Suche löschen...
Sächsische Elbzeitung : 23.05.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-190805238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19080523
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19080523
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1908
- Monat1908-05
- Tag1908-05-23
- Monat1908-05
- Jahr1908
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 23.05.1908
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Herr Löwe tret soeben wieder in die Gaststube und sagte zu Peters, der da beim Glase Grog saß: „Der Doktor hängt mir noch so in seinem Pelz. Der Mann macht's nicht mehr lange. Er sieht kümmerlich ans." „Schon möglich," meinte Peters, der seit jenem Abend nicht mehr der alte fidele Zecher war. — Wohl traut er mehr noch als früher, aber der Frohsinn war geschwunden. Löwe hatte er die dreitausend Mark aus bezahlt, und nun befand er sich ganz in dieses ihm selber höchst widerlichen Menschen Klauen. In seinem Benehmen gegen Elsbeth war ebenfalls vieles anders geworden, so das; dieselbe gelegentlich offen aussprach: „Der Peters, glaube ich, könnte noch einmal ein leidlich guter Mensch werden, wenn er eine ordent liche Frau bekäme." — — Derselbe müßte, so meinte sie, im Grunde seines Herzens sogar recht sanftmütig fein, trotz allen Polterns und aller äußeren Rauheit. Halle sie da ja doch neulich mitaugehört, wie der hämische Oheim ihn durch allerlei niederträchtige Bemerkungen furchtbar reizte, ohne daß er sich rächte. * * * Wocheu und Monate vergingen. Schon jährte sich das schreckliche Ereignis, das Els beth ihr Liebstes auf Erdeu geraubt, zum zweiten Male. Man hatte ihr gesagt, Albert lebte glücklich drüben in Amerika, wo er sich in eine Farm eiugeheiratet. Der alte Kapitän Sauermann, der ein nicht seltener Gast in der „Waldhallo" war, wollte ihn in New Porl selber ge sprochen haben. - Wieder und wieder ließ Peters sie merken, daß seine Liebe zu ihr uoch immer nicht erloschen, und eines Tages, als er sie ganz allein in der Gaststube traf, da sagte er, uud die Worte schiene» nicht ganz leere zu sein: „Mein liebes Fräulein, ich weiß, daß Sic mich nicht lieben, weil Sie mich verkennen. Aber ich würde Ihnen, falls Sie versuchen wollten, mir auch nur ein ganz klein wenig gut zu sein, geloben, von der Stunde au ein ganz neues Leben zu beginne». Ich würde alles tun, was Sie mir befehlen. Sie sehen, »reine Liebe war von Bestand, sie. ist heilte noch ebenso stark, Ivie damals, als ich Sie am erste» Tage sah. Uud sie gilt »ur Jh»en ganz allei» ... Wie leicht könnte ich eine andere finden, ich, den »ran den „reichen Peters" nennt. O, Elsbeth, haben Sie Erbarmen, werden Sie mein Weib. Ich muß anders werden, besser, dieses Sündenleben ist mir zuwider." Diese Worte machten Eindruck auf Elsbeth. Es lag iu den wässerigen, immer schwimmenden Augen so etwas Eigentümliches, Bittendes, daß sie nicht hart sein und ihn schroff abweisen konnte. Sie antwortete ruhig und sanft: „Herr Peters, es ist besser so. — Es würde unser beider Unglück sein." Da mit ging sie hinaus. Tante Aurora kam ihr entgegeu und rief: „Kind, du sollst schnell nach der Stadt kommen, zu Doktors. Das Mädchen war eben mit verweinten Augen hier." „Der Vater ist tot!" Das war alles, was die kleine Lucie Scholinus, die Elsbeth schluchzend entgegenkam, hervorzubringe» vermochte. „Helfe» Sie u»s," flehte das kaum zehnjährige Kind. „Mutter ist gauz kopflos; wir fürchten, sie wird auch sterben !" Und mm umstanden alle Kinder die treue Freundin und schaute» sie a», als köimte sie allei» Nat u»d Hilfe schaffe». Wie schttitt das dem guten Mädchen in die Seele! Auch die Frau Doktor, die wie geistesabwesend vor sich hinbrütete in tränenlosem Schmerz, verlangte in einem lichten Moment nach Elsbeth. Draußen aber stand ein barscher Manu, der sie dringend aufforderte, zu einer kurzen Unterredung her- auszukommeu. Es war der Hauswirt, dem Scholinus bereits seit drei Monateu die Miete schuldete. „Was soll nuu werden?" fragte er das junge, ihn: als Freundin der Familie wohlbekannte Mädchen. — „Machen Sic sich noch heute daran, alle etwaigen Ausstände, des Verstorbenen emzuzieheu, damit ich wenigstens meine Miete bekomme. Das übrige mag das Gericht regulieren. Kann ein großes Elend werden! Der Verstorbene hat den Seinen nichts als Schulden hinterlassen. Passen Sie auf, die ganze Gesellschaft spaziert ins Armenhaus —" „Pfui!" sagte Elsbeth verächtlich. „Da sei Gott vor! Noch ist es uicht soweit!" Damit wandte sie sich ab und gab sich alle Mühe, einige Ordnung zu schaffen. „Meine armen, armen Jungen!" hörte sie die Frau Doktor stöhnen. „Mit dem Ghmnasium ist's vorbei. Nun können sie Laufburschen werden. O Gott, o Gott, welch ein Elend! Was soll aus uns werden!" Am Abend kehrte Elsbeth traurigen Herzens heim. „Wäre man doch reich!" seufzte sie still vor sich hin. „Ja, was könnte man für Tränen trocknen. Wie schön müßte das sein! — Könnte ich doch diese guten Menschen wieder fröhlich machen! — — Und drüben der alte Ullmann soll vor dem Bankerott stehen. — Könnte ich doch auch den, helfen! — Ja, das Geld, das Geld, Fluch und Segen haftet an ihm . . .!" Und wie sic so sann und grübelte, da fiel ihr Peters wieder ein, der rohe Trunkenbold, der heute ernstliche Reue zu empfinden schien. Er saß noch in der Gaststube, als sie heimkehrte, und zwar ganz nüchtern, mit schwermütigem Gesicht. Er begrüßte sie höflich und fragte, wie es bei Dok tors ginge. „Hm, tut mir aufrichtig leid," erwiderte er dauu. — „Fräulein Elsbeth, was »rein ist, könnte auch das Ihrige sein," sprach er dann, als sie für einen Augenblick allein waren. „Wenn Sie »rein Weib werden wollte», so kö»»ten Sie durch gute Werke sühue» helfe», was ich gesündigt —" Da traten neue Gäste ein, und Elsbeth ging, dieselben zu bedicneu. Peters Worte branuteu ihr auf der Seele .. . Wenn sie nun ihre Jugend, ihr ganzes Ich opferte, um audere glücklich zu mache»! — Wem» sie des ungeliebten Mannes Weib würde! ^Fortsetzung folgt.» Ein Gedenkblatt — Wahrer Liebe Sieg. Bon Kerimcc Hanoum. (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Baro» voll Koller war, als er Tilli heiratete, Lega- tionssekrctär gewesen, hatte jedoch, zum Kummer der Gattin, bald seinen Abschied genommen und war auf seine Güter gezogen. Dort war ihnen denn der einzige Sohn und Stammhalter, Joseph von Koller, geboren worden. Seit drei Jahren erst hatten sich Kollers eine Villa im Tiergarten gekauft, da ihr Sohu, ihr Stolz, ihre Freude, in Berlin im Ministerium arbeitete, um dereinst in die Karriere des Vaters zu treten. Baronin Koller, eine vollendete Weltdame, klug, schön, elegant, war beliebter wie der Gatte; man rühmte ihr Sanftmut uud mehr Herz uach als dem Barou, der uur seine» Interessen, dem Sport und auch schöne« Frauen lebte. Sie war immer mit dem abgöttisch geliebten Sohne wie ein guter Kamerad gewesen, sie waren zusammen gereist, ausgegange», und Sepp bewunderte aufrichtig seine schöne Mutter. Nur in letzter Zeit hatte dies innige Verhältnis einen Niß erhalten, der drohte, größer und größer zu werden. Unheimlich drohend schien heute die Stimmung. Die Baronin drehte nervös eine Zigarette zwischen de» fei»c» Finger» und sah ab »»d zu »ach dem Fenster hinüber zu Sepp. Plötzlich trat derselbe vor die Eltern hin und sagte einfach: „Sogleich werdet ihr begreifen, warum ich in diesem Sommer uoch lieber als voriges Jahr in Berlin bleiben will."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder