122 —— findet nur statt, wenn er beim Fressen beschäf tiget, oder nicht hungrig ist, und wenn er noch nie Menschenfleisch versucht hat. Folgendes Beispiel über den Charakter dieses Thieres ist der Berührung werth. Ein hollän discher Colonist, Namens Gcrtschupen, befand flch mit einigen seiner Landsleute auf der Jagd, und näherte sich, um zu trinken , einer Quelle, die — wie sie dort gewöhnlich alle W hohem Schilfe umgeben war. Kaum befand er sich am Rande derselben, so stürzte ein un geheurer Löwe auf ihn zu, und packte ihn am Arme, statt mit dem wilden Thiere ringen zu wollen, was ihm mehr schädlich als nützlich gewesen seyn würde, blieb dieser Mann kalt blütig »np hielt ganz still; der Löwe that das selbe, und drückte — ohne den Arm aus seinem Rachen zu lassen — von Zeit zu Zeit die Augen zu, als könne er den Anblick seiner Deute nicht ertragen. Der Holländer schrie um Hilfe; aber feine Gefährten » obgleich bewaffnet , flüchteten sich auf einen nahen Felsen. Der arme Jäger sah sich also gänzlich verlassen, und konnte keine andere Rettung erwarten , als von sich selbst: er zog also ein langes spitziges Messer, Womit dort Jedermann bewaffnet ist, und stieß es dem Löwen mit solcher Gewalt in den Leib, daß das Thier zusammenstürzte; aber in seinem Todcskampfe zerriß es dem Holländer noch Arm und Druff, so daß auch er einige Zeit nachher an seinen Wunden starb. — Die Löwenjager behaupteten , daß er Unrecht gethan habe, so bald die Geduld zu verlieren, und daß, wenn er noch einige Zeit unbeweglich geblieben wäre, der Löwe ihn selbst losgekassen haben würde. — Mehrere ähnliche Beispiele scheinen zu beweisen, daß, wenn die Eingebornen jener Gegenden so vft das Opfer dieser Thiere werden, sie es allein ihrer Feigheit zuzuschreibrn haben; denn sobald sich ihnen nehmlich ein Löwe nähert, zerstreuen sie sich nach allen Seiten, und geben ihm so gewonnen Spiel, statt gegen ihn sich zu vereinigen; auch treiben sie die Verworfen heit sogar so weit, daß sie die Aeltestcn und Schwächsten unter sich gleichsam ansstoßen und zur Beute dieser wilden Thiere bestimmen, nur um einige Monate länger ihr eignes elendes Leben zu fristen. Vermischtes. Der Wollmarkt zu Heilbronn hat die Erwar tungen übertroffen: es fehlte nicht an Käufern; die Landwolle wurde zu 29 bis zz fl. der Ccnt- ner, die veredelten Gattungen zu 44 bis 90 fl. verkauft. Man empfiehlt die wilden oder Roßkastanien als ein vorzügliches Futter fürs Rindvieh. Man gibt sie dreimal des Tages frifch.gequetscht oder gedörrt, gröblich gefchroten und angefeuchtet. Die königi. Stadt-Direction in «Stuttgart hat die Biere sämmtlicher Bierbrauer von Sach verständigen in Hinsicht der Gesundheit und Güte genas untersuchen, und den Befund ohne Schonung nebst dem Namen der Brauer öffent lich bekannt machen lassen. Eins' der bewundernswürdigsten Dauwerke unserer Zeit ist die kürzlich vollendete Ketten brücke von England nach der Insel Anglesca, Hoch m der Luft, hundert Fuß über dem to benden Meer schwebt eine 500 Fuß lange Drücke, auf der zwei Lastwagen bequem einander aus- weichen können. Hn junger Mensch in Haag (Niederlanden), der sich thätlich an seiner Mutter vergriffen hatte, wurde daselbst zu sechsjähriger Zucht- hGsstraft verurtheilt. — Zu Paris versuchte kürzlich ein junger Mann, dvrch die Fenster in die Zimmer der Herzogin v«n Derr» einzndringeu. Festgenommen und befragt, was er wolle, erklärte er, daß er Ribiere heiße, aus Rouen komme, und den König um die Hand der Herzogin von Terry bitten wolle. Dieser unternehmende Liebhaber ward sofort ins Irrenhaus gebracht. Da es mit der englischen Lotterie vorbei ist, so hat der große londner Collecteur Bish das Drurylane-Thcater zu 12,500 Pfund Sterling (75,000 Thaler) jährl. Pacht übernommen.