Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 30.01.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189001308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18900130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18900130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1890
- Monat1890-01
- Tag1890-01-30
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- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 30.01.1890
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MMMKkzMM Wochen- und Kachrichtsblatt zugleich 8ksWs-AnzeM ßr Hch»dtts, Ndlitz, PmisSorf, Wdsrf, St. KOie«, Heiirichsnt, Ruriemil und Wsen. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. — _____ — — _ 4«. Jahrgang. — — — Nr. 24. Donnerstag, den 30. Januar 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergeipaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Tagesgeslhichte. * —- Lichtenstein, 29. Jan. Eine ernste, aber doch auch für das gläubige Herz erhebende Feier war es, durch die gestern sich die Beisetzung der Leiche unseres unvergeßlichen, teueren Herrn Oberpfarrers Naumann vollzog. Nachdem in der Wohnung des Verewigten während der Gesänge des Kirchenchores das Abschiedsgebet gesprochen und der letzte Abschied genommen war unter Thränen der Liebe und des Schmerzes, wurde der Sarg mit der teueren Leiche unter Glockengeläute aus dem Sterbehaus iws nahe Gotteshaus gebracht, das sich bald von einem großen Tranergefolge dicht erfüllte. Auf dem Altarplatz wurde der mit Kränzen bedeckte Sarg niedergesetzt. Rechts davon nahmen di« Angehörigen und Verwandten des Heimgegangenen Platz, auf der anderen Seite saßen die Geistlichen, die mit dem Herrn Ephorus Weidauer in großer Zahl sich eingefunden. Der Gesang des Liedes 623 eröffnete die kirchliche Feier. Nach einer kurzen Intonation und dem Liede 679 hielt Herr Diakonus Riedel dem Verewigten die Gedächtnisrede. Zu Grunde lag das Wort: Luk. 2, 29 u. 30, das in herzlicher, trostreicher Weife angewandt und aus gelegt wurde, und Zeugnis ablcgte von des Heim gegangenen treuem Dienen an Haus und Gemeinde des Herrn, von seinem an vielen Anfechtungen reichen und doch fo friedevollen Leben u. s. w., festen und demütigen Glauben. Nach einem Zwischenvers nahm Herr Superintendent Weidauer das Wort und sprach unter Zugrundelegung des Gerhardt'fchen Verses: „Der Grund, da ich mich gründe, ist Christus und sein Blut; das machet, daß ich finde das ew'ge wahre Gut. An mir und meinem Leben ist nichts auf dieser Erd; was Christus mir gegeben, das ist der Liebe wert", dem Verewigten herzliche Worte des Abschieds nach zum Preise der in ihm offenbarten Gnade seines Heilandes, den Hinterlassenen zum Trost, der Gemeinde und den Brüdern zur Mahnung und Stärkung. Hierauf trat Herr Bürgermeister Fröhlich au den Sarg des Vollendeten, um als Freund und vor allem als Ver treter der ganzen Gemeinde Lichtenstein dem treuen Hirten Worte des Dankes aus bewegtem Herzen nach zurufen. Unter Vorantritt des Herrn Superintendenten wurden dann von den anwesenden Geistlichen dem ent schlafenen Amtsbruder Valetsprüche in üblicher Weise nachgerufen. Daran schloß sich die Verlesung des kurz gefaßten Lebenslaufes des Verewigten durch Herrn Vikar Werner. Gebet, Kollekte und Segen durch Herrn Diakonus Riedel und der Gesang vom Liede 105, 9 und 10: „Wenn ich einmal soll scheiden re." schloß die Feier in der Kirche. Es erfolgte nun der Zug zum Friedhof. Eröffnet wurde der lange Trauerzug durch die Konfirmanden, die zum Teil den reichen Blumenschmuck des Heimgegangenen trugen; daran schloß sich das Kreuz mit dem Sängerchor, die Ortsgeistlichen, dann der Leichenwagen, hinter diesem die Angehörigen und Verwandten, die erschienenen Amtsbrüder, der Herr Amtshauptmann Merz, der Herr Bürgermeister, die Patronatsvertretung, die Kir chenvorstände von Lichtenstein und Hohndorf, der Rat und die Stadtverordneten von Lichtenstein, der Ge- meinderak von Hohndorf, die Lehrerkollegien von Lichtenstein und Hohndorf und ein großes Trauer- gefolg« von Nah und Fern. Die Einsegnung der Leiche wurde durch Herrn Pastor Kleinpanl aus Bernsdorf vollzogen, "der dem selig Entschlafenen zugleich noch am Grabe ein kurzes Wort des Dankes und des Abschieds, insbesondere im Namen der Hohenstein-Oberlungwitzer Pastoralkonferenz nachrief. Ein reiches Leben, voll von Arbeit und Mühe liegt abgeschlossen vor uns. Vielen ein Segen und Führer zum Himmelreich geworden, ist er nun eingegangen zu seinem Herrn und Heiland, der ihn sättigen I wolle mit der Fülle des ewigen Lebens. Sein An denken bleibt in Segen. Einen ausführlicheren Lebens abriß des Verewigten noch zu geben, bleibt der nächsten Nummer dieses Blattes vorbehalten. * —- Als Ergänzung zu unsrer neulichen Nach richt, nach welcher Herr Pastor Köllner in Calln- berg zu einem geistlichen Amte vorgeschlagen war, teilen wir heute mit, daß derselbe sicherem Vernehmen nach zum 1. Geistlichen in Sebnitz gewählt ist und sein Amt in diesem größeren Wirkungskreise bereits am 23. Februar antreten wird. * — Hohndorf. Am Dienstag kam eine Zigeunergesellschaft, bestehend ans 2 Familien mit 4 Kindern (das jüngste war 9 Tage alt) von Lung witz nach hier und übernachtete im Gasthofe. Sie zechte tüchtig und hatte sich kaum zur Ruhe im Stalle begeben, als ein Geschirr vorfuhr, dessen Insassen nach den Zigeunern forschten. Von letzteren hatte nämlich eine Frau in Lungwitz 7 Mark mitgehen heißen. Nach heftigem Widerstande gegen die Ortspolizei, und nachdem die Gendarmerie aus Lichtenstein geholt worden, wurde die Diebin derselben zur Ablieferung ins Amts- gerichtsgefängnis übergeben. — Wegen verschiedener Verstöße gegen die ein schlagenden gesetzlichen Bestimmungen, insbesondere wegen der Teilnahme einer großen Anzahl nicht stimmberechtigter Wähler sind tue in den Amtsge richtsbezirken Glauchau, Meeraue und Hohenstein- Ernstthal am 9. Oktober 1889 vorgenommenen Ur wahlen für die Gewerbekammer in Chemnitz für ungiltig erklärt und werden Neuwahlen auf Dienstag, den 11. Februar anberaumt. — Das Fortbildungsschulwesen und insbesondere dle Disziplin in diesen Anstalten scheint einem neuen Aufschwung entgegenzugeheu. Wie aus zahlreichen Gesuchen an die Direktionen der Fortbildungsschulen ersichtlich ist, legen viele Militär behörden aufdas Fortbildungsschul-Entlassungszeuguis der eintrelenden Rekruten großes Gewicht und insbe sondere auf die Betragens- und Ordnungszensuren. Im eigenen Interesse mögen daher die Fortbildungs schüler darauf aufmerksam gemacht worden sein, das betreffende Schulzeugnis sorgfültigst aufzubewahren, um es nötigenfalls sogleich bei der Hand zu haben. — Der Geburtstag des Kaisers wurde, soweit bis jetzt darüber Nachrichten vorliegen, überall im Reiche und in unsrem engeren Vaterlande festlich begangen. — Zur Besitzung des durch den Tod des Ministers von Könneritz erledigten Finanzminister postens weist man nach den „Dresdner Nachrichten" in stets gut unterrichteten Kreisen auf die Eventua lität hin, daß Se. Exeellenz der Herr Staatsminister von Nostitz-Wallwitz das Finanzministerium über nehme, während Herr Geh. Reg.-Rat von Metzsch zum Minister des Innern ernannt würde. In der vorgestrigen Sitzung der Ersten Kammer gab u. A. Exeellenz von Nostitz-Wallwitz auf eine Anregung des Herrn von Friesen eine Erklärung ab, welchem das Ressort des Finanzministeriums gehört Jeden falls aber werde die Neubesitzung des Postens nicht vor Schluß des jetzigen Landtages erfolgen, da in diesem Fall der ueuernannte Herr Minister gebun den wäre, dem Landtage gegenüber die Vorlage seines Vorgängers zu vertreten. — Leipzig, 24. Jan. Mit der Einverlei bung der weiteren 8 Vororte und der Neuorganisa tion des