, dann überstürzt« Schritte auf der Trepp«. „Es ist etwas geschehen, Dudi . . ." „Der Vater . . ." Sie erbleicht. Sie hatte gar nicht mehr an ihn gedacht, seinem sie sich frei gemacht von ihn,, weil das Weiße und Glitzernde sie so lockte, daß si« k«in«n kurzen Augenblick mehr btt dem alten Monn bleiben konnte. Da steht auch schon die Wirtschafterin Christine im Zimmer. Sie ist sehr blaß und atmet schwer vom eiligen Laut- — —
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