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Sächsische Elbzeitung : 10.09.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193209108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19320910
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19320910
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- Saxonica
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- Parlamentsperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1932
- Monat1932-09
- Tag1932-09-10
- Monat1932-09
- Jahr1932
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 10.09.1932
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Nr. zu Beilage zur Sächsischen Elbzeitung m emmd r M Versunkene Wetten Von Wilhelm Äoclsche Vor etwa einem Jahrhundert leitete sich im kultur nnd sagenumwobenen Mittelmeer eines der wunderbarsten Er- cignissc ein, deren die Menschheit gedenkt! Besuchern Siziliens ist der herrliche Blick von Girgenti unvergeßlich — über einer Fläche von Mandelbänmcn, auf der die alten Griechentcmpel von fern wie kleine goldbraune Korkmodelle stehen, das lichtblaue Meer, am Horizont die un sichtbare heisse Wüstcnküste Afrikas, meist markiert durch eine ruhende Weiße Dnnstschicht. Im Südwestleil dieses Bildes, gegen Pantellcria nud Karthago zn, müßte aber eigentlich ei» großer, schwarzer Bulkan mitten in der See zum Himmcl dampfen — oie berühmte Insel Ferdinande«. Um die Wende znm Juli 1831 gingen durch Sizilien leichte Erdstoße. Die Fischer der Südküste nnweit Girgenti sahen das Meer in inzmer dichteren Nebel sinken. Als sie sick- zaghaft in ihre Boote wagten, fanden sic das Wasser mit schwimmenden feinen Schlacken fast versperrt, tote Fische trieben in Massen, cs roch nach Schwefelwasserstoff. Als am 13. Juli der Nebel wich, stano gegen Pantellcria im freien Meer eine schaurige hohe Rauchsäule, aus der Flammen schlugen und Donner rollte. Zehn Tage später wagten sich drei deutsche Gelehrte zu Schiss an das Rätsel. Sic fanden mit Staunen eine vollständig neue Insel — mit kohlschwarzem Steilrand, hinter dem ein Krater dicke schneeweiße Dampf- Wolken unausgesetzt zu mehr als füufhuudert Meter Höhe emporpafftc. Schwarze Ascheugarbcn und Sprudel braunen Kvchwasscrs schlugen ernptionswcise hindurch, unter nn- gehcurcm Spektakel und Hellen Blitzen regneten glühende Steine aufs Meer. Anfang August stand die Insel so etwa fünfzig Meter über dem bis dahin freien Wasserspiegel — inan schätzte nach der Nandtiefc über zweihundert Meter Steil- anfstieg vom Grunde, wobei wir heute sagen würden, es müsse die eigentliche Attsbruchsstelle eine Art steiler Nadel im Meer entwickelt haben, wie die schreckliche Montagne Pclöe ans Mar tinique 1903 eine fast doppelt so hohe vorübergehend in die Lnft baute. Am 2. Augnst nahmen die Engländer unter allen Formen des Scerechts von der Insel als willkommener geographisch-politischer Neuheit Besitz. Der Name „Ferdi nanden" nach dem König von Neapel setzte sich gleichwohl durch. Die ganze Knltnrwelt beschäftigte sich mit dem Mirakel, aber cs sollte keinen Bestand haben. Bereits im Laufe des August sah man die Vulkanwolkc von Sizilien ans nicht mehr. Die Flammen erloschen, der Krater süllte sich mit Wasser, aber auch der lose Aschenausbau, meist aus AugUkristallcn bestehend, konnte den brandenden Wellen dauernd keinen Widerstand leisten. Gegen Ende Ok tober sank der Naud crueni dem Spiegel zn nnd wenig später war der ganze sichtbare Seeshuk wieder fort. Den Fischern blieb noch eine nahe Untiefe, die doch allmählich auch hernntcr- giiig. Seither sind noch mehrfach kleinere Eruptionen in der Nähe erfolgt, anch wurde die Insel Pantellcria, die bereits in prähistorischer Zeit bewohnt war, stellenweise ein Stück weit höhcrgchobcn. Im ganzen aber war das Märchen von Ferdi- nandea abermals ausgeträumt. Wenn man an die großen geologischen Sagenkreise des Mittelmeergebiets denkt — die Sintflntcrzählung, die sich in der babylonischen Ecke am Persiscl-en Meerbusen wenigstens lokal noch in die historische Zeit zu fügen scheint, die Atlantis mythe, die ans Alt Aegypten zn Plato kam und am äußersten Westtor des Meeres spielt — so erscheint aber gerade dieses kleine Ereignis besonders bedentsam. Gegen das Dämonische lener großen Bilder wirkt es zwar harmlos genug. Aber solches Iuselschickjal verläuft keineswegs immer so „gemütlich". Im blauen Griechenmeer selber muß man an den Mccresvnlkan von Sanlvrm sich erinnern, der seit alters bis heute wie ein böser Kraken wütet, auch schon neue Juseln heraufgeworfeu hat: unter seinen baumlosen Bimssteindecken aber hat man gelegentlich die ganze Kultur eines schönen, waldbestandenen Landes mit reicher Bewohnerschaft entdeckt, die er schon vorgeschichtlich irgend einmal begraben. Man muß sich erinnern an den furchtbaren wiederholten ruckweisen Zusammensturz der Insel Ischia in den achtziger Jahren, der mehreren Tausend noch moderner Menschen, be sonders unalückiicber Badeaäüe. das Leben aekollet. numcuyl in emem tiefsten Zufammcm-ang mit Ferdi nanden selbst vernichtete aber eine solche Untersec-Ernption im fernen Island bei Kap Ncykjancs 1830 durch Berschlingen der Insel Geicrsnglasker, wenn auch keine Menschen, doch eine der höchsten zoologischen Kostbarkeiten unserer Zeit: die letzte größere Brutstätte des berühmten Niescnalks, der wenig später gänzlich ausstarb, zum Jammer allen Naturschutzes. Was aber wieder nichts besagen kann gegen die Kata strophe des Krakatau Vulkans an der Snndastrahe vom Augnst 1883, die vierzigtausend Menschenleben auf einmal zerstört hat. Was bei Ferdinanden bloß ein friedlicher Ausgang war: daß das Mecrwasser, wieder cindrittgend, den Krater löschte, führte dort zu einer regelrechten Kcssclexplosion, die nahezu die ganze Insel in die Lnft sprengte, eine Dampfsänle von über dreißig Kilometer Höhe trieb, die nächsten Ufer mit einer scchs- nnddrcißig Meter hol-en Sturzwelle verheerte, das Meer bis an die französische Küste aufbrandcn ließ und ihren Knall auf einen Naum wie von Wien nach Grönland vertrieb, wäh rend die reine Lnftwellc zweimal um die Erde rollte, nach zehn Stunden nnd wieder auf dem anderen Wege nm die Kugel nach sechzehn Stunden die Barometer in Berlin er reichte und jahrelang die empvrgeschleudcrtcn Aschenwvlke» die Dämmerfarben der Sonne veränderten. Man fragt sich aber unwillkürlich, Ivas in einer anderen als in unserer rasch lebigen nnd ebenso rasch vergessenden Zeit eine solche wahre Weltkatastrophc im Gemüt schlichter Völker für einen Nieder schlag an Sage und Halbgcschichtc auf Jahrtausende hinaus erzeugt habe» müßte. Das weltgeschichtliche Verhängnis brachte es aber mit sich, daß das aus dem Dämmer erwachsende Hcllbewußtscin der Kulturmcnschheit sich gerade auf jenes Mittelmeer so nachhaltig konzentrieren sollte, von dem man sagen darf, daß es zu den notwendig geologisch unruhigsten Stellen unseres ganzen Pla neten von je gehören mußte. Der säkulare Wechsel geologischer Dinge äußert sich nicht allein in solchen mehr oder minder gewaltsamen Einzclcrcig- nisscn. Wenn wir lesen, daß sich nachweislich die schwedische Küste im Jahrhundert ganz sriedlich um ungefähr ein Meter hebt, so wirkt das eigentlich noch viel nachdenklicher — oder daß säst ganz Frankreich sich mindestens zukunsts-kalastrophak beständig' senkt, in der Nordsccnähc nm mehr als drei Meter schon im Jahrhundert! Man ahnt, daß ganze Kontinente zu Juseln mit Schaukelbewegungen werden und zuletzt kein Meeresboden mehr richtig feststcht. Solche Anzeichen gehen aber auch allenthalben durch die Mittelmeerzonc. Die Säulen des Seraphistempcls zn Pvzzuoli sind seit der Antike wieder, ohne doch selber unizufallcn, ganz sachte herauf- uud heruntcrgepcndelt, konnten zeitweise von Mcer- muschcln angebohrt Weeden und wieder hoch über dem User stehen — heute pendeln sie langsam gerade wieder hinunter, wie jeder Besucher selbst sehen kann. Aber verweilen wir einen Augenblick bei dem Gesamt bilde, wie dieses Meer geologisch entstanden war, als die Kul tur dort aufkam. Ursprünglich war dieses kleine, doch schick- salsrciche Seebecken nur ein Teil eines viel umfassenderen Mccresrings, der als älteste Brnchzone zwischen den zusammen hängenden Nord- und Südlandblöcken der Erde durchging als die jogeuannte „Thetis" der Geologen. Es war damals weder im Westen, wo die Atlantis der Sage jenseits Gibraltar liegen sollte, geschlossen, noch im Osten, slntetc vielmehr frei mit bis Mitlelamcrika, wo cs offen in den Stillen Ozcan ging, wie andererseits über ganz Zentralasien weg zu diesem gleichen Ozean dnrch. Und erst im Laufe später, uns relativ naher geologischer Periode, der sogenannten Tertiärzcit, ver sperrte sich dieser Wasserring dnrch die kolossalen Gebirgs aufwölbungen in Amerika der Kordilleren, in Asien des Himalaja und bei uns, in der Mitte, der Alpen. Zeitweise war gerade hier sogar die Sperre viel intensiver noch als heute, und es mußte noch an der Grenze ältester Menschheit viel ein- gedrängtes Land erneut fallen, um auch nur so viel Naum zwischen Asien, Afrika und Europa tu lassen, wie beute ist. Im Gefolge wieder jener Gebirgsbildungen aber brach überall der Boden, anch der Mcersbvden, in Spalten ein, an- den Svalten aber bracb Lava, bracb Vulkantätiakeit. die bald Verbrechen lohnt sich. Erzählt von G. Wendt-Caspari. Der Angeklagte saß auf seiner Bank uud rührte sich nicht. Der ganze Prozeß schien ihn nichts anzngehen. Er langweilte ihn geradezu. Und doch ging cs nach Ansicht mauchcr Leute um den Kopf dieses Tom Brinlwell. Denn der Mann war beschuldigt, eiu Paar Menschen in die Große Viktoria-Wüste gelockt und sie dort um ihrer Habseligkeiten nnd um ihres wenigen Geldes willen getötet zu habe». „Tenn", so sagte die Anklageschrift, „wo bliebe» die Leute, mit denen Brinkwcll angeblich auf die Suche nach Gold auszvg uud die niemals wieder gesehen wurden?" Ein höhnisches Lächeln zuckte sür einen Augenblick um Tom Brinkwells Mundwinkel. Doch sofort war das Gesicht wieder unbeweglich wie zuvor. Aber daun griff der Angeklagte plötzlich mit beiden Hän den nach der Brüstung vor ihm. Er wollte anfspringen, schreien und beherrschte' sich erst im letzten Augenblick. Er starrte den Zeugen, der da als erster aufgerufen wurde, wie ein Gespenst an, und der Vorsitzende sagte ein wenig über legen: „Ans das Wiedersehen waren Sic nicht vorbereitet!" Der Zeuge sagte aus: „Ich heiße Wilkins und kam vor ein paar Monaten von England hierher nach Westaustralicn, weil mir gesagt worden war, ich könnte hier vielleicht Arbeit finden. Ich hatte drüben alles zn Geld gemacht nnd auch die Familie mitgenommen. Uud nun saß ich da und bekam doch keine Arbeit. Das Geld wurde weniger, ich sah schon keinen Ausweg mehr. Da lernte ich Tour Brinkwell kennen. Wir trafen nns vor einer Arbeitsvermittlung, wo ich schon znm zwanzigsten Male umsonst nach Beschäftigung gefragt hatte. Da hielt er mich an: Mann, wenn Du noch ein wenig Geld hast, kannst Du mit mir Dein Glück machen. Ich habe da ein vaar sichere Tips und weiß, wo es Gold zu finden gibt. Aber ich will nicht allein ziehen. Machst Du mit?' Wir setzten uns in eine Wirtschaft, und da wußte mir Brinkwell alles so rosig zu schildern, daß wir einig wurden. Ich sollte etwas zur Ausrüstung beitragen, und den Verdienst wollten wir teilen. Meine Frau Ivar ein wenig ängstlich und meinte, sie hätte aebört. in ähnlichen Fällen seien schon ein paar Mensthcn jpnrlvü verschwunden. Doch ich wußte ihre Bedenken zu zerstreuen, und wir zogen los. Wir waren ungefähr eine Woche unterwegs, da sagte Brinkwell, der Boden sähe nach Gold aus und hier sei sicher etwas zu machen. Als wir eines Abends lagerten, gingBriuk- well noch eiu wenig auf Erkundung. Er kam bald zurück uud sagte, er hätte einen alten Schacht gefunden, den sicher einmal Goldgräber gegraben hätten, und den müßten wir uns am nächsten Morgen sofort ansehen. Das taten wir denn auch. Wir hatte» eine Bruiliiciiwiude bei »ns mit einem langen Seil nnd eine»! Eimer daran. Die stellten wir über der Schachtöffnung auf, und ich ließ Brink well langsam hinunter. Nach ein Paar Minuten schrie er plötz lich, ich sollte Hochziehen. Er war ganz außer Atem, als sein Kopf wieder auftauchtc: Mensch, so ein Glück! Die Leute, die den Schacht grnbcn, haben nicht richtig zugeschcn. Lanter Gold!' Natürlich stieg mir sein Geschrei zu Kopf, und ich wollte sofort auch das Gold sehen. Ick) kletterte in den Eimer, Brinkwcll drehte langsam die Haspel. Doch dann ließ er sie plötzlich los und lachte. Ich fiel wie ein Stein. Der Eimer schlug hart auf. Ich verlor einen Augenblick die Besinnung. Als ich wieder aufwachte, hing der Eimer hoch über mir. Ich sah mir ein Stück Himmcl und dann und wann Brink wells Arm nnd Faust. Er konnte mich Wohl nicht sehen und tvarf wahllos Steine herunter. Er hätte mich erschlagen, würde ich nicht am Schachtboden eine kleine Ausbuchtung e ckt haben, in die ich mich hineindrückcn konnte. Dort verhielt ich mich ganz rnhig, und so dachte dc. ..erl Wohl, er hätte mich getötet. Der letzte Stein kam geflogen, nnd dann hörte ich nichts mehr. Einen Tag lang rührte ich mich nicht, weil ick irchtete, Brinkwcll könnte vielleicht dort oben noch immer mich lauer». Dan» aber hatte mich der Durst so weit gebracht, daß niir alles einerlei Ivar. Ich mußte versuchen, aus dem Schacht zu komme«. Ich hatte uiei» langes Messer bei mir, und damit mühte ich mich ab, Löcher in die Schachtwand zu graben, eines über das andere. Es Ivar eine Qual. Uud doch kam ich langsam höher nnd höher. Ich weiß nicht, wie lang ich dazu brauchte. Ich erinnere mich »nr, daß ich nach einer letzten übermenschlichen Anstrengung die Ellbogen auf den Naud des Schachtes stützen und mich aus dem Loch schwingen konnte. Dann wurde ick olmmäcktia. yausle, vaio vcrichiang. Sv ist die ganze Breite des hcutigcn nur noch halb versperrten Mittelmeers und seiner Aickäuder mit solchen Spalte» imicrlich durchpflügt, sie gehen durch Ita- ticn uud Sizilien, auch jene Ferdiuandea wuchs aus einer, nud der Pn!tams»nis arbeitet bis weit über Spamcii in den Atlantischen Ozean hinaus in das geheimnisvolle Atlantis- sagengcbiet selbst, wo auch heute noch die Inseln Ivie Gras der Nacht ab nnd zn keimen, um ebenso wieder spulhast zu verschwinden. Gleichzeitig biegt über das Note Meer bis ins Jordan- lal eine ungeheure kontimmtale Gcsamtbrnchspalte relativ auch sehr jungcn Datums zu ihm Hera», die schou in den äquatvrischcn Seen Afrikas am Kilimandscharo vorbciläuft und offenbar eine» historischen Aufaiig eines znm Mittelmeer senkrechten Zerfalls des Riesenblocks Afrika selbst bezeichnet. Das alles stand aber vermutlich noch iu den stärksten Nack-wehen, als der Mensch die Mittelmcerufcr langsam (seit der älteren Steinzeit) zu besiedeln begann. Er hat Wohl noch wirklich erlebt, daß Kreta, daß Sizilien sich erst wieder vom afrikanischen Wüstenrandc losrisse». Aber auch mit diesem Wüstcnraudc Ivar cs für damals »och so ei» Ding. Mit der große» diluviale» Eiszeit hatte» sich auch noch klimatische Vorgänge eingemischt. Während diese Eiszeit aber als Zeit der Mammute und Nicscnglctscher aus dem Norden Europas lag, ginge» Nordafrika »»d die Mitlelmecrländer durch eine Negcu- uud Ueberschwemmunaszcit, die »cbeii Hochfluten doch auch eine Henle unwahrscheinliche Vegetation begünstigten. Die Nordsahara war damals ein Fruchtland mit Banmparadiescn, wo Giraffen und Elefanten weideten. Tas ganze Mittelmeer prangte in üppigsten Waldnfern. Und auch in all das ist der werdende Kulturmensch noch hincin- gewachscn, hat cs erst wieder abklingcn sehen. Ist es ein Wunder, wenn seine Tradition sich niit Bildern von verlorenen Paradiesen, von Sintfluten und versunkenen Atlantisländern erfüllte? In jener Eiszeit geschahen ja auch sonst auf Erden noch vielerlei gewaltigste Dinge, was Verschiebung der Karte anbctraf. Das lastende Eis drückte selber weithin den Boden ein, im Nordtcil des Atlantischen Ozcans brach jetzt endlich die Landverbindnng auseinander, die viele geologische Zeit alter hindurch bestanden hatte zwischen Westeuropa und Nord amerika. Jene monumentale Längsspaltung Afrikas brach iwch im Noten Meer dnrch, nachdem längst das alte Thctismccr sich vor den himmelhohen Schnecbergcn Asiens in den Indi schen Ozcan nach dcni fcrnercn Osten zu verlegt hatte. Was »lögen die uralten Völkerwanderungen, deren Namen und Völker uns vor aller schriftlichen Ucbcrlicfcrung verschollen sind, auch von diesen Zeichen nnd Wundern noch gekannt, noch mitgebracht, noch wcitcrgcgcbcn haben in die hohe Kultur hinein — wie wir hcntc der Insel Ferdinanden gedenken. Die Leistungsfähigkeit -er Greise. Von Professor l)r. W. Anderssen-Berlin. vr. Walter Miles, Professor der experimentellen Psycho logie an der Standford-Universität hat vor der Neuyorkcr Abteilung der Amerikanischen Psychologischen Gesellschaft in Neuyork das Ergebnis seiner lehrreichen Untersuchungen über die Leistungsfähigkeit „älterer Erwachsener", die er auf Grund einer besonderen Beihilfe der Carnegie Corporation angcstellt hat, bekanntgcgeben. Im ganzen hat er 800 Per sonen aller Altersstufen nniersncht. Insbesondere hat er mit 100 Personen im Alter von 26 bis 87 Jahren Verfuchc über die Geschwindigkeit ihrer Reaktion nnd Koordination an- gestellt. Bei diesen Geschwindigkeitsmcssnngcn bediente er sich cincs sinurcichen elektrischen Apparats, der nicht nur die von der Person gemachten Bcwcgnngcn anzcigt, sondern anch das Signal gibt, auf das diese Perfon zn antworten hat. Die merkwürdigste Feststellung bei diese» Versuche» war, daß keineswegs alle Greife, Ivie man gewöhnlich annimmt, be sonders langsam arbeiten. Etwa kl bis der Personen von über 74 Jahre» arbeitete so sch»ell wie Mensche» im besten Lebensalter. Die Unterschiede in der Arbeitsgeschwindigkeit der Greise waren nicht geringer als die bei Dreißig- oder Vierzigjährige». Professor Miles hat dieses Ergebnis sofort benntzt, »m die anch in den Vereinigte» Staate» vo» Amerika cin- gcrisscne Gewohnheit zu geißeln. Menschen nur deswegen, weil sie ein bestimmtes Alter erreicht haben, in den Ruhestand zu versetzen. Er sagte hierüber: „Das Alter ist in der Regel ein wicbtiaer Umstand für die Bestimm»»« der körvcrlickcn So fand mich ei» Engländer, der dort in der Nahe eben falls nach Gold grnb nnd dessen Hund mich anfgespürt hatte. Er brachte mich wieder auf die Beine und hörte meine Gc- schichU. Da erzählte auch er mir von Leuten, die verschwunden fein sollten, und meine Beschreibung von Brinkwell Paßte auf den Kerl, der mit den Vermißten losgezvgcn war. Sobald ich mich cin wenig erholt hatte, wollten wir sofort zur Polizei gehen — an die hundert Kilometer weiter südlich. Vorher suchte mein Engländer den Platz ab, wo wir beide gelagert hatten. Es war nichts mehr da, denn Brinkwell hatte alles, was mir gehörte, mitgenommen. Groß war die Bente freilich nicht, denn die Paar Schillinge, die in meinem gestohlenen Rock steckten, lohnten sich nicht. Afs wir nun nach Süden aufbrechen wollten rind ich meine Hose, die einzige, die ich noch hatte, cmzvg, spürte ich Plötzlich etwas in einer Tasche. Ich zog es heraus, eine Hand voll Erde, die beim Stufcngraben im Schacht hineingefalleu sein mußte. Mein Engländer sah es und faßte sich plötzlich an den Kopf: Mann, hast Du ein Glück! Gold!' — Ja, wirk lich. zwischen der Erde waren eiu paar Goldkörucr." Der Ieugc schwieg eineu Augeublick. Er beobachtete kurz scu Angeklagten. Der hielt die Hände um die Brüstung ge klammert und rührte sich nicht. Da fuhr der Zeuge fort: „Wir dachten in diesem Augen blick nicht mehr an die Polizei. Wir untersuchten den Schacht und fanden, daß eine Wand hart an einer Goldader vorüber schnitt, die Wohl niemand bemerkt hatte. Dnrch einen Zufall ivaren nrit der Erde ein paar Körner in meine Tasche ge kommen, damals, als ich an alles andere dachte, nur nicht an Gold. Wir unternahmen einen Gewaltmarsch zur Polizei, ich ineldete mein Abenteuer, und dann ging es zurück zu unserem Gold. Als mich die Vorladung erreichte, hatten wir die Gold- tasche soeben ausgebeutet. Ich habe heute morgen meinen An teil zur Bank gebracht. Die zahlte mir dreitausend Pfund aus." „Dreitausend Pfund!" Eine schrille Stimme gellte durch den Naum. „Dreitausend Pfund! Und was habe ich erbeutet bei den vier Menschen, die ich verschwinden ließ!" Der An geklagte sah aus wie ein Wahnsinniger. Er schien über die Brüstung springen und den Zeugen erwürgen zn wollen. Ei» paar Schutzleute zwange» ih» nieder. Er sank auf die Bauk zurück: ..Dreitausend Pfund!" Alles andere schien um den Mörder zu versinken. Er horchte nicht einmal auf, als das Todesurteil fiel. Er schwankte, als man ihn fortbrachte: „Dreitansend Pfund!"
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