Wilsdruffer Tageblatt : 02.08.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192508022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19250802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19250802
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1925
- Monat1925-08
- Tag1925-08-02
- Monat1925-08
- Jahr1925
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- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 02.08.1925
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MlsdnOrTageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Noffen. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: dic8gespaltcneRaumzeile20GoIdpstnnig, die 4 gespaltene Zeile der amllichcnBekannlmachungen 40 Dolds Pfennig, die 0 gespaltene Acklamezeile im textlichen Teile 100 Doldpscnnig. Nachweisungsgebühr 20 Goldpscnnrg. Bor» geschriebene Erscheinung»- — — „ tage und Platzvorschrist« werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. An^ annahmebisvoim.lOUHr — UL Mr die «rchtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder RabaNanfpruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogenwerdenmuß oderderAuftraggeberinKonkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da« »Wilsdnisirr TagrblaU» erscheint täglich nachm. s Uhr für den folgende» Tag. Bezugsprei-: Bei Abholung in »er DesckLitsstebe und den Ausgabestellen 2 Mk. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,M Mb., bei Postbestcllung «K« Wochenblatt für Wilsdruff «.Umgegend Peilungen entgegen, Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht L-ln Anspruch aus Lieferung »er Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung cingesandtcr Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto bciliegt. Nr. 178. — 84 Jahrgang Telsgl.-Adr.: .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonntag, de» 2. August 1925 parlament-schlachtem Den Achtstunden-Arbeitstag kennt man im Parlament setzt schon längst nicht mehr. Wenigstens für die Mitglieder Les Reichstages, die des Morgens um 9 Uhr zu den Sitzungen der Ausschüsse eilen müssen und dann bis fast «m Mitternacht im Hause zu verbleiben von ihren Frak tionen verpflichtet sind. Die Situation ist zurzeit ja so, daß nur oder doch fast nur Redner der Opposition gegen die Steuergesetze „das Wort ergreifen", während jene Parteien, die das Steuerkompromiß abgeschlossen haben, sich rednerischer Ausführungen so gut wie ganz enthalten. Der Redner auf der Tribüne hält also tatsächlich nur Monologe: er könnte mit Engelszungen reden und ver möchte doch niemanden, der nicht seiner Überzeugung ist zu seiner Ansicht zu bekehren. Alles ist — „in Arbeits- bereitschaft". Deutlicher gesagt: in Abstimm ungs- bereitschaft. Alles ist in Gcfechtsvorbereitung sozu sagen, weil die Opposition alle parlamentarischen Mittel Zur Hinauszögerung der Entscheidung anwendet. Zn jedem einzelnen der fast zahllosen Paragraphen wird mit oben angedeuteter Erfolg- und Bedeutungslosigkeit ge redet und nochmals geredet. Zehnstündige Sitzungen im Reichstag pflegen aber — gerade weil die Mehrheit dei Abgeordneten sozusagen beschäftigungsos herumsitzt — nicht etwa nervenberuhigend zu wirken. Die Nervosi tät nimmt Tag um Tag mehr zu und wird nicht gerade dadurch gemildert, wenn mitten in die Zeit des Abendessens hinein die Sirenen zur Abstimmung heulen die speisenden Neichsboten das Filet oder die Setzeiei stehenlasscn und in den Sitzungssaal eilen müssen. Die Opposition war zuerst erfolgreich, hat aber gerav» durch ihre Anfangserfolgs die Gegner zur Anspannung aller Kräfte veranlaßt. Sozialdemokraten und Kommu nisten, die Obstruktion machen, sind schon stark genug, um beispielsweise durch Hinausgehen aus dem Sitzungssaal die Beschlußunfähigkeit des Hauses „sestzu- stellen", ein an sich sinnloses, aber wirksames Mittel der Obstruktion. Nachdem es , ein paarmal geglückt war, haben die Regierungsparteien alle ihre Mitglieder, soweit sie überhaupt „kriechen konnten", nach Berlin geholt, dar- unter auch geradezu Kranke, so daß z. B. ein Abgeordneter der Deutschnationalen zusammenbrach und wieder ins Krankenhaus abtransportiert wurde. Daher verfängt jetzt auch diese Obstruktionsmethode nicht mehr, weil die an wesenden Mitglieder der Regierungsparteien mehr als die Hälfte der Äbgeordnetenzahl - die Voraussetzung der Beschlußfähigkeit — zur Stelle haben. Je mehr Menschen eben beisammen sind, desto leichter kommen Explosionen der Nervosität vor, besonders auf feiten der Opposition, weil diese erfolglos bleibt. Jeden Tag fast verhindert nur das Dazwischentreten besonders kräftig gebauter Abgeordneter Faust kämpfe im Parlament. Daß es gerade das Zentrum ist, das von tätlichen Angriffen der Kommunisten bedroht wird, hat nun schon dazu geführt, daß trotz mancher Bedenken gerade diese sonst ihren Koalitionsparteien nicht unbedingt fol gende Partei zu scharfem und energischem Vor- gehen gegen die obstruktiontreibende Opposition entschlossen ist. Mißgriffe in der Arbeit des Präsidiums, das es allerdings in diesem wilden Trubel besonders schwer hat, blieben auch nicht aus, zumal, da der Präsident Löbe als Sozialdemokrat zur Opposition gehört, dis drei Vizepräsidenten aber zur Negierungs-' koalition. Der Ältestenrat hat zu tun, und Löbe drohte schon, bei schweren Verstößen gegen die Würde des Hauses zu ganz radikalen Maßnahmen wie sofortigem Ausschluß greifen zu wollen. Das ist auch notwendig. Denn noch steht ja die Berat ungderZollvorlage bevor, w- sicherlich noch weit schärfere Auseinandersetzungen bringen wird. Zeigt nun die Mehrheit, also die Regierung^ koalition, schon jetzt bei der Beratung der Steuer^i-pc irgendeine Schwäche, so stärkt das bloß Opposition der Linken — die Demokraten machen cis Ob struktion nicht mit - zn noch weite-gehenden Experimen ten Viel trägt zur Erbitterung der Kampw bei, daß viels Abgeordnete, namentlich die Landwirte, aus überaus ver ständlichen wirtschaftlichen Gründen die parlamentarisch, Arbeit zum baldmöglichen Abschluß bringen möchten. Dabei ist nicht einmal ausgeschlossen, daß noch vor dem geplanten Auseinaudergehen des Reichstags — etwa am 8. August — nun die Erwiderung Briands auf unsere Antwortnote eintrifft und uns dann sicherlich noch eine neue außenpolitische Debatte bevorsteht. Scgou sickern darüber allerhand, vorläufig freilich noch unkontrollierbare Gerüchte durch. So hoch ist die Nervosität schon gestiegen, daß sogar auf dem parteipolitisch sonst als absolut neutral angesehenen Boden des Reichslags rest a u r a n t s am vergangenen Freitag fast eine F ort setz u n g d e r P a r l a m e n t s s ch l a ch t, die sich vorher im Sitzungssaal abgespielt hatte, mit „schlagenden" Grün- den erfolgt wäre. Vor dreizehn Jahren, als die Zolltarifdebatte dir Gemüter erhitzte, kam es ja zu ähnlichen Szenen, doch blieb es bei Redeschlachten; man ist jetzt viel robuster ge worden im Deutschen Reichstag, obwohl doch gerade ei die Souveränität des deutschen Volkes darstellt. Das Ruhrgebiet endlich frei! WtMsH der Schien Iranzofrn. Essen, 31. Juli. Für das Ruhrgebiet und für ganz Deutschland ist der 31. Juli ein historischer Tag. Um 12 Uhr nachts hat die Besetzung des Einbruchsgebietes, die am 13. Januar 1923 begonnen und so viel Unheil angerichtet hat, ihr Ende gefunden. Nachdem bereits gestern nachmittag der kom mandierende General der Ruhrtruppen Guilleaume dem stellvertretenden Oberbürgermeister von Essen Schaefer seinen Abschiedsbesuch abgestattet hatte, fand heute früh der Abmarsch der letzten Truppen und die Übergabe der noch besetzten Gebäude statt. Die französische Besatzungsbehörde hatte der Stadt verwaltung eine Mitteilung Angehen kaffen, daß im Laufe des heutigen Vormittags die noch besetzten öffentlichen Gebäude frei fein würden. Um 8 Uhr 30 Minuten wurde vor dem Gebäude des Bergbauvereins, in dem das fran zösische Oberkommando untergebracht war, eine Parade abgchalten. Es war dies der letzte offizielle Akt der Besatzung. Vier Züge Infanterie mit anfgepflanzten 'S i l c und eine gmg die letzte Trikolore LsnkvoaZ- ysdisisL s MH»/// VMM, 7. s - V Q. Bajonetten, einige Maschinengewehrs Unter den Klangen Parade ab. Vom Em- seme^ sahen die Damen der fron- Zösischen Offiziere uc.u militärischen Schauspiel zu. Dann / L5/E/7 > «Ms« e' „.5 auf dem Vergwerksgebaude nieder und damit war die Stunde der Befreiung gewissermaßen symbolisch dokumen tiert. Die Bevölkerung ignorierte die Parade fast völlig. Im ganzen wurden in den letzten Tagen etwa OMO Mann nach dem altbesetzten Gebiet gebracht. Die Bevöl kerung empfindet eine tiefe und spontane Freude über den nozug oer Manzosen. Obgleich über ofttzrelle Kund gedungen noch keine endgültigen Bestimmungen getroffer sind, so besteht doch bei der Bevölkerung der Wunsch, dei Freude über die Befreiung durch private Feiern _ besonderen Ausdruck zu verleihen. Die Siadtvertvaliunger sind jetzt von jeder Bevormundung srei. Auch die Polizei gewalt ist nun wiederhergestellt; die Schupo wird morgei wieder nach Essen zurttckkehren. Luftschiffahrt und Nadir können nun wieder im Ruhrgebiet eingerichtet werden Heute werden bereits die ersten Antennen errichtet s Am Sonntag findet ein großer „Befreiungsflug" vor s Junkersschen Großflugzeugen über dem befreiten Ein - bruchsgrbiet statt. Die Grenze des besetzten Gebietes, und zwar des Sanktionsgebieies, verläuft nunmehr von Rhein ab bei den Gemeinden Walsum weiter zwischen der Gemeinden Holten und Hamborn, von Holten bis zm Eisenbahnbrücke Oberhausen—Sterkrade, dann von dei Eisenbahn Oberhausen nach Styrum, von der Eisenbahr Stvrum nach Kettwig und weiter bis nacü Natinaen Die englische Regierung zum Abbruch der Londoner SchuldenverhandlnKgen. Eigener Fernsprcchdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 1. August. Das „Fvreign Office" erklärt, daß in der Presse viele falsche Meldungen über den Abbruch der sranzösrsch-eNglischen Schuldenverhandlungen verbreitet worden seien. Zwar seien verschiebens Gegensätze in der englischen und sranzvsisckcn Auffassung vorhanden, jedoch würde bei weiterer Nachprüfung der Angelegenheit eine Einigung zu erzielen sein. Weitere Besprechungen zwischen den beiden Staaten sollen schon in nächster Zeit statisinden Explosion eines französischen Munitions lagers in Marokko Eigener Fernsprcchdienst des „Wilsdruffer Tageblattes. Paris 1. August Aus Taza wird gemeldet, daß das große Munitionslager von Lvra-H-i» ^Lust M die Ervloli-m isi größerer Schaden entstanden. In der Bevöl kerung entstand eine große Pomk. Man glaubt, daß ein An schlag der Risteule vorüelst. -wch sonst haben die Franzosen nach anderen Meldungen aus Fez gestern erhebliche Verluste erlitten. Die Befestigung von Am Bou Aiffa ist an die Rifleute vcrloren- gegangen. Die Stellung wurde seit längerer Zeil von de» Marokkanern belagert und ist jetzt in die Lust gesprengt worden. Ueberlebend» sranzössichr Soldaten melden, baß an dieser Stelle die französische Front durchbrochen sei. Neue Erfolge Abd el Krims ß Eigener Fernsprcchdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Madrid 1 August. Spanische Meldungen aus Ma rokko besagen, daß sich die Lage wcttcr zuungunsten der Fran zose» verschlechtert hat. In den letzten Tagen sei die französische Front an verschiedenen Stellen durchbrochen worden. Bei dm Nifleulen zeige sich eine erhöhte Kampstätigteit, besonders in der Gegend von Souk-El-Arabaer. Dir Ristruppen haben verschie dene erfolgreiche Vorstöße gegen französische Verpflegungskolon nen unternommen. Die französischen Truppen befinden sich augen blicklich in einer Umgruppierung Gestern sei es den .Kubylen gelungen, die Eifenbahlinie nach Taza an verschiedenen Stellen unbrauchbar zu machen. Llrrssrs Verluste m MarMs. Die deutschen Schlachtopser der Fremdenlegionen. - Tu Marokko drängt alles zur Entscheidung. Auf beiden Kampfseiten werden Vorbereitungen für das „letzte s Rennen" getroffen, und wenn man den Franzosen glauben dürste, ist Abd-el-Krim „so gut wie besiegt", so daß bereits die Friedeusbsdingungen entworfen werden können. Heute oder morgen, wenn unter das letzte Kapitel des Abenteuers das Wort „Ende" gesetzt sei« wird, wird man dis Schlußrechnung aufmacheu, die recht zweifelhaften Ge winns buchen und das Verlustkonto prüfen. Und dann wird sich ergeben, daß zu den großen Verlustträgern auch wir Deutsche gehören, und daß man einer erklecklichen Anzahl unserer Landsleute dort unten im geheimnisvollen Nif zur Ader gelassen hat. Es ist nicht gerade eine Neuigkeit, die man da erfährt: daß nämlich in den beiden Fremdenlegionen, in der franzö sischen sowohl wie auch in der spanischen, und daß ebenso unter den Berbern Abd-el-Krims verdorbene und sür uns verlorene Heimatgenossen sich zur höheren Ehre Frank reichs, Spaniens oder Marokkos das Lebenslicht ausblasen lassen. Söldner, Landsknechtsnaturen, die Krieg sühren um des Krieges willen und kaum jemals zur heimatlichen Scholle zurückfinden dürften. Vor wenigen Wochen erst hat man angegeben, wieviel ibrer wobl schätzunasweise > sein mögen, aber was man jetzt erfährt, über sie »nid ihre s Schicksale, ist geeignet, bei den Zuschauern Furcht und Mit leid zu erregen, wie die Alten es von ihren Tragödien forderten. Es gibt da eine „Bereinigung der A n - gehörigen Deutscher in der spanischen Fremdenlegion", die Erschreckendes mitzuteilen weiß. Es sind nicht gerade lavier Ehrenmänner in der spanischen Fremdenlegion, denn die Spanier schicken alles, was das Zuchthaus ausspeit, dorthin und nennen da' dann „Begnadigung", obwohl es eigentlich Tortur heiße., müßte. Der Dienst in dieser Fremdenlegion — daß dies mit geringen Varianten auch für dis ändere Fremdenlegion, die französische, zutrifft, braucht nicht erst betont zu werden, da es oft genug gesagt worden ist — ist eine einzige Kette von Mißhandlungen, die mit Strafen abwcchseln. Unter dieser Gesellschaft nun sitzen eingekeilt die Deutschen, so um 1000 herum, «och heute um 1000, nachdem bereits ganze Scharen von den Abd-el-Krim-Leuten niedergemacht worden, und nachdem allein bei der Erstürmung des Golgeberges, der vor Tetuan liegt, etwa 150 zerschmettert worden Ind. Was pno das für Deutsche? wird man sich fragen. Wir haben, nicht ganz ohne Grund, ein Mißtrauen gegen die Abenteurer, die sich fremden Staaten für Kriegsdienste verkaufen. Es ist im Querschnitt sicher keine Elite, aber
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