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Sächsische Elbzeitung : 20.01.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-190001207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19000120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19000120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1900
- Monat1900-01
- Tag1900-01-20
- Monat1900-01
- Jahr1900
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 20.01.1900
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Sie setzte sich in eine Ecke nutz beginn zu lesen. Bald vertauschte sic ihr Modejvnrual mit einem Buch, letzte sich uns die Ehaiselvngnc nnd vertiefte sich in ihren Nouiau. Aber mich den ließ sic herunterglcitcu nnd streckte sich dünn uns, ihren Gedanken nachznhängcn. Das schivarzc Haar Hatz sich als eiiizigc, dunkle Stelle im tzanzcn Raume ad, van all dem Weiß. Maria da Eaza dachte wieder an den Ball. Es war erst Hcrtzst, die Saisvn halte nach nicht tzetzvnncn nnd nur ein paar Leute hatten tanzen lassen, die cs tzar nicht.ad wartcn kannten, vder die, wie der Rcgicrungsrath van Lind stcdt, nach Anßcrtzcwöhnlichcm, nach den Primenrs des winters tzciztcn. Dennach hatte sie schvn alle Feste und Bälle über, ehe sic recht ihren Anfang tzcnvinmcn. Es srcnte sic zwar, eine Rolle zn spiclcn, antzestaunt, delvnndert zu wcrdcn, dic Schänste zu sein, immer tzcsucht, detzehrt sich zu suhlen, adcr das tziiitz nnu schon ein paar Jahre so nnd war inlincr nnd ewitz dasselbe. Ihr Mann hatte sic sv crzvtzcn. Er wallte nichts anderes van ihr nnd hatte kann« je anders tzewallt, als das! sic tzlänzeu salltc, ein Haus machen nnd durch ihre Schönheit ihn mit ihr in den Mittelpunkt der Gesellschaft brintzcn. Wie sie nach Berlin tzklanuncn und er sich allmählich vcrmätzc seines Geldes einen Rcnnstall gegründet, zuerst wenitzcr ans Interesse am Sport, als weil ihm die Stellung als Sportsman ein Belief verlieh nnd Bekanntschaften sich daran knüpften, da hatten sie nach keinen Perkehr tzchabt. Erst allmählich fand sich einer znm anderen. Ein paar Rennleutc singen an, cinitzc jniitzc Offiziere, denen Herr da Eaza tziite :Uitte antzebolen, foltztcn. Und mit der Zeit wuchs ihre Zahl. Maria da EazaS Schönheit zvtz sie au, ihre Lietzenswürdigkeit hielt sie fest. Die tzutc >!üchc im Hause sprach sich herum. Akan fand die Eazas sehr < il läut, vorzüglich tzckleidct, die Billa voll ausgesuchtesten Geschmackes, die übende „reizend nett" nnd alles „erster blasse". Ätzer zuerst kamen fast nur Herren: man ward cs empfindlich tzcwahr, daß dic Billa da Eaza einem Jung tzescllcnheim tzlich, in dem eine Dame den Bvrsitz führte. Maria da Eaza erinnerte sich dieser Anfänge, wie daun plötzlich durch den Regiernngsrath, der als Jnng- tzcsellc tzci ihnen verkehrt nnd nach seiner Berheirathnutz ihr seine juntze Frau ziitzeführt, der .Lreis an Dmueu sich vcr- tzrösiert hatte. Sie lächelte in Gedanken au diese ersten, gesellschaftlichen Bäthe, an dieses mühsame Bckauntwerdcn, Eindringen, sich zur Geltung tzriiitzeu. Sie lächelte, weil es ihr jetzt so fern, sv ützerwuudeu erschien, wo sie nnn schvn ützcrsättigt und tzclantzwcilt war von allem, was sic doch damals heiss ersehnt nnd sich Zoll um Zoll gewönne». Und sic dachte wieder an Gras Stassingk, unwillkürlich wie durch eine Zwangsvorstellung, als ob er etwas Neues in ihr Netzen tzrächtc, eine frische Note, einen nutzehörleu .Llang. Sic ward neugierig, otz cr wohl heute den ver sprochenen Besuch machen würde. Wahrscheinlich noch nicht, es wäre zn schnell gewesen. Gegen Mittag zog sie sich an nnd ging fort. Sic war nnrnhig nnd hielt cs z» Hanse nicht mehr ans. Herr da Eaza hatte telephvuirt, er hätte zu thuu nnd würde vor dem Diner nicht zurück sein. Sic schlcndcrle langsam dic Thiergarteustrasse hinab der Lcunästraße zn. Eigentlich hatte sie Nachmittags reiten wollen, aber da ihr Mann sic nicht begleiten konnte, niusstc sic cs lassen. Und sic ärgerte sich darüber, denn das wäre doch wenigstens eine Zer streuung gewesen. Ausserdem meinte sic das wenigstens von ihm verlangen zn können, da er sich sonst nicht mn seine Frau kümmerte. Das schöne Welter hatte trotz des leichten Windes, der den Staub der Straße znsammcublics, die Leute in's Freie gelockt uud der Weg war voll Spaziergänge». Fast jeder blickte Maria da Eaza an, wie sie mit ihrer könig lichen Fignr einfach, aber nach letzter Mode gekleidet, da 8 — hinschritt. Dic Damen stießen sich au, wispcrtcu und raunten znsmmnen, spöttisch neidisch oder in stiller Bewunderung über Schnitt nnd Farbenznsammcnstcllung. Herren sahen ihr frech-begehrend in's Gesicht vder warteten, bis sic vor über war, um noch einmal das Ange an ihrer Gestalt zu weideu. Maria da Eaza war das gewöhnt, sah es als einen Tribut au, der ihrer Schönheit galt, nnd empfand kam» »lehr das Austarren der Leute, sv natürlich war cs ihr gewordcn. Meistens benutzte sic ihre Bictvria vder ihr Evupä, dvch heme wollte sic sich Bewegung machen. Ein wenig Gehen und dic frische Lust sollten ihr gut thuu. Im t^ruude hatte sie kciu Ziel und wo sich Lemw und Bellevue straßc gabelten, schwankte sie einen Augenblick, welchen Weg sie nehmen sollte. Endlich fiel ihr ein, daß sie zn Schulte, Unter den Linden, gehen konnte, nm sich Bilder auznschcn. Biellcicht gab es ein paar neue Gemälde, die sie noch nicht kannte. Dvch sie sand nichts als ein Oelbild von Peter Ltöckl, einen, jungen Oesterreichcr, der sich ab und zn bei ihnen zeigte und dem Herr da Eaza ein paar Gemaches abge kaust, weil cr vvn ihm gclcscn, daß er ein „Mann der Zukunft" sei, auf den mau achten müsse. „Müde" hieß das Werk, das gleich im ersten Saale hing. Maria da Eaza betrachtete die Landschaft, eine weite Hcidcflächc, ans der brennende, sengende Svnne lag. Warum das gerade „Müde" heißen sollte, verstand sic nicht. Ber- gcbcns spähtc sic nach ciner Figur, etwa eiuem .Lnabcu, der schlummerud im -Lraut läge, vvn Hitze und weitem Marsch übermannt. Dvch das Bild enthielt keine Fignr nnd da sich fast niemand in den Salons befand, ging sic kopfschüttelnd davon, die Straße zurück, dic sie gekommen. Als sic wiedcrnm in die Leuuästraßc einbog, kam ihr der Einfall, Gräfin Selbvtle» zn besuchen, in der nahen Biktoriastraßc, eine junge Frau wie sie, deren Mann bis zn seiner Berhcirathnug Nennen geritten nnd dadnrch mit den Eazas bekannt geworden war. Graf Sclbotteu war znr .Lriegsakademic kommaudirt nnd, wie Maria da Eaza wußte, noch nicht vom Dienst zurück. Um diese Zeit pflegte die Gräfin zn Hanse zn sein. „Fran Gräfin läßt bitten!", sagte dcr Barsche und öffnete die Thür znm Salon. Beim Eintreten konnte Maria da Eaza im ersten Augenblick wegen der Blendung durch die Fenster nur ein paar dunkle Schatten erkennen. Die Gräfin, eine rund liche, kleine Fran, die zn viel nnd gern lachte, stand ans nnd die beiden Damen umarmten sich. „Das ist ja reizend, daß Du kommst, Maria!" sagte Gräfin Seltzotlcn nnd gab dcr Eiutretendcu noch einmal einen Miß ans beide Wangen'. „Ich wollte Dir vom Ball bei Lindstedts erzählen!" antwortete schnell Maria da Eaza, obwohl ihr das eben erst eingefallen war. Die kleine, vergnügte Frau lachte fröhlich: „Ich weiß schon alles!" Nnn erst betrachtete Fran da Eaza den Bestich, der sich erhoben hatte nnd znr Seite stand, die Hände leicht auf dic Lehne seines Stuhles gestützt. Ihre Augen hatten Heil gehabt, sich an die Lichtvcrhältnisse zu gewöhnen, nnd sic erkannte Graf Stassingk. Doch sic wartete nicht ab, daß er sich ihr nnn bekannt machen ließe, sondern achtete absichtlich nicht auf ihn, setzte sich sv, daß sic ihm fast den Rücken drehte und begann sofort ein eifriges Gespräch mit ihrer kleinen Freundin. Diese meinte, die Beiden kenntcn sich, nnd hörte zuerst vvr lauter Lachcu, Schwatzen nnd Fröhlichkeit gar nicht ans die mehrmalige Bitte des jungen Diplomaten, Maria da Eaza genannt zu werden. Endlich ward sic dcn Jrrthmn gewahr, freute sich über das Bcrsehcn nnd rief: „Ach, die Herrschaften kennen sich nicht! Graf Stas singk — Fran da Eaza ... Aber bester Graf, Sie müssen sich doch gestern getroffen Hatzen?"
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