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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 09.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189005099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18900509
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18900509
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1890
- Monat1890-05
- Tag1890-05-09
- Monat1890-05
- Jahr1890
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 09.05.1890
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Wochen- und Kachrichlsblatt zugleich 8MW-Aii;chtr für HOdorf, NSSlih, PtrnsSors, RWHorf, St. Wm, HeinrWrt, Marienaii nni> Mülsen. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. — —— — 40. Jahrgang. — Nr. 106. Freitag, den 9. Mai 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Der Reichstag. Selten hat eine Thronrede so wenig Wider spruch erfahren, als die, mit welcher die neue Ses sion am Dienstag eröffnet worden ist, und noch nie waren die Volksvertreter zum Beginn der parlamen tarischen Arbeit in so großer Zahl erschienen, wie gegenwärtig. Das sind zwei rechte bedeutsame Mo mente, welche für die Zukunft die besten Aussichten versprechen, denn die politische Siedehitze, die sich früher geltend machte, ist der ruhigen Betrachtung gewichen, dagegen die Arbeitsfreudigkeit in erheblichem Maße gestiegen. Mehr war nicht zu erwarten, aus Allem kann wohl der Schluß gezogen werden, daß auch die Debatten ruhiger und sachlicher als früher sein werden, die Session nicht die lange Ausdehnung im Sommer hinein nehmen wird, auf welche man sich vielfach gefaßt gemacht hatte. Man kann hoffen, daß bis zu den Hundstagen die neue Reichsgesetzgebung unter Dach und Fach gebracht sein wird. Nus dem Wortlaut der Thronrede ergiebt sich zur Genüge, daß die Reichsregierung weder Vorurteile gegen den neuen Reichstag hat, noch hin sichtlich des Verlaufes der Arbeiten pessimistisch an gehaucht ist. Die Begrüßung des Reichsparlamentes ist eine so freundliche, wie nur je, die Erwartung auf eine Verständigung ist wiederholt und sehr kräf tig ausgesprochen. Arbeiten muß der neue Reichs tag, das ist die Hauptsache, und von dieser Notwendigkeit ist auch die sozialdemokratische Partei durchdrungen, die sich entschlossen hat, an allen Kommissionsberatungen Teil zu nehmen, und auch selbst wieder verschiedene Anträge einbringen will. Ueber die neue Arbeiterschutzgesetzgebung ist ein volles Einvernehmen im Reichstage gesichert. Von den äußersten Konservativen bis zu den äußersten Frei sinnigen ist die Stimmung im Prinzip für den Ent wurf, überall ist man auch einig in der Abweisung extremer sozialdemokratischer Forderungen. Unter den sozialistischen Abgeordneten wird es wohl an heißblütigen Rednern nicht fehlen, aber auch der heftigste Brand erlischt bekanntlich, wenn es ihm an Stoff fehlt. Bleibt der Reichstag nur ruhig, so werden auch die Heißsporne der äußersten Linken ruhig werden. Bemerkenswert ist, daß vom Sozia listengesetz auch nicht ein einziger Abgeordneter spricht. Sein Schicksal scheint völlig besiegelt zu sein. Die Militärvorlage, die so bedenklich aussieht, wird bei ruhigen Darlegungen des Reichskanzlers und des Kriegsministers schon ein anderes Gesicht bekommen. Der Schwerpunkt der Beratungen wird auch dies mal wieder in eine Vertrauenskommission fallen, und dort find häufig schon Genehmigungen recht schnell ausgesprochen oder befürwortet, um die viel Streit erwartet wurde. Thatsache ich es heute jedenfalls, daß Niemand im Reichstage einen Konflikt wegen der Militärvorlage fürchtet. Es ist in diesem Punkte von Bedeutung, daß der Reichskanzler von Caprivi selbst als Fachmann mitsprechen kann und man weiß ja von seiner früheren Stellung als Chef der Admiralität zur Genüge, daß er soweit entgegenkommt, wie es ihm nur irgend möglich ist. Nun liegen noch eine An zahl von Anträgen aus dem Hause auf Abänderung der Zölle, besonders der Lebensmittelzölle, vor. Darum wird es sicher eingehende Debatten geben, aber das Resultat ist heute schon sonnenklar. Herr Windthorst und alle feine Freunde haben im preu ßischen Abgeordnetenhause in letzter Zeit mit der größten Bestimmtheit erklärt, an den Zöllen im Reiche dürfe nicht gerüttelt werden. Die Zentrums partei wird also alle bezüglichen Anträge bekämpfen, und damit ist das Schicksal derselben von vorherein besiegelt. Drückende Verhältnisse zu beseitigen, ist die Regi-"' .g jetzt schon bemüht; man sagt ja, daß das letzte Stündlein des Schweineeinfuhrverbotes nahe, sehr nahe sei. Tagesgeschichte. * — Lichtenstein, 8. Mai. Gestern nachmittag hat unser hochverehrter Herr Pastor Werner unsre Stadt verlassen. Die Gemeindevertreter und Kirchen vorstandsmitglieder von Mülsen St. Micheln hatten es sich nicht nehmen lassen, ihren neuen Seelsorger bis hier entgegenzueilen und denselben von seiner Wohn ung abzuholen. Mehrere Vorreiter an der Spitze von fünf Equipagen gaben Herrn Pastor Werner das Geleit nach seinem neuen Amtierungskreise, wo selbst die feierlichen Empfangsvorbereitnngen getroffen worden waren. * — Dieser Tage ist es der Polizei gelungen, den kürzlich in unserem Blatte erwähnten Baumfrevler zu ermitteln, welcher am Stadtbadeteich ein Bäumchen samt den Wurzeln aus dem Boden gerissen hatte. * — Freitag, den 9. Mai, abends konzertiert im Saale des Hotels „Goldner Helm" hier die I. Karls bader Damen-Kapelle Krank. Wie wir schon in einer früheren Nummer unseres Blattes erwähnten, hatten wir seiner Zeit Gelegenheit, einem Konzert genannter Kapelle in der „Hüttenmühle"-Hohenstein beizuwohnen und waren über deren Leistungen ganz überrascht. Das reichhaltige Programm, welches dort zur Aus führung gelangte und die reichen Abwechselungen werden auch für hier ausgewählt sein und gewiß jeden Be sucher voll und ganz zufriedenstellen. Wir empfehlen deshalb den Besuch dieses Konzertes ganz besonders, denn es dürfte sich nicht sobald wieder Gelegenheit bieten, obige Gesellschaft hier zu hören. * — Im Verlage von Bruno Fritzsch in Chemnitz ist erschienen: „Das Erzgebirge", praktisches Reisehandbuch für den Touristen. Mit einer ausführlichen Karte Preis Mk. 1.50. Harden- berg's Führer durch's Erzgebirge bietet eine außer ordentlich reichhaltige Zusammenstellung von halben und ganzen Tages-Parlieen von 2tägigen und Ztägigen Touren in's Erzgebirge, sodaß mit Hülfe dieser ge gebenen Reiserouten leicht beliebige kürzere und längere Reisepläne ausgearbeitet werden können. Die beschrie benen Touren sind durchweg als Fußtouren gedacht, wo Bahn, Post oder Wagen zu empfehlen, ist das besonders bemerkt. Dem Führer ist in der That eine vorzügliche Karte beigegeben, welche selbst wissenschaft lichen Forschungen als Unterlage dienen kann. Der Preis von Mk. 150 für Buch mit Karte ist ein außerordentlich wohlfeiler. — Zu achtwöcheutticher Reserveübung werden, wie im vorigen Jahre, so auch in diesem wieder die ehemaligen Einjährig - Freiwilligen einberufen, und zwar nicht etwa nur jene, die auf ihre Reklamation hin oder aus sonstigen Gründen im vorigen Jahre von der Hebung zurückgestellt wurden, oder welche Unteroffiziere geworden sind, sondern alle. So pas siert es Vielen, welche erst im Herbste 1888 ihre Dienstzeit beendet haben, dann 1889 im August und September eine Uebung mit Manöver geleistet haben, daß sie in diesem Jahre abermals, und zwar von Mitte Mai bis Mitte Juli, eintreten müssen. — Interessant ist eine Uebersicht über die Stärke der Vereinsbildung, die wir dem Herausgeber des deutschen Vereins-Adreßbuches, Paul Wiesentha', ver danken. Darnach stellt sich das Verhältnis etwa folgendermaßen: Es kommt in Bautzen auf 170, in Meerane auf 200, in Plauen und Chemnitz auf 280, in Leipzig auf etwa 600 und in Dresden auf etwa 700 Einwohner je ein Verein. — Die Gesamtzahl der den Landwirtschaftlichen Kreisvereinen im Königreich Sachsen angehörigen landwirtschaftlichen Vereine beträgt zur Zeit 549 Vereine mit 32,566 Mitgliedern gegen 534 Vereine mit 31,544 Mckgliedern im vorigen Jahre. Die ein zelnen Kreisvereine stellen sich wie folgt: Der Kreis verein Dresden zählt 118 Vereine mit 6944 Mitgliedern (Kreisvereinsvorsitzender ist Th. Käferstein in Nieder sedlitz), der Kreisverein Leipzig zählt 77 Vereine mit 4476 Mitgliedern (Vorsitzender Rittergutsbesitzer vr. v. Frege auf Abtnaundorf), der Kreisverein Chemnitz zählt 212 Vereine mit 10,178 Mitgliedern (Vorsitzender Rittergutsbesitzer L. Gräßner auf Obermosel), der Kreisverein Reichenbach zählt 68 Vereine mit 5425 Mitgliedern (Vorsitzender Rittergutsbesitzer O. Seiler auf Noßwitz), der Kreisverein Bautzen zählt 74 Vereine mit 5543 Mitgliedern (Vorsitzender Rittergutsbesitzer G. Pfannenstiel in Bautzen). — Bei der Sektion VlI der Knappschafts-Be rufsgenossenschaft hatten die Hinterlassenen eines im Jahre 1886 schwer verunglückten, seitdem mit Unfall rente bedachten Bergzimmerlings des Zwickauer Reviers, nachdem dieser sich im Jahre 1888 entleibt hatte, um Unfallentschädigung gebeten, dieses Gesuch war aber abgewiesen worden. Die Hinterbliebenen erhoben Klage beim Schiedsgericht und dieses hat nun die Verurteilung der Verklagten eintreten lassen. Das Schiedsgericht ging dabei auf Grund der Beweisauf nahme von der Ansicht aus, daß der Verunglückte infolge der aus dem Unfälle sich entwickelten Schmerzen, wie der verminderten Erwerbsfähigkeit einc seelische Belastung erfahren habe, die ihn zum Selbstmorde drängte, daß also zwischen Unfall und Tod ein ur sächlicher Zusammenhang vorhanden sei. — Der sächsische Schuhmacher-Jnnungsverband hat an den Reichstag eine Petition abgesandt, welche dahin geht, es möge den Handwerkern, welche selbstständig (auf eigene Rechnung) ihr Gewerbe betreiben und ein höheres Einkommen als die Arbeiter, welche durch Gesetz zum Beitritt ver pflichtet sind, nicht haben, der freiwillige Beitritt zur Alters- und Jnvaliditätsversicherung gestattet werden. — Neuerdings sind, wie bekannt, die Militär vereine zu Gablenz I, Borna und Oberhermersdorf, ebenso wie die beiden Militärvereine zu Niederhermers- dorf und Markersdorf aus dem sächsischen Militär vereinsbunde wegen des unter der Mehrzahl ihrer Mitglieder hervorgetretenen ungesetzlichen Sinnes aus dem sächsischen Militärvereinsbunde ausgeschieden worden; aus gleicher Ursache hat der Verein zu Känd ler freiwillig seinen Austritt aus dem Bunde be schlossen. Die genannten Vereine sind damit zugleich der Ehre des von Sr. Maj. dem Könige übernomme nen Protektorats über den Bund und die dem Bunde angehörenden Vereine, sowie der auf Grund Aller höchster Entschließung solchen Vereinen bisher ge währten Vergünstigungen verlustig geworden, insbe sondere der Erlaubnis zur Abhaltung von Reveille, Tragen von Fahnen und Abzeichen mit der königlichen Krone oder dem Landeswappen, zur Führung von Gewehren bei gewissen festlichen Gelegenheiten und zur Abgabe von Ehrenfeuer bei Beerdigung von Mit gliedern, die in Feldzügen gedient haben. — Mit den vielen Festgästen, welche die Kaiser tage in Altenburg brachten, stellte sich zugleich auch Gesindel ein, welches Altenburg sonst nicht in seineu Mauern beherbergt. Wir meinen die Taschendiebe. Wie es sich hinterher auswies, haben diese Gesellen dort gute Geschäfte gemacht. Eine große Anzahl von Fällen sind bekannt geworden, daß Leute um ihre Schmucksachen oder gar um ihre Geldtäschchen gekom men sind. Sind in der Mehrzahl auch nur Frauen bestohlen worden, so sind doch auch die Männer nicht verschont geblieben. So bemerkte ein auswärtiger hoher Beamter, als er den Eisenbahnzug bestiegen hatte, daß ihm seine reichgefüllte Börse im Gedränge der Volksmasfen abhanden gekommen war. Die übrigen in derselben Wagenabteilung sitzenden Personen über zeugten sich nun sofort, ob sie noch ihre Schmuck- und Wertgegenstände besaßen und siehe da! zwei Frauen fanden gleichfalls ihre Geldbörsen nicht wieder. Am schlimmsten freilich ist es einer Wirtschafterin ge gangen, die von einem benachbarten Dorfe hereinge kommen war. Um ganz sicher zu gehen und nicht um ihr in klingender Münze bestehendes Eigentum
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