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Sächsische Elbzeitung : 31.01.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-189101317
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-18910131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-18910131
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1891
- Monat1891-01
- Tag1891-01-31
- Monat1891-01
- Jahr1891
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 31.01.1891
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von dem Müller auf den Getreideboden schleppen, ist nichü vom Feinde da, so geben Sie ein Zeichen durch zwei Schüsse. Ver- standen?" „Zn Befehl, Herr Lieutenant." Der Wagen mit den beiden darauf be findlichen Spionen fnhr ab, und stolz, auf seine Kriegslist blickte Steingräber dem davon- rollendcn Gefährt nach. Es mährte kaum eine Viertelstunde, als die Zurückgebliebenen zwei schnell nach ein ander fallende Schüsse vernahmen. Das mar das verabredete Zeichen. Sofort ließ Steingräber daher abmarschireu, in der frohen Gewißheit, seinen ehrenvollen Anstrag „ohne Blntvergießcn" ausführen zn können, denn das Vormerk mar ja unbesetzt. Wer aber beschreibt die Ucbcrraschung des gcsammten Schützcnzugcs und seines braven Führers, als sie, Halbmegs an das Gehöft hcrangckommen, von einer mörderischen Salve empfangen murde, die <m Ernstfälle mindestens die Hälfte der Tapfern dahingcmäht hätte. „Nieder!" schrie der Zugführer, ohne sciuc Geistesgegenwart zn verlieren. Sofort lag der ganze Zug platt auf dem Bauch uud be gann in dieser geschützten Lage die Platz patronen Sr Majestät zu verknallen. „Auf! zur Attacke! Gemehr rechts! Fällt das Gemehr! Marsch! marsch!" Mit Hurrah! nahm der Zug das Kom mando seines Führers ans und stürzte sich todeömuthig auf den „Feind". Ein Graben und eine sumpfige Wiese murde mit Verlust einiger Stiefel „genommen", vor einer Hecke ein Augenblick Halt gemacht, um unter dieser Deckung eine Salve abzugeben und dann das Gehöft mit gefälltem Bajonett im Sturm ge nommen. Der „Feind" zeigte sich erstaunlich bereit willig, zurückzuweichcn, was sich aus dem Umstande erklärte, das; in der orckra cka du- taills von dem Höchstkommandirendcn vor gesehen morden war, daß der. linke Flügel des Westkorps sich dort fcstsctzen solle; und der Wille des Höchstkommandirendcn gilt in Manövcrangelegcnhciten mehr als der Wille des Schicksals. Das Schicksal hatte es nämlich gewollt, das; es die zweite Kompagnie des xten Re giments war, welche das Gehöft vor dem Herannahen unseres braven Schützcnzugcs besetzt hielt, gerade dieselbe Kompagnie, bei welcher noch ein Jahr zuvor der Müllerkuccht gestände» hatte, der die kostbare Fracht nach dem Gehöft übernommen hatte. Natürlich war der Neservcmann sofort von seinen ehemaligen Kameraden des xten Regiments umringt und begrüßt worden. Auch sein früherer Kompagniechef hatte ihm die Hand gereicht nnd ihn im Scherz um Nachrichten vom Feinde gefragt. Nnn regten sich zwar, zu seiner Ehre sei es gesagt, in der Seele des Müllers einige Bedenken und Zweifel, aber sic wnrdcn bald durch die Freude des Wiedersehens nnd den Stolz darüber er stickt, seinem ehemaligen Hauptmann einen wichtigen Dienst leisten zn können. So zwischen zwei Pflichten gestellt wurde er zum Verräther. Uuter lautem Jubel wurden die beiden Kundschafter des Schützenzuges vom Wagen geholt und zu Gefangenen gemacht. Dann ließ der Hanptmann der zweiten Kompagnie des xten Regiments zwei Schüsse abgeben (auch dies hatte natürlich der böse Müller verrathcn), und das Verderben, geführt von dem Lieutenant Steingräber war seinen Weg gegangen. Ein Verderben wäre cs in; Kriegs fälle in der That geworden, denn nach dem Ausspruche der Schiedsrichter wäre von dem braven Schützenzugc nicht ein Mann übrig geblieben. Vt Unsere Mder. -l-B Atter Schäker. Alter schlitzt vor Thorheit nicht — das Sprich wort könnte inan angesichts der köstlichen Grnppe zitiren, welche der Maler G. Meyer-Ball uns vor- führt — wenn es eine Thorheit ist, nur ein frisches Mädel scstzuhalten, sei es iw Gespräch oder was noch besser ist, an der Hand. Der grane Alte, der dem braunen Resi seinen Krug zur frischen Fiillnng hinrcicht, hat in seinen jungen Jahren gar manchen Streich im Reiche der Liebe siegreich bestanden nnd noch funkelt in seinen Augen der Erinnerung an die schöne Zeit, da er im .fensterln der Größten einer war. Und das Madl schaut gar wohlgefällig auf den Alten, der es an Schneid nnd Körperkraft noch mit manchem Buben aufnimmt. Sie lauscht seinen Morten gern, denn sie klingen ihr lieblich in den Mhren ein guter Rath, den ein welterfahrcucr Greis einem jnngcn Mann mit auf den weg gab, lautete: Mit den Mädchen sprich immer vom Hcirathen, ob alt oder jung, sie hören cs gerne! Unser Alter auf dem Bild scheint diesen Rach ge kannt zn haben, darum lächelt die branne Resi so wohlgefällig. Allerlei. Aantippen, Pantoffelhelden und Kano- tffrannen, Der wohlwcisc Magistrat des schwarz- bnrgischcn Städtchens Blankenburg erließ eine Ver ordnung inr Jahre süy-z, in welcher ausdrücklich befohlen wird, „daß die Fran, die ihren Mann wirft oder schlägt, nach Befinden mit Geld oder Gefängnis; bestraft werden und, wenn sie vermögen hat, den» Rathsdiencr ein wollenes Kleid geben soll. Ist dec Mann so weibisch und stellt keine Klage gegen die Fran an, die ihn geschlagen oder gcraufct hat, so soll er beide Stadtknechte kleiden, und wenn er dies nicht vermag, mit Gefängnis; bestraft werden. Auch soll ihm noch überdies das Dach auf seinem Hause aufgehoben werden." Unstreitig wollte man durch die letztere Strafe der ganzen Stadt kund thnn, daß cs dcm Lhemanne völlig an Herz gc- b.cche und das; er gänzlich nnter dem Pantoffel seiner Frau stehe. In der schwäbischen Ärtschaft Bcttringen ist es Brauch, daß vor die Feuster des- jeuigen Hauses, in welchem eine Ehefrau häufig auf rohe und ungerechte jvcise von ihrem Gatlen mißhandelt wird, ein vermummter Manu kommt, welcher an die Thüre oder das Fenster mit folgende» Morten klopft: „Menn Du nicht nachlässest, Dein Meid zu mißhandeln, so kommt der schwarze Mannl" Befolgt der Gemaßregelte diese Marnnug nicht, welche nur in wcnigenFällcn wiederholt wird,so erscheint der schwarze Mann wirklich, sein Gesicht ist geschwärzt und dadurch unkenntlich gemacht. Dringt er in das Haus des händelsüchtigen, meistcuthcils auch be trunkenen Mannes, so packt er diesen zunächst an der Gurgel und würgt ihn rechtschaffen, hernach prügelt er ihn tüchtig durch. Sobald dies geschehe», geht der schwarze Mauu wieder seines Mcgcs, jedoch nicht ohne die Warnung zn hinterlassen: „So, wenn dies nichts nutzt, wenn Du von jetzt an nicht gut thust, so komme ich bald wieder. Merke Dir das." Selbstverständlich ist der „schwarze Mann" manchen Leuten im Brte bekannt und an Körperstärke dem überlege», welchem er eine so exemplarische Züch tigung zn Theil werden läßt. In obcrschwäbischcn Herrschaften war cs früher gebräuchlich, daß streit süchtige Eheleute zusammen in den „Dura" (Thurm) ciugcsperrt .ourdcn. Sie erhielten ein Messer, eine Gabel, einen Stuhl nnd, was das „Fürncams" war, ei» Lager. Das schlug fast immer au! Man sah nicht selten Beide aus dcm Thnrme in größter Einigkeit ins Mirthshaus gehen. I» Memmingen war das Verfahren beliebt, zänkische Eheleute mit einem Löffel essen zn lassen. „Anno ;63-x, den ;z. Juli, hat mau zwei Eheleute, so übel mit ein ander gelebt, in das Blockhans gcthcm nud mit einem Löffel essen lassen." Gino alte Berliner Sterdtichheitslifie, die vor hundert Jahren in der „Berlinischen Monats schrift" veröffentlicht wurde, enthält zahlreiche inter essante Angaben über damals verbreitete Krankheickte Unglücksfälle und Selbstmorde in Berlin. In rq n Zeit vom letzten Advent ;7Sg bis dahin ;7yo — Berlin zählte damals gegen zso ooo Einwohner starben in Berlin Personen, davon die größte Zahl, nämlich 82z, an Auszehrung; die zweitgrößte Zahl, 633, starb — wie es in der Liste heißt - „am Jammer". Als „Am Faulflcber" gestorben sind (33 Personen verzeichnet, „an der Schwindsucht" starben (82 nnd „am Schlagflnß" Personell, darunter (52 Kinder. Einige recht sonderbare Todesarteu mögen hier einzeln hervorgehobcn werden: „om Nasenbluten" starb Liner, „am Miserere" starben drei, „an der Schlafsucht" zwei, „am Schuupfcu", „au Würmer»" und „am Nesselfieber" je Liner. Vic „geheimen Krankheiten" vernichteten vier Menschenleben, an „Melancholie" starben ;; Per sonen und „am Krebsschaden" (3. Durch Unglücks- fälle kamen im Laufe eines Jahres 63 Personen nms Leben, darunter acht durch Ertrinke», zwei durch Ueberfahren, ciue durch verbrennen ic. Selbst morde sind im Ganzen nur acht im Zeitraum eines Jahres zu verzeichnen, nnd nur bei männlichen Per sonen; fünf davon hatten „sich crhenkt", zwei „er schossen" und Liner „den Hals abgcschnitten". Zu der Gcsammtzahl vo» <zy(<; Gestorbenen gehörten >zoo männliche Erwachsene, (32; männliche Kiudcr, (06<( weibliche Erwachsene und (oyg weibliche Kinder. Glus oder Stetnürng. Die viclumslrittcue Frage, ob der edle Gerstensaft aus Glas oder Stein krug zu schlürfen sei, ist bereits, ehe die baeillen- snchenden Gelehrten an sie herangetretcn sind, in Ser Literatur vcutilirt worden. Die Sterne der Literatur haben in der damit zu einer bcachteus- werthen literarische Zeitschrift erhobenen Zeitschrift — „Brauer- uud Hopfen - Zeitung" die Sache einer voctischen Erörterung unterzogen. Rndols Kneisel behandelt den wichtigen Fall „mit Liebe" Er sagt: Ich liebe nicht den Kuß im Dunkeln! Muß sehen, wie die Angelt funkeln, Muß schauen auf des Herzens Grund, Denn lügen kann auch süßer Mund. Den Stcinkrug lieb' ich nicht zum Trinken! Muß sehen, wie die Tropfen blinken: Durchsichtig' Glas allein gieb! Klarheit, Die edle Wurzel aller Wahrheit. Nur dieses freilich ist fatal: Der Trank im Glas wird eher schal — D'rum mnß der weise schnell sich fassen - Und Kuß und Trunk nicht warten lassen." Die beide» Hnmorisien Julius Stettenheim und Richard Schmidt-Labanis treffen sich im Schluß ihrer Antworlvcrse in der Erkenntnis;, daß den» rechte» Trucker die Schale gleichgiltig ist und der Kern das allein wesentliche und daß des Trinkens edler Selbstzweck nicht von des Gedankens Blässe an gekränkelt werden darf. Stettenheim ruft: „ . . . Beim Biere lass' zu Hause Dichtkunst und Wissenschaft!" und Schmidt-Labanis: „ . . . Und nun bringt her Krug oder Glas: Ich sag' nichts mehr — Ich komm' Lnch was!" Mit dieser Frage wird zwar der Durst, aber nicht die „brennende" Frage „gelöscht". Da loben wir uns Juliins Stinde, der auf Grund angcu- schcinlich ernsthaftester Studien sich kategorisch für den Steüikrug erklärt und schmerzlich hinzufügt: „Ls gicbt jedoch auch Biere, bei denen cs gar nicht darauf ankommt, woraus sic getrunken werden." Solche Sorten meidet der weise und trinkt sie über haupt gar nicht. Vtto v. Leixner, der sich schämig für nnzuständig erklärt, da er noch nie „bis zmn dritten Glase gekommen sei", mag sich mit dem Staatsminister Dr. Delbrück tröstcii, der jede Ant wort abgelehnt, da er — man höre nnd staune — noch niemals Bier getrunken habe, wer rief da nicht mit dcm leider nicht befragten Sachverständigen Abgeordneten Alexander Meyer: „Das Bier, das nicht getrunken wird, hat seinen Beruf ver fehlt!" pttferr Dienstmädchen. wie, Du gehst mit Deinem Larl nicht mehr? — Ich hatte ihn satt! — Hm, das ist doch immer nur für viernndzwanzig Stunden! Arger VZröstenmahn. Lieutenant (au, Listen im Monat in ein Lonpce steigend): Kolossal vorthci'- haft, daß man auf der Bahn nicht nach dem Gewicht zn zahlen hat! Deberftiifstge Mahnnng. Richter: wie alt, Zeugin? — Zeugin (zögernd): Einundzwanzig! — Richter: Haben Sie auch daran gedacht, was Sie im Lid gesagt, daß Sic nichts hinznsctze» sollen?
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