Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 16.02.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191002163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19100216
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19100216
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungOttendorfer Zeitung
- Jahr1910
- Monat1910-02
- Tag1910-02-16
- Monat1910-02
- Jahr1910
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 16.02.1910
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
die immer Ausbau der Selbstverwaltung wirten, dann werden Sie nicht nur Preußen, kaum erhob sich Herr v. Bethmann ertönten von den Bänken der Sozial ¬ hat. Denn Hollweg, so demokraten stürmische Pfuirufe, stärker wurven und sich minutenlang eingegliedert sind, und die doch das Wohl und Wede des einzelnen Staatsbürgers richtig zu bc- Mitarbeit an ihren urteilen die nächnen sind. Daran sollte man doch erinnern, wenn man über die preußischen Zustände als rückständig spricht. Ziel unsrer Gesetzgebung in den letzten 70 Jahren ist es geweien, einen immer und immer größeren Kreis von Aufgaben, die bis dahin zentralistisch vom Staate erfüllt werden, auf die Kommunalvcrbände zu übertragen. Das ist nicht geschehen, um den Staat zu entlasten, sondern weil es einem fortschrittlichen Staatswesen nur auf diesem Wege möglich ist, die Entwickelung des Landes zu fördern und dabei gleichzeitig die Bevölkerung zur Geschicken heranzuziehen, das die Grundlage allen politischen Lebens ist. Man erwartet von dem preußischen Wahl recht Besserung aller Dinge, aber man über- im weitesten Sinne des Wortes. Ich lege dabei nicht das Gewicht auf die formale Seite der Sache, ich weiß, die Liberalen haben eine ganze Reihe von Wünschen, wohl aber auf den materiellen Inhalt dieser Selbstverwaltung, und da kann man ohne jede Über treibung sagen, daß der Schwerpunkt der wirtschaftlichen MMrecktsäebLttL im preuk. Mgeorcinetendmile. Das prcuß. Abgeordnetenhaus halte am Donnerstag seinen großen Tag. Nach einigen Be merkungen zum Justizeiat erhob sich Minister präsident v. Bethmann-Hollweg, um die Wahlrechts änderungsvorlage der Negierung zu begründen. In diesem Augenblick ereignete sich etwas, das sich im Preuß. Abgeordnetenhause noch nicht zugetragen Recht, das für sie die Grundlage der Reform bildet, preisgebcn soll oder nicht. Die Geheim haltung der Stimmabgabe, so meint man, soll es dem Wähler ermöglichen, in voller Unabhängigkeit seiner eigenen politischen Überzeugung Ausdruck zu geben. Man soll doch den Begriff dieser Unab hängigkeit nicht übertreiben. Unser ganzes Leben setzt sich aus Abhängigkeiten 'zusammen. Ganz frei, ganz unabhängig, sozusagen in der Lust schweben, ist ein Phantom. Die Regierung hält an der über kommenen Öffentlichkeit der Wahi fest. Die Vorlage hat weit über Preußens Grenzen hinaus in Deutscy- landJnteresse geweckt. Ich hoffe auf die Zustimmung der großen Mehrheit, wenn ich die Ansicht zurückweise, als habe das Reich die Oberaufsicht über Preußen. Müßte Nord und Süd schablonenmäßig behandelt werden, so hätte die tausendjährige Geschichte von selbst Gleichheit gebracht. Man verkümmere uns nicht die preußische Eigenart. Hat diese nicht große ^„^e, aber man über- der größten Energie verfechten. Die Negierung hat sieht, daß das Dreiklassenwahlrecht keine bestimmte zu fragen, ob sie ein bedeutungsvolles bestehendes Bildung aller Verbände, die dem Staatsorganismus ' sondern auch dem Reiche einen großen Dienst er- wiedcrholtcn. Einen Augenblick waren alle übrigen Abgeordneten sprachlos, dann schallte von der Rechten: .Hinaus I Hinaus I" Es dauerte eine ge raume Weile, ehe die Ruhe wiederhergestellt war und Herr v. Bethmann-Hollweg beginnen konnte. Der Ministerpräsident sprach sehr eingehend über das W.sen der von der Regierung vorgeschlagenen Reform. Er führte u. a. aus: „Die Wahlrechtsvorlage, die die Staatsregierung eingebracht hat, entspricht der Ankündigung der Thronrede vom Oktober 1908, die eine organische Fortbildung dcö Wahlrechts in Aussicht gestellt hat. Ebenso wie damals liegt auch heute die staatsrechtliche Notwendigkeit vor, diese Wahlvorlage einzubringen, und die Regierung läßt sich von diesem Entschlusse auch nicht durch die Kritik abschrccken, die an der Vorlage geübt worden ist. Die Regierung hat die Vorlage eingebracht, keiner Partei zuliebe und keiner Partei zuleide. Die Sucht nach Volksbeliebtheit wird niemals einen Schritt der Regierung bestimmen. Das möchte ich auch denen gesagt haben, die hinter meinem Bestreben, ernste Fragen sachlich zu be handeln, Ängstlichkeit und Unsicherheit sehen. Es ist so dargestellt worden, als sei die Regierung gar nicht wirklich der Überzeugung, daß das Wahlrecht geändert werden müsse, als habe sie die Vorlage nur eingebracht, weil sie durch den Hinweis in der Thronrede dazu gezwungen worden sei und in eine Notlage gesetzt war. Daran ist kein Wort wahrt Die Grundlage des Wahlrechts zu verlassen, lehnt die Regierung ab. Die Zahl der Köpfe kann nicht der alleinige Maßstab für politisches Interesse und Verständnis sein. Wem es darum zu tun ist, alle Anklänge an einen Klassenstaat zu be seitigen, wird mir zugeben, daß das Fragen der politischen Kultur und Erziehung sind, die viel wester reichen als die Form des Wahlsystems und soweit sie mit dieser Form des Wahlsystems zu sammenhängen, behaupte ich, daß politische Kultur und Erziehung nicht gefördert werden, sondern leiden, je demokratischer das Wahlrecht gestaltet ist. Es hat eine Zeit gegeben, wo das Parlament die politische Bildung deh Volkes ausmachte. Mir scheint diese Zeit vorüber zu sein. Was einer unsrer bedeutendsten politischen Schriftsteller die Politi sierung der Gesellschaft nannte, kann nur noch von den unteren Elementen der Gesellschaft und des Staates ousgehen. Dort wird der allgemeine for male Rahmen der Gesetzgebung von wirklichem Leben erfüllt. Dort, wo man die Wirkung der Gesetzgebung am eigenen Leibe fühlt, vollzieht sich die Erziehung zum staatlichen Verantwortlich- keitsgesühl, Partei bevorzugt. Das Abgeordnetenhaus sah eine fortschrittliche, dann nationallibcrale und endlich konservative Mehrheit. Man bezeichnet Preußen als Land des finsteren Rückschritts. Leuchten wir diesem Gespenst einmal ins Gesicht. Nicht als ob alles in schönster Ordnung wäre. Aber die Behauptung des Gegenteils ist abgeschmackt und unwürdig." Der Ministerpräsident weist auf die preußische, durch das Dreikiasscnparlament zustande gekommene soziale Gesetzgebung hin. „Unser Polizeiwesen ist so gewissenhau, daß wir fast einen neuen Bureau- kratismus großgezogen werden. Ich muß noch einen weiteren hervorstechenden Zug der preußischen Gesetz gebung anführcn, einen grundlegenden, den Untergang eines französischen Vampserz. Ein schweres Schiffsunglück hat sich im Mittelländischen Meere in der Nähe der an der spanischen Küste gelegenen Insel Minorka zu getragen. Der seit achtzehn Jahren im Dienst stehende Dampfer „General Chancy" von 2200 Tonnen Gehalt ist am Mittwoch mittag 1 Uhr mit Passagieren aller Klassen — nach einer Angabe 120, nach einer andern 75 — von Marseille nach Algier abgegangen. Infolge starken Nordsturms wurde das Schiff, dessen Führung durch Sieuerbruch unmöglich ge worden war, gegen die Felsen von Nord- Minorka getrieben. Notsignale blieben erfolglos, wirksame Hilfeleistung war bei dem herrschenden Unwetter unmöglich. Eine Meldung besagt, daß die Rettungsboote gesunken seien, nach einer andren wäre keine Zeit geblieben, sie auszusetzen. Ein einziger Passagier hatte sich eines Rettungsgürtels bemächtigen können, war über Bord gesprungen und hatte sich so ge rettet. Neueren Nachrichten zufolge sind bei dem Unglück 164 Menschen umgekommen. Deutscher Reichstag. Am 11. d. wird die zweite Beratung des Militäretats fortgesetzt bei dem Kapitel „Beklei dung und Ausrüstung der Truppen." Abg. GSrcke lnat.-lib.) befürwortet eine Reso lution seiner Fraktion auf Vorlegung einer Denk schrift über die Organisation des Militär-Be kleidungswesens. Die Ersetzung der Mlitärhand- werker in den Bekleidungsämtern durch Zivilhand werker habe große Enttäuschungen hinsichtlich der Kostenfrage gebracht. Preuß. Kriegsminister v. Heeringen: Der Hauptgrund, weshalb wir seinerzeit zu den Zivil handwerkern übergingen, war nicht der, daß wir da bei billiger zu fahren glaubten, sondern Rücksichten der Gerechtigkeit! Früher wurde geklagt darüber, daß gerade nur Schneider und Schuhmacher zum Militär einge zogen würden, andre Gewerbe aber davon verschont blieben, was ungerecht sei. Daß der Wechsel Mehr kosten bewirken werde, darüber war man sich schon damals durchaus klar. Abg. Faßbender (Ztr.) erkennt es dankend an, daß sowohl die Militär- wie die Postverwaltung bemüht seien, die Beteiligung an Lieferungen für die Vermattungen der Handwerker-Vereinigungen zu erleichtern und dadurch das Handwerk zu fördern. Abg. Stücklenssoz.): Wir wünschen, daß das jetzige System bei den Bekleidungsämlern im Inter esse des freien Handwerks vcibehalten wird. Abg. Erzberger (Ztr.): Die Beseitigung der Militärhandwerker entsprach einem alten Wunsch des Reichstages. Der Resolution stimmen wir zu; hoffen aber dabei, daß der Minister, wenn er an die Denkschrift herantritt, auch die Handwerks kammern hörtl Abg. Albrecht (soz.): Statt immer neue Offi ziere sollte man lieber sachlich ausgebildete Leute in I die Bekleidungsämter kommandieren. Bei der Ver- ! gebung der Militärlicferungen sollten nur solche Unternehmer berücksichtigt werden, die die verabredeten Löhne auch wirklich zahlen. Abg. Wiedeberg (Zentr.) bittet, die Heim arbeiterinnen bei Militärlieferungen besonders zu berücksichtigen. Preuß. Kciegsminister v. Heeringen: Wir sind ständig bemüht, mit den Handwerkerorganisation in Fühlung zu bleiben. Wenn die Herren Sozial demokraten eine Umgestaltung der Bekleidungsämter Wünschen, dann sollen sie die Mittel dazu bewilligen. Abg. Sommer sfrs. Vp.): Die Schmutz konkurrenz, die die Militärschneider den Zivil schneidern machen, müßte abgestellt werden. Preuß. Kriegsminister v. Heeringen: Die feldgraue Uniform muß zunächst für im Mobili- sierungsfall zuerst ausrückende Truppen angeschafft werden. Das dauert geraume Zeit. Erst dann kann daran geschritten werden, sie auch für den Ge brauch im Frieden einzuführen. Ahg. Pauli lkow.s wünscht für die ländlichen Urlauber bessere Garnituren. Die Resolution der Nationalliberalen wird dar auf angenommen. Beim Kavilel „Garnison- und Serviswesen" Werden von mehreren Rednern verschiedene Wünsche geäußert. Ohne Debatte werben die Beschlüsse der Kom mission, bett. Abstriche an den Etatsansätzen für Pferdegelder und Nationen angenommen. Auch bei dem Kapitel „Reisegebührnisse und Um zugskosten" hat die Kommission einen größeren Abstrich beschlossen und sich auf eine Resolution geeinigt dahin, daß die Konttollversammlungen der Personen des Beurlaubtenstandes alljährlich nur einmal statt finden sollen. Die Resolution wird nach kurzer Debatte gegen die Rechte und die Nationalliberalen angenommen. Beim „Militärerziehungswesen" kommt Abg. Emmel (soz.) auf den Fall des Abg. ».Oldenburg zurück, der eine mangelnde Erziehung bewiesen habe. Breche man die Verfassung von oben, so sei auch das Volk nicht daran gebunden. Die Offiziere seien oft brutal und rauhbeinig. Kriegsminister v. Heeringen: Ich lehne eine Antwort ab und weise die Beleidigungen des Offi zierkorps zurück. Abg. Ledebour (soz.): Der Krieg«minister hat erklärt, der Offizier habe nur dem allerhöchsten Kriegsherrn seinen Eid geleistet. Er sagte weiter, diese Institution habe schon segensreich gewirkt. Wenn er nicht in den Verdacht kommen will, zum Verfassungsbruch zu Hetzen, muß er sagen, was. er damit gemeint hat. Dachte er vielleicht an Friedrich Wilhelm IV., der die preußische Nationalversamm lung auSeinanderiprengen ließ? Wir stehen wieder vor neuen Verfassungskämvsen. Im Abgeordneten bause ist Major v. Bethmann bereit. (Vizepräsident Spahn rügt den Ausdruck.) Prcuß. Kriegsminister v. Heeringen: Ich habe in meiner damaligen Rede nur eine Tatsache festgestellt. Welche Folgerungen Sie ziehen wollen, ist Ihre Sache. Ich batte kein Beispiel in Preußen im Auge, sondern in Kurhessen. Abg. Ledebour (soz.): Daß ein Preuß. KriegS- minister an Kurhesscn denkt, ist merkwürdig. In keinem Staat hat aher ein so elendes monarchisches Regiment geherrscht, wie in Kurhessen. (Vizepräsident Spahn rügt den Ausdruck.) Nach Erledigung des ordentlichen Etats vertagt das Haus die Beratung des außerordentlichen. Politische Aunctschau. Deutschland. "Kaiser Wilhelm wird voraussicht lich die geplante Mitte'meerreise am 2. März antreten. Die Meldung auswärtiger Blätter, daß der König von Griechenland den Kaiser auf Korfu besuchen wird, entspricht nicht den Tatsachen. "Die Reise des Prinzen Heinrich von Preußen nach England wird in der eng lischen Presse freundlich besprochen. Die führen den Organe geben der Hoffnung Ausdruck, daß der Besuch der Besserung der Beziehungen zu Deutschland gute Dienste leisten werde. "Der Bundesrat hat den Entwürfen eines Arbeitskammergesetzes und eines Hausarbeitsgesetzes zugestimmt. * DerDiskont derReichsbank wurde von 4'/- auf 4 Prozent, der Lombardzinsfuß von 5v- auf 5 Prozent herabgesetzt. Frankreich. "Nicht nur die Flotte soll in Frankreich ausgebaut werden, sondern die Regierung hat jetzt auch ein neues Gesetz bett. Vermehrung des Heeres, besonders der Artillerie ausge arbeitet. Da auch noch bedeutende Summen sür Versuche und Anschaffungen auf dem Ge biete der Luftschiffahrt ausgesetzt worden find, so erhöht sich das Kriegsbudget gegen das Äor- jahr um etwa 70 Mill. Frank. England. "Premierminister Asguith erklärte in einer Unterredung, das Ministerium werde sofort nach Annahme des so leidenschaftlich umstrittenen Budgets Maßnahmen zum Kampfe gegen das Oberhaus ergreifen. Holland. "In der Ersten holländischen Kammer er klärte der Minister des Äußern die Gerüchte von einem Briefe Kaiser Wilhelms an die Königin Wilhelmina über Hollands Verteidigung für unzutreffend. Schweden. "Das Befinden des Königs Gustav, der sich vor einigen Tagen einer Blinddarm operation unterziehen mußte, bessert sich mit jedem Tage. Die Regierung erklärt die Gerüchte, der Monarch habe in ernster Lebens gefahr geschwebt, für völlig erfunden. treioung lagen, daß der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Verdienste am Zustandekommen des Reiches ? und kulturellen Entwickelung des Landes in der Tätig- Preußen muß seine Macht stark erhalten und diese km dec Kommunalverbünde liegt, der engeren und s dem Reiche dienstbar machen. Lassen Sie diese Ge ber meckeren, der Gemeinden, Kreise und Provinzen i danken bei der Beratung der Vorlage auf sich und der Genossenschaften jeglicher Art, kurz in der wie es in ähnlicher Weise bisher noch kein Parlament und kein parlamentarisches Wahl recht gewährleisten kann. Der Kulturarbeit, welche die preußischen Kommunen geleistet haben und leisten, braucht sich Preußen weder vor dem Inlands noch vor dem Auslande zu schämen. Ja, wenn auf allen diesen Gebieten das Dreiklassenwahlrecht versagt kätte, würde ich das Rufen nach einem völlig neuen Wahl recht verstehen. Ich will niit diesen Ausführungen kein Lobredner sein. Politische Erziehung und Kultur leiden um so mehr, als das Wahlrecht demokratisch ist. Die Politisierung der Gesellschaft ist nur noch von der unteren Gliederung möglich. Welchen Anteil nimmt das Volk an der laufenden sachlichen Arbeit der Parlamente? Die Presse hat die Sitte aufgebracht, von dem Parlament Äimmungsbilder zu liefern, bei denen man häufig den Eindruck hat, als sollte das ein Bericht über eine Theatervorstellung sein. Verläuft die Sitzung ruhig und sachlich, und würde es sich selbst uni die wichtigsten Gegenstände handeln, dann heißt es, daß öde Langeweile über dem Saale lagerte. Aber wenn ein großer Tag ist, dann wird davon gesprochen, welche Weste der Minister an gelegt hatte. Und lustig wird es, wenn berichtet werden kann, daß der oder jener Abgeordnete tempe ramentvolle Angriffe gegen den Minister richtete, wobei er energische Töne fand und womög lich ein paar Ordnungsrufe erhielt. So wird das Volk verfübrt, in dem Aufsehen den Kernpunkt der Politik zu finden. Ich will damit keine Kritik an der Tätigkeit der Presse üben, aber ich muß doch fragen, ob die Behauptung gerechtfertigt ist, daß die Parlamente das Zentrum sind, von dem aus politische Bildung und Erziehung auf die Volks massen ausstrahlt, oder ob nicht umgekehrt die Demokratisierung des Parlamentarismus in allen Ländern dazu beigetragen hat, die politischen Sitten zu verflachen und zu verrohen und den Fortschritts- Prozeß zu bemmen, dessen wir dringend bedürfen und zu dessen Förderung jetzt die Reform des Wahl rechts gemacht wird. Ich mache diese Ausführungen, um vor einer Überschätzung des Wahlrechts zu warnen. Die Negierung will an das historisch Ge wordene anknüpfen und nur beseitigen, was am bestehenden Wahlrecht keine innere Berechtigung mehr hat. Das geheime Wahlrecht verführt immer dazu, alle Unzufriedenheit zum Aus- Druck zu bringen. Das öffentliche Wahlrecht hat so gut seine Vorzüge und Nachteile wie das geheime. Wir haben das öffentliche. Sollten wir von ihm abgehen, io müssen wir überzeugt werden, daß das geheime Wahlrecht theorethisch und praktisch das für Preußen absolut bessere sei. Die Regierung steht dieser Frage ganz anders gegenüber als vielleicht der einzelne Politiker. Der einzelne Politiker kann von den Vorzügen des geheimen Wahlrechts auf das leidenschaftlichste überzeugt sein und es deshalb mit K 6me titeUole Geschickte. Bon Eugen Osborne. (Fortsetzung.) „Gemach, meine Herren I" sprach die junge Frau. „Bei so viel Zuvorkommenheit wird wahrhaftig die Wahl mir schwer. Gestatten Sie mir, zuerst Sie meiner Freundin vorzustellen: Fräulein von Kriegsherrn. — Liebe Helene — Herr von Wildenau, Herr Fredericks, Herr Gardner, alle drei Cousins meines seligen Gatten, und hier sein Neffe Herr Albert von Schwerd, dem ich in tantenhafter Autorität anempsehle, dir seinen Arm zu bieten. Ich nehme für dies mal den Ihren, lieber Gardner, an." Der Erwählte strahlte vor Freud«, während die verschmähten Cousins ihn mit unzufriedenen Blicken ansahen. Der Neffe schien nicht böse über die gestossene Wahl. Während dieser kleinen Szene war ein Herr aus den Fallen einer Portiere herausgetreten, und hatte einige Schritte gemacht, wie um sich den Damen zu nähern. Als er jedoch deutlich hatte Helene als Fräulein von Krregsheim be zeichnen hören, war ihm eine Bewegung freudiger überra chung entfahren, dann hatte er sich schleunigst wieder hinter seine Portiere zurück gezogen, ohne von irgend jemand bemerkt worden zu sein. Während der kurzen Pause, die dem Vortrage eines zweiten Bravourstückes von feiten der europäischen Berühmtheit voranging, bemerkte Helene zwei Herren, die mit allen Anzeichen der Bestürzung auf sie oder Adelheid zuzueilen schienen. Der vcrangwg, mochte ungefähr vierzig Jahre zählen, hatte ein übellauniges Gesicht, hinkte ziemlich bedeutend und schien ungemein ärgerlich über dieses Hindernis in seinen Bewegungen. Der andre war ein sehr junger Mann, mit auffallend rosigem Teint. Er hätte aussehen können wie ein recht hübsches verkleidetes Mädchen, wenn nicht der unstäte, ausdruckslose Glanz seiner Augen, wie er Kurz sichtigen eigen zu sein pflegt, seiner Schönheit Eintracht getan hätte. „Wie denn, meine Cousine!" rief mit unzu friedenem Tone der Hinkende, nachdem er Adel heids Lehnstuhl glücklich erreicht. „Sie hatten mir doch versprochen, daß kein andrer als ich Sie beute begleiten dürfte, und nun —" „In der Tat, mein Cousin, es tut mir leid, Sie find aber wieder einmal zu spät ge kommen. — Liebe Helene, ich stelle dir hier einen vierten Vetter meines verstorbenen Mannes vor — Herr Freund — Fräulein von Kriegsheim, meine Freundin von der Pension her." Helene wollte sich verbeugen, machte aber statt dessen eine heftige Bewegung nach rück wärts, so daß sie beinahe an die etwas spitze Nase des Rosigen gestoßen wäre, der, tief auf sie herabgebeugt, mit süßer Stimme lispelte: „Meine gnädige Tante, Sie sehen mich tödlich erschrocken. Man sagt mir eben, daß ich mich seit einer halben Stunde auf fünf Schritt Entfernung von Ihnen befinde, und ich habe Sie gar nicht begrüßt. Ich weiß nicht, was meine Augen heute besonders angegriffen hat — sonst sehe ich viel besser, — doch ich hoffe, Sie werden mir verzeihen —" „Sehr gern, teurer Neffe, verzeihe ich Ihnen," sagte Adelheid lachend, „trotzdem Sie Ihre Ent- jchuldigung um einen Stuhl zu weit nach links angebracht haben. Erlauben Sie, daß ich Sie bekannt mache . . . Fräulein von Kriegsheim— Herr von Lüttichau, — ein zweiter Neffe meines seligen Mannes." Rauschende Paffagen verhinderten eine Antwort des Verlegenen. Dem zweiten Bravourstück der Berühmtheit folgten andre Piöcen, dann kam die große Pause, während der fast alle ihre Plätze verließen, um sich einige Bewegung zu machen, und mit Bekannten zu plaudern. Helene, die hier noch sehr fremd war, hielt sich dicht an Adelheids Seite. Einmal neigte sie sich zu ihrem Ohr und flüsterte: „Sie find da!" — Und nach einigen Minuten: „Sie kommen." Wirklich näherte sich ihnen eine Gesellschaft von drei Herren und suchte fick mit einiger Schwierigkeit Bahn zu machen durch die vielen Vettern und Neffen, die Frau von Gundlingen stets umschwärmten wie Bienen einen Honig stock. Der eine war ein gewisser Baron von Gerstfeld, ein aller Herr, den beide jungen Damen noch von ihrer Kindheit her kannten und liebten; die zwei andern waren jene, mit denen sie zwar auch schon Bekanntschaft ge macht hatten, jedoch auf ungewöhnliche Weise, und ohne daß ihnen deswegen deren Namen bekannt geworden wären . . . aber nicht, ohne daß sie in dieser Hinsicht schon ihre Vermutungen gefaßt hätten. „Meine lieben, jungen Freundinnen," sagte der freundliche alle Herr, „hier wünschen Ihnen vorgestellt zu werden (mit einer leichten Hand bewegung nach den beiden hin) der Professor Sonnenfeld, der Baron von Guntzlow, Namen, die Ihnen nicht unbekannt sein werden. Ich brauche Ihnen also nicht erst zu sagen, daß unsre Stadt stolz sein kann auf folche Gäste, und daß ihr daran liegen muß, ihre Ehre ihnen gegen über gewahrt zu sehen. Zu diesem Zweck glaube ich nichts Besseres tun zu können, als diese Fremden Ihrer besonderen Aufmerksamkeit an zuempfehlen !* Bei den letzten Worten nickte der alte Herr ein paarmal schelmisch mit dem Kopf und entfernte fick. „Ich hoffe, Sie verzeihen es mir, gnädiges Fräulein," sagte der Brünette, der HeleneS ehemaliger Reisegefährte war, „daß ich eine Form scheinbar so lange versäumt habe, die mir doch erst das Recht gibt, mich zu I ren Bekannten zählen zu dürfen. Ich weiß «S jetzt, daß Sie hier ebenso fremd sind wie ich, und habe vergeblich nach einem beider seitigen Bekannten gesucht. Am Gelingen ver zweifelnd, war ich schon entschlossen, mich heute ohne weiteres selbst vorzustellen, als ein glück licher Zufall mir Herrn von Geistfelo in den Weg führte." — Während er so sprach, hasteten seine Augen mit glühendem Ausdruck auf dem jungen Mädchen, als wollten sie sagen: „Ich hätte aber jedenfalls und überall meinen Weg zu dir gefunden." „O!" sagte Helene freundlich, „Sie haben jedenfalls eine gute Rekommandation ausfindig gemacht. Sie hörten selbst, wie schmeichelhaft Herr v. Gerstfeld Sie einsührle. Bei meiner Freundin und mir steht er aber in ganz be- Vc X Bl Zn lebÄ der Kaisc Wilhelm der Weger Schwäaer zum Toi gesuch w fürwortet Eine Dampfe: „Galisia" bürg nach neugeheue stiften, m Dollar W Der Plan in Eilen § Rats! gen Mac ein 16.jähr zwischen 1 nicht bei " Nachforsch zwei Poli Spüren d Hunde keil Berschwin) bereits tu Zeit sind gegangen: rcmde blie X Set Deserteu sich sreiw' unterosfizie Bataillon von dort t ihm ander unterschlage Wenzelsbe Uniform n das Geld. «ine kfeidera. einen Knol der Kirche schlagen. Polizist il Kreuze un Frauen, M langen Hel jedoch ein sprang auf hier einem Er wurde i geführt, ve dem Polizit Hütte er rh wäre sicher den Burschc kleidetes B ältesten uni Wölke Tagen Hal ' hunnrige W find vom A Und haben I ein Bauer Wolf angeß Dreizrl bräunt. 2 bon wurden getrübt. t Papier und w«, trug di gesehensten ' Wen Zusct brannte. 5 Mädchen sch junger Man' «ek war, d< habe. ». Die au Ae Direkto '"'ammen. i sonders füj her, da er Zuckerwerk boten, und Wolften, do h'eltcn. Üb Sie - Mst . gewisse No «gwm. . . -Und d Ihnen?" ri . .,„Nun, l Velene unb als ich bei ' die Wahrhei »Ich ver „Ann, a . . Aber, r ' lnr eme Sü daß ne durc verdiente? . -Ich Hal darin stiegt, Doch mutz Professor de "was ander Aädchen lä . mH Adelheit sprachen hatt Sein Ges druck, als er / „Sie erk. „Nun dr Professor L -ahnen reden
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder