Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 30.08.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190708303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19070830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19070830
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungOttendorfer Zeitung
- Jahr1907
- Monat1907-08
- Tag1907-08-30
- Monat1907-08
- Jahr1907
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 30.08.1907
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Feuer anBord ekneö Pasfugterdamvfers. Während der Fahrt von Helgoland nach Bremer haven brach ans dem Dampfer „Najade" kurz nach der Abfahrt von Helgoland Feuer aus. Die über dem Heizraum lagernden Bastläuser und Korkwesten waren in Brand geraten. Dank dem ruhigen Eingreifen des Schiffspersonals und dem vernünftigen Verhalten der Fahrgäste wurde die Gefahr nach knapp viertelstündigem Aufenthalt bc'eiiigt, so daß dann die Fahrt nach Bremer haven fortgesetzt werden konnte. X Verhaft»«« eines Eiseribahnräubers. Der aus Österreich in ein neues Engagement nach Köln a. Rh. reifenden Sängerin Dora Rhoden wurde während der Fahrt im Eisen bahnabteil auf der Strecke zwischen Nürnberg und Würzburg eine Handtasche mit Dokumenten sowie ein Barbetrag von 215 Kronen entwendet. Einem des Diebstahls verdächtigen Reisenden gelang es, unangefochten die Perronsperre auf Bahnhof Würzburg zu passieren und zu ver duften: er konnte jedoch in einem dortigen Gasthose durch Kriminalbeamte ermittelt und des Diebstahls überführt werden. Das ge stohlene Gut batte er noch in seinem Besitz. Der Dieb, der mehrfach mit Zuchthaus vor bestrafte 28 jährige Kaufmann G. Emer aus Schwabach, führte mehrere geladene Revolver bei sich; er wurde in das Würzburger Unter suchungsgefängnis eingeliefert. Unfall bei einer militärischen Übung. Als vier Eskadrons der 5. Ulanen aus Düssel dorf die steil abfallende Straße bei Vollmarstein hinunterritten, fuhr plötzlich der hinterher folgende Fouragewagen infolge Versagens der Bremle in die Eskadron hinein. Zwei hierbei verletzte Ulanen wurden in das Krüppelheim von Vollmarstein gebracht. Drei schwerverletzte Bierde mußten sofort erschaffen werden. Ein schweres Unglück bei einem Tunnelbau. Durch niedergehende Gestein massen wurden beim Tunnelbau für die Bahn strecke Bopvard-Caftellaun fünf Arbeiter ver schüttet; ein Schachtmeister war sofort tot, zwei Arbeiter erlitten Schädelbrüche und zwei andre Beinbrüche. Bekanntlich ereignete sich erst kürz lich auf derselben Strecke ein Unglück, dem 12 Menschen zum Opfer fielen. Kasernenbrand. Im Unterrichtsgebäude der Marine-Artilleriekaserne in Sonderburg kam ein Feuer aus, das erst nach mehrstündiger anstrengender Arbeit des Löschkommandos und der Ortswehren gelöscht werden konnte. Tas Gebäude wurde durch Feuer und Wasser voll ständig zerstört. Der Entstehungsherd befand sich in der Schneiderwerkstätte. Eine blutige Eifersucktssirns spielte sich in Mülhausen im Elsaß ab. Ein Eisenbahn arbeiter saß dort mit seiner Geliebten in einer Wirtschaft; plötzlich erschien seine Frau und es kam zu Streitigkeiten, so daß die Beteiligten ans der Wirtschaft gewiesen wurden. Kaum batte aber der Mann mit seiner Geliebten die Straße erreicht, als sich die Ehefrau auf ihre Nebenbuhlerin stürzte und diese von hinten viedcrstach. Als die Getroffene zu Boden sank, floh die Täterin; sie wurde aber eingeholt und verhaftet. A Die „Macht des Gesanges". Der chinesische Diener der Pariser Opernsängerin Mine. Varadeffe ist ein sehr radikaler Kritiker europäischer Gefangskunst. Tui Si Hu hat in den letzten vierzehn Tagen nicht weniger als drei energische Selbstmordversuche glücklich über standen. Zuerst nahm er Arsenik; aber beizeiten flößte man ihm ein Brechmittel ein, und Tui Si Hu mußte weiterleben. Er nahm Ovjum, aber wieder pfuschten ihm die Ärzte ins Hand- v>:rk. Schließlich machte er einen letzten ver zweifelten Versuch: vom zweiten Stock aus flürzte er sich aus dem Fenster. Aber der lebens verbitterte Sohn des Himmels hatte nicht mit dem Pariser Straßenverkehr gerechnet; er fiel auf die Polster eines vorüberfahrenden Auto- wobils und mit einer leichten Verletzung sah er ach enttäuscht ein drittes Mal an dies irdische Jammertal gebannt. Man brachte ihn zur Polizeiwache, und hier erklärte Tui Si Hu frei wütig, was. ihm das Leben „vergellt" haben Die Gesangsübungen seiner Herrin beleidige: sein Empfinden! „Mms. Voradesss heult zu viel," seufzte der Bedauernswerte, „sie heult den ganzen Tag und ich möchte lieber sterben, als das noch länger mit anhören." Die Sängerin lächelte; sie hatte für ihren armen Tui Si Hu volles Verständnis und wird ihn nach China zurückschicken. Eiseubahukatastrophs in Frankreich. Der Expreßzug, der zwischen Bordeaux und Paris verkehrt, ist in der Nacht bei Coutras im Departement Gironde, etwa 30 Kilometer nordwestlich von Bordeaux infolge eines Zu sammenstoßes mit einem Güterzuge entgleist. Dabei sind elf Personen, darunter sechs Eisen bahnbeamte, getötet und etwa zwanzig Fahr gäste verwundet worden. entdeckte Höhle mündeten eine Anzahl andrer. Sie alle sind im Laufe der Jahrtausende durch unterirdische Flüsse ausgehöhlt worden. Springfluten in Japan. Wie aus Tokio gemeldet wird, sind dort aus Mitteljapan Meldungen über so gewaltige Flutwellen einge troffen, wie sie seit vielen Jahren nicht vorge kommen sind. Eisenbahnzüge sind aufgehalten und mehrere Dörfer überschwemmt worden. Man befürchtet, daß der angerichtete Schaden sehr schwer ist. GeincktskZUe- Halle a. S. Der Unteroffizier Morus Hiller vom Infanterie-Regiment Nr. 153 in Altenburg eine ganz anständige Arbeitsleistung für den Daumen und die Finger eines Schreibers und vermag die Entstehung des Schreibkrampfes sehr gut zu erklären. * Das Schöne in der Mode. Man beugt sich nicht immer leicht und gern vor den neuen Anforderungen der Mode; schließlich tut man es doch, weil man muß, weil es nicht anders geht. Dann kommt man schon langsam dazu, über die abgetane Mode zu lächeln und einzusehen: unmodern sein, heißt geschmacklos sein. In der Tat, die abgetane Mode ist nie mals schön, und fast niemals trifft sie auch das Lächeln, das wir ihr nachträglich widmen, un verdient. Die Anschauungsweise einer Zeit und eines Volkes ist nichts Starres und nichts Un Vie Lranästätte in Varmskeim. Ein Großfeuer hat kürzlich das württembergische bald waren über 60 Häuser ein Raub der Flammen. Pfarrdorf Darmsheim bei Böblingen schwer heim- Die Stätte, an der noch vor kurzem ein blühendes gesucht. Infolge eines orkanartigen Windes griff Dorf mit frohen Bewohnern und reichen Viehherden der Brand mit rasender Schnelligkeit um sich, und gestanden hat, zeigt jetzt ein trauriges Bild der Verwüstung und des Elends; 58 Familien sind durch die Katastrophe obdachlos geworden. Explosion von Feuerwerkskörpein. Während ein Wagen mit Feuerwerkskörpern durch das Dorf Cavnrso (ital. Prov. Ban) fuhr, explodierten diese. Vier Personen wurden ge tötet, 10 verwundet; die Häuser in der Nähe wurden beschädigt. A Eine unterhöhlte Stadl. Vor fünf Jahren entdeckte man in Minneapolis, daß der