r95 Bilder aus der Fabelzeit der Griechen, welche Ernmerungen erweckt der Nähme! Jetzt fragt sich der Reisende verwundert, wie die Dichter diese ode Insel zur Heimath der Lie besgöttin n machen konnten. Hier sieht er einige zerstreute Hütten an der Küste, dort die verlassenen Ruinen der alten Stadt Cy- there. Einige Thürme stehen noch und Ue- bern sie der Mauern; umgestürzte Gebäude liegen offen da, oder sind vom Sande be deckt; andre sieht man bei ruhigem Meere unter dem Wasser. Dort erblickt man zer störte Katakomben, die den Hirten zum Ob- dacde dienten; der Derg, worein die Insu laner ihre letzten Wohnungen gegraben hatten, ist von oben herab gespalten, und die Sonnen strahlen dringen in die dunkeln unterirdischen Höhlen, die ehedem nur durch Fackeln erleuch tet wurden. Beschwerliche Wege, durch weiß liche Felsen gebahnt, führen über die Insel. Auf den Stellen, wo noch einige Neste von Vegetation sich zeigen, erblickt man nur spär lich zerstreute Oehlbaume und Neben, kleine Getreidefelder. Die einzigen Spuren der blühenden Gebüsche dieser poetischen Insel findet man an den Ufern eines lieblichen Bachs, der in Fällen herabrinnt; da duften noch einige Mirthen und Lorberrosen. Der Ort, wo wahrscheinlich der Tempel der Ve nus Urania stand, d ssen Pausanias erwähnt, der älteste welcher der Göttinn errichtet ward, ist jetzt ein Ackerfeld, in dessen Mitte sich ein paar verwitterte Säulen erheben; die Kapi- täle fehlen, die Sockel sind mit Erde bedeckt, und einige Trümmerftücke findet man in den Mauern eines nahen Pacl-terhauses wieder. Es gibt auf der Insel noch eine andre zer störte Stadt, von den Neugriechen Paleocora (der alte Ort) genannt, wo die Dauern den Fremden Trümmer von Mosaiken, Medaillen und geschnittene Steine verkaufen. — Sehr artig ist die Tracht der Bäuerinnen. Sie tragen nicht, wie die andern Griechinnen, lange Gewänder, sondern eine Art von Wamms, das sehr kurz und vorne offen ist, und weite Beinkleider, die nicht tief herab- gehen. Auch den Schleier tragen sic auf eine eigene Art; sie verhüllen damit den untern Theil des Gesichts und lassen nur die Augen sehen. N a t L o n a t z ü g e. In keinem Lande der Welt sind dieKasten (geschlossene Volksklasscu) durch eine so un- übcrsteigliche Scheidewand und durch solche Verachtung der höhern gegen die geringern so scharf getrennt, als in Hindustan. Ein Dramin würde sich für entehrt halten, wenn er an demselben Tische speiste mit einem der Fürsten Indiens, geschweige mit einem Bice oder Souder, der geringsten Kaste. Die Brammen suchen ihre Ueberlegenheit auch in einem verschiedenen Ursprünge; alle Kasten zwar stammen ab von Drama, dem Weltschö- pfer, aber auf eine himmelweit verschiedene Art. Die Genealogie ist nach den Drami» ncn folgende. Alle Volksrlasscn stammen in dieser Ordnung von Drama: die Brammen gingen hervor aus seinem Munde, dem Sym bol der Weisheit; ihr Geschäft ist: beten, lesen und die Menschen unterrichten. Die Kotterys kamen aus Drama's Armen, dem Symbole der Kraft; sie führen Waffen, sie fechten, sie herrschen. Die Dices oder Bay, ses entsprangen auS des Gottes Bauche und Lenden, dem Sinnbilde physischer Bedürf nisse; sie sind zu den Arbeiten des Ackerbaues, zu Künsten und Gewerben, zum Handel be-