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Dresdner Geschichtsblätter
- Bandzählung
- 9 = 36/45.1928/37,2
- Erscheinungsdatum
- 1928/37
- Signatur
- Z. 4. 3339.b-36/45.1928/37
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id31079191Z5
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id31079191Z
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-31079191Z
- Sammlungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 44.1936
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- Titel
- Dresdner Geschichtsblätter
- Autor
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204 Neben den verhältnismäßig zahlreichen Vertretern bloßer Anterhaltungslitcratur standen, ohne nähere Be ziehung untereinander, der Lyriker Albert Möser, der Philosoph und Lyriker Pieronymus Lorin (Pseudonym für Peinr. Landesmann), der Literarhistoriker und No vellist Adolph Stern und der Kunst- und Literarhisto riker Pettner, die alle lange in Dresden wohnhaft waren, ohne doch ein charakteristisch dresdnerisches Schrifttum zu schaffen. Auch die jüngere Generation, die seit den achtziger Jahren Bedeutung errang, Ave narius und sein Mitarbeiter Wolfgang Kirchbach, der Dramatiker, ferner die Nomanschriftsteller Wilhelm von Polenz, Georg von Ompteda und Ottomar Enking blieben in ihren Werken trotz mancher Dresdner Am- welt-Schilderungen ohne engere Verbindung mit ihrer neuen Peimat; doch erkennt man bei ihnen immerhin eine gemeinsame Richtung auf einen besonders gearteten Realismus hin, durch den sich diese Dichter z. B. von den nnr kürzere Zeit hier weilenden Dramatikern Ger hart Pauptmann und Sudermann unterscheiden: an Stelle des krassen Naturalismus weisen ihre Werke bei aller Genauigkeit der Wirklichkcitsbeobachtung doch eine poetische Stimmung auf. Man sieht die Fäden, die gerade Dresden niit den jungen realistischen Bestrebun gen verbanden: hier hatten Gustav Freytag (1847—49) und Berthold Auerbach (1849—59), besonders aber Otto Ludwig mit seinem gesamten Lebenswerk einem deutschen, poetischen, sittlich bestimmten Realismus den Boden bereitet. Das Kgl. Schauspielhaus, in dem 1850 die Uraufführung von Ludwigs „Erbförster" statt gefunden hatte, war — nach langjähriger Ablehnung der modernen realistischen Richtung — doch in den neunziger Jahren die erste große deutsche Pofbühne, die neben Pebbel auch Ibsen und Gerhart Pauptmann pflegte. Auf dem Gebiet der bildenden Künste war in Dres den kein Anknüpfungspunkt an die Bestrebungen der Realisten gegeben. Da nun die bildende Kunst ihrem Wesen nach enger mit dem Ort ihrer Entstehung und seiner Tradition verknüpft ist, als die Dichtung —- zumal seit dem allgemeinen geistigen Austausch in der zweiten Pälfte des 19. Jahrhunderts —, war der Kampf zwischen alter und neuer Richtung in Malerei und Plastik, Architektur und Kunstgewerbe hier härter und fühlbarer als auf dem literarischen Gebiet. Dresden war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine lebendige, einflußreiche Kunststadt gewesen, galt aber in den acht ziger Jahren als Pflegestätte eines „vertrockneten Na- zarenertums"^. Nicht nur in den großen Kunstmittel- b Vgl. „Äunderl Jahre Sachs. Kunfiverein. 1828—1928." Ärsg. von E. Kacncl. Dresden, 1928. punkten Berlin und München, sondern auch in Weimar und Karlsruhe herrschte regeres Leben; dort war die akademische Tradition überwunden, die in Dresden noch jahrelang alles Neue niederhielt, obwohl schon 1876 der belgische Impressionist Ferdinand Pauwels an die Dresdner Akademie berufen worden war. Die Kunst ausstellungen in dem 1886 abgerissenen Doublettensaal auf der Brühlschen Terrasse hatten das Kunstlebcn wenig befruchtet, wenn auch durch die Errichtung der Pröll-Peuer-Stiftung 1879 wenigstens manche aus wärtigen Künstler zum Wettbewerb antraten. Erst die Internationalen Aquarell-Ausstellungen von 1887, 1891 und 1892 gewährten den Dresdnern einen Einblick in die Freilichtmalerei und den Impressionismus, den ein heimischen Künstlern blieb jedoch diese Kunst fremd; jedenfalls beharrten die maßgebenden Vertreter an der Akademie Friedrich Preller und Permann Prell bei ihrer allegorisierenden Darstellungsweise, während Eugen Bracht noch die Stimmungslandschaft der Düsseldorfer Schule pflegte. Auf der Internationalen Kunstausstellung in Berlin 1891 machte die Dresdner Malerei einen so rückständigen Eindruck, daß Avenarius im Kunstwart öffentlich Einspruch erhob gegen die heimische Kunst-- politik; er schrieb im August-Pest 1891: „Vergleicht man die Menge der Sachsen, die in der heutigen deut schen Kunst höchst Pervorragcndes leisten — ich nenne nur Klinger, Ahde, Koepping, deren Namen sich eine lange Reihe anderer von gutem Klang anschließcn ließe — mit dem, was in Sachsen gemalt wird, so er kennt man sofort, daß die Leistungen, die wir als Dresd ner Kunst' zu belächeln gewohnt sind, nur das Ergebnis örtlicher Verhältnisse, daß sie keineswegs bezeichnend für die Kunstbegabung des sächsischen Volkes sind. Cs haben verschiedene Ergebnisse zusammengcwirkt, um bis auf eine verschwindende Minderheit die wirklich tüch tigen Maler aus Dresden wegzuscheuchen." Der Vorwurf trifft „die zu einflußreichen Stellungen gelangten Dresdner Künstler, die jahrzehntelang engherzigste Protektion der Gesinnungsgenoffen ..." getrieben haben. „Bis auf die Kritik eines einzigen Tageblattes, dessen freiere Meinungsäußerungen so ost Entrüstung erregten, daß es schließlich schweigen mußte, war dabei die Dresdner sog. Kunstkritik treueste Bundcs- genossin in der Pflege des ewig Gestrigen. — Endlich scheinen auch in Dresden selbst die Augen weiteren Menschenkreisen aufzugehen. Die Akademie kann nicht besser werden, ehe sie durch frisches Blut gründlich ver jüngt ist. Das Publikum kann eine aufrichtige Teil nahme an der heimischen Kunst nicht eher gewinnen, als bis diese Kunst mehr leistet. — Dresden bietet sehr viel Vorbedingungen für eine Kunststadt: eine günstige geographische Lage, die den Anregungen von Nord- und Dresdner Geschichtsblätter 1936. Nr. I—2.
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