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Wilsdruffer Tageblatt : 05.09.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193209052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19320905
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19320905
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1932
- Monat1932-09
- Tag1932-09-05
- Monat1932-09
- Jahr1932
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 05.09.1932
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MNMagFahg. von Ordenvurg-Janulchau. Zahlreiche hohe Reichswehroffiziere wohnten von Anfang bis zu Ende dem Appell bei, ebenso der österreichische »berste Heimwehrführer, Fürst Starhemberg. Etwas später erschienen die Vertreter der Reichs- und Staats regierungen: Reichskanzler von Papen, Reichswehr minister von Schleicher, Reichsinnenminister Frei herr von Gahl, Reichsernährungsminister von Braun, Neichsfinanzminister Graf Schwerin von Krosigk, die preußischen Minister Dr. Bracht und Ernst, der württembergische Minister Schäfer, mit ihnen zahlreiche hohe Ministerialbeamte. . Man sah auch viele Parla mentarier, Vertreter des Deutschen Kolonialkriegerbundes und anderer Wehrorganisationen, unter ihnen auch den Major Pabst. Besonders herzlich wurde der Reichs kanzler von den Zuschauermassen begrüßt. Darauf schritten die beiden Bundesführer Seldte nnd Duesterberg die endlose Front der Feldgrauen ab, die in vier Treffen aufgestellt waren, dahinter die Motorradbrigade, die Verpflegungsstaffeln und die Sanitätsabteilungen. Tausende von schwarz-weiß-roten Fahnen wehten im Winde. Aus 180 000 Kehlen tönte den Bundesführern ein „Guten Morgen!" entgegen. Eine Fliegerstaffel kreuzte über dem Felde. Nach dem Abschrecken der Front bestiegen die beiden Bundes führer die Rednerkanzel, neben der mehrere hundert neu zu weihende Fahnen aufgestellt waren. Nach dem Kom mando „Stillgestanden!" nahm zunächst der Erste Bundesführer Seldte das Wort. Oie Reden -er Bundesführer. ' Der Erste Vundesführer, Seldte, führte aus: Heute sind wir fo weit, daß soldatisches Denken und soldatische Haltung wieder verstanden werden in Deutschland, daß die Dinge, die die anderen nicht meistern konnten, von selbst an uns herankommen: an die Besten, an die Zähesten, an die Tapfersten, an die Treuesten — an Deutschlands Soldaten. Dieser Erfolg der soldatisch-nationalen Idee ist euer Erfolg, meine Kameraden. Die alte deutsche Armee ist nicht mehr, aber der Geist der Disziplin, der Geist des Dienstes am Ganzen, der Geist des Opfers für die Gemeinschaft, dieser Geist der alten Armee, der Geist der Front, mit dem wir den Geist eines neuen deutschen Staats bürgertums verbinden, steht unter den alten ruhmreichen Farben heute wieder auf diesem historischen Feld. Der Stahlhelm, der den grauen Rock trägt, in dem 1)914 ein einiges Volk zum Schutz der Heimat auszog, dieser Stahl helm ist kein e P artei. Er kämpft nicht sür sich, sondern für Deutschland. Er will nicht die Gewalt, sondern das Gesetz. Er fordert nicht die staatliche Macht, sondern den machtvollen Staat, den Staat, unter dem das ganze Deutschland in freier, friedlicher Arbeit einer neuen, besseren Zeit und Zukunft entgegengehen kann. Dann wiederholte der Erste Bundesführer das Ge löbnis des Bundes, das Gelübde aus die Stahlhelmfahne, und viermal wiederholten die feldgrauen Massen den Eid ihres Führers: „Wir geloben es", daß es wie Donnergrollen über die weite Fläche hallte. Stahlhelmer und Zuschauer, eine halbe Million Menschen, sangen dann das Deutschlandlied, dem das Lied vom „Guten Kame raden" folgte. Oie Fahnenweihe. Im Anschluß daran weihte der Zweite Bundesführer, Oberstleutnant a. D. Duesterberg, die neue« Fahnen mit einer Ansprache, in der er u. a. ausführte: Bünde und Parteien sind nicht Staatszweck, sie sind nur lebensberechtigt im Dienste am Vaterland. Wie die Feld grauen einst für Deutchland kämpften, litten, bluteten und sielen, so will der Stahlhelm weiter sür Deutschland arbeiten und streiten, bis Deutschlands Freiheit errun gen ist. Im Namen des Bundes weihe ich die neuen Fahnen und gebe ihnen de« gemeinsamen Spruch: „Seideinig im Stahlhelmgeist! Der Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten: „Front Heil". Die Parade. ' Dann begann bei strahlendem Sonnenschein auf dem dem Tempelhofer Feld die eigentliche Parade, der ge waltige Vorbeimarsch der 180 000 Stahlhelmer aus allen deutschen Gauen im Paradeschritt vor den Bundesführern und den Ehrengästen. Zuerst kam der Landesverband Groß-Berlin, ihm folgten die vielen anderen Landesver bände des Bundes der Frontsoldaten. Den Vorbeimarsch des besonders stark vertretenen Gaues Schlesien nahm neben den Bundesführern auch derKronprinz ab, der bei dieser Gelegenheit die Mitglieder der Reichsregierung, me der Parade mit sichtlichem Interesse sorgten, herzlich begrüßte. Die mit Blumen geschmückten, schier endlosen Kolonnen und insbesondere die den einzelnen Landesver bänden voranmarschierenden Fahnenkompagnien, wurden von der unermüdlich stundenlang ausharrenden Menschenmenge immer wieder mit lautem Jubel begrüßt. Reichskanzler von Papen wohnte dem Vorbeimarsch bis gegen 15 Uhr bei. Telegrammvechsel mit dem Reichspräsidenten. Die Bundesführer des Stahlhelm haben folgendes Telegramm an den Reichspräsidenten gerichtet: „Die in Berlin aufmarschierten Stahlhelmkameraden entbieten durch uns ihrem hochverehrten Reichspräsidenten und Generalfeldmarschall die ehrerbietigsten und herz lichsten Grüße. Der Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten, gelobt dem Herrn Reichspräsidenten feine treue Gefolg schaft für die unabhängige Staatsführung, die die innere und äußere Freiheit des deutschen Volkes erkämpfen wird." Reichspräsident von Hindenburg hat darauf folgende Antwort gesandt: „Den zum 13. Reichsfrontsoldatentag versammelten Kameraden vom Stahlhelm danke ich für das Gelöbnis treuer Gefolgschaft und für die übersandten Grüße. Diese in kameradschaftlicher Gesinnung erwidernd, übermittle ich den Wunsch, daß der Geist der Schicksals verbundenheit und Wehrhaftigkeit aller Volkskreise Würde und Kraft nach innen und nach außen und damit unserem Vaterland eine Stellung geben möge, wie sie ihm gebührt." Der Abschluß -es Stahlhelmtages. Der Vorbeimarsch der Stahlhelmkolonnen an Ven Vundesführern dauerte länger als acht Stunden. Den Ab schluß bildete die Vorbeifahrt der außerordentlich starken Motorradbrigade. Die Abmarschstraßen waren wieder von Menschenmassen umsäumt, die die Stahlhelmer freudig begrüßten. Der Abmarsch vollzog sich in muster hafter Ordnung. Zu größeren Zwischenfällen ist es, soweit bisher bekannt, nirgends gekommen. Die beiden Bundesführer hatten am Vormittag Kränze am Ehrenmal sowie an den Denkmälern Friedrichs des Großen und Kaiser Wilhelm si niedergelegt. Als Vertreter des von Berlin abwesenden Partei führers der Deutschnationalen Partei, Dr. Hugenberg, nahm der Reichstagsabgeordnete Schmidt-Hannover am Stahlhelmtag teil. --- Frankreich zum Giahlhelmiag. Heftige Ausfälle der Pariser Presse. Die Pariser Presse veröffentlich lange Artikel über den Stahlhelmtag in Berlin und ergeht sich dabei in heftigen Ausfällen gegen den angeblichen Militarismus in Deutschland. So schreibt der „Temp s", die Parade der Stahlhelmer kläre die Weltöffentlichkeit endgültig über Zweck und Ziel der deutschen Forderung auf Gleich berechtigung auf. Das wahre Deutschland bestätige mit brutaler Offenheit, daß es wieder einmal ein Militär- staat werden wolle. Eine andere Zeitung schreibt, den Stahlhelm fehlten nur noch die Gewehre und die Kanonen, deren Lieferung die Reichswehr jedoch im gegebenen Augenblick übernehmen werde. Schleicher, der der großen Parade beigewohnt habe, sei sichtlich be friedigt gewesen, sein Heer um 180 000 disziplinierte Sol daten erhöhen zu können. Die Mitglieder des Stahlhelm machten nicht den Eindruck von Operettenfiguren; man habe es vielmehr mit echten, ehemaligen Frontkämpfern zu tun. Re große Notverordnung verabschiedet. Das Reichskabinett hat am Sonnabend die Notver- erdnung über das Wirtschastsprogramm verabschiedet. Lie wird dem Reichspräsidenten in Neudeck durch ün Mitglied des Büros beim Reichspräsidenten zur Unterzeichnung vorgelegt werden. Am Dienstag früh wird die Notverordnung veröffent licht. Wann der Kanzler sein Programm im Reichstag vertreten kann, steht noch nicht fest. Es ist noch kein Termin für die nächste Reichstagssitzung anberaumt. Für Erweiterung der Arbeitsbeschaffung. Die Forderungen des Landgemeindetages. Der Vorstand des Deutschen Landgemeindetages faßte nach einem Vortrag des Präsidenten, Dr. Gereke, zum Wirtschaftsprogramm der Reichsregierung eine Entschlie ßung, in der es u. a. heißt: Die 700 Millionen Mark müßten in Form direkter Aufträge verwendet werden, bei denen nachweisbar die Mittel in erster Linie für die Vechäfkigüng von Arbeitslosen verwendet werben. Im übrigen wünschen die Landgemeinden eine Erweite rung des Regierungsprogramms im Sinne ihres be kannten Arbeitsbeschäffungsprogramms. Keine Überraschung für London. Der deutsche Gleichbcrechtigungsantrag vor dem englischen Kabinett. Der diplomatische Korrespondent des „Observer" meldet, die Frage der deutschen Rüstungen berühre augen blicklich noch nicht die englische Regierung. Aber der französisch-deutsche Meinungsaustausch gebe der englischen Regierung jederzeit das Recht, einzugreifen, auch wenn keine Einladung von einer der Parteien vorliege. Das Kabinett werde zunächst zu erwägen haben, ob und evtl, inwieweit die deutsche Denkschrift eine Abweichung von den normalen Methoden der Abrüstungskonferenz sei und ob der deutsche Anspruch aus Gründen des Rechts und der Zweckdienlichkeit bestritten werden könne. Tatsächlich habe die deutsche Denkschrift keine Überraschung ausgelöst, und es sei daher unwahrscheinlich, daß das Kabinett den deutschen Schritt als „untunlich" betrachten werde. Da die Unterzeichnermächte des Versailler Vertrages nicht die Absicht hätten, in demselben Maße wie Deutschland ab zurüsten, so frage das englische Kabinett nur pflichtgemäß, ob die deutsche Forderung dadurch gelöst werden solle, daß man Deutschland das Recht gebe, auf den Stand der anderen aufzurüsten. Man würde es in London für ver nunftwidrig halten, wenn die Rüstungsgleichheit durch Wiederaufrüstung Deutschlands erreicht werden würde. Französische BerWMWplSne. Paris, 4. September. Nach Abschluß des heutigen außerordentlichen Ministerrates wurde ein Kommunique aus gegeben, in dem es lediglich heißt, daß Ministerpräsident Her riot über die außenpolitische Lage Bericht erstattet habe. Da gegen veröffentlicht Havas eine Verlautbarung, in der erklärt wird: Aus Nachrichten, die man nach dem Ministerrat habe er halten können, ergäbe sich klar, daß der Ministerrrat bezüglich der Haltung, die die französische Regierung gegenüber der deut schen Denkschrift einzunehmen gedenke, völlig einig sei. Schon jetzt könne angekündigt werden, daß das französische Kabinett dieses Dokument mit den Regierungen der Staaten prüfe, die das in Lausanne verwirklichte Vertrauensabkommen unterzeich net haben, und daß bereits anderseits auch eine gleichartige Demarche bei der Washingtoner Regierung unternommen worden sei oder unternommen werden dürfte. Man weise jedoch darauf hin, daß diese Verhandlungen nur in langsamem Tem po (!) vor sich gehen können und zwar wegen der Ferien, da sich die meisten Regierungschefs oder verantwortlichen Minister in diesem Augenblick nicht in den Hauptstädten ihrer Länder auf halten . Herriot selbst hat nach Abschluß des Ministerrates erklärt- die französische Entscheidung über die deutsche Denkschrift werde erst erfolgen, nachdem die Ergebnisse der Fühlungnahme mit al len Mächten des Lausanner Konsultativ-Vertrages vorliege« Würden. ' "Äus uniert j Wilsdruff, am 5. September 1932. Merkblatt für den 6. September. j Sonnenaufgang 5'" l Mondaufgang 13" Sonnenuntergang 18°° I Monduntergang 20°° 1813: Sieg der Preußen bei Dennewitz. Oer letzte Schnitt. Seine schwerste Zeit hat der Landmann hinter sich. Er allein Weitz, was er in den glühend heißen Wochen ge schafft, wie er sich geplagt und gerackert hat. Jetzt ist die Ernte unter Dach und Fach, und kahl dehnen sich die Felder. Aber noch ist keine Zeit zum Feiern. Die Wiesen wellen sich noch grün im Wind. Kreischend fährt die Sense durch das Grummet, schneidend und zischend trennt sie die Halme vom lebenspendenden Boden, Bündel um Bündel neigt sich in jähem Fall zur Seite. Grummeternte ist's. Lustig und hurtig geht sie von- statten. Das Mähen des Grases erscheint fast wie ein Kinderspiel im Vergleich zum Getreideschnitt. Klar und mild ist die Luft, nicht mehr so drückend schwül und heiß wie bisher. Die Schweißtropfen werden rarer und die Bremsen erträglicher. In der Frühe leidet es ein Stünd- Ehrenstüste beim Stahlhelmaufmarsch. Von links nach rechts: Fürst Starhemberg, Major Pabst, Reichsminister Freiherr von Braun, General Lüttwitz, Reichs innenminister von Gayl, Rückmarsch nach dem Appell.
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