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Nr. 16. Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst. 243 leiste Garantie. Altes Gold und Uhren nimmt in Zahlung die Edelmetallschmelze von D’ Steinlauf aus Elberfeld in Münster Hotel „Alte Börse“, Zimmer 7. ’ -►CM- Aus Zwickau; unlauterer Wettbewerb. eher den in der Kundgebung des Verbands-Vorsitzenden in voriger Nummer angeführten Fall berichtet das „Zwickauer Tagebl.“ folgendes: Der Uhrmacher Albin Wagner in Oberplanitz hatte im November und Dezember vorig. Jahres in der „Planitzer Ztg.“, den „Zwickauer Neuesten Nachr. und dem „Sächs. Volksbl.“ wiederholt bekannt gemacht, er sei durch grossen Massenankauf von Eohteilen und eigene Fabrikation in der Lage, staunend billig zu verkaufen, und er verkaufe bis Weihnachten zu noch nicht dagewesenen und nicht wiederkehrenden Preisen, weil er auch eine Wette über 10000 Mk. eingegangen sei, die er gewänne, wenn er bis zum 24. Dezember, abends 10 Uhr, für 20000 Mk. Waren, wenn auch zu jedem Preise, umgesetzt habe. In einzelnen Annoncen wurde ausserdem jedem 50. Käufer ein goldener Ring, eine Kette, Uhr oder dergl. und jedem 500. Käufer eine goldene Uhr mit Kette im Werte von 100 Mk. als Geschenk versprochen. Durch diese Bekanntmachungen machte sich Wagner, da ihr Inhalt der Wahrheit nicht entsprach, eines Vergehens gegen das Gesetz zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs schuldig und veranstaltete ausserdem gleichzeitig ohne obrigkeitliche Erlaubnis eine öffentliche Ausspielung, denn durch den wahrheits widrigen Inhalt der Bekanntmachungen erweckte er den Anschein eines besonders günstigen Angebotes und täuschte das Publikum über die Herstellungsart, die Preisbemessung der Waren, über die Art des Bezuges und den Zweck des Verkaufes und machte wissentlich unwahre und zur Irreführung geeignete Angaben tatsächlicher Art. Das Schöffengericht Zwickau verurteilte ihn deshalb zu einer Geldstrafe von 75 Mk. oder 15 Tagen Gefängnis. ^ Der Bruder Wagners, der Geschäftsgehilfe August Wagner in Oberplanitz, hatte durch ein „Eingesandt“ in der „Planitzer Ztg. darauf hingewiesen, dass Albin Wagner mit einem sehr reichen Herrn eine Wettö über 10000 Mk. kontrakt lich abgeschlossen habe, die jener gewänne, wenn er bis zum 24. Dezember, abends 10 Uhr, für 20000 Mk. Ware umgesetzt, habe, er habe Aussicht, die Wette zu gewinnen, weil er zu jedem Preise verkaufe und an den Waren nichts zu verdienen brauche, wenn er nur die Wette gewinne u. s. w. Da August Wagner dieses Eingesandt trotz Kenntnis der wirklichen Sachlage ver öffentlicht hatte, machte er sich der Beihilfe zu den von seinem Bruder begangenen strafbaren Handlungen schuldig, weshalb er zu 30 Mk. Geldstrafe, eventuell 6 Tagen Gefängnis, verurteilt wurde. Es ist nur auf das lebhafteste zu bedauern, dass derartige Vergehen, welche den soliden Uhrenhandel auf das empfindlichste schädigen, mit derartig niedrigen Strafen abgetan werden. Die Strafe wird solche gewissenlose Spekulanten nicht abhalten, der artige Manöver zu wiederholen; meist wird wohl auch von vorn herein die Strafe mit in Kalkulation gezogen, und zum Schluss lachen sich die Unternehmer ins Fäustchen. ■4 Johann Baptist Homanns Geographische Universal-Zeig- und^Sclilaguhr. Gefertigt im Jahre 1705 von Zacharias Landteck, Stadtuhrmacher in Nürnberg, und 1905 wieder aufgefunden und restauriert vom Hofuhrmacher Gustav Speckhart in Nürnberg. (Schluss aus Nr. 15.) .nge Zeit war die fein erdachte Uhr Homanns eine Sehenswürdigkeit der Reichsstadt Nürnberg. Sagt doch Herr von Murr in seiner Beschreibung der Reichsstadt Nürnberg (2. Auflage, 1801): „Daselbst (nämlich im sogen. Fembo-Haus) ist auch die vom sel. Job. Baptista Homann angegebene geographische Uhr, welche Zacharias Landteck verfertigen half, zu sehen, die auch daselbst in Kupfer gestochen zu haben ist.“ Im Femboschen Haus (Burgstrasse 15), wo einst die welt berühmte Homannsche Landkartenoffizin sich befand, stand in einem der prächtigen Säle diese geistvoll konstruierte Uhr über ein Jahrhundert als Zierde jenes Raumes. Wann sie dort aus gewandert, ist unaufgeklärt; sie war in der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Nürnberg verschwunden. Endlich im Herbst des Jahres 1905 entdeckte Schreiber dieses das lange gesuchte Kunstwerk in Worms '), jedoch in ganz verwahrlostem Zustand. Heute aber, nach durchgeführter Restaurierung, strahlt sie wieder im alten Glanze ihrer Jugend. Nach gegebener Erklärung soll aber auch des Meisters Zacharias Landteck, des geschickten Verfertigers dieses eigen artigen Weikes gedacht werden, der einer rühmlichst bekannten Uhrmaeherfamilie Nürnbergs angehört, Wir bilden bei dieser Gelegenheit noch einige bemerkenswerte Erzeugnisse dieser Familie ab. (;■ liO r J Mi Fig. 3. Dielenuhr von Zacharias Landteck; Zeit: um 1700 Zacharias Landteck auch Landeck geschrieben — wirkte gegen Ende des 17. und anfangs des 18. Jahrhunderts in Nürn berg Landteek führte den Titel: „Stadt- und Landamt-Uhr macher und war „unter der löblichen Bügerschaft Leutenant“. Er ist auch Besitzer eines schönen alten Herrensitzes 2 ) in Mögel- dorf bei Nürnberg gewesen und dürfte demnach das wohlhabendste Glied des Landteckschen Geschlechtes gewesen sein. Die in Fig. 3 hier abgebildete Dielenuhr ist gleichfalls aus seiner Hand hervorgegangen. Das originelle Stück markiert mit nur einem Zeiger Stunde und Minute auf dem eigens ein geteilten Zitfernreif Dieses Werk ist um 1700 gefertigt 3 ). ® e ' i n Vater, Johann Karl Landteck, war ein gleich tüchtiger Uhrmacher. Sechs Jahre verbrachte er als Geselle im Auslande und war namentlich in Rotterdam, Amsterdam, Kopenhagen Holstein und in Preussen tätig. An allen Plätzen tat er sich durch Geschicklichkeit hervor. In Fig. 4 ist eine hübsche Arbeit 1) Meinem Neffen August Speckhart, den ich nach Worms sandte gelang es, die Uhr zu erwerben. 2) Heute Bader-Schlösschen genannt. 3) Die in dem □ sichtbare 15 gibt das Datum an.