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Erzgebirgischer Volksfreund : 03.06.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-193206034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19320603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19320603
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1932
- Monat1932-06
- Tag1932-06-03
- Monat1932-06
- Jahr1932
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 03.06.1932
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Zusammenfassung aller nationalen Kräfte. Der Kanzler an -le -enstche Presto. Nachruf für Brüning. V»rM, 2. Juni. Reichskanzler v. Papen empfing heute übend die Vertreter der Press«. Gr betonte, daß er natürlich In diesem Augenblick noch kein« programmatische Erklärung abgeben könne. Aber ich habe, fuhr der Kanzler fort, das Bedürfnis, zu Ahnen einige Worte als Mensch zum Menschen zu sprechen. Es liegt mir besonders am Herzen, Ihnen zu sagen, daß ich dieses Amt in einer Stundesehr ernster vaterländischer Not übernommen h<cke, entsprechend dem Appell, den der Reichspräsident an mich gerichtet hat, aber daß ich den Entschluß doch sehr schwe- renHerzens gefaßt habe. Nicht allein wegen der uner^ hörten Sorgen und Lasten, die damit verbunden sind, sondern besonders auch deshalb, weil es mir als Mensch unendlich weh tat, mich auf den Platz eines Menschen zu setzen, dem ich innerlich besonders nahegestanden habe. Ich möchte Ihnen wiederholen, was ich dem Herrn Reichspräsidenten gesagt hab«, nachdem ich das Amt übernommen hatte: „Herr Reichs präsident, meine erste Ditte ist, daß Sie morgen früh Dr. Brüning empfangen und ihm sagen, mit welchem inne- ren Zwiespalt ich dieses Amt angetreten habe, und daß Ich es nur übernehme, weil Sie an mich und an mein vater ländisches Gefühl appelliert haben." Diese Unterredung mit Dr. Brüning hat nicht stattaefunden, weil der frühere Kanzler unpäßlich ist und noch zu Bett liegt. Warum diese neue Regierung gebildet worden ist, dar über brauche ich zu Ihnen nicht lange zu sprechen Wir schen es als unsere Aufgabe an, die Lasten und die Opfer, die in dieser. Zeit von Deutschland gefordert werden, dadurch trag- bar zu machen, daß man die seelische Fundierung findet, die allein das Tragen dieser Lasten ermöglicht, d. h. die Zusammenfassung aller nationalen Kräfte, gleich aus welchem Lager sie kommen mögen. Eine so gewaltige Kraftanstrengung, die von dem deutschen Volke in der nächsten Zukunft erwartet werden muß, kann nach unserer Auffassung nur geleistet werben, wenn alle geistigen, seelischen und nationalen Polen- zen herangeholt werden, die überhaupt erreichbar sind. Das wird die Aufgabe dieser Regierung sein. Ich möchte mich dar auf beschränken, in dieser ernsten Stunde um Ihre Mitarbeit vn diesem Werk zu bitten. Wenn uns auch politische Gegensätze trennen, das Werk bleibt für uns alle das gleiche. Welkere Zelkungsstlmmen. Berlin, 3. Juni. Der Lokalanzeiger beschäftigt sich im wesentlichen mit der Einstellung der Deutschnattonalen zu dem neuen Kabinett. Das Kabinett Papen sei noch viel mehr als das Kabinett Brüning ein „Präfldial-Kabinett , ein ganz auf das persönliche Eingreifen Hindenburgs zurückgehender Versuch, die durch Brünings Poungplan- und Notverord nungspolitik aufgehäuften außenpolitischen Schwierigkeiten und innenpolitischen Gefahren zu meistern. Es sei anzu- nehmen, daß die Deutschnationalen diesem Kabinett, das sie nicht berufen hätten, wenigstens so viel Chancen geben wür den, als sie seinerzeit dem Kabinett Brüning zuaestanden hätten. — Die DAZ. wendet sich sehr scharf gegen die Pole miken gegen die Persönlichkeiten des neuen Kabinetts. Der Kanzler habe in seinem Kabinett hervorragendste Persönlich, leiten des öffentlichen Lebens vereinigt. Man könne es nur mit einem Lächeln quittieren, daß in gewissen Teilen der Oeffentlichkeit daran Anstoß genommen werde, daß dem Kabinett zu viele Adlige angehörten. Schließlich habe der preußische und deutsche Adel in der Geschichte eine gewaltige Rolle gespielt. Er habe Deutschland beherrscht, aber auch dafür auf Schlachtfeldern ohne Zahl geblutet und im öffent lichen Dienst gedarbt. Es gehe nicht an, von vornherein den Stab über die Männer zu brechen, die in schwerster Not des Vaterlandes inmitten zerrütteter wirtschaftlicher und finan- zieller Verhältnisse die Hand an das Steuerrad legten. — Der Vorwärts erörtert die verfassungsrechtliche Stellung des neuen Kabinetts in Beziehung zu dem Reichstag und nennt dabei den Artikel 48, der keine Handhabe biete, einer sachlich scharfen Opposition den Mund zu verbinden und nach dem jede Notverordnung auf Verlangen des Reichstags außer Kraft gesetzt werden müsse, sowie den Artikel 54, dem zufolge Kanzler und Minister zu ihrer Amtsführung des Vertrauens des Reichstages bedürfen und zurücktreten müßten, wenn ihnen durch ausdrücklichen Beschluß das Der- trauen entzogen werde. Zu den Andeutungen, die Regie rung beabsichtige den Reichstag, ohne ihn einzuberufen, ab- zulösen, sagt das Blatt, ein solches Verfahren wäre mit der Verfassung nicht vereinbar, der Reichstag habe ein Recht, die Erklärung der Regierung zu hören, sich über sie zu äußern und die Debatte mit einer Abstimmung abzuschließen. Lraun »elgerk sich» vor dem La«-ka- z« erschauen. Berlin, 2. Juni. Im Landtag v«rlangt«n di« Kam» muntsten vor Beginn der Debatte unter Hinweis auf di« l«ere Ministerbank die Herbei-1t ierung d«, Staatsministertum». Ein entsprechender Schluß kam mit den Stimmen der Antragsteller, der Nationalsozia listen und Deutscknattonalen zustande. Die Sitzung wurb« für kurze Zeit unterbrochen. Rach der Wiedereröffnung war jedoch die Regierungsbank immer npck leer, und auch nach abermaliger Sitzungspause waren lediglich die Zentrums. Minister auf ihren Abgeordnetensitzen erschienen. Minister- Präsident Braun hatte inzwischen dem Hause schriftlich mtt- geteilt, es sei ihm zweifelhaft, ob ein lediglich geschäftsführen- des Ministerium zittert werden könne, und er werde darüber einen Kabinettsbeschluß am Freitag herbeiführen. Abg. Kube (Natsoz.) brachte darauf einen Antrag seiner Fraktion ein, wonach Ministerpräsident Braun und ote Staatsmintster, so weit sie nicht dem Zentrum angehören, vor dem Staats, aerichtshof der Derfaffungsverletzung angeklagt werden sollen. Er führte u. a. aus: Solang« die Minister sich Amtsbefugnisse anmaßen, haben st« der Volksvertretung Rechenschaft zu geben, solang« st« hohe Gehälter «in. st«ck«n, müssen sie auch im Landtag Rede und Antwort stehen. Di« Sozialdemokraten hätten im alten Landtag die Geschäftsordnung so geschoben, -aß ein« ordnungsmäßige Wahl des neuen Minister präsidenten unmöglich sei. Jetzt tun sie hier so, als ob st«.nur darauf warteten, abgelöst zu werden, während sie durch ihre Ge- schäftsordnungsschiebung doch eine Art erblicher Monarchie für sich in Preußen errichten wollten. Die Behauptung, daß das geschäfts- führende Ministerium keine politischen Handlungen mehr vornähme, sei falsch. Vorgestern sei in Berlin auf das souveräne Volk ae- schoffen worden. Der verantwortlich« Polizeiminister soll sich über dies« Dinge verantworten. Minister, die schießen lassen, hätten die Pflicht, abzutreten. Mr di« Nationalsozialisten sei es absolut kein Scherz, sondern sie verlangten bis zum letzten I-Punkt die Erfüllung der Bestim mungen der Verfassung, die die Herren Minister beschworen hätten. Wenn die Sozialdemokraten darüber lachten, dann zerschlügen sie selbst di« Weimarer Verfassung. Die Nationalsozialisten legten Wert auf di« ausdrückliche, aktenmäßige Feststellung, wie weit der Mini sterpräsident Braun in der Verhöhnung und Regierung der Mehr heit des Preußischen Landtages zu gehen gedenke. Der Antrag auf Klageerhebung vor dem Staatsgerichtshof, der von 100 Mitgliedern des Hauses unterschrieben werden müsse, sei im Gange. Die Na tionalsozialisten würden zwar die Zweidrittelmehrheit, die dazu not wendig wäre, in diesem Hause noch nicht haben, in einem neuen Landtag aber würde man eine solche Zweidrittelmehrheit nicht mehr verhindern können. Notruf -es Deutschen StS-tetages. Aussprache über -te Wührung. Dr. Luth«r bett» Reichskanzler. Berlin, 2. Juni. Der Reichskanzler empfing heute nachmittag den Reichsbankpräsidenten zu einer ein- gehenden Aussprache. Dabei wurden sämtliche Probleme be handelt, die für die der Reichsbank obliegenden Aufgaben von Bedeutung sind. Es ergab sich völlige Ueberein st im- mung insbesondere darüber, daß keinerlei Wäh- rungsexperimente und überhaupt auf dem Währungs- und Kredttgebiete keine Maßnahmen in Frage kommen, au« welchen 'sich eine Gefahr für den Bestand der Währung er- geben könnten. Rücktritt de« Reichsbannergeneral». Berlin, 3. Juni. Der bisherige 1. Bundesführer des Reichsbanners, Otto Hörsing, ist von der Bundesführung zurückgetreten und aus dem Bundesvorstand ausgeschieden. Die tatsächliche Leitung lag bekanntlich schon seit Ende vori gen Jahres in den Händen des geschäftsführenden Vorstandes Höltermann. Dte Verfolgung -er NSDAP. V Anter dem Regime Brüning. N.A.K. Seit März 1930 wurden in Deutschland an die 8000 Strafverfahren gegen Nationalsozialisten wegen verschie denster politischer oder mit der politischen Bekämpfung des Nationalsozialismus kausal zusammenhängender Vergehen und „Verbrechen" durchgeführt. Es wurden seit Brünings Regierungsantritt in Deutschland über 3000 Nationalsozia listen zu Freiheitsstrafen bis zu neun Jahren verurteilt, an Geldstrafen wurden ungefähr iiber 30000 RM verhängt; es erfolgten in dieser Zeit iiber 1200 Zeitungsverbote bis zur Dauer von sechs Monaten; es wurden über 1200 Versamm lungen verboten und aufgelöst und insgesamt etwa 6000 Zwangsgestellungen vorgenommen. Unter dem Mutterror des Marxismus starben in der gleichen Zeit über 10O Parteigenos sen; mehr als 2800 Nationalsozialisten wurden von Marxisten und anderen politischen Gegnern körperlich verletzt. Unter der Regierung Brüning wurden 180 öffentliche Beamte wegen ihrer Zugehörigkeit zum Nationalsozialismus gemaßregelt, zum großen Teile ohne Zuerkennung von Pensionsansprüchen auf die Straße gesetzt; es wurden über 1100 Angestellte in Privat, und öffentlichen Betrieben wegen ihrer Zugehörigkeit zum Na- tionalsozialismus fristlos entlassen. Wenn man angesichts dieser Zahlen die disziplinierte Ruhe der Millionen-Partei des Nationalsozialismus trotzdem öffent lich anerkennen muß, so ist das nichts anderes als der Aus druck, daß in großen Schicksalsentscheidungen das Deutsche Volk noch immer groß war, wenn es Vertrauen in einen Führer be faß. Daß diese Derfolgungswelle gegen den Nationalsozialis mus, deren Ende wir nunmehr erwarten, nicht zum blutigen Umsturz der deutschen Innenlage geführt hat, ist lediglich «in Verdienst des überragenden und Disziplin sickernden Ein- flusses der Führung Adolf Hitlers und der von ihm eingesetz- ren Führer auf die Parteigenossenschaft. Auf dem Gebiete der politischen Rechte des Deutschen Dol- kes wirb «ine grundsätzliche Umkehr stattfinden müssen. Wir werden mit allem Nachdruck dafür sorgen, daß mit der Lüge von der Illegalität der NSDAP, rücksichtslos auch offiziell ae- brachen werden muß. Es wird eine völlige Amnestie aller auf politische Ueberzeugung zurückzuführenden Derurtei- lungen stattzufinden haben. Es werden all« wegen Ihrer poli tischen Gesinnung allein durch Entlassung in Not und Elend gestürzten Beamten und Angestellten unter völliger Schadlos haltung wieder in ihr« Menst. und Arbeitsstelle «inzufUhren sein. Gs wird grundsätzlich die Diffamierung des Nationalso zialismus gleichzustellen fein der Herabwürdigung des Deut schen Polkes. Kommunisten überfallen Nationalsozialisten Bochum, 2. Juni. Heute nachmittag durchzog ein Trupp Kommunisten die Innenstadt und traf auf dem Wilhelm platz auf einige Nationalsozialisten. Es entstand eine Schlägerei, in deren Verlauf fünf Nationalsoziali sten verletzt wurden. Einer erhielt mehrere Messer- stiche in den Kopf und mußte ins Krankenhaus überführt werden. Zwei Rädelsführer wurden festgenommen. „Heil Hitler" im Theater. Hildesheim, 2. Juni. Nach Schluß des Theaterstückes „Husarenfieber" im Stadttheater wurde eine das Theater ver- lassende Schauspielerin dadurch geehrt, daß ihr ein Tisch mit Geschenken auf die Bühne getragen wurde. Unter den Ge schenken befanden sich auch ein Bild Hitlers und ein Blumen strauß mit Schleifen und Hakenkreuzabzeichen, die im Auf trage von Nationalsozialisten der scheidenden Künstlerin überreicht wurden. Die Künstlerin dankte mit „Heil Hitler" von der Bühne herunter. Eine große Anzahl der Theater- besucher erwiderte den Gruß unter Heilrufen. Ein anderer Teil rief: „Pfui*", johlte und pfiff. Die Polizei, die von dem Vorhaben Kenntnis erhalten hatte, hatte den Theater saal mit zahlreichen Kriminalbeamten besetzt, so daß es ge lang, die Ruhe bald wieder herzustellen. * Westerstede hißt die -akenkreuzfahne. Emden, 2. Juni. Der Gemeinderat des oldenburgischen Städtchens Westerstede hat mit 14 gegen 4 Stimmen den Beschluß gefaßt, künftig bei jeder Gemeinderatssitzung auf dem Rathaus die Ha ken kreu zfah n e zu hissen. Stockholm, 2. Juni. Der schwedische Diskontsatz ist von 4)4 v. H. auf 4 v. H. ermäßigt worden. Berlin, 2. Juni. Die zurückgetretene Reichsregierung hatte, wie der Deutsche Städtetag mittetlt, die Absicht, im Rahmen der vorgesehenen Notverordnung die überaus »ringlichen Maßnahmen zur Entlastung der Gemeinden und Gemeindeverbände von dem Druckder Erwerbslosenlasten durchzuführen. Es war vorge- ehen, den Anteil der Kommunen, an den Kosten der Ar- >eitslosenfürsorge, die gegenwärtig etwa 1,4 Milliarden RM. ährlich betragen, auf rund 680 Millionen RM. zu begren zen und die Gemeinden durch einen Reichszuschuß von etwa 700 Millionen RM- -u entlasten. Die Neuregelung sollte bereits am 1. Juni eltttreten. Durch den Rücktritt der Reichs, regierung sind diese Hilfsmaßnahmen nicht in Kraft getreten. Die Gemeinden kommen dadurch in allergrößte Schwierig- !eiten. Der engere Vorstand des Deutschen Städtetages, der >eute in Berlin versammelt war, hat beschlossen, an dte neue Neichsregierung das dringende Verlangen zu richten, die unterbrochene Aktion sofort wieder aufzunehmen und auf der >amals beschldssenen Grundlage baldigst durchzuführen. Der engere Vorstand des Deutschen Städtetages hat eine dahin gehende dringliche Eingabe an den Reichs- anzler gerichtet. VerlSngerung -es Aelchsbankkrevikes. Paris, 2. Juni. In der Frag« des internationalen R e - »iskontkredites für die Reichsbank in Höh« von 90 Millionen Dollar ist heute eine grundsätzliche Ueberein, timmunq erzielt worden. Der Kredit wird erneuert, ohne daß, wie dies von französischer Seite ursprünglich be absichtigt gewesen war, eine teilweise Zurückzahlung schon jetzt vorgenommen wird. Es soll aber eine Formel festgesetzt wer- ren, welche eine automatische Tilgung des Kredites im Zu» ammenhang mit der Besserung der Devisenlag« der Reichs- >ank erlauben soll. Erste Aufnahme -es neuen Aeichskabinetts. Sitzend von lind« nach rechls- von Braun, von Sayl, von Papen, von Neurath. yAch, vechlHi Vk, Gürtner, Prof. Wannbold, von Schleiche«,
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