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Sächsische Elbzeitung : 11.04.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-192404115
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19240411
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19240411
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1924
- Monat1924-04
- Tag1924-04-11
- Monat1924-04
- Jahr1924
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 11.04.1924
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Dom Wahlkampf. Aus allen Parteien. Die Krctöwnhlvorschläge für die Neichstagswahl fln» spätestens am 17. Tage vor dem Wahltage beim Kreis« wahllcitcr einzureichen. Diese Frist läuft am 17. April ab. si StaatSminister a. D. Hergt, der Führer der Deutsch« nationale», kandidiert an erster Stelle für die Dcutschnatio« nalc Volkspartei im Wahlkreise Licgnitz. Die Deutscl>e Volkspartei hat für Liegnitz den Abg. Metzenthin ausgestellt. Für die Deutschuntionalcu iu Schlesien sind als Spitzenkandidaten ausgestellt: 1. Freiherr v. Nicht- Hofen, Präsident des Schlesischen Landbunbes; 2. Gc- wcrkschastssekrclär Huelfer; 3. Prof. Freiherr v. Freytag« Loringhoven. 1° Ncichswahlliste der Deutschen Volkspartei. Der Parteiausschub der Deutschen Volkspartei hat u. a. fol gende Personen auf den Neichswahlvorschlag der Partei gesetzt: Außenminister Dr. Stresemann, Fran Klara Mende, Bürgermeister a. D. Dr. Scholz, Prof. Dr. Kahl, Minister a. D. Dr. Düringer, Geheimrat Dr. Nießer, Obcrpostsckrctär Morath, Dr.-Jng. Sorge, Otto Thiel, Vorsitzender des Gesamtverbandes deutscher Nngestelltcn-Gewcrkschasten. Freiherr v. Nhcinbabcn ist Spitzenkandidat der Deutschen Volkspartei im Wahlbezirk Breslau. Die Deutsche Volkspartei im 11. Wahlkreis Halle- Merseburg stellte an die Spitze ihrer Kandidatenliste 1. Dr. Karl Bremer, 2. Kaufmann Wünsche-Elsterwerda. Völkisch-sozialer Block in Hannover-Süd. Die Ange« hörigen der ehemaligen National-sozialistischen deutschen Arbeiterpartei und die Dcutschvölliscl-e Frcihcitspartet der Regierungsbezirke Hannover und Hildesheim und des Fürstentums Braunschweig haben sich für die Reichstags« Wahlen zu einem Völkisch-sozialen Block Landesverband Hannover-Süd zusammengeschlossen in Verbindung mit der Rcichölistc Ludeudorff-Gracfe-PöHuer-Graf Nevcntlow. 's- Dcntschvölkische iu Magdeburg. Eine Versammlung der Kreisvertreter des Völkisch-sozialen Blocks hat für den Wahlkreis Magdeburg folgende Kandidaten ausgestellt: 1. Schriftsteller Weberstedt-Berlin, 2. Arbcitcrsckrctär Franz B l e n ck e - Vernburg, 3. Landwirt Detlev von C a l b e n - Vienau und 4. Oberpostsekretär Ed« münd Heinatz - Magdeburg. Für das Zentrum kandidieren in Oberschlcsicn für den Reichstag Pfarrer Olitzka, Generalsekretär Ehr hardt, Landwirt Zitter. Die Polen haben an erster Stelle Bankdircktor M a l c z c w s k i - Ratibor ausgestellt Rechts,zusammeuschluß in Bayern. Die Bayerische Mittclpartei (Dentschnationalc Volkspartei) und die Natio nalliberale Landespartei Bayerns hatten in Nürnberg Vorstaiidssitznugcn, in der Schotte getan worden lind, die ein Zusammengehen dieser beiden Rechtsparteien ermög lichen sollen. 1» Parteivcrschmelzung in Bayern. In München haben Besprechungen dazu geführt, daß die Christlich- soziale Partei iu Bayern, die es bei den Wahlen auf rund 23 000 Stimmen gebracht hat, in der Zentrums- Partei aufgeht und als eigene Partei zu existiere« aufhört. Die bayerische Zentrumspartei soll künftig den Titel tragen „Zcntrumspartei (Christlich-soziale Partei)". Das Programm der bayerischen Zentrumöpartei ist das des Reichs-Zentrums. Abmarsch von derAeutschen BoWpartei. Wahlaufruf der Nati onalliberalcn Vereinigung Die seit der Begründung der Gruppe „Nationalliberale Vereinigung" drohenden Spaltungscrschcinungen in der Deutschen Volkspartei treten schärfer in die Erscheinung. Im Neichstagsgebäude zu Berlin tagte eine Ver« tretcrvcrsammlnng der „Nalionalliberalen Vereinigung", bv Nitron -tiunckrs« 88) Nachdruck ucrbolcu. Das brummende Tönen des Schnarchens umfing ihn Neuerlich wie ein Wasserfall. Es schien jetzt schneller, erreg ter zu sein. Der Posten bei den Kanonen zeigte jetzt Far ben und Gliederung. Hell lag's auf den plumpen Visier- spitzen der Geschütze. Hellbleich hob sich der Kirchturm aus dem noch ruhenden Wirrwarr. Der Nebel im Tal war un ruhig und hellgrau. In zwei, drei Fenstern, die vordem dunkel gewesen, war Licht. Ein vorzeitiges Weihnachts- bäumchcn brannte hinter dem einen: Ein Abschied. Heller waren die Pfcrdcleibcr, lebhafter rauchten die Nüstern, lau ter traten die Patrouillen fern und nah auf; Lichtlein der anderen Dörfer schimmerten auf den Hängen. In großen weichen Flocken begann Schnee zu sinken. Besorgt sah Fried rich zum Himmel. Im Osten blühte es gelb: Friedrich lief. „Halt! Wer da?" schrie der gerüffelte Posten, der Ge wehrhahn knackte. „Gebt Losung und Fcldgcschrei!" „Victoria! Unser s i ch e r e r Sieg!" — „Passiert!" Heller Widerschein lag ans der Hauswand, auf Fried richs Quartier. Die Kerzcnflammen hinter dem Fenster waren trüb. „Fredersdorf," sprach Friedrich, mit EUe ins Haus tretend, „lass' nach der Zeit, die ich brauche, eine Ga votte zu blasen, den ehemaligen Leutnant Dictzschau bei mir eintreten, ohne Ketten!" Schon war Friedrich durch die Tür. Fredersdorf schüttelte kummervoll den Kopf. Rasch schob Friedrich, sich auf den Zehen hebend, den Hut auf den Holznagel im Deckenbalken. Wohlig brummend verkroch sich die Biche in die Wärme ihres Korbes; sie grub sich behaglich knurrend ein; Friedrich ging zum Mantelsack und bückte sich; ein Flötenstttteral in der Hand, kam er zum Tisch zurück. Sorgfältig und liebreich tat Friedrich die vier Elfenbemtcilc des Instrumentes zusammen. Die Finger standen still: Ein befriedigtes Lächeln war in Friwrichs achtsam zuschcndcn, verträumten Augen; den Kopf gesenkt, die lange Flöte in der Hand, ging er langsam zur Tür und öffnete sie: „Fredersdorf," sprach Friedrich still und gesammelt, „sag' Herrn von Catt, der Titel der Oper, der mir vorhin Nicht einfallen wollte, heißt: „Montezuma". Montezuma!" wiederholte er noch einmal einprägsam. „Sag' ihm das!" Friedrich schloß leise die Tür. die eine Entschließung als selbständigen Wahlaufruf faßte. Als oberster Grundsatz wird Bekämpfung des Marxismus proklamiert und weiter gefordert: Nenaufban der NeichS- verfassung auf deutsch-rechtlicher Basis, Ausschaltung deS Klassenkampfes, Arbeitsgemeinschaft zwischen Arbeitgebern und -nehmern, Friede zwischen Stadt und Laud, Eini gung der nationalen Parteien und Berufsstände auf ge meinsamem politischen Boden, Beseitigung der jetzigen Re- gicrnngöloalition in Preußen. Dann wird festgestellt, daß alle Versuche, diese Ziele im Nahmen der Deutschen Volks partei zur Anerkennung und Durchführung zu bringen, an der Haltung der Parteileitung gescheitert seien. Damit sei die Vindnng der Vereinigung au die Volkspartei gelöst. Für die bevorstehende Wahl wird empfohlen, die Liste der D e u t s ch n a t i o n a l e n V o l k s p a r t e t zu wählen, „soweit nicht in den Wahlkreisen von volksparteilicher oder anderer Seite Einzelpersönlichkcitcn ausgestellt werden, die nach ihrer Vergangenheit und durch Nares Bekenntnis zu den Zielen der „Nalionalliberalen Vereinigung" eine sichere Gewähr für deren Verfolgung und Durchsetzung bieten." Die Entschließung ist u. a. unterzeichnet von den früheren Ab- geordneten Dr. Marctzky, Freiherr v. Lersner, Dr. Quaatz und Dr. Vogler. Erklärung der Deutschen Volkspartei. Ausschluß der Nationalliberalen Vereinigung. Berlin, 10. «Pr«. Von der NeichsgeMftsstelle der Deutschen Volkspartei wird mttgeteilt, daß nach der Aufforderung der National- liberalen Vereinigung an ihre Freundt, die deutsch nationalen Alahllisten zn wählen, die Parteileitung der Deutsch» Volkspartei der Nationalliberalen Vereini gung folgenden Beschluß übermittelt habe: „Nachdem der Partcivorsöand und der Zcntralvorstand der Deutschen Volkspartei politische Organisationen inner halb der Partei nur für möglich erklärt habe», soweit die Satzungen dies gestatten oder die zuständigen Partei- instanzen sie ausdrücklich gcuehmigen, uud nachdem die Vertreter der Nationallibcralcn Vereinigung in deren Auftrag Verhandlungen zur Herstellung dieser Voraus- sctzungen abgclchnt habe», stellt der Partcivorstand aus Grund der ihm vom Zentralvorstand ausdrücklich erteilten Ermächtigung fest, daß die in der Nationalliberalen Ver einigung verbleibenden Mitglieder aus Ler Deutsche» Volkspartei ausschciden." Politische Rundschau. Deutsches Neich. Deutsche Ersatzpflicht für amenlantsche Schiffe. Die amerikanische Schicdsgerichtskommission hat be schlossen, daß Deutschland nicht verpflichtet sei, Schaden ersatz für versenkte amerikanische Schiffe zu leisten, wenn bewiesen sei, daß ihre Zerstörung einem militärischen Zweck diente. Diese Bestimmung findet Anwendung auf folgende Schisse: „Max Cnllcugh", „Joseph Zrdagh", „Navcn". Dagegen hat die Kommission beschlossen, daß Deutschland für die Torpedierung der nachfolgenden !) Schisse, die nur dem Handel dienten, verantwortlich zu machen sei: „Nookingham", „Maral", „Nocljester", „Santa Maria", „Texcl", „Tyler", „Moreni", „Alcmanca" und „Ontano". Arbeilögcsahren für Leben und Gesundheit. Die Verordnung über die Arbeitszeit schränkt die Möglichkeit der Überschreitung der achtstündigen Arbeits zeit für solche Gewerbezwcige oder Gruppen von Arbeitern ein, die unter besonderen Gefahren für Leben oder Gesund heit arbeiten. Im Neichsarbeitsministerinm sind Unter suchungen im Gange, um diese Gewcrbezweige und Arbei- tergruppen zn bestimmen. Bis zu ihrem Abschluß hat die Vorschrift erhöhte Bedeutung, wonach die zuständigen Polizeibehörden oder die G e w e r b e a u f sichts beamten für einzelne Betriebe, in denen durch über mäßige Dauer der täglichen Arbeitszeit die Gesundheit der Arbeiter gefährdet wird, im Wege der Verfügung die Dauer der zulässigen täglichen Arbeitszeit festsctzcn können. Aus Zn- und Ausland. Berlin. Die deutsche Regierung hat in Warschau Vor stellungen erhoben wegen der Verletzung deutschen Ge biets durch eine polnische Patrouille, die sich provokatorisch be nahm. Halle n. d. S. Der Provinziallandtag der Provinz Sachsen wählte au Stelle des fetzigen Ncichöverkehrsministers Oeser den früheren Gesandten in Brüssel, den Sozialdemokraten Otto Landsberg zum Landeshauptmann. Paris. Der König und die Königin von Nnmänicn sind znm Besuch der französischen Republik i» Parts eilige« tröffe». Moskau. Nach achtzchntägigcn Verbaudlungen iviirde im Kiewer Prozeß gegen die Mitinhaber des sogenannten Aktionszentrums, einer die Sowjets bekämpfenden hauptsäch lich aus Professoren bestehenden Organisation, das Urteil ge« fällt. Vier Angeklagte wurde» zum Lode, eine Reihe anderer vis zn zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Tumult lin Landtag zu LLctmar. Weimar, 10. April. In der heutigen Sitzung deS Land tages kam eS zu großen Unruhen, als der Abg. Bauer erklärte, daß neben dem 1. Mai auch der S. November als Feiertag ab- geschasft werde» müßte, da er ein Tag der größten Schande und Erniedrigung für Deutschland sei. ES erhob sich bei den Kommunisten und Sozialisten ein ungeheurer Lärm. Da cS dem Präsidenten nicht gelang, die Ruhe wiederherznstellen. wurde die Sitzung aus unbestimmte Zett vertagt Kricgüverlustc GriccklenlandS. Athen, 10. April. Den Blätter zufolge werden die griechi schen Kriegsverluste von amtlicher Stelle auf 66« Millionen Goldsraukcu geschätzt Aushebung deS türkisä-en AlkoholvcrbotS. Konstantinopel, 10. April. Aus Augora verlautet, daß das Alkoholverbot aufgehoben worden ist. Die Slbgaben anf Älko- hol und andere Getränke seien vervielfacht worden. Aus dem Ausland eiugeführte Getränke unterliegen der 12fachcn Ver zollung des Tarifs. Die Negierung fei ermächtigt worden, binnen drei Monaten die Herstellung, den Verkauf uud die Ein fuhr von geistigen Getränke» zu monopolisieren. Tages-Chronik. O über 44 000 Lehrlinge im Handwerk. In Ler letzte» Sitzung der Berliner Handelskammer teilte deren Präsident mit, daß der LchrlingSstand zurzeit seine jemals höchste Ziffer mit 44 200 eingeschriebenen Lehrlingen erreicht und damit die Vorkriegszahl weit überholt habe. O Papagcien-Nanü im Berliner Zoo. Nachdem bereits bor einiger Zeit aus dem Vogelhaus des Berliner Zoologi schen Gartens zwei Papageien gestohlen wurden, wurde jetzt wiederum ein solcher Einbruch verübt. Die Verbrecher knipsten mit einer scharfen Drahtzange die Vergitterung durch und stahlen vier Papageien. Die geraubten Vögel gehören zn den schönsten Tieren ihrer Art und haben außerordentlich großen Seltenheitswert. Alle sind gut» Sprecher. O Ein verwester Fraucnlopf gefunden. In einem Tan nendickicht bei Neubrandenburg (Mecklenburg- Strelitz), wurde ein Frauen köpf gefunden, der in einem zerrissenen olivenfarbigen und mit Blulspurcn be deckten Herrengummimantel eingcwickclt war. Ter Kopf hatte volles schwarzbraunes Haar. Die Flcischtcilc waren schon verwest, so daß die Persönlichkeit nicht scstgcstcllt werden konnte. Die Nachforschungen nach der Leiche blic hen bis jetzt erfolglos. O 10 000 Zentner Getreide verdorben. Der dreistöckige Getreidespeicher des Rittergutes Kreischa bei Görlitz, in dem 10 000 Zentner Getreide lagen, ist plötzlich mit unge- hcnrem Krach in einer Front von 18 Metern znsa m m e n- gebrochen. Die acwalüacn Gctreidcmenaen sind vom Friedrich benetzte die Lippen, bei andächtigen Augen lat Friedrich die geliebte Flöte an den Mund; mit schiefem Kopf suchte er vollendeten Kontakt mit dem Jn^ strumcitt; wie der Schütze erregt den Gewehrkolben an der Brust suchen läßt, ehe er trifft. Langsam anschreitend blieS Friedrich den ersten To». Zart klagend, schwebend, steigend, schmerzlich tremo- clercnd, wie Träume rieseln, graziös, spöttisch ausbegehrend und traurig betete seine Seele. Friedrichs einwärts sehende Augen blickten bewegungslos, weltabgewandt, über die Gradheit der Flöte hinweg, inö Andre. Das Svhärenklingen brach ab. Friedrich starrte zum Kruzifix; er ließ die Flöte sinken: Sin Ton hatte Verbindung hergestellt, mit dem Tone, ver oft erklang, als Wilhclminens Laute noch zu seinem In strumente sang. Traurig nahm Friedrich die Flöte auseinander. Er tat sie mit Fingern, die wieder voll irdischer Unrast waren» ins Bett des Futterals zurück; grüner Staub lag auf dessen verblichener Jnnenseide: der Nest des Lorbeers vom Grabe des Vergil, Wilhclminens Geschenk. Friedrich schloß den Kasten. Zwei-, dreimal ging er durchs Zimmer. Hastig trat er zur Ofenbank. Sich tief neigend, senkte er das Antlitz ins Wasser der irdenen Schüssel, die Fredersdorf bereits gestellt Hatto. Er schritt zum Fenster und trocknete das er frischte Gesicht an der Gardine. Es dämmerte ins Zimmer. „Darf ich eintreten?" fragte eiue Stimme durch die Tür spalte. Friedrich schleuderte den Gardinenzipfel an die Fensterscheibe zurück: sie dürfen mich bei der Sauerei nicht sehen! „Ja!" Der eine der jungen Offiziere, die aus Friedrichs Befehl verkleidet zu den Kaiserlichen geritten waren, stand erschöpft, nach dem Nitt ums Leben, vor ihnv „Was hat Er erkundet?" „Majestät," sprach der Jüngling, tief Atem holend, als glaube er nicht, daß er noch lebe, „ans dem Ruinen- berg, vor unserer Rechten, sind zweihundert Feldkanonen und achtzig Haubitzen eingcgrabcn." Keine Bewegung in Friedrichs Antlitz verriet, wie die furchtbare Nachricht auf ihn wirkte. „Man munkelt," stam melte der junge Offizier, „die Zarin sei tot? Hat Herr General Don Finck viel Artillerie verloren? . . ." „Wo sind die zwei andern, die mit Ihnen ritten?" Friedrichs und des Fähnrichs Augen verständigten sich. „Ruhe Er jetzt, Blücher; ich danke Ihm!" Freudig, daß ihn: die Pflichterfüllung gelungen war,, leuchtete des Fähnrichs müdes Antlitz auf. „Er war brav." Zweihundert Kanonen! Achtzig Haubitzen?! Nicht ein Drittel hab' ich! Muck! Du Hund! Friedrich stand, die Faust anS Kinn gepreßt; sei» Mund war trotzig-sinnend zusammengepreßt; Friedrich warf den Kopf zurück, die Faust in die Luft. Friedrich griff sich zwischen Weste und Hemd. Stimmen und Tritte im Gang. Hastig trat Friedrich vor die Tür; mit dem Rücken lehnte er sich an sie; nun konnte niemand herein: Ein Blickblitz versicherte ihn, daß ihn hier, auch vom Fenster her, niemand erspähte. Tastend zog Friedrich aus den Spitzen seines Hemdes ein Fläschchen vor, das ihm um den Hals hing. Er ver suchte: der Stöpsel drehte sich leicht, die Giftpillen waren in Ordnung. Das Fläschchen, das die Wärme seines Körper-Versteckes besaß, sank zurück. Prüfend hob Friedrich den Westenrand hoch: Das Fläschchen steckte gut im ver borgenen Täschchen der Unterhose! Noch einmal ver« snchte er es von oben: für alle Fälle! Das Gift war griff- nah und ständig bereit. Friedrich drehte sich und klinkte die Tür auf: sic warteten. „Die Wache bleibt im Gang!" Fredersdorf glitt mit einer Schale voll heißen Tees und einem Teller, ans dem ein belegtes Brot lag, am blassen Offizier vorbei, dem die Tressen abgerissen waren, dem Degen und Mngkragen fehlten. „Ich danke, Fredersdorf." Friedrich wandte sich zu Dictzschau: „Bitte, mein Herr," sagte er, „nehmen sie dort Platz!" Er zeigte zur Bank. „Tinte, Feder und Papier finden Sic vor sich." Dictzschau saß. Scheu fragend, doch ohne Angst, sah er den König an. Friedrich trat näher: „Die Tatsache, Dietzschan," sagte Friedrich gedämpft, „daß ich Ihnen mein Testament diktiere, beweist Ihnen, daß Sie für mich bereits ei» toter Mail» sind; Sie haben nichts mehr zu hoffen!" Aschfahl wurde Dietzschaus Antlitz. „Ich zürne Ihnen durchaus nicht," sprach Friedrich. „Sie hatten als Sachse das Recht, vielleicht die Pflicht, zu desertieren, gemäß ihrem Eid als l u r s ä ch s i s ch e r Gardeoffizier! Da Sie aber auch mir schworen, wenn auch gezwungen, was ich natürlich einsehe, so werden Sie mir zugeben, daß ich als Preuße und als verantwortlicher Heerführer, der iu diesem Kampfe sieht, ebenso das Recht und die Pflicht habe, Sie nach meinem Kriegsrecht zu bestrafen! Ich will nicht, daß die sächsische Fahnenflucht allgemein wird und mich gefährlich schwächt! Es ist schön, daß ihr zu euren, besiegten Fürsten haltet! Sie werden mir dann Ihre letzten Wünsche mitteilen, vor allem: Ihrer jungen Frau wegen, und ich werde trachten, Ihre Wünsche zu erfüllen. Nehmen Sie jetzt die Feder." (Fortsitznng folgtt.
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