Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst

Allgemeines Journal Organ des Central-Verbandes der Deutschen Uhrmacher. 24. Halle, den 15. Dezember 1908. 38. Jahrgang. Mit nächster Nummer beginnt das I. Quartal des „Allgemeinen Journals der Uhrmacherkunst“. Es wird daher am schleunige Erneuerung des Abonnements gebeten, damit die Weiterlieferung ohne Verzögerung geschehen kann. Bestellungen nehmen entgegen: alle Buchhandlungen und Postämter des In- und Auslandes, sowie die Expedition des „Allgemeinen Journals der Uhrmacherkunst“ in Halle a. S.; Mühlweg 19. Diejenigen unserer Herren Abonnenten, welche die Zeitung direkt von unserer Expedition beziehen, erhalten dieselbe weiter geliefert, sofern sie nicht abbestellen. Inhalt* Central-Verband — Tagesfragen. — Sprechsaal. — Ueber die Hemmungen im allgemeinen. — Karl Kohl f. — Berioht des Aufsiohtsrates der Deutsehen Uhrmaehersehule Uber das XXX. Schuljahr 1907/08. - Aus der Werkstatt. - Finessen der Verjährung. - hausen — Innungs- und Vereinsnaehrichten. — Uhrmachergehilfenvereine. - Verschiedenes. - Konkursnaehnehten. — Vom Buehertiseh. Fatentbencnt. — Frage- und Antwortkasten. ^ Central-Verb and. Leider müssen wir der tieftraurigen Pflicht, zuerst der verstorbenen Mitglieder zu gedenken, auch heute wieder, bei der letzten diesjährigen Kundgebung, nachkommen. Am 18. November verstarb der im 60. Lebensjahre stehende hebe Kollege 0. Krausse in Eisenach. Der Verstorbene war unter den Thüringer Uhrmachern eine bekannte und beliebte Persönlichkeit und genoss die Achtung seiner Kollegen, weshalb man ihn auch zum Kassierer des Thüringer Unterverbandes wählte, welches Amt er eine Eeihe von Jahren, zur Zufriedenheit führte. Ferner ist der im 67. Lebensjahre stehende liebe Kollege Wilhelm Bubach in Schwerin am 26. November verschieden. Auch dieser Kollege erfreute sich der allgemeinen Achtung und wird sein Andenken ebenfalls in Ehren gehalten werden. Der Thüringer Unterverband, der Verein Eisenach und der Uhrmacher verein Schwerin betrauern und beklagen diese Verluste. Wir schliessen uns den Vereinen an und sichern den Verstorbenen ein ehrendes Andenken zu. Durch die Handwerks- oder Gewerbekammern wird vor Jahresschluss bei den Innungen und gewerblichen Vereinigungen Umfrage gehalten, wie der Geschäftsgang im verflossenen Jahre gewesen, und welchen Ursachen ein weniger guter Geschäftsgang zuzuschreiben ist. Es ist nun Pflicht der Vorstände, diese Fragen gewissenhaft zu beantworten. Da der Geschäftsgang 1908, den Erfahrungen nach, schlechter als in den Vorjahren war, und nur wenige Ausnahmen vorgekommen sind, so muss die zweite Frage, welchen Ursachen der schlechte Geschäftsgang zuzuschreiben ist, ganz besonders ausführlich beantwortet werden. Es sind anzuführen: Ausverkäufe, Leihhaus- und andere Auktionen, Warenhäuser, in- und ausländische Versandgeschäfte, Abzahlungsbazare und das Hausieren mit Uhren und Goldwaren, welches trotz Verbot einen erschreckenden Umfang angenommen hat. Auch muss erwähnt werden, dass das Detailreisen der Deckmantel für die Hausierer ist und für die genannten Waren untersagt werden müsste. Die massgebenden Behörden müssen immer wieder erfahren, welche Krebsschäden vorhanden sind. Wir richten die dringende Bitte an die Mitglieder, im besonderen an die Vorstände der Vereinigungen, die Beantwortung der Fragen ja nicht versäumen zu wollen. Nur noch eine kurze Spanne Zeit, und das schöne Weihnachtsfest ist da. Die Glocken werden über die Lande .erklingen und die Menschen zur Einkehr ermahnen. Man wird jubeln und wird singen: Friede auf Erden! 0 wie schön, wie prächtig könnte alles sein, wenn die Menschen in Frieden nebeneinander leben würden. Wenn so mancher bedenken wollte, dass der Mitmensch, der Nebenmann, der Kollege, in dem man leider meist nur den Konkurrent erblickt, aber fast nie den Kollegen, ebenso lebensberechtigt ist, wie er selbst, so würde es um vieles besser sein. Friede! Schöner Wahn, weiter nichts. Das Dasein ist ein Kampf, ein Kampf um den Mammon. In diesem Kampfe werden alle besseren Gefühle im Menschen erstickt. Nur wenige sind es, die noch an die Mitmenschen denken und sich im Kampfe um das Dasein zu mässigen und zu beherrschen verstehen. Die Auswüchse in der Reklame zeigen uns das ganz deutlich und lassen uns Blicke in das Innere der Menschen tun. Gerade in der Weihnachtszeit treibt die Reklame die schönsten Blüten, und ist es zu beklagen, dass auch einige Kollegen von diesem Strudel erfasst wurden. Noch ist es Zeit, noch kann man umkehren von dem unkollegialen Gebaren und sich einer, anständigen, wahrheitsgetreuen Reklame bedienen. Jeder will leben, jeder will verdienen; deshalb soll man nicht meinen, dass man alle Geschäfte machen müsse. Nach den vorhergegangenen schlechten Wochen und Monaten ist jeder froh, wenn er Geschäfte macht, damit sich seine Kasse füllt und er seinen Verpflichtungen ebenfalls nachkommen kann. Darum, liebe Kollegen lasse man die unkollegiale, vielfach unlautere Reklame fallen und zeige sich, wenigstens am Jahresschluss, als Kollege. Wer sich gar so grosse Hoffnungen auf das Geschäft macht, kann vielleicht bittere Enttäuschungen erfahren, denn die Zeit ist eine zu ungünstige; deshalb rechne man mit weniger als sonst, wird es mehr, ist die Freude um so grösser _ _ Jedenfalls wünschen wir allen Kollegen, die diese Bezeichnung verdienen, ein zufriedenstellendes Weihnachtsgeschäft. Allen werten Mitgliedern und Kollegen, Freunden und Bekannten und allen denen, die mit uns geschäftlich oder gemeinnützig in Verbindung stehen, nebst Angehörigen, wünschen wir ein frohes, glückliches Weihnaehtsfest und ein ebensolches Neujahr! Mit kollegialischem Gruss Der Vorstand des Central-Verbandes der Deutschen Uhrmacher, Vorsitzender: Rob, Freygang.