größte Teil des Geschäftsviertrls unmittelbar über einem gewaltigen Höhlenkomplex erbaut worden war. In der Zwischenzeit hat das Baudepartement der Stadt insgeheim die Be seitigung der Gefahr in Angriff genommen und nunmehr vollendet. Gewaltige Stützpfeiler sind in den unterirdischen Wölbungen errichtet, und nun wird amtlich mitgeteilt, daß die Gefahr überwunden ist und daß die Stadt istzr so sicher dasteht, als ob sie auf Felsen errichtet wäre. Diele offizielle Mitteilung ist zugleich die erste Nachricht, die die Einwohner von der Gefahr erhalten, in der sie solange, ohne es zu ahnen, geschwebt hatten. Nur wenige Eingeweihte wußten davon, daß die Stadt Minneapolis ge fährdet war und sie haben ihr Geheimnis sorg lich bewahrt. Die Höhlen wurden durch einen Zufall entdeckt. Beim Aushebsn eines Kanali- sationsschachtes unter einem der großen Geschäfts häuser vernahmen dis Arbeiter bei dem Durch bruch durch einen Felsblock ein seltsames hohles Geräusch. Plötzlich gab der Stein nach, die Schaufeln und Hacken fielen in sine dunkle Öffnung und eine giftige Lu'-wMs trieb die Arbeiter zu schneller Flucht. Man verständigte die städtischen Baubehörden ; der Chef-Ingenieur organisierte insgeheim eine sMognoszierung. Man entdeckte nicht nur dabei eine Höhle von riesigen Ausmaßen, ionder 100 Fuß unter der Stadt einen großen, über drei Meier tiefen See. Dieser See ist nunmehr entwässert und die Quellen wurden abgeleitet. An die erst unterrichtete am 19. Juni eine Abteilung von 9 bis 10 Mann über die allgemeine Posten-Instruktion. Als der Musketier Schultes über den Satz „Der Posten soll unausgesetzt nach dem Feinde ausspähen" nicht hinauskam, trat der Unteroffizier dem Musketier auf die Zehen und rief: „Na sag's doch, du Schwein igel!" Der Vorgesetzte fragte dann den Schultes, was er sich unter „ausspähm" vorstelle. Der Untergebene wurde ängstlich und Me dann auf ein mal aus, da er in seiner Herzensangst verstanden hatte, was er unter „Ausspeicn" verstehe. Der Vor gesetzte erblickte darin eine Nchtungsverletzung, gab dem Untergebenen eine derbe Ohrfeige und erteilte dem Geschlagenen, der ein weinerliches Gesicht machte, den Befehl „Hinlegen". Als Schultes sich erhob, erhielt er noch einen Stoß in die Kniekehlen. Das Kriegsgericht der 8. Division verurteilte den Unter offizier wegen Mißhandlung zu 8 Tagen Mittelarrest. Wiesbaden. Die Strafkammer verurteilte die r>3 Jahre alte Fanny Ehrlich aus Budapest wegen TaschcndiebstahlS zu zwei Jahr Zuchthaus und drei Jahr Ehrverlust, sowie Stellung unter Polizei aufsicht. buntes Allerlei. K Die Arbeit der F-dsr. Man mach sich gewöhnlich keine rechte Vorstellung von der Summe der Muskelarbeit, die die schreibende Hand leistet, und von der Länge der Reisen, die sie bei einem einfachen Briese ausführt. Wie ein französischer Statistiker berechnet, kann eine einigermaßen schreibgewandte Person durch schnittlich 30 Worte in der Minute schreiben, was mn all den Kurven einen Weg von fünf Meter Länge auLmacht. Das wären 300 Meter in brr Stunde, 3000 Meter an einem zehn stündigen Arbeitstage oder 10S5 Kilometer im Jahrs. Wenn man 30 Worts in der Minute schreibt, so macht die Feder im Durchschnitt 480 Kurven, bas sind 28 800 'n der Stunde oder 105120 Kilometer im Jahre. Las ist wandelbares. Ihre großen Wandlungen drücken sich durch das imponierende Wort Stil aus, die leisen und leichten Übergänge vielleicht durch die Mode. Wie sich aber die Mode ändert, so ändern auch wir uns. Wir sehen heute anders, als wir gestern gesehen haben, und so kann es kommen, daß wir heute mitleidig belächeln, was uns gestern sehr wohl gefallen hat. So schreiten wir über die einzelnen Stufen, welche die Mode markiert, zu einem neuen Stil empor, und wir sind nicht davor geschützt, daß unsre Schönheiten einer fernen Zeit nicht ebenso eckig erscheinen werden, wie uns z. B. die eines Lukas Kranach. — Wie der Stil und alle Kunst, ist auch dis Mode nur ein sichtbarer Ausdruck des Zeit geistes und der herrschenden Anschauungsweise, und nur in diesem Sinne wird sich wohl das Geheimnis und die Schönheit der Mode er klären lasten. s Wenn u^ser Kanarieuvögelchen nicht singen will, liegt dieses meist am Futter. Man gebe ihm neben gutem Sommerrübsen etwas Mohn, zerquetschte Hanskörner, öfter etwas grünes Mierenlraut oder auch ein Blättchen Salat und hin nnd wieder ein wenig hart gekochtes Ei. Es ist auch darauf zu achten, daß der Vogel und das Bauer frei von Milben sind. qr * Dusche. Poet: „Was sagen Sie dazu? Ich habe im Sinn, diese Gedichte 'mal unter dem ganz gewöhnlichen Namen Schulze zu veröffentlichen!" — Kritiker: „Das würde ich an Ihrer Stelle nicht tun. Sie brächten zu viels Leute in Verdacht." c/E Wem-, Schadenfreude. Bauer (zum Bader, der ihm bei einer Rauferei zwei Zähne einge schlagen) : „Schau, das hast jetzt davon, daß du mir zwei Zähne eing'schlagen hast, die zwei hätt' ich mir morgen bei dir reißen lassen." unvon-.nsuor, oeiwiu. (,Lach. Jahrh.o Koste weit vorwärts. Noch drei-, viermal nach- «tnander dröhnten die Kanonen herüber. Die Männer arbeiteten mit übermenschlicher Kraft gegen den Sturm. Sie sahen die dunkle Nasse des Schiffsrumpfes, aber immer wieder brachten die wilden Wellen sie vom Kurse ab. sind immer schneller dröhnten die Schüsse von drüben. Plötzlich war es still, man war dem bchiffe nahe gekommen, so nahe, daß man ein Lest werfen konnte. Aber die Männer sahen »ichts. Ein Blitz fuhr herunter uud beleuchtete ringsum das Meer. Nichts! — Das Schiff war verschwunden und eine schwere Planke trieb au den Booten darüber. Nirgends aber zeigte sich ein lebendes Wesen. Nun galt es heimzukommen. Immer mit dem Tode ringend, steuert« die Mäuner land- U^rts. Das Boot, in dem Kamillas Pflege- dater saß, stieß an einen dunklen Gegenstand U> den Wogen. Man hotte ihn mil den Rudern ein. Es war ein Bettchen, das auf einem Brett Mgebunden war. Larin lag ein Kind und Meinte leise. Das war alles, was die Mäuner heimbrachten. Manche Leiche wurde in den Uächsten Tagen ans Land geschwemmt. Alle Um« Männer. In dem Bettchen des Kiltdes hatte ein Zettel gelegen, auf dem stand ge- Aneben: „Arme ÄmrMa. Die Sünde deiner Nntter muß dein Tod werden I Ntöge dir das N«rr eine bessere Mutter sein. Äs ich es sein rannte." Das war alles, mrgends ein Zeichen, M auf die Abstammung äs Kindes hinge- Atet hätte. Nm um de« Hals trug es eine °«me goldene Kette mit einem kleinen Bildnis. Dies stellte das Antlitz eines Jünglings von vollkommener Schönheit dar. Nach mehreren Tagen war eins Frauenleiche angeschwemmt worden. Sie war so schön, daß man kaum glauben konnte, das Leben wäre für immer aus ihr entflohen. Ihre Kleider deuteten auf Reichtum. Aber auch an ihr fand sich keiner lei Erkennungszeichen. OS sie die Mutter des kleinen Mädchens war? Man glaubte es, aber niemand wußte etwas Bestimmtes. Der Fischer, der die Wiege aufgefangen hatte, behielt auch das Kind. Sie nannten es bald nur „Perle", well es so schön, so fremdartig war und so geheimnis volle Augen hatte. ^Träumst du, Perle?" Sie fuhr auf. „Ja, Bertram, ich habe geträumt. Das Kreuz hat mich an vielerlei erinnert." Sie setzte sich auf die Bank neben den Jüngling. Ohne eine Anwandlung von Furcht blickte sie in die Tiefe. Man konnte nichts unterscheiden Äs Wasser und Himmel, soweit das Auge reichte. Eine Zeitlang saßen beide schweigend nebeneinander. Bertram hatte ihre Hand in die seine genommen und sie hatte es stillschweigend geschehen lassen. „Was wolltest du mir sagen?" fragte Kamilla endlich. Der Bursche besann sich einen Augenblick. Jetzt, da er wirklich jo weit war, wie er wollte, fand er nicht sogleich den Mut, zu sprechen. „Erinnerst du dich noch, Perle, wie wir in der Schule nebeneinander saßen? Zusammen lernten? Zusammen den Lehrer ärgerten? Wie wir zusammen kühne Pläue schmiedeten und Traumpaläste bauten?" „Ja," entgegnete Kamilla lächelnd, „wir waren eben damals Kinder und —" „Und hatten uns lieb, nicht wahr Perle?" „Ich glaube — ja!" „Allmählich sind wir älter geworden. Ich war drei Jahre fort zur Marine. Wir haben nns selten geschrieben und Mr Alltägliches, was sich eben gute Freunde schreiben." „So ist es, Bertram." „Sell einer Woche bin ich zurück. Du bist kein kleines Mädchen mehr und ich übernehme meines Vaters Erbe. Es besteht zwar in nichts weiter Äs in einigen Netzen, aber — du hast eine reiche Hütte und ein gutes Boot, deine Mutter wird es uns abtreten, damit wir leben können." Kamilla fand nichts bei diesen Worten. Sie liebte Bertram und es schien ihr kaum auf fallend, daß er jetzt schon zu ihr sprach, als ob sie schon verlobt wären. Sie nickte stumm mit dem Kopfe und starrte auf das Meer hinaus. „Du weißt, daß ich dich liebe," fuhr Bertram leidenschaftlich fort, „das mußt du längst bemerkt haben. Du bist schön und gut, ich will versuchen, deiner würdig zu sein, wenn du — Mn, ein Seemann soll nicht zu Vie! faseln. Ich hab' dich eben lieb, Perle, darf ich zum Pfarrer gehen, uns auflünden zu lassen?" Dabei hatte er den linken Arm um die Schustern des Mädchens gelegt und drückte es zärtstch an sich. Kamilla tourde bald bleich, bald rot. Bei seinen letzten Worten neigte sie das Haupt an feiue Brust und weinte. „Du hast mich lieb, Perle?" Sie schlang beide Arme um seinen HalS und bot ihm die reinen Mentweihten Lippen. „Immer immer, Bertram, «ehr Äs ich dir je sagen könnte!" flüsterte sie dabei. Er küßte sie so leidenschaftlich, daß ihre schlanke Gestalt beinahe zusammenbrach. — Endlich erinnerten sie sich, daß eL Zell zum Aufbruch wäre. Hand m Hand schrillen sie hinab. Der Gottesdienst war zu Ende und die Andächtigen zerstreuten sich eben i« ihre Häuser. Alle bemerkten das Paar, sie verstanden, was geschehen, aber eS schien, als empfände« sie keine besondere Freud« dabei. „Nun ist es also doch so well gekommen," meinte ein alter Fischer, der dabei gewesen war, als man im Sturme Kamilla geborgen hatte. „Unruhiges Blut, das Mädchen. Just den Leichtfertigsten HÄ sie sich ausgesucht!" Kamilla trat in diesem Augenblicke an den Äten Mcmn Herm und rief mit jerrer Treu herzigkeit, die ihr alle Herzen eroberte: „Ich bin sehr glücklich, Vater Kruse! Segne mich!" Der Alte hob die zitternde Hand ein wenig uud sagte trocken: „Glück auf den Weg, Kind!" Und zu Bertram gewendet, der au der Unter lippe nagte, fuhr er fort: „Unverdientes Glück, Junge! Mache ste glücklich!" Als Kamilla und Bertram dis Dünen ent langschritten, legte draußen im Hafen eben das Boot Josephs an. Er schritt landeinwärts und ließ das Paar au sich herankommen, ohne mit der Wimper zu zucken, mit jenem Mute, der edle Menschen auszeichnet. 2 (Fortsetzung jo!gt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder