Suche löschen...
Nachrichten für Naunhof und Umgegend : 14.05.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787861864-192205141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787861864-19220514
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787861864-19220514
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNachrichten für Naunhof und Umgegend
- Jahr1922
- Monat1922-05
- Tag1922-05-14
- Monat1922-05
- Jahr1922
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Hisst enm Naunhof. Uhr W. Rothenburger P * Erker. Der Vorstand. 2e5e!l8cst2ft iker 8to8e. nd 2 jährigen Knoben ) gesucht. Angebot? nter„W. . dieses Blotter. jdsemhre s und Lentrolfeuer 6 kaust zu höchsten Preisen »vrt ZAvekor t Telefon 7t. Sie schon Leser des HN ch 'vV Romans 4 Vermkdtun^ er- !8cbenke tunken Ibauer u. ?rau 12 Leb. 8cbulr ru scktsAenI 18 beute Oott viexer- Orok- k Pi8toi'iu8 eicb. r geb. H3n»el Norin« uerkitu« «u8 «lall. Beilage zu den Nachrichten für Naunhof. Nr. 56 Sonntag, den 14. Mai 1922. 33. Jahrgang 2. Jahreshauptversammlung am 7. Mai in Colditz. Der von herrlichem Wetter begünstigte Sonntag hatte eine große Anzahl Verbandsmitglieder mit Angehörigen in das althistorische Muldenstädtchen Colditz geführt. Bereits 9 Uhr vorm. begann im Schützenhaur die i Sitzung des geschäftsführenden Vorstandes, in der die Tages- ordnung für die Jahreshauptversammlung besprochen und die Referate zu den einzelnen Punkten der Tagesordnung ! verteilt wurden. j Um (( Uhr tagte ebenfalls im Schützenhaus die Ge ! samtvorstandsfitzung, an der die Grtsgruppenvorfitzenden mit ihren Kassierern und Beisitzern teilnahmen; es handelte sich zunächst darum: i (. den Untergruppen Falkenhain und Machern die Selb- § ständigkeit als (Ortsgruppen zu verleihen. 2. den Antrag der Ortsgruppe Grimma betr. Anlegung i einer ,,schwarzen Liste" über die im Verbandsbezirke befindlichen säumigen Zahler zu beraten. Zu t wurde den rührigen Untergruppen die Ligenschaft als ! „Ortsgruppe" verliehen und die anwesenden vor- ! sitzenden Kaufmann Otto Gründel, Falkenhain und Baumeister Arthur Döbler, Machern im Namen des ' Gesamivorstandes begrüßt und beglückwünscht. Zu 2 wurde nach ausgiebiger Aussprache der Antrag, die Lists in der Monatsrundschau zu veröffentlichen, ab gelehnt. Beschlossen wurde aber, bei den Ortsgruppen- vorsitzenden und in der Verbandsgeschäftsstelle eine solche Liste zu führen und hier den Mitgliedern zur jeweiligen Einsichtnahme zur Verfügung zu halten. ; Den wichtigsten Teil dieser Sitzung bildet die Beitrags- regelung. Der geschäftsführende Vorstand beantragt die Erhebung von gleitenden Beiträgen, und damit die Aende- i rung der Satzung § - Abs. 3 wie folgt: „Die Monatsbei- träge an den verband entsprechen für jedes Mitglied ein- , schließlich l Lehrling dem Betrage des jeweils geltenden Durchschnittsstundenlohnes. Dazu kommt für jeden weiteren Angestellten, den das Mitglied in seinem Gewerbebetrieb be- ° schäftigt, ein Zuschlag von (0°/g des Durschnittsstundenlohnes monatlich; jedoch wird dieser Zuschlag nur für 20 Ange stellte erhoben. 2 Lehrlinge zählen für ( Angestellten. Die Höhe des jeweils geltenden Durchschnittsstundenlohnes wird vom geschäftsführenden Vorstand in den ersten 8 Tagen jedes Vierteljahres festgesetzt und in der Verbandszeitung veröffentlicht". Nach reger Aussprache, an der sich die anwesenden Gruppenvorsitzenden sehr beteiligten, wurde dieser Antrag angenommen. vom l. April d. Is. ab sind nunmehr an Stelle der Mitgliedskarten Mitgliedsbücher eingeführt, in die für jeden Monatsbeitrag eine Marke zu kleben ist. Die Art des Kas sierens mit Marken wurde mit den Kassierern an der Hand ausgegebener Tabellen besprochen. Kur; nach r Uhr schloß der Vorsitzende die arbeitsreiche Sitzung. Kurz vor 1,2 Uhr war der große Saal des Schützen- , Hauses dicht gefüllt und der Verbandsvorsitzende, Herr Find eisen, eröffnete die 2. Jahreshauptversammlung. Das wur- zener Männerquartett leitete mit dem Liede „Brüder schlagt ein" die Hauptversammlung ein. Zn der Eröffnungsansprache gab der Vorsitzende seiner Freude über die rege Teilnahme Ausdruck und wünschte der Tagung einen günstigen Verlauf zum Nutzen des Verbandes. Herr Drogeriebesitzer C. Braun, Vorsitzender der gastgebenden Ortsgruppe Colditz, begrüßte die Ehrengäste, Mitglieder und Angehörigen im Namen der Colditzer Ortsgruppe. Zm Namen der Gäste dankte Herr Bürgermeister Liebert für die Einladung und wünschte eben falls der Tagung vollen Erfolg. Nun ergriff Herr Syndikus Weber vom tandesausschuß des Sächs. Handwerks das Wort und überbrachte die besten wünsche des Landesaussckuffes für erfolgreiche Beschlußfassung und ein weiteres Erstarken unseres verbandet. Er gab Auf- klärungen über die Verhältnisse des gewerblichen Mittel standes. Sodann äußerte er sich in hochinteressanten Aus führungen zu den brennendsten Tagesfragen des gewerblichen Mittelstandes. Er schloß seinen packenden, oft von lebhaften Beifallskundgebungen unterbrochenen Vortrag mit einer Mah nung an die Versammlung, den Führern des gewerblichen Mittelstandes vertrauen zu bewahren und restlos die Mittel zu bewilligen, welche benötigt werden, um die Organisation lebensfähig zu erhalten; der außerordentlich starke Beifall zeigte, wie sehr die Zuhörer mit seinen Ausführungen ein- verstanden waren. Der vom Syndikus Dr. Drescher darauf erstattete Zahres- bericht zeigt, welche gewaltige Arbeit geleistet worden ist. Den Kaffenbericht erstattete Bücherrevisor Oehm; die Bilanz lag in vielen Exemplaren im Lokale verteilt aus. Der verband ist mit den zur Verfügung stehenden Mitteln aus gekommen, konnte jedoch die (92 t aufgenommene Darlehns- schuld von Mk. 7000.— noch nicht abstoßen. Dem geschäfts führenden Vorstande und dem Buchführer Herrn Sekretär Beylich wurde einstimmig Entlastung erteilt. Dem Vorsitzenden und dem geschäftsführenden Vorstand widmete Herr Stadtverordneter teidenberger, Wurzen im Namen aller Mitglieder herzliche Worte des Danker für ihre restlose, opferfreudige und erfolgreiche Tätigteit. Bei den darauf vorgenommenen Wahlen schieden satzungsgemäß 2 Mitglieder des geschästsführenden Vorstandes durch tos aus; und zwar die Herren Max Heinze, Wurzen und Carl Braun, Colditz. Auf Vorschlag des Ortsgruppen- vorsitzenden Hanke, Brandir wurden beide Herren in Aner kennung ihrer selbstlosen Mitarbeit einstimmig wiedergewählt. Ferner wurde Herr Kaufmann Kurt Wendler, Naunhof als Vertreter der Ortsgruppe Naunhof als Mitglied des ge schäftsführenden Vorstandes gewählt. Der gedruckt ausgelegte Haushaltplan erfordert Mark soo. sodaß unbedingt zu einer Beitragserhöhung ge ¬ schritten werden muß. Herr Julius Engelmann, Grimma er läutert den Haushaltplan im einzelnen. Nach allgemeiner Aussprache wird die Satzungsände rung ß 9 betr. gleitende Beiträge einstimmig mit Wirkung vom t. 4 22 ab beschloßen und die Festsetzung des Satzes auf zunächst t2.— Mk. monatlich als den geltenden Durch schnittsstundenlohn angenommen. Dis Verbandszeitung soll weiter in derselben Form wie bisher bestehen bleiben und den Mitgliedern kostenlos zuge stellt werden. Herr Bücherrevisor Gehm gab Auskunft über die seit 1. Zanuar 1922 bestehende Gewerbebank mit Geschäftsstelle in Colditz und forderte die noch fernstehenden Mitglieder auf, sich als Genoffen anzumelden und das Znstitut, welches alle bankmäßigen Geschäfte betreibt, rege zu benutzen. Im Zuli wird verband und Gewerbebank im eigenen Grundstück Markt 5 in Grimma seine Pforten öffnen. Kurz vor 6 Uhr erklärte der Vorsitzende die Versammlung mit Dankesworten für treues Mitarbeiten für geschloffen. Das wurzener Männerquartett schloß dann die Ver anstaltung würdig durch ein herrliches Lied ab. während der Tagung hatten Mitglieder der Colditzer Ortsgruppe den Angehörigen die Sehenswürdigkeiten von Colditz gezeigt. Gegen 7 Uhr versammelte man sich zu einem Abend kommers im Wettiner Hof. Außer Chorgesang, musikalischen und humoristischen Vorträgen unterhielt das äußerst beliebte Männerquartett die Versammlung aufs Beste und verschaffte den Zuhörern wahren Kunstgenuß. Manche Reden wurden noch gehalten und aus aller Munde war zu vernehmen: ,,Es war herrlich in Colditz". Möge dieser gute Geist, der die Colditzer Tagung beherrschte, Früchte tragen zum Wohle des Verbandes. wir können jedenfalls behaupten: Wer nicht in Colditz war, hat viel verpaßt. 8. Deutscher Reichstag. - * - <7L. B erli n, 12. Mai Heute wurden, bevor man die Beratung deS Haushalt- des Reichsverkehrsmiwisteriums fortseyre, Kleine Anfra gen erledigt. Auf eine Frage nach dem Erlaß eines Am nestiegesetze- antwortet« ein Regierungsvertreter, daß die Nachprüfung der Urteile der Sondergerichte im Juni beendet sein werde. Dann werde die Frage der Amnestie zu erörtern sein. Abg. Graef-Thür. (Deutschn.) beschwert« sich darüber, daß in der D e l e g a t i o n und dem Sachverständigenkollegium bei der Genueser Konferenz ein Drittel Juden seien, wäh rend der Anteil der Juden in der Gesamtbsvölkerung nur 1 von 100 betrage. Daraus erwiderte Gesandter v. MuthiuS, bei der Auswahl der Herren für Genua sei die Religion--- und Raffenzugehörigkeit nicht einzeln geprüft worden. Ergänzend fragte nunmehr der Abg. Graef: Will etwa die Reichsregie rung behaupten, daß die erfahrenen Sachverständigen vorwie gend in der jüdischen Bevölkerung zu finden seien? Das wäre ein Armutszeugnis für die deutsche Bevölkerung. Eine Ant wort daraus blieb aus. Die Weiterberatung deS EisenbahuetatS wurde eingeleitet mit einer Rede des Abg. Dr. Queffel (Soz.), der u. a. betonte: Die Sozialisten werden unter keinen Um- ständen die Reichsbahnen einer Aktiengesellschaft von Privat kapitalisten ausliefern, selbst dann nicht, wenn sie nach ihrem vollen Wert bezahlt würden. Der ReichSverband der Indu strie verlangt aber in seiner Denkschrift die Reichsbahnen ge radezu geschenkt. DaS Hauptübel ist der übergroße Material- und Personalverbrauch der Eisenbahn. Die kommunistischen Redensarten von den „Lohnsklaven" der Eisenbahn werden schon dadurch widerlegt» daß von Ostern biS Pfingsten 100 Milliarden zur Aufbesserung der Beamtengehälter bewilligt worden seien. Mehr kann man den Steuerzahlern kaum zu- muten. Leider sei der Personalabbau auf die Arbeiter be schränkt geblieben. Der Redner verlangte auch einen Abbau deS Beamtencrpparates und erklärte schließlich, daß an dem ge setzlichen Achtstundentag« unbedingt festgehalten werden müsse. Reichsverkehrsminister Groener: Da- finanziell« Ergebnis der Reichsbahn ist tn diesem Jahr« wesentlich günstiger als im Vorjahre. Einer Streikg«- fahr bei der Eisenbahn wird mit aller Entschiedenheit vorge- veugt. (Lebhafte Ruf« der Kommunisten: „DaS glauben wir!*) An dem Aktienkapital der Schlaswagengesellschast sind wir stark beteiligt. Wir schaffen auch reichseigene Schlafwagen. Da- Gutachten des Reichsverbandes der Industrie n«hme ich sehr ernst. Neue Reichsbahnen werden jetzt nicht gebaut, sondern eS werden nur die von den Ländern begonnenen Bauten vollendet. Der Löwenanteil fällt auf Bayern. Ich habe verfügt, daß au- Anlaß de- EtreikeS kein« wetteren Disziplinarverfahren mehr «in- geleitet werden sollen. Abg. Geißler (D. VolkSP.): Die Auffassung, daß den B«- amten das Streikrecht zusteh«, wird nicht nur von den Unab hängigen, sondern auch von den Sozialdemokraten, also ein» Regierungspartei, vertreten. Mit solchen Anschauungen kön nen wir ein pflichttreue- Eisenbahnpersonal nicht erhalten Leider steht die Mitschuld d«r Regierung am Eisenbahnerstreik fest. Sie hat viel getan, um die Streikagitation zu begünsti gen. In di« Reihen der Lokomotivführer ist große Erbitterung dadurch getragen worden, daß die Regierung ihr Versp c^en, die Lokomotivführer mit den Assistenten gleichzustellen -ncht gehalten hat. Durch die falsche Methode der Regierung der gute Geist des LokomotivführerstandeS allmählich nieder^ ickt worden. Gegen einen Beamtenstreik muß sich jeder Stoa ich ein sozialistischer, mit allen Mitteln wehren. Der Vc -- Minister hat ausgerechnet Herrn Menne als Borsitzend »er Reichsgswerkschast zum Dienst für diese Gewerkscho ' ir- laubt, obwohl Herr Menn« 1919 der Führer eines ' y- nerputsches in Erfurt war. Durch dir Begünstiguns ,ol- chen Mannes hat sich der Minister in gewissem mit- schuldig an dem Eisenbahnerstreik gemacht. Die emo- kratie als Regierungspartei ist in noch höheren' - mit schuldig, denn ihre Führer bejahen va» Bea .ikrecht. Weil di« Beamten nur durch vi« Unges -chkeit der Regierungin den Streik getriel. oen sind, ersuchen wir die Regierung, bet schärfster D, . hnuna der Richtlinien doch die größt« Mild« gegen die am Streik Be teiligten walten zu lassen. Ab«. Breunig (U.-Soz.) machte geltend, daß man Streik» nicht durch die Technische Nothilfe bekämpfen könn«, sondern allein durch ausreichende Bezahlung Die Eisenbahner wür- den sich den Achtstundentag nicht nehmen lassen. Da die Sifen- dahnverwaltung bei d«r Vergebung von Aufträgen einzeln« Jnteressenvcrbände bevorzuge, habe sie an ihrer Übervortei lung und Au-deutung selber schuld. Nach weiteren Ausführungen der Abgeordneten Seibert (D. Bolksp.) und Bartz (Komm.) wurde die allgemeine Aus sprache geschloffen. Das Gehalt des Ministers wurde hieraus bewilligt, und man fuhr in der Etnzelberatung des Haushalts fort. Oie Brot -Zuschuß-Steuer. AuS landwirtschaftlichen Kreisen ist mit aller Ent schiedenheit darauf hingewiesen worden, daß, wenn die Regierung in irgendeiner Form eine Verbilligung von inländischem Getreide beabsichtigt, diese Last nicht wieder von der landwirtschaftlichen Bevölkerung allein getragen werden dürfte, daß vielmehr hier die Allgemeinheit ein treten müßte. Als gangbarer Weg war hierfür eine Brot- Zuschutz-Steuer vorgeschlagen worden. Die Brot- Znschuß-Steuer müßte entsprechend dem Einkommen mög lichst gestaffelt aufgebracht werden, unter Schonung der Mindereinkommen, insbesondere der kleinen Rentner. Dieser Vorschlag hat in der Öffentlichkeit mehrfach inso fern Ablehnung erfahren, als die Möglichkeit der Durch führbarkeit bezweifelt wurde. Die Beschränkung der Ausgabe der Brotmarken an Minderbemittelte kann Schwierigkeiten jedoch nicht machen, auch nicht eine etwaige Verschiebung der Bedürftigkeits- grenze. Sobald sich die Bedürftigkettsgrenze infolge der Geldentwertung nach oben verschiebt, wird von Zeit zu Zeit die Grenze für die Kartenberechtigten nach oben, wenn uns das Glück einer Besserung des Geldstandes unserer Mark blühen sollte, nach unten verschoben. Nur bureaukratische Schwerfälligkeit und sagen wir einmal „Bequemlichkeit" können hier Schwierigkeiten sehen! So bald nur der gute Wille da ist, wird sich auch schon ein Weg finden! Dann findet sich in der Presse mehrfach eine Bemänge lung der errechneten Sondersteuer von 30 Milliarden Mark, die sich bei Beibehaltung der Umlage für die Land wirtschaft im kommenden Wirtschaftsjahr ergeben dürfte. Es wird u. a. darauf hingewiesen, daß derartige Berech nungen zurzeit unmöglich seien, da weder der Preis für Umlagegetreide noch für freies Getreide noch auch Art und vor allem Umfang der Umlage bisher bekannt seien. Demgegenüber ist darauf hinzuweisen, daß es sich bei der Berechnung von 30 Milliarden Mark keinesfalls um will kürlich herausgegriffene Unterlagen handelt. Gelegent lich der letzten Erörterungen über die Umlagefrage im Reichsernährungsministerium wurde von Regierungsseite bei dem Versuch einer Errechnung des Brotpreises, wie er sich ohne eine gewisse Preisbindung für Getreide vor aussichtlich gestalten könnte, ein Preis für Umlagegetreide von 8000 Mark und für freies Getreide von 18 000 Mark für die Tonne genannt. Nun mag es dahingestellt bleiben, inwieweit über den Preis für Umlagegetreide bereits be schlossen ist, während der für freies Getreide angegebene Preis natürlich nur auf Schätzungen beruhen kann. Aber man kann immerhin doch Wohl annehmen, daß, wenn amtlichersetts mit derartigen Zahlen gearbeitet wird, die hierfür maßgeblichen Stellen jedenfalls diese Zahlen für möglich halten. Legt man demnach für das kommende Wirtschaftsjahr einen Umlagepreis von 6000 Maik und einen „freien Preis" von 18 000 Mark für die Tonne Ge treide zugrunde, so würde der Landwirt auf jede abge- lieferte Tonne Getreide eine Sondersteuer von 12 000 Mark tragen! Nimmt man weiter an, daß sich die künftige Um lage im Ausmaß der jetzigen hält, also wieder auf 2^ Millionen Tonnen festgesetzt wird, so betrüge die Sonder steuer, die die Landwirtschaft demnach zu tragen hätte, 2 500 000X 12 000- 30 Milliarden Mark. Zubiläumsfeste in Padua. Sine siebHnhundertjährige Universität. Am 14. Mai beginnen tn Padua die Feierlichkeiten zur Erinnerung an die vor 700 Jahren erfolgte Errichtung der Universität. Es ist die Zweitälteste Hochschule Italiens und eine der ältesten Europas überhaupt. Sie vervarckt ihre Entstehung dem Mißvergnügen zweier Professoren von Bologna, die sich über irgendeine Maßregel der Be hörden geärgert hatten und deshalb mit ihren Studenten nach Padua auswanderten. Die ältesten Universitäten entstanden stet- durch solche Zufälligkeiten. Sie wurden nicht, wie die späteren Hoch schulen, von den Landessürsten gegründet, sondern bildeten sich sozusagen von selbst. Die Universität Salerno entstand aus einer Klosterschule, Bologna aus einer Domschule usw. Wo eine solche Schule einen bedeutenden Lehrer aufzu weisen hatte, da strömte die wißbegierige Jugend aus aller Herren Ländern hinzu; es kamen Männer, die schon in Amt und Würden standen, und so hob sich dann solch eine Schule manchmal sehr schnell. Die Studierenden schlossen sich, wie damals alle Stände, zu einer Art Innung zu sammen, die man „Universität" nannte. Aus ihrer Mitte wählten sie den Rektor und die sonstigen Beamten und stellten die Studienregeln auf. Die weltlichen Behörden verhandelten mit ihnen und gaben ihnen besondere Rechte. Ein größerer Zufluß von Studierenden zog wieder neue Lehrkräfte an, so daß der Bestand der Schule sich festigte. Wo das nicht zu erreichen war, ging die Schule wieder ein oder sank zu einer Anstalt niederen Grades herab. Bologna kam besonders durch den berühmten Rechts« lehrer Jrnerius (gestorben um 4140) in die Höhe und wurde die hohe Schule der Jurisprudenz. Kaiser Barba rossa gab den Studenten dieser Hochschule im Jahre 1158 besondere Vorrechte, die sie u. a. von allen bürgerlichen Lasten befreiten. Aber auch die Päpste, die sich für das kanonische Recht interessierten, sorgten für die Universität. Um 1200 zählte Bologna zehntausend Studierende. Padua begann ba?> nach der Gründung, die 1222 er folgte, mit Bologna zu wetteifern. Beide Hochschulen wurden viel von Deutschen besucht. Da die allgemeine Ge lehrtensprache das Latein war, hatte der Besuch einer Uni versität im fremden Lande keine wetteren Schwierigkeiten; auch war es ja die Zett der Staufer, wo Deutschland und Italien im politischen Zusammenhang standen. Die Deut schen standen in Bologna und Padua sogar in großem Ansehen. In Bologna mußte der Rektor alle fünf Jahre aus den Deutschen gewählt werden. In Padua durften sie in öffentlichen Versammlungen mit dem Degen er scheinen, waS allen andern Studenten verboten war. Sie Waren frei von ZöLen «nh Ab Lasten; wLLen^jner Schuld,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder