Sächsische Elbzeitung : 15.11.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-187611151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-18761115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-18761115
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1876
- Monat1876-11
- Tag1876-11-15
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- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 15.11.1876
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MchW Wmtimg. Amts- und Anzeigeblatt für das Königl. GerichtsamL und den Stadtrath zu Schandau uud den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sachs. tklb-Jcitung" erscheint Mittwoch nnd Sonnabend und ist durch alle Pnstaustnlten, sowie durch die Eichedition dies. Bl. für l Mark tuerteljüdrl. w deüehcn. — Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh k) Nhr, für das Sonnabcndsblatt spätestens bis Freitag früh 8 Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene Corpuszcile oder deren Rainn IO Pf., Inserate unter 5 Zeilen werden mit 50 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Nebcreinknnst.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Biirgcrmstr. Hesse, in Dresden nnd tleipzig. die Annoncen Viircaus von Haascnstein L Vogler, W. Saalbach, Jnvalidendank und Nnd. Mosse. M W. Schandau, Mittwoch, den 15. November 187«. Politische Weltschau. (D Der deutsche Reichstag hat nun auch seine Orient-Debatte hinter sich. Bei der Bcrathnng des auswärtigen Etats wurde dieselbe vom Abgeordneten Jörg provozirt, denn die Ultranwntancn lassen sich's unn einmal nicht nehmen, jede Gelegenheit beim Schop zu fasse», um ihrem Widerwillen gegen die deutsch Politik Ausdruck zu geben. Das that auch Herr Jörg! Er fand es unmöglich, daß die Interessen Deutschlands bei den orientalischen Angelegenheiten nicht in'S Spiel kämen. Da erklärte der Staats sekretär v. Bülow: Die Regierung könne in diesem Augenblick unmöglich über die schwebenden Fragen Auskunft geben. Sie kennen, fnhr er dann fort, die Politik des Kaisers als eine Politik des Friedens, eine Politik, die cs von sich weist, in fremde Dinge Anzn- grcifcn. Die bisherige Entwickelung der Dinge in der Türkei berührte uns nicht nninittclbar, sie wird uns anch mittelbar sobald nicht berühren. Angesichts des Waffenstillstandes können wir der Zukunft rnhig entgegensetzen. Die Politik Dcntschlands zn allen be freundeten Mächten basirt auf Freundschaft, Achtung und Vertrauen, das bekunden alle bisherigen Verhand- lnngen; diese Stellung wird die Regierung wie bis her bewahren, wenn die Ration nnd deren Vertreter mit vollem Bcrtrancn der Negierung gcgcnübcrstchcn. Die Regierung wird der Volksvertretung nothwcndige j Mitthcilnngen über die Sachlage nicht vorcnthaltcn. Die Politik Dentschlandö ist stets eine friedliche, Deutschland wird immer ein Bollwerk des Friedens bleiben nnd dies Bollwerk wird so fest sein, daß wir das Vertrauen der Volksvertreter beanspruchen können und verdienen. (Beifall.) Nachdem Lasker im Namen seiner .Partei das volle Vertrauen zur Regicruugspoliiik ausgesprochen, war diese von ultramontancr Seite aufgeworfene Na- c kctc verpufft. Aufscheu hätte die Debatte nur erregen können, wenn Fürst Bismarck zngcgcn gewesen wäre. Die Herren Jörg und Windthorst sind nicht die Män ner, in auswärtigen Dingen ncnc Gesichtspunkte zn eröffnen, lind das läßt sich beim besten Willen nicht bezweifeln, daß Bismarck von der Leitung der aus wärtigen Angelegenheiten etwas versteht; er hat cs scit dem Jahre 1864 bewiesen, während Windthorst den Stnrz Hannovers nicht hat auftzalten können, und Jörg seinen Nnhm durch dcu Antrag, Baiern solle sich im Jahre 1870 neutral erklären, begründet hat. Wie cö scheint, hat Bismarck anch für die orientali schen Wirren de» richtige» Weg gcfnndcn »nd er ka»» r»hig den Erfolg, welche» die Angriffe der Ultramon- tancn gegen seine Politik haben werde», i» Varzi» abwartc». Die neuen Justizgesctzc, unstreitig die wichtigste Vorlage, sind nach kurzer Debatte in die NAchöjnsliz- . kommission zurückgcwandcrt, damit dieselbe die Mein ungsverschiedenheiten zwischen ihrem Entwurf uud dem . Bundesrathe nochmals prüfe nnd dem Plcmnn deö- sallsige Vorschläge unterbreite. Um hierzu der Kom mission die nöthigc Zeit zu gewähren, schloß der Reichstag schon am vorigen Mittwoch seine Sitzungen und nimmt dieselben erst diese» Mittwoch wieder auf. Die Ha»ptdiffcrc»ze» bestehen darin, daß der Bundcö- rath beim Gcrichtövcrfassnngsgcsctz i» dem von der Kommission Angeführten Titel Richtcramt die Para graphen, welche die Garantien der richterlichen Unab hängigkeit enthalten, streichen will. In 8 1 will der Bundcsrath die Worte „und Handelsgerichte" wicdcr- hcrstcllen und demgemäß die „Kammern für Handels sachen" beseitigen; in 8 Z die Nnmmcr 8 der Vor lage (Gcmcindcgcrichtc als zngclasseue besondere Ge richte) Herstellen; 8 5a. (die Gerichte entscheiden über die Zulässigkeit des Rechtsweges) zu streichen. Mit der Erweiterung der Kompetenz der Schöffengerichte sind die Negicrmigm cinvcrstaiidcn, mir wollen sic die Vergehen der leichten, vorsätzlich oder fahrlässig begangenen Körperverletzung, insoweit die Verfolgung nur auf Aiitrag Antritt, der Kompetenz der Straf kammern M'ückgcgcbcn wissen. Zn 8 22 schlügt der BnndcSrath vor: a. die Unfähigkeit znm Schöffcn- amtc in gleicher Weise wie die znm Gcschworencnamtc zu begrenze»; d. die Standcshcrrc» vom Schöffcn- »iid Gcschworcncnamtc zn befreien. Hinsichtlich der Ausschüsse bei den Schöffengerichten soll die Regier ungsvorlage wieder hcrgestcllt werden. Die Znsatz- paragraphcn znm Titel IV. (Landgerichte) sind vom Bnndcörathc znm THAl puro, znm Theil in berichtig ter Fassung angenommen, zum andern Theil aber ab- gclchnt worden. Eine Berichtigung des Entwnrfcö selbst wird zum 8 57 vorgcschlagc»; der zweite Sai desselben soll kanten: „Die Strafkammer» sind in der Hanplvcrhandlmig erster Instanz mit fünf Mit gliedern einschließlich des Vorsitzenden besetzt." Den 8 59a der Kommission, welcher lautet: „Die Schwur gerichte sind ferner zuständig: l. für die durch die Presse begangenen Vergehe», mit Ausnahme der Be leidigung, wenn die Verfolgung im Wege der Privat anklagc geschieht; 2. für alle durch die Presse began genen Verbrechen," zn streichen. In 8 118 Abs. 3: „Bei den Ansführnngcn nnd Anträgen nach dem Schlnssc der Beweisaufnahme sind die Beamten der Staatsanwaltschaft an dienstliche Anweisungen ihrer Vorgesetzte» nicht gcbnndcn." Der ganze Titel IXa (Rechtsanwaltschaft) hat den Beifall des Bnndeöraths nicht gefunden nnd soll daher gestrichen werden. „Viel Lärm nm Nichts" — kann man mit Fng und Recht von der Oricnldcbattc im österreichischen Abgcordnetenhansc sagen. Anfänglich stellten Wiener Blätter mindcstcnö als ein Resultat derselben de» Sturz Audrassy's iu sichere Aussicht; setzt gestehen sic selbst ein, daß der Redestrom der Herren Abgc ordneten ohne irgend welches greifbare Ergcbniß — nnd wäre cs auch nnr ein Ncsolntiönchc» — spnr- lvs im Saiidc vcrlanfcn ist. Und doch war die De batte lehrreich! Sic zcigt uns nämlich, daß von dcni Ocstcrrcichcrlhnm wörtlich das Sprichwort gilt: „Viclc Köpfe, viclc Simic!" Es fanden sich nämlich imlcr den Rednern ebenso viel Türkenfrcundc, wie Türkcn- fciiidc, Gegner und Förderer des Slavcnthnms, dcr Polen nnd Czcchcn. Ein wahre« Quodlibet von Pa trioten, welches in dem Wiener Abgcordnctcnsaalc bcisamnmisitzt. Die Negierung hielt cö nicht der Niühc wcrth, mir ciiiem Redner zn antworte» und Graf Andrassy ergötzte sich ruhig auf dcr Jagd, nn- bckümmcrt um die Lufthicbc, die gegen ihn geführt wurden. AllS Italien brachte vorige Woche dcr Tclcgraph die Nachricht vom Tode eines ManncS, dcr in nn- scrm Knltnrkampfe mit Nom eine besondere Rolle gespielt: Kardinal Giacomo Antonelli. Er wurde nm 2. April 1806 iu Souiliuo, Auern versteck teil Fclscnucst unweit Terracina, als Kind anscheinend nnbcnütlcltcr Eltern geboren. Sein Vater nährte sich, wie alle übrigen Blutsverwandten, von der Räuberei, nebenbei gab er sich jedoch als OchsentrA- bcr ans, damit seine unehrlichen Erwerbsgiiellen we niger ans Licht kamen. Die Brüder seiner Mutter, wie auch sein Großvater, waren allgemein gefürchtete Brigantcnchcfs, von denen mehrere standrechtlich er- chosscn wurden. Ob Giacomo in der Jugend cbcn- allS an den Raubzügen dcr Semen THAl genommen ;nt, ist nicht geiiaii erwiese», wohl aber wahrschci»- ich. Sei» Geburtsort gilt nämlich seit uralten Zei ten als klassischer Bode» für Mörder nnd Diebe. Daher ist wohl mit Recht anznnchmcn, daß anch cr eine Ausnahme von dcr allgemeinen Regel gemacht ;at. Er sah die meiste» der SAnigcn auf dem Block oder am Galgen ihr Dasein beschließen. Später noch, als ihn bereits dcr rothc Hnt schmückte, verbüßte sein Vater, der berüchtigte Bandit GaSpcroni, in Eivita- vechia eine lebenslängliche Galccrenstrafc, weil derselbe der fünfzig Menschen mngcbracht nnd beraubt hatte. Dcr Tod seines Vatcrs brachte Giacomo Antonelli in den Besitz eines ansehnliche» Baarverinögcns, über des sen Ursprung kein Zweifel herrscht. Ungeachtet seiner berüchtigte» Familicuvcrhältnisse durfte cr cs wagcu, die Priester -Earriöre zu betreten. Und cr that cs zu sci- iicm Glück. Früh schon licß cr sich in Auern römischen Seminar anfnchmcn nnd empfing die Tonsur, die priesterliche Weihe wurde ihm dagegen niemals zu THAl. Vermöge des bestechenden Wesens, das damals bereits sein Auftreten charaktcrisirtc, gelang cs ihm mit LAchligkcit, das Wohlwollcn scincr Oberen zn cr- wcrbcii. Obwohl von abschreckender Häßlichkeit, knüpfte cr Ancn vcrtraiitcn Vcrkchr mit Ancr Palastdamc an nnd sctztc ihn Jahre lang fort, bis cö ihm mit Hilfe derselben gelang, sich bei dem allmächtigen Kardinal- Staatssekretär Lambruschini in Gnnst zn setzen. Dank seiner Fürsprache und Dank dem grenzenlose» Leicht sinn, mit welchem die Kurie bei dcr Erucuuuug ihrer Würdenträger verfuhr, war cö durchaus nicht zu ver wundern, wcmi dcr vcrsclimitzte Abbatc im Fluge die verschiedenen Grade durcheilte uud sich schließlich zu den einflußreichsten Staatsämtcrn cmporschwang. Erst Geheim-Sekretär dcö Kardinal Lambruschini, daun Monsignore, avaneirtc cr bald znm Range eines Prä fekten von Maccrata, als welcher cr dcn Grund zn seinem cnorincn NAchlhnmc lcgtc. Später erhob ihn Gregor XVI. znm BAsitzcndcn dcö Obcr-Tribnnals, daö in Nom scincn Sitz hatte, lind machte ihn im Jahre 1841 znm Untcrstaatösckrctür. Damit war Antonelli'» Ucbergcwichl im Oinrinal entschieden. Die Kurie gewann in ihm einen unerschrockenen Verfechter dcö finstcrsten Absolutismus, dem kein Mittel zu schlecht war, wenn cs galt, Vernunft nnd Freiheit zn unterdrücke». Inzwischen kam dcr 1. Juni 1846 heran. Gregor XVI. erlag — wie Fama berichtet — dem Hunger; sei» erster Kümmerer pochte dreimal an seine Stirn, rief ihn laut beim Ramen und zer brach, altem Branche gcmüß, dcn Fischring. Wenige Tage spüter bestieg Maria Mastai, ein ehemaliger Gardclicntcnnnt, als Pins IX. den heiligen Stuhl. Antonelli war einer dcr Ersten, die ihm huldigten. Kaum halte er mit dem ihm Agcueu Spürsinn er kannt, daß dcr ncnc Hcrrschcr cs mit dem Fortschritt hielt, so wechselte cr wic ein Ehamülcon die Farbe, imd aus dem crklürtcn Priester des Gotlcsgnadc»- thums wurde im Umschcu Au unbeschreiblich liberaler Verehrer dcr Neform. Pins wußte ihm dafür Dank, indem cr ihm dcn rothc» Hnt übcrsandtc. Von da ab war Antonclli Slaalösckrctür und erster Minister dcr püpstlichc» Knrie und hat als solcher die nach malige Wandlmig Pins' IX. mit allen ihren Folgen dnrchgcmacht; indem cr wicdcr wurde, waö cr zuvor gcwcscu: Au fanatischer Gegner aller kirchlichen Rc- ormcn! In Frankreich sind Dcpntirtcnfämmcr nnd Senat gegenwärtig mit dcr Militärorganisatio» beschäftigt mid da gehen die Verhandlungen sehr glatt ab. So geräuschlos wie möglich sucht man dem Rcvanchcpfcrde Ane Auferstehung zn ermöglichen. Deutschland aber tcht auf dcr Wacht und hält sein Pulvcr trocken. In dcr orientalischen Frage sind vorläufig bis znm Sylvcstcrabcnd die Waffen an die Wand gchan- ;cn und dcr Diplomatie ist umi wicdcr frcicr Spiel- raum geschaffen. An der Feststellung der sogciiannlcn Demarkationslinie zwischen den ermatteten Kämpfern wird das deutsche NAch wenigstens nicht unmittelbar Theil nehmen. Die Aufgabe der fremdländischen Of fiziere auf dem Kriegsschauplätze ist iu dcr That Aue rein inilitärischc; die PrinApicu, welche für die Offi ziere bei Verabredung der ueiitralen Zone zwischen dcn fciudlichcu Armeen maßgebend sei» sollen, werden von dcn Botschaftern in Konstantinopel vorher ver einbart werden. Die NAchörcgiernng wird daher bei dcn Vorbesprcchnngcn Gelegenheit habe», durch ihren Vertreter iu Koustautmopel ihre Anschauungen über die Waffcnstillstcndsdetailö zur Geltung zn bringen. Daß demnächst in Konstantinopel die Fricdenskoiifcreiiz zusammciitrctcn wird, darf man jetzt als sicher betrach ten, wenn auch bereits Au Gerücht aufgetcmcht war, nach welchem das Projekt eine» Konferenz der Bot-
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