LAI An die Jugend. O! meiner Tage goldner Morgen, Du meines Lebens Rosenzeit, Zn deinem Schoos war ich geborgen Vor jedem Kummer, jedem Leid — Wie bist du, schöne Zeit, entschwunden! , Wo seyd ihr hin, ihr frohen Stunden, Da mir ein ewig heitrer Himmel strahlte Und Freude meine Wangen malte — Ach! da lebt' ich im glücklichen Idecnlande, Geleitet von der Einfalt Gängelbande — Da blinkte mir so nah als fern Der Hoffnung goldner Stern. Da spielt' ich froh, als sorgenloser Knabe — Ein Dali, ein Pferd — war alle meine Habe — Da kannt' ich ihn noch nicht, des Lebens Dor nenpfad — Auf leichten Weüen schien mein Dasepn zu ent gleiten —- Da lag die Summe meiner Freuden Im Worte, das um Kleinigkeiten Den guten Vater bat — Da schlief ich ruhig ein — stand ruhig auf — Begann mit Lust des Tages neuen Lauf Und zahlte, nur gefesselt von den Banden Dec Freude, nicht die Stunden, die mir schwan den — O goldne Zeit! wie schnell bist du verstrichen — Wo bist du bin, der Zugend goldner Traum! All' deine schönen Bilder sind gewichen, Noch denk' ich ihres Zaubers kaum — Des Lebens schwerer Ernst hat mich ergriffen — Ich segle düster auf dem Strom' der Zeit Und strande oft — oft an den Felsen-Riffen Der Sorgen, die das Leben baut — O sage mir, geheimnißvolle Zeit, Ist wohl mein Reiseziel noch weit? — — — der jüngere. Horazenö 9te Hde, (Frei übersetzt.) Es glanzen hell Saractems Höhen, Der Schnee bedeckt die öde Flur; Nicht mehr die sanftcrn Lüfte wehen, Zm Winterkleid' steht die Natur. Es schimmern weiß der Berge Gipfel, Die Last des Schnees trägt kaum der Wald, Es beugen sich der Tannen Wipfel, Des Daches Murmeln ist verhallt. Des Winters Fessel halt die Welle, Gehemmet ist der Ströme lauf; Als Silberbarre steht die Quelle, Des Frostes Kette hält sie auf. Laß, Freund! uns ja die Kalte fliehen! Trag Holz zum heimathlichen Heerd Vom goldnen Weine laß uns glühen, Den dein Sabiner Krug beschert. Warum, Freund Thaliarch! noch säumen? Herbei schaff den vierjahrgen Wem! Laß seinen Geist in Wellen schäumen! Und schenke immer lustig ein! Sorg ntmmer, was zum nächsten Morgen Das Schicksal dir wohl zugedacht! Dafür, Freund! laß die Gotter sorgen, Kraft ihrer unbegrenzten Macht! Du weißt, auf ihren Wink schon legen Die heftigsten Orcane sich, Kein Lüftchen darf ein Blatt bewegen — Und stürmt's auch noch so fürchterlich. Freund! sorge nicht! und nimmer wags Ze zu erforschen Gotter-Smu! Mehrt sich die Anzahl deiner Tage, So rechne jeden für Gewinn! Weil Jünglings - Locken dich umwehett Und fern von dir das Alter ist, Lag ungcnossen nicht vergehen Die Zugend, die so schnell verfließt, — — — der jüngere.