Polizeiamtes Leipzig ist dasselbe zur Zeit eines der größten städtischen Polizeiämter Deutschlands und wird im nächsten Jahre, nach Einverleibung der südlichen und westlichen Vororte, nächst dem Poli zeipräsidium Berlin die größte Polizeibehörde im Reiche sein. Außer dem juristischen Personal, wel ches sich auf 12 Personen beläuft, weist das Polizeiamt ziemlich 100 Subalternbeamte auf- die Exekutive be steht aus 2 Polizeioffizieren, 19 Oberwachtmeistern, 42 Wachtmeistern und 348 Schutzleuten. — Leipzig, 28. Jan. In einer gestern hier abgehaltenen öffentlichen Versammlung der Sattler wurde beschlossen, den Mindestwochenlohn bei zehn stündiger Arbeit auf 15 Mk., sowie für Ueberstunden bis 9 Uhr abends 25 Proz., darüber hinaus und für Sonntagsarbeit 50 Proz. Zuschlag festzusetzen. Die anwesenden Jnnungsmeister erklärten sich mit diesen Forderungen einverstanden und ersuchten dis Gehülfen, auch darauf zu achten, daß die der Innung nicht an- gehörenden Meister gleichfalls diesen Beschlüssen nach kämen. — Leipzig, 28. Januar. In letzter Zeit waren wiederholt die auf dem hiesigen Dresdner Bahnhof eingelaufenen Packwagen während der Nacht nach ihrer Ankunft gewaltsam erbrochen nnd eines Teiles der in ihnen enthaltenen Frachtgüter beraubt worden. In der Nacht zum 26. d. M. ist es endlich gelungen, den Dieb zu überraschen, als derselbe in einem Packwagen eine Partie feinster Vigogne aus einem Ballen entwendete. Bei dem ungetreuen Beamten fand man noch eine Anzahl weiterer Gegenstände, die zweifellos von gleichen Diebereien herrühren. — Limbach, 27. Januar. Am 23. d. M. hat sich ein Unbekannter, welcher angegeben, er sei Monteur, trete bei einer hiesigen bekannten Firma in Stellung, komme direkt aus Oesterreich und habe von seinem Onkel in Jnsbruck ein Vermögen von 40000 Gulden geerbt, bei einer Bürgersfamilie eingemietet, daselbst eine Nacht geschlafen und ist am anderen Vormittag unter dem Vorgeben, seine Effekten von der Bahn holen zu wollen, wieder verschwunden, ohne bis jetzt in seine Wohnung zurückzukehren. Derselbe ist ca. 27 Jahre alt, mittlerer Statur, hat braunen Ueberzieher, Helle Hose und grauen weichen Filzhut getragen, sehr dreistes und aufdringliches Auftreten gezeigt und scheint ein frecher Betrüger zu sein, wes halb zur Vorsicht gemahnt wird. — Auerbach, 28. Januar. Am 24. Januar, vormittags in der 9. Stunde, wurde zwischen Ham merbrück und Sachsengruud der 33 Jahre alte Dienst- - knecht Baumgärtel aus Sauersack iuBöhmen tot und mit einigen Verletzungen im Gesicht auf dem Wege lie gend aufgefunden. Bei der polizeilichen Aufhebung des Leichnams vermutete man, daß der Verlebte eines natürlichen Todes nicht gestorben sei, und benach richtigte deshalb die Königl. Staatsanwaltschaft in Plauen von diesem Vorfälle. Die gerichtliche Sek tion des Leichnams ergab allerdings, daß Banm- gärtel durch äußere Verletzungen, jedenfalls durch Schläge auf den Kopf, betäubt, dann aber erfroren sei. Derselbe ist Tags vorher mit zwei anderen Knechten an jener Stelle zusammengetroffen und mit diesen jedenfalls in Streit und Schlägerei ge raten, weil er betrunken war. Die Schuldigen sind von der Gendarmerie alsbald verhaftet und der Be hörde überliefert worden. — Die geistig gestörte Kindesmörderin Böhmer ist von Roßwein nach dem Freiberger Ge fängnis gebracht worden. Auf dem Roßweiner Bahnhof hatten sich sehr viel Menschen angesam melt, man war empört über das Weib und hätte sich gewiß an ihr vergriffen, wenn nicht genügende Gensdarmerie zur Stelle gewesen wäre. Man glaubte im ersten Augenblicke nicht an den Wahnsinn der Mörderin. Als die Frau, die als eine hübsche Er scheinung geschildert wird, in das Koupee stieg, warf sie sich der Länge nach mit verzerrtem Gesichte zu Boden. Sie war an den Händen fest geschlossen.
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