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Sächsische Elbzeitung : 04.04.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-192404048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19240404
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19240404
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1924
- Monat1924-04
- Tag1924-04-04
- Monat1924-04
- Jahr1924
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 04.04.1924
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Politische Rundschau. Deutsches Reich. (Die Wirkung der ErmächtigungSgeschc. Neichssinanzminisler Dr. Luther v'e'Mottet sich in keiner soeben herausgcgebcnen Denkschrift über die Leistun- gen, welche die Negierung mit den Ermächtigungsgesetzen vollbringen konnte. Besonders erkennt Dr. Luther die lNutzbarlcit der von Dr. Helfferich cingcrcichten Pläne für die spätere Schaffung der Ncntenmark an. Für äußerst motwendig hält der Minister die Bereitstellung von Kre diten für Industrie und Landwirtschaft. Oiuc Rede Ludendorffs. .... Auf einer vom „Verband der nationalgcsinnicn Sol« datcn", vom „Dcutschvölkischen Ossiziersbund", vom „Fronlslicgcrbimd", vom „Jungdcutschcu Orden" nnd vom („Schützen- und Wandererbund" veranstalteten „Bismarck- Mer" sprach in Münckp!» General Lndcndorff, der mit Frick, ßiöhm nnd Brückner stürmisch begrüßt wurde. (Ludendorff gedachte zunächst Hitlers, Webers und Krie bels, die heute in Unfreiheit in Landsberg seien, und des (erkrankten Pöhner. Aus den Spruch des Gerichts wolle er nicht zurückkommen. Dieser Spruch aber am 1. April, dem Gcdächtuistagc Bismarcks, sei eine Entweihung dieses Tages. Er sprach über die zwei den völkischen Gedanken bedrohenden Feinde: die Uneinigkeit nnd die nllramontane 'Gefahr. - " Groh-riiamiien. X Die Gefahr des Mieterschnhgcsched für dnd Kabinett Macdonald ist in letzter Stunde überwunden worden. Die .Negierung hat auf eine Abstimmung über das Mictcr- schntzgesetz verzichtet und erklären lassen, das; sie in den nächsten Tagen einen neuen Gesetzentwurf cinbringc» werde, der vorsieht, das; die Gemeinde aus Mitteln der Armcnverwal t-u n g den Hauswirt in dem Falle ent schädigen soll, in dem das Gericht die Vollstreckung eines Nättmnngsnrlcils abwcist, weil der Mieter durch Er werbslosigkeit in eine unverschuldete Notlage gerate» sei. Aus In« und Ausland. Berlin. Der erste Pnrtcitagder neugcgründctcn Repu blikanischen Partei Deutschlands ist aus den 5. und 6. April in Berlin festgesetzt. München. Der Verband der valcrländisckxm VezirkSvercine Münchens hat der Staatsrcgicrung einen Antrag auf St ras erlas; für die im Hitlerprozcß Verurteilten unterbreitet. London. Das Unterhaus lehnte mit 207 gegen 136 Stim men einen Antrag mehrerer Arbcitermitglieder ab, die Todesstrafe für militärische Vergehen abzuschafsen. Ncwyork. Die Republikanische Partei will den jetzigen Präsidenten Coolidge als Kandidaten für die lovrmende Prästdentschastswahl benennen. Kein Ncichswchroffizier bei der Dreyer-Demonstration. Berlin, 3. April. In einigen Zeitungen ist behauptet wow den, das; bei dem Zwischenfall, der sich im Anschluß an die Traucrscier für den Nuhrgesangenen Willi Dreyer ereig nete, ein aktiver Ncichswchrossizier in Zivil beteiligt gewesen und verhaftet worden sei. Nach den amtlichen Feststellungen ist diese Behauptung unrichtig. Die Sparmaßnahmen in Württemberg. Stuttgart, 3. April. Im württcmbcrgischen Landtage wurde heute ein Zcutrnmsantrag, den Vollzug der Verordnung, durch die sieben Obcrämter und das Landgericht Hall ansgcteilt wer den, bis zum 15. Juni, also bis nach den Neuwahlen zu ver schieben, mit 13 gegen 12 Stimmen bei zwei Enthaltungen av- gelehnt. Nachträglich stellte sich indessen heraus, daß diese Ab stimmung gcschäftsordnungswidrig war. Die Angelegenheit wird deshalb erst in der Sonnabcndsitzung entschieden werden. Behinderte Schiffahrt auf der Oder nnd im Stettiner Hnsf^ Stettin, 3. April. Nachdem die Schiffahrt zn Anfang der Woche überall ans der Oder und den anschließenden Kanälen in Betrieb gekommen war, ist sic erneut durch starkes Hochwasser aus der oberen und mittleren Oder behindert bzw., wie man hofft, wir zu kurzem Stillstand gekommen. Alle Nebenflüsse der Oder and kleineren Gewässer führen dem Strom starke Wasscrmasscn Zu, so daß verschiedene Schleusen unbenutzbar sind und auch einige Brücken nicht passiert werden können. Vom Wahlkampf. Aus allen Parteien. 1° Keine Militarmusik bei der Wahlagitation. General v. Seeckt hat eine Verordnung an die Reichswehr er lassen, wonach das Spielen von Militärkapellen bei Ver anstaltungen politischer Parteien und auch sonstiger Ver bände bis zmn 5. Mai, also bis nach dem Wahltag, ver boten ist. 1° Dcutschuationalcr Spitzenkandidat in Magdeburg- Anhalt ist Rittergutsbesitzer Martin Schiele in Schollene. ,— Für die Deutsche Volks Partei kandidiert Dr. Kuhlenkamp f° Magdeburg, für die Sozialdemokraten B a u e r-> Berlin. 1° Wiirttculbcrgischer Wahlfriede in der Karwoche. Auf ^Veranlassung des Staatspräsidenten und nach einer ein gehenden Besprechung mit den Parteiführern hat man sich geeinigt, in der Karwoche vom Palmsonntag bis Oster- -fonntag einschließlich in Württemberg keinerlei Wahlver sammlungen abzuhalten. 1P Stürmische Wahlversammlung». In einer Versamm lung der Deutschvölkischen in Stettin kam es zu heftigen Zwischenfällen mit anwesenden Sozialdemokraten. Bei der entstehenden Schlägerei gab es mehrere Verletzte. — Als in einer Versammlung der Deutschvölkischen Freiheits partei in Berlin die zahlreich erschienenen Kommunisten die Internationale anstimmten, entstanden Tumult und Schlägereien. Mehrere Personen wurden verhaftet, an dere verletzt. — In Obergotteszell wurde der Wahlrcdner der Bayerischen Volkspartet Dr. Stiefl mit Knüppeln niedergeschlagen und schwer verletzt nnd in Temfliug der Landtagsabgcorduete und Ministerialrat Rauch überfallen, Die Natioualliüerale Vereinigung bleibt bestehen. Berlin, 3. April. Von unterrichteter Seite wird mltge« keilt: Der Vorstand der Nativnalliberalcn Bereinigung der Bolkspartci hat heute dem Vertreter des Parteivorstnndcö mit- geteilt, daß die Vereinigung weiter bessehen bleiben wird una die Anerkennung ihrer Organisation fordert. Die im Anschluß daran nbgchnltcne Besprechung zeigte keine Möglichkeit einer Berständigung. Die formelle Antwort deÄ PartcivorstandeS wird am Montag erfolgen. Der neue amtliche Stimmzettel. Dresden, 3. April. Bei der kommenden Retchstags- wahl am 4. Mai stillt der bisher üblich gewesene Partei- stimmzettel fort und cs wird dafür ein amtlicher Stimm zettel geliefert, aus dem sämtliche Parteien, die zur Wahl zugelassen wurden, enthalten sind, und zwar jede Partei mit den ersten vier Namen ihrer Liste. Der Stimmzettel wird dem Wähler nicht ins Haus geschickt, sondern ihm erst im Wahllokal mit dem Umschläge zugleich übergeben. Der Wähler muß in der Wahlzelle die Partei, die er wählen will, durch ein Kreuz oder anderes Zeichen kenntlich machen, ihn dann in den Umschlag stecken und in di« Wahlurne werfen. Zur Erleichterung der Wahlhandlung, besonders sür etwas schwerfällige Wähler, wird diese Hand habung nicht dienen. Das Neichskabinett über den 1. Mai. Berlin, 3. April. Wie die T. - U. erfährt, hat das Reichskabinett beschlossen, den Dienst am 1. Mai wie im Borjahre zu regeln, und zwar so, daß in den Ländern, in denen der 1. Mai al» gesetzlicher Feiertag anerkannt wurde, auch in den Neichsbehvrden und Betrieben aus die Landesgesetzgcbung Rücksicht zu nehmen ist. In Ken Ländern, in denen der 1. Mai nicht als Feiertag gilt, haben Be amte, Angestellte und Arbeiter, die zur Teilnahme an einer Feier am 1. Mai dem Dienst oder der Arbeit sernbleiben, rechtzeitig bei ihren Vorgesetzten um Befreiung vom Dienst nachzusuchen. Solchen Anträgen ist grundsätzlich überall soweit zu ent sprechen, als dadurch die notwendige Wetterführung des Dienstbetriebes nicht in Frage gestellt wird. Hiernach be willigte und beantragte Freizeit ist bei den Beamten und Angestellten aus den Erholungsurlaub anzurechnen. Börse und Handel. Ermäßigung der Börsenumsatzstcuer. Berlin, April. Mit Wirkung von; 7. April tritt gleich zeitig mit der Herabsetzung der Bankprovisionen eine Ermäßi gung der Börscnumsatzstcucr bei Aktien und Valutaobligatio- ncu in Kraft. Die Steuer beträgt künftig regelmäßig t,5 2L sür Knndengcschäflc und 0,4 sür Händlcrgcschäftc, bei Valuta- obligationeu der deutschen Länder und Gemeinden 1,2 sür Kundcugeschästc und 0,2 9L sür Händlergcschäste. Im Interesse der Klcinakticu wird abweichend von der bisherigen Regelung die Steuer bei Aktien nach einem Grundbctrage von 10 Gold mark berechnet. /Geringe Kurserholungen. ' * Berlin, 3. April. Wenn auch die Börse noch weit davon entfernt ist, ein festes Aussehen zu zeigen, so bekundet sich doch heute gegenüber den anhaltenden Kursrückgängen der letzten Zeit eine bemerkens werte Widerstandskraft, da sich die Einbußen in wesentlich ge ringeren Grenzen als bisher hielten und sich aus eine weitaus geringere Anzahl von Papieren erstreckten als bislang und ihnen vor allem auch Kurserholungen gegcnübcrstanden. In der Anspannung am Geldmarkt hat sich nichts geändert, und auch am Devisenmarkt sind die Verhältnisse unverändert geblieben. I» omi«nkn me. Was kosten fremde Werte? ohn-s-wnr. Amtliche Preise an der Berliner Produktenbörse. Getreide und Olsanten je 1000 Kg. sonst je 100 Kg. In Goldmark der Goldanlcihe oder in Nentenmark. Börsenplätze gesucht 4. angcb. 2. 4. gesucht anges. 100 Holland 165,61 156,39 155,61 166,39 100 Dänemark . 60,43 69,77 69,82 70,18 100 Schweden / 110,72 111,28 111,22 111,78 10O Norwegen 67,36 57.64 57,36 67,64 100 Finnland f - 10,67 10,63 10,57 10,63 1 Amerika t.i.r 1,21 4,1 N 4,21 1 England 1! ' 18,066 18,145 18,056 18,146 100 Schweiz 73,67 73,93 73,67 73,93 100 Frankreich 26,14 25,26 24,94 25,06 100 Belgien 21,65 21,65 21,15 21,25 100 Italien 18,85 18,96 18,85 18,95 100 Tschechien 12,71 12,79 12,71 12,79 100V Österreich 6,08 6,12 6.08 6,12 100V Ungarn 6,38 6,42 6,38 6,42 3. 4. 2. 4. 3. 4. 2. 4. Welz., mark. 171-176 172-177 Weizkl.f.Brl. 10,5 10,6-11 pommcrscher — — Nogkl. f.Vrl. 8,6-8,7 8,4-8,6 Rogg., märk. 134-140 134 140 Raps 310-316 310-316 pommerscher — — Leinsaat 410-415 410-415 we schleuß. — — Viktor.-Erbs. 27-28 27-28 Braugerste 170-190 170-190 kl.Speiseerbs. 16-17 16-17 Futtcrgerste 165-165 165-166 Fnttererbsen 13,6-14 13,6-14 Hafer, märk. 124-131 124-131 Peluschken 12-13 12-18 pommcrscher 120-128 —— Ackcrbohnen 16-17 16-17 weschrcuß. —- — Wicken 14-14,5 14-14,5 Weizenmehl Lupin., blaue 13-14 13-14 p. 100 Kil. sr. Lupin., gelbe 16-17 16-16.5 Bln. br. inkl. Seradella 13,5-15 13,6-15 Sack (seinst. Rapskuchen 11,6 11.« Vlrk.ü. Not.) 26-27 22,2-27 Leinkuchen 22.6-23 22,5-23 Noggenmehl Lrockenschtzl. 9,3 9,3 p. 100 Kil. fr. VW. Znckschn. 17-22 17-2L Berl, brutto Torsml. 30/70 8,3-8,6 ! 8,4 inkl. Sack 21-23,2 21,5-23 Kartofself- 19,6. ! 19,5 4- Einfuhr von Nahm verboten. Die Schwierigkeiten, die die im Januar 1924 erfolgte Freigabe der Einfuhr von Nahm sür die Durchführung des Schlagsahncherstcllungsvcrbots mit sich gebracht hat, haben den Neichsminisier sür Ernährung und Landwirtschaft veranlaßt, die Einfuhr von Rahnr, frisch und ir> lustdicht verschlossenen Behältern, vom 1. April 1924 ab erueut zu sperren. Berlin. (Schiedsspruch im Buchdruckgew«rve.) Der deutsche Vuchdruckcrvcrein teilt mit: Im Lohnstreit de» deutschen Äuck/druckgcwerbes fällte der vom Reichsarbeits- ministerium eingesetzte Schlichtungsausschuß den Schiedsspruch, daß sür die Zeit vom 29. März bis einschließlich 31. Mai der Spitzenwochcnlohn auf 30 Goldmark festgesetzt wird. Elberfeld. (E i sc n b a hnc rst r c i k verschärft.) Die Arbeiter der Eiscubahndircktiou Elberfeld sind in verschiedenen Städten in den Ausstand getreten. Der Streik hat bereit» ziemliche Ausdehnung und scharfe Formen angcnourmen. Wie die Gewerkschaften Mitteilen, bcabsiclftigcn die Streikenden, mit Rücksicht ans das Wirtschaftsleben, eine Behinderung des Zug verkehrs nicht durchzusctzcn. Hamburg. (Streik bei den Seeleuten.) Die im Schisfahrtsbnnd vereinigten Seeleute haben, nachdem ein größerer Teil die Schifte schon früher verlassen hatte, die Arbeit niedergelegt. Als Grund für den Streik wird die Verlveige- rung gewisser Vergünstigungen aus dem Manteltarif und die Bekämpfung des Drei-Wacheu-SystemS durch die Reeder an geführt. — Als ein Teil der Gütrrbodenarbeiter entlassen wurde, trat der Rest in einen Sympathiestreik. Der viitey« tranSport stockt. Aussperrung im Marincarsenal Kiel. Kiel, s. April. DaS Marinearscual Kiel hat heute seine Arbeiterschaft ausgeswrrt, nachdem diese am Dienstag und Mittwoch den Betrieb nach Veeudiguug der achtstündigen Arbeitszeit verlassen hatte. Die Arsenalloituug batte von April an die neunstündige Arbeitszeit nngeovdnct. Redl, der Spion. Ein Kriminalfall, der zum Weltkrieg führte. N. Oer Wagenwäscher als Retter. Mährend die beiden Agenten beraten, ob sie auf eigene Faust den Chauffeur »och heute nacht ausforschcn und sich dann im Einvernehmen mit ihm ein Märchen von abenteuerlicher Flucht des Unbekannten ausdcnken sollen, oder ob sic nicht doch der Staatspolizei ihr Mißgeschick melden müssen, — — fährt auf dem Kolowratring ein Mictsauto an ihnen vorbei. Sie lesen die Nummer — es ist der Wagen, der ihnen vor zwanzig Minuten vom Postamt ihre Beute entführt h a t. Sie pfeifen, schreien, laufen. Das Auto hält. E s ist leer. ^Wohin haben Sie den Herrn geführt?" *Jus Cafü Kaiserhof." .„Fahren Sie uns sofort ins Cafü Kaiserhof." Ans der kurzen Fahrt schnüffeln die Detektive im Innern des Wagens und finden das Futteral eines Taschenmessers. Ein Futteral ans hellgrauem Tuch. Im Cafü Kaiscrhof, wo sie mit dem Chauffeur cintrctcn, ist der Fahrgast nicht mehr. Sic eilen zum nächsten Auto- stand. Ja, ein Herr, der so attssteht, ist gerade weg gefahren. Wohin? Wir sind in Wien, und dort weiß es einer: der „Wasserer". Eigentlich ist er kein Wasserer, denn am Auto stand sind keine Fiakerp fc rd e, denen man den Tränkeimer servieren kann, aber er Putzt die Karosserien, und betätigt sich vornehmlich als Wagentür- nnfinacher. Der hat natürlich gehört, wohin der gttä' Herr befohlen hat: „Ins Hotel Klomser". Nach ins Hotel Klomser! Im Foyer wird der Hotel- Portier ausgeforscht. „Grad' jetzt saan zwaa Herren im Auto aukommcu, Kaufleute saans ans Bulgarien." „Und vorher ein Herr allein?" „Im Anto? Dös weiß i net. Vor einer Viertel- stund' is der Herr Oberst Redl kommeip. Aber i weis, net, ob er im Auto vorg'fahren is." Oberst Redl? Den Polizeiagemcn flößt der Name Scheu ein. Sie kennen ihn gut. Er hat ihnen keine Se kunde Rast gegönnt, die Notwendigkeit Voit Nachtruhe nicht anerkannt, wenn sie feine Treiber waren bei der Jagd nach Spionen. Wie merkwürdig wäre es, wenn der Beheber der Geldsendungen wirklich ein Spion wäre und nur zufällig im selben Haus, ja vielleicht Wand an Wand mit dem Chef der Spionageabwehr wohnte, in der Höhle des Löwen! Aber zu solchen Kombinationen ist jetzt keine Zeil. Negierungsrat Gayer von der Staatspolizei ist sicherlich durch das Wiener Hauptpostamt bereits davou in Kennt nis gesetzt worden, daß die Briefe behoben sind. Ma» muß ihm endlich berichten, wie die Verfolgung ausgefallen ist. Auch anfragen, ob der Herr Ncgierungsrat einver standen ist, daß Oberst Redl die Untersuchung im Hotel leite — er wohnt nämlich zufällig gerade hier. Jeden- falls muß das Hotel gleich bewacht werden. Während der eine der beiden Agenten zum Telephon geht, spricht der andere mit dem Portier. Er überreicht ihm das Messer- futtcral, damit er seine Gäste frage, wem es gehört. Das Taschenmesseffutteral. Eben kommt ein Herr in Zivil die Stufen vom ersten Ätock herab und legt dem Portier den Schlüssel von Zimmer Nr. 1 auf den Tisch. „Haben Herr Oberst das Futteral Ihres Taschenmessers verloren?" fragt der Portier. „Ja," antwortet Oberst Redl und steckt das hellgrau« Tuchsäckchcn gedankenlos in die Lasche, „wo habe ich es denn ..." Plötzlich unterbricht er den Satz. Zuletzt hat er ja sein Taschenmesser benützt, als er auf der Fahrt vom Post amt die KnvcrtS der Gcldbricfe ausgeschnitten hat. Dort hat er das Futteral liegen lassen. Er schaut den Mann an, der neben dem Portier steht, und mit anscheinendem Interesse die Briefe durchblättert, die auf dem Tisch liegen. Oberst Redl hat die Frage, wo er das Futteral liegen gelassen habe, nicht zu Ende gesprochen. Oberst Redl ist ganz blaß. Er weih: in wenigen Stunden werde ich tot sein. Er geht auf die Straße. Sicht sich ein wenig um und geht die Herrengasse rechts hinunter. Bevor er an der Ecke beim Cafü Central ist, schaut er wieder zurück, ob niemand aus dem Hoteleiugang tritt. Niemand. Aber gewiß kommen ihm die zwei Herren nicht geheuer vor, die aus dem Restaurant Klomser treten? Der Eine hat dem Portier nachträglich aufgetragen, die Nummer 12 348 aufzurufeu, die Geheimnummer der politischen Staatspolizei: „Sagen Sie, daß alles in Ordnung ist — das Futteral hat den» Herrn Oberst Redl gehört." Verräterische Schrift. Als die beiden Agenten an die Ecke der Strauchgasse kommen, — ist Oberst Redl verschwunden. Weder in der Stranchgasse, noch in der Wallnerftraße ist er zn sehen. Kann er inzwischen den Haarhof erreicht haben, der zur Naglergassc führt? Nein, selbst laufend nicht. Also ist er im Haus der alten Börse verschwunden, das drei Aus gänge hat, zwei durch das Cafü Central und einen gegen die Freyung zn. Allerhand Achtung vor einem Manne, der vor zwei Minuten so unvermutet entlarvt wurde, der seit zwei Minnien fein Leben verwirkt weiß, und schon die Möglichkeiten des Entkommens kaltblütig verflucht! Inzwischen spielt das Telephon vom Hotel Klomser zur Staatspolizei, vom Schottenring zum Stubenring. (Dort ist das Evideuzbureau des Generalstabschefs.) Oberst Redl! Die Offiziere der Kundschaftsgruppe sind in beispielloser Erregung. Ihr Vorgesetzter, ihr Lehrer, ihr Vorbild, ihr Ratgeber ist es, nm den es sich handelt. Hauptmann Ronge, der Nachfolger Redls in der Leitung der Knndschastsstclle, fährt selbst rasend zur Hauptpost, um den Schalterbeamten ausznfragen, wie der Beheber der Briefe aussah. Auch ein Zettel ist dort, auf dem jede Partei die Chiffre ihres Restante-Briefes ausgeschrieben hat. Inzwischen suchen die anderen Herren im Evidenz bureau die Haudschriften Redls heraus. Es ist keiu Mangel daran. Als Hauptmann Ronge vom Postamt kommt, den Zettel in der Hand „Opernball 13", bedarf es keiner Schriftvergleichmig. Zwar ist das Wort leicht und dünn hingeschrieben, aber von einer ausgesprochenen
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