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Erzgebirgischer Volksfreund : 15.07.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192807150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19280715
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19280715
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1928
- Monat1928-07
- Tag1928-07-15
- Monat1928-07
- Jahr1928
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 15.07.1928
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Derbr«cher richtet«, gebadet hätte. Der vermag hier Klarheit N» schaffen? Al» Richtstätten, wenn auch im weiteren Sinne, muß man auch Rathausplatz und Kirchhof ansprechen. Hier waren die Brangerstrafen abzubüßen. Solche Strafe wurde z. B. noch 1806 ausgeworfen (Lehmann a. a. O. S. 169). Meltzer verrät uns (S. 146 seiner Renovata), daß zwei Pranger in Schnee berg vorharGen waren, «in, Haitz. Eisen vorm Rath, hau»... / welcher Pranger aber von demjenigen ?der auff dem Kirchhof unwert der HallthLren (. d. das Rordtor, der Haupteingang von Et. Wolfgang!) gestanden / zu unterscheiden ist."' Hier mutzten die Verurteilten ihrer „Der- drechung halber stehen und daran prangern". — Ein alter Bürger unserer Stadt weitz von dem Rathauspranger noch zu erzählen. Seinen Dorten nach war es freilich kein Halseisen mehr, sondern «in Eisen zum Anschließen der Hand, des Armes, das sich am Ratskellereingang gegenüber dem Kälber- brunnen fand. Bon den Gefängnissen zu berichten, schenke ich mir. Wich, tig aber Ist es festzuhauen, wovon der schon oben genannte alte Schneeberger in einer Altertumsvereinsversammlung plauderte: Im Rathaus, unter der heutigen Polizeiwache, fand sich — ob's zu stark ausgedrückt ist, kann ich nicht ent» scheiden — eine Folterkammer. Unbegreiflich ist es, daß man diese Kammer beim letzten Rathausumbau — ohne genaue Untersuchung? — zuschüttete. Inventarien sollen wohl mit dearaben worden sein. Daß «ine solche Folterkammer tatsäch lich vorhanden war, wird erhärtet durch «in« Notiz bei Leh- mann (a. a. O. Hl, S. 165) vom Jahre 1746: . hatte ein dritter (Soldat!) in den Kellern des Rathauses die Tortur au»zust«h«n ..." «e »et-bawer »enewwrielae. 1698 wurde der vielgereiste und gelehrte Magister Christian Friedrich Sinner (geb. 3. 8. 1671, gest. 1720) „von Er. Hochgräfl. Exzellenz Herrn Friedrich Ernst, Grafen zu Solms-Wildenfels" zum Pfarrer nach Weißbach bei Schneeberg berufen. Wie so mancher geistig Hochstehende und in vielen Wissenschaften wohl Bewanderte wäre auch dieser Mann (trotz einer Biographie von Fabricius) vergessen, wenn nicht sein Name eng verbunden wäre mit den seltsamen Hermannsteinen, die fast 150 Jahre lang den Sprachforschern und Heimat geschichtlern Rätsel aufgckben. Bei Grabungen am Ufer des ,/Oelbaches" bei Weißbach wurden im Jahr« 1718 — angeblich von Arbeitern — acht alte Steinplatten in EchiefertafelarStze gefunden, die eigentümliche, verwitterte, fast unleserliche Inschriften trugen. Sieben Tafeln — anscheinend Bruchstücke von zwei größeren Platten — be» standen aus Tonschiefer, die achte aus Grünstein oder Klinger. Der von dem Funde sofort benachrichtigte Pfarrer Sinner be- hielt die Steine im Pfarrhaus, von wo sie einer seiner Nach- strlger 1753 in die Wildenfelser Schloßbibliochek brachte. Dort besteden sich stuf der Platten noch jetzt. Man weiß nicht ein- mal mehr genau den Ort, an dem die Tafeln gefunden wur den. Die einen geben «inen „Waldhügel zwischen Weißbach »nd H«rmannsdorf" an oder «inen „suchten Grund im Walde unweit Griesbach", die andern behaupten: „am Fuße des großen Felsens im Hermannsgrunde". Don M. Sinner selbst ist leider nichts Handschriftliches in der Pfarre vorhanden, wie mir Herr Pfarrer Kasper in Weißbach sagte. Weller, der be kannte Kirchengeschichtler, von 1763 bis 177S Superintendent In Zwickau, bezichnet in seinem Buche „Altes aus allen Teilen -er Geschichte", im 2. Band, als Fundort einen Punkt „eine Viertelstunde unterhalb der Kirche, unweit des Mulden- nsers". Die Steine sollen einem zu Beginn des 11. Jahrhunderts hort gefallenen Krieger Hermin oder Hermann als Grabmal gesHt worden sein. Besonders Phantafievolle leiten den Na- men ,Hermannsdorf" bei oder in Weißbach von diesem Helden ab. Beides ist nach den modernen Forschungen auf fiedlungs- geschichtlichem Gebiete höchst unwahrscheinlich. Aas ist nun eigentlich das Rätselhafte an diesen Steinen? ^>ie Inschriften «scheinen hinsichtlich der Orthographie den Runen sehr ähnlich, hinsichtlich der Schriftzüge hingegen find Ke säst ohnegleichen (!), ähneln am meisten den altlonGar-ischen Urkunden und halten ziemlich das Mittel zwischen Fraktur Mnd Kanzlei". Gar mancher Gelehrte hat Ke betrachtet und hielt sie — Der Daler der Germanisten Adelung an der Spitze — fwe „das älteste aufgefundene Denkmal in obersächsischer Mundart"! „Sie bilden eins der ältesten Denkmäler deut scher Poesie; nur schade, datz sie teilweise unleserlich flnd< „Unstreitig find dies die ältesten Denkmäler unserer obersäch- fischen Schriftsprache". So und ähnlich lauteten die Urteile der Autoritäten. Was steht denn nun eigentlich auf den Steinen? Das ist schwer zu sagen; denn die Schriftzüge find außerordentlich rätselhaft. Wer sich die Steine selbst im Wildenfelser Schloß turm oder die auf Befehl König Johanns nach einem Wilden« felser Besuche angeferttgten Gipsabgüsse im Museum des Dres dener Altertumsvereins oder die Stecheschen Abbildungen, die vor Jahren von Herrn Kantor Müller in Schönau oder neuer dings von H. Dr. Landmann, Zwickau, angeferttgten Pho tographien genau betrachtet, wird mir recht geben müssen. Trotzdem will man sie enträtselt haben. Die Inschriften der acht Steine lauten: 1. Doer gläbbe alla in amen Got Dade Dahan (dazu die Figuren einer Krone, einer Geißel und eines Kreuzes). 2. Diser hogn (Hoge) ist in tussend ant (and) tr ... (tri . . .) nati Lhrs. 3. Da lait godsa hermin was of a man künglg anita« wilil starn Ams habt and iim handn üm dar alaigt üm dar akogl um gumers din was dar boolbor. 4. Dar stain haldi laits tuai. 5. (D. . .j . . s grabs dar harmitt ludott bottai. 6. Dia hernmndr barrtn sundr sandan boolbor. 7. Das avas ab hargods. 8. Das Gebad Voder vnser du bist in Himel . . . dein voill gescho. . . Was soll das nun heißen? Weller (s. o !) und Engelhardt erklären folgendermaßen: 1. Wir glauben alle an einen Gott- Vater von der Dor nenkrone, der Geißel und dem Kreuze; (d. i. wegen des Lei dens Christi. Schumann schreibt dazu: „Ich würde Dahan eher für Anvah, d. d. der Schöpfer, nehmen.") 2. Dieser Hügel ist in tausend und dritten (oder 13. oder 30. Jahre) nach Christi Geburt. 3. Da liegt in Gott selig Hermann, (welcher) war ein königlicher Mann hienieden, viel (-vortrefflich) regierend amtshaft (amtsmäßig) und umhanden (d. i. um der Beschaf fenheit (?) oder Gelegenheit wegen). Darum er liegt am Ende des Eichhügels. (Engelhardt deutet: Da liegt der gott selige Hermann, war ein königlicher Mann hienieden, hatte viel starke (große) Aemter, und um deren Beschaffenheit wegen liegt er am Eichhügel.j Herr, um deines Jammers willen war er wohlgefahrn. 4. Der Stein enthält zwei Leute. 5. Das Grab, in dessen Mitte sie gelegt wurden. 6. Die Hermunduren (d. i. Heermänner, Krieger) wurden (- waren oder find) wohlgefahren (- selig gestorben) ohne Mönchskutten (oder: sonder Heiligkeit. „Santan" wahrschein lich von Sanctum oder Sanctitas, weil bekanntlich im Mittel- aller hohe Personen zum Beweise ihrer Frömmigkeit gern sich in Mönchskutten begraben ließen und man nur in diesen uno überhaupt nur unter kacholisch-geistlicher Firma selig scheiden zu können glaubte.) 7. Das war (geschah ihres) Herrgotts wegen (um Gottes Willen, — weil sie für Gottes Sache, d. h. für die Christen gegen Heiden stritten). 8. Das Gebet. (Uebrschrift des folgenden, nur bruchstück weise noch vorhandenen Vaterunsers:) Vater unser, du bist im Himmel . . . dein Wille geschehe . . . Richter schreibt dazu: „Das Hauptwort ist das Wort her min; welchen Hermann es bedeute, ist kaum sicher zu entschei den. Die früheren Altertumsforscher, auch Weller, bezogen es auf den Markgrafen zu Meißen und „in terra oriental!" Her mann I. (Sohn des meißnischen und südthüringischen Mark grafen Eckard I und Bruder Eckard II., des „treuen Mannes"), der zwischen 1029 und 1032 von den Sorben erschlagen wurde. Man nimmt an, er sei auf einem Zuge gegen die Sorben, vielleicht von der nahen Rommels- oder Rammelsburg (d. r, nach Weller „Grenzfeste", von ram-Grenze) aus, hier gefallen und einstweilen begraben worden, um später von den Seinen an einen anderen Ort geschafft zu werden, woran sie vielleicht gehindert worden wären. Allein „terra orientalis" bezeichnet nicht das ,/Osterland", sondern die Ostmark (heutige Nieder laufitz, wo Hermann auch wahrscheinlich geblieben ist). Da autete ebenfalls: „Man Ein Zeitungsartikel eines Weißbachers brachte dann später nochmals viel Neugierige, darunter ernsthafte Gelehrte, auf die Beine, und manchmal „bewegte sich geradezu eine kleine Döl- kerwanderung nach dem Hermannsgrab". Roch vor wenigen Jahren grub man dort nach und holte wirklich ein rostzer- fressenes Stück Eisen als Rest eines Schwertes und anderes ans Tageslicht; — nur schade, datz es Dinge waren, die spaßhafte Weißbücher erst vorher mühsam dort verbuddelt hatten. Das letzte Urteil— von dem Dresdener Germanisten Prof. Dr.H. Dunger — geht dahin, daß die Steine als Werke des 18. Jahrhunderts in vogtlänoischer Mundart zu beurteilen find. Dr. Fröbe holte erst kürzlich (f. Glückauf 1928, S. 97!) das fachmännische Urteil eines Gelehrten ein, das ebenfalls die Sprache der Inschriften „für die Zeit des 11. Jahrhunderts als unmöglich" erklärt. Meiner Meinung nach bleibt als einziges „Rätsel der Hermannsteine" übrig: Wem ist die Komödie zu verdanken und welchen Zweck verfolgte seinerzeit die Fälschung? Quellen: 1. Engelhardt, Sächsische Kulturgeschichte II, 1809. L. Schumann Lexicon von Sachsen, Bd. 12, 1828. 3. Böttiger, Geschichte des Kurstaate» und Königreichs Sachsen, Sachsen, Bd. 1, 1830. 4. (Dr. F. Philippi), Wanderungen durch d. sachs. Erzgeb., 184V. 8. M. E. W. Richter, Beschreibung des Könige. Sachsen, Bd. I, 184«. v. Buchwald, Neue Sachs. Kirchengaleri«, Ephorie Zwickau, 1902. a) P. Auerswald, Die Parochie Wildenfels. d) P. Schiller, Die Parochie Hartensdorf. v) P. Leber, Die Parochie Weißbach. 7. A. Bär, Schloß und Herrschaft Wildenfels, Glückauf 1903. 8. Mündl. Mitteilungen, des. in dankenswerter Weift gegeben von den Herren Pfarrer Kasper und Kantor Naumann in Weiß- bach. «Ger Hermanns Vater und Großvater Markgrafen der süd- thüringischen Mark (des späteren Osterhmdes) waren, so wäre seine Beziehung zum Osterlande doch nicht ganz unmöglich." Was sagte später die Wissenschaft zu den „unstreitig ölte- sten Denkmälern der obersächstschen Schriftsprache"? 11. Vettel, «O«tt««>1 L« arm Leben 6« eben. 8E». bnnwer »Wren MM«- üble. Wolfgang Uhle stammt« aus einer armen Familie in Elterlein. Er hatte in Wittenberg studiert, war daselbst fleißig gewesen und besaß ein gutes Redetalent, so Laß er ein ge- schätzte« Kanzelredner war. Der Herr von Schönberg auf Purschenstein, dessen Nachkommen heute noch die Kollatur über die Kirche zu Clausnitz i. Erzgeb. haben, übertrug ihm 1558 die erledigte Pfarrstelle an eben genannter Kirche. Am 2. Sonn- tag nach Trinitatis hielt er, durchdrungen von dem Geiste der Reformation, seine Antrittspredigt. Durch freundliches Wesen und durch sein« klaren, begeisternden Predigten erwarb er sich die Liebe und Wertschätzung des hohen Patronatsherrn und In den zwanziger Jahren -es vorigen Jahrhunderts wur den — wie Schumann angibt — die Steine bei dem thiirin- gisch-sächsischen Verein für Altertumskunde zur Sprache ge- bracht. Mir ist aber nicht bekannt, ob irgend welche Unter suchungen angestellt oder der Verein in seinen Ilchreshesten damals zu einer Stellungnahme kam. Anfang der vierziger Jahre befaßte sich der Verein sächsischer Altertumsforscher mit den Steinen und stellte fest, -aß das Ganze „nur eine Mysti fikation, vielleicht vom Pfarrer Sinner selbst veranlaßt" sei; jedenfalls sei di« Echtheit der Steine noch mehr zu bezweifeln als die ihnen untergelegt« Erklärung. Die beiden sächsischen Könige Johann und Albert besichtigten während ihres Äufent- Halles im Wildenfelser Schloß di« Steine auch „mit großem Interesse" und beauftragten „mehrer« Professoren der Ge- schichte und der Archäologie, sich über den Inhalt der alten Inschriften zu äußern". Deren Urteil lautete ebenfalls: „Man hat in diesen Inschriften nicht eine historische Denkwürdigkeit, sondern nur eine Täuschung, eine Fälschung zu erblicken." der ganzen Gemeinde. Er erkannte da» daickbar an und ver waltete sein Amt freudig und mit größer Treu«. Er unterließ nicht, durch Lehre und Ermahnung zu bilden und zu «ziehen, durch Rat und Tat seinen anvertraute« Seelen beizufiehe« und an Freud und Leid der Gemeinde teilzunehmen. Bald fand er Zuneigung zu Ler 16 Jahve alten Tochter -es Orts» richters Georg Biber. Dies Geheimnis trug er tief verborge» in seinem Herzen, Laß weder Las Mädchen, noch di« Eltern- noch anLere Personen etwas davon merkten. In ihm reifte der Entschluß, sobald Las Mädchen erwachsen sei, es als sein» Lebensgefährtin heimzuführen. Allein er hatte sich bitter getäuscht. Eines Tages trat der Richter Biber mit Frau und Tochter, hinter ihnen «in junger Mensch, in Wes Zimmer. Der Pfarrer erhob sich vecklüfft und konnte nur mühsam Le« Gästen den Gruß erwidern, denn die Brust zog. sich ihm krampfhaft zusammen, der Atem stockte. Der Richter bat de» Pfarrer, seine Tochter mit dem jungen Mann Stephan ASm- mig, -ein Besitzer des Erbgerichtes zu Dorfchenmitz, einer Waise, zu verloben. Uhle, dessen Gesicht «Mißt war, wM» reden und konnte nicht, Lie Zunge war ihm wir gelähmt^ Einem anderen sollte er di«, die er selbst heiß liebte, überlassen und dann noch den Bund segnen? Nur mit Widerwillen .voll zog er die Verlobung. Ermattet sank er auf Len Stuhl zurück und vermochte kaum Len Eltern und Verlobten Glück zu wünschen. Der Richter rief ihm beim Weggehen zu: „Hom- ehrwürden, Ihr seid mir ein Rätsel geworden. Kommt zu mir und sucht Euch zu zerstreuen, ich will Euch stets ein treuer Freund und Berater sein." Uhle konnte dieser Einladung nicht Folge leisten. Alle Freude, aller FrieLen in ihm waren zer stört, seine Hoffnungen vernichtet. Tag und Nacht grübelt« er darüber, wie er noch sein Ziel erreichen könnte. Er wurde einsamer. Der gut« Geist wich von ihm, finstere Gewalt«» zogen ein. Er sann auf Rache. Don nun an vermMässigte er Amt und Beruf und ergab sich der Trunksucht. Fast immer war er betrunken. Wer zu ihm kam, wurde barsch behandelt; sein ganzes Wesen war mürirsch und abstoßend. Die Predig ten enthielten ost auffällige Anspielungen auf das Leben der Gemeindeglieder. Man merkte, Laß sie einem verärgerten Ge müt entstammten. Die Amtshandlungen verrichtete er wider willig, gleichgültig und leichtsinnig. Man vermutete, riet und sann nach dem Grunde, was den Pfarrer zu dem veränderten Wesen getrieben haben möchte, aber niemand konnte Antwort geben. Die Achtung sank, der Kirchenbesuch ließ noch und man mied ihn, soweit es möglich war. Welche vechöhnten und vev- spotteteten ihn, «in« große Anzahl bemitleidet« ihn auch. Sein» Trunksucht wurde um so schlimmer, je mehr der Hochzeitstag von Käthchen Biber heranrückte. Mit Sorge iah der Richter diesem Tage entgegen, da er fürchtete, -aß di« Feier durch den Pfarrer gestört werden würde. Die Glocken läuteten die heftig« Handlung ein, der Hochzeitszug begab sich zur Kirche. Erstaunt war man, daß der Pfarrer nüchtern und mit Würde im Gottes hause erschien. Der Richter freute sich darüber und faßte den Entschluß, den früher gern gesehenen Gast zur Teilnahme am Hochzeitsmahle einzuladen. Cs zeigte sich aber sehr bald, daß der Pfarrer den Trunk absichtlich gemieden. Bei klarem Be wußtsein wollte er dem Brautpaare große» Weh bereiten. Er wollt« zeigen, Laß er kraft seines Amte» lcken und züch tigen könne. Darum sprach er von der Unzucht der Ingens von den Genüssen des Ehestandes, von Buhlschaft, von Dev> gnügen, von der Torheit -er Eltern, Lie ihre Kinder nM früh genug unter Las Joch Ler Ehe bringen könnten, sonder» Geld, Besitztum, großen Viehstan- vorzögen, anstatt Bildung und ehrbares Amt. Seine Rede zeigte die auffallendsten An züglichkeiten und Beleidigungen, so daß die Braut heftig weinte und der Richter vbller Zorn mit Len Zichnen knirscht» und mit Len Füßen stampfte. Tief verletzt vernetzen alle oi« Kirche. Jeder war erregt über den boshaften Pfirrrer. De» Richter wollte ihn sofort zur Rechenschaft ziehen, aber auf Bitten seiner Frau gab er nach und verschob die Angelegenheit auf ferner« Zeit. Am 8. Juli 1563, etwa 8 Wochen nach der Hochzeit, hatte der Richter eine Reparatur im Pfarrhaus« vorzunehmen. Auch er hatte vorher eine ziemliche Menge Branntwein, teils au» Aerger, teils um sich Mut anzutrinken, zu sich genommen, und. dieser Zustand war nicht geeignet, mit dem Pfarrer eine» Austausch heckeizuführen. Rach einem mürrischen Gruße fing er auch sogleich an, Len Pfarrer nach dem Grunde -er ausge sprochenen Beleidigungen zu fragen. Uhle, -er gerade mit dem Hammer einen Nagel in die Wand Magen wollte, zeigte devf Richter die Tür und fockerte ihn auf, Las Zimmer zu ver lassen. Dadurch geriet der Richter umsomehr in Zorn, «t schimpfte und tobte und beleidigte den Pfarrer arg. Glaubtt
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