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Nachrichten für Naunhof und Umgegend : 19.01.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787861864-192801194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787861864-19280119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787861864-19280119
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- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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- ZeitungNachrichten für Naunhof und Umgegend
- Jahr1928
- Monat1928-01
- Tag1928-01-19
- Monat1928-01
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roo Billionen Batt SaMl-er fehlen. Aus dem Wohnungsausschutz des Reichstages. Der Wohnungsausschuß des Reichstages beschäftigte sich mit den Fragen des Wohnungsbaues in Verbindung mit der Denkschrift der Regierung über diesen Gegen stand. Ministerialrat Dr. Wölz begrüßte die Gelegen heit, die der Regierung hier gegeben sei, eine eingehende Aüssprache über die Fragen des Wohnungsbaues herbei zuführen. Schon vor dem Kriege sei der private Kapital markt allein nicht in der Lage gewesen, namentlich den Kleinwohnungsbau zu finanzieren. Den jährlichen Zu wachs an Wohnungsbedarf berechne die Regierung heute auf 200 000 Wohnungen. Hinzu komme aber noch der dauernd bestehende starke Fehlbedarf, der nach Auffassung des Reichsarbeitsministeriums tat sächlich etwa 600 000 beträgt. Schon 1926 sei man über die Mindestzahl von 200 000 Zuwachswohnungen hinaus- gekommen, für 1927 sei eine wesentlich größere Zahl von Wohnungsneubauten anzunehmen. 1925/26 habe man im Auslande Geld beschaffen wollen, dann aber habe eine Gegnersast gegen Auslandskredite eingesetzt. Von den inländischen Geldquellen seien die Sparkassen tatsächlich ergiebiger geworden, die Hypothekenbanken jedoch nicht. Das Reich habe sich zunächst zur Gewährung von Zwischenkrediten in Höhe von 200 Millionen Mark entschlossen. Für den gesamten Wohnungsbau im ganzen Reich fehlten noch einige 100 Millionen Mark aus dem Hauszinssteuerbedarf und auch Hunderte von Millionen aus ersten.Hypotheken, man schätze insgesamt 700 Millionen Mark, die noch nicht finanziert seien. Im letzten Jahre hätten die Sparkassen 550 Millionen erste Hypotheken gegeben. Für 1928 würde man im schlimmsten Fall aus dieser Quelle mit vielleicht 300 Millionen Mark rechnen können. 150 Millionen könne man von den Versicherungsträgern, 80 Millionen von den öffentlichen, 100 von den privaten Hypothekenbanken erwarten. Aber außerdem müßten zu nächst die Kredite von 1927 konsolidiert werden. Deshalb müsse man für das Frühjahr 1928 mit größter Vorsicht nur ein ganz solides Bauprogarmm aufstelle«. Schwierigkeiten beim Reichsschulgeseh. Bedenken der Deutschen Volkspartei. Die mit so großer Mühe angestrebte Fertigstellung des Reichsschulgesetzes soll abermals vor einem großen Hindernis stehen. Es soll sich bet den letzten Ausschuß beratungen auf einen Hinweis der Opposition heraus gestellt haben, daß einer der Kompromißanträge der Re gierungsparteien die reichsgesetzliche Bestätigung des bayerischen Konkordates bedeute. Es handelt sich um den § 16s, der festlegt, daß es in allen den Gebieten des Reiches, in denen bereits durch Gesetz oder Vereinbarung die Frage des Religionsunter, richtes zwischen Staat und Kirche geregelt ist, es bei dieser Regelung bleibe auch nach dem Erlaß des neuen Gesetzes. Diese Feststellung, daß das bayerische Konkordat ein deutig anerkannt werde, habe bet der Deutschen Volks partei Überraschung hervorgerufen. In parlamentarischen Kreisen verlautet, daß die Volkspartei ihre Unterschrift unter diesen Kompromißantrag zurückziehen wolle und unter diesen Umständen ihre Zustimmung zu diesem Paragraphen verweigern werde. H 16s -es Schulgesetzes fällt weg. Berlin. Der Vorsitzende der Reichstagsfraktion der Deutschen Volkspartei, Abg. Dr. Scholz, hat seine Unterschrift unter den Antrag betreffend den 8 16a des Schulgesetzent- Wurfes, zurückgezogen. Damit sind wieder neue Schwierig keiten für die Verabschiedung des Reichsschulgesetzes ein- gctreten. Da dieser Paragraph keinen organischen Bestandteil deS Gesetzes bildet, sind die übrigen Parteien, nach einer Kor respondenzmeldung, damit einverstanden, daß der Paragraph fortsällt. Damit gilt die Angelegenheit als erledigt. Trotzkis Reise i« bi« Verbannung. Kundgebungen bei der Abfahrt. Obwohl die Sowjetregierung noch letzthin hat fest- stellen lassen, daß an eine Verbannung der Führer der Opposition nicht zu denken sei, ist jetzt einwandfrei fest gestellt worden, daß die Verschickung in die sibirische Wüste bereits begonnen hat. Radek, Trotzki und andere haben bereits die Reise in die Einsamkeit antreten müssen. Vor dem Bahnhofsgebäude hatte sich eine Menge von 1500 Personen angesammelt, um dem unter starker polizei licher Bewachung stehenden Trotzki, der sehr bleich aus sah, das letzte Geleit zu geben. Sie empfing ihn mit Hoch rufen und sang die Internationale. Als sich der Zug in Be wegung setzte, rief die Menge „Es lebe die Vereinigte Kommunistische Partei! Es lebe der Vereinigte Komin tern! Es lebe die Kommunistische Föderative Union!" Deutsche Sachliefemngen an Frankreich. Französischer Gesetzentwurf. Die französische Regierung hat in der Kammer einen Gesetzentwurf eingebracht, der Erleichterungen bei der Durchführung öffentlicher Arbeiten von allgemeinem Interesse mit Hilfe deutscher Naturalleistungen vorsieht. Nach den Bestimmungen dieses Entwurfs sollen solche öffentlichen Arbeiten sowie Lieferungen für das wirt schaftliche Rüstzeug Frankreichs, seiner Kolonien und Pro tektorate auf Grund des Reparationskontos ausgeführt werden, indem durch ein vom Finanzminister und vom Arbeitsminister zu unterzeichnendes Dekret die Durch führung der Arbeiten ohne weiteres ermöglicht wird. Der Staat, die Kolonien, die Provinzen, Gemeinden usw. können nach ihrem Belieben mit den deutschen Lieferanten verhandeln. Vorgesehen ist auch eine vollständiae oder teilweise Befreiung von den Zollgebühren für deutsche Waren auf Reparationskonto. Nie Hilfsmaßnahmen für Ostpreußen. Verhandlungen in Königsberg. Nach Maßgdbe der Entschließungen der Reichsregierung und des preußischen Staatsministeriums über die Hilfsmaß nahmen für Ostpreußen hat der Leiter der Ostverwaltungsstelle im Retchsministerium des Innern am 16. und 17. Januar mit den Leitern der Provinzialbehörden und den Vertretern der ostpreußischen Wirtschaft im Oberpräsidium zu Königsberg eingehende Verhandlungen gepflogen. Es wurde eine Verständigung über die Zunächst einzu leitenden Krediterleichterungen zugunsten der Land wirtschaft Ostpreußens angebahnt. In erster Linie sollen an Kleinbauern und an Pächter sechs Millionen Reichs mark für hypothekarisch nicht gesicherte Darlehen zu er mäßigtem Zinssatz ausgegeben werden. Ferner sind die Vor aussetzungen für eine sofortige Herausgabe neuer 30 Millionen Mark sechsprozentiger landwirtschaftlicher Pfandbriefe zu einem für den Landwirt günstigen Abrechnnngsturs geschaffen worden. Für den Fall der Unterbringung weiterer 30 Mil lionen Mark sechsprozentiger Pfandbriefe sollen dieselben Er leichterungen gewährt werden. Tie hohe Belastung der ost preußischen Landwirtschaft durch kurzfristige und hochverzins liche Personal- und Wechsclschulden sott durch deren Umwand lung in zweitstellige langfristige Hypotheken unter Senkung der bisherigen Zinssätze auf eine Jahresleistung des Schuld ners von höchstens acht Prozent erleichtert werden. Hierfür sind bei den letzten Verhandlungen rund 30 Millionen Mark in Aussicht genommen worden. Die Beratungen über eine Erleichterung des Frachtver- kehrs durch Senkung der Unkosten und über die Senkung der öffentlichen Lasten werden voraussichtlich binne« kurzem zum Abschluß gebracht werden können. Ner Arbeitsmarkt in Sachsen. Teilweise Besserung. Das Landesamt veröffentlicht über die Arbettsmarktlage folgenden Bericht: Die in den letzten Wochen beobachtete Ver schlechterung der Arbeitsmarktlage hat sich nicht mehr wesentlich fortgesetzt Es ist vielmehr eine leichte Entspannung in den Außenberufen cingetreten. Allgemein wird von den öffentlichen Arbeitsnachweisen berichtet, daß im Baugewerbe wiederum eine Abnahme des Angebotes an Arbeitskräften eingesetzt hat. Damit verbunden zeigen sich so gleich Rückwirkungen der einzelnen mit dem Baugewerbe zu sammenhängenden Berufsgruppen im Metall- und Holz gewerbe. In der Landwirtschaft setzt sich die Steige rung der Nachfrage fort. Der starke Bedarf an weib lichen Kräften kann nicht völlig gedeckt werden. Der Stein kohlenbergbau des Lugau-Llsnitzer und des Zw'ickaucr Reviers bleibt aufnahmefähig; die Tafelglasindustrie hat dagegen weiter nachgelassen. Die Metall- und die Textilindustrie haben im allgemeinen stabile Beschäftigungsverhältnisse, so daß der Bedarf an Fachkräften dauernd lebhaft bleibt. Bemerkenswert ist es, daß die Fahrrad- und Autoindustrie schon jetzt mit stärkerer Nachfrage hervortritt. In der papier verarbeitenden Industrie und im Sattler- und Polstergewerbe bat das Angebot an Kräften zugcnommen, während es im Holzgewerbe und in Teilen des Nahrungsmittelgewerbes, ins besondere in der Süßwaren- und in der Zigarrenindustrie, abnehmen konnte. Im Bekleidungsgewerbe werden Näherinnen stärker ver langt. Schuhhandwcrk und Schuhindustrie bleiben schwach. Das Vervielfältigungsgewerbe ist für das erhebliche An gebot an Schriftsetzern noch nicht aufnahmefähiger geworden. Im Gastwirtsgewerbe ist die Lage zurzeit örtlich ganz ver schieden je nach dem Zeitpunkte der gesellschaftlichen Veran staltungen. Die Wintersportplätze haben in diesem Jahre keine allzu große Belebung gebracht. Tüchtiges Hauspersonal ist allerorten sehr knapp. Für die Gruppen der Ungelernten ist die Lage ungünstiger geworden. Nur jugendliche Arbeitskräfte wurden in stärkerem Maße verlangt. Besonders lebhaft ist die Nachfrage nach solchen Kräften in der Glasindustrie. Die ersten Wochen des neue» Jahres waren für die ArbeitslosenversicheruttH. eine starke Belastung. Da jedoch die erhebliche Zunahme des Angebots ans dem Arbeits- Markte zum größten Teile auf die Anßenberufe entfällt und die Konjunkturnachrichten aus den HaupUndustrien nicht ungünstig lauten, ist bei einigermaßen günstiger Witterung mit einer fortschreitenden Besserung der Arbeitsmarktlage und Ent lastung der Versicherung zu rechnen. Schier 130 Jahre bist du alt... Erinnerung an Karl von Holte i. Nicht nur „schier", sondern „voll und ganz" hundert unddreißig Jahre wäre er jetzt alt, der treffliche schlesische Dichter Karl Eduard von Holtet, denn er wurde am 24. Januar 1798 geboren (bei manchen Literarhistorikern wird er sogar schon ein Jahr früher in die Welt gesetzt). Einst gehörten seine Romane: „Die Vagabunden", „Christian Lammfell", „Noblesse oblige", „Die Esels fresser" und andere zu den gelesensten und verbreitetsten Werken deutscher Zunge, und „Die Vagabunden" erregen auch heute noch durch die genaue Kenntnis künstlerischer Vagabundenkreise — Kunstzigeuner würde man jetzt sagen — mit Recht Interesse. Und wer von der älteren Generation erinnerte sich nicht mit einer gewissen Wehmut an Holteis teil rührselige, teils heitere Bühnenstücke, die vor vier oder fünf Jahrzehnten noch zum festen Bestand unserer Bühnenspielpläne gehörten! Da ist vor allem „Lorbeerbaum und Bettelstab", durch das einst ganze Scharen von Theaterbesuchern zu Tränenergüssen aus giebigster Art gerührt wurden. Und wer von allen diesen Stücken noch nie etwas gehört hat, kennt mindestens doch die Lieder, die Holtei in sie eingestreut hatte, denn sie wer den noch heute gesungen. Gibt es Wohl ein Lied, das popu lärer ist als „Schier dreißig Jahre bist du alt", das be rühmte „Mantellied", das eine Zierde des Liederspiels „Der alte Feldherr" ist? Holteis literarisches Bildnis, wäre aber nicht abgerundet, wenn wir nicht zum Schluß noch seine prächtigen „Schlesischen Gedichte" erwähnte«, die sich neben den besten mundartlichen Dichtungen Wohl hören lassen können. Holtet war ein Breslauer Kind und in seiner Vater- stadt ist er auch gestorben. Als freiwilliger Jäger hatte er den Feldzug 1815 mitgemacht, dann führt er lange Jahre eine Art „Vagabundenleben" als Schauspieler, Vortrags- künstler, Theaterdirektor, Theaterdichter usw. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er im Kloster der Barmherzigen Brüder zu Breslau. 82 Jahre ist er alt geworden. Auf der sogenannten Holtei-Höhe in Breslau, die früher Ziegelbastion hieß, hat man ihm nach seinem Tode ein Denkmal errichtet. Arbeitsgemeinschaft für Unfallverhütung. Im Jahre 1921 wurde eine Arbeitsgemeinschaft für Unfallverhütung gebildet, in der auf der Grundlage der Normalunfallverhütungsvorschriften und des grundsätzlich einheitlichen Maschinenschutzes alle an der Unfallverhütung Beteiligten gemeinsam mit den Maschinenherstellern Zu sammenwirken. Ein langgehegter Wunsch unserer Land wirte ist dadurch in Erfüllung gegangen, daß sich der erste Teil der Unfallverhütungsvorschriften der Sächsischen Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft „Landwirtschaft liche" Maschinen mit den Normalunfallverhütungsvor- schriften der Arbeitsgemeinschaft für Unfallverhütung wörtlich deckt. Wie die Landwirtschaftskammer mitteilt, besteht aber für die Landwirte die Verpflichtung, bei An schaffung von Maschinen und Betriebseinrichtungen von den Lieferanten auch die Mitlieferung der geforderten Schutzvorrichtungen zu verlangen. Am besten läßt sich der Käufer eine Be scheinigung hierüber vom Fabrikanten ausstellen, damit bei etwaigen Mängeln alle Weiterungen bei Vorzeigen der erwähnten Bescheinigung nicht zu Lasten des betreffen den Betriebsunternehmers fallen. Abbildungen zu den Unfallverhütungsvorschriften liegen zur Einsichtnahme aus jedem Gemeindeamt aus. Der Verband der deutschen landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften hat zudem für Interessenten einen eigenen Leitfaden für praktische Un fallverhütung herausgegeben, auf den nachdrücklichst auf merksam gemacht wird. S-n-erveranstattungen der Technischen Messe. Mit der Leipziger Großen Technischen Messe und Baumesse vom 4. bis 14. März 1928 sind eine Anzahl Sonderveranstaltungen verbunden, die sicher in den Kreisen von Handel und Industrie lebhaftem Interesse begegnen werden, so eine betriebstechnische Tagung, ver anstaltet von dem Ausschuß für wirtschaftliche Fertigung und der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Betriebsinge- uieure, eine eisenbahntechnische Tagung (Eisenbahnwerk stättentagung), veranstaltet von der Deutschen Maschinen technischen Gesellschaft, eine Vortragsreihe für Ent- wickelungstendenzen im Lastkraftwagenbau, veranstaltet iw:-. Reichsverband der Automobilindustrie und dem Verein Deutscher Ingenieure, und ein Studententag. Vorgesehen ist ferner eine Sonderveranstaltung für die Kältetechnik in Nahrungsmittelbetrie ben. — Aus dem Gebiete des Bauwesens sind anzu führen: Vorträge über Fortschritte im Bauwesen, Vor träge über Straßenbau, dann eine Messetagung der Ziegelindustriellen. Achtung! Kriegsopfer, organisiert Euch! Verwaltungsreform und Kriegsopfer. Der Reichstag Hot im Zusammenhang mit der Verabschiedung des Besoldungsgesetzes auch die Notwendigkeit einer Verwaltungs reform erörtert. Von den Fraktionsführern der Regierungsparteien, den Abgeordneten von Guärard, Dr. Scholz und Graf v. Westqrp war eine Entschließung etngebracht worden, mit der die Reichsreglerung ersucht wurde. .baldmöglichst einen Gesetzentwurf zu unterbreiten, der eine Be seitigung der im Reich entbehrlichen Behörden und eine entsprechende Zusammenlegung von Behörden mit bisher getrennter Zuständig- keil und mit bisher verschiedenartigen Verwaltungsbezirken vorsteht. In erster Linie sind die kleinen Landesfinanz- und Finanzämter, Oberpostdirektionen, Kaupiversorgungr- und Versorgungsämter usw. aufzuheben. Eine Vereinigung des Dersorgungswesens mitderReichsfinanzoerwaltuna istonzustreben." Tr-tzdem der letzte Satz dieser Entschließung: „Eine Vereinigung -es Versorgungswesens mit der AetGfinanzverwaltung ist anzustreben" in besonderer Abstimmung vom Reichstage ausdrücklich odgeleynt worden ist, haben die Regierungsstellen überraschenderweise sehr schnell Maßnahmen ergriffen, um in der ihr übertragenen Aufgabe der In- angriffnahme einer Verwaltungsresorm gerade das zu tun, was nicht dem Willen der Mehrheit des Reichstages entspricht. In den letzten Tagen hat eine Besprechung der Direktoren der Kaupioersorgungs- ämter slattgefunden, bei welcher die Frage der Eingliederung der Der» sorgungsbehörden in den Rahmen der Finanzverwaltung zur Erörterung gestanden hat. Wie uns der Reichsoerband Deutscher Kriegsbeschädigter mitteilt, würde die Durchführung einer solchen Verwaltungsresorm- absicht die Interessen -er Kriegsopfer auf das schwerste treffen. Die Eingliederung der Kaupiversorgungs« und Versorgungsämter in die Reichsfinanzoerwaltung würde die Üebertragung der Dlenstaussicht aus das Reichsfinanzministerium mit sich bringen. Aufgaben, die gegen- wärtig dem Arbettsministerium obliegen, würden also dem Finanz. Ministerium Vorbehalten sein. Die Erfahrungen, die die Versorgungs- behörden und Versorgungsberechtigten mit den Finanzgewaliigen des Rechnungshofes bezüglich der Eingriffe in die geübte Praxis der Aus legung des Reichsversorgungsgesetzes machen mußten, Hoden gezeigt, daß die Finanzbürokratie jeden sozialen Verständnissen bar ist. Die Durchführung der Versorgungsgesetzgebung erfordert aber gebieterisch ein soziales Empfinden. Für die Kriegsopfer mutz deswegen in der Durchführung der Regierungsabstcht eine große Gefahr gesehen werden, weswegen sich -er Reichsverband Deulscher Kriegsbeschädigter mit einer Eingabe an die Regierung und den Reichstag gewandt hat. In dieser wird u. a. gesagt, dotz die vornehmste Aufgabe einer Staatsverwaltung die Sicherung des lebendigen, unmittelbarsten Zusammenhanges zwischen Volk und Regierung fein mutz, -atz sie als eine Ausdruckssorm des im Volke allenthalben lebendigen Ordnungswillens zu gestalten ist. Gerechtfertigte Gchulversäumms. Bemerkenswerte Gerichtsentscheidung. Eine bemerkenswerte Entscheidung hat soeben das Säch sische Oberlandesgericht gefällt. Ein kleiner Land Wirt bei Stolpen hatte im Juni 1927 seine schulpflichtig« Tochter eines Tages Pont Unterricht ferngehalten, weil er sn zur Einbringung seines Wiesenheues brauchte. Es hatte vor her vierzehn Tage lang fast ununterbrochen geregnet, so das das Heu schon grau geworden war; außerdem drohte weite: ungünstiges Wetter, weshalb der Mann das Heu schleunigf einbringen wollte. Trotzdem er seine Tochter durch eure Mit schülerin hatte entschuldigen lassen, ist er vom Ämtsgerich wegen Zuwiderhandlung gegen das Volksschnlgesetz verurteil worden. Das Amtsgericht ist der Auffassung gewesen, das die Verordnung des Volksbildungsministeriums vom 17. JuN 1927, wonach die Beurlaubung von Schülerinnen zwecks Er ledigung dringlicher Erntearbeiten in der Landwirtschaft er folgen kann, nur wenn die Voraussetzung gegeben ist, daß eim Bescheinigung vom zuständigen Arbeitsnachweis vorliegt, das andere Arbeitskräfte nicht zu erlangen gewesen sind. Auf di« Revision des Angeklagten hat das Oberlandesgericht das an gefochtene Urteil kassiert und auf kostenlose Freisprechung ev könnt. In der Begründung heißt es, daß nach dem Volks schulgesetz eine Schulversäumnis nur dann zu bestrafen ist wenn sie unentschuldigt oder ungerechtfertigt war. Eine Ent schuldigung habe hier vorgelegen. Deshalb sei nur zu prüfet gewesen, ob die Schulversäumnis ungerechtfertigt war. Dai müsse aber im Gegensatz zum Amtsgericht verneint werden Int Volksschulgesetz gelte im allgemeinen eine Krankheit dei Schülers oder in der Familie als gerechtfertigte Schulver säumnis. Das Wort „im allgemeinen" zeige aber, daß es auck einzelne Fälle gibt, in denen noch besondere Gründe vorlieget können. Nach den Feststellungen des Amtsgerichts lag ei« Fall eines gewissen Notstandes vor; der Angeklagte befand sick in einer Zwangslage. So wie hier der Fall lag, war di« Schulversäumnis nicht ungerechtfertigt und das Ausbleibe» des Kindes h'-ernach entschuldigt.
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