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Erzgebirgischer Volksfreund : 21.12.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192612215
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19261221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19261221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1926
- Monat1926-12
- Tag1926-12-21
- Monat1926-12
- Jahr1926
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 21.12.1926
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Aue, LV. Dez. Die G n t e r k a ss e zahlt MN 21. Dezember die Weihnachtszulage an Ruheständler, Wartegeld empfänger und Hinterbliebene. Aue, 20. Dez. „D e rWalderz ü h lt..." Dies Motto war über die Vortragsfolge der Weihnachtsauf führung im Feftsaal der 1. Bürgerschule geschrieben. In Wort, Lied lind Tanz führten die Kinder die großen und kleinen Weihnachtsgäste durch den trauten, lieben deutschen Wald. Vom Frühling und dem Erwachen der Zwerge, von, Maientanz auf der Frühlingswiese zum Elfenreigcn in dämmernder Mondnacht und den vielen Freuden des sommer lichen Waldes sangen lind sagten die Buben und Mägdlein in ihren schmucken Kleidchen. Und dann der wundervolle deutsche Wald im farbenfreudigen Hcrbstgewande. Das Singen und Klingen in Flur und Hag, das selig verträumte Rauschen der Wipfel! Wie ein längst entschwundenes Märchen stieg die heilige Jugendzeit vor unserem leiste auf. So manches Ruge wurde naß bei den altvertrautcn Bildern, bei den seligen Klängen verrauschter Lieder von Eichendorfs und Heine. Und erst die Kleinen, die ganz Kleinen im weiten, übervollen Saale! Das war ein Vibrieren und Lauschen der kleinen Seelchen. Weit geöffnet hingen die blanken Augen an den wechselnden Bildern der prachtvollen Stimmungsbühne, an den wach- gewordcncn Märchen vom Osterhasen, vom Pilzmünnlein lind Hänsel und Gretel! Dann kam der Winter, der weiße, weih nachtliche Winter im deutschen Wald mit den armen, frierenden Reisigsammlern, des Häsleins Not und der Weihnacht im Walde. Ja, das war der Höhepunkt der Weihnachtsaufführung! Wie die güldenen Sterntaler dem betenden Mägdelein auf das schlohweiße Hemdchen fielen, so fielen Wcihnachlsglockcnklängc und Lhristnachtsseligkeit in die hungernden, kleinen Herzchen. Ach, cs ist so wenig, was man mit gewählten Wonen über solche Schönheiten sagen kann. Man müßte zu den Kleinen gehen, selber wieder ein Kind werden und kindlich mit offenem Herzen all das Selige und Beseligende hinnehmcn. Dank den Darbietern und Veranstaltern! Aue, 20. Dez. Helin, die berühmte Telepathin und Hellseherin, wird anläßlich ihres großen Erfolges ihr Gastspiel in den Apollo-Lichtspielen noch um drei Tage, also bis mit Mittwoch, verlängern. Es ist fomit jedermann Ge legenheit geboten, sich das Phänomen noch anzusehen. Außer dem läuft im Filmtcil ein stimmungsvolles Wcihnachtspro- gramm. Lößnitz, 20. Dez. Auch unsere kirchliche I n n a s ch a r hat ein wenig Not lindern helfen, und zwar hat sie den Klein sten unter den Bedürftigen einen Weihnachtstisch gedeckt. Ueber ein Dutzend selbstgehäkelter und -gestrickter Jäckchen und Mützchen, ein paar Schals und Strümpfe, sclbstgefertigte Puppenstuben und Krippen kamen zur Verteilung. Auch an deres mehr zierte den Gabentisch. Frau Dr. Truckenbrodt be grüßte die geladenen Mütter und gab einen kurzen, hcrz- erwärmenücn Bericht von dein praktischen Christentum der fleißigen Jung schar, die ihre Handarbeiten mit staunenswerter Sorgfalt und Ausdauer ausgeführt habe. Opferbereite Liebe — das ist das Peste, was eine christliche Jungschar lernen und üben kann. Eibenstock, 20. Dez. Vor 14 Tagen wurde der Geschirr führer Otto Hahn von einem Pferde durch Hufschlag am Gesicht verletzt. Jetzt ist er infolge cingetrctcncr Wundrose ge storben. Was mein einst war! Roman von Fr. Lehne. (Nachdruck verboten.) >13. Fortsetzung.) Karl Günther hörte im Vorübergehen ihre Worte. Un willig und vorwurfsvoll klang ihre tönende Stimme. Der Chauffeur verteidigte sich; er hatte vor Verlegenheit einen hochroten Kopf. „Wenn Baronesse noch etwas Geduld haben wollten —" „Geduld! Die habe ich schon seit einer halben Stunde bewiesen," entgegnete sic nach einem Blick auf ihre Armband uhr. „Jetzt aber möchte ich nicht länger unter Ihrer Unge schicklichkeit leiden. Unbegreiflich! Auf glatter, ebener Bahn diese Panne! Es wird mir nun langweilig, noch länger hier im Sonnenbrand stehen zu müssen." Ungeduldig klopfte ihr Fuß den Boden. Karl Günther war ganz langsam weiter gegangen in der Erwartung, das; man ihm nm seine Hilfe bitten würde. Gern hätte er sie sofort angeboten; doch er wollte nicht aufdringlich erscheinen; denn dem Chauffeur, der bei jeder Begegnung nur eine hochmütige, nichtachtende Miene für ihn hatte, wäre zu- zutrauen gewesen, sein Anerbieten zurückzuwcisen. Dem wollte er sich nicht aussetzen, selbst auf die Gefahr hin, von der Baronesse für unhöflich gehalten zu werden. Schließlich hätte man ihm ja auch ein Wort gönnen können. Dennoch konnte er sich nicht versagen, nach wenigen Schritten srehenzubleiben und sich umzusehen. Da schien es ihm, als habe die Baronesse gewinkt. So fort schritt er ihr entgegen; er hatte sich nicht getäuscht, denn sie kam auf ihn zu und sagte: „Sie sehen, in welcher Verlegen heit ich bin. Führt Ihr Weg Sie nach Eggersdorf? Ich er innere mich, Sie dort gesehen zu haben —" „Ja, Baronesse, ich bin bei Iakob Dangclmann." „Würden Sie vielleicht die Freundlichkeit haben, auf dein Schlosse mit vorzugehen und zu bestellen, daß man mir einen Wagen entgegenschickt, und dem Schmied aufzutragen, meinem Chauffeur zu helfen?" Karl Günther verneigte sich leicht. „Sehr gern, Baronesse. Aber vielleicht gestatten Baro-, nesse, daß ich einmal nachschaue, was mit dem Anto ist. Ich möchte Baronesse das Warten in der Sonnenhitze ersparen. Ich wagte vorhin nur nicht so recht, meine Dienste Baronesse zur Verfügung zu stellen, um nicht für aufdringlich gehalten zu werden." Mit Verwunderung sah Erdmute v. Eggersdorf auf den Knecht des Bauern Dangclmann. Was für eine gewählte Ausdrucksweise hatte der Mann! Lebhaft stimmte sie zu: „Ach ja, wenn Sic das wollten! Es ist mir schleierhaft, wie der Unfall hat geschehen können. Der Wagen ist nicht von der Stelle zu bringen." Mit wenig freundlichem Blick sah der Chauffeur Karl Günther an, während er hochfahrend sagte: „Sie werden sich unnötig bemühen, da Sie den Wagen ja gar nicht kennen." „So kann ick ja immerhin den Versuch machen. Sie er lauben daher —bemerkte Karl Günther gelassen mit seiner bestimmten, des Befehlens gewohnten Stimme. Er legte seinen Rucksack ab und begann zu hantieren, von Erdmute mit Interesse, von dem Ehauffeur mit Mißgunst beobachtet. Granyaln, 20. Dez. Die Stadtverordneten bewilligten 700 RM. zu einer Weihnachtsspende für Sozial-, Kleinrentner und Rentenlose. Bei Gewährung einer weiteren Beztrksbei- Hilfe soll diese Spende von den; Gemeindeanteil in Abrechnung gebracht werden. Dittersdorf, 20. Dez. Am Sonnabend kam im Gasthof das angekündigte Christ spiel zur Aufführung. Die Zuschauer waren allesamt tief ergriffen von dieser volkstümlichen, innigen, manchmal auch kernigen Darstellung des Weihnachtsevange- liums. Arn liebsten hm>n sie alle noch stundenlang den feinen alten Weiser; gelauscht. Lehrer Illgen mit seiner frischen Ingendschar, in der noch wahrer Idealismus glüht, hat sich mit dieser Aufführung heißen Dank verdient. Pfarrer Trucken- broüt verstand es, in seiner Ansprache die Bedeutung der christ lichen Weihnacht fühlbar zu machen. Möchte die Auf führung in Lößnitz (Montag abend, also heute!) durch starken Besuch gelohnt werden! Schönheide, 20. Dez. Der Bürstenfabrikarbciter Gustav Oschatz wurde wegen Beleidigung des Bürgermeisters zu einer Geldstrafe von 75, RM. oder 15 Tagen Gefängnis verurteilt. Oschatz hatte in einer nichtöffentlichen Sitzung des Wohlfahrts ausschusses mit Beziehung auf die Unterschlagung des ehe maligen Kassierers Mendt geäußert, daß da der Bürgermeister geschlafen habe. Das Gericht stellte einwandfrei fest, daß keine Spur einer Pflichtverletzung des Bürgermeisters in Sachen Mendt nachgewiesen werden kann. - ** Iahnsbach. Ein zehnjähriger Junge rutschte beim Ucbcrklettern eines Schneehaufens ab und geriet unter das Pferd eines Kohlengeschirrs. Das Pferd wurde unruhig und trat den Jungen auf den Kopf. In schwerverletztem Zustande wurde der Junge aufgehoben. Geyer. Das Ministerium verlautbart, daß gegen Bür germeister Dr. Kneschkc und Obersekretür Kneschke das Dis ziplinarverfahren eingeleitet worden sei, imchdcm die Unter suchung über die Unregelmäßigkeiten in der Kassenführung der Stadt Geyer zum Abschluß gebracht ist. " Oelsmtz i. V. Wegen Doppelehe wurde das Tagc- löhnersehepaar Mahle verhaftet. Der Polizei mar es ge lungen, in den Verhafteten ein seit 1920 von der Staats anwaltschaft Regensburg gesuchtes Gaunerpaar festzustellcn, das sich einer Reihe von Diebstählen, wiederholter Urkunden fälschungen und sonstiger strafbarer Handlungen schuldig ge macht Hatto. Der 29 Jahre alte Mahle entpuppte sich als der aus der Gegend von Regensburg stammende Georg Wild, der 1911 in Nürnberg verheiratet war, wo heute noch seine Frau lebt. ** Chemnitz. Im oberen Neukirchen bei Chemnitz brannte die Scheune des Wirtschaftsbesitzers Röhnert mit der gesamten Ernte, den landwirtschaftlichen Maschinen usw. nieder. Es wird Brandstiftung vermutet. " Chemnitz. Am 17. November des vergangenen Jahres lam cs, wie noch erinnerlich sein dürfte, im hiesigen Marmor- Palastc anläßlich einer nationalsozialistischen Versammlung zu einer gewaltsamen Sprengung dieser Versammlung durch Mit glieder der kommunistischen Partei, wobei eine derartige Ver wüstung in dem Lokal anaerichtct wurde, daß dem Besitzer ein Schaden von weit über 20 000 Mark entstand. Wegen der Teilnahinc an diesen Tumulten standen nunmehr u. a. der 19jährige Markthelfer Hans Bruno K u m m c. r, der 27jührige aus Bayern stammende Bauarbeiter Johann Iakob Wagner „Sie waren in; Felde?" fragte sie in dem Gefühl, daß sie dem Manne, den sie um einen Dienst gebeten, nicht stumm und hochmütig gegcnüüerstchcn dürfe. „Ja, Baronesse." „Sie waren arg verwundet? Die Narbe über Ihrer Stirn verrät cs wenigstens. Wo haben Sie gekämpft, in Frankreich oder Rußland?" „Ich habe an allen Fronten gekämpft, Baronesse," ent gegnete er höflich, aber einsilbig. Eingehend untersuchte er die Maschirrc, während ein höhnisch überlegenes Lächeln um die Lippen des Chauffeurs schwebte, nach dessen Meinung der Knecht Iakob Dangelmanns sich nur als Wichtigtuer aufspieltc, der im Grunde gar nichts verstand. Großartig warf er seine Ratschläge und Ansichten hin, ohne daß aber Karl Günther darauf hörte, der unter dem verschiedenen Revnralurwerkzcug stets das richtige wählte. Und bald kau; er dahinter, daß der Knecht doch etwas verstand. Und dam; — sein Gesicht wurde immer länger und schließlich ganz verdutzt — der andere hatte den Fehler entdeckt. Der Motor fing wieder an zu arbeiten, und dann dauerte es gar nicht mehr'lange, und der Wagen war wieder fahrbereit. Karl Günther fuhr einige Meter zurück, dann wieder vor, um zuletzt vor der Baronesse zu halten. Er sprang vom Wagen. „Dem Schaden ist abgeholfcn. Baronesse können jetzt in kurzer Zeit in Eggersdorf sein." Erdmute erkundigte sich nach der Ursache des Defektes. „Oh, cs war nur eine Kleinigkeit, Baronesse. Ich habe schon schwerer beschädigte Wagen wieder in Ordnung gebracht." Die junge Dance warf nur einen beredten Blick auf ihren Chauffeur, der vor Aerger rot geworden und sich auf die Lip pen biß, dann wandte sie sich wieder an Karl Günther: „Sie verstehen mit Kraftwagen umzugehen. Im Felde waren Sie wohl bei den Kraftfahrern? Denn als Laie kann man doch unmöglich so ohne weiteres Bescheid wissen." „Man hat draußen schon so allerlei gelernt, Baronesse," erwiderte er mit leichtem, unbestimmtem Lächeln; auf ihren ausdrucksvoll fragenden Blick aber setzte er dann hinzu: „Ich war einige Zeit bei den Fliegern." Er hängte seinen Rucksack wieder über den Rücken, ver neigte sich vor ihr und wollte weiter gehen. Da sagte sie nach kurzer Ueberlegung: „Ich bin Ihnen Dank schuldig. Da sie ebenfalls auf dem Wege nach Eggersdorf sind, darf ich Sie wohl ausfordern, mich zu fahren. Ich habe Ihre Zeit in An spruch genommen, und das muß wieder eingeholt werden." Sie fühlte die Verpflichtung, ihm dies anzubieten; denn er hatte ihr einen wirklichen Dienst erwiesen. Er verbeugte sich. „Wie Baronesse befehlen!" Aufmerksam rückte er die Pakete und Schachteln, die auf dem Rücksitz lagen und ein wenig in ein Durcheinander ge raten waren, zusammen, und war ihr dann berm Aufsteigen behilflich. Und immer größer wurde ihre Verwunderung, mit wel cher natürlichen, selbstverständlichen Sicherheit und Vornehm heit er sich bewegte und sprach. Er nahm den Lhauffeursitz ein, während der Chauffeur in verbissenem Groll beiseite rückte. Erdmute Eggersdorfs Augen ruhten sinnend auf der schmalen, gebräunten Hand, die so sicher den Wagen lenkte. Unauffällig konnte sic den Knecht des Iakob Dangelmann be trachten. Er trug eine feldgraue Litewka, dieselbe, in der sie ihn schon einige Male gesehen; sie paßte gut zu seiner straffen, stolzen, selbstbewußten und dennoch leichten Haltuna. die weit und der 21 jährige Tischler Karl Gustav Iohannes Dietze unter Anklage des Landfriedensbruches vor dem hiesigen Schöffengericht. Die Verhandlung nahm zwei volle Tage in Anspruch. Das Gericht verurteilte Kummer zu sechs Monaten Gefängnis, auf die drei Wochen der erlittenen Untersuchungs- Haft angerechnet werden, Dietze zu acht Monaten und Wagner zu zehn Monaten Gefängnis. Kummer wurde eine dreijährige Bewährungsfrist zugebilligt. ** Glaucha«. Der Omnibus der Kraftwagenlinie Glauchau —Crimmitschau mit dem Kvaftwagenführer Schmiedel am Steuer, fuhr die Bahnhofstraße hinab, als -er Wagenführer ganz plötzlich von einein Unwohlsein befallen wurde. Schmiedel hatte noch die Geistesgegenwart, die Bremse zu ziehen, gleich darauf fiel er bewußtlos in den Führersitz zurück. Der Wagen fuhr nach links und wurde an einem Lichtmast zum Halten gebracht. Schmiedel selbst, Ler einen Schlaganfall erlitten hatte, wurde nach dem Krankenhaus gebracht. ** Leipzig. Die vom „E. V." genieldete Verhaftung des bekannten Leipziger Rauchwarenhändlers David Bie der m a n n und seines Prokuristen Kohen erfolgte auf Grund des Verdachtes des Versicherungsbetruges. Biedermann soll große Posten Cdclpelzwaccn von Rußland über Oesterreich und Leipzig nach Loudon geleitet haben, die gegen Diebstahl und Verlust aller Art hoch versichert waren, die aber beim Ein treffen in London bedutende Gewichtsverminderungen auf- wicsen. Man vermutet, daß diese als Verlust gemeldeten Edelpelze absichtlich beseitigt worden seien. Ob dabei von Bie dermann oder von seinem Prokuristen Betrügereien vorge- nommen worden sind, muß erst die Untersuchung ergeben. In zweiter Linie hat das Landesfinanzamt Interesse festzustellen, ob die S t c u er a n g a be n der Firma einwandfrei seien. Der Untersuchungsrichter hat die Beschlagnahme der Geschäfts bücher angcordnct. Die Haftentlassung Biedermanns gegen Stellung einer Kaution erfolgte auf Antrag des Staatsanwal tes. Man ist dabei von der Erwägung ausgegangen, daß Bie dermann sein riesiges Inlandsvermögen nicht im Stich lassen wird. Sein Besitzstand an Grundstücken wir- auf 12 Millionen Mark beziffert. Die Schätzung seines Gesamt vermögens auf 70 Millionen Mark ist keinesfalls zu hoch ge griffen. Die Maßnahmen der Behörden werden aus die De nunziation eines jüngeren Angestellten der Firma zurück geführt, der vor 11L Jahren entlassen wurde. ** Leipzig. Auf dem Bahnübergang an der Elisabeth- Allee ereignete sich ein schweres Unglück. Als der Zug gerade die Straße passierte, versuchte eine 68jührige Frau nach die Gleifc zu überqueren. Dabei wurde sie vom Zuge erfaßt und erlitt einen Bruch beider Beine. Die Verunglückte erlag ihren Verletzungen. Weihnachtsbüchertifch. * Willy Rudert: Eine Handvoll Hennaterdc. Geschichten aus dem Vogtland. Preis 1,80 Mark. Verlag Erich Matthes, Hartenstein und Leipzig. Von Willy Rudert, Lem belairnten Heimatdichter, liegt ein neuer Band in Prosa vor. Diesmal ist es kein schamlos Heftchen, sondern ein ganz stattliches Buch voller köstlicher Geschichten. Der Leser wird im Innersten gerührt sein, denn Rudert erzählt nicht nur „Schnor- kcn", sondern weiß auch ernste Töne anzuschlagen. Aber auch ein derber Humor kommt ausgiebig zur Geltung, man kann Tränen lechen beim Lesen des „Perlepilzes" und des „Unternachtstranms". Vogtländer und Erzgebirger, verschenkt das Buch zu Weihnachten, ihr richtet große Freude damit an! abwich von der Haltung, die sonst den Landarbeitern eigen war. Und das kühne Rasfegesicht mit dem energischen Profil, aus dem die Nase scharf hervorsprang, das gehörte auch nicht einem, der in einer Bauernkate zur Welt gekommen. Da war etwas an Iakob Dangelmanns Knecht, das ein Geheimnis ahnen ließ. Und cs hätte sie wohl gereizt, dieses Geheimnis zu kennen; denn der Mann war eine so bemerkens werte Persönlichkeit, die, an welchem Platz sie auch stand, nicht zu übersehen war. Wer weiß, durch welche Zufallsfügung er hierher ge kommen! Sie hatte schon oft von Offizieren gehört, die, durch die Zeitereignisse ihrer Existenz beraubt, gezwungen waren, irgendwelche untergeordnete Stellungen anzunehmen, nur um ihr Dasein zu fristen. Vielleicht gehört er auch zu diesen Ent erbten! Blitzartig durchfuhr sie diese Erkenntnis. So mußte es sein, und es war in ihr, das sie wünschen ließ, es möge wirk lich so sein. Er fuhr sehr vorsichtig, so daß man ohne jede Störung, die der Chauffeur schadenfroh bin sich gewünscht, bald am Ziel war. Vor der Einfahrt zum Schloß hielt Karl Günther den Wagen an. „Wenn Baronesse gestatten, möchte ich jetzt aus- stcigen." Sie glaubte ihn zu verstehen: ec wollte ihren; Chauffeur eine gewisse Beschämung ersparen. Zustimmend neigte sic den Kopf, indem sie etwas zögernd und unschlüssig in ihrem Täsch chen suchte; sie mußte sich ihm doch erkenntlich zeigen. Schwer war cs jedoch für sie, das Nichtige in diesem Falle zu fi;ü>en. Ihrem Gefühl nach durfte sie diesem Manne kein Trinkgeld an- bicten; aber wiederum wäre es auffallend gewesen, wenn sie ihn ohne weiteres hätte gehen lassen; was würde er von ihr gedacht haben, da er ihren Gedankcngang doch unmöglich ahnen konnte. Sie wollte auch niemanden etwas schuldig bleiben. Trotz überkam sie da plötzlich in diesem Zwiespalt und Unmut über sich selbst, daß sic so viel Interesse an einen; Bauernknecht nahm. Lächerlich war das doch eigentlich! „Ich möchte Ihnen meinen besten Dank für Ihre Be mühungen sagen. Bitte, nehmen Sie diese kleine Erkenntlich keit an." Sie wollte ihm einen zusammengcfalteten Papier schein überreichen. Er trat zurück. „Bitte, Baronesse, der Dank muß auf meiner Seite sein. Baronesse hatten mir gütigst einen Platz im Wagen gestattet, so daß ich dadurch schneller heimgekommen bin. Meinen er gebensten Dank!" Er zog die Müße, verneigte sich ehrfurchtsvoll und ging dann so schnell davon, daß sie gar keine Zeit und Gelegenheit zum Widersprechen fand. Es war ihr unangenehm; denn von einem Bauernknecht konnte sie sich doch nichts schenken lassen. Sie sprach mit ihrem Vater darüber. „Ich werde ihm für seine Hilfe einen angemessenen Be- trag senden!" meinte der Baron. Doch Karl Günther nahm die Summe nicht an. Er sei nicht der Ansicht, daß die Herrschaften in Schuld bei ihm seien; er Litte, jene Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen. Höflich hatte er dies durch den Kutsverwalter des Barons sagen lassen. Erdmute hatte seine Ablehnung erwartet. Dennoch ägerte sie sich darüber, noch mehr aber, daß sie sich in ihren Ge- danken gegen ihren Willen mit jenem Manne beschäftigen mußte. Denn was ging sie der Knecht Jakob Dangelmanns an! (Fortsetzung folgt^
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