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Naunhofer Nachrichten : 29.05.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190405291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19040529
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19040529
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNaunhofer Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-29
- Monat1904-05
- Jahr1904
- Titel
- Naunhofer Nachrichten : 29.05.1904
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Preußen, Her Hessen, Herzc Herzog Ulrich Hohenzollern, Altenburg, P von Hohenzoll« Als außerordc in der Reside Königs von 2 von Württem Baden, desRi Coburg-Gotha Weimar. Meera» Ehefrau des i den Töpfers § mit dem Aller Jauchengrubei Es liegt Selb nicht recht erst seit kurzer Zei Die Bevöl nitz betrug ai 228 562 am Zittau. Lohnbezirke ste mit sofortiger Dippold, auSschußsitzung D:ppoldiswald« erzgebirgischen ausschreiben z Bauweise wurl durchaus prakti Eppendo neubau wwo d freier Lage an führt werben. Pirna. Kaiser Wilheln Hachez vom hie Nr. 64 erschöße mut zu suchen wegen Nervosit Ter in K bosfierer Friedr Jahren ununter brüchen der Fi Beschäftigung g lange ArbeitS Ministerium de Ehrenzeichen fi Diplom und au! stiftung den B< Schandar von dem Pfin^ Schweiz. Am kehr wegen deS p Witterung viel er kaum als gr werden konnte. Berlin und Um Prag bevölkerb nnd Umgegend schwach vertrete zweiten Feierta dreimal stärkere als der erste F« Zeitgemö „Nur einm. Noch etlen wir zum blüh'nden zu schnell dahin — Und Klagen Der kleine sie eben nicht ai len Pfad im Jr selten etwas vr sich selbst ob se Baron nicht. L er zweifelnd dc Wo waren i nicht sein, sonst Büsche ganz sick Brudermichelst chen für ein liel Als er dor michelSklause a chen. Da stand er ter, so mußten I warum? Könnt er weiter den H mals des Brud< der stehen. Irma und Klause. Sie besteht, Bruder Michel dazwischen ein I spärliche Rasen noch die Spur gelelmteu Hause die Sage weiter lein geläutet un men Mannes. Retlow kom bett sehen. Er h blickte demzufm Erschrocken s bank sitzen sah,; auf einmal eine Änderungen in der Stellenbesetzung bevor, die mit dem Beuthener „Goruoslazak"-Prozeß des Fürstbischofs Kopp in Zusammenhang gebracht worden find. — Nach einer Newyorker Laffanmeldung teilte der Newyorker Vertreter der Hamburg- Amerika-Linie in einer Unterredung mit, daß Rußland gern den Schnelldampfer „Deutschland" von derselben kaufen möchte, der jedoch unverkäuflich sei; die Gesellschaft habe für ihn 25 Millionen Mark gefordert. Wie der Vertreter weiter mitteilte, zahlte Rußland für die „Auguste Viktoria" 6 Mill., für die „Columbia" 4 Mill., für den „Fürst Bismarck" ebenfalls 4 Mill, und für die „Belgier" 3 Mill. Mk. Der transatlantische Fahrplan der Gesellschaft wird, wie der Vertreter weiter mitteilte, durch die Schiffsverkäufe nicht beeinflußt. Rußland beabsichtigt, dem Vernehmen nach die Schiffe als Hilfskreuzer auszurüsten. Die Hamburg-Amertkalinie hat somit nur noch den einzigen Schnelldampfer, „Deutschland". Alle anderen find an Ruß- land verkauft worden. Auch der eine wird noch den Weg der andern gehn. Die Schnelldampfer haben sich nämlich für den Personenverkehr nicht als praktisch bewiesen. Die ungeheuren Maschinen und die große Geschwindigkeit laßen das Schiff ständig zittern, sodaß die Reisenden, denen es auf 2 bi« 3 Tage nicht ankommt, lieber mit kleineren Dampfern fahren, die ruhiger laufen. — Trier. Auf einem Eisenbahnüber gange der Strecke Trier-Luxemburg wurde ein Wagen mit 3 Handelsleuten vom Zuge erfaßt und zertrümmert. Die Insassen erlitten schwere Verletzungen. — Der russische Minister des Innern beantragte bei dem Reichsrat die Aufhebung des Gesetzes, das den Juden die Ansiedelung und Aufenthalt an der Grenze bis zu einer Entfernung von 50 Werst verbietet. Aus Stadt und Laud. Naunhof, den 28. Mai 1904 Naunhof. Seit Anfang Mai konnte man im Walde in der Nähe der Schloß mühle, wenn sich die Stille des Abends her nieder gelaßen, den lieblichen Schlag einer „Nachtigall" hören. Der Gesang dieses kleinen Sängers, welcher leider sehr selten bei uns anzutreffen ist, erfreute viele, und an den warmen Abenden war es ein Genuß, da« Konzert zu belauschen. Leider ist der kleine Sänger plötzlich verschwunden, sodaß die Vermutung nahe liegt, daß böse Vogel steller ihr Spiel getrieben haben. Es wäre wirklich zu wünschen, daß solcher Frevel zur Anzeige gebracht würde, wenn sich der Fall bestätigen sollte. Es gibt Liebhaber, welche gern 10 Mk. Belohnung bezahlen, wenn der Bösewicht erwischt wird. —s. Narruhof. Die hier geplante Kredit- Genossenschaft für Handel- und Gewerbetreibende wird voraussichtlich schon in allernächster Zeit lebensfähig werden, da, wie wir hören, bereits weit über 20 Interessenten ihre Zusage gegeben haben. Nächsten Dienstag findet die erste General versammlung im Restaurant Kuley statt. In Ammelshain ist das Wohnhaus mit dem Staügebäude des Herrn Gäbler vollständig uiedergebrannt. -j- Unser sächsischer Hof ist zurzeit ein Hof ohne Frauen. Der König ist seit langet Zeit verwitwet, der Kronprinz ge ¬ schieden, der dritte Sohn des König«, Prinz Max, ist Priester: somit sind nach dem Tode der Frau Prinzessin Johann Georg sämtliche Mitglieder des sächsischen Königshauses gegen wärtig ohne Gattin. Ueberhaupt ist das weibliche Geschlecht nur durch die Königin- Witwe Carola und die Prinzessin Mathilde vertreten. Völkerschlacht - Nationaldenk - mal. Die Ziehung der 5. großen Geldlolterie zum Besten des Ruhmesmales für das deutsche Volk findet vom 7.-11. Juni die Mischung der Lose und Gewinne bereits am 6. Juni öffentlich im städtischen Kaufhause zu Leipzig statt. Man juche sich daher bei Zeiten ein Los zu sichern, da bereits Tage vor der Ziehung vielfach dieselben vergriffen sind. Lose sind L 3 Mark beim Deutschen Patrioten- bund in Leipzig und in den LoSverkaufstcllen zu haben. -si Eine wichtige Entdeckung wurde in bezug auf unsere Obstkrankheiten gemacht, insofern, als man ein billiges Mittel gegen allerlei Krankheiten fand. Es ist dies Mittel kein neues, im Gegenteil, eS ist längst bekannt und wird zur Konservierung des Holzes in anderen Gewerben viel verwendet. Aber in der Gärtnerei war es in Mißkredit geraten, weil es ursprünglich großen Schaden angerichtet hatte. Es hatte, wo man die Mistbeete und Gewächshäuser damit bestrich, durch die Aus dünstungen sämtliche Pflanzen verbrannt und die Häuser und Mistbeeie völlig unbrauchbar gemacht. Den Gärtner überfällt deshalb auch ein gewißer Schrecken, wenn er hört, daß dasselbe Karbolineum, welches durch seine Ausdünstungen solchen Schaden anrichtete, jetzt zur Heilung von Krankheiten verwendet werden soll. Aber es ist wirklich so! Man hat die Eigenschaften des KarbolineumS ver kannt. Zwar wirkt es nach wie vor tötlich, sobald wir es in geschloßenen Räumen oder an sonnigen Mauern mit den Pflanzen in Verbindung bringen. Aber es verliert diese verderbliche Eigenschaft, sobald wir es im Freien brauchen und die Pflanzen selbst damit behandeln. Das Karbolineum dringt dann nur in die absterbenden Teile, nicht in die saftführenden ein. Es tötet die ersteren mit samt dem Pilz und Ungeziefer und bringt neues Leben. Man muß die eingehenden Versuche, welche in dieser Hinsicht gemacht sind und die ausführlich in dem „Erfurter Führer im Gartenbau" veröffentlicht werden, selbst lesen, um dem, was nur eben gesagt haben,vollenGlauben zu schenken. Die betreffende Nummer des „Erfurter Führers" wird jedem kostenfrei zugcschickt, wenn er sich mittels Postkarte an das Geschäftsamt des „Erfurter Führers", Erfurt wendet. -j- Der Vorstand des Sächsischen Lehrer- Vereins hat beschloßen, eine Summe von 600 Mk. für die Hochschulferienkurse in Leipzig bereit zu stellen. Diese Summe soll zur Unterstützung von Lehrern, welche die diesjährigen Hochschulferienkurse besuchen wollen, verwendet werden. Berücksichtigt werden in erster Linie solche Lehrer, die Minimalgehalt beziehen, und Hilfslehrer, denen auf diese Welse dos zu entrichtende Honorar ganz oder teilweise ersetzt werden soll. Gesuche sind an Herrn Oberlehrer Leuschke-DreSden, Vorsitzender des Sächsischen Lehreroereins, einzusenden. Eine genußreiche Fahrt verspricht sie zu werden, die Fahrt, die der Studien- Reise-Klub Leipzig nach Mailand, Rom (2 Tage), Neapel (3 Tage), Capri, Palermo, Tunis, Taormina, Korfu, Cattaro, Venedig plant. Am 17. Juli fährt die Reisegesell schaft (alle Eisenbahnfahrten II. Klaffe) in Leipzig ab. Die Kosten dieser Sonderfahrt sind äußerst niedrige zu nennen, sie betragen 240 bezw. 295 Mark. Alles weitere wolle man ersehen aus der Broschüre, die an In teressenten gratis abgegeben wird (für Porto u. s. w. 20 Pfg. in Marken) durch Herrn O. Bemmann, Lehrer, Leipzig-Schleußig, Könneritzstr. 29, I. Das 8. Pofauuenfest des Bundes der Männer und Jünglingsvereine Sachsens findet am Sonntag, den 5. Juni in Leisnig statt. Mehr al« 250 Bläser aus allen Teilen des Landes, sämtlich Bereinsmitglieder, haben sich dazu angemeldet und finden bei der Bewohner schaft gastfreie Aufnahme. Unter Leitung ihres Hauptdirigenten, Herrn HilfSgeistlichen Müller, Wittgensdorf bei Chemnitz, werden sie in der Sonntagsfrühe der Feststadt einen Morgengruß darbringen, 9 Uhr in einem liturgisch reich ausgestatteten Festgottesdienste zu welchen dem Bunde die Hauptkirche St. Matthäi zur Verfügung gestellt ist, zusammen- wirken, spätex auf dem Marktplatze ihre christlichen und patriotischen Weisen ertönen laßen und ebenso die unter Leitung des Bundesvorfitzenden, Herrn KonsistorialratS Hofpredigers Dr. Friedrich- Dresden, stehende Festversammlung am Nachmittag gemeinsam mit ihren Klängen verschönen. Am Montag schließt sich ein Ausflug in die schöne Um gebung der Stadt an. f Das Totliegen der Säuglinge. Der Fall, daß em Kind, das bei einem Er wachsenen im Bette schläft, von diesem im Schlafe erdrückt und morgens tot im Bette gefunden wird, kommt vereinzelt überall vor. Mit erschrcckender Häufigkeit ereignen sich diese Fälle aber in England. In den letzten 10 Jahren wurden dort etwa 15 000 solche Fälle bekannt, so daß das „Totliegen" der Säuglinge zu einer ständigen Abteilung in den Büchern der Leichenbeschauer geworden ist. In Liverpool war jeder 7. Fall ge waltsamen Todes ein solcher, und in London wurden 1902 588 meist unter 3 Monate alte Kinde von ihren Müttern im Bette er stickt. Natürlich handelt es sich meist um arme Leute, Lie kem Geld haben, um sich eine Kinderbeltstelle zu kaufen. Meistens ist mit dieser Armut auch Trunksucht verknüpft, und gerade bei betrunkenen Müttern ereignen sich diese Unglücksfälle am häufigsten. In selteneren Fällen kann die Ursache eine andere sein. So kann Erstickung eintreten beim Erbrechen, wenn Speisen in den Kehlkopf gelangen, ferner beim Stimmritzenkrampf, auch sind plötzliche Todesfälle öfteres be dachtet worden bei der Vergrößerung der Schilddrüse. Der Fleischermeister Eckardt in Braudis hat ein Pferd im Preise von 1000 Mark in der Dresdner Pserdelotterie gewonnen. Die Verwaltung der Leipziger Orts krankenkaffe hat beim Oberverwaltungsgericht die Anfechtungsklage gegen die krelshaupt- mannschafllichen Maßnahmen erhoben. Ein Vorgeschmack des Zukunftsstaates. Zwischen den Leipziger Bäckergehilfen und den Konsumvereinsbäckereien ist es zu einem eine lehrreiche Perspektive in den Zukunfts staat eröffnenden Konflikt gekommen. Di< Aushilfsbäcker der Konsumvereine beziehen sehr niedrige Löhne und die Organisation der Leipziger Bäcker hatte die Verwaltungen um Ausbesserung ersucht und zwar um eine schleunige, da die Not dränge. Sämtliche Verwaltungen haben das Gesuch abgelehnt. Eine Versammlung der Leipziger Bäcker- gehilfen protestierte auf das Nachdrücklichste gegen dieses Verhalten, sowie gegen die Be hauptung, in keinem Konsumverein würden höhere Löhne gezahlt. Gleich scharfen Protest erhob die Versammlung gegen eine Lohn- reduktlon in einer Berliner Konsumvereins bäckerei und beauftragte die Organisattons- leitung mit Gegenmaßregeln. Waldheim. Infolge eines Typhus falles in der Familie des in der Turnhalle de» Turnerbundes wohnhaften Turnwarte» wurde die Halle für den öffentlichen Verkehr geschloffen. In Kötzschenbroda wurde die Erd- becrbörse eröffnet. Am 1. Tage kostete der Liter noch 2.50 Mark, am zweiten Tage 2 Mark. Dresden. Die Königin-Witwe Carola wird sich am 5. Juni nach Schloß Sibyllen- ort begeben und dort mehrere Wochen lang verweilen. — Im königl. Refidenzschloffe findet heute abend 7*/z Uhr nach der Ein segnungsfeier Königliche Familientafel statt, an welcher die Königin-Witwe und die an wesenden fremden Fürstlichkeiten teilnehmen. Zu gleicher Zeit wird eine Marschallstafel für die Suite und die Abgesandten abge halten werden. Dresden. Eine Verwechselung, wie man sie kaum für möglich halten sollte, ist kürzlich in Dresden vorgekommen, und eS sei für Zweifler vorweg bemerkt, daß das Nachfolgende auf Tatsache beruht. Personen, die sich eines Nachmittags in der Kreuzkirche befanden, wunderten sich nicht wemg als drei Soldaten eines Dresdner Regiment», darunter ein Gefreiter als Führer, in strammen Tritt, das Gewehr geschuldert, in die Kreuzklrche einmarschierten. Sie blieben auch nicht an der Tür stehen, sondern marschierten vom Haupteingange her bis vor an den Altalplatz. Erst dort kam dem führenden Gefreiten die Erleuchtung, daß er sich mit seinen zwei auf Posten ziehen sollenden Soldaten — nicht im Landhause befand, wohin er die beiden Wachtposten zu bringen hatte. Unter verhaltener Heiterkeit der An wesenden traten die verirrten VaterlandSver- Leidiger in schnellem Tempo den Rückweg an. Dresden. Prinz Johann Georg legte auf dem Sarge seiner entschlafenen Gemahlin einen Kranz von weißen Rosen nieder, dessen Schleife in Goldlettern die Jnnsckrtft trägt: „Meiner heißgeliebten Frau". Die feierliche Ueberführung der Frau Prinzessin Johann Georg nach der katholischen Hofkirche und Beisetzung daselbst erfolgte gestern Abend. Im Lause des Vormittags wurden die Innen- räume der katholischen Hofkwche von Ange stellten des Königl. Schloßes und des Taschen- bergpalats mit schwarzen Tüchern ausstaffiert. Sämtliche Altäre wurden mit schwarzen Stoffen überhangen. Vor dem Hochaltar wurve eine Estrade errichtet und zu beiden Seiten silberne Riesenleuchter ausgestellt. Die kirchliche Handlung verrichtet der Bischof Wuschansky. Im Laufe des Tages trafen in Dresden ein: Erzherzog Leopold Salvator von Oesterreich, Prinz Friedrich Leopold von Ker kleine Joktor. Roman von W. Sartory. 23 „DaS paßt so ziemlich darauf," meinte Retlow nachdenklich, „den Brief hast Du also bei dem Baron gefunden?" „Unter dem Tisch auf der Erde lag das Stückchen Papier," entgegnete Krummbaum, den Brief und das Bild wieder ein- steckend. „Dann bist Du sicher, daß er es ist, den Du suchst?" „Weißt Du, das ist so eine Sache. So ganz sicher bin ich nun doch noch nicht. Ter Fetzen kann ja auch durch einen Zu fall in das Zimmer gekommen sein." „Aber die Aehnlichkeit mit dem Bild." „Es gibt so viele Menschen, die sich ähnlich sehen." „Was willst Du denn noch tun?"frug hierauf der Doktor. „Warten!" Dr. Retlow war sichtlich in Erregung geraten. Jetzt sprang er heftig auf und faßte seinen Freund nm Arm: „Memch! Tu darfst nicht länger warten! Du ahnst nickst, was auf dem Spiele steht'" Krummbaum lachte ruhig. „Du meinst wohl die Geschichte mit der kleinen Irma von Hochheim?" „Selbstverständlich! Sie wird ja kompromittiert!" Krummbaum zuckte die Achseln und erwiderte: „Auch des halb darf ich noch nicht so hastig vorgehen." „Aber Mensch, Du hast doch genügende Beweise in Händen!" „Meinst Du eine zufällige Aehnlichkeit und der Brief, den ich nur eigentlich halb kenne, sei genug?" „Ja, was willst Du denn noch mehr?" „Bedenke doch, daß der Baron von Stotzler hier eine Per sönlichkeit ist, die eine Rolle spielt. Aber ich werde mich bemü hen, bald volles Licht in die Sache zu bringen und werde dabei keine Mittel scheuen." Der kleine Doktor ließ sich stöhnend auf einen Stuhl fallen. „Und wenn es dann zu spät ist? O, ich ahne, was der Schuft im Sinne hat! Ihr Geld will er, und dann sich verduften!" Der kleine Doktor konnte die ganze Nacht kein Auge schlie ßen. Tolle Bilder gaukelten ihm die aufgeregte Phantasie vor. Im Geiste sah er schon, wie der Baron die kleine Irma zum Altar führte, dann sah er die weinende kleine jnnge Frau allein und verlassen. * * „Aber Irma! Du läufst ja, daß mir der Atem ausgeht!" keuchte der Baron von Stotzler und blieb stehen, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Irma war vielleicht zehn Schritte voran auf dem schmalen Pfad im Josephinental. Auf den Anruf blieb sie übermütig lachend stehen. „Kommen Sie doch, Baron!" rief sie neckisch. Baron von Stotzler setzte sich wieder in Bewegung, er är gerte sich im Geheimen über die strapaziöse Tour. „Wohin sollen wir denn noch gehen," fragte er, als er endlich bei Irma wie der angelaugt war. „Die „Brudermichelsklause" möchte ich sehen. Aber wenn Ih nen das zu weit ist?" „Ach Irma, denk doch so etwas nicht. Warum nennst Du mich denn immer noch Herr Baron?" Stotzler hielt sie am Arm fest und blickte ihr in die dunklen Augen „Was soll ich denn sagen?" fragte sie naiv. „Du sollst mich auch Du nennen. Hast Du mir denn nicht ge sagt, daß Du mich lieb hast?" Irma wurde etwas verwirrt. „Du ... Du... das klingt so komisch," meinte sie mit drolligem Gesicht. „Fühlst Du denn nicht, daß es recht süß klingt, mein teurer Schatz?" Irma, fühlte wie sein Atem ihre Wange streifte. Sie wußte vor Verwirrung nicht was sie sagen sollte. „Gehen wir wei ter," sagte sie endlich, „sonst sind wir nicht zum Konzert zurück " „Am liebsten möchte ich mit Dir ganz allein sein," flüsterte der Baron. „Was gehen uns die anderen Menschen an." Schweigend gingen sie weiter. Irma von Hochheim war es auf einmal so beklommen zu Mme, sie wußte sich keine Rechenschaft über dieses Gefühl zu ge ben. War es wieder der Gedanke, daß sie dem Baron augehö- ren sollte. Sie suchte diesen Gedanken abzuschütteln, so weit hatte sie gar nicht gedacht. „Irma, wenn Du erst mein liebes Frauchen bist, ich werde Dich auf den Händen tragen," flüsterte der Baron. Irma zuckte etwas zusammen. „Fran ?" kam es dann ver wundert über ihre Lippen. Dann brach ihr übermütiges Gemüt wieder durch, der Gedanke war ihr doch zu komisch, als daß sie nicht darüber lachen mußte. Ueber die Züge des Barons huschte es wie ein Schatten. Es wurde ihm auf einmal mit Schrecken bewußt, daß er noch weit, sehr weit vom Ziel entfernt war. „Spielst Du nur nlit mir," fragte er etwas erregt. Irma sah ihn verwundert an. „Wie meinen Sie das?" Der Baron biß sich auf die Lippen und sah grollend an ihr vorüber. „Hab ich Ihnen etwas getan?" Der Baron blieb stehen und zog sie stürmisch an seine Brust. „Irma! Verstehst Du denn nicht, was ich will? Mein sollst Du werden? Mein geliebtes Weib,,, Irma suchte sich aus der Umarmung zu befreien, aber sie war nicht stark genug, sie mußte seine Küsse dulden. Ais er sie endlich freiließ, war sie ganz anßer Atem. Fast zornig st eß sie hervor: „Wenn Sie das noch einmal tun, dann rufe ich um Hilfe!" Der Baron war baff! Er war nahe daran, erregt anftu- fahren, aber er beherrschte sich, und fast demütig bat er : „Irma! Sei doch gut zu mir! Liebst Du mich denn nicht mehr?" Er hielt ihre Hand mit festem Druck umschlossen und sah sie fleh end an. Irma wandte den Blick ab. Ihre Augen schweiften wie in- chend über die grünen Büsche und wilden Rosen, die an den Lei- ten des Weges standen. „Irma! Liebst Du mich nicht mehr?" klang cs wieder flehend an ihr Ohr. Was sollte sie ihm sagen? Wußte sie denn überhaupt, ob das Liebe war, was sie für den Baron fühlte? Da nickte sie wieder stumm mit dem Kopfe. Nein konnte sie nicht sagen. Dr. Retlow sah Irma mit dem Baron den Park verlassen und eine Unruhe überkam ihn, die ihn ungestüm trieb, den bei den zu folgen. Wenn er nur so glücklich hätte sein dürfen m c der Baron, der so etwas gar nicht verdiente. „Aber so geh s auf der Welt," simulierte der Doktor und fuchtelte dabei wü tend mit dem zierlichen Spazierstock in der Luft herum. „Ter das Glück am wenigsten verdient, dem wirft es sich in die Arme " Daun müße er an Krummbaums Enthüllungen denken. Wo dieser Krummbaum nur eigentlich stecken mochte? Ret- low hatte ihn seit der Unterredung in der GlaShalle der Ter- rasse nicht mehr zu sehen bekommen. 112,20
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