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Wilsdruffer Tageblatt : 23.05.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192505232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19250523
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19250523
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1925
- Monat1925-05
- Tag1925-05-23
- Monat1925-05
- Jahr1925
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 23.05.1925
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Legattonsrat Bruckner betonte, die kolonialen Forderungen der Regierung seien in dem Memorandum zur Völkerbundsrage nicdergelegt. Die endgültige Antwort sei abzuwarten. Abg. Rosenberg (Komm.) wandte sich gegen den Eintritt in den Völkerbund, der Deutschland in kriegerische Aktionen gegen Rußland verwickeln könnte. Abg. Hummel (Dem.) meinte, cs sei nutzlos, jetzt durch papierue Pakte die Politik für 50 Jahre vorauszubestimmcn. Es wäre schon erfreulich, wenn man durch Vereinbarung wenigstens für zehn Jahre den Frieden Europas sichern könnte. Zum Schluffe erklärte er, daß seine Partei sich bei den Ab stimmungen über die Mißtrauensvoten der Stimmen enthalten werde. Abg. Schröder-Mecklenburg (Völk.) bestritt, daß man von einer Kontinuität der Stresemannschen Außenpolitik reden könnte. Er sprach die Hoffnung aus, daß der Reichskanzler sich von Dr. Stresemann bald trennen werde. Dem Miß- traucnsaMrag werden seine Freunde nicht zustimmcu. Abg. Dr. Frick (Nat.-Soz.) bekämpfte scharf die Außen politik der Regierung und erklärte, seine Freunde werden dem Mißtrauensautrag zustimmen. Damit war die Aussprache beendet. Für den sozialdemo kratischen Mißtraucnsantrag gegen die Regierung und den kommunistischen Mißlrauensamrag gegen den Außenminister und den Reichskanzler war namentliche Abstimmung beantragt. Für den sozialdemokratischen Antrag reichte die Unterstützung aus, der kommunistische Antrag ans namentliche Abstimmung wurde abgelehut, da er nur von den Kommunisten und der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei unterstützt wurde. In der namentlichen Abstimmung wurde dann der sozia listische Mißtrauensantrag mit 214 gegen 129 Stimmen bei 25 Stimmenthaltungen abgelehnt. Dafür hatten die Sozialdemokraten, die Kommunisten und die drei Abgeordneten der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei gestimmt. Die Demokraten hatten sich der Stimme enthalten. Der kommunistische Mißtrauensantrag gegen den Reichs kanzler und den Außenminister wurde in einfacher Abstimmung gegen die Kommunisten, Sozialdemokraten, Nationalsozialisten und Dentschvöllischcn abgelehnt. Bei der letzten Abstimmung enthielten sich die Völkischen der Stimmen. Die Gehälter des Reichskanzlers, des Reichs, außenministers und des Reichspräsidenten wurden darauf be willigt. Nach der Abstimmung über das Mißtrauensvotum richte ten die Abgeordneten Graf Eulenburg (Din.) und Freiherr v. Rheinbaben (D. Vp.) an die Reichsregierung die Frage, wie es mit der Entschädigung für die Opfer der Eisenbahnlatastrophe iin polnischen Korridor bestellt sei. Als Vertreter der Regierung verlas Staatssekretär Schubert eine lauge Erklärung, wonach die polnische Regierung eine Entschädigungspflicht ab lehnt mit der Begründung, daß das Unglück durch höhere Gewalt hervorgerusen worden sei. Unter großer Bewegung des Hauses teilt der Staats sekretär mit, daß den Behörden Nachrichten zugegangcn sind, »n denen betont wird, daß die durch den Korridor führenden Bahnstrecken, insbesondere aus der Strecke Dirschau—Marien burg, nicht in ordnungsmäßigem Zustande sind. Dann wurde ein Antrag der Demokraten, des Zentrums, der Bayerischen Volkspartei und der Sozialdemokraten angenommen aus Ein setzung eines Ausschusses von vier Mitgliedern des Hauses zur Teilnahme an der amtlichen Untersuchung über die Ursacke des Grubenunglücks auf Zeche Dorstfeld. Nun wurde die Sitzung auf nächsten Montag vertagt. s kleine Nachrichten ) Aeumann-Hofer 1*. Detmold, 21. Mar. Professor Dr. Neumann-Hofer ist gestern abend an den Folgen des am 8. Mai erlittenen schweren Antomobilun- falles gestorben. Aus die Kunde von dem Tode seiner Gattin, hatte sich sein Befinden zusehends verschlimmert, so daß alle Kunst der Ärzte nichts mehr ausrichten konnte. Der Kranke lag bereits seit zwei Tagen im Fieberzustande. Dr. Neumann-Hofer stand im 59. Lebensjahre. Er gehörte dem Deutschen Reichstag vor der Umwälzung au und gehörte zu den bekanntesten Mitgliedern der Fort schrittlichen Volkspartei. Lange Zeit bekleidete er das Amt eines Schriftführers im Reichstag. Mit oem Um sturz erfolgte seine Wahl in das Dreimünnerkollegium, das nach der Abdankung des Fürsten die Regierungsgeschäfte in Lippe-Detmold übernahm, und als Präsident dieses Mini steriums wurde er auch Mitglied des Reichsrats. Im Jahre 1898 wurde er Verleger der Lippeschen Landeszeitung, 1904 trat er in den Lippeschen Landtag ein. Sei zum Geben stets bereit, Miß nicht kärglich deine Gaben. Denk, in deinem letzten Kleid Wirst du keine Taschen haben. Die Bauerngräfin Roman von Fr. Lehne. 46 (Nachdruck verboten.) „Ja, Herr Oberst, denn ich bin noch nicht so empfin dungslos geworden, daß ich Nadelstiche nicht spüre. Lieber gehe ich dem ans dem Wege!" entgegnete sie ohne Scheu. Man war verblüfft über diesen großen Freimut der jungen Gräfin. Und auch der Oberst war unangenehm berührt, ob gleich er sowohl als auch seine Frau ihr viel Shmpatie ent- gegenbrachten. Er wußte, daß Rosemarie Laudenberg trotz ihrer Natürlichkeit und Liebenswürdigkeit, keine Freundin nen unter den Regimentsdamen besaß, er wußte aber auch, daß rächt an ihr die Schuld lag. „Haben Sie solche denn empjiuden müssen?" fragte er. „Ich kann mir das nickt denken." „Die Gräfin verfügt über eine starke Phantasie, lieber Bruder!" ries Carina Woldcck, die sich nicht ganz frei von Schuld fühlte, da sic heute abend erst wieder einige ihrer kleinen Bosheiten und Auspiclungen, aus Rosemarie ge münzt, hatte lantwcrden lassen. „Ucbrigens, Gräfin Lau benberg, man muß Sie wegen Ihrer Offenheit bewundern!" „Nur deswegen, Exzellenz?" fragte Bernd Eldringen, „ich finde, die Gräfin ist immer bewundernswert." Es machte ihm Spaß, die verwöhnte, anspruchsvolle, eitle Dame ein wenig zn ärgern. Und das tat er, wenn er Rose marie huldigte, aus deren Schönheit die andere neidisch war, wie er längst gemerkt. „O, Sie, Durchlaucht," wars Carina Woldeck nachlässig hin, in einem Ton, der besagte: Sie kommen nicht in Be tracht als getreuer Schleppenträger der „geborenen Krause." Er verstand sie, lächelte amüssicrt nud nickte ihr zustimmend zu, indem er seine feurigen Blauaugen beredt aus sie heftete, daß sie, etwas verlegen geworden, seinem Blick auswich. „Sind Offenheit und Ehrlichkeit wirklich so selten, daß man sie bewundern muß?" fragte Rosemarie. „Ich für Keine Eisenbahntariferhöhung. Berlin, 21. Mat. Wie die Deutsche Retchsbahngesellschaft mitleilt, wurden aus der Tagung des Verwaltungsrais der Deutschen Reichsbahn-Gesellschasl am 18. bis 20. d. Mts. nur laufende Verwaltungsangelegenhetten beraten. Von einer all gemeinen Personen- oder Güterlariferhöhung oder einem ver stärkten Personalabbau war nicht die Rede. Roigestempelie Tausender sind wertlos. Berlin, 21. Mai. Von der 26. Zivilkammer deZ Land gerichts l Berlin wurde in eincin Rechtsstreit des Oberfeuer- wehrmannes Jaenisch gegen die Ncichsbank aus Aufwertung von rotgestcmpclten Tauscndmarknotcn das Urteil dahin ver kündet, daß die Klage im ganzen Umfange abgcwiesen wird. Tie Entscheidung ist deshalb bemerkenswert, weil hier von Rechtswegen ausgesprochen wird, daß rotgestempelte alte Tauscndmarkschrine nicht den geringsten Wert haben. Gesetzentwurf über Scheck- und Wcchselzinfen. Berlin, 21. Mai. Dem Reichstage ist.ein Gesetzentwurf über Wechsel- und Scheckzinsen zugegangen, wonach der Zins- -satz bis aus weiteres 2 über dem jeweiligen ReichSbanl- diskontsatz, zum mindesten aber 6 A betragen soll. Polen erhalten keine Erwcrbslosengelder. Berlin, 21. Mai. Rach dem Ergebnis der deutsch-polnischen Verhandlungen bleibt die Anordnung, daß polnische, m Deutsch land wohnende Staatsangehörige nicht zur Erwerbslofcnmttcr- stützung zugelassen werden dürfen, auch fernerhin in Geltung, da die geforderte Gegenseitigkeit durch Polen, nicht sicherge stellt ist. Entschädigung für vertriebene Ansiedler. Berlin, 21. Mai. Zur Entschädigung der aus Polen ver triebenen Siedler sind von der Rcichsregicruug neue Grund sätze aufgestellt worden, die eine Erhöhung der bisher ge währten Entschädigungen erwarten lassen. Die preußische Staatsrcgierung wird sich dafür einsctzen, daß diese Nachcat- schädiguugcn an die Vertriebenen voll zur Auszahlung ge langen, damit sie in die Lage kommen, sich eine neue Existenz zu schassen. Erwerb der Hochbahn durch die Stadi Berlin. Berlin, 21. Mai. In der Magistratssitzung wurde die Frage des Erwerbs der Hochbahn durch die Stadt Berlin aus Grund der bestehenden Verträge näher erörtert. Die Prüsnng und Beschlußfassung wurde einem aus Stadtverordneten und Magistratsmitgliedern bestehenden Ausschuß übertragen. TaS Haus des Deutschtums in Stuttgart. Stuttgart, 21. Mai. Als Einleitung zur Weihe des Hauses des Deutschtums in Stuttgart sand im dicht besetzten Feftsaa! des Neuen Hauses eine große Kundgebung für das Auslands- deutschtum statt. Universilätsproscssor Dr. Wieden feld iLeipzig), der frühere deutsche Vertreter in Moskau, sprach über die wirtschaftliche Bedeutung der Ausländsdeutschen. Rach weiteren Reden klang das Schlußwort von Universitätsproiessor Dr. von Blume (Tübingen) aus in dem Dank an die Aus ländsdeutschen und in einer Mahnung zur Einigkeit. Blitzschlag in eine Kindergruppe. Limburg (Lahn), 21. Mai. Bei der Rückkehr von einem SchMausslug gerieten die Kinder der Schule von Hölzenhausen in ein Gewitter. Der Blitzstrahl schlug iu eine Gruppe ein, tötete einen Knaben und brachte mehreren Kindern Lähmungen bei. Beginn des internationale» Schachturniers. Marienbad, 21. Mai. Hier fand die Auslosung der Teil nehmerpaare an dem internationalen Schachturnier statt. Das Ergebnis war folgendes: Rubinstein-Saemisch, Michell-Dr. Tar- takower, Reti-Spielmann, Haida,Torre, Opoccensky-RiNzo- witsch, Marshall-Janowski, Grünseld-Thomas.Dates-Prcpiorka. Gemeinsamer Schritt gegen Ungarn? Belgrad, 21. Mai. Nach einer Depesche der halbossiziellen „Vreme" haben die Pariser Gesandten Italiens, Rumäniens und der Tschechoslowakei den Auftrag erhalten, im Namen ihrer Regierungen einen Schritt der Staaten der Kleinen Entente bei Marschall Foch als Präsidenten der Interalliierten Militär- kommission zu unternehmen, um Protest zu erheben gegen die Verletzung der militärischen Klanseln des Friedensvertrages von Trianon durch Ungarn. Gegenoffensive der Rifkabylen, Paris, 21. Mal. Alle Meldungen aus Marokko besagen übereinstimmend, daß eine große Gegenoffensive der Rifkabylen unmittelbar bevorstcht. Abd-ck-Krim fei fest entschlösse^ den Kampf gegen Frankreich biS aufs Messer fortzusctzen. Abd-el- Krim soll im Nif- und Djcbnllagebict die Gcncralmoüilmachung ungeordnet haben. General Mangin vergiftet. Paris, 21. Mai. Die „Libcrts" gibt ein Gerücht wieder, das seit einigen Tagen in Pariser Pressekreisen verbreitet war, wonach der jüngst verstorbene General Mangin vergiftet worden sei. Am Dienstag, 12. Mai habe der General an einem Ban kett teilgenommen. Kaum nach Hause zurückgekchrt, habe er mein Teil bin gewohnt, aus meinen Empfindungen kein Hehl zu machen". „Davon bin ich überzeugt, Frau Gräfin, da Sie schon mehr als einmal Beispiele davon gegeben haben!" „Wäre Ihnen das Gegenteil shmpatischcr, Exzellenz?" „Jedenfalls ist es unter Umständen klüger, einen Mittel weg zu halten." „Ich will aber lieber nicht klug sein, wen» cs ans Kosten der Ehrlichkeit sein müßte." Schnell flogen Rede und Gegenrede hin und her. Man lauschte auf das Wortgeplänkel der be'den Damen aus dem man unschwer einen gereizten Untertan heraushörte. „Viele bezeichneteil aber mit Ehrlichkeit etwas, dem man gewöhnlich ctt.cn andern Namen gibt." „Ich verstehe Exzellenz da nickt ganz." „Sollten Sie gerade in diesem Falle nicht verstehen, Sie, die Sie sonst von so leichter Ausfassungsgabe — und Klug heit sind?" erlpidertc die Gemahlin in ironischem Ton. „In der Tat, C' zcltcnz, ich verstehe nicht, wie man dem feststehenden, einfachen Begriff „Ehrlichkeit" noch eine andere Deutung geben kann. Ich verstehe nur, daß Takt- und Zart gefühl ein Geschenk ist, das leider nicht allzuvielen beschert wird." Alle waren erschrocken. Die Frau machte durch ihren Mnnd den Mann ja unmöglich im Regiment. Die Gencralin lachte schrill auf. - „Da haben Sie vollständig recht, liebe Gräfin! Ich nnter- sckreibc jedes Ihrer Worte. Sie selbst illustrieren Ihre Äußerung." Mit lächelndem Hohn fixierte sie ihr Gegen über. Furchtlos erwiderte Rosemarie ihren Blick. „Exzellenz haben die Unterhaltung gar zu sehr auf das Perföpliche hinübcracsührt, da» ich nicht gern mehr folgen möchte. Vielleicht fehlt mir auch als einer simplen „gebo renen Krause" die Gewandtheit dazu und — die Bcrcchtig- ung." Eine peinliche Panse trat ein. Die/Damen waren be schämt, daß Rosemarie so ruhig aussprach, wie man sie Himer ihrem Rücken im Regiment nannte. Und bei einiger maßen gerechtem Nachdenken mußte man doch zugeben, daß die junge Gräfin in jeder Weise entgegenkommend, liebens würdig und bescheiden war, und ^aß sie noch niemanden zu nahe getreten war. uver orennenoe Magenicymerzeu genagt. Man yave ry« zu Bett gebracht, worauf er in Ohnmacht gefallen sei, aus Ser er nicht mehr erwachte. Am folgenden Tage sei der General um 11 Uhr gestorben. Das Blatt fordert eine strenge Untersuch«»». Das Befinden von French verschlimmert. London, 21. Mai. Nach dem ärztlichen Bericht hat sich das Befinden des Feldmarschalls French verschlimmert. Die Hoff nung auf Genesung ist gering. Politische Mordepidemie in Italien. Nom, 21. Mai. In Parma wurde ein Bombenattentat gegen den faschistischen Rechtsanwalt und Abgeordneten Mick-rU ausgeführt. Personen sind dabei nicht zu Schaden gekommen. Im Dorfe Lncca wurde ein Kommunist durch einen Schuß aus einem Karabiner getötet. Die Polizei verhaftete sieben Per sonen. Aus unlerer Keimst Wilsdruff, am 22. Mai 1925. Merkblatt für den 23 Mai Sonnenaufgang 3°° i! Mondaufgang 4" B Sonnenumergang 7'° s Monduiucrgong 8^° R. 1848 Otto Lilienthal, der bahnbrechende Vorläufer dsS modernen Flugwesens, in Anklam geb. — 1886 Leopold von Ranke in Berlin gest. — 1906 Henrik Ibsen in ChriSicmH» gest. * Erste und letzte Schritte. Es ist eine liebliche Sitte, wenn wir von der Ankunft eincs neuen kleinen Erdenbürgers hören, ihm dir ersten Schüh chen zu schenken und diese mit kleinen frischen Blumen zu füllen. Damit soll wohl ungefähr der Wünsch ausgedrückt werden: mögest du auf Blumen wandeln! Von diesem. Wunsch und der hübschen sinnigen Form, in die er gekleidet ist, weiß das kleine Menschlein nichts! Und später leiten gütige Hände seine Schritte und lehren sie fest weiden, und stark auf dem Wegs des Lebens. Das ist die Kindheit. Und der Weg führt durch ein wunderliches Land und vorbei an seltsamen Dingen. Da läßt es sich nicht immer auf Blumen wandeln. Da stehen gar häufig Disteln da neben. Und allmählich wird man müde und setzt sich, hin und wartet auf die große Ruhe, Das ist daS Aller. Zaghaft und langsam, wie in der ersten Kindheit, find die Schritte nun wieder geworden und treues Leben schützt und stützt sie wieder, wie ehedem. Aber denkt niemand da ran, sie über weiche Blumen zu führen? Die letzten, wie die ersten Lebenslage sind gleichsam unter den Segen der Blumen zu stellen, die Freude, welche Blumen zu schenken vermögen, auch den alten Leuten z« bringen? Sind Blumen nur für dis Jugend da? Können fie dem Alter nichts mehr sagen und sein? Ein frischer Strauß ist neben einem Lehnstuhl doch ebenso sehr an rechter Stelle, wie neben einer Wiege. Hier sollen die Blumen in zukünftige Tage h neinblühev, — dort sollen sie vergangene frohe Stuw den Hervorrufen aus vcrsunkencn Zeiten. Niemals find Blumen unangebracht, niemals unpassend, denn zu jeder Gelegenheit und für alle Menschen find sie das Zeichen einer Liebe, welche tief und wahr mitfühlen will! Valerie Kutscher * An die „alte" Zeit, -je nur wenige Jahre hinter uns liegt, erinnert unser neuer Roman „Rhemlandstöchte-r", mkt besten Veröffentlichung wir in der heutigen Nummer beginne». Er «spielt in Lobleng, her ausgesprochenen Garnison- und Be amtenstadt, in öen Kreisen -er Offiziere und Regierungsmänner. Mit markanten Strichen zeichnet Clara Viebig bas Leiben diese» Kreise, die wir neidlos als die -Oberschicht anzusprechen mt- anzuerkennen gewöhnt waren. Die Schilderungen muteN wie ein« * Rückschau an auf bas Gssellschaftsleben, unter besten Bann Der Oberst kannte die scharfe Zunge seiner Schwester. Und von ihr stammte auch der Spitzname, den man der jungen Gräfin Laubenberg gegeben. Das wußte er ganz gs- nau. Beim Mittagessen erst heute wieder hatte sie gesagt: „Die „geborene Krause" geht mir förmlich aus die Nerven. Ich mag sie nicht sehen. Sie gehört nicht ins Regiment/ Und dieser seiner Schwester hatte es beliebt, eine Dame seines Regiments herauszufordern — ohne Grund. Sein Gerechtigkeitssinn durfte die Gräfin nicht verdammen, wen« sie sich wehrte. Er stichle durch einige scherzende Worte der Situation das Peinliche, zu nehmen, wollte aber doch dem Rittmeister einige Worte bei passender Gelegenheit sagen, damit der bisher so gemütliche Ton im Regiment nicht un liebsam gestört wurde. Die Generalin rannte Hans Eckardt zu: „Ihre Frau Gemahlin ist sehr Mtttig, allem sonst Herkömmlichen und Vorschriftsmäßigen Trotz zu bieten, sie scheint sich in den Strahlen der fürstlichen Freundschaft zu sonnen." Förm lich getränkt voll Bosheit waren ihre Worte. Zornig ballte er die Hand. Siedend heiß überlies es ihn. Urteilte man schon über den Verkehr Eldringens in seinem Hanse? „Ich ntttß dich sprechen!" sagte er heißer beim Abschied von dem Freund. Der drückte ihm die Hand. „Zähle im mer aus mich! Ich komme morgen mittag zu dir." Wenn Eldringen Hans Eckardts Verdacht geahnt hättet Auf dem Nachhauseweg sprach der Rittmeister kein Wort zu seiner Frau. Doch als sie sich in ihr Schlafzimmer be geben wollte, hielt er sic zurück. „Bitte, noch aus ein Wort, Rosemarie." Er össnete die Tür zu seinem Arbeitszimmer. Sie gab der "wartenden Jungfer Hut und Mantel und folgte ihm. Nachdem er das elektrische Licht angedreht hatte, schob er ihr einen der mit blauem Leder überzogenen Klubsessel hin. Doch sie blieb stehen. Sie ahnte ungefähr, was kommen würde, vielleicht Vorwürfe über ihr Benehmen, das ihnr, dem Korrekten, sehr unsympathisch gewesen sein mußte. Dennoch ließ sie sich nichts bieten. Trotzig warf sie den Kopf zurück. Den Kopf ein wenig geneigt, ging er auf dem Weichen Perscrteppich aus und ab, daß die silbernen Sporen an den, schmalen Lackstieseln leise klirrten. Groll und Liebe erfüllte» sie, während sie ihn beobachtete. (Fortsetzung folgt.)
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