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Erzgebirgischer Volksfreund : 22.03.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-193003221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19300322
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19300322
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1930
- Monat1930-03
- Tag1930-03-22
- Monat1930-03
- Jahr1930
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 22.03.1930
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Trzgebirgffch« Dolksfreuno. Perlng: L M. G-chm, Ml«. 2. Amdlatk. M. S. und Bild gefesselt. CopAri--/ F-L7 -y Dee/KF M//res Bechi-O/H Ve<««/chWeiF. »ee-O/em- s. -vei/eOm-. nge ^mwarenfabrik , veicber Ims! eklnvn-, rinen bei >en muss. 1. in -Xue n cknrnrtlgs» i Isusr, mall esctiSklssteüe raten. srk sckingungsn 5736" on clie MS. iSdchen len können, in gebraucht« wie und Wine« n. Zu erfragen 38. Parkett«. ISN , sitsr Igus ermorden, larunS ergeben, sldauigerissens ue, desicbtigen, uk angebotenen ccht angsbraclil m Ott beglückt 930 äo» Lregen. neue Okaise. sbotsn >vsräen. c untsrrslcknet. Vettrster» au, Kaul bereit» «eit laimer »Vota »inlien. sn Preise» äies« al» vollwertige Lv Arbeit vom rengenagelt ist. re I^ksnsäauec n6 kvnnen sich z Lcbnürung ist riss ausgskübn. «liebem vreck, nn. Oie Vlies- n un6 alierkanä mitivst^r >Veiss n Okaiselongus meinen Pall snt- istanci, wie 6s, kts klurk», 6er eben >is 2 lakre ,8MlMNg a»r »eg. Sonniges Franke«. Lichlbildervortrag i« Msie»schafiNche« Varai« -« Sch»arzr«»erO MS günstigen ; s u ck t. ang. sscbüktsstells beton. Ancinandergelehnt standen sie draußen auf der mit einem kunstvoll geschnitzten Holzgitter versehenen Veranda, die rings um das Häuschen lief. Ueppig blühten und dufteten hängende Nelken und Gladiolen in ihren' Holzkästen. Sie waren liebe voll gepflegt. Helle Korbmöbel füllten die Ecken, bunt und Machend waren die kühn hingcworfenen Bilder on den getünch ten Wänden. Eine wundervolle Fernsicht bot sich hier drau ßen dem trunkenen Auge, da das Häuschen hoch gelegen war und einsam inmitten grünen Geländes stand. Die ganze Bergkette drüben stand jetzt wie in flammen- ocs Licht getaucht. Der Rosengarten mit den Vajolettttrmen, alle seine Zinnen und Schroffen glühten in unwahrscheinlich stem feurigen Strahl. Dolomitcnzauber! Ringsum war Stille und andachtsvolles Schweigen, als lausche die Natur dem ewig neuen Wunder der Schöpferkraft Gottes. Bis die flammenden Riesen drüben wieder ihr graues, steinernes Angesicht zeigten, blieb Marion an der Freundin Schulter gelehnt. Dann verabschiedete sie sich hastig mit einem Kuß. „Leb noch für ein Stündchen wohl. Ich gehe noch einmal hinunter zu Erik. Ich nehme den Schlüssel mit, damit Du meinetwegen nicht aufsitzen mußt, Mütterchen. Soll ich ihn Müßen von Dir? Die anderen sollen vorläufig noch nichts er- sichren von unserer Verlobung, nur Du solltest es wissen, Mütterchen!" ' „Illi weiß diese Ehre gebührend zu schätzen und werde schweigen wie das Grab, Marion. Sag auch ihm meinen Glückwunsch und was ich Euch zum Hochzeitsgeschenk zuge- »ncht habe. Er wird daran meine mütterlichen Gefühle richtig rbzuschätzen verstehen. Und nun mach, daß Du fortkommst, Kindel. Er wird wart« auf Dich." Als Marion ins Tal hinunter kam, begegnet« ihr Sep- Ixü. Schon seit einer geraumen Zeit war er um das Wirts- Ihnus hcraumgestricben, eine gute Gelegenheit erspähend, zu Idir kleinen Gespielin Hineinzügelangen. Die Sehnsucht hatte I hn heranfgetriebcn, Reue über seine unbesonnene Tat, an der Inna das Vrcneli krank geworden war, wie die alte Elselore licincr Mutter wortreich bekichtet hatte. Sehen mußte er sie, liehen, ob cs wirklich so schlimm mit ihr stand durch seine ISchuld. Aber wie er auch um das Haus herumgeschlichen war, I pähcud und schwer atmend, niemand war gekommen, dem er Amie Angst und seinen Schmerz um das Dreneli hätte anver- Drnucn können. In die Kuchel hinein traute er sich nicht, der Icnitcpspiclwirt . war nicht sein Freund. E« «ar da ein« »dunkle Geschichte von früher her, eine schwarze Tat, die der ISvppelin einmal begangen, als er dem einzigen Goldpar- Mnüncnbaum, im Garten des Gasthauses „Zum Goldenen Sai- Mcnspicl" ein^n Besuch abgestattet hatte und dabei vom Saiten» Wpicjwirt erwischt worden war. Zwar es war lange her, Mmd siebe hatte es damals gesetzt vom Besitzer, nicht zu knapp. Wils gutes Erziehungsmittel hatte sich der Stock des Wirtes da» Ivnls erwiesen, der Seppeli hatte von diesem Doge an sich nie» I'wls wieder an fremdem Eigentum vergriffen. Eine gar heil» Meine Lehre war es ihm gewesen.-Aber jetzt, wo er sich nun mal« birgt bi« Stadtkirche. Auf dem Wege nach Tauber» bischofHeim im nördlichen Bab«, liegt hinter hohen Bäumen verträumt das rpmanische Zisterzienser-Kloster Bronnda ch. Gedämpft fallt -a» Sonnenlicht in den alters grauen Kreuzgang. Hier scheint di« Zeit stiflzustehen; hier hat wohl mancher Peltmüd« die ersehnte klösterliche Einsam keit gefunden. Wo die Tauber das nördliche Württemberg durchströmh liegt an ihr Mergentheim, das „Schwäbische Karlsbad", wie es wegen seiner starken bittersalzhaltigen „MHelmquelle" aenannt wird. Schöner aber als auf Karlsbads schmalen, sonnigen Drunnemvegen promeniert es sich unter den schat- tigen uralten Bäumen und zwischen den grünen Glasflächen des Kurparks, in dem das schlichte Brunnenhäuschen und das stattliche Kurhaus stehen. In kurzer Zeit gelangt man zur Stadt mit ihren hübschen alten Fachwerkhäusern. Statt lich ragt das gewaltige De u t s ch r i t t« r s ch l o ß mit evange. lischer Pfarrkirche empor. Nach Säkularisierung des Deut schen Ordens in Preußen (1526) war di« Tauberstadt ständiger Sitz des Deutschmeisters bis zur Aufhebung des Ordens im Jahre 1809. Allerlei Erinnerungen an Eduard Möricke birgt Mergentheim, wo sich der Dichter längere Zeit als Geistlicher aushielt. Unweit liegt in freundlichem R'-bengelände Weikers heim, das sich durch einen äußerst malerischen Marktplatz aus zeichnet. Kaum einen geeigneteren Ort für di« Handlung ihres Romans „Die Heilige und ihr Narr" konnte sich Agnes Günther wählen als das romantische alte Schloß zu Weikers heim, den Sitz der Fürsten von Hohenlohe-Langenburg. Löb lich wandelt es sich in der grünen Dämmerung des mit einer Orangerie verbundenen Schlossparkes. Die eigentliche Perle der Tauberstädt« und, was unver fälschtes Mittelalter anbetrifft, Deutschlands überhaupt ist im bayerischen Mittelfranken RothenbuxgobderTauber, wegen seiner hohen Plateaulage auch das „Fränkische Jeru salem" genannt. Vollständig erhalten ist die Ringmauer, durch welche hindurch man nur durch turmbewehrte Tore in die Stadt hineingelangen kann. Ws auf ein« klein« Unter brechung zieht sich der bedachte Wehrgang auf der Mauer ganz um die Stadt, auf deren rotes, von chrwürdigen Türmen überragtes Dächermeer man von seiner Höhe aus einen ganz eigenartigen Blick genießt. Heimatschutz ist di« Losung in dieser einst mächtigen freien Reichshauptstadt, die ihre Blüte dem gewaltigen Bürgermeister Heinz Topp ler, dem „König von Rothenburg", verdankte. Des Verrates angeklagt, endete dieses große Stadtoberhaupt 1408 elendiglich im unterirdischen Kerker. Der Heimatschutz wacht darüber, daß kein moderner Bau das echt mittelalterliche Stadtbild stört. Gin« Fundgrube für Maler, Photographen und überhaupt alle kunstliebenden Fremden sind die malerischen Häuser, Höfe, Brunnen, Tore, der prachtvolle Renaissancebau d«s Rathauses und die ehr Der letzte Wintervovtrog des Wissen schaftl. Der- ei n s bot seinen Besuchern etwas Heimatkundliches: durch dje freundlichen Rebengefilde des westlichen Frankenlandes, durch malerische, geschichtlich bedeutsame und von der Sage um- wobest« Stätten führte diesmal der Weg. Ein« süddeutsche Dame, Emma Kottmann aus Stuttgart, wußte viel Wissenswertes über diese lieblichen Gegenden mitzuteilen, an die jeder, der sie einmal bereist hat, mit Freude und Er- Hebung zurückdenkt. Hier, im Main, und Taubergcbiet, ist vieles von der deutschen Volksseele verankert, hier blühten deutsches Handwerk, deutscher Minnesang, hier spielte sich ein bedeutendes Stück Geschichte ab. Würzburg! Was verknüpft sich nicht alles mit dieser alten Mainstadt Unterfrankens! Es ist di« „Barock- und Rokokostadt", die „Stadt der Stimmungen", oder auch die .weinfrohe Stadt der Türme". Zahlreiche herrliche.Barock- und Rokokobauten errichteten di« Fürstbischöfe hier, di« Türme vieler Kirchen ragen ehrfurchtgebietend empor, und grüne Weinberge, aus deren Trauben^ der bekannt« „Steinwein" ge- keltert wird, steigen bis zum Fuße der alten trutzigen Bischofs- seste Marienberg hinan. Auf der Lorettohöhe liegt ein« stcrliche Wallfahrtskirche, dos „Käpelle" mit reichem Nokokoschmuck im Innern. Der Blick von der steinernen Rampe auf Fluß und Stadt ist namentlich bei ?lbendbeleuch- lung ein herrlicher, lieber die Alte Ma in brücke mit ihren interessanten Heiligenfiguren gelangt man geradeswegs rum vorwiegend im romanischen Stile erbauten Dom in der Mitte der Altstadt. Das Innere dieser aus dem 11. Jahr hundert stammenden Metropolitankirche beherbergt wertvollst« ssunstschätze ans den verschiedensten Zeiten und in den mannig faltigsten Stilarten, von denen Barock und Rokoko stark her» »örterten. Ein wahrer Prachtbau des Rokokostiles ist di« un weit gelegene, im 18. Jahrhundert erbaut« ehemalige König» Iiche Rcsidenz. Im Innern sind ein« besondere Sehens- Würdigkeit unter vielen anderen die von dem Italiener Tiepolo ausgesührten Deckengemälde, eine geniale Verbindung von Malerei und Plastik. Vor der Residenz befindet sich am zier lichen Luitpold-(Frankonia-)Brunn«n die Figur des im Neuen Münster begrabenen Walther von der Vogelweipe. Versonnen in die Weite blickend, ist dieser nationalste Dichter des deut schen Mittelalters dargestellt. Gedenken wir Würzburgs auch als einer Stätte der Wissenschaft, so darf Prof. Wilh. Konrad Röntgen nicht vergessen werden, der gegen End« 1895 durch 'eine hier entdeckten Strahlen der Heilkunde unschätzbare Dienste leistet«. Und weiter mainabwärts geht es zur Mündung der lieb lichen Tauber, wo gegenüber dem Spessart an waldigem Hange, überragt vost der romantischen Ruine d«s gräflichen Stamm schlosses, der badische Mainhafen Wertheim liegt. Auch hier begrüßt uns ein Stück Mittlalter. Edel geformte Grab- würdige Iakobskirche in gotischem Stile. Wandelt man durch dies«» treulich erhaltene Stadtbild, so scheinen nur noch dt» mittelalterlich«» Trachten der Menschen zu schien, um die Täuschung vällständig zu machen. Ei« reizvolles Gegenstück zu Rothenburg ist di« oleichßaS» bayrischanittelfränNsche Dörnitzstadt Dinkelsbühl, die vor zwei Icchren ihre Tausendjahrfeier beging. Fünf Jahr hunderte lang ist st« eine frei« Reichchtadt gewesen und hat sich um ihre Freiheit hart wehren müssen. Häuser, Türme, Tore, Kirchen erinnern an Rothenburg, aber über der Tausend- jährigen ruht ein stillerer Zauber, ein« zarter« Stimmung. Und was die wuchtig« Tarrberstadt nicht hat, das sind ringsum di« Wasserflächen, die stillen Weiher, in denen sich das akte Mauerwerk spiegelt, was besonder» in d«r Abendbeleuchtung wunderbar wirkt. Ein alljährlich wiederkrhrendes Fest ist die „Kinderzeche" zur Erinn«rur^z an «ine Rettung der Stadt im Dreißigjährigen Kriege durch die Fürbitte brr Kinder. Dann versammeln sich die festlich geputzten Kleinen um das Denkmal des beliebten Jugendschriftstellers Christoph von Schmid, um dem 1768 hier geborenen Dichter zu huldigen. ' Weit herber als Dinkelsbühl wirkt di« pormals reichs unmittelbare bayrische Schwabenstadt Nördlingen, im „Ries", jener fruchtbaren Kornkammer, gelegen. Hier tobt« 16S4 di« Schlacht zwischen Schweden und Kaiserlichen. Auch hier blickt man vom Wehrqanq auf echt mittelalterliches, vom „Daniel" genannten Turm überragtes Gemäuer, auf dem die Sonne ihr anmutiges Spiel treibt. In Nürnberg, „des Reiches Schmuckkästlein", der Stadt Albrecht Dürers und des Meistersingers Hans Sachs, endete die Frank«nfahrt. Hier drängt sich dem Auge schon allzu viel Neuzeitliches auf, wie es in einer modern«« Groß- und Industriestadt nicht anders zu erwarten ist. Am unge störtesten fühlt sich der das alte Nürnberg Suchende Zweifel- los im Gebiete d« Burg, in der Gegen- des Dürer- Hauses und der altehrwürdigen S balduskirche. die Meistcr Dischers Wunderwerk in sich birgt. Aber auch im modernen Großstadtrummel ruht das Auoe immer wieder wohlgefällig auf den Zeugen alter Zeit, wie z. B. dem male» rischen, die Pegnitz überspannenden Henker st ege oder dem traulichen Hans-Sachs-Häuschen. — In rund 100 vollendeten Farbenbildern führte di« Vortrooende durch all dies« malerischen Stättrn. Ihr« lebhafte, mit Humor oewvrzte Sprechweise erhielt dadurch einen besonderen Reiz, daß sie des öfteren bewußt in ihr heimatliches Schwäbisch verfiel. Die zu dieser letzten Veranstaltung besonders zahlreich erschienenen Zuhörer waren bis zum Ende von all dem Schönen in Dori Nimm ch llarmsnlumz — klar — Hleb»« — «inpHeklt HcbneederperStrLHv 1» — kerneuk LS». Mammen im Wmö WWWW^ Roman von Kö/e LÄröner hineinbegeben mußte in das Haus des einstmals von ihm Be raubten, fehlte ihm doch der Mut. Aber hinein mußte er, das stand fest. Er mußte das Vreneli sehen, bevor es Nacht wurde, und wenn ihm der Wirt hernach wieder mit dem Stock kam, er mußt« hinein. So war er droben herumgestrichen — wohl schon eine Stunde, als Marion ihm in den Weg kam. Zu ihr hatte er Vertrauen. Schon einige Male hatte er Botengänge für sie ausgeführt. So lief er eilig an ihre Seite, lüftete verlegen lächelnd den grünen Hut mit der kühnen Spielhahnfeder hin ten drauf, «in Geschenk der „Spitzmaus", die den frischen, auf geweckten Bilden gut leiden mochte. „Guten Abend, Fräule, ah, i hält schon oane Bitt, oan« große " — Verlegen drehte er den Hut hin und her. „Na, dann schieß los, Seppel, sag, was Dib auf dem Her zen hast, wenn Du meinst, daß ick) Dir helfen kann," sagte Marion freundlich. „A Fräule, drinnen im Saitenspiel da liegt das Vreneli krank. Und i muß sie «ppes fragen, heut abend no. Und i trau mi nit eini oalanig! I bin so viel fremd hier droben. Und der Wirt möcht mi am End nit eini gehen lassen zu ihr." Marion lachte. „Ach, Seppeli, bist doch sonst ein so beherzter Bud! Und auf einmal bist so arg schüchtern geworden? Aber ich kann Dich schon mit hineinnehmen zu Deiner kleinen Freundin. Wollte so noch einmal sehen, wie es ihr geht! Da komm!" Einen tiefen Atemzug tat der Bud. Aber seine Augen irrten scheu umher, als sie in den Hausgang traten, und er versuchte, sich >o klein als möglich zu machen an Marions Seit«. Gott sei Dank, vom Wirt war nichts zu sehen. Wenn er nur erst hinein war zu ihr, wenn er sie nur erst gesehen hatte! Hinterher mochte kommen, was da wollte. Und wenn er dann auch losbrechen würde wie ein Donnerwetter, wenn er auch wieder mit dem Stock kam, alles wollt« der Sepp er tragen, alles, nur wissen, daß sie nicht sterGen würde da drin nen. Nur reden mit ihr und hören, daß si« ihm verziehen hatte. Niemand begegnete ihnen. Dlarion klinkte leise die Tür zur Hinterstube auf und schob den Buben vor sich her. „Mach leis«, Sepp," sagte sie, „vielleicht schläft sie noch." Aber das Dreneli saß mit leis« geröteten Wänglein im Bett und sah ihnen^ mit leuchtenden Augen entgegen. Sie hatte ein Buch mlt bunten Bildern vor sich liegen, das ihr Frau Lies zur Kurzweil hereingebracht hatte, und blättert« darin. Jetzt flog ein Lächeln über da« schmal« Gesicht. „Der Seppeli", sagte sie erfreut und streckt« ihre Hand aus. Aber auf einmal flog «in tiefes Erschmcken über das eben noch so freudige Gesicht. , „Aber Seppeli", heiße Angst klang aus ihrer Stimme auf, „Seppeli, wie konntest Du hier eini kommen? Wenn er Dich nun erwischen tut?" Verlegen streiften des Buben Augen Marion» Gesicht. Di« nickte ihm lächelnd zu und schlüpft« wiederhinaü» in den Hau»aang. ^Ay, dee» macht nix, Meneli, deea macht nix! Jetzt bi i -o herinnen und steh, daß es nit woh? isch. war die gesagt hat." Ein tiefer Atemzug hob seine Brust. „Nit wahr isch, nit wahr! Versterben tätst Du, Vreneli, versterben durch meine Schuld " Schluchzen rang sich jetzt aus seiner Brust. Alle di« zurückgedrängt« Angst der letzten Stunden brach sich.Wt ,Liber Seppeli, d' Ahne! hat Dir wohl nur Angst machen wollen!" Vrenelis Stimme klang sanft und mütterlich trö stend. „I versterb nit, i bi do ganz putzmuntcr — nur im Bett soll i no bleiben, hat die gut« Saitenspielwirtin gesagt, daß i mi nit verkühlen tu! Aber sonst " das Dreneli klatschte fröhlich in die Hände. „Sieh her, wie is do so viel gut hab hier. Das schöne Bett ganz oalanig für mi, und so viel gut isch die Wirtin. Und dees Buch da hat sie mir einigetragen. Du, so viele schöne Gcschichtlen sieben da drin von lieben Hei- ligen und Englein und frommen Leuten. Du " Seppelin bekam es mit der Angst zu tun. Nun würde sie doch gleich wieder anfangen mit ihren Geschichtleinerzählen. Er kratzte sich hinter dem Ohr. Schon zeigte sie mit dem Fin ger auf ein Bild, das ihr besonders gefiel. „Du, Vrcneli," sagte er und setzte sich auf den Stuhl, der neben dem Bett stand. „Wenn d' wieder drunten- bischt bei Deiner Ahnel, dann will i Dir gewiß ganz ruhig zuhören, wenn Du predigen tust wie eine Klosterfrau. Aber hier dro- be, Vreneli — wcischt, der Wirt — und i muß mir do bald wieder davon machen." Sofort klappte dos München das Buch zu. Der Hinweis auf den Saitenspiclwirt hatte genügt, sie sofort verstummen zu machen. War sie doch damals Zeugin gewesen, als das Strafgericht ihren Freund Seppelin sogleich nass) vollbrachter Tat erreicht hatte! „Hätscht drunten bleib« sollen, wie tonntest ihm da her oben wieder' in den Weg laufen," sagte sie bekümmert unk sorgenvoll. „Ach, dees macht nix, wenn er mi erwischen tut," sagte der Freund, abev es war auch ihm schwer ums Herz. „Wcischt, Vrcncli, i machOni schon bal wieder davon. Jetzt, wo i weiß, daß Du nit versterben wirst." Verloren sahen Vrenelis große, glänzende Augen zum Fenster hinaus. „Das wär do am End schön, Seppeli," sagte sie träume- risch. „Weißt, dann wär i do gar nit mehr das arme Armen- hausvreneli, von deiy die Leut immer sagen, es wär viel besser aufg'hoben droben im Himmi. — Dann könnt auch i ein schö ner Engel werden droben auf Gottvaters Himmelswiesen, .weißt, wie es in den Geschichten so schön geschrieben steht. Und d' Ahnel braucht nimmer Sorg tragen um mich. Manchmal hat sie Angst, i könnt werden wie die Zia (niemals nannte das Dreneli den Mutternamen). Und wenn i dann droben aus den Himmrlswtesen geh, dann könnt i doch Dein Schutzenglein werden, Seppelin und Sorg tragen, daß Dir nix pas sieren tut auf Deine wilden Gäng ! Und .Hör auf, hör auf, i kann» Vit hören, Du " Seppeli hielt beide Hände an die Ohren gepreßt, wie er immer tat, wenn die kleine Gefährtin ihr« wunderliche Gedankenwelt vor ihm ausbreitete „Wart nur, wart, bis i groß bi. Dann werden sie nimmer zu Dir sagen Arm«nhausvreneli! Jeden schlag i dann auf» Maul, der Dir den Namen gibt. Und Schenkin wirst Du nimmer werden, wie die Zia eine isch. Da brauch Dein Ahnel nit Angst drum zu haben. Mein Meisterin wirst — Du weißt «» doch, Dreneli!" Sie nickte ihm zu mit einem schalkhaften Lächeln. «nttktzvna fslgt.) Sastwlrschaste» ,Wettineriir öS chen ierligen wollen, bendkurien, dle chmen. isrsiratze 18.
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