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Naunhofer Nachrichten : 30.03.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190603300
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19060330
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19060330
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNaunhofer Nachrichten
- Jahr1906
- Monat1906-03
- Tag1906-03-30
- Monat1906-03
- Jahr1906
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- Naunhofer Nachrichten : 30.03.1906
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dann allen dieser Notiz ist die Kündigung am 31. März unter Umständen gesichert. Or. U. (Au? von fachmännischer Seite stammenden wollen unsere verehrten Leser entnehmen, und Der Ec- sich auf daß es unter allen Umstünden ratsam ist, in Mietverträge nicht zu schreiben: Die Kündigung erfolgt am 30. Mürz, 30. Juni, sondern ein fach : Die Kündigung ist eine gesetzliche. Dann kann die Kündigung bis zum 3. "Werktage des begonnenen Vierteljahrs erfolgen und ein ein geschriebener Brief ist unnötig). ch Wie vor kurzem mitgeteilt, soll am I. April dieses Jahres ab auf Wunsch der Versender auf geeigneten Eisenbahnstationen Wasser zum Tränken der Tiere in den Wagen am Zuge bereit gehalten werden, wenn der Zugaufenthalt zum Tränken der Tiere genügend Zeit bietet. Die Staatseisrnbahn- herzog Otto, ist schwerkrank in Schönau reist noch diese Woche nach Aegypten, älteste Sohn, Erzherzog Karl, ist zur holung nach dem Beinbruche, den er beim Schlittschuhlaufen zugezogen hat, stellt, versagten diese Umstande und der G 9 Jahre Zuchthaus. Leipzig. Die in« Braunkohlenrevier fels kündigten an, da bis zum Freitag di nommen haben, entla In Schönefeld bi April eine Koch- und eine Volksküche eröffn jahr stehenden Mädch« ab jede Woche an zw, Haushaltungsunterrich Se. Majestät Kön dem Oberlehrer und ; ' Mutzschen das Verdi, Auszeichnung wurde H vor versammelter Sch wart des Herrn Vors standes, der Geistlich kollegium durch Her Dr. Michel-Grimma s Beim Gutsbesitzer dorf ist eine Kuh c Oschatz. Das Kr Vizewachtmeister Thiei hiesigen Ulanenregime Minderjähriger zu 1 und Degradation. Mädchen, die bei Thu leisteten. Dresden. Auf i stürzte am Sonntag und vier Schiffern be an einem Kettendan aussühren sollte, um, ins Wasser. Drei vo gerettet werden, auch gelang endlich, nachdem mit dem Tode germ Insasse, Kapitän Lind durch Ertrinken. — T Papierfabrik Trips L erschossen. — Am N Uhr wurde die Hur die iir einem hiesigen in einer mit Glasw stündig bewachten Ze! großem Andrang wie Hungerkünstlerin hat r >6 Flaschen Mineraliv und soll nach den Ai 26 Pfund abgenomme sechsmal aufgetreten, d Hungerzeit die längste. Am 27. März voi Papier- und Pappen Vorschuß-Vereins Nied durch Feuer zerstört w Zwickau. Wege wider das keimende Jahre alte, aus Schör arbeitersfrau Thaute g die sich auf eine Z kürzlich vom Landg» Verbrechens wider da einer mehrjährigen Ge Konditor L. Hinkeldei und von diesem ein N hatte, zu zwei Monate Zwickau. Ueber i storbenen Bankdirektor Unterschlagungen fast und der sich auch an ihm verwalteten Kassen dem Lande. Weiter wird mitgeteilt, daß Erz herzogin Maria Josefa schon seit einigen Jahren an Schmerzen im Leibe litt, die ihr meist die Repräsentationspflichten, die sie als erste Dame des Hauses zu erfüllen hatte, sehr erschwerten. Wieweit das Leiden zurückdatiert, zeigt die Tatsache, daß die Erzherzogin bei den Festlichkeiten, die zu Ehren der Hochzeit des Herzogs von Orleans mit der Erzherzogin Dorothea stattfanden, von einem Saale zum andern in der alten Sänfte aus der Zeit der Kaiserin Maria Theresia getragen wurde. Immer verursachte der Erzherzogin auch kurzes Stehen qualvollen Schmerz, sodaß sie nur mit Ueberwindung dem Feste bis zum Ende anwohnen konnte. Die Aerzte konstatierten, daß die Schmerzen von einem Blinddarmlei den herrührten, und die Erzherzogin entschloß sich schon vor drei Monaten die Operation vollziehen zu lassen. Frechheit, die er an den Tag gelegt hat, verurteilt wurde. Er gab dein Richter ohne weiteres zu, die Bemerkung geschrieben zu haben. Er habe das getan, um den Lehrer Sch. zu ärgern, der ihm früher einmal eine Ohrfeige gegeben habe. Herr Sch. selbst konnte sich darin nicht mehr erinnern, möglich sei es aber bei dem öfteren flegelhaften Be tragen des Burschen. Das Urteil lautete auf einen Monat Gefängnisstrafe. Hennig wurde zur Verbüßung dieser Strafe sofort in Haft genommen und abgeführt. ch Vorsicht bei Kündigung durch einge schriebenen Brief. Die meisten Kündigungen erfolgen am 31. März. Dieser kritische Tag steht demnächst bevor. Rach fast allen Miet verträgen ist spätestens am 31. März zu kündigen. Folglich ist die Kündigung auch früher zulässig. Eine am 1. Oktober aus gesprochene Kündigung wirkt sogar, wenn das nicht andere Umstünde ausschließen, für den 30. September nächsten Jahres, vorausgesetzt natürlich, daß '/-jährliche Kündigung verein bart ist; denn gesetzlich gilt '/jährliche Frist und sie kann noch am 3. Werktage des be ginnenden Vierteljahrs erfolgen. Die Form in der gekündigt werden soll, macht oft viel Kopfzerbrechen. Man will ganz vorsichtig sein und schickt einen eingeschriebenen Brief. "Run ist aber der Vermieter oder der Mieter gerade zn der Zeit, wenn der Postbote kommt, nicht zu Hause, der Brief kann nicht abge geben werden und der Briefträger bringt ihn am 1. April; natürlich ist die Kündigung verspätet. Ist dagegen der Brief als ge wöhnliche Postsache aufgegeben, so steckt der Briefträger ihn in den Briefkasten oder gibt ihn dem Dienstboten. Damit ist der Brief dem Adressaten zugegangen; ob dieser ihn am 31. März noch liest, ist gleichgültig; das wäre ihm möglich gewesen und allein darauf kommt es an. Nun ist aber auch diese Form nicht ganz sicher; denn es kann vorkommen, daß der Adressat ebensowenig wie eine andere Person anwesend sind und ein Briefkasten sich nicht vorsindct. Der Briefträger nimmt den Brief also auch wieder mit und bringt ihn erst am I. April, also zu spät. Will man daher ganz sicher gehen, so beauftragt man den Gerichtsvollzieher mit der Zustellung. Man schreibt zwei gleichlautende Kündigungs briefe und übergibt sie dem Gerichtsvollzieher. Findet dieser Beamte irgend eine erwachsene Person in der Wohnung, so stellt er ihr ihn zu; andernfalls hinterlegt er dar Schreiben auf der Post, befestigt an der Tür der Woh nung die Anzeige davon und macht, ivenn möglich, zwei Nachbarn mündlich Mitteilung; Verwaltung hat jetzt als hierzu geeignet folgende Stationen bestimmt: VHorf, Alten burg, Annaberg, Arnsdorf, Aue, Bautzen, Bischofswerda, Chemnitz Hbh., Chemnitz-HilberS- dorf, Döbelit, DreSden-Friedrichst., Dresden Hbh., Ebersbach, Flöha, Freiberg, Geithain, Glauchau, Gößnitz, Großenhain C. G., Groß postwitz, Kamenz, Leipzig I, Leipzig II, Löbau, Meuselwitz, Narsdorf, Niederneukirch, Nossen, Pirna, Priestewitz, Reichenbach i. V. ob. B., Riesa, Rochlitz, Schandau, Werdau, Wilkau, Wilthen, Wurzen, Zittau, Zwickau. Zur Er hebung kommen an Telegrammgebühr für jede Vormeldung 25 Pfg., für die Sendung und für Bereitstellung des Tränkwassers 1 Mark für den Wagen. 4 Die heftigsten Stürme der letzten Tage erinnern daran, daß vor 150 Jahren in unserer Gegend ebenfalls ein starker Sturm geherrscht hat. Das Jahr 1756 war übrigens wie der Chronist berichtet, trocken, weshalb Teuerung herrschte. So stieg damals der Scheffel Weizen auf 4 Taler 8 Groschen, das Korn auf 3 Taler 20 Groschen, Gerste kostetet 3 Taler, Hafer 1 Taler. Die Folge hiervon war, daß ein großer Notstand herrschte. Eine Familie wollte, veranlaßt durch die miß lichen Verhältnisse, nach Amerika auswandern, doch wurde ihr die obrigkeitliche Genehmigung, die damals noch hierzu eingeholt werden mußte, versagt. 4 Auf zum Kampf gegen die Mücken. Wer sich jetzt Mühe gibt, die Decken nnd Seitenwünde seiner Kellerräume zu besehen, der wird dieselben mehr oder weniger reichlich mit Mücken besetzt vorfinden, die nur auf Eintritt der warmen Witterung warten, um ihren Winterschlupf zu verlaffen und uns zu quälen. Jetzt kann man ihnen noch einiger maßen zu Leibe gehen. Man nimmt einen harten, dichten Reisigbesen und fegt die Mücken energisch ab. Man muß sie aber dann rasch zusammen kehren und verbrennen. — Noch einfacher ist es mit einer brennenden Fackel rasch an den Decken und Wänden entlang zu fahren. Dabei gehen die meisten zu Grunde. Durch dieses Verfahren kann die im Sommer so lästige Mückenplage wirksam bekämpft werden. 4 In Deutschland haben im vergangenen Jahre 200 Menschen beim Nachgießen von Spiritus und Petroleum aus gewöhnlichen Kannen oder Flaschen ihr Leben eingebüßt. Diese Tatsache bedeutet für die Hausfrauen und Dienstboten eine ernste Mahnung zur Vorsicht. Zweenfurth. Die Jagdnutzung Zween furth und Borsdorf, zirka 780 Acker Jagd fläche soll Mittwoch, den I I. April nachm. 4 Uhr im Nemlerschen Gasthofe in Zween furth öffentlich im Wege des Meistgebots auf 6 Jahre anderweit verpachtet werden. Leipzig. Der aus Lucin gebürtige Erd arbeiter Marziniak trank mit seinem Logis- geber Berus große Mengen Schnaps und die beiden Männer rangen tchließlich scherzweise miteinander, bis Marziniak von Berus auf den Boden gelegt wurde. Das mag unsanft geschehen sein, denn M. sprang wütend auf und bearbeitete Berus sofort mit dem Messer und ein Stich in die rechte Halsgrube traf B. so unglücklich, daß er alsbald starb. Der I6jährige Sohn des Getöteten ward von M. ebenfalls durch einen Messerstich im Gesicht verletzt, als er seinem Vater helfen wollte. "Wegen Totschlags vor die Geschworenen ge- das deA arbeitenden Klassen, nicht also der Sozialdemokratie, eine Vertretung in der Kammer sichert, und gleichzeitig eine Ueber- flutung der Kammer durch die Sozialdemo kratie auf die Dauer verhindert, so werden ihm nicht nur die sogenannten Gemüßigten, sondern auch die äußerste Rechte freudig zustimmen. Dar Blatt fährt fort: „Trotz dieser Kritik, die natürlich nur bedingt sein kann, weil wir annehmen zu dürfen glauben, daß die Worte des Ministers Grafen Hohenthal nicht richtig wiedergegeben sind, haben mir doch keine Veranlassung, dem Grafen Hohenthal irgendwie unser Vertrauen zu versagen. Wir kennen ihn al? einen seiner Weltanschauung nach konservativen, maßvollen und besonnenen Mann, der das beste will, und der auch für die Bedeutung und die Lebensfragen der Landwirtschaft Verständnis hat." — Berlin. Zur Vermögensregulierung des Herzogs Paul Friedrich zu Mecklenburg wird einem hiesigen Blatte von einer mit dem mecklenburgischen Hofe vertrauten Seite ge schrieben: „Die Zahlungsrückstände, die auch nicht annäherd die wiederholt gemeldeten phan> tastischen Zahlen erreicht haben, haben ihren Ursprung vor allem in Unordnungen innerhalb der Haushaltung gehabt und fallen deshalb gerade dem Herzogpaar viel weniger zur Last, als vielmehr der großen Unübersichtlichkeit und Kompliziertheit ihrer Haushalte an den verschiedenen Wohnsitzen. Bei der Hoch schätzung, die der Großherzog genießt, wird es gerade in den ihm nahestehenden freund schaftlichen Kreisen lebhaft bedauert, daß diese Angelegenheit in so unliebsamer Weise mit einer kränkenden Kritik der Persönlichkeit verknüpft wurde. Es herrscht nach wie vor das innigste Einvernehmen zwischen dein Großherzoge nnd den Geschwistern und Ver wandten, wie dem Großherzogpaare. — Wien. Die Erzherzogin Maria wnrde gestern Abeud ins Sanatorium Löve gebracht nnd heute früh wegen einer Blind darmentzündungoperiert. Die Patientin verweilt bei günstigem Verlaufe der Heilung zwei Wochen im Sanatorium. Ihr Gemahl, Erz Atts Stadt und Land. Naunhof, den 29. März 1906. Naunhof. Einen zweiten Familien abend gedenkt der Schützenbund seinen Vereinsmitgliedern nächsten Mittwoch im Ge sellschaftszimmer des „Rotenburger Erker" zu bieten. Auch diesmal ist seitens des neuen SchützenwirleS, Herrn Weidmann für ange nehme Unterhaltung Sorge getragen, sodaß dieser Abend ein recht angenehmer zu werden verspricht. Naunhof. Große Konzerte stehen für den ersten Osterfeiertag in Aussicht! Wie wir erfahren wiro oer bereits von früher in gutem Andenken stehende Leipziger Ge sangverein „Anakreon" gemeinschaftlich mit dem "Naunhofer Münnergcsangverein ein Kon zert im Gasthof zum gold. Stern veranstalten. Auch unser Stadtmnsikdirektor, Herr Blohm trifft Vorbereitungen zu einein größern Konzert. ch Der sächsische Hof legt vom 28. März bis 4. April wegen des Ablebens der ver witweten Frau Alerandrine von Mecklenburg- Schwerin, geborene Prinzessin von Preußen, Hoftrauer an. 4 Das „Dresdner Journal" gibt amt lich bekannt, daß der feierliche.Schluß des gegenwärtigen Landtages Sonnabend, den 7. April, nachmittags 1 Uhr im Thronsaale des königlichen Schlosses stattfindet. — Die erste Kammer des sächsischen Landtags stimmte gestern dem Verkauf des fiskalischen Areals zur Anlegung eines Truppenübungsplanes bei. 4 Die Matrikularbciträge für Sachsen. Die Matrikularbeiträge, die das Königreich Sachsen zn leisten hat, betragen nach einer soeben vom Reichsamt veröffentlichten Berech nung 16655 295 Mark, 3302 517 Mark weniger als für 1905. 4 Militärvereitts-Erholungsheim. Der Königl. Sächs. Militärvercinsbund gibt be kannt, daß am I. April d. I. das Erholungs heim Lauter im Erzgebirge (Bahnstation zwischen Ane und Schwarzenberg) für immer nnd am I. Mai d. I. das Erholungsheim auf der Festung Königstein aus die Monate Mai bis zum September eröffnet wird. An gehörige Kaineraden der Königl. Sächsischen Militärvcreine, die noch gesund sind, aber auf einige Wochen reiner gesunder Luft bedürfen, wollen sich baldigst bei dem Präsidium in Dresden anmelden, jedoch ist die Anmeldung zuvor bei den Militärvereinsvorständen zu be scheinigen, worauf dann das Präsidium weitere Nachricht an den Kameraden gelangen läßt. Für den Tag wird 40 Pfg. "Wohnungsgeld im voraus erhoben. Die Verpflegung wiro zu ganz mäßigen Preisen auf eigene Kosten der Kameraden in beiden Erholungsheimen gewahrt. 4 Fortbildungsschule»:» zur Warnung teilt das „L. T." folgendes Urteil mit: Der sechzehnjährige Lehrbursche Paul Friedrich Hennig in Wahren besucht die dortige Fort bildungsschule. Als der Unterricht am Abend des 30. Januar beendigt war, schrieb er an die Wandtafel eine Bemerkung, die eine schwere Beleidigung des Lehrers Sch., der an der Volksschule angestellt ist, enthielt. Die Schuljungen lasen die Bemerkung am andern Morgen und machten davon Anzeige. Die Folge davon mar, daß gegen Hennig das Strafverfahren wegen Beleidigung eingeleitet und daß ec in Berücksichtigung der großen ZSewnßte Schuld. Romau von Kurt von Bergheim. 35 Sie hatte sich mechanisch von ihrem Sitz erhoben, er schlang seinen Arm um ihre Taille und fühlte, wie ein Fieberschauer Uber ihren Körper lief. „Mich friert," flüsterte sie. „Eine Folge Deiner Angst," erwiderte er scherzend, indem er die Flasche vom Tisch nahm. „Mit dieser vortrefflichen Arz nei hätte Dein Vater viel Geld verdienen und unseren Mit bürgern einen großen Dienst erweisen können; ich habe ihre wundersame Wirkung erprobt." „Schützt sie wirklich vor der Gefahr?" fragte Carlotta, die letzt willenlos sich führen ließ. „Ich glaube e8," antwortete er; „sie gießt Feuer ins Blut und belebt den sinkenden Mut." „Dann gib mir ein Glas, mich schüttelt der Frost. Ist das schon ein Zeichen . . ." „Unsinn, es ist nur dieAngst, die Dich schüttelt!" „Aber wenn der Vater in dieser Nacht stirbt, reisen wir dann morgen noch nicht?" „Wir reisen jedenfalls," beruhigte er sie, „wir nehmen sogleich im Schlafznnmer die Arznei; sie schmeckt bitter und unangenehm, aber sie verschafft uns einen gesunden Schlaf, und ich vertraue darauf, wir alle drei werden morgen mun ter in den Wagen steigen." „Gott im Himmel wolle es geben und uns gnädig beschir- men!" seufzte sie während sie, von ihm geführt, ins Haus hinein ging. * * Am Morgen nach diesem Abeud war Bianka Morosini, die hübsche Tochter der Wirtin, schon beim Tagesgranen aus dem Bette gestiegen, um iu der dumpfen Schänkstube die Spuren des gestrigen Zechgelages zu beseitigen. Seit dem Ausbruch dieser Seuche wurde die früher we nig besuchte Osteria nicht mehr leer, teils kamen die Gäste, »im das Geld, daß sie noch besaßen, zu vertrinken, da sie vor ihrem nahe»» Ende keinen besseren Gebrauch davon zu ma chen wußten, teils fühlten sie das Bedürfnis, dem Schrecken in der Stadt aus dem Wege zu gehen und mit anderen über die Ursache » und die Fortschritte der Epidemie zu plaudern. Und Luigi Pirani, der erfahrene alte Herr, der vom frü hen Morgen bis in die Nacht hinein hier vor seiner Flasche Rotwein saß, bildete stets den Mittelpunkt, um den die Gäste sich gruppierten, dessen weisen Reden sie lauschten, die immer darin gipfelten, daß die Aerzte Dummköpfe seien, denen man nicht einmal das Leben eines Hundes anvertrauen dürfe. Bianka schien vor dem Würgeengel keine Angst zu hegen, sie trällerte ein lustiges Liedchen, während sie die Fenster öff nete, die Tische abwusch und die Gläser und Flaschen am Brunnen hinter dem kleine»» Hause reinigte. In ihrem Gesang wurde sie plötzlich durch eine heisere Stimme unterbrochen, sich umschaueud, blickte sie in das verzerrte Ge sicht des reichen Herrn von der Leyen, der sie mit dem star ren, ausdruckslosen Blick eines Verzweifelnden ansah. „Um der heiligen Madonna willen, Signor, »vas ist geschehen?" fragte sie bestürzt. „Wo ist Deine Mutter, Mädchen?" erwiderte er und Trä nen schimmerte»» jetzt in seinen Augen. „Soll ich sie rufen?" „Ich bitte darum " Bianka eilte ins Haus, Walter folgte ihr und ließ sich im Schänkzimmer auf eine Bank nieder, er stützte das Haupt auf beide Arme und blickte starr vor sich hin, unaufhörlich rannen die Tränen über seine Wangen. So fand ihn Frau Morosini, als sie ans ihrem Schlafge- mäch herbeieilte, und sie erschrak bei seinem Anblick. „Der Tod ist in meinem Hause," sagte er dumpf mit ge preßter Stimme. „Luigi Piraui hat ihn gestern abeud hin- eiugebracht." „Signor Piraui tot?" rief die Wirtin entsetzt. „Er klagte gestern abend schon, als er unser HauS ver- ließ," erwiderte Bianka, kurz vorher noch hatte er gesagt, er sei gegen die Krankheit gefeit, ihn» könne sie nichls anhaben " „Gott vergebe ihm seine Sünden!" sagte die Wirtin, die fleischigen Hände faltend, „er hat viel gelästert, Gottesfurcht kannte er nicht." „Und Euer Wei»» hat ihm den Todesstoß gegeben," ver- setzte Walter vorwurfsvoll. „Signore, mein Wein ist rein und echt." „Ich glaube es, aber mein Schwiegervater trank zu viel davon." „Er schmeckte dem alte»» Herrn so gut," sagte die Wirtin, mit einen» Zipfel ihrer Schürze über die Augen fahrend. „Gott schenke seiner Seele den ewige»» Frieden!" „Und auch der Seele meiner teuren, unvergeßlichen Gat- tii»!" schluchzte Walter, das Antlitz mit den beiden Händen verhüllend, „sie ist ihrem Vater gefolgt." Die Wirtin »nid Bianka wäre»» eine geraume Weile stumm und starr vor Entsetzen, dann brachen sie ii» laute» Wehkla- gen aus. Ware»» auch durch die vielen plötzlichen Todesfälle die Gemüter einigermaßen stumpf geworden, durch die Nach- richt, daß die schreckliche Seuche schor» in der nächsten Nähe sich eingenistet hatte, mußten sie aufs tiefste erschüttert werden. „Habe»» Sie der» Doktor Rikardi nicht gerufen?" fragte Bianka, die zuerst ihre Fassung wieder fand. „Welche Hilfe hätte er bringen können?" erwiderte Wal- ter, mit ratloser Miene das Haupt wiegend. „Mein Schwie gervater starb mir unter den Händen, ich gab ihm die Arznei, die er selbst bereitete und von der er mit Zuversicht Rettung erwartete Carlotta wollte sich nicht beruhigen lasse»», ich dankte dem Himmel, als sie erschöpft endlich einschlief. In der Nacht wurde ich geweckt, Carlotta stöhnte und wand sich iu Krämpfen, ich sprang auf und kleidete mich an, nm den Arzt zu rufen, es war schon zu spät, die brechenden Augen sähe»» mich noch einmal an, als ob sie mir danke»» wollten, dann war es zu Ende!" „Entsetzlich!" stöhnte die Wirtin „Sie müssen nun sorgen, daß die Leiche»» aus dem Hause kommen." „Wollen Sie mir diesen Dienst leisten?" unterbrach er sie bittend. „Um der Madonna willen, verlangen Sie das nicht von mir! Ich rühre die Leichen nicht an." „Nein, nein, wenn Sie nur die Särge kaufen und mir die Leute schicken wolle», die sich mit dem Transport zum Friedhof befassen. Der Doktor Rikardi soll auch komme»», uin die Tvten- scheiue auszusertigen; ich kam» alle diese Gänge nicht machen, die Knie brechen unter mir zttsammeü." „Gern will ich das alles Ihnen besorgen," versetzte die Wirtin, „nur verlangen Sie nicht, daß ich Ihr Haus betrete, so lange die Leichen darin liegen. Sie wollten ja heute ab- reisen." 133,20 I Romai Walter hatte sick die HauStür und schar hinaus. „Heute oder morg Slimme bekundete st greifen, daß ich iu d« mag." „Verlassen Sie ei Sie ereilt!" rief Bv „Wer keine Fnrä vorbei," sagte Walte» schlug er wieder bei» Als er das Hau Tür, der ihn und se sollte. Er verständigte nachdem er ihm ein erklärte dieser sich ber< Morgen zu warten. Walter ließ das 6 und zog sich in sei»»! kunft des Doktors I Doktor besichtigte die lassen, fertigte die 3 messenes Honorar ir einigen SegenSwüusch als sehr verständig u uete. In derselben Sti den Friedhof gebrach Grabhügel über ihnei Walter schloß sei»» dem Kutscher besohle». Die Wirtin führ! In der Schankstub bediente. „Alles ist vorbei nachdem er ein Glai
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