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Dresdner Geschichtsblätter
- Bandzählung
- 9 = 36/45.1928/37,2
- Erscheinungsdatum
- 1928/37
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 3339.b-36/45.1928/37
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id31079191Z5
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id31079191Z
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-31079191Z
- Sammlungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 44.1936
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- Titel
- Dresdner Geschichtsblätter
- Autor
- Links
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202 Dresdner Geschichtsblätter 1936. Nr. l—2. der Kunstwart wendet, „an Deutschlands Gebildete". Anter Bildung ist aber bei Avenarius, wie er immer wieder betont, nicht Schulbildung und Kenntnisreichtum oder gar nur eine gehobene soziale Lage zu verstehen, sondern Aufnahmefähigkeit und geistiges Streben. Der Kunstwart geht von dem Grundsatz aus, daß der Sinn für Kunst im weitesten Sinne in jedem gesunden Men schen vorhanden ist, nur erst geweckt und ständig gefördert werden muß. Er gibt sich also keineswegs dem Irrtum hin, daß anlagefremde Eigenschaften anerzogen werden könnten. Bei der Förderung des Kunstsinnes geht er daher von dem inneren Kunstbedürfnis aus und lehnt jede „Kunstfrohn" sowie den gerade in den Salons der Gründerzeit üblich gewordenen „pflichtmäßigen Kunft- enthusiasmus" ab. Nur aus dem persönlichen Bedürfnis nach Kunstfreude, das schon die Wahlverwandtschaft mit dem gerade ausgewählten Kunsigebiet beweist, kann das wahre Verstehen erwachsen, das gerade bei der Kunst nicht nur auf dem Verstand, sondern auf geistigen und seelischen Kräften beruht und erst das „Nachschaffen des Kunstwerkes im eigenen Geiste" ermöglicht, zu dem der Kunstwart hinleiten will. Das Ziel ist nicht nur per sönliche Lebenssteigerung des Kunstfreundes, sondern die Entwicklung einer wahrhaften Kultur an Stelle äußerlicher Zivilisation. Durch die enge Verbindung von Kunst und Leben soll ein bodenständiger, eigener Stil aus dem Geist der Zeit heraus geschaffen werden. Als Wertmaßstab für echte Kunst stellt der Kunstwart die Forderung nach Arsprünglichkeit und Wahrheit auf. Durch diese gesunden Grundgedanken hat der Kunstwart geholfen, die „äsenäsnss" und die „lin äs siscls-Stim- mrng" zu überwinden und seinerseits gcmeindebildend gewirkt. Avenarius war in literarischen Kreisen kein Anbe kannter mehr, als er den Kunstwart ins Leben rief. Seine künstlerischen Anlagen, ein Erbteil des geistig regsamen Vaters, des Verlegers Eduard Avenarius, ebenso wie der feinsinnigen Mutter Caecilie geb. Geyer, der Stiefschwester Richard Wagners, waren erst all mählich zum Durchbruch gekommen: auf der Dresdner Kreuzschule galt seine Neigung noch vorwiegend den Naturwissenschaften; aber sein damals gegründeter, von ganz ernsthaftem Streben erfüllter „Naturwissenschaft licher Wanderverein" erfaßte nicht nur die späteren treuen Freunde und Kunstwart-Mitarbeiter Karl Otto Erdmann und Wolfgang Kirchbach, sondern läßt auch schon manches von den Selbsterziehungsgedanken des Kunstwarts anklingen. Noch als Student in Leipzig und Zürich ließ sich Avenarius als Naturwissenschaftler und Mediziner eintragen, hörte jedoch mehr Literatur- und Kunstgeschichte und wurde von seinem bedeutend älteren Bruder Richard, der als Professor der Philosophie in Zürich lehrte, in dessen System des Empiriokritizis mus eingeführt, der versuchte, die mechanische Welt anschauung auf dem Gebiet der Psychologie zu über winden. Die Neigung zur Dichtung und zur Kunst trug schließlich den Sieg davon: schon in der Studienzeit erschien 1880 ein Bändchen eigener Gedichte „Wandern und Werden", ihm folgte im nächsten Jahre eine Antho logie „Lyrik der Gegenwart seit 1850", die den Fünf undzwanzigjährigen günstig in die maßgebenden lite rarischen Kreise einführte. Daher gewannen ihn nach seiner Leimkehr von der Aniversität und einer längeren italienischen Reise, die eindringenden Kunststudien ge widmet war, nicht nur junge, aufstrebende Kräfte wie die Literatur-Revolutionäre Julius und Leinrich Lart für ihre „Berliner Monatsblätter", sondern auch gut einge- führte, anerkannte Presse-Organe wie die „Tägliche Rundschau". Ein Jahrfünft hat Avenarius in der Stille des Elternhauses die literarische und künstlerische Ent wicklung in Deutschland mit innerer Anteilnahme ver folgt. Dauernd konnte diese kritische Tätigkeit allein einen so gedankenreichen, schöpferischen Menschen jedoch nicht befriedigen. Ihm erwuchsen umfassendere Aufgaben als die Förderung der Literatur. Das zeigte sich gleich damals, als Avenarius nach seines Vaters Erlösung von langjähriger Krankheit 1885 aus seiner Zurückgezogenheit heraustrat und Gesin nungsgenossen um sich sammelte. Er fand sie nicht in dem „Symposion" der Schriftsteller, die sich zu geistiger Anregung und geselliger Erholung zusammengeschlossen hatten; dieser Verein war ihm, wie der Galeriedirektor Woermann in seinen Lebenserinnerungen (II 106) ver mutet, wohl „zu harmlos und zwanglos". Er gründete daher zusammen mit dem dänischen Novellisten Gjelle rup den Discussionsclub, über den wenig zu erfahren ist außer dem Bild, das Avenarius selbst in der Familien chronik entwirft (S. 196): „Ein kleiner Kreis von Männern ganz verschiedenen Alters und Standes, ganz verschiedener Berufe und ganz abweichender Gesinnung, Gelehrte, Künstler, Techniker, Politiker, Kaufleute, Lehrer, Juristen, Zeitungsschreiber, hatte sich zu einem Discussionsclub zusammengefunden. Da wurden bei rundumgehendem Vorsitz und Referat die mannig faltigsten Themen in freimütigster Weise besprochen, um den Gegner kennen und verstehen, um die verschiedncn Dinge von den verschiednen Seiten her betrachten zu lernen. Wer den ,Kunstwort kennt, weiß leicht, wieviel ich den Anregungen dort verdanke." Die wichtigsten Mitglieder^ waren Karl Otto Erdmann, Prof, am ° Für persönliche Mitteilungen spreche ich auch an dieser Stelle Frau C. verw. Neichsgerichtsrat Doehn, Kerrn Pros. Söhle und .Herrn Wolfgang Schumann meinen verbindlichsten Dank aus. Ein neuer Kreis um Avenarius bildete sich etwa um
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