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Sächsische Elbzeitung : 21.01.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-192401213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19240121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19240121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1924
- Monat1924-01
- Tag1924-01-21
- Monat1924-01
- Jahr1924
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 21.01.1924
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Hypothekenkredil der Reichsbeiriebe 100 Millionen fiir die Eisenbahn. Der N c i ch sv c r k e h r s m I u i st e r und der N c i ch Z« Postminister sollen die Ermächtigung erholten, hypo thekarisch sichergestellte Anleihen anfzunchincu, um ihren Geldbedarf zu decken. Für die Verzinsung nnd Rückzahlung hasten nur die Einnahmen der Reichsbahn und der Reichs- Post und das Vermögen dieser beiden. Es werden Pfand briefe auf Grimd dieser Unterlagen ansgcgcben, für die formell das Reich die Hastnng übernimmt. Das RcichSbcrlchröministcrium soll bereits mit der Ge- meinschaftsgrnppe deutscher Hypoil-ckenbalikc» die Anleihe über 10t) Millionen Goldmark, die unter Umständen auf 80V Millionen erhöht werden kann, abgeschlossen haben. Der Kredit ist mit 6 7L ab 1. Januar 1924 zu ver zinsen. Die Verhandlungen der Reichspost mit einer an deren Bankcngrnppe schweben. Der Ncichsfinanzminister behält selbstverständlich die Oberaufsicht über die Finanz- gebaruug der Vcrkehrsanstaltcn. Die Anlciheopcration bildet einen wesentlichen Schritt ans dem Wege zur wirt schaftlichen Selbständigkeit von Eisenbahn und Post. Politische Rundschau. Deutsches Reich. NicUgionöduldung in sächsischen Schulen Der sächsische Volksbildungsministcr Hal die bekannte VcbctSvcrordnnng des früheren Ministers Fleißner, durch die das Gebet aus der Schule verbannt worocn war, auf gehoben; ebenso die Feicriagsvcroronung, die den Schul kindern einen Besuch der Kirche an kirchliche» Feiertagen, die nicht auch zugleich allgemeine Feiertage sind, unmög lich machte Die Besprechung Marx-Knilling. Reichskanzler Dr. Marx traf sich in Homburg v. d. H. mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Knilling. Nach den in die Öffentlichkeit gelangten Mitteilungen hat die persönliche Aussprache auf beiden Seiten volles Ein vernehmen und den unbedingten Willen ergeben, sich Über die zwischen Bayern nnd dem Reich schwebenden Fragen an der Hand der bayerischen Denkschrift zu ver ständige», und in der Pfalzfrage die Rechte Bayerns nach drücklich zu wahren. Personalabbau bei der Neichspost. Im Sparausschuß des Reichstags wurden die Maß nahmen, die zum Zwecke deS Personalabbaues bei der Neichspostverwaltung dnrchgesührt werde«, einer Erörte rung unterzogen. Nach der vom Rcichssparkommissar ge gebenen Darstellung sind bei der Postverwallung von dem nm 1. Oktober 1923 vorhandenen Personalbestand bis Ende Januar d. I. bereits über 10 A abgebaut. Im Ministe rium selbst wurde» im höheren Dienst 26, im mittleren 30 und im unteren Dienst 20 abgebaut. Vom Abbau wur den in erster Reihe die über 60 Jahre alten Beamtcu be troffen. Postvcrhandlungcn mit Bayern. Der Staatssekretär des Neichspostministcrtums vrS- jciluug München, Dr. Schnetzele, nnd Geheimrat Hotz haben sich nach Berlin begeben, um mit dem Reichspost minister Dr. Höfle über Fragen der bayerischen Post zu verhandeln. Die Verhandlungen sollen dann in Mün chen fortgesetzt werden. Reichspostministcr Dr. Höfle wird zu diesem Zweck nach München kommen. Auch ein Ver- trcter von Württemberg wird an den Verbaudlungeu in München teilnchmen. MWIWI»Ik7"kI - Der Sohn eines berühmten Mannes. Historische Erzählung von Levin Schücking. Neu herausigegcben von Friedrich Castelle. Lcm.vrikUt 1921 Wiemanns Zcitnngsverlag, Berlin LV 1) Nachdruck verboten. ' „Mein Gott! Wie schwer ist Euer Hut, Tavau- nes!" spricht die Dame in französischer Sprache end lich mit einem leise» Stoßseufzer zu ihrem Beglei ter; „mein Kopf glüht darunter!" „Und doch," lautete die Antwort des Nngeredetc», „würde mir noch heißer werden unter Eurem leichten Hütchen, Madame, wenn unö jetzt plötzlich hier der Herr Herzog begegnete! Was würde er denken'? Und wenn uns so Messirc Tallemand des Reaux sähe — welches boshafte kleine Kapitel würde er seine» mali ziösen Histörchen hinzufüge»." Tie Dame lachte fröhlich auf. „Ihr könnt Euch immer noch nicht beruhigen, Ta- bannes, daß ich Euch gezwungen habe, in dieser Wild nis die Etikette zu verletzen? Geht, Ihr seid ein lä cherlicher Mensch! Aber mein Hut steht Euch vortrefflich. Eure lange, braune Nase tritt so keck eroberisch dar- Kntcr hervor, daß Ihr, fürchte ich, allen jungen Hof- Mägden in unserer nächsten Herberge werdet gefährlich werden . . . aber macht Euch gefaßt darauf, mein lieber Tavanncs, ich werde dafür sorgen, daß die Vcrwüstun- sten nicht unbekannt bleiben, die Eure Grausamkeit unter den Herzen dieser armen deutschen Landschö- ncn anrichtet! Seht, seht, da begegnet uns so etwas," fuhr die Dame lachend fort, auf eine Gruppe von zwei Ganeru und einer jungen Bäuerin deutend, welche des Weges daherkamen und erschrocken vor dem reisigen Zug seitwärts auswichen; „wahrhaftig, die Schöne hat Euch erblickt nnd nimmt Reißaus vor Euch wie Daphne vor Apoll. Wie drollig, dies Weibervolk! Statt der Schuhe tragen sie schwere hohe Männerstiefel bis ans Knie: in dieser anmutigen Gegend beginnt ein Nock- Ungeheuer mit hundert Falten, das ihnen bis un ter die Arme reicht; und vor der Brust tragen sie ein festes Brett. Und welche großen Köpse Haben sie. Das ist ein Nationalfehler: die Deutschen haben zu große Köpfe, die Engländer haben zu lange Beine die Fran zosen haben zu kurze Beine und zu lange Nasen, Davannes!" Die bayerischen Verfügungen. Die Zusammenstellung der Verordnungen und Ver fügungen des Gcncralslaatskommissars ist nunmehr dem Parlament zngcgangen. Im Verfassungsausschuß des Bayerische« Landtags erklärte Staatsminister Schweyer, daß die Staatsregiernng von verschiedenen Verfügungen und Maßnahmen des GencralslaatSkommissars bisher keine Kenntnis hatte, da sie der Negierung nicht vorgelegt wurden. Lcutsch-Hollanvischcr Milchvcrtrag abgeschlossen. Die deutsch-holländischen Verhandlungen über einen Milchliescrungsvcrtrag zur Sicherstellung des Bedarfs für daS rheinische Industriegebiet uud das Ruhrgebiet sind zum endgültige» Abschluß gelaugt. Das vereinbarte Oncmlnm von 150 000 Litern kann zwar vorläufig noch nicht erreicht werden, jedoch sind die ersten Milchliefcrungen bereits cingetrosscn. Der Vertrag ist unbefristet, die Klindt gungsfrist beträgt einen Monat. Frankreich. X Noch ei» Vertrauensvotum für Poiucarö. Bei der fortgesetzten Kammcrdcbatte gelang es Poincars abermals, nachdem er eine dreistündige Rede zur Verteidigung seiner Politik gegen Deutschland gehalten hatte, ein Vertrauens votum zu erringen. Diesmal wurde die auswärtige Politik mit 445 gegen 126 Stimmen gebilligt. Inzwischen sank der Franken an der Börse weiter. Mexiko. X Sieg der alten Negierung? Telegramme aus der Um gebung des bisherigen Präsidenten Obregon besagen, daß die Aufständischen unter Huerta von den Ncgicrungstruppen vollständig geschlagen und zu eiliger Flucht gezwungen worden seien. Der Feind ziehe sich dauernd zurück, so daß es bisher noch nicht zu ernstere» Kampfhandlungen ge« kommen ist. Im übrigen Lande dauert d.ie Ruhe unter der ungestörte» Herrschaft der Regiermlgsgcwalten an. Aus In« und Ausland. Berlin. In Verbindung mit der Affäre Thormann lst ans Veranlassung des Untersuchungsrichters der entslohenc Dr. G. von Berliner Polizcibcamlen in Bayern verhaftet wor den. Er wird nach Berlin überführt. München. Das Lau des Wahlgesetz ist voin Ver- fassuugSausschuß des Landtages in der ersten Lesung angenom men worden, einschließlich der neuen Stimmkrciseinteilung. Posen. Als Gegenmaßnahme Gr die Nustveisung von polnisch-jüdischen Familien aus Bayern hat das polnisck>e Jnucnministcrium 14 deutsche Familien ans Posen aus gewiesen.' Nom. Der deutschfreundliche italienische Staatsmann Nitti siedelt siir einig« Zeit nach der Schweiz über, um sadistischen Angriffen aus dem Wege zu gehen. Seine Woh nung in Neapel wurde vollständig zerstört. Warschau. In der Angelegenheit der faszIstischeu Organisation wurden weitere 15 Mitglieder der Organt-' sation verhaftet, von denen zehn wieder sreigelassen wurden. — In Lod> worden gleichfalls zehn in die Geschichte verwickelte Personei, lefwenommen. Esie ». Gcr Direktor des evangelischen Presscverbandes Karl Sriier, der seinerzeit zn einem Jahr Gefängnis und 500 Mark Geldstrafe von de» Franzosen verurteilt worden war, ist ausgewiesen und an der Grenze des besetzten Ge bietes abgesetzt worden. London. Nach dem Daily Telegraph wird auch ein englisches Arbeiterkabinelt wahrscheinlich ans einer weiteren Uebcrwachung der Abrüstung in Deutschland bestehn« Es dürfte aber einen deutschen Vorschlag künftig aufnehmen, wonach diese Ucberwachung in Zukunft nicht durch inter alliierte Offiziere, sondern durch Organe des Völkerbundes auszullben wäre. ZMldztjj m MMWH-K Hl. Börse und Handel. In MIMEN Mk. Was kosten fremde Werke? Ohne D-Wüßr. Börsenplätze 1». L. 18. 1. gesucht angcb. gesucht nngev. Holland 1 Gnld. 1 576 050 1 583 950 1 566 075 1 573 925 Dänemark 1 Kr. 732 165 735 .335 732165 735 835 Schweden 1 Kr. I 102 238 1 107 762 1 103 236 1 108 765 Norwegen 1 Kr. 595 508 598 402 504 510 597 490 Finnland Mark 105 735 100 265 105 485 106 015 Amerika 1 Doll. 1189500 4210500 4189500 4210500 England 1 Psd. 17915 100 18004 900 17955 000 18 045 000 Schweiz 1 Fr. 732 664 736 336 734 659 738 341 Frankreich 1 Fr. 192 268 193 232 193 515 194 485 Belgien 1 Fr. 175 560 176 440 175 560 170 440 Italien 1 Lira 185 535 180 465 183 540 184 460 Tschechien 1 Kr. 122 692 123 308 123 090 124 360 Ostcrr. 1000 Kr. 59 550 59 850 59 650 59 950 Ungarn 1000 Kr. 147 030 148 370 147 030 148 370 Deutsche Werte am 19. Januar. Eine Ncntenmark 1 Billion Papiermark Dollarscbatzamvcisungen ... 4.2 Bill. Go Ida «leibe (1 Dollar) amtlich . 4200Milliard. Papieriw Ein Goldpfennig 10 , . . Eine Goldmark 1000 4 Ostdcviscn in Berlin ani 19. Januar. Auszahlung Buka rest 20 795-21 M5, Riga 803 990-816 010, Kattowitz 0,375 bis 0,385. — Noten: Polnische Mark 0,351—0,369, Lct. 750 750 bis 789 250, estnische Mark 10040—10 560. * Prodnktcumnrkt. Berlin, 19. Januar. Amtlich fest gesetzte Preise an der Produktenbörse. Getreide und Qlsaatcn pro 1000 Kilogramm, sonst pro 100 Kilogramm. (In Gold mark der Goldanleihc oder in Rcntcnmark): Weizen märkischer 153—155, Roggen märkischer 138—140, pommcrschcr 136—138, wcstprcnßischcr 136—138, Sommergerstc 160—165, Hafer mär kischer 110—117, pommerscher 90—108, wcstprcnßischcr 105—1Y8. Weizenmehl pro 100 Kilogramm frei Berlin brutto iukl. Sack (feinste Marken über Notiz): 24—27, Roggcumchl pro 100 Kilo gramm frei Berlin brutto inkl. Sack 22—25, Wcizenklcie frei Berlin 8,20, Roggeuklcic frei Berlin 7,20, Raps 280, Viktoria- erbscu 36—38, kleine Spcisecrbscu 19—23, Futtcrcrbscu 13—15, Peluschken 13—15, Ackcrbohncn 12—16, Wicken 17—19, Lupinen, blaue 13—14, gclbc 15—17, Scradclla 15—16,50, Rapskuchen 11—11,25, Trockenschuitzcl 8,50, vollw. Znckerschnitzcl 18—20, Torsmclassc 30-70 7,75, Kartosiclslockcn 17—17,50. Rauh sutter. Bericht der Prcisuoticrungskommission für Rauhfuttcr. (Nichtamtlich.) Großhandelspreise pro 50 Kilogramm ab märkischer Station siir den Berliner Markt (In floldmark): drahtgepr. Roggen- und Wcizeustroh 0,60 bis 0,75, dcögl. Hascrstroh 0,50—0,6E^dcSgl. Gerstenstroh 0,50 bis l),60, Roggcnlangstroh 0,40—0,50, biudiadeugcpr. Roggen- und Wcizeustroh 0,40—0,50, Häcksel 1,10—1,30, handelsübliches Heu 0,90—1,10, gutes He» 1,20—1.40. Hamm gegen falsche Sehauplungen. Die deutsche Handelsbilanz. Gegenüber falschen Schlußfolgerungen, die von frai*« zösi scher Seite aus der amtlichcu oeulscheu Handels bilanz auf die wirkliche wirtschaftliche Lage gezogen wer de», legte RcichSwirtschastsmiuistcr H a m in in einer Unter redung dar, daß der geringe Uberschuß der Ausfuhr über die Einfuhr in deu Monaten Oktober und November, daß die LuxusauSsuhr sicherlich nicht voll erfaßt sei, zweitens außerordentliche Einsuhrsperrungcn und Krevitbcschränkun- gen in Wirkung getreten seien und drittens der Verbrauch übermäßig hrrabgcdriickt worvcn sei. Was sich als über- schuß der Ausfuhr ergebe» hat, diente offenbar zur Ab- deckung der Kreditverpslichümgeu, die in der Inflations- Periode entstanden waren, und trifft vielleicht für den De zember schon nicht mehr zu. I«' übrigen leidet die deutsche Wirtschaft, wie die erschütternden Ziffern und Tatsache» der Arbeitslosigkeit und des Masseuelcn d 6 ergeben, in höchstem Maße »ntcr Kreditschwierigkcitcn, so daß sic schon deshalb nicht in der Lage ist, an Fran- kenspeknlationcn teilzunchmcn, wie von sranzösycher Seite behauptet wird. Tavanncs fuhr mit der Hand, die in einem wei ten Stülphandschuh vergraben stak, gutmütig lächelnd liber sein braunes Gesicht, in welchem eine allerdings etwas stark ausgebildete uud gefärbte Nase von kühnem Schwünge der bemerkenswerteste Teil aller Züge, die zusammen es darstellten, war. „Und doch keime ich eine französische Nasse," ver setzte er, „welche gerade wegen der berührten Eigen schaft ein sehr angenehmer Reisegefährte ist." „Und weshalb?" „Weil sie auf dieser langen und anstrengenden Tour nicht aufhört, die heitere Laune der Frau Her zogin im Blühen zu erhalten." „O Tavanncs, ich würde an Eurer Stelle nicht von meiner Nase und vom Blühen so unvorsichtig in einem Atem sprechen!" fiel «eckend die Dame ein. „Aber Ihr habt recht, daß Ihr Euch nicht darauf tanzen laßt, denn Ihr wißt, die Welt ist unbescheiden, und man man könnte gleich eme Nedoutc daraus »rachen wollen. Toch nun gebt mir meinen Hut wieder; wahrhaftig, Euer auf- und niederschlappendes Ungeheuer ist.mir zu schwer. Ich meine, ich habe ein Nad auf dem Kopfe, wie ei» Bauernhaus in der Picardie, damit die Störche darauf zu utstcn kommen." Tavanncs nahm die kleine zierliche Kopfbedek- kung ab, welche er bisher auf das Geheiß seiner Gebiete rin — denn das war die Dame, die er als Neise- Marschall begleitete — getragen hatte, und reichte den Hut derselben, während er seinen großen Männerhut zurücknahm. „Tavanncs," sagte die Dame jetzt mit einen: Seuf zer, „wenn ich gewußt hätte, welchen schrecklichen Weg Ihr mich führen würdet, so hätte ich Eure Ratschläge, ihn einzuschlagen, nicht befolgt. Ich hätte doch den Weg durch die Pfalz und den Rhein hinab nehmen sollen." „Unmöglich, Frau Herzogin," fiel der Stallmei ster lebhaft ei» — „wir wären dann ohne Zweifel heute bereits in den Händen Spinolas und der Spa nier . . . ." „Ah bah!" versetzte die Herzogin mit einer' leb haften Bewegung des Kopfes. „Während wir," fuhr Tavanncs fort, „auf dieser Route, wenn sie auch einen großen Umweg beschreibt, in vollständiger Sicherheit ziehen können. Hier ist alles Land bis zum Main hinab in den Händen un serer Kriegsvölker und ihrer Verbündeten; es kann nicht Nachmittag werden, ohne daß wir auf Truppen Tureimes oder auf die Schweden Wrangels stoßen." „Und wenn wir mitten tn die Kaiserlichen oder die Spanier hinein gerieten," warf die Herzogin ein. — „müßten sie nicht das Völkerrecht in uns rcspck» ticren?" Tavanncs schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, Madame, ob sic ganz geneigt dazu wären, in der Frau Herzogin von Lvnguevillv einen bevollmächtigten Orator des allerchristlichsten Kö nigs anzuerkenuen, oder gar den diplomarischen Cha rakter unserer Eskorte, dieser Schwadron auserlese ner Kürassiere, als außer Frage und zweifellos angefochten zu lassen." „O, die deutschen Schuauzbärte wären sicherlich so gutmütig," lachte die Herzogin — „ich würde mich mit einigen seelenvollen Worten an ihr „Gemüt" wenden." „Ich zweifle nicht, daß Ihr Wunder tun würdet, Madame," versetzte Tavaunes lächelnd; „uud doch," fuhr er fort, „gibt cs unter den Deutschen Leute, mit denen auf dieser Reise in Berührung zu kommen, nur, als Eurem Reise-Marschall, fataler wäre, als dem leidige» Gottseibeiuns zu begegnen. Messire Jean de Werth zum Beispiel." „Ach, Jean de Werth — der ist bis tief in Böh men huiein zurückgeworfen, ins Zigennerland, wohin er gehört." „Aber wer weiß, ob cS ihn hindert, nicht schon jetzt irgendwo in Franken oder am Rhein sein Wesen zu treiben! T-iescr Mensch ist so unberechenbar, wiv ein böser Kobold." „Tavaunes," antwortete die Dame mit einem An fluge von Schmollen, „Ihr habt eine seltsame Weise, Eure Gebieterin zu unterhalten, indem Ihr sie mit. Gespenstergeschichten von Jean de Werth langweilt. O mein Gott," setzte sie gähnend hinzu — „ich wollte, wir wären am Ziel unserer Reise." ::' „Wenigstens liegt jetzt das Ziel unseres Vormit- tagsmarsches vor nns" erwiderte der Stallmeister. „Dort der Ort am Fuße des Hügels muß es sein! -- Giles," wandte er sich dann an einen der Diener, welche hinter ihm ritten, „fragt den Führer, ob jenes halbzerstörte Torf dort an der Höhe unser Etappen» ort ist." „Sendet unsere Quartiermacher voraus," befahl die Herzogin, „damit wir nicht unangemeldet dieses melancholische deutsche Nest mit dem Glanze unseres Gegenwart überfallen." (fsonsttzmig stlgl)